Luzifer oder Venus
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Luzifer oder Venus
Luzifer, auch Lucifer, ist der lateinische Name des Morgensterns (Venus). Wörtlich übersetzt bedeutet er „Lichtträger“ (zu lateinisch lux, ‚Licht‘ und ferre, ‚tragen, bringen‘). Im Lauf der Zeit wurde im christlichen Sprachgebrauch der Begriff Luzifer gleichbedeutend mit einem Namen des Teufels.
Der „Morgenstern“ Venus (links unterhalb des Mondes)
Römische Mythologie
In der römischen Mythologie wurde Luzifer als poetische Bezeichnung für den Morgenstern, also den Planeten Venus verwendet. Es handelt sich hierbei um die wörtliche Übersetzung der griechischen Begriffe Phosphóros („Lichtbringer“) bzw. Eosphóros („Bringer der Morgenröte“), die etwa in Homers Odyssee oder Hesiods Theogonie auftauchten. Luzifer wird auch mit der Göttin Venus in Verbindung gebracht.
Christentum
Die heute geläufige Luzifer-Vorstellung speist sich aus einer Verknüpfung mehrerer Quellen:
Lucifer als Morgenstern
An zahlreichen Stellen der Vulgata steht der Begriff „Luzifer“ für den Morgenstern, ohne dass dies in einer Beziehung mit dem Teufel stünde, so etwa im Buch Hiob (11,17 EU und 38,32 EU), im Buch der Psalmen (108,3 EU). Im Neuen Testament wird der Morgenstern nur an einer Stelle mit „Luzifer“ bezeichnet:
„Dadurch ist das Wort der Propheten für uns noch sicherer geworden und ihr tut gut daran, es zu beachten; denn es ist ein Licht, das an einem finsteren Ort scheint, bis der Tag anbricht und der Morgenstern aufgeht in eurem Herzen.“
– 2. Petrusbrief (1,19 EU)
Sturz des Satan, Illustration von Gustave Doré, 1865
Höllensturz durch den Erzengel Michael, Gemälde von Peter Paul Rubens, ca. 1620
In der Offenbarung des Johannes (22,16 EU) spricht Christus von sich als dem „strahlenden Morgenstern“ (lateinisch stella splendida matutina). Aus diesem Grund hielten die frühen Christen Luzifer für einen Beinamen Christi. Als Belege dafür dienen etwa die Hymne carmen aurorae[1] oder der Name des hl. Lucifer, eines Bischofs aus dem 4. Jahrhundert. In der Liturgie kommt die Bezeichnung Morgenstern in der lateinischen Fassung des Exsultets in der Osternacht vor: Flammas eius lucifer matutinus inveniat, ille, inquam, lucifer, qui nescit occasum. (Sie leuchte, bis der Morgenstern erscheint, jener wahre Morgenstern, der in Ewigkeit nicht untergeht).
Jesaja 14 – Helel, Morgenstern, Lucifer
Im Buch Jesaja (14,12–14 EU) wird vom Hochmut des „Königs von Babel“ berichtet , der „den Himmel ersteigen und seinen Thron über den Sternen Gottes aufstellen“ wollte. Stattdessen wurde er aber „in die Unterwelt hinabgeworfen […], in die äußerste Tiefe“, wurde „hingeworfen ohne Begräbnis wie ein verachteter Bastard“. Dabei wird der König von Babel allegorisch mit dem „schönen Morgenstern“ verglichen, der vom „Himmel gefallen“ ist.
In der griechischen Bibelübersetzung durch jüdische Gelehrte wurde die hebräische Bezeichnung für den Morgenstern, „Helel“, bereits mit „Phosphoros“ wiedergegeben. Die christlichen Kirchenväter – etwa Hieronymus in seiner Vulgata – übersetzten ihn mit „Lucifer“. Die Figur des Luzifer existiert im Judentum allerdings nicht, und der Satan, der im Christentum mit der Figur des Luzifer verbunden ist, ist im Judentum grundsätzlich anders als im Christentum.
