Die Raubzüge der Wikinger in das Rheinland
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Die Raubzüge der Wikinger in das Rheinland
Die Raubzüge der Wikinger in das Rheinland waren ein Teil der Einfälle der Wikinger in das Frankenreich und fanden in den letzten Jahrzehnten des 9. Jahrhunderts statt. Vom Rheinland aus kommend hatten in dem Jahrhundert zuvor die Franken fast das ganze Zentraleuropa erobert und ein Großreich errichtet. Das Rheinland war die Keimzelle der fränkischen Kultur. Bei den Raubzügen kam es zu erheblichen Verwüstungen, Brandschatzungen und zahlreichen Todesopfern, vor allem unter der Zivilbevölkerung.
Beschädigter Wikingerhelm (verm. Hiebwaffe)
Die Wikinger brandschatzten bei diesen Raubzügen u.a. die alten Römerstädte Köln, Bonn, Xanten, Trier und auch die Kaiserstadt Aachen, in der Karl der Große begraben worden ist und auf dessen Thron im Aachener Dom die fränkischen Könige gekrönt worden sind. Neben diesen Städten wurden auch zahlreiche Klöster zerstört, der Verlust von ganzen Bibliotheken war zu beklagen, in den Schriftsammlungen aus mehreren Jahrhunderten aufbewahrt worden waren. Dadurch wurde die fränkische Kultur in ihrer Substanz erschüttert.
Betroffen von ähnlich gelagerten Raubüberfällen waren auch die skandinavischen Regionen, in denen die Wikinger ursprünglich siedelten, die Britischen Inseln, das Baltikum, Russland und der Mittelmeerraum. Zahlreiche Einwohner der betroffenen Regionen wurden in die Sklaverei verschleppt.[1] Die Wikinger gründeten auch auf Island, Grönland und Neufundland Siedlungen; ob es bei diesen Landnahmen zu Raubzügen kam, ist nicht überliefert.
Durch diese Taten gelten die Wikinger bis zum heutigen Tage, in Bevölkerungsanteilen der damals heimgesuchten Gebiete, als ein barbarisches Volk. Der kulturell hohe Entwicklungsstand der Wikinger wird davon in der Betrachtung überschattet.
Das Rheinland
Die fränkischen Reiche nach dem Vertrag von Meersen 870 – das Rheinland lag in Lothringen (gelb)
Die fränkischen Königreiche um 880, das Rheinland liegt im westlichen Teil des Ostfrankenreiches
Mit Rheinland bezeichnet man nicht genauer definierte Gebiete am Mittel- und Niederrhein. Es wird erst ab 1798 als solches bezeichnet, als französische Revolutionstruppen dieses Gebiet besetzten. Zuvor war diese Region zumeist Städten oder Grafschaften namentlich zugeordnet worden (Beispiel Gelderland, Klever Land).
Das heute als Rheinland bezeichnete Gebiet beginnt etwa beim Moseleinfluss in den Rhein und endet bei Emmerich, wo sich der Rhein in den Lek und die Waal zu einem Delta aufspaltet. Im Osten endet das Rheinland unmittelbar in Rheinnähe, es wird begrenzt durch Mittelgebirge wie das Siebengebirge oder das Bergische Land. Nach Westen verläuft die Grenze ungeklärt, im allgemeinen Sprachgebrauch hat sich die heutige Grenzlinie zu den Niederlanden eingebürgert, also östlich der Maas. Da südlich der Mosel das heutige Bundesland Rheinland-Pfalz liegt, wird das nördlich an die Mosel angrenzende Mittelgebirge Eifel zumeist als zugehörig zum Rheinland benannt. Südlich der Mosel gelegene Gebiete wie der Hunsrück werden ebenfalls als dem Rheinland zugehörig betrachtet.
Das Rheinland in der Karolingerzeit
Das Kernland der Karolinger lag zum größten Teil in Gebieten, die zum Rheinland gehören. Daraus resultiert, dass wichtige Orte der karolingischen Kultur im Rheinland liegen. Zu nennen sind vor allem die Stadt Aachen, in der Karl der Große seine Kaiserpfalz errichten ließ, aber auch die Benediktiner-Abtei in Prüm. Letztere vor allem wegen ihres Scriptoriums mit angeschlossener Bibliothek. Auch die alten Römerstädte Trier, Köln, Xanten und Bonn lagen im Rheinland und wurden von den Franken als Handelszentren und Bischofssitze genutzt. Das fränkische Reich teilte sich 843 in drei Königreiche auf. Die meisten Gebiete des Rheinlandes fielen in das Herrschaftsgebiet Lothars I., das Lothringen genannt worden ist. Es handelte sich hierbei um ein Mittelreich, das von der Nordsee bis zum Mittelmeer verlief, Ost- und Westfranken hatten keine Grenzberührung. Nach dieser Reichsteilung kam es in fast allen Gebieten des ehemaligen Großreiches zu Machtkämpfen mit bürgerkriegsähnlicher Struktur, betroffen war auch das Rheinland. Als Lothar I. 855 ohne Thronerben verstarb, intensivierten sich die Machtkämpfe. Im Vertrag von Meersen wurde das Rheinland 870 dem Ostfrankenreich zugewiesen. Zehn Jahre später wurden beim Vertrag von Ribemont die Grenzverläufe noch einmal präziser festgelegt. Nebenstehende Karte zeigt das Ergebnis.[2]
Wikinger und Franken
Nach der Niederwerfung der Sachsen (772–804) und der Landnahme dehnte sich das Reich Karls des Großen bis zur Elbmündung und darüber hinausgehend aus. Spätestens zu diesem Zeitpunkt werden die ersten Kontakte zu den Wikingern, die wie die Sachsen ein Götterpantheon anbeteten, stattgefunden haben.
Einzug in Walhall, Relief aus Godland
Diese Kontakte waren oft kriegerischer Natur, betroffen waren die friesischen Inseln aber auch das friesische Festland. Zur Abwehr dieser Angriffe richtete Karl der Große an der Nordgrenze seines Reiches eine Mark ein, der Name des heutigen Staates Dänemark leitet sich davon ab. Trotz dieser kriegsähnlichen Zustände an der Nordgrenze verdingten sich manche Wikinger bei fränkischen Feldzügen als Söldner. Taufen ließen sich nur sehr wenige, denn die Religion der Wikinger enthielt, anders als das Christentum, einen Ehrenkodex für Krieger:
Der Sage zufolge bereitete sich der Kriegsgott Odin, aus dem Göttergeschlecht der Asen auf den Kampf um die Welt und deren Fortbestehen vor. Er entsandte seine Botinnen, die Walküren, um nur die tapfersten, in einer Schlacht gefallenen Krieger, nach Walhall zu geleiten. Die dort versammelten Krieger, Einherjer genannt, übten sich tagsüber in der Kriegskunst. Abends, nachdem ihre Wunden geheilt waren, zog das Totenheer zusammen in Odins Halle ein, wo sie stets ein gefülltes Trinkhorn und eine gute Mahlzeit erwartete.[3] Aus diesem Grund kämpften Wikinger bisweilen sehr todesmutig. Deswegen waren sie als Söldner beliebt und als Gegner gefürchtet.[4]
Einer der ersten Wikingerkönige, der sich taufen ließ, war Harald Klak, der 826 n. Chr. in Ingelheim am Rhein ein Vasall König Ludwigs wurde und sich mit seiner Frau und seinem Sohn in Mainz taufen ließ.
In dieser Zeit drangen kriegerische Wikinger mit ihren Schiffen über Flusssysteme, die in die Nordsee und den Atlantik mündeten, in das Frankenreich vor. Betroffen von diesen Beutezügen waren vor allem Gebiete an der Seine, die Niederlande und Belgien. Zuvor gingen die Wikinger in England (Lindisfarne, 793) und in Irland (Dublin, 795) auf Raubfahrt. 820 wird der erste Großangriff von Wikingern im Frankenreich verzeichnet, betroffen war die Region der Seinemündung, zeitgleich fielen vermutlich andere Wikinger in Flandern ein. 845 wurde Paris zum ersten Mal angegriffen, 700 mit Kriegern gefüllte Langboote verbreiteten entlang der Seine Angst und Schrecken. Die Pariser erkauften sich mit 7000 Pfund Silber den Abzug der Belagerer. Bis zum Jahr 926 sind dreizehn solcher Zahlungen im Frankenreich belegt.[5][6] Auch der Elbmündungsraum und das damals schon befestigte Hamburg wurde 845 von dänischen Kriegern heimgesucht.
Anfangs erfolgten die Angriffe überfallartig, und die Wikinger zogen sich nach erfolgreichen Raubzügen in ihre Heimat zurück. In den 860er-Jahren wechselten sie ihre Vorgehensweise und gründeten feste Standorte im Frankenreich, von wo aus sie ihre Raubzüge koordinierten, und überwinterten bisweilen auch in diesen befestigten Heerlagern. Die Rheinlande und somit das Kernland des Frankenreiches waren zu dieser Zeit davon nur selten betroffen.[7]
Die Wikinger bildeten keine geschlossene Einheit, sie waren ein kriegerisches Volk, Kleinkriege zwischen Wikingerstämmen waren häufig, vereinten Großangriffen gingen grundsätzlich zielgerichtete diplomatische Verhandlungen voraus. Da die Wikinger sich aus den besetzten Gebieten nur unter hohen Verlusten vertreiben ließen, wurde gelegentlich versucht, ihre Anführer durch reichhaltige Geschenke und eine Lehensvergabe in das Reich einzubinden. In der Regel mussten sich diese Wikingerführer zuvor taufen lassen, da das fränkische Reich vom fränkischen Adel als von Gott gegeben betrachtet wurde und es daher keine Throne für hochadelige Ungläubige gab. Diese christianisierten Wikinger waren dann Feinde ihrer heidnischen Volksgenossen.[4]
Die Raubzüge in das Rheinland 862 und 864
Zwischen 834 und 863 verwüsteten die Wikinger achtmal den am Lek gelegenen Handelsknotenpunkt Dorestad, der mit dem dänischen Haithabu konkurrierte. 862 ruderten Wikinger zum ersten Mal in kriegerischer Absicht den Rhein herauf und plünderten Köln. 863 eroberten die Nordmänner Utrecht und Nimwegen und errichteten in beiden Städten feste Winterlager, Dorestad wurde bei diesem Feldzug restlos zerstört. 864 traten sie von dort zu einem zweiten Kriegszug in die niederrheinischen Lande an und überfielen und plünderten die von den Römern gegründete Stadt Xanten.[8]
Handel und Schifffahrt auf dem Rhein zwischen 864-881
Abbildung eines Wikingerschiffes aus dem Nordisk familjebok.
