Justin, genannt der Märtyrer
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Justin, genannt der Märtyrer
Justin, genannt der Märtyrer, auch der Philosoph (griechisch Ἰουστῖνος ὁ Μάρτυρ Iustínos ho Mártyr, lateinisch Iustinus Martyr; * um 100; † 165 in Rom), war ein christlicher Märtyrer und Kirchenvater sowie Philosoph.
Justin der Märtyrer. Historisierendes Heiligenbild des 16. Jahrhunderts
Justin war ein Kirchenlehrer des 2. Jahrhunderts, der unter die Apologeten eingereiht wird. Seine Auffassung ist vom Platonismus beeinflusst und gilt als Beginn der Adaption griechischer Philosophie im Christentum (wenngleich auch schon das auf dem Logos-Gedanken gegründete Evangelium des Johannes in diese Richtung weist). Auf der Suche nach der Wahrheit hat er sich mit mehreren philosophischen Richtungen vertraut gemacht (Stoiker, Peripatetiker und Pythagoreer). Als Platoniker dachte er über die Gottesfrage nach und wurde auf die Propheten aufmerksam. So bekehrte er sich schließlich zum Christentum, der „allein zuverlässigen und brauchbaren Philosophie“.
Justin, der als Sohn eines Priskos und Enkel eines Baccheios bezeichnet wird, wurde wahrscheinlich in Machusa bei Sichem in Palästina geboren (das nach der Zerstörung durch Vespasian dann Flavia Neapolis hieß, heute arabisiert Nablus) und wuchs in eher wohlhabenden Verhältnissen auf. In seiner Apologie stellte er sich als Justinos, Sohn des Priskos, Sohn des Bacheios, von Flavia Neapolis, in Syrien Galiläa vor. Er entstammte einer heidnischen Familie und beschäftigte sich schon früh mit Philosophie. In Nablus ging er nacheinander in die Schule eines Stoikers, eines Peripatetikers und schließlich eines Platonikers. [1] Später wandte er sich, möglicherweise in Ephesus, dem Christentum zu, ließ sich in Rom nieder und gründete dort eine philosophische Schule. In Rom geriet er in Auseinandersetzungen mit dem kynischen Philosophen Crescens und wurde von ihm oder einem seiner Anhänger wahrscheinlich wegen seiner Lehren angezeigt. Anderen Quellen zufolge soll Justinus von einem seiner eigenen Schüler verraten worden sein.
Justin wurde so während der Regierungszeit des Kaisers Marc Aurel mit sechs anderen Christen verhaftet, im folgenden Prozess zu deren Wortführer und schließlich verurteilt und hingerichtet.
Von seinen vielen Schriften sind nur drei überliefert. Einerseits ist der Dialog mit dem Juden Tryphon erhalten geblieben, der in der Form der platonischen Dialoge das Suchen des einstigen Heiden wiedergibt und ein wichtiges Zeugnis der frühen christlichen Auseinandersetzung mit dem Judentum ist; andererseits zwei (wie vielleicht auch der Dialog) an Antoninus Pius gerichtete Apologien, die in teilweise forensisch anmutender, doch in Ton und Inhalt hartnäckiger Rhetorik die Sache des Christentums gegen ihre Gegner wie auch die gängigen Vorurteile zu verteidigen suchen.
Neben der Aufnahme der Philosophie in das Christentum wird mit Justin auch der Beginn der Auslegung der biblischen Schriften, vor allem des Alten Testamentes verbunden. In Justin manifestiert sich die klare Option der frühen Kirche für eine Philosophie, die von den heidnischen Mythen und Götterkulten sowie von den kulturellen Gewohnheiten der Zeit gereinigt ist, um der Wahrheit des Seins den Vorrang zu geben. In dieser Optik stellt die Philosophie einen bevorzugten Platz der Begegnung zwischen Heidentum, Judentum und Christentum und auch der Hinführung zu Jesus Christus dar.[2] Justin soll hier den Schriftbeweis bis hin in die umfangreiche Sammlung von Belegstellen und deren Katalogisierung hinein betrieben haben. Das hieran erwachende Interesse würde auch das Ende der Naherwartung der urchristlichen Gemeinde und den Beginn der »Verkirchlichung« bekunden. Eine im engeren Sinne theologische Lehre oder Dogmatik ist von Justin jedoch nicht überliefert.
