Zehnter Streich der Braunschweiger Institution
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Zehnter Streich der Braunschweiger Institution
Die Jazzkantine hat mit „Ultrahocherhitzt“ ein überraschend vielschichtiges Album veröffentlicht – 20-jähriges Bandjubiläum im nächsten Jahr.
Braunschweig. Die Jazzkantine hat sich mit einem neuen Album zurückgemeldet. Dass der Band mit „Ultrahocherhitzt“ ihre bislang vielleicht facettenreichste Produktion im Stamm-Genre Jazz/Funk gelang, war nach Ausflügen in Metal- und Volksmusik-Gefilde nicht unbedingt zu erwarten – ist aber so. Ein Gespräch mit Kantinen-Chef Christian Eitner über das neue Werk.
?„Ultrahocherhitzt“ beschreibt ja eigentlich einen Konservierungsprozess. Was musste für euer gleichnamiges neues Album denn alles so konserviert werden?
! Na ja, es geht vor allem um die Hitze, die dabei entsteht. Die ist so um die 100 Grad. Generell werben wir damit, dass wir keine Geschmacksverstärker und künstlichen Zusatzstoffe dabeihaben. Von daher sind wir eine Art Naturprodukt. Wir sehen uns schon als straighte Handwerker, die erdverwachsen Musik machen, die aus dem Bauch kommt. In alter Tradition angelehnt an frühe Kantinen-Platten, ist das neue Album vielleicht auch „back to the roots“, eines, das ein bisschen mehr unsere Frontrapper Cappu und Tachi featured.
? „Back to the roots“ ist, wo du es ansprichst, eine im Rahmen der Besprechung eurer neuen Platte recht inflationär benutzte Formel. Ist das ganze wirklich so einfach? Ich finde, euer Sound ist im Laufe der Jahre schon JazzMatazz mäßiger geworden.
! Das hört natürlich jeder mit anderen Ohren. Ich denke, dass der Bandsound sich durch die Musiker, die bei einer Platte mitmachen, ändert, so wie sich die Musiker in knapp 20 Jahren natürlich selbst weiterentwickeln. Cappuccino beispielsweise klingt anders, als er mit 18 geklungen hat. Insofern beschreibt zurück zu den Basics die Mischung aus ursprünglichen Groove-Ideen, vielen Facetten von Funk und Hip-Hop – was ja der Ursprungsgedanke der Jazzkantine war. Es gibt dieses Mal weniger ein konzeptionelles Denken, was uns ja auch immer mal wieder begleitet hat. Ob das jetzt eine Arbeit mit einer Big Band ist oder zuletzt Heavy Metal beziehungsweise Volkslied. „Ultrahocherhitzt“ ist ein Album aus dem Bauch heraus, eines, wo wir einfach Ideen gesammelt und diese in der Rezeptur, mit der wir uns wohlfühlen, auf CD gebracht haben.
? Ist das Arbeiten an einer Jazzplatte mit Funk-, Soul-, Hip-Hop- und sogar Blueseinflüssen ein anderes als bei den Genreausflügen der letzten Zeit?
! Es ist schon grundsätzlich verschieden. Bei einem Coverprojekt ist relativ klar, was zu tun ist. Die Songs gibt es schon, und du versuchst, ihnen ein neues Gewand zu geben, was dann möglichst nach Jazzkantine klingt. Das angenehme an diesen Geschichten ist, dass man sich da ein bisschen mehr auf das Arrangement konzentrieren kann. Wenn, wie im aktuellen Fall, die Songs noch gar nicht da sind, dann musst du die logischerweise schreiben. Das heißt: Man sperrt sich für eine gewisse Phase ins Studio ein. Da gibt es Ideen, die aus einem guten Groove bestehen, aus ein paar Textzeilen oder aus einem fertig auskomponierten Song mit einer Melodie. Das ist schon eine sehr zeitfressende Aufgabe.
? Wie hat sich der Entstehungsprozess der neuen Platte gestaltet?
! Die Entstehung hat ungefähr sechs Monate gedauert. Wir haben Anfang des Jahres angefangen, waren im Februar/ März in der Landesmusikakademie in Wolfenbüttel in einem sehr schönen Gebäude mit viel Tageslicht, Blick in den Seeliger Park und einer Toptechnik. Womit wir sehr schnell aufnehmen konnten. Wir sind untereinander alle vernetzt und schicken die Mixe durch die Gegend: Aus Köln ein paar Bläseroverdubs, Cappuccino sitzt zu Hause und feilt an irgendwelchen Vocals. So entsteht ein ganz spannendes Puzzlespiel, bei dem jeder seine Parts dazugibt. Wir sind stilistisch sehr offen, auch was den Umgang mit Gästen angeht. In der Band gibt es keine allzu straffe Struktur, aber einen gut gewachsenen Teamgedanken, wo jedem wie bei einer Fußballmannschaft klar ist: Wir können nur gewinnen, wenn wir gemeinsam an einem Strang ziehen. Elf Freunde müsst ihr sein (lacht).