Nachfolgend verlief das nachbarschaftliche Verhältnis zwischen den in den Niederlanden ansässig gewordenen Wikingern und ihren rheinländischen Nachbarn eher friedlich. Schon seit der Merowingerzeit bestanden intensive Handelskontakte zwischen den Rheinländern und den Handelszentren der Wikinger. So wurden rheinische Klingen, Mayener Basaltlava[9] und Wein aus der Gegend um Koblenz in den Handelszentren in Skandinavien nachgewiesen (Kaupang in Norwegen, Birka in Schweden, Ribe und Haithabu in Dänemark, 5.-7. Jahrhundert).[10]
Die Franken waren keine echten Seefahrer, es gab zwar Schiffstypen (Utrechter Schiff) die bei gutem Wetter dazu geeignet waren, Küstenschifffahrt zu betreiben, da es bislang keine Wrackfunde in der Nordsee gibt, wird die Küstenschifffahrt, wenn überhaupt, nur selten betrieben worden sein.[11] Auch die Flussschifffahrt erfolgte meistens nur stromabwärts. Es gab unterschiedliche Bautypen für Boote. Entweder wurden mächtige Bäume ausgehöhlt oder floßähnliche Kähne zusammen gezimmert. Beide Bootstypen waren schlecht zu manövrieren und wurden zum Transport von schweren Waren wie Steinen eingesetzt. Als Steinbrüche dienten oft ruinöse Bauten der Römer in Rheinnähe, aber es gab auch Steinbrüche in den angrenzenden Mittelgebirgen. Rheinabwärts trieben diese Boote mit der Strömung, stromaufwärts wurden die Kähne von Pferden oder Ochsen gezogen (treideln genannt).
Das Hauptbaumaterial im fränkischen Reich war Holz, geschlagene Stämme wurden zusammen gebunden und flussabwärts zu den Handelsmärkten geflößt, auch andere Handelswaren und Reisende wurden auf diesen, teilweise sehr langen und breiten Flößen transportiert.[12]
Als die Wikinger sich an den Ufern des Rheindeltas ansiedelten, hatten diese als Händler einen Wettbewerbsvorteil, denn dank ihrer herausragenden Schiffbautechnik, die durch einsetzbare Ruderkraft, kombiniert mit Segeltechnik, auch starke Strömungen wie die des Rheins überwinden konnten, waren diese in der Lage in beide Flussrichtungen Güter schnell zu verschiffen. Dadurch blühte in dieser Zeit der Handel im Rheinland auf. Da die Wikinger zu dieser Zeit auch in Irland, England und Russland siedelten, erweiterte sich das Handelsgut auch um Produkte aus diesen und darüber hinaus noch weit entfernteren Regionen. Es gab unterschiedlich große Wikingerschiffe, die meisten waren zwischen 20 und 30 Meter lang. Diese boten Platz für eine sechzig- bis achtzigköpfige Mannschaft. Die größten Kriegsschiffe konnten 120 Mann transportieren.[13]
Raubzüge im Winter 881/882
Übersichtskarte der Wikingerraubzüge in den Rheinlanden
Die Lage änderte sich, als das so genannte Große Heidnische Heer 878 bei Edington im Südwesten Englands durch die Truppen König Alfreds des Großen (Regierungszeit 871-899) eine empfindliche Niederlage erlitten hatte. Die besiegten Wikinger setzten sich daraufhin nach Kontinentaleuropa ab und verlegten ihre Raubzüge in die Küstenregion des Ärmelkanals, Nordfrankreich und Flandern. Am 3. August 881 siegte auch der westfränkische König Ludwig III. mit seinem Heer über die Normannen bei Saucourt-en-Vimeu in Zentralfrankreich.[7]
Die Wikinger wendeten ihre Angriffslust daraufhin ostwärts Richtung Rheinlande. Karl III. hielt sich zu dieser Zeit wegen seiner Kaiserkrönung in Italien auf, die am 12. Februar 881 in Rom erfolgte. Zu dieser Feierlichkeit wurde er von zahlreichen Panzerreitern begleitet; dies bedeutete, dass viele der wehrhaftesten Krieger zur Verteidigung der Heimat im Winter 881 nicht zur Verfügung standen.
Trotz der Invasion des Großen Heeres 878 in Westfranken sind im ostfränkischen Rheinland anscheinend keinerlei Verteidigungsmaßnahmen ergriffen worden, denn die Mauern einzelner Städte wurden erst verstärkt, als die Wikinger fast schon vor den Toren standen. Dadurch und wegen der Kaiserkrönung Karls III. in Rom war die rheinische Bevölkerung dem Wikingerangriff nahezu schutzlos ausgeliefert und Flucht die beste Alternative, die Lebens- und Güterrettung versprach. So wurden den Wikingern oftmals ganze Ortschaften und Klöster kampflos überlassen.[14]
Die Überfälle im Rhein-Maasgebiet
Ende des Jahres 881 brachen Wikinger, die in Flandern überwinterten, zu einem Kriegszug in benachbarte Ländereien auf. Sie überfielen zahlreiche Ortschaften in der Umgebung der Maas und brannten die Städte Lüttich, Maastricht und Tongern bis auf die Grundmauern nieder.[15]
Hortfund aus der Wikingerzeit
Im Dezember 881 fuhren auf mindestens drei Schiffen unter ihrem Anführer Gottfried (Bzw. Godefried) Wikinger dieser Gruppe den Rhein stromaufwärts. Von den Anwohnern erpressten sie dann Wegegeld oder plünderten und brandschatzten ganze Ortschaften und auch Städte, die sich als nicht zahlungswillig oder als zahlungsunfähig erwiesen.
Besonders betroffen waren vor allem die Städte Köln, Bonn, Neuss, Jülich und Andernach. Köln zahlte bei ihrem ersten Besuch nach zähen Verhandlungen ein hohes Danegeld in Silber (Januar 882). Auf ihrer Rückreise forderten die mittlerweile berüchtigten Wikinger erneutes Wegegeld, das die ausgepressten Kölner aber nicht mehr aufbringen konnten. Die Stadt wurde daraufhin ebenfalls niedergebrannt und geplündert.[16]
Die vermutlich aus Dänemark stammenden Nordmänner führten auch Pferde auf ihren Drachenbooten mit, wodurch sie sich auch als schnell beweglich auf den alten Römerstraßen des linksrheinischen Rheinlandes erwiesen. Die Wikinger wandten sich diesem Straßensystem folgend westwärts und zogen plündernd über Zülpich nach Aachen.[7]
Die Überfälle auf die kulturellen Zentren im Raum Aachen
Rekonstruktionszeichnung der kaiserlichen Pfalz (um 800) zu Aachen mit dem Oktagon des Domes (oben links), der Therme (unten links) und dem Palast (unten rechts)
Als sie die Kaiserstadt erstürmt hatten, funktionierten die Eroberer, vermutlich mit strategisch auf Erniedrigung ausgerichtetem Kalkül, den Aachener Dom - die Grabstätte Karls des Großen - und auch die benachbarte Marienkirche zu Pferdeställen um. Nach diesen Schändungen setzten sie die kaiserliche Pfalz und die Thermen in Brand. Ende Dezember 881 plünderten sie das unweit Aachens gelegene Kloster Kornelimünster sowie die Klöster Stablo und Malmedy in den Ardennen. [17]
Der erste Überfall auf die Abtei Prüm
Am 6. Januar 882, dem Dreikönigstag, griff eine Abteilung Wikinger, die den Angaben nach etwa 300 Krieger umfasste, die größte fränkische Abtei Prüm in der Eifel an. In der Kirche dieser Abtei lag Kaiser Lothar I. begraben, der hier im Jahr 855 gestorben war. An das Kloster war ein Hospital angeschlossen sowie eine bedeutende Klosterschule, in der der Nachwuchs des fränkischen Hochadels erzogen wurde.[18] Die Abtei beherbergte zudem eine der umfangreichsten Bibliotheken des Reiches mit dazugehörigem Scriptorium. Neben Aachen war Prüm das kulturelle Zentrum des fränkischen Reiches. Das Kloster hatte umfangreiche Besitzungen, über hundert Kirchen standen unter seiner Verwaltung, der Landbesitz erstreckte sich bis weit in die Niederlande, auch die Wälder entlang der Mosel gehörten dem Kloster.[18]
Eine Schar von Bauern aus der Umgebung stellte sich den Angreifern entgegen und wurde restlos aufgerieben. Daraufhin steckten die Wikinger alle Gebäude des Klosters in Brand. Die Abtei brannte bis auf die Grundmauern ab, da niemand mehr lebte, der das Feuer hätte bekämpfen können (Regino von Prüm, 882). Zu den größten Schätzen des Klosters gehörte eine der kostbarsten Reliquien des christlichen Abendlandes, die Sandalen Christi, die vor dem Ansturm der Wikinger rechtzeitig in Sicherheit gebracht werden konnten. Von der zuvor von Chronisten oft gelobten Handschriftensammlung konnte hingegen nur etwa ein Zehntel des Bestandes vor den anrückenden Wikingern abtransportiert werden, der gesamte Rest wurde Opfer der Flammen.[7][18]
Der Moselraubzug 882
Der ostfränkische König Ludwig III. stellte ein Heer auf und eilte den Rheinländern zur Hilfe. Am 20. Januar verstarb der König unerwartet in Frankfurt am Main, woraufhin das von ihm gegen die Wikinger angeführte Heer sich auflöste. Die Wikinger zogen daraufhin weiter rheinaufwärts. Im Laufe des Februar und März 882 gelangten sie raubend und mordend bis nach Koblenz, das sich dank der guten, noch aus der Römerzeit stammenden Wehranlagen widersetzen konnte. Die vor den Mauern befindlichen Stadtteile wurden aber verwüstet. Zeitgleich wurden in Mainz in aller Eile die verfallenen römischen Mauern wieder befestigt und die Mainzer Bürger begannen auch damit, einen Graben um die Stadt zu ziehen. Die Wikinger zogen aber von Koblenz nicht Richtung Mainz, sondern wendeten sich moselaufwärts und erreichten in der Osterwoche das Trierer Umland. [7]
Stadttor Porta Nigra in Trier. Trotz der römischen Wehranlagen wurde Trier zweimal von den Wikingern erobert und gebrandschatzt.
