Die Märtyrer der Täuferbewegung
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Die Märtyrer der Täuferbewegung
An die 1000 historisch erfasste Täufer, von ihren Gegnern als Wiedertäufer oder Anabaptisten bezeichnet, ließen im 16. und 17. Jahrhundert aufgrund ihrer Glaubensüberzeugungen als Märtyrer der Täuferbewegung ihr Leben.[1]
Felix Manz wird in der Limmat ertränkt. Darstellung aus dem 17. Jahrhundert.
Hintergrund
Die radikalreformatorisch-christliche Bewegung der Täufer entstand im zweiten Viertel des 16. Jahrhunderts in verschiedenen Teilen Europas. Wichtige Konzepte der frühen Täufer waren die Nachfolge Christi, die Kirche als Bruderschaft und die Gewaltlosigkeit.[2] Ihr Denken und Verhalten begründeten sie ganz aus der wortgetreuen Auslegung des Neuen Testamentes (sola scriptura), was auch in ihrem Sakramentsverständnis (Gläubigentaufe, Abendmahl) zum Ausdruck kam. Hinzu kamen Forderungen nach Glaubensfreiheit, nach Trennung von Kirche und Staat, nach Gütergemeinschaft und nach Absonderung (Gemeinschaft der Gläubigen).
Es setzte bald eine heftige Verfolgung der Täufer ein, wobei zu härtesten Maßnahmen wie Vertreibung, Folterung und Ermordung gegriffen wurde. Täufer wurden ihres Besitzes beraubt, außer Landes verwiesen und in die Sklaverei verkauft. Nur wenige Landesherren gewährten den Täufern – oft nur vorübergehend – Schutz.
Die rechtliche Grundlage der Täuferverfolgung im 16. und 17.Jahrhundert bildete das sogenannte Wiedertäufermandat, das 1529 auf dem Reichstag zu Speyer beschlossen worden war. Auch das nach wie vor gültige Augsburger Bekenntnis der lutherischen Kirchen legitimierte die Verfolgungen, in dem es die Täufer ausdrücklich verdammt. An den Verfolgungen waren die jeweiligen Landesherren und gleichermaßen die Römisch-katholische Kirche, die lutherische und reformierte Geistlichkeit beteiligt.
Die Opfer
Auszug aus der Märtyrer-Tafel des Geschichtbuchs der Hutterischen Brüder
Zu den ersten Märtyrern der Täuferbewegung gehörten Eberli Bolt, Hans Krüsi (auch Hans Nagel genannt) sowie Felix Manz, der am 5. Januar 1527 in der Limmat bei Zürich ertränkt wurde. Weitere bekannte Märtyrer waren Balthasar Hubmaier, Jörg Blaurock und Michael Sattler.
Der mennonitische Märtyrerspiegel führt etwa 800 täuferische Märtyrer namentlich auf.[3] Das Geschichtbuch der Hutterischen Brüder beschreibt auf rund 670 Seiten viele Einzelschicksale täuferischer Märtyrer[4] und enthält eine sogenannte Märtyrer Tafel.
Die Täuferforschung geht davon aus, dass die in den Schriften dokumentierte Opferzahl mindestens verdoppelt werden muss. Der Täuferforscher Wolfgang Krauß spricht im Blick auf das Ausmaß des Martyriums, das die Täufer durchlitten haben, von einem „Ekklesiozid“.[5]
Die Martertafel des Geschichtbuches der Hutterischen Brüder
Die im Geschichtbuch der Hutterischen Brüder aufgeführte sogenannte Märtyrer Tafel[4] enthält als Seitenanmerkung den Eintrag: „Märtyrer Tafel, wie Gott zu allen Ecken deutscher Lande sein Wahrheit mit Blut bezeuget und an Tag gebracht hat“.[6] Aufgelistet werden hier unter Angabe der Region und der Orte die Zahlen der Täufermärtyrer des 16. Jahrhunderts.[7]
Liste der Märtyrer siehe Quellenangabe muit Jahreszahlen und Region, sowie Opferzahlen.