? Was macht die Jazzkantine anno 2013 aus deiner persönlichen Sicht aus?
! Durch ein paar Umbesetzungen hat sich eine Truppe gefunden, die einfach viel Freude am Musizieren hat. Es ist für mich die gefühlt beste Formation. Leute, die eine ganz neue Spielfreude auf die Platte bringen, die aber auch in der Lage sind, sich im Projekt immer wieder ein Stück zurückzunehmen, und zu sagen: Es geht hier nicht nur um mich. Vielleicht sind wir inzwischen auch alle ein bisschen weiser geworden. Als Musiker ist man ja ständig auf einer Reise, Du hast ständig den Druck, dich neu zu erfinden. Jetzt war es ein Stück weit so, dass man sich im Studio in die Augen guckt, und weiß: Es ist alles gut, alles klar.
? Es gibt auf dem Album einige Reminiszenzen an die 90er Jahre, unter anderem an Reel 2 Reals „Move it“ oder Lenny Kravitz „Always on the run“. Ihr feiert im kommenden Jahr 20-jähriges Jubiläum. Ist das eine Art Verbeugung vor der Zeit?
! Das sind eher Zufälle. Die Lenny-Kravitz-Sounds begleiten uns schon seit der ersten Platte. Der Gedanke war hier, dass ein rocklastiges Stück dabei sein sollte. Und dieses „I like to move it“ ist in unserer Kombi angelehnt an einen Miles-Davis-Klassiker, der in dem Song auch auftaucht. Wir haben das einmal als Zugaben Medley gespielt, was uns wirklich Spaß gemacht hat. Es ist ein bisschen dieses Hip-Hop-mäßige sich inspirieren lassen. Das sind typische Produkte, die entstehen, wenn knapp zehn Leute aus verschiedensten Ecken – ein DJ, zwei Rapper, zwei Typen aus dem Jazzbereich und eine Rhythmusgruppe, die eher Funk orientiert ist – auf der Bühne, auf Tour oder bei einer Blauhausparty jammen. Von daher weiß ich auch nie hundertprozentig, wo die Reise hingeht. Aber das macht es eben auch spannend.
? Wird das Album in Braunschweig noch offiziell vorgestellt? Und geht es mit „Ultrahocherhitzt“ auf Tour?
! Im Spätsommer 2014 geht es auf unser 20-Jähriges zu. Das möchten wir natürlich feiern, und da wird es auch ein Konzert geben. Nächstes Jahr im Herbst machen wir dann eine größere Tour. In diesem Jahr spielen wir noch einige Festivals.
Quelle
Braunschweig. Die Jazzkantine hat sich mit einem neuen Album zurückgemeldet. Dass der Band mit „Ultrahocherhitzt“ ihre bislang vielleicht facettenreichste Produktion im Stamm-Genre Jazz/Funk gelang, war nach Ausflügen in Metal- und Volksmusik-Gefilde nicht unbedingt zu erwarten – ist aber so. Ein Gespräch mit Kantinen-Chef Christian Eitner über das neue Werk.
?„Ultrahocherhitzt“ beschreibt ja eigentlich einen Konservierungsprozess. Was musste für euer gleichnamiges neues Album denn alles so konserviert werden?
! Na ja, es geht vor allem um die Hitze, die dabei entsteht. Die ist so um die 100 Grad. Generell werben wir damit, dass wir keine Geschmacksverstärker und künstlichen Zusatzstoffe dabeihaben. Von daher sind wir eine Art Naturprodukt. Wir sehen uns schon als straighte Handwerker, die erdverwachsen Musik machen, die aus dem Bauch kommt. In alter Tradition angelehnt an frühe Kantinen-Platten, ist das neue Album vielleicht auch „back to the roots“, eines, das ein bisschen mehr unsere Frontrapper Cappu und Tachi featured.
? „Back to the roots“ ist, wo du es ansprichst, eine im Rahmen der Besprechung eurer neuen Platte recht inflationär benutzte Formel. Ist das ganze wirklich so einfach? Ich finde, euer Sound ist im Laufe der Jahre schon JazzMatazz mäßiger geworden.
! Das hört natürlich jeder mit anderen Ohren. Ich denke, dass der Bandsound sich durch die Musiker, die bei einer Platte mitmachen, ändert, so wie sich die Musiker in knapp 20 Jahren natürlich selbst weiterentwickeln. Cappuccino beispielsweise klingt anders, als er mit 18 geklungen hat. Insofern beschreibt zurück zu den Basics die Mischung aus ursprünglichen Groove-Ideen, vielen Facetten von Funk und Hip-Hop – was ja der Ursprungsgedanke der Jazzkantine war. Es gibt dieses Mal weniger ein konzeptionelles Denken, was uns ja auch immer mal wieder begleitet hat. Ob das jetzt eine Arbeit mit einer Big Band ist oder zuletzt Heavy Metal beziehungsweise Volkslied. „Ultrahocherhitzt“ ist ein Album aus dem Bauch heraus, eines, wo wir einfach Ideen gesammelt und diese in der Rezeptur, mit der wir uns wohlfühlen, auf CD gebracht haben.