In der Karwoche 882 überfielen und zerstörten die nordischen Krieger die extra muros Triers gelegenen Klöster, Kirchen und Gehöfte. So wurden die nördlich der antiken Stadtmauer gelegenen Klöster St. Maximin, St. Martin und St. Symphorian zerstört, wobei letzteres später niemals wieder aufgebaut wurde. Das Kloster St. Paulin blieb dagegen verschont.[19]
Am Gründonnerstag, dem 5. April 882, nahmen sie die Stadt selbst ein. Nach einigen Tagen der Ruhe plünderten, verwüsteten und brandschatzten die Wikinger Trier am Ostersonntag.[20] Unter anderem wurde der Trierer Dom in Mitleidenschaft gezogen. Regino von Prüm berichtet von zahlreichen Opfern unter der Bevölkerung, Erzbischof Bertolf von Trier war jedoch mit wenigen Gefolgsleuten die Flucht nach Metz gelungen. Danach zog ein Teil der Wikinger mit der Beute moselabwärts in Richtung Koblenz, während der Rest in Richtung Metz zog.
Die auf Metz vorrückenden Wikinger wurden am 11. April 882 in der Schlacht bei Remich von einem Heer unter der Führung des Metzer Bischofs Wala, des Trierer Erzbischofs Bertolf und des Grafen Adalhard II. von Metz gestellt. Diese Schlacht gewannen wieder die Wikinger, neben zahlreichen Panzerreitern und Bauern fiel auch Bischof Wala auf dem Schlachtfeld. Der heftige Widerstand mit einhergehenden eignen Verlusten bewegte die Wikinger aber zur Umkehr, und sie zogen durch die Eifel nordwärts in Richtung ihres Heereslagers.[21][22]
Waffenstillstand von Ascloha im Frühjahr 882
Münze mit dem Bild Karls III.
Nach seiner Rückkehr aus Italien hielt Kaiser Karl III. im Mai 882 in Worms einen Reichstag ab und brachte dabei ein großes Heer zusammen, in dem Franken, Baiern, Schwaben, Thüringer, Sachsen, Friesen und Langobarden vertreten waren. Das Heer zog vor das befestigte Wikingerlager, das in einer Quelle Ascloha (Asselt) benannt wird (Annales Fuldenses 882).[23] In einer anderen zeitgenössische Quelle wird dagegen als Verhandlungsort Haslon genannt, das oft mit Elsloo an der Maas gleichgesetzt wird (Regino von Prüm, Chronica 882, namentlich erwähnt im Eintrag zum Jahr 881).[24]
Karl III. belagerte mit seinem Heer die Normannen aus sicherer Entfernung und nahm nach zwölf Tagen Verhandlungen mit den Belagerten auf. Das Ergebnis dieser Verhandlungen war ein mit Kirchengut erkaufter Abzug der Eindringlinge. Unter der Bedingung, dass der Wikingeranführer Gottfried sich taufen ließ, wurde diesem zudem Friesland (Niederlande) als Lehen übertragen. Der Friedensschluss wurde zusätzlich durch eine Hochzeit mit einer fränkischen Prinzessin besiegelt. Die Prinzessin namens Gisla (Gisela) soll eine Tochter Königs Lothar II. gewesen sein. Die unter der Führung von Sigfrid in Ascloha zurück gebliebenen Wikinger wurden zunächst durch reichhaltiges Wegegeld von weiteren Raubüberfällen abgehalten. [7]
Raubzug im Sommer 882
Schon im Sommer 882 kehrte Gottfried mit einem aus der Heimat verstärkten Heer zu einem zweiten Raubzug in das Rheinland zurück und verwüstete Köln, Bonn und Andernach. In der Umgebung von Andernach wurden zahlreiche Kirchen und Klöster geplündert und in Brand gesteckt.
Auch das an der IJssel gelegene Zutphen und der nahegelegene Handelsplatz Deventer wurden während dieses Feldzuges gebrandschatzt.[25] Vor Mainz wurden die Wikinger von einem Heer unter Führung von Graf Heinrich von Babenberg und des Mainzer Erzbischof Liutbert (Episkopat 863-889) zurückgeschlagen,[7] vermutlich brandschatzten sie erst anschließend Köln.
Raubzug im Herbst 883
Die Nachricht von Gottfrieds Erfolgen im Rheinland und der errungenen Herrschaft in Friesland lockte weitere Wikinger aus Dänemark an. Im Herbst 883 landeten sie in Friesland, ruderten mit Gottfrieds Einverständnis den Rhein hinauf und bezogen ein festes Lager bei Duisburg. Sie verwüsteten erneut zahlreiche Ortschaften, die gerade erst wieder errichtet worden waren.[26] Die Kölner hatten zuerst ihre Mauern verstärkt und blieben deshalb diesmal verschont. Als die Wikinger vorbeizogen, waren Kölns Kirchen und Klöster aber immer noch Brandruinen.[27]
Die Wikinger zogen sich in diesem Jahr vom Mittelrhein zurück und siedelten sich dauerhaft am Niederrhein an. Sie besetzten Xanten sowie Duisburg und unternahmen von dort aus kleinere Raubzüge in die Umgebung, betroffen war vor allem die Xantener Umgebung und das Ruhrgebiet.[28]
Fränkischer Feldzug gegen die Wikinger 884
884 gelang einem Truppenverband unter der Führung des Grafen Heinrich von Babenberg die Rückeroberung Duisburgs, aus den restlichen niederrheinischen Gebieten zogen sich die Wikinger gegen Zahlungen zurück.[7]
Die Verschwörung Hugos mit den Wikingern im Jahr 885
Fränkische Panzerreiter mit Drachenstandarte, abgebildet im Goldenen Psalter von St. Gallen, 9. Jh.
Zu Anfang des Jahres 885 entschloss sich Hugo, der einzige Sohn König Lothars II. von Lotharingien aus dessen kirchlich nicht anerkannter zweiter Ehe mit Waldrada, das Reich seines Vaters mit Hilfe seines Schwagers Gottfried wiederzugewinnen. Heimlich forderte er Gottfried auf, sein Heer mit weiteren Wikingern aus Dänemark zu verstärken, und versprach ihm im Falle des Sieges die Hälfte des gewonnenen Landes. Gottfried wartete jedoch nicht ab und schickte, während zahlreiche Wikinger an der Rheinmündung zusammenströmten, die friesischen Grafen Gerulf und Gardulf als Gesandte zu Kaiser Karl III. Er forderte als Entlohnung für seine Treue und den Schutz der Grenzen Koblenz, Andernach und Sinzig sowie weitere Krongüter mit Weinanbau am Mittelrhein.
Karl III. erfuhr von den Plänen der Verschwörer, möglicherweise durch den Grafen Gerulf. Auf den Rat Heinrich von Babenbergs entschloss er sich, die Wikinger in einen Hinterhalt zu locken, und schickte die Gesandten mit der Nachricht zurück, er werde selbst einen Boten mit einer angemessenen Antwort auf Gottfrieds Forderungen nach Friesland entsenden.
Heinrich von Babenberg ließ zunächst seine Gefolgsleute heimlich und in kleinen Gruppen durch Sachsen an den von ihm bestimmten Treffpunkt in Friesland ziehen. Er selbst reiste nach Köln zu Erzbischof Willibert, der ihn auf seiner Reise rheinabwärts begleitete. Im Laufe des Mai 885 kamen sie in der Betuwe, einer von den beiden Armen des Rheins umflossenen Landschaft in Friesland, an. Gottfried zog den Franken entgegen und sie trafen in Herwen zusammen.
Während der Verhandlungen veranlasste Heinrich den Erzbischof, Gottfrieds Ehefrau Gisela unter einem Vorwand in das Lager der Franken zu rufen, um sie so der drohenden Rache der Wikinger zu entziehen. Heinrich selbst verhandelte inzwischen in der Sache des sächsischen Grafen Eberhard, dessen Besitzungen von Gottfried geplündert worden waren. Als es zu einem Streit kam, wurde Gottfried von Eberhard niedergestoßen und von Heinrichs Gefolge ermordet. Anschließend wurden alle anderen Wikinger, die sich in der Betuwe befanden, darunter auch ihr Anführer Sigfried, getötet. Wenige Tage später wurde auch Hugo nach Gondreville gelockt, dort gefangengenommen, geblendet und in die Abtei Prüm gebracht, wo er sein restliches Leben verbrachte.[29][30]
Heinrich von Babenberg geriet während der Belagerung von Paris im Jahr 886 bei einem Ausritt in der Nähe der Stadt in eine von Wikingern gestellte Fallgrube und wurde dort von seinen Feinden erschlagen.
Nach Gottfrieds und Sigfrieds Tod blieben die Rheinlande für einige Jahre von Einfällen der Wikinger verschont.
