1913: Die Feldpost von Adolf Mann - Liebe Daisy!

Bloß noch ein sehnsüchtiges Küssle; zum Schreiben bin ich viel zu aufgeregt und konnte die vergangene Nacht vor AufregungAufregung kaum schlafen; ich werde womöglich grad mit dem Waffenstillstand heimkommen. Ich muß ja bald bei dir sein dürfen für immer. Laß dich umschlingen und verküssen voll heißer Sehnsucht.


Adolf Mann hat seinen gesamten Kriegsdienst in BriefenBriefen dokumentiert.Foto: Zweygarth




Was zur gleichen Zeit passiert
Alles liegt in Scherben, Deutschland am Boden. Es wird nur noch wenige Tage dauern, bis Deutschland einen Waffenstillstandsvertrag unterschreibt, der einer Kapitulation gleichkommt. Während Adolf Mann seiner Daisy den letzten von 1396 Feldpostbriefen aus dem Krieg schreibt, findet das „Stuttgarter Neue Tagblatt“ Worte, die die ausgelaugten und wütenden Menschen aufbauen sollen: Mit der Profitsucht, dem Standesdünkel, dem Wuchergeist und der Engherzigkeit müsse es nun ein für allemal vorbei sein. Wo die Menschen bisher „ich“ gesagt hätten, müssten sie nun „wir“ sagen. Das tun die Menschen dann auch – im Reich und in Stuttgart ändert am 9. November eine Revolution die Machtverhältnisse. In Stuttgart verlässt König Wilhelm II. das Wilhelmspalais und fährt nach Bebenhausen. Es ist das Ende der Monarchie in Württemberg.

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