Mit dem Satan brachten die Kirchenväter den gestürzten Lichtbringer Luzifer schließlich auf der Grundlage eines Ausspruches Jesu im Lukasevangelium (10,18 EU) in Verbindung: „Ich sah den Satan vom Himmel fallen wie einen Blitz“.
In der Offenbarung des Johannes deutet man den Drachen mit „sieben Häuptern und zehn Hörnern“ (Offb 12,3ff. EU) als den Teufel, der mit seinem Schwanz ein Drittel der Sterne hinwegfegt und den neugeborenen Christus zu verschlingen droht, ehe er vom Erzengel Michael besiegt wird: Michael und seine Engel erhoben sich, um mit dem Drachen zu kämpfen. Der Drache und seine Engel kämpften, aber sie konnten sich nicht halten und sie verloren ihren Platz im Himmel. Er wurde gestürzt, der große Drache, die alte Schlange, die Teufel oder Satan heißt und die ganze Welt verführt; der Drache wurde auf die Erde gestürzt und mit ihm wurden seine Engel hinabgeworfen- (vgl. Höllensturz). Nachdem Satan für tausend Jahre gebunden worden ist, macht er sich noch einmal auf, „um die Völker an den vier Ecken der Erde […] zu verführen und sie zusammenzuholen.“ Am Ende wird er „in den See von brennendem Schwefel geworfen“.
Wandlung zum Luzifer-Satan
In seiner Schrift De principiis Prooemium und in einer Homilie über das Buch XII verglich der christliche Gelehrte Origenes den Morgenstern Eosphoros-Luzifer erstmals mit dem Teufel/Satan. Im Kontext mit der im Christentum aufkommenden Engellehre behauptete Origenes, dass der ursprünglich mit Phaeton verwechselte Helal-Eosphoros-Luzifer, nachdem er sich Gott gleichzustellen versuchte, als himmlischer Geist in den Abgrund stürzte. Tertullian (150–230), Cyprian (um 400), Ambrosius (um 340–397) und einige andere Kirchenväter schlossen sich im Wesentlichen dieser dem hellenistischen Mythos entlehnten Auffassung an.
Hieronymus, Cyrillus von Alexandrien (412–444) und Eusebius (um 260–340) sahen demgegenüber in der Prophezeiung des Jesaja nur das mystifizierte Ende eines babylonischen Königs. Diesen irdischen Sturz eines heidnischen Königs von Babylon betrachteten sie als deutlichen Hinweis auf den himmlischen Sturz Satans.[2]
Gleichsetzung Luzifers mit dem Satan
Im Mittelalter wurde Luzifer durch die Kombination von Jesaja (14,12 EU) (Sturz des Sohnes der Morgenröte) mit Lukas (10,18 EU) (Sturz Satans) auch im offiziellen kirchlichen Sprachgebrauch zum Synonym für den Satan/Teufel.[3][4]
Luzifer bei den Gnostikern und Katharern
Bei einigen gnostischen Gruppen wurde Luzifer nach der Identifizierung des Satans mit dem Luzifer durch die Kirchenlehrer auch weiterhin als göttliche Kraft angesehen und als der eigentliche Gott verehrt. In verschiedenen gnostischen Systemen wurde der „erstgeborene Sohn Gottes“ als Satanael bezeichnet. Bei den Bogumilen und Euchiten hieß der „Erstgeborene“ Luzifer-Satanael.