Raubzug im Frühjahr 892
Schlacht zwischen fränkischen und normannischen „Rittern“ in einer Darstellung des 14. Jahrhunderts
Im Jahr 891 erlitten die Wikinger gegen den Ostfrankenkönig und späteren Kaiser Arnulf von Kärnten bei Löwen in Belgien eine empfindliche Niederlage und die Besiegten mussten sich aus Brabant komplett zurückziehen. Als sich die versprengten Wikinger südlich der Maas wieder gesammelt hatten, unternahmen sie 892 einen Feldzug ins Moseltal.[31]
Im Februar 892 erreichten sie Trier und plünderten die alte Römerstadt erneut. Anschließend zogen sie flussabwärts und dann den Rhein hinab bis nach Bonn. Bei Lannesdorf trat ihnen ein zahlenmäßig überlegenes Aufgebot der örtlichen Bevölkerung entgegen. Durch die verheerende Niederlage bei Löwen war die Kampfmoral der Wikinger angesichts einer Übermacht nicht ausgeprägt, so scheuten sie den Kampf und zogen im Eilmarsch westwärts durch die Eifel bis zum Kloster Prüm. Wie zehn Jahre zuvor verwüsteten sie Kloster und Ortschaft, töteten und verschleppten zahlreiche Einwohner, nur der Abt des Klosters und einige Mönche konnten fliehen (aus der Chronik des Regino von Prüm, ad a. 892).
Die Kampfkraft der Wikinger war aber nach der Schlacht von Löwen dauerhaft geschwächt. Sie zogen sich in dänisch besetzte Gebiete in Britannien (Danelag) zurück und unternahmen von dort nur noch gelegentliche Raubzüge, die aber ausschließlich die europäischen Küsten betrafen – in das Kernland des Frankenreiches drangen sie nicht mehr vor.[32]
Details zu den Raubzügen der Wikinger in den Rheinlanden
Nachgestellte Szenerie in einem Freilichtmuseum in Haithabu
Kleidung, Bewaffnung und Kampfweise der Wikinger
Die Wikinger hatten eine Vorliebe für bunte Kleidung gehabt, die Stoffe hierfür erwarben sie sich hauptsächlich während ihrer Raubzüge, aber auch als Handelsware kamen diese Stoffe in deren nordische Heimat. Männer trugen eine gegürtelte Tunika, darunter eine Wollhose. Gegen Wind und Wetter schützten ein Umhängemantel und eine Kappe. Wohlhabende Wikinger besäumten ihre Kleidung mit bunten Borden oder auch Pelzen. Die Frauen trugen lange Kleider, je nach Stand mehr oder weniger reichhaltig mit Schmuckstücken besetzt, Silberschmuck wurde bevorzugt.[33]
Die Lebenserwartung der Wikingerkrieger war nicht sehr hoch, schwere Verwundungen verliefen in der Regel durch Infektionen tödlich. Der überwiegende Teil der Krieger wird zwischen 20 und 30 Jahre alt gewesen sein, aber auch Jugendliche beteiligten sich an den Raubzügen. Wikingerfrauen griffen nur zu den Waffen, wenn ihre Siedlungen angegriffen wurden.
Eisen war ein rares und teures Gut, daher verwendeten es die Wikinger bei der Herstellung ihrer Waffen sparsam und effektiv. Die meisten Wikinger kämpften aus diesem Grund mit Äxten oder Streitäxten. Die Axt war auch ein täglich genutztes Werkzeug und wurde daher fast ständig griffbereit am Gürtel getragen. Als Fernwaffen setzten die Wikinger meistens Pfeile und auch Speere ein. Seltener wurden Steinschleudern oder Wurfsteine im Fernkampf benutzt, letztere zuvorderst bei Kämpfen auf hoher See, zur Abwehr oder bei der Eroberung anderer Schiffe.
Bunt gekleidete Mitglieder eines Wikingervereins zeigen ihre Rundschilder
Schwerter der Wikinger, zumeist fränkische Klingen und nordische Griffe
Schwerter waren beliebt aber selten und meistens nur in den Händen sehr reicher Wikinger. Als Rüstung dienten bunt bemalte Rundschilder und Helme, aber auch wattierte Rüstungen und Lederrüstungen wurden getragen. Bogenschützen trugen wegen der notwendigen Beweglichkeit gar keine Rüstungen und wurden, wenn diese in den Nahkampf gerieten, sehr schnell tödlich verwundet. In der Regel wurde in der Wikingerzeit ohne echte Schlachtordnung gekämpft, das heißt trafen Kampfbereite aufeinander, stürmten die Krieger planlos in die gegnerischen Reihen und fochten dann die Schlacht im Kampf Mann gegen Mann aus.[33]
Kettenhemden oder Schuppenpanzer waren begehrte, sehr kostenintensive Handelsware. Nur wohlhabende Wikinger konnten sich diese leisten. Schwere Rüstungen und Schwerter waren daher erstrebenswertes Beutegut und das Fußvolk scheute sich deshalb nicht, fränkische Panzerreiter anzugreifen. Die Wikinger kämpften, anders als die Franken, zu Zeiten der rheinischen Feldzüge nicht von Pferden aus, sie nutzen diese nur zum Anritt und kämpften dann als Infanteristen.[33] Meistens griffen die Wikinger auf ihren Raubzügen in kleineren Verbänden von maximal einigen hundert Kriegern an, es wird angenommen, da sich die Krieger von Raubgut ernährt haben, dass der Umfang des erwarteten Beutegutes die Truppengröße bestimmt hat.[7]
Häufig erreichten die Wikinger die Örtlichkeiten, die sie überfallen wollten, auf Schiffen. Die Schiffe konnten dann auch als Fluchtmöglichkeit fungieren, falls sich Gegner als überlegen erwiesen. Diese Art der Kriegsführung war bis zur Wikingerzeit in Nordeuropa unbekannt, so waren die Hafenstädte in der Regel nur zur Landseite hin befestigt und die ersten Überfälle kamen für die Bevölkerung dieser Städte überraschend. Erst nachfolgend wurden auch die Häfen befestigt. [33]
Üblicherweise verwüsteten die Wikinger eingenommene Ortschaften. Da das Hauptbaumaterial im fränkischen Reich Holz gewesen ist, erwiesen sich Brandschatzungen dabei als sehr effektiv. Dies galt auch für Ortschaften, die ihnen kampflos durch Flucht überlassen wurden. Kalkül der Wikinger war, dass andere Örtlichkeiten durch Wegegeldzahlung eine Verschonung aushandelten und sich der Beutezug dann als wirklich lohnend erwies.
Viele der gefundenen Wikingerschwerter haben fränkische Klingen und nordische Griffe; ob sie erhandelt oder erbeutet worden sind, ist ungeklärt. Aber nicht nur die Franken konnten Langschwerter schmieden, es gibt auch von Wikingern gefertigte Schwerter. Hochwertigste Qualitätsschwerter sind mit dem Wort Ulfberht gezeichnet, es wird angenommen, dass es sich um den Namen eines Schmiedes oder einer Schmiede handelt, aber auch eine magische Bedeutung kann nicht ausgeschlossen werden. 40 so gezeichnete Schwerter wurden mittlerweile ausgegraben, die südlichsten Funde gab es auf dem Balkan.[33]
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Beschädigter Wikingerhelm (verm. Hiebwaffe)
Die Wikinger brandschatzten bei diesen Raubzügen u.a. die alten Römerstädte Köln, Bonn, Xanten, Trier und auch die Kaiserstadt Aachen, in der Karl der Große begraben worden ist und auf dessen Thron im Aachener Dom die fränkischen Könige gekrönt worden sind. Neben diesen Städten wurden auch zahlreiche Klöster zerstört, der Verlust von ganzen Bibliotheken war zu beklagen, in den Schriftsammlungen aus mehreren Jahrhunderten aufbewahrt worden waren. Dadurch wurde die fränkische Kultur in ihrer Substanz erschüttert.
Betroffen von ähnlich gelagerten Raubüberfällen waren auch die skandinavischen Regionen, in denen die Wikinger ursprünglich siedelten, die Britischen Inseln, das Baltikum, Russland und der Mittelmeerraum. Zahlreiche Einwohner der betroffenen Regionen wurden in die Sklaverei verschleppt.[1] Die Wikinger gründeten auch auf Island, Grönland und Neufundland Siedlungen; ob es bei diesen Landnahmen zu Raubzügen kam, ist nicht überliefert.
Durch diese Taten gelten die Wikinger bis zum heutigen Tage, in Bevölkerungsanteilen der damals heimgesuchten Gebiete, als ein barbarisches Volk. Der kulturell hohe Entwicklungsstand der Wikinger wird davon in der Betrachtung überschattet.
Das Rheinland
Die fränkischen Reiche nach dem Vertrag von Meersen 870 – das Rheinland lag in Lothringen (gelb)
Die fränkischen Königreiche um 880, das Rheinland liegt im westlichen Teil des Ostfrankenreiches
Mit Rheinland bezeichnet man nicht genauer definierte Gebiete am Mittel- und Niederrhein. Es wird erst ab 1798 als solches bezeichnet, als französische Revolutionstruppen dieses Gebiet besetzten. Zuvor war diese Region zumeist Städten oder Grafschaften namentlich zugeordnet worden (Beispiel Gelderland, Klever Land).
Das heute als Rheinland bezeichnete Gebiet beginnt etwa beim Moseleinfluss in den Rhein und endet bei Emmerich, wo sich der Rhein in den Lek und die Waal zu einem Delta aufspaltet. Im Osten endet das Rheinland unmittelbar in Rheinnähe, es wird begrenzt durch Mittelgebirge wie das Siebengebirge oder das Bergische Land. Nach Westen verläuft die Grenze ungeklärt, im allgemeinen Sprachgebrauch hat sich die heutige Grenzlinie zu den Niederlanden eingebürgert, also östlich der Maas. Da südlich der Mosel das heutige Bundesland Rheinland-Pfalz liegt, wird das nördlich an die Mosel angrenzende Mittelgebirge Eifel zumeist als zugehörig zum Rheinland benannt. Südlich der Mosel gelegene Gebiete wie der Hunsrück werden ebenfalls als dem Rheinland zugehörig betrachtet.
