Was versteht man unter Lumpenproletariat?
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Was versteht man unter Lumpenproletariat?
Nun liebe Bildungsbürger, schon mal gehört diesen begriff,nein!
Dann fragt doch mal bei den Linken nach,die dürften Euch das gerne erklären,voraus genommen sie sprechen mit Euch.
Nun aber wir können helfen, darüber steht geschrieben:
Der Begriff Lumpenproletariat wurde von Karl Marx geprägt[1][2][3] und bezeichnet jene Vielfalt an Menschen mit unterschiedlicher Klassenherkunft, insbesondere jedoch Proletarier, die ans unterste Ende der Gesellschaft geschleudert werden, oder aus ihr entstammen, und keiner typischen Lohnarbeit nachgehen. Politisch wären sie für Marx oftmals unzuverlässig, passiv und reaktionär, weil meist ungebildet.
Darstellung des Lumpenproletariats, Lithografie, Ende des 19. Jahrhunderts
Von der marxschen, gesellschaftstheoretischen Begriffsverwendung zu unterscheiden sind spätere eugenische Auffassungen.
Zum ersten Mal gebraucht Marx den Begriff in seiner Auseinandersetzung mit Max Stirner, dem er vorhält, das Proletariat zu verwechseln mit „ruinierten Bourgeois und ruinierten Proletariern, […] einer Kollektion von Lumpen, die in jedem Zeitalter existiert haben“, d.h. mit dem Pauperismus, welcher „die Lage nur des ruinierten Proletariats, die letzte Stufe ist, auf die der gegen den Druck der Bourgeoisie widerstandslos gewordene Proletarier versinkt, und nur der aller Energie beraubte Proletarier ein Pauper ist.“[4] Zu diesem „Auswurf, Abfall, Abhub aller Klassen“ zählte Marx die „zerrütteten Lebeherren mit zweideutigen Subsistenzmitteln und von zweideutiger Herkunft, verkommene und abenteuerliche Ableger der Bourgeoisie, Vagabunden, entlassene Soldaten, entlassene Zuchthaussträflinge, entlaufene Galeerensklaven, Gauner, Gaukler, Tagediebe, Taschendiebe, Taschenspieler, Spieler, Zuhälter, Bordellhalter, Lastträger, Literaten, Orgeldreher, Lumpensammler, Scherenschleifer, Kesselflicker, Bettler, kurz, die ganze unbestimmte, aufgelöste, hin- und hergeworfene Masse, die die Franzosen ‚la bohème‘ nennen“.[5] Im Kommunistischen Manifest beschrieben Marx/Engels die subproletarischen Gruppen als „passive Verfaulung der untersten Schichten der alten Gesellschaft“. Wenn sie auch in der von den Autoren erwarteten proletarischen Revolution „stellenweise in die Bewegung hineingeschleudert“ werden würden, so würden sie doch ihrer ganzen Lebenslage nach „bereitwilliger sein, sich zu reaktionären Umtrieben erkaufen zu lassen“.[6] Als „Mobilgarde“ der Reaktion[7] sah Marx im Lumpenproletariat eine Gefahr. Dass das in seiner Zusammensetzung sehr heterogene „Lumpenproletariat“ sich nicht wie die Industriearbeiterschaft organisieren lasse, ein geringes Bewusstsein seiner Interessenlage habe und offen für Bestechung durch den Klassengegner sei, sah man in der Arbeiterbewegung als Problem. Es schied wegen seiner Unzuverlässigkeit und seiner Unfähigkeit zur Entwicklung eines proletarischen Klassenbewusstseins als Bündnispartner der Arbeiterklasse aus. Polit-ökonomisch bestimmt wird das Lumpenproletariat (Vagabunden, Verbrecher, Prostituierte) im marxschen Kapital als Teil des „tiefsten Niederschlags“ der relativen Überbevölkerung (der industriellen Reservearmee), die das Kapital produziert.[8]
Abfall aller Klassen und Quelle der Kriminalität