? Ist das Arbeiten an einer Jazzplatte mit Funk-, Soul-, Hip-Hop- und sogar Blueseinflüssen ein anderes als bei den Genreausflügen der letzten Zeit?
! Es ist schon grundsätzlich verschieden. Bei einem Coverprojekt ist relativ klar, was zu tun ist. Die Songs gibt es schon, und du versuchst, ihnen ein neues Gewand zu geben, was dann möglichst nach Jazzkantine klingt. Das angenehme an diesen Geschichten ist, dass man sich da ein bisschen mehr auf das Arrangement konzentrieren kann. Wenn, wie im aktuellen Fall, die Songs noch gar nicht da sind, dann musst du die logischerweise schreiben. Das heißt: Man sperrt sich für eine gewisse Phase ins Studio ein. Da gibt es Ideen, die aus einem guten Groove bestehen, aus ein paar Textzeilen oder aus einem fertig auskomponierten Song mit einer Melodie. Das ist schon eine sehr zeitfressende Aufgabe.
? Wie hat sich der Entstehungsprozess der neuen Platte gestaltet?
! Die Entstehung hat ungefähr sechs Monate gedauert. Wir haben Anfang des Jahres angefangen, waren im Februar/ März in der Landesmusikakademie in Wolfenbüttel in einem sehr schönen Gebäude mit viel Tageslicht, Blick in den Seeliger Park und einer Toptechnik. Womit wir sehr schnell aufnehmen konnten. Wir sind untereinander alle vernetzt und schicken die Mixe durch die Gegend: Aus Köln ein paar Bläseroverdubs, Cappuccino sitzt zu Hause und feilt an irgendwelchen Vocals. So entsteht ein ganz spannendes Puzzlespiel, bei dem jeder seine Parts dazugibt. Wir sind stilistisch sehr offen, auch was den Umgang mit Gästen angeht. In der Band gibt es keine allzu straffe Struktur, aber einen gut gewachsenen Teamgedanken, wo jedem wie bei einer Fußballmannschaft klar ist: Wir können nur gewinnen, wenn wir gemeinsam an einem Strang ziehen. Elf Freunde müsst ihr sein (lacht).
? Was macht die Jazzkantine anno 2013 aus deiner persönlichen Sicht aus?
! Durch ein paar Umbesetzungen hat sich eine Truppe gefunden, die einfach viel Freude am Musizieren hat. Es ist für mich die gefühlt beste Formation. Leute, die eine ganz neue Spielfreude auf die Platte bringen, die aber auch in der Lage sind, sich im Projekt immer wieder ein Stück zurückzunehmen, und zu sagen: Es geht hier nicht nur um mich. Vielleicht sind wir inzwischen auch alle ein bisschen weiser geworden. Als Musiker ist man ja ständig auf einer Reise, Du hast ständig den Druck, dich neu zu erfinden. Jetzt war es ein Stück weit so, dass man sich im Studio in die Augen guckt, und weiß: Es ist alles gut, alles klar.
? Es gibt auf dem Album einige Reminiszenzen an die 90er Jahre, unter anderem an Reel 2 Reals „Move it“ oder Lenny Kravitz „Always on the run“. Ihr feiert im kommenden Jahr 20-jähriges Jubiläum. Ist das eine Art Verbeugung vor der Zeit?
! Das sind eher Zufälle. Die Lenny-Kravitz-Sounds begleiten uns schon seit der ersten Platte. Der Gedanke war hier, dass ein rocklastiges Stück dabei sein sollte. Und dieses „I like to move it“ ist in unserer Kombi angelehnt an einen Miles-Davis-Klassiker, der in dem Song auch auftaucht. Wir haben das einmal als Zugaben Medley gespielt, was uns wirklich Spaß gemacht hat. Es ist ein bisschen dieses Hip-Hop-mäßige sich inspirieren lassen. Das sind typische Produkte, die entstehen, wenn knapp zehn Leute aus verschiedensten Ecken – ein DJ, zwei Rapper, zwei Typen aus dem Jazzbereich und eine Rhythmusgruppe, die eher Funk orientiert ist – auf der Bühne, auf Tour oder bei einer Blauhausparty jammen. Von daher weiß ich auch nie hundertprozentig, wo die Reise hingeht. Aber das macht es eben auch spannend.
? Wird das Album in Braunschweig noch offiziell vorgestellt? Und geht es mit „Ultrahocherhitzt“ auf Tour?
! Im Spätsommer 2014 geht es auf unser 20-Jähriges zu. Das möchten wir natürlich feiern, und da wird es auch ein Konzert geben. Nächstes Jahr im Herbst machen wir dann eine größere Tour. In diesem Jahr spielen wir noch einige Festivals.
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