Das Rheinland in der Karolingerzeit
Das Kernland der Karolinger lag zum größten Teil in Gebieten, die zum Rheinland gehören. Daraus resultiert, dass wichtige Orte der karolingischen Kultur im Rheinland liegen. Zu nennen sind vor allem die Stadt Aachen, in der Karl der Große seine Kaiserpfalz errichten ließ, aber auch die Benediktiner-Abtei in Prüm. Letztere vor allem wegen ihres Scriptoriums mit angeschlossener Bibliothek. Auch die alten Römerstädte Trier, Köln, Xanten und Bonn lagen im Rheinland und wurden von den Franken als Handelszentren und Bischofssitze genutzt. Das fränkische Reich teilte sich 843 in drei Königreiche auf. Die meisten Gebiete des Rheinlandes fielen in das Herrschaftsgebiet Lothars I., das Lothringen genannt worden ist. Es handelte sich hierbei um ein Mittelreich, das von der Nordsee bis zum Mittelmeer verlief, Ost- und Westfranken hatten keine Grenzberührung. Nach dieser Reichsteilung kam es in fast allen Gebieten des ehemaligen Großreiches zu Machtkämpfen mit bürgerkriegsähnlicher Struktur, betroffen war auch das Rheinland. Als Lothar I. 855 ohne Thronerben verstarb, intensivierten sich die Machtkämpfe. Im Vertrag von Meersen wurde das Rheinland 870 dem Ostfrankenreich zugewiesen. Zehn Jahre später wurden beim Vertrag von Ribemont die Grenzverläufe noch einmal präziser festgelegt. Nebenstehende Karte zeigt das Ergebnis.[2]
Wikinger und Franken
Nach der Niederwerfung der Sachsen (772–804) und der Landnahme dehnte sich das Reich Karls des Großen bis zur Elbmündung und darüber hinausgehend aus. Spätestens zu diesem Zeitpunkt werden die ersten Kontakte zu den Wikingern, die wie die Sachsen ein Götterpantheon anbeteten, stattgefunden haben.
Einzug in Walhall, Relief aus Godland
Diese Kontakte waren oft kriegerischer Natur, betroffen waren die friesischen Inseln aber auch das friesische Festland. Zur Abwehr dieser Angriffe richtete Karl der Große an der Nordgrenze seines Reiches eine Mark ein, der Name des heutigen Staates Dänemark leitet sich davon ab. Trotz dieser kriegsähnlichen Zustände an der Nordgrenze verdingten sich manche Wikinger bei fränkischen Feldzügen als Söldner. Taufen ließen sich nur sehr wenige, denn die Religion der Wikinger enthielt, anders als das Christentum, einen Ehrenkodex für Krieger:
Der Sage zufolge bereitete sich der Kriegsgott Odin, aus dem Göttergeschlecht der Asen auf den Kampf um die Welt und deren Fortbestehen vor. Er entsandte seine Botinnen, die Walküren, um nur die tapfersten, in einer Schlacht gefallenen Krieger, nach Walhall zu geleiten. Die dort versammelten Krieger, Einherjer genannt, übten sich tagsüber in der Kriegskunst. Abends, nachdem ihre Wunden geheilt waren, zog das Totenheer zusammen in Odins Halle ein, wo sie stets ein gefülltes Trinkhorn und eine gute Mahlzeit erwartete.[3] Aus diesem Grund kämpften Wikinger bisweilen sehr todesmutig. Deswegen waren sie als Söldner beliebt und als Gegner gefürchtet.[4]
Einer der ersten Wikingerkönige, der sich taufen ließ, war Harald Klak, der 826 n. Chr. in Ingelheim am Rhein ein Vasall König Ludwigs wurde und sich mit seiner Frau und seinem Sohn in Mainz taufen ließ.
In dieser Zeit drangen kriegerische Wikinger mit ihren Schiffen über Flusssysteme, die in die Nordsee und den Atlantik mündeten, in das Frankenreich vor. Betroffen von diesen Beutezügen waren vor allem Gebiete an der Seine, die Niederlande und Belgien. Zuvor gingen die Wikinger in England (Lindisfarne, 793) und in Irland (Dublin, 795) auf Raubfahrt. 820 wird der erste Großangriff von Wikingern im Frankenreich verzeichnet, betroffen war die Region der Seinemündung, zeitgleich fielen vermutlich andere Wikinger in Flandern ein. 845 wurde Paris zum ersten Mal angegriffen, 700 mit Kriegern gefüllte Langboote verbreiteten entlang der Seine Angst und Schrecken. Die Pariser erkauften sich mit 7000 Pfund Silber den Abzug der Belagerer. Bis zum Jahr 926 sind dreizehn solcher Zahlungen im Frankenreich belegt.[5][6] Auch der Elbmündungsraum und das damals schon befestigte Hamburg wurde 845 von dänischen Kriegern heimgesucht.
Anfangs erfolgten die Angriffe überfallartig, und die Wikinger zogen sich nach erfolgreichen Raubzügen in ihre Heimat zurück. In den 860er-Jahren wechselten sie ihre Vorgehensweise und gründeten feste Standorte im Frankenreich, von wo aus sie ihre Raubzüge koordinierten, und überwinterten bisweilen auch in diesen befestigten Heerlagern. Die Rheinlande und somit das Kernland des Frankenreiches waren zu dieser Zeit davon nur selten betroffen.[7]
Die Wikinger bildeten keine geschlossene Einheit, sie waren ein kriegerisches Volk, Kleinkriege zwischen Wikingerstämmen waren häufig, vereinten Großangriffen gingen grundsätzlich zielgerichtete diplomatische Verhandlungen voraus. Da die Wikinger sich aus den besetzten Gebieten nur unter hohen Verlusten vertreiben ließen, wurde gelegentlich versucht, ihre Anführer durch reichhaltige Geschenke und eine Lehensvergabe in das Reich einzubinden. In der Regel mussten sich diese Wikingerführer zuvor taufen lassen, da das fränkische Reich vom fränkischen Adel als von Gott gegeben betrachtet wurde und es daher keine Throne für hochadelige Ungläubige gab. Diese christianisierten Wikinger waren dann Feinde ihrer heidnischen Volksgenossen.[4]
Die Raubzüge in das Rheinland 862 und 864
Zwischen 834 und 863 verwüsteten die Wikinger achtmal den am Lek gelegenen Handelsknotenpunkt Dorestad, der mit dem dänischen Haithabu konkurrierte. 862 ruderten Wikinger zum ersten Mal in kriegerischer Absicht den Rhein herauf und plünderten Köln. 863 eroberten die Nordmänner Utrecht und Nimwegen und errichteten in beiden Städten feste Winterlager, Dorestad wurde bei diesem Feldzug restlos zerstört. 864 traten sie von dort zu einem zweiten Kriegszug in die niederrheinischen Lande an und überfielen und plünderten die von den Römern gegründete Stadt Xanten.[8]
Handel und Schifffahrt auf dem Rhein zwischen 864-881
Abbildung eines Wikingerschiffes aus dem Nordisk familjebok.
Nachfolgend verlief das nachbarschaftliche Verhältnis zwischen den in den Niederlanden ansässig gewordenen Wikingern und ihren rheinländischen Nachbarn eher friedlich. Schon seit der Merowingerzeit bestanden intensive Handelskontakte zwischen den Rheinländern und den Handelszentren der Wikinger. So wurden rheinische Klingen, Mayener Basaltlava[9] und Wein aus der Gegend um Koblenz in den Handelszentren in Skandinavien nachgewiesen (Kaupang in Norwegen, Birka in Schweden, Ribe und Haithabu in Dänemark, 5.-7. Jahrhundert).[10]
Die Franken waren keine echten Seefahrer, es gab zwar Schiffstypen (Utrechter Schiff) die bei gutem Wetter dazu geeignet waren, Küstenschifffahrt zu betreiben, da es bislang keine Wrackfunde in der Nordsee gibt, wird die Küstenschifffahrt, wenn überhaupt, nur selten betrieben worden sein.[11] Auch die Flussschifffahrt erfolgte meistens nur stromabwärts. Es gab unterschiedliche Bautypen für Boote. Entweder wurden mächtige Bäume ausgehöhlt oder floßähnliche Kähne zusammen gezimmert. Beide Bootstypen waren schlecht zu manövrieren und wurden zum Transport von schweren Waren wie Steinen eingesetzt. Als Steinbrüche dienten oft ruinöse Bauten der Römer in Rheinnähe, aber es gab auch Steinbrüche in den angrenzenden Mittelgebirgen. Rheinabwärts trieben diese Boote mit der Strömung, stromaufwärts wurden die Kähne von Pferden oder Ochsen gezogen (treideln genannt).
Das Hauptbaumaterial im fränkischen Reich war Holz, geschlagene Stämme wurden zusammen gebunden und flussabwärts zu den Handelsmärkten geflößt, auch andere Handelswaren und Reisende wurden auf diesen, teilweise sehr langen und breiten Flößen transportiert.[12]
Als die Wikinger sich an den Ufern des Rheindeltas ansiedelten, hatten diese als Händler einen Wettbewerbsvorteil, denn dank ihrer herausragenden Schiffbautechnik, die durch einsetzbare Ruderkraft, kombiniert mit Segeltechnik, auch starke Strömungen wie die des Rheins überwinden konnten, waren diese in der Lage in beide Flussrichtungen Güter schnell zu verschiffen. Dadurch blühte in dieser Zeit der Handel im Rheinland auf. Da die Wikinger zu dieser Zeit auch in Irland, England und Russland siedelten, erweiterte sich das Handelsgut auch um Produkte aus diesen und darüber hinaus noch weit entfernteren Regionen. Es gab unterschiedlich große Wikingerschiffe, die meisten waren zwischen 20 und 30 Meter lang. Diese boten Platz für eine sechzig- bis achtzigköpfige Mannschaft. Die größten Kriegsschiffe konnten 120 Mann transportieren.[13]
Raubzüge im Winter 881/882
Übersichtskarte der Wikingerraubzüge in den Rheinlanden
Die Lage änderte sich, als das so genannte Große Heidnische Heer 878 bei Edington im Südwesten Englands durch die Truppen König Alfreds des Großen (Regierungszeit 871-899) eine empfindliche Niederlage erlitten hatte. Die besiegten Wikinger setzten sich daraufhin nach Kontinentaleuropa ab und verlegten ihre Raubzüge in die Küstenregion des Ärmelkanals, Nordfrankreich und Flandern. Am 3. August 881 siegte auch der westfränkische König Ludwig III. mit seinem Heer über die Normannen bei Saucourt-en-Vimeu in Zentralfrankreich.[7]
Die Wikinger wendeten ihre Angriffslust daraufhin ostwärts Richtung Rheinlande. Karl III. hielt sich zu dieser Zeit wegen seiner Kaiserkrönung in Italien auf, die am 12. Februar 881 in Rom erfolgte. Zu dieser Feierlichkeit wurde er von zahlreichen Panzerreitern begleitet; dies bedeutete, dass viele der wehrhaftesten Krieger zur Verteidigung der Heimat im Winter 881 nicht zur Verfügung standen.