Die Angriffe gegen das „Lumpenproletariat“ beschränkten sich nicht nur auf den materiell untersten Stand. Engels identifizierte (1887/88) in einem „zahlreichen Schmarotzeradel“ in der unteren Schicht des preußischen Junkertums ein „adliges Lumpenproletariat“, „das vom Schuldenmachen, zweifelhaftem Spiel, Zudringlichkeit, Bettel und politischer Spionage“ leben würde.[9]
Rosa Luxemburg demgegenüber sprach einerseits vom „Lumpenproletariat“ als von „Verbrechern und Prostituierten“.[10] Andererseits aber bezeichnete sie so „eine besondere Schicht“ von „sozialem Abfall“, die in einer Phase gesellschaftlicher Umwälzung „riesig“ anwachse. Sie verortete deren Entstehung in „allen Schichten der bürgerlichen Gesellschaft“, nämlich als Ergebnis von deren „Verlumpung“. „Abstufungen zwischen kaufmännischem Preiswucher, Schlachtschitzen-Schiebungen, fiktiven Gelegenheitsgeschäften, Lebensmittelfälschung, Prellerei, Beamtenunterschlagung, Diebstahl, Einbruch und Raub“ würden so ineinanderfließen, dass „die Grenze zwischen dem ehrbaren Bürgertum und dem Zuchthaus“ verschwimme. Wenn die „konventionellen Schranken und Stützen für Moral und Recht“ in Umbruchsituationen fortfielen, falle die bürgerliche Gesellschaft „unmittelbar und hemmungslos einfacher Verlumpung anheim“.[11]
Abseits dieser mehr oder weniger theoriegeleiteten Definitionen von „Lumpenproletariat“ und „Verlumpen“ sah das Alltagsverständnis der breiten Mehrheitsbevölkerung darin ein Milieu der „Asozialität“ und einen Entstehungsort von Kriminalität. Als um die Wende zum 20. Jahrhundert die bevölkerungssanitären Vorstellungen von Sozialhygienikern populär zu werden begannen, richtete sich deren Interesse vor allem auf die als „asozial“ etikettierten subproletarischen Gruppen. 1912 beschrieb der Hygieniker Alfred Grotjahn, Mitglied der SPD und in der Weimarer Republik Mitglied des Reichstags und Autor des gesundheitspolitischen Abschnitts des Görlitzer Programms (1922), sie als „Bodensatz der Bevölkerung“ und „Bevölkerungskonglomerat […] aus Vagabunden, Arbeitsscheuen, Hausierbettlern, Prostituierten, Zuhältern, Trunkenbolden und sonstigen Verwahrlosten“, an deren Spitze „Verbrechernaturen“ stehen würden. Es handle sich um „eine Gefahr und eine Bürde für jedes Gemeinwesen“.[12]
Sozialistische Eugenik
Der Ansatz einer sozialistischen Eugenik, wie er von Julius Tandler, Rudolf Goldscheid, Ludwig Woltmann, Wilhelm Schallmayer, Magnus Hirschfeld, Alfred Grotjahn, Oda Olberg, Gunnar Myrdal u.a. vertreten wurde, erhielt nicht erst im Nationalsozialismus einen erbbiologischen Inhalt. Oda Olberg, Theoretikerin eines eugenischen Sozialismus, verstand das Lumpenproletariat als biologische Kategorie:
„Was man Lumpenproletariat nennt, rekrutiert sich durchaus nicht vorwiegend aus dem Proletariat: Es ist überhaupt keine wirtschaftliche, sondern eine biologische Kategorie, die sich aus dem Abfall aller sozialen Schichten bildet. […] Ihre Hauptmasse besteht aus Entarteten, aus Imbezillen oder Psychopathen […] Mit Unrecht stellt man diese Menschen schlechthin als Opfer unserer Wirtschaftsordnung hin. Sie stehen außerhalb des Produktionsprozesses, haben nichts zu ihm beigetragen, und ihr Elend beweist nichts anderes als die Unzulänglichkeit der sozialen Fürsorge.“[13]
Quelle - Literatur & Einzelnachweise
Dann fragt doch mal bei den Linken nach,die dürften Euch das gerne erklären,voraus genommen sie sprechen mit Euch.