[5] Für die Katharer, deren Lehre und Ritual mit einigen Modifikationen, von Italien ausgehend, von den Bogumilen übernommen wurde, war Luzifer ebenfalls kein Wesen mit negativen Aspekten. In der Lehre der dualistischen Katharer wurde Luzifer als Sohn des Gottes der Finsternis bezeichnet und als Lichtbringer „Lucibel“ verehrt. Im Weltbild der Katharer, in der die ganze irdische Welt als Reich des Bösen und Hölle angesehen wurde, kam es zum irdischen Fall der Engel, weil der von Neid erfüllte Luzifer als Lichtengel in eine als statisch angenommene ursprüngliche Welt aufstieg, wo er durch den Glanz seiner Schönheit die dortigen Himmelsbewohner zum Teil verführte, was der gute Gott dieser himmlischen Sphäre jedoch zuließ. Nach Ansicht der Katharer war die Ursache der Sündhaftigkeit ein Verführungszwang, weil sie die Entstehung der Sünde der ursprünglich guten Geister, auf die Verführung des bösen Urwesens durch Ausschaltung der freien Willenskraft zurückführten.[6]
Ähnliche Figuren in anderen Religionen
Das Motiv, dass ein Wesen den Göttern das Feuer stielt und den Menschen bringt, gegen die Götter rebelliert, bei ihnen in Ungnade fällt beziehungsweise aus ihrem Reich verbannt wird[7][8], ist in mehreren Religionen zu finden. Entsprechend wird Luzifer mitunter mit der Gottheit Loki der germanischen Religion[7][8][9] oder dem Prometheus der griechischen Religion[7][8][9][10][11] verglichen. Eine Herleitung des Namens Loki von Lucifer[12] oder ein gemeinsamer Ursprung beider Namen[9] gilt jedoch als widerlegt[12].
Luzifer als Figur in Literatur, Musik und Film (Auswahl)
Klassische Literatur
Le génie du mal. Skulptur von Guillaume Geefs aus dem Jahr 1848 in der Kathedrale von Lüttich
Doktor Faustus (1604) und Lucifer (1654)
Luzifer taucht als Figur in dramatischen Werken wie Christopher Marlowes Tragical History of Doctor Faustus von 1604 oder Joost van den Vondels Lucifer von 1654 auf.
Paradise Lost (1667)
In seinem Versepos Paradise Lost (1667) zeigt John Milton Luzifer – den er dort „Satan“ nennt und somit mit diesem gleichsetzt – als stolzen, ehrgeizigen Engel, der sich nach seiner Auflehnung gegen Gott gestürzt in der Hölle wiederfindet. Dort übernimmt er die Leitung („Better to reign in Hell than serve in Heav’n“)[13] und setzt, von Mammon und Beelzebub unterstützt, erfolgreich seine rhetorischen und organisatorischen Fähigkeiten ein. Später betritt er den Garten Eden, um dort in Gestalt der Schlange Adam und Eva zu verführen, vom Baum der Erkenntnis zu essen.
Der Zauberberg (1924)
In Thomas Manns Roman Der Zauberberg (1924) verehrt ihn der der Aufklärung verpflichtete Settembrini als Lichtbringer, als „sforza vindice della ragione“.
Klassische Musik
Der Komponist Johann Strauss (Sohn) schrieb 1862 für den Faschingsball der Wiener Künstlervereinigung Hesperus eine Luzifer-Polka op.266.
Luzifer ist eine der Hauptfiguren in Karlheinz Stockhausens Opernzyklus Licht, der zwischen 1977 und 2003 entstand.
Moderne Literatur
In der 1969 veröffentlichten Satanischen Bibel von Anton Szandor LaVey, der als Begründer des „modernen“ Satanismus gilt, erscheint Luzifer als einer der vier Kronprinzen der Hölle. Als Herr des Ostens und des Elements Luft fungiert er als „Lichtbringer“ und steht für Intellektualität und Aufklärung. Der rumänische Dichter Mihai Eminescu schrieb 1883 ein Gedicht Luceafărul, in der Luzifer als Abendstern besungen wird.