Historische Aufarbeitung und Gedenken
Neben dem Geschichtbuch der Hutterischen Brüder gehört der von Thieleman van Braght 1684 in Amsterdam verfasste Märtyrerspiegel (Der blutige Schauplatz – oder Märtyrer-Spiegel der Taufgesinnten oder Wehrlosen Christen..) zu den Büchern, die die Erinnerung an die Täufermärtyer über Jahrhunderte bewahrt haben. „Neben der Bibel hat kein anderes Buch die Mennoniten […] in ihrem Glauben mehr bewahrt und gestärkt“ als dieses Buch.[10] Besonders geschätzt wurde die zweite Auflage des Märtyrerspiegels, dem 104 Kupferstiche des bekannten mennonitischen Künstlers Jan Luyken beigegeben worden waren. In neuerer Zeit erschien das Gedenkbuch Märtyrerschicksale von John S. Oyer und Robert S. Kreider, das im Wesentlichen auf den genannten älteren Chroniken fußt, seine biographischen Artikel aber durch jüngere Forschungsergebnisse ergänzt und zum Teil auch korrigiert.
Anlässlich des Täuferjahres 2007 baten Vertreter der Reformierten Kirche der Schweiz die Nachfahren der Täuferbewegung um Vergebung.[11] Im Juli 2010 entschuldigte sich auch der Lutherische Weltbund bei seiner Vollversammlung in Stuttgart für die brutale Unterdrückung, Verfolgung und Tötung von Mennoniten im 16. und 17. Jahrhundert, die damals mit der Billigung des Reformators Martin Luther geschah.[12]
Im Rahmen des Themenjahres „Reformation und Toleranz“ im Vorfeld der 500-Jahr-Feier des Thesenanschlages wurde am 18. Januar 2013 an die Ermordung von sechs Täufern im vormaligen Kloster Reinhardsbrunn in Thüringen am 18. Januar 1530 erinnert. Nach einem Bußgottesdienst mit Bischöfin Ilse Junkermann und dem Thüringer Kultusminister Christoph Matschie wurde zum Gedenken an die politischen und religiösen Verfolgungen der Täuferbewegung in Reinhardsbrunn eine Gedenkstele enthüllt.[13]
Siehe auch
Augsburger Märtyrersynode
Zeittafel zur Geschichte der Täufer
Quelle - Literatur & einzelnachweise
Felix Manz wird in der Limmat ertränkt. Darstellung aus dem 17. Jahrhundert.
Hintergrund
Die radikalreformatorisch-christliche Bewegung der Täufer entstand im zweiten Viertel des 16. Jahrhunderts in verschiedenen Teilen Europas. Wichtige Konzepte der frühen Täufer waren die Nachfolge Christi, die Kirche als Bruderschaft und die Gewaltlosigkeit.[2] Ihr Denken und Verhalten begründeten sie ganz aus der wortgetreuen Auslegung des Neuen Testamentes (sola scriptura), was auch in ihrem Sakramentsverständnis (Gläubigentaufe, Abendmahl) zum Ausdruck kam. Hinzu kamen Forderungen nach Glaubensfreiheit, nach Trennung von Kirche und Staat, nach Gütergemeinschaft und nach Absonderung (Gemeinschaft der Gläubigen).
Es setzte bald eine heftige Verfolgung der Täufer ein, wobei zu härtesten Maßnahmen wie Vertreibung, Folterung und Ermordung gegriffen wurde. Täufer wurden ihres Besitzes beraubt, außer Landes verwiesen und in die Sklaverei verkauft. Nur wenige Landesherren gewährten den Täufern – oft nur vorübergehend – Schutz.
Die rechtliche Grundlage der Täuferverfolgung im 16. und 17.Jahrhundert bildete das sogenannte Wiedertäufermandat, das 1529 auf dem Reichstag zu Speyer beschlossen worden war. Auch das nach wie vor gültige Augsburger Bekenntnis der lutherischen Kirchen legitimierte die Verfolgungen, in dem es die Täufer ausdrücklich verdammt. An den Verfolgungen waren die jeweiligen Landesherren und gleichermaßen die Römisch-katholische Kirche, die lutherische und reformierte Geistlichkeit beteiligt.