Nun aber wir können helfen, darüber steht geschrieben:
Der Begriff Lumpenproletariat wurde von Karl Marx geprägt[1][2][3] und bezeichnet jene Vielfalt an Menschen mit unterschiedlicher Klassenherkunft, insbesondere jedoch Proletarier, die ans unterste Ende der Gesellschaft geschleudert werden, oder aus ihr entstammen, und keiner typischen Lohnarbeit nachgehen. Politisch wären sie für Marx oftmals unzuverlässig, passiv und reaktionär, weil meist ungebildet.
Darstellung des Lumpenproletariats, Lithografie, Ende des 19. Jahrhunderts
Von der marxschen, gesellschaftstheoretischen Begriffsverwendung zu unterscheiden sind spätere eugenische Auffassungen.
Zum ersten Mal gebraucht Marx den Begriff in seiner Auseinandersetzung mit Max Stirner, dem er vorhält, das Proletariat zu verwechseln mit „ruinierten Bourgeois und ruinierten Proletariern, […] einer Kollektion von Lumpen, die in jedem Zeitalter existiert haben“, d.h. mit dem Pauperismus, welcher „die Lage nur des ruinierten Proletariats, die letzte Stufe ist, auf die der gegen den Druck der Bourgeoisie widerstandslos gewordene Proletarier versinkt, und nur der aller Energie beraubte Proletarier ein Pauper ist.“[4] Zu diesem „Auswurf, Abfall, Abhub aller Klassen“ zählte Marx die „zerrütteten Lebeherren mit zweideutigen Subsistenzmitteln und von zweideutiger Herkunft, verkommene und abenteuerliche Ableger der Bourgeoisie, Vagabunden, entlassene Soldaten, entlassene Zuchthaussträflinge, entlaufene Galeerensklaven, Gauner, Gaukler, Tagediebe, Taschendiebe, Taschenspieler, Spieler, Zuhälter, Bordellhalter, Lastträger, Literaten, Orgeldreher, Lumpensammler, Scherenschleifer, Kesselflicker, Bettler, kurz, die ganze unbestimmte, aufgelöste, hin- und hergeworfene Masse, die die Franzosen ‚la bohème‘ nennen“.[5] Im Kommunistischen Manifest beschrieben Marx/Engels die subproletarischen Gruppen als „passive Verfaulung der untersten Schichten der alten Gesellschaft“. Wenn sie auch in der von den Autoren erwarteten proletarischen Revolution „stellenweise in die Bewegung hineingeschleudert“ werden würden, so würden sie doch ihrer ganzen Lebenslage nach „bereitwilliger sein, sich zu reaktionären Umtrieben erkaufen zu lassen“.[6] Als „Mobilgarde“ der Reaktion[7] sah Marx im Lumpenproletariat eine Gefahr. Dass das in seiner Zusammensetzung sehr heterogene „Lumpenproletariat“ sich nicht wie die Industriearbeiterschaft organisieren lasse, ein geringes Bewusstsein seiner Interessenlage habe und offen für Bestechung durch den Klassengegner sei, sah man in der Arbeiterbewegung als Problem. Es schied wegen seiner Unzuverlässigkeit und seiner Unfähigkeit zur Entwicklung eines proletarischen Klassenbewusstseins als Bündnispartner der Arbeiterklasse aus. Polit-ökonomisch bestimmt wird das Lumpenproletariat (Vagabunden, Verbrecher, Prostituierte) im marxschen Kapital als Teil des „tiefsten Niederschlags“ der relativen Überbevölkerung (der industriellen Reservearmee), die das Kapital produziert.[8]
Abfall aller Klassen und Quelle der Kriminalität