Daneben war Luzifer vielfach Gegenstand insbesondere angloamerikanischer Literatur, so etwa in Miguel Serranos Nos, Book of the Resurrection von 1980, in Arthur C. Clarkes Space Odyssey (1968–97), in Steven Brusts Fantasy-Roman To Reign in Hell (1984), in Neil Gaimans Sandman-Erzählungen (1988–96), in Mike Careys Comic-Serie Lucifer (seit 1999), in Catherine Webbs Erzählungen Waywalkers (2003) und Timekeepers (2004) sowie in den beiden Romantrilogien His Dark Materials (1995–2000) von Philip Pullman und Lycidas (2004–06) von Christoph Marzi.
Rock- und Popmusik
Auch in Werken der Rockmusik tritt Luzifer auf, etwa als Ich-Erzähler in Sympathy for the Devil der Rolling Stones von 1968 oder im Lied N.I.B. von Black Sabbath, als Siamkatze in Pink Floyds Lucifer Sam, als Titel des instrumentalen Hits Lucifer von The Alan Parsons Project (1979), ebenso wie im Lied Father Lucifer von Tori Amos oder im Bandnamen Lucifer’s Friend.
Film
Erwähnenswerten Einfluss auf die Popkultur hatte der halbstündige Experimentalfilm Lucifer Rising (1966/70/82) von Kenneth Anger, dessen collagenhafte Bildsprache unter anderem stilprägend für spätere Musikvideos war.
Ebenso erscheint er in Filmen wie God’s Army – Die letzte Schlacht (1995), Angel Heart (1987), Constantine (2005), Im Auftrag des Teufels (1997), Der Exorzismus von Emily Rose (2005) oder Little Nicky (2000) und wird in den Serien Supernatural und Reaper als Teufel dargestellt.
Luzifer in der Anthroposophie
Luzifer spielt auch in der Anthroposophie Rudolf Steiners eine bedeutende Rolle. Dort wird er neben Ahriman und den Asuras als eine der geistigen Widersachermächte beschrieben, mit denen sich die Menschheit auseinandersetzen müsse.[14] Luzifer wird charakterisiert mit den Kräften des Bewegten, aber auch Auflösenden, Ahriman mit denen des Strukturierenden, aber auch Verhärtenden. Sie werden dort also nicht per se negativ beschrieben, sondern als neutrale Wesen.
Quelle - Literatur & einzelnachweise
Der „Morgenstern“ Venus (links unterhalb des Mondes)
Römische Mythologie
In der römischen Mythologie wurde Luzifer als poetische Bezeichnung für den Morgenstern, also den Planeten Venus verwendet. Es handelt sich hierbei um die wörtliche Übersetzung der griechischen Begriffe Phosphóros („Lichtbringer“) bzw. Eosphóros („Bringer der Morgenröte“), die etwa in Homers Odyssee oder Hesiods Theogonie auftauchten. Luzifer wird auch mit der Göttin Venus in Verbindung gebracht.
Christentum
Die heute geläufige Luzifer-Vorstellung speist sich aus einer Verknüpfung mehrerer Quellen:
Lucifer als Morgenstern
An zahlreichen Stellen der Vulgata steht der Begriff „Luzifer“ für den Morgenstern, ohne dass dies in einer Beziehung mit dem Teufel stünde, so etwa im Buch Hiob (11,17 EU und 38,32 EU), im Buch der Psalmen (108,3 EU). Im Neuen Testament wird der Morgenstern nur an einer Stelle mit „Luzifer“ bezeichnet:
„Dadurch ist das Wort der Propheten für uns noch sicherer geworden und ihr tut gut daran, es zu beachten; denn es ist ein Licht, das an einem finsteren Ort scheint, bis der Tag anbricht und der Morgenstern aufgeht in eurem Herzen.“
– 2. Petrusbrief (1,19 EU)
Sturz des Satan, Illustration von Gustave Doré, 1865
Höllensturz durch den Erzengel Michael, Gemälde von Peter Paul Rubens, ca. 1620
In der Offenbarung des Johannes (22,16 EU) spricht Christus von sich als dem „strahlenden Morgenstern“ (lateinisch stella splendida matutina). Aus diesem Grund hielten die frühen Christen Luzifer für einen Beinamen Christi. Als Belege dafür dienen etwa die Hymne carmen aurorae[1] oder der Name des hl. Lucifer, eines Bischofs aus dem 4. Jahrhundert. In der Liturgie kommt die Bezeichnung Morgenstern in der lateinischen Fassung des Exsultets in der Osternacht vor: Flammas eius lucifer matutinus inveniat, ille, inquam, lucifer, qui nescit occasum. (Sie leuchte, bis der Morgenstern erscheint, jener wahre Morgenstern, der in Ewigkeit nicht untergeht).