Die katholische Kirche verehrt Justin als Heiligen und Patron der Philosophen. Sein (evangelischer, anglikanischer, römisch-katholischer, orthodoxer und armenischer) Gedenktag ist der 1. Juni.
Quelle
Justin der Märtyrer. Historisierendes Heiligenbild des 16. Jahrhunderts
Justin war ein Kirchenlehrer des 2. Jahrhunderts, der unter die Apologeten eingereiht wird. Seine Auffassung ist vom Platonismus beeinflusst und gilt als Beginn der Adaption griechischer Philosophie im Christentum (wenngleich auch schon das auf dem Logos-Gedanken gegründete Evangelium des Johannes in diese Richtung weist). Auf der Suche nach der Wahrheit hat er sich mit mehreren philosophischen Richtungen vertraut gemacht (Stoiker, Peripatetiker und Pythagoreer). Als Platoniker dachte er über die Gottesfrage nach und wurde auf die Propheten aufmerksam. So bekehrte er sich schließlich zum Christentum, der „allein zuverlässigen und brauchbaren Philosophie“.
Justin, der als Sohn eines Priskos und Enkel eines Baccheios bezeichnet wird, wurde wahrscheinlich in Machusa bei Sichem in Palästina geboren (das nach der Zerstörung durch Vespasian dann Flavia Neapolis hieß, heute arabisiert Nablus) und wuchs in eher wohlhabenden Verhältnissen auf. In seiner Apologie stellte er sich als Justinos, Sohn des Priskos, Sohn des Bacheios, von Flavia Neapolis, in Syrien Galiläa vor. Er entstammte einer heidnischen Familie und beschäftigte sich schon früh mit Philosophie. In Nablus ging er nacheinander in die Schule eines Stoikers, eines Peripatetikers und schließlich eines Platonikers. [1] Später wandte er sich, möglicherweise in Ephesus, dem Christentum zu, ließ sich in Rom nieder und gründete dort eine philosophische Schule. In Rom geriet er in Auseinandersetzungen mit dem kynischen Philosophen Crescens und wurde von ihm oder einem seiner Anhänger wahrscheinlich wegen seiner Lehren angezeigt. Anderen Quellen zufolge soll Justinus von einem seiner eigenen Schüler verraten worden sein.
Justin wurde so während der Regierungszeit des Kaisers Marc Aurel mit sechs anderen Christen verhaftet, im folgenden Prozess zu deren Wortführer und schließlich verurteilt und hingerichtet.
Von seinen vielen Schriften sind nur drei überliefert. Einerseits ist der Dialog mit dem Juden Tryphon erhalten geblieben, der in der Form der platonischen Dialoge das Suchen des einstigen Heiden wiedergibt und ein wichtiges Zeugnis der frühen christlichen Auseinandersetzung mit dem Judentum ist; andererseits zwei (wie vielleicht auch der Dialog) an Antoninus Pius gerichtete Apologien, die in teilweise forensisch anmutender, doch in Ton und Inhalt hartnäckiger Rhetorik die Sache des Christentums gegen ihre Gegner wie auch die gängigen Vorurteile zu verteidigen suchen.
Neben der Aufnahme der Philosophie in das Christentum wird mit Justin auch der Beginn der Auslegung der biblischen Schriften, vor allem des Alten Testamentes verbunden. In Justin manifestiert sich die klare Option der frühen Kirche für eine Philosophie, die von den heidnischen Mythen und Götterkulten sowie von den kulturellen Gewohnheiten der Zeit gereinigt ist, um der Wahrheit des Seins den Vorrang zu geben. In dieser Optik stellt die Philosophie einen bevorzugten Platz der Begegnung zwischen Heidentum, Judentum und Christentum und auch der Hinführung zu Jesus Christus dar.[2] Justin soll hier den Schriftbeweis bis hin in die umfangreiche Sammlung von Belegstellen und deren Katalogisierung hinein betrieben haben. Das hieran erwachende Interesse würde auch das Ende der Naherwartung der urchristlichen Gemeinde und den Beginn der »Verkirchlichung« bekunden. Eine im engeren Sinne theologische Lehre oder Dogmatik ist von Justin jedoch nicht überliefert.
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