Die Opfer
Auszug aus der Märtyrer-Tafel des Geschichtbuchs der Hutterischen Brüder
Zu den ersten Märtyrern der Täuferbewegung gehörten Eberli Bolt, Hans Krüsi (auch Hans Nagel genannt) sowie Felix Manz, der am 5. Januar 1527 in der Limmat bei Zürich ertränkt wurde. Weitere bekannte Märtyrer waren Balthasar Hubmaier, Jörg Blaurock und Michael Sattler.
Der mennonitische Märtyrerspiegel führt etwa 800 täuferische Märtyrer namentlich auf.[3] Das Geschichtbuch der Hutterischen Brüder beschreibt auf rund 670 Seiten viele Einzelschicksale täuferischer Märtyrer[4] und enthält eine sogenannte Märtyrer Tafel.
Die Täuferforschung geht davon aus, dass die in den Schriften dokumentierte Opferzahl mindestens verdoppelt werden muss. Der Täuferforscher Wolfgang Krauß spricht im Blick auf das Ausmaß des Martyriums, das die Täufer durchlitten haben, von einem „Ekklesiozid“.[5]
Die Martertafel des Geschichtbuches der Hutterischen Brüder
Die im Geschichtbuch der Hutterischen Brüder aufgeführte sogenannte Märtyrer Tafel[4] enthält als Seitenanmerkung den Eintrag: „Märtyrer Tafel, wie Gott zu allen Ecken deutscher Lande sein Wahrheit mit Blut bezeuget und an Tag gebracht hat“.[6] Aufgelistet werden hier unter Angabe der Region und der Orte die Zahlen der Täufermärtyrer des 16. Jahrhunderts.[7]
Liste der Märtyrer siehe Quellenangabe muit Jahreszahlen und Region, sowie Opferzahlen.
Historische Aufarbeitung und Gedenken
Neben dem Geschichtbuch der Hutterischen Brüder gehört der von Thieleman van Braght 1684 in Amsterdam verfasste Märtyrerspiegel (Der blutige Schauplatz – oder Märtyrer-Spiegel der Taufgesinnten oder Wehrlosen Christen..) zu den Büchern, die die Erinnerung an die Täufermärtyer über Jahrhunderte bewahrt haben. „Neben der Bibel hat kein anderes Buch die Mennoniten […] in ihrem Glauben mehr bewahrt und gestärkt“ als dieses Buch.[10] Besonders geschätzt wurde die zweite Auflage des Märtyrerspiegels, dem 104 Kupferstiche des bekannten mennonitischen Künstlers Jan Luyken beigegeben worden waren. In neuerer Zeit erschien das Gedenkbuch Märtyrerschicksale von John S. Oyer und Robert S. Kreider, das im Wesentlichen auf den genannten älteren Chroniken fußt, seine biographischen Artikel aber durch jüngere Forschungsergebnisse ergänzt und zum Teil auch korrigiert.
Anlässlich des Täuferjahres 2007 baten Vertreter der Reformierten Kirche der Schweiz die Nachfahren der Täuferbewegung um Vergebung.[11] Im Juli 2010 entschuldigte sich auch der Lutherische Weltbund bei seiner Vollversammlung in Stuttgart für die brutale Unterdrückung, Verfolgung und Tötung von Mennoniten im 16. und 17. Jahrhundert, die damals mit der Billigung des Reformators Martin Luther geschah.[12]
Im Rahmen des Themenjahres „Reformation und Toleranz“ im Vorfeld der 500-Jahr-Feier des Thesenanschlages wurde am 18. Januar 2013 an die Ermordung von sechs Täufern im vormaligen Kloster Reinhardsbrunn in Thüringen am 18. Januar 1530 erinnert. Nach einem Bußgottesdienst mit Bischöfin Ilse Junkermann und dem Thüringer Kultusminister Christoph Matschie wurde zum Gedenken an die politischen und religiösen Verfolgungen der Täuferbewegung in Reinhardsbrunn eine Gedenkstele enthüllt.[13]
Siehe auch
Augsburger Märtyrersynode
Zeittafel zur Geschichte der Täufer
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