Jesaja 14 – Helel, Morgenstern, Lucifer
Im Buch Jesaja (14,12–14 EU) wird vom Hochmut des „Königs von Babel“ berichtet , der „den Himmel ersteigen und seinen Thron über den Sternen Gottes aufstellen“ wollte. Stattdessen wurde er aber „in die Unterwelt hinabgeworfen […], in die äußerste Tiefe“, wurde „hingeworfen ohne Begräbnis wie ein verachteter Bastard“. Dabei wird der König von Babel allegorisch mit dem „schönen Morgenstern“ verglichen, der vom „Himmel gefallen“ ist.
In der griechischen Bibelübersetzung durch jüdische Gelehrte wurde die hebräische Bezeichnung für den Morgenstern, „Helel“, bereits mit „Phosphoros“ wiedergegeben. Die christlichen Kirchenväter – etwa Hieronymus in seiner Vulgata – übersetzten ihn mit „Lucifer“. Die Figur des Luzifer existiert im Judentum allerdings nicht, und der Satan, der im Christentum mit der Figur des Luzifer verbunden ist, ist im Judentum grundsätzlich anders als im Christentum.
Mit dem Satan brachten die Kirchenväter den gestürzten Lichtbringer Luzifer schließlich auf der Grundlage eines Ausspruches Jesu im Lukasevangelium (10,18 EU) in Verbindung: „Ich sah den Satan vom Himmel fallen wie einen Blitz“.
In der Offenbarung des Johannes deutet man den Drachen mit „sieben Häuptern und zehn Hörnern“ (Offb 12,3ff. EU) als den Teufel, der mit seinem Schwanz ein Drittel der Sterne hinwegfegt und den neugeborenen Christus zu verschlingen droht, ehe er vom Erzengel Michael besiegt wird: Michael und seine Engel erhoben sich, um mit dem Drachen zu kämpfen. Der Drache und seine Engel kämpften, aber sie konnten sich nicht halten und sie verloren ihren Platz im Himmel. Er wurde gestürzt, der große Drache, die alte Schlange, die Teufel oder Satan heißt und die ganze Welt verführt; der Drache wurde auf die Erde gestürzt und mit ihm wurden seine Engel hinabgeworfen- (vgl. Höllensturz). Nachdem Satan für tausend Jahre gebunden worden ist, macht er sich noch einmal auf, „um die Völker an den vier Ecken der Erde […] zu verführen und sie zusammenzuholen.“ Am Ende wird er „in den See von brennendem Schwefel geworfen“.
Wandlung zum Luzifer-Satan
In seiner Schrift De principiis Prooemium und in einer Homilie über das Buch XII verglich der christliche Gelehrte Origenes den Morgenstern Eosphoros-Luzifer erstmals mit dem Teufel/Satan. Im Kontext mit der im Christentum aufkommenden Engellehre behauptete Origenes, dass der ursprünglich mit Phaeton verwechselte Helal-Eosphoros-Luzifer, nachdem er sich Gott gleichzustellen versuchte, als himmlischer Geist in den Abgrund stürzte. Tertullian (150–230), Cyprian (um 400), Ambrosius (um 340–397) und einige andere Kirchenväter schlossen sich im Wesentlichen dieser dem hellenistischen Mythos entlehnten Auffassung an.