Trotz der Invasion des Großen Heeres 878 in Westfranken sind im ostfränkischen Rheinland anscheinend keinerlei Verteidigungsmaßnahmen ergriffen worden, denn die Mauern einzelner Städte wurden erst verstärkt, als die Wikinger fast schon vor den Toren standen. Dadurch und wegen der Kaiserkrönung Karls III. in Rom war die rheinische Bevölkerung dem Wikingerangriff nahezu schutzlos ausgeliefert und Flucht die beste Alternative, die Lebens- und Güterrettung versprach. So wurden den Wikingern oftmals ganze Ortschaften und Klöster kampflos überlassen.[14]
Die Überfälle im Rhein-Maasgebiet
Ende des Jahres 881 brachen Wikinger, die in Flandern überwinterten, zu einem Kriegszug in benachbarte Ländereien auf. Sie überfielen zahlreiche Ortschaften in der Umgebung der Maas und brannten die Städte Lüttich, Maastricht und Tongern bis auf die Grundmauern nieder.[15]
Hortfund aus der Wikingerzeit
Im Dezember 881 fuhren auf mindestens drei Schiffen unter ihrem Anführer Gottfried (Bzw. Godefried) Wikinger dieser Gruppe den Rhein stromaufwärts. Von den Anwohnern erpressten sie dann Wegegeld oder plünderten und brandschatzten ganze Ortschaften und auch Städte, die sich als nicht zahlungswillig oder als zahlungsunfähig erwiesen.
Besonders betroffen waren vor allem die Städte Köln, Bonn, Neuss, Jülich und Andernach. Köln zahlte bei ihrem ersten Besuch nach zähen Verhandlungen ein hohes Danegeld in Silber (Januar 882). Auf ihrer Rückreise forderten die mittlerweile berüchtigten Wikinger erneutes Wegegeld, das die ausgepressten Kölner aber nicht mehr aufbringen konnten. Die Stadt wurde daraufhin ebenfalls niedergebrannt und geplündert.[16]
Die vermutlich aus Dänemark stammenden Nordmänner führten auch Pferde auf ihren Drachenbooten mit, wodurch sie sich auch als schnell beweglich auf den alten Römerstraßen des linksrheinischen Rheinlandes erwiesen. Die Wikinger wandten sich diesem Straßensystem folgend westwärts und zogen plündernd über Zülpich nach Aachen.[7]
Die Überfälle auf die kulturellen Zentren im Raum Aachen
Rekonstruktionszeichnung der kaiserlichen Pfalz (um 800) zu Aachen mit dem Oktagon des Domes (oben links), der Therme (unten links) und dem Palast (unten rechts)
Als sie die Kaiserstadt erstürmt hatten, funktionierten die Eroberer, vermutlich mit strategisch auf Erniedrigung ausgerichtetem Kalkül, den Aachener Dom - die Grabstätte Karls des Großen - und auch die benachbarte Marienkirche zu Pferdeställen um. Nach diesen Schändungen setzten sie die kaiserliche Pfalz und die Thermen in Brand. Ende Dezember 881 plünderten sie das unweit Aachens gelegene Kloster Kornelimünster sowie die Klöster Stablo und Malmedy in den Ardennen. [17]
Der erste Überfall auf die Abtei Prüm
Am 6. Januar 882, dem Dreikönigstag, griff eine Abteilung Wikinger, die den Angaben nach etwa 300 Krieger umfasste, die größte fränkische Abtei Prüm in der Eifel an. In der Kirche dieser Abtei lag Kaiser Lothar I. begraben, der hier im Jahr 855 gestorben war. An das Kloster war ein Hospital angeschlossen sowie eine bedeutende Klosterschule, in der der Nachwuchs des fränkischen Hochadels erzogen wurde.[18] Die Abtei beherbergte zudem eine der umfangreichsten Bibliotheken des Reiches mit dazugehörigem Scriptorium. Neben Aachen war Prüm das kulturelle Zentrum des fränkischen Reiches. Das Kloster hatte umfangreiche Besitzungen, über hundert Kirchen standen unter seiner Verwaltung, der Landbesitz erstreckte sich bis weit in die Niederlande, auch die Wälder entlang der Mosel gehörten dem Kloster.[18]
Eine Schar von Bauern aus der Umgebung stellte sich den Angreifern entgegen und wurde restlos aufgerieben. Daraufhin steckten die Wikinger alle Gebäude des Klosters in Brand. Die Abtei brannte bis auf die Grundmauern ab, da niemand mehr lebte, der das Feuer hätte bekämpfen können (Regino von Prüm, 882). Zu den größten Schätzen des Klosters gehörte eine der kostbarsten Reliquien des christlichen Abendlandes, die Sandalen Christi, die vor dem Ansturm der Wikinger rechtzeitig in Sicherheit gebracht werden konnten. Von der zuvor von Chronisten oft gelobten Handschriftensammlung konnte hingegen nur etwa ein Zehntel des Bestandes vor den anrückenden Wikingern abtransportiert werden, der gesamte Rest wurde Opfer der Flammen.[7][18]
Der Moselraubzug 882
Der ostfränkische König Ludwig III. stellte ein Heer auf und eilte den Rheinländern zur Hilfe. Am 20. Januar verstarb der König unerwartet in Frankfurt am Main, woraufhin das von ihm gegen die Wikinger angeführte Heer sich auflöste. Die Wikinger zogen daraufhin weiter rheinaufwärts. Im Laufe des Februar und März 882 gelangten sie raubend und mordend bis nach Koblenz, das sich dank der guten, noch aus der Römerzeit stammenden Wehranlagen widersetzen konnte. Die vor den Mauern befindlichen Stadtteile wurden aber verwüstet. Zeitgleich wurden in Mainz in aller Eile die verfallenen römischen Mauern wieder befestigt und die Mainzer Bürger begannen auch damit, einen Graben um die Stadt zu ziehen. Die Wikinger zogen aber von Koblenz nicht Richtung Mainz, sondern wendeten sich moselaufwärts und erreichten in der Osterwoche das Trierer Umland. [7]
Stadttor Porta Nigra in Trier. Trotz der römischen Wehranlagen wurde Trier zweimal von den Wikingern erobert und gebrandschatzt.
In der Karwoche 882 überfielen und zerstörten die nordischen Krieger die extra muros Triers gelegenen Klöster, Kirchen und Gehöfte. So wurden die nördlich der antiken Stadtmauer gelegenen Klöster St. Maximin, St. Martin und St. Symphorian zerstört, wobei letzteres später niemals wieder aufgebaut wurde. Das Kloster St. Paulin blieb dagegen verschont.[19]
Am Gründonnerstag, dem 5. April 882, nahmen sie die Stadt selbst ein. Nach einigen Tagen der Ruhe plünderten, verwüsteten und brandschatzten die Wikinger Trier am Ostersonntag.[20] Unter anderem wurde der Trierer Dom in Mitleidenschaft gezogen. Regino von Prüm berichtet von zahlreichen Opfern unter der Bevölkerung, Erzbischof Bertolf von Trier war jedoch mit wenigen Gefolgsleuten die Flucht nach Metz gelungen. Danach zog ein Teil der Wikinger mit der Beute moselabwärts in Richtung Koblenz, während der Rest in Richtung Metz zog.
Die auf Metz vorrückenden Wikinger wurden am 11. April 882 in der Schlacht bei Remich von einem Heer unter der Führung des Metzer Bischofs Wala, des Trierer Erzbischofs Bertolf und des Grafen Adalhard II. von Metz gestellt. Diese Schlacht gewannen wieder die Wikinger, neben zahlreichen Panzerreitern und Bauern fiel auch Bischof Wala auf dem Schlachtfeld. Der heftige Widerstand mit einhergehenden eignen Verlusten bewegte die Wikinger aber zur Umkehr, und sie zogen durch die Eifel nordwärts in Richtung ihres Heereslagers.[21][22]
Waffenstillstand von Ascloha im Frühjahr 882
Münze mit dem Bild Karls III.
Nach seiner Rückkehr aus Italien hielt Kaiser Karl III. im Mai 882 in Worms einen Reichstag ab und brachte dabei ein großes Heer zusammen, in dem Franken, Baiern, Schwaben, Thüringer, Sachsen, Friesen und Langobarden vertreten waren. Das Heer zog vor das befestigte Wikingerlager, das in einer Quelle Ascloha (Asselt) benannt wird (Annales Fuldenses 882).[23] In einer anderen zeitgenössische Quelle wird dagegen als Verhandlungsort Haslon genannt, das oft mit Elsloo an der Maas gleichgesetzt wird (Regino von Prüm, Chronica 882, namentlich erwähnt im Eintrag zum Jahr 881).[24]
Karl III. belagerte mit seinem Heer die Normannen aus sicherer Entfernung und nahm nach zwölf Tagen Verhandlungen mit den Belagerten auf. Das Ergebnis dieser Verhandlungen war ein mit Kirchengut erkaufter Abzug der Eindringlinge. Unter der Bedingung, dass der Wikingeranführer Gottfried sich taufen ließ, wurde diesem zudem Friesland (Niederlande) als Lehen übertragen. Der Friedensschluss wurde zusätzlich durch eine Hochzeit mit einer fränkischen Prinzessin besiegelt. Die Prinzessin namens Gisla (Gisela) soll eine Tochter Königs Lothar II. gewesen sein. Die unter der Führung von Sigfrid in Ascloha zurück gebliebenen Wikinger wurden zunächst durch reichhaltiges Wegegeld von weiteren Raubüberfällen abgehalten. [7]
Raubzug im Sommer 882
Schon im Sommer 882 kehrte Gottfried mit einem aus der Heimat verstärkten Heer zu einem zweiten Raubzug in das Rheinland zurück und verwüstete Köln, Bonn und Andernach. In der Umgebung von Andernach wurden zahlreiche Kirchen und Klöster geplündert und in Brand gesteckt.