Die Angriffe gegen das „Lumpenproletariat“ beschränkten sich nicht nur auf den materiell untersten Stand. Engels identifizierte (1887/88) in einem „zahlreichen Schmarotzeradel“ in der unteren Schicht des preußischen Junkertums ein „adliges Lumpenproletariat“, „das vom Schuldenmachen, zweifelhaftem Spiel, Zudringlichkeit, Bettel und politischer Spionage“ leben würde.[9]
Rosa Luxemburg demgegenüber sprach einerseits vom „Lumpenproletariat“ als von „Verbrechern und Prostituierten“.[10] Andererseits aber bezeichnete sie so „eine besondere Schicht“ von „sozialem Abfall“, die in einer Phase gesellschaftlicher Umwälzung „riesig“ anwachse. Sie verortete deren Entstehung in „allen Schichten der bürgerlichen Gesellschaft“, nämlich als Ergebnis von deren „Verlumpung“. „Abstufungen zwischen kaufmännischem Preiswucher, Schlachtschitzen-Schiebungen, fiktiven Gelegenheitsgeschäften, Lebensmittelfälschung, Prellerei, Beamtenunterschlagung, Diebstahl, Einbruch und Raub“ würden so ineinanderfließen, dass „die Grenze zwischen dem ehrbaren Bürgertum und dem Zuchthaus“ verschwimme. Wenn die „konventionellen Schranken und Stützen für Moral und Recht“ in Umbruchsituationen fortfielen, falle die bürgerliche Gesellschaft „unmittelbar und hemmungslos einfacher Verlumpung anheim“.[11]
Abseits dieser mehr oder weniger theoriegeleiteten Definitionen von „Lumpenproletariat“ und „Verlumpen“ sah das Alltagsverständnis der breiten Mehrheitsbevölkerung darin ein Milieu der „Asozialität“ und einen Entstehungsort von Kriminalität. Als um die Wende zum 20. Jahrhundert die bevölkerungssanitären Vorstellungen von Sozialhygienikern populär zu werden begannen, richtete sich deren Interesse vor allem auf die als „asozial“ etikettierten subproletarischen Gruppen. 1912 beschrieb der Hygieniker Alfred Grotjahn, Mitglied der SPD und in der Weimarer Republik Mitglied des Reichstags und Autor des gesundheitspolitischen Abschnitts des Görlitzer Programms (1922), sie als „Bodensatz der Bevölkerung“ und „Bevölkerungskonglomerat […] aus Vagabunden, Arbeitsscheuen, Hausierbettlern, Prostituierten, Zuhältern, Trunkenbolden und sonstigen Verwahrlosten“, an deren Spitze „Verbrechernaturen“ stehen würden. Es handle sich um „eine Gefahr und eine Bürde für jedes Gemeinwesen“.[12]
Sozialistische Eugenik
Der Ansatz einer sozialistischen Eugenik, wie er von Julius Tandler, Rudolf Goldscheid, Ludwig Woltmann, Wilhelm Schallmayer, Magnus Hirschfeld, Alfred Grotjahn, Oda Olberg, Gunnar Myrdal u.a. vertreten wurde, erhielt nicht erst im Nationalsozialismus einen erbbiologischen Inhalt. Oda Olberg, Theoretikerin eines eugenischen Sozialismus, verstand das Lumpenproletariat als biologische Kategorie:
„Was man Lumpenproletariat nennt, rekrutiert sich durchaus nicht vorwiegend aus dem Proletariat: Es ist überhaupt keine wirtschaftliche, sondern eine biologische Kategorie, die sich aus dem Abfall aller sozialen Schichten bildet. […] Ihre Hauptmasse besteht aus Entarteten, aus Imbezillen oder Psychopathen […] Mit Unrecht stellt man diese Menschen schlechthin als Opfer unserer Wirtschaftsordnung hin. Sie stehen außerhalb des Produktionsprozesses, haben nichts zu ihm beigetragen, und ihr Elend beweist nichts anderes als die Unzulänglichkeit der sozialen Fürsorge.“[13]
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