Hieronymus, Cyrillus von Alexandrien (412–444) und Eusebius (um 260–340) sahen demgegenüber in der Prophezeiung des Jesaja nur das mystifizierte Ende eines babylonischen Königs. Diesen irdischen Sturz eines heidnischen Königs von Babylon betrachteten sie als deutlichen Hinweis auf den himmlischen Sturz Satans.[2]
Gleichsetzung Luzifers mit dem Satan
Im Mittelalter wurde Luzifer durch die Kombination von Jesaja (14,12 EU) (Sturz des Sohnes der Morgenröte) mit Lukas (10,18 EU) (Sturz Satans) auch im offiziellen kirchlichen Sprachgebrauch zum Synonym für den Satan/Teufel.[3][4]
Luzifer bei den Gnostikern und Katharern
Bei einigen gnostischen Gruppen wurde Luzifer nach der Identifizierung des Satans mit dem Luzifer durch die Kirchenlehrer auch weiterhin als göttliche Kraft angesehen und als der eigentliche Gott verehrt. In verschiedenen gnostischen Systemen wurde der „erstgeborene Sohn Gottes“ als Satanael bezeichnet. Bei den Bogumilen und Euchiten hieß der „Erstgeborene“ Luzifer-Satanael.[5] Für die Katharer, deren Lehre und Ritual mit einigen Modifikationen, von Italien ausgehend, von den Bogumilen übernommen wurde, war Luzifer ebenfalls kein Wesen mit negativen Aspekten. In der Lehre der dualistischen Katharer wurde Luzifer als Sohn des Gottes der Finsternis bezeichnet und als Lichtbringer „Lucibel“ verehrt. Im Weltbild der Katharer, in der die ganze irdische Welt als Reich des Bösen und Hölle angesehen wurde, kam es zum irdischen Fall der Engel, weil der von Neid erfüllte Luzifer als Lichtengel in eine als statisch angenommene ursprüngliche Welt aufstieg, wo er durch den Glanz seiner Schönheit die dortigen Himmelsbewohner zum Teil verführte, was der gute Gott dieser himmlischen Sphäre jedoch zuließ. Nach Ansicht der Katharer war die Ursache der Sündhaftigkeit ein Verführungszwang, weil sie die Entstehung der Sünde der ursprünglich guten Geister, auf die Verführung des bösen Urwesens durch Ausschaltung der freien Willenskraft zurückführten.[6]
Ähnliche Figuren in anderen Religionen
Das Motiv, dass ein Wesen den Göttern das Feuer stielt und den Menschen bringt, gegen die Götter rebelliert, bei ihnen in Ungnade fällt beziehungsweise aus ihrem Reich verbannt wird[7][8], ist in mehreren Religionen zu finden. Entsprechend wird Luzifer mitunter mit der Gottheit Loki der germanischen Religion[7][8][9] oder dem Prometheus der griechischen Religion[7][8][9][10][11] verglichen. Eine Herleitung des Namens Loki von Lucifer[12] oder ein gemeinsamer Ursprung beider Namen[9] gilt jedoch als widerlegt[12].
Luzifer als Figur in Literatur, Musik und Film (Auswahl)
Klassische Literatur
Le génie du mal. Skulptur von Guillaume Geefs aus dem Jahr 1848 in der Kathedrale von Lüttich
Doktor Faustus (1604) und Lucifer (1654)
Luzifer taucht als Figur in dramatischen Werken wie Christopher Marlowes Tragical History of Doctor Faustus von 1604 oder Joost van den Vondels Lucifer von 1654 auf.