Auch das an der IJssel gelegene Zutphen und der nahegelegene Handelsplatz Deventer wurden während dieses Feldzuges gebrandschatzt.[25] Vor Mainz wurden die Wikinger von einem Heer unter Führung von Graf Heinrich von Babenberg und des Mainzer Erzbischof Liutbert (Episkopat 863-889) zurückgeschlagen,[7] vermutlich brandschatzten sie erst anschließend Köln.
Raubzug im Herbst 883
Die Nachricht von Gottfrieds Erfolgen im Rheinland und der errungenen Herrschaft in Friesland lockte weitere Wikinger aus Dänemark an. Im Herbst 883 landeten sie in Friesland, ruderten mit Gottfrieds Einverständnis den Rhein hinauf und bezogen ein festes Lager bei Duisburg. Sie verwüsteten erneut zahlreiche Ortschaften, die gerade erst wieder errichtet worden waren.[26] Die Kölner hatten zuerst ihre Mauern verstärkt und blieben deshalb diesmal verschont. Als die Wikinger vorbeizogen, waren Kölns Kirchen und Klöster aber immer noch Brandruinen.[27]
Die Wikinger zogen sich in diesem Jahr vom Mittelrhein zurück und siedelten sich dauerhaft am Niederrhein an. Sie besetzten Xanten sowie Duisburg und unternahmen von dort aus kleinere Raubzüge in die Umgebung, betroffen war vor allem die Xantener Umgebung und das Ruhrgebiet.[28]
Fränkischer Feldzug gegen die Wikinger 884
884 gelang einem Truppenverband unter der Führung des Grafen Heinrich von Babenberg die Rückeroberung Duisburgs, aus den restlichen niederrheinischen Gebieten zogen sich die Wikinger gegen Zahlungen zurück.[7]
Die Verschwörung Hugos mit den Wikingern im Jahr 885
Fränkische Panzerreiter mit Drachenstandarte, abgebildet im Goldenen Psalter von St. Gallen, 9. Jh.
Zu Anfang des Jahres 885 entschloss sich Hugo, der einzige Sohn König Lothars II. von Lotharingien aus dessen kirchlich nicht anerkannter zweiter Ehe mit Waldrada, das Reich seines Vaters mit Hilfe seines Schwagers Gottfried wiederzugewinnen. Heimlich forderte er Gottfried auf, sein Heer mit weiteren Wikingern aus Dänemark zu verstärken, und versprach ihm im Falle des Sieges die Hälfte des gewonnenen Landes. Gottfried wartete jedoch nicht ab und schickte, während zahlreiche Wikinger an der Rheinmündung zusammenströmten, die friesischen Grafen Gerulf und Gardulf als Gesandte zu Kaiser Karl III. Er forderte als Entlohnung für seine Treue und den Schutz der Grenzen Koblenz, Andernach und Sinzig sowie weitere Krongüter mit Weinanbau am Mittelrhein.
Karl III. erfuhr von den Plänen der Verschwörer, möglicherweise durch den Grafen Gerulf. Auf den Rat Heinrich von Babenbergs entschloss er sich, die Wikinger in einen Hinterhalt zu locken, und schickte die Gesandten mit der Nachricht zurück, er werde selbst einen Boten mit einer angemessenen Antwort auf Gottfrieds Forderungen nach Friesland entsenden.
Heinrich von Babenberg ließ zunächst seine Gefolgsleute heimlich und in kleinen Gruppen durch Sachsen an den von ihm bestimmten Treffpunkt in Friesland ziehen. Er selbst reiste nach Köln zu Erzbischof Willibert, der ihn auf seiner Reise rheinabwärts begleitete. Im Laufe des Mai 885 kamen sie in der Betuwe, einer von den beiden Armen des Rheins umflossenen Landschaft in Friesland, an. Gottfried zog den Franken entgegen und sie trafen in Herwen zusammen.
Während der Verhandlungen veranlasste Heinrich den Erzbischof, Gottfrieds Ehefrau Gisela unter einem Vorwand in das Lager der Franken zu rufen, um sie so der drohenden Rache der Wikinger zu entziehen. Heinrich selbst verhandelte inzwischen in der Sache des sächsischen Grafen Eberhard, dessen Besitzungen von Gottfried geplündert worden waren. Als es zu einem Streit kam, wurde Gottfried von Eberhard niedergestoßen und von Heinrichs Gefolge ermordet. Anschließend wurden alle anderen Wikinger, die sich in der Betuwe befanden, darunter auch ihr Anführer Sigfried, getötet. Wenige Tage später wurde auch Hugo nach Gondreville gelockt, dort gefangengenommen, geblendet und in die Abtei Prüm gebracht, wo er sein restliches Leben verbrachte.[29][30]
Heinrich von Babenberg geriet während der Belagerung von Paris im Jahr 886 bei einem Ausritt in der Nähe der Stadt in eine von Wikingern gestellte Fallgrube und wurde dort von seinen Feinden erschlagen.
Nach Gottfrieds und Sigfrieds Tod blieben die Rheinlande für einige Jahre von Einfällen der Wikinger verschont.
Raubzug im Frühjahr 892
Schlacht zwischen fränkischen und normannischen „Rittern“ in einer Darstellung des 14. Jahrhunderts
Im Jahr 891 erlitten die Wikinger gegen den Ostfrankenkönig und späteren Kaiser Arnulf von Kärnten bei Löwen in Belgien eine empfindliche Niederlage und die Besiegten mussten sich aus Brabant komplett zurückziehen. Als sich die versprengten Wikinger südlich der Maas wieder gesammelt hatten, unternahmen sie 892 einen Feldzug ins Moseltal.[31]
Im Februar 892 erreichten sie Trier und plünderten die alte Römerstadt erneut. Anschließend zogen sie flussabwärts und dann den Rhein hinab bis nach Bonn. Bei Lannesdorf trat ihnen ein zahlenmäßig überlegenes Aufgebot der örtlichen Bevölkerung entgegen. Durch die verheerende Niederlage bei Löwen war die Kampfmoral der Wikinger angesichts einer Übermacht nicht ausgeprägt, so scheuten sie den Kampf und zogen im Eilmarsch westwärts durch die Eifel bis zum Kloster Prüm. Wie zehn Jahre zuvor verwüsteten sie Kloster und Ortschaft, töteten und verschleppten zahlreiche Einwohner, nur der Abt des Klosters und einige Mönche konnten fliehen (aus der Chronik des Regino von Prüm, ad a. 892).
Die Kampfkraft der Wikinger war aber nach der Schlacht von Löwen dauerhaft geschwächt. Sie zogen sich in dänisch besetzte Gebiete in Britannien (Danelag) zurück und unternahmen von dort nur noch gelegentliche Raubzüge, die aber ausschließlich die europäischen Küsten betrafen – in das Kernland des Frankenreiches drangen sie nicht mehr vor.[32]
Details zu den Raubzügen der Wikinger in den Rheinlanden
Nachgestellte Szenerie in einem Freilichtmuseum in Haithabu
Kleidung, Bewaffnung und Kampfweise der Wikinger
Die Wikinger hatten eine Vorliebe für bunte Kleidung gehabt, die Stoffe hierfür erwarben sie sich hauptsächlich während ihrer Raubzüge, aber auch als Handelsware kamen diese Stoffe in deren nordische Heimat. Männer trugen eine gegürtelte Tunika, darunter eine Wollhose. Gegen Wind und Wetter schützten ein Umhängemantel und eine Kappe. Wohlhabende Wikinger besäumten ihre Kleidung mit bunten Borden oder auch Pelzen. Die Frauen trugen lange Kleider, je nach Stand mehr oder weniger reichhaltig mit Schmuckstücken besetzt, Silberschmuck wurde bevorzugt.[33]
Die Lebenserwartung der Wikingerkrieger war nicht sehr hoch, schwere Verwundungen verliefen in der Regel durch Infektionen tödlich. Der überwiegende Teil der Krieger wird zwischen 20 und 30 Jahre alt gewesen sein, aber auch Jugendliche beteiligten sich an den Raubzügen. Wikingerfrauen griffen nur zu den Waffen, wenn ihre Siedlungen angegriffen wurden.
Eisen war ein rares und teures Gut, daher verwendeten es die Wikinger bei der Herstellung ihrer Waffen sparsam und effektiv. Die meisten Wikinger kämpften aus diesem Grund mit Äxten oder Streitäxten. Die Axt war auch ein täglich genutztes Werkzeug und wurde daher fast ständig griffbereit am Gürtel getragen. Als Fernwaffen setzten die Wikinger meistens Pfeile und auch Speere ein. Seltener wurden Steinschleudern oder Wurfsteine im Fernkampf benutzt, letztere zuvorderst bei Kämpfen auf hoher See, zur Abwehr oder bei der Eroberung anderer Schiffe.
Bunt gekleidete Mitglieder eines Wikingervereins zeigen ihre Rundschilder
Schwerter der Wikinger, zumeist fränkische Klingen und nordische Griffe
Schwerter waren beliebt aber selten und meistens nur in den Händen sehr reicher Wikinger. Als Rüstung dienten bunt bemalte Rundschilder und Helme, aber auch wattierte Rüstungen und Lederrüstungen wurden getragen. Bogenschützen trugen wegen der notwendigen Beweglichkeit gar keine Rüstungen und wurden, wenn diese in den Nahkampf gerieten, sehr schnell tödlich verwundet. In der Regel wurde in der Wikingerzeit ohne echte Schlachtordnung gekämpft, das heißt trafen Kampfbereite aufeinander, stürmten die Krieger planlos in die gegnerischen Reihen und fochten dann die Schlacht im Kampf Mann gegen Mann aus.[33]
Kettenhemden oder Schuppenpanzer waren begehrte, sehr kostenintensive Handelsware. Nur wohlhabende Wikinger konnten sich diese leisten. Schwere Rüstungen und Schwerter waren daher erstrebenswertes Beutegut und das Fußvolk scheute sich deshalb nicht, fränkische Panzerreiter anzugreifen. Die Wikinger kämpften, anders als die Franken, zu Zeiten der rheinischen Feldzüge nicht von Pferden aus, sie nutzen diese nur zum Anritt und kämpften dann als Infanteristen.[33] Meistens griffen die Wikinger auf ihren Raubzügen in kleineren Verbänden von maximal einigen hundert Kriegern an, es wird angenommen, da sich die Krieger von Raubgut ernährt haben, dass der Umfang des erwarteten Beutegutes die Truppengröße bestimmt hat.[7]
Häufig erreichten die Wikinger die Örtlichkeiten, die sie überfallen wollten, auf Schiffen. Die Schiffe konnten dann auch als Fluchtmöglichkeit fungieren, falls sich Gegner als überlegen erwiesen. Diese Art der Kriegsführung war bis zur Wikingerzeit in Nordeuropa unbekannt, so waren die Hafenstädte in der Regel nur zur Landseite hin befestigt und die ersten Überfälle kamen für die Bevölkerung dieser Städte überraschend. Erst nachfolgend wurden auch die Häfen befestigt. [33]
Üblicherweise verwüsteten die Wikinger eingenommene Ortschaften. Da das Hauptbaumaterial im fränkischen Reich Holz gewesen ist, erwiesen sich Brandschatzungen dabei als sehr effektiv. Dies galt auch für Ortschaften, die ihnen kampflos durch Flucht überlassen wurden. Kalkül der Wikinger war, dass andere Örtlichkeiten durch Wegegeldzahlung eine Verschonung aushandelten und sich der Beutezug dann als wirklich lohnend erwies.
Viele der gefundenen Wikingerschwerter haben fränkische Klingen und nordische Griffe; ob sie erhandelt oder erbeutet worden sind, ist ungeklärt. Aber nicht nur die Franken konnten Langschwerter schmieden, es gibt auch von Wikingern gefertigte Schwerter. Hochwertigste Qualitätsschwerter sind mit dem Wort Ulfberht gezeichnet, es wird angenommen, dass es sich um den Namen eines Schmiedes oder einer Schmiede handelt, aber auch eine magische Bedeutung kann nicht ausgeschlossen werden. 40 so gezeichnete Schwerter wurden mittlerweile ausgegraben, die südlichsten Funde gab es auf dem Balkan.[33]
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Teil 2
Preisverhältnis von Waffen und Rüstung zu anderen Handelsgütern
Wikingerschatz von Harrogate. Yorker Münzen wurden auch in Zutphen gefunden und auf das Jahr 882 datiert.
Ein Messer besaß den Gegenwert von 3 Gramm Silber, dafür hätte man 30 Hühner erstehen können.
Ein Kurzschwert oder Steigbügel wurden mit 126 Gramm Silber abgewogen, ein Preis, der für 42 kg Korn erzielt werden konnte.
Ein Schild und eine Lanze konnten für 137 Gramm Silber erworben werden, was dem Gegenwert von einer Kuh entsprach.
Einen Helm bekam man für 410 Gramm Silber, gleichen Wert hatten drei Ochsen.
Ein Langschwert mit Scheide kostete 478 Gramm Silber, worum man in Nord- und Westeuropa auch ein Pferd kaufen konnte.
Das begehrte Kettenhemd kostete 820 Gramm Silber, was dem Gegenwert von einer Sklavin und zwei Sklaven oder 28 Schweinen entsprach.[34]
Zeitliche Übersicht
Die folgende Übersicht zeigt in zeitlicher Reihenfolge die wichtigsten Raubzüge im historischen Kontext. Ereignisse die das Rheinland betreffen sind durch Fettschrift kenntlich gemacht:[35]
Zeit Region, Land Anmerkungen
793 Lindisfarne, England Überfall auf ein Kloster
795 Dublin, Irland Beginn der Überfalle auf die Stadt
800 Rom, Italien Karl der Große wird zum Kaiser gekrönt
814 Aachen, Deutschland † Karl der Große, Grablegung im Aachener Dom
820 Flandern, Niederlande Überfälle auf die Region
820 Seinemündung, Frankreich Überfälle auf die Region
834 Kontinentaleuropa Beginn der jährlichen Überfälle
834 Dorestad, Niederlande Erster von insgesamt acht Überfällen
835 England Beginn der jährlichen Überfälle
837 Domburg, Niederlande Plünderung und Brandschatzung
842 Quentovic, Frankreich Plünderung und Brandschatzung
843 Nantes, Frankreich Plünderung und Brandschatzung
843 Verdun, Frankreich Vertrag von Verdun, Teilung des Reiches unter den drei Enkeln Karls des Großen
844 Sevilla, Spanien Plünderung und Brandschatzung
844 Gijón, Spanien; Garonnetal, Frankreich Plünderung und Brandschatzung
845 Paris, Frankreich Beginn der Überfalle auf die Stadt, Paris zahlt erstes Danegeld (7000 Pfund Silber)
845 Hamburg, Deutschland Angriff auf Stadt und Umland
855 Abtei Prüm, Deutschland † König Lothar I., Grablegung in der Abteikirche
857 Utrecht, Niederlande Plünderung und Brandschatzung
857 Paris, Frankreich Plünderung und Brandschatzung
859–862 Städte im Mittelmeerraum Betroffen vor allem Spanien
860 Konstantinopel, Türkei Plünderung und Brandschatzung
860 Island Norwegische Seefahrer entdecken Island und besiedeln die Insel
861 Paris, Frankreich Plünderung und Brandschatzung
862 Köln, Deutschland Plünderung und Brandschatzung
863 Dorestad, Utrecht, Nimwegen Letzter von acht Überfällen auf Dorestad, vollständige Zerstörung der Stadt, Errichtung fester Heereslager in den Niederlanden
864 Xanten, Deutschland Plünderung und Brandschatzung
865–873 Das Große Heer erobert England Einrichtung fester Standorte (Danelag)
865 England Erstmalige Zahlung von Danegeld in England
866 York, England Plünderung und Brandschatzung
878 ⚔ Edington, England Schlacht, das Große Heidnische Heer wird von einem Heer unter Alfred dem Großen besiegt
878–892 Das Große Heer verwüstet Teile des Frankenreichs Einrichtung fester Standorte in den Niederlanden und Belgien
881 ⚔ Sommer: Saucourt-en-Vimeu, Frankreich Schlacht, das Heer Lothars III. schlägt die Wikinger
881 Winter: Maastricht, Lüttich, Tongern u.a. Plünderung und Brandschatzung in den Niederlanden und Belgien
881 Winter: Zülpich, Jülich, Neuss, Aachen u.a. Plünderung und Brandschatzung in Deutschland
882 Russland Das nördliche und das südliche Warägerreich (Nowgorod und Kiew) werden vereinigt zum Kiewer Reich
882 ⚔ Prüm, Bonn, Andernach, Trier, Köln, Deventer, Zutphen Plünderung und Brandschatzung in Deutschland und den Niederlanden, Schlacht bei Remich
883 Duisburg, Xanten Eroberungen und Einrichtung fester Heerlager in Deutschland
884 Duisburg, Xanten Heinrich von Babenberg erobert mit fränkischen Kriegern den Niederrhein zurück
885 Erneuter Einfall in das Rheinland Die Wikinger werden in einen Hinterhalt gelockt, ihre Anführer Gottfried und Sigfrid erschlagen
886 Paris, Frankreich Während der Belagerung von Paris gerät Heinrich von Babenberg in eine Grubenfalle und wird von Wikingern erschlagen
891 ⚔ Löwen, Belgien Schlacht, der spätere Kaiser Arnulf von Kärnten schlägt die Wikinger verheerend
892 Trier, Prüm Letzter Feldzug in das Rheinland, Verwüstungen und Plünderungen
892 Kontinentaleuropa Rückzug der Wikinger nach England und Dänemark
911 Normandie Der Wikingerkönig Rollo erhält vom westfränkischen König die Normandie zum Lehen
917 Dublin, Irland Plünderung und Brandschatzung
985-986 Grönland Erik der Rote beginnt mit der Landnahme nicht vereister Landstriche
um 1000 Amerika Leif Eriksson entdeckt und besiedelt Neufundland
1013 England Der dänische König Sven erobert England
1061-91 Sizilien Normannische Krieger erobern Sizilien
1066 England Herzog Wilhelm der Eroberer aus der Normandie erobert England - Ende der Wikingerzeit
Quelle - literatur & einzelnachweise
Wikingerschatz von Harrogate. Yorker Münzen wurden auch in Zutphen gefunden und auf das Jahr 882 datiert.
Ein Messer besaß den Gegenwert von 3 Gramm Silber, dafür hätte man 30 Hühner erstehen können.
Ein Kurzschwert oder Steigbügel wurden mit 126 Gramm Silber abgewogen, ein Preis, der für 42 kg Korn erzielt werden konnte.
Ein Schild und eine Lanze konnten für 137 Gramm Silber erworben werden, was dem Gegenwert von einer Kuh entsprach.
Einen Helm bekam man für 410 Gramm Silber, gleichen Wert hatten drei Ochsen.
Ein Langschwert mit Scheide kostete 478 Gramm Silber, worum man in Nord- und Westeuropa auch ein Pferd kaufen konnte.
Das begehrte Kettenhemd kostete 820 Gramm Silber, was dem Gegenwert von einer Sklavin und zwei Sklaven oder 28 Schweinen entsprach.[34]
Zeitliche Übersicht
Die folgende Übersicht zeigt in zeitlicher Reihenfolge die wichtigsten Raubzüge im historischen Kontext. Ereignisse die das Rheinland betreffen