Paradise Lost (1667)
In seinem Versepos Paradise Lost (1667) zeigt John Milton Luzifer – den er dort „Satan“ nennt und somit mit diesem gleichsetzt – als stolzen, ehrgeizigen Engel, der sich nach seiner Auflehnung gegen Gott gestürzt in der Hölle wiederfindet. Dort übernimmt er die Leitung („Better to reign in Hell than serve in Heav’n“)[13] und setzt, von Mammon und Beelzebub unterstützt, erfolgreich seine rhetorischen und organisatorischen Fähigkeiten ein. Später betritt er den Garten Eden, um dort in Gestalt der Schlange Adam und Eva zu verführen, vom Baum der Erkenntnis zu essen.
Der Zauberberg (1924)
In Thomas Manns Roman Der Zauberberg (1924) verehrt ihn der der Aufklärung verpflichtete Settembrini als Lichtbringer, als „sforza vindice della ragione“.
Klassische Musik
Der Komponist Johann Strauss (Sohn) schrieb 1862 für den Faschingsball der Wiener Künstlervereinigung Hesperus eine Luzifer-Polka op.266.
Luzifer ist eine der Hauptfiguren in Karlheinz Stockhausens Opernzyklus Licht, der zwischen 1977 und 2003 entstand.
Moderne Literatur
In der 1969 veröffentlichten Satanischen Bibel von Anton Szandor LaVey, der als Begründer des „modernen“ Satanismus gilt, erscheint Luzifer als einer der vier Kronprinzen der Hölle. Als Herr des Ostens und des Elements Luft fungiert er als „Lichtbringer“ und steht für Intellektualität und Aufklärung. Der rumänische Dichter Mihai Eminescu schrieb 1883 ein Gedicht Luceafărul, in der Luzifer als Abendstern besungen wird.
Daneben war Luzifer vielfach Gegenstand insbesondere angloamerikanischer Literatur, so etwa in Miguel Serranos Nos, Book of the Resurrection von 1980, in Arthur C. Clarkes Space Odyssey (1968–97), in Steven Brusts Fantasy-Roman To Reign in Hell (1984), in Neil Gaimans Sandman-Erzählungen (1988–96), in Mike Careys Comic-Serie Lucifer (seit 1999), in Catherine Webbs Erzählungen Waywalkers (2003) und Timekeepers (2004) sowie in den beiden Romantrilogien His Dark Materials (1995–2000) von Philip Pullman und Lycidas (2004–06) von Christoph Marzi.
Rock- und Popmusik
Auch in Werken der Rockmusik tritt Luzifer auf, etwa als Ich-Erzähler in Sympathy for the Devil der Rolling Stones von 1968 oder im Lied N.I.B. von Black Sabbath, als Siamkatze in Pink Floyds Lucifer Sam, als Titel des instrumentalen Hits Lucifer von The Alan Parsons Project (1979), ebenso wie im Lied Father Lucifer von Tori Amos oder im Bandnamen Lucifer’s Friend.
Film
Erwähnenswerten Einfluss auf die Popkultur hatte der halbstündige Experimentalfilm Lucifer Rising (1966/70/82) von Kenneth Anger, dessen collagenhafte Bildsprache unter anderem stilprägend für spätere Musikvideos war.
Ebenso erscheint er in Filmen wie God’s Army – Die letzte Schlacht (1995), Angel Heart (1987), Constantine (2005), Im Auftrag des Teufels (1997), Der Exorzismus von Emily Rose (2005) oder Little Nicky (2000) und wird in den Serien Supernatural und Reaper als Teufel dargestellt.
Luzifer in der Anthroposophie
Luzifer spielt auch in der Anthroposophie Rudolf Steiners eine bedeutende Rolle. Dort wird er neben Ahriman und den Asuras als eine der geistigen Widersachermächte beschrieben, mit denen sich die Menschheit auseinandersetzen müsse.[14] Luzifer wird charakterisiert mit den Kräften des Bewegten, aber auch Auflösenden, Ahriman mit denen des Strukturierenden, aber auch Verhärtenden. Sie werden dort also nicht per se negativ beschrieben, sondern als neutrale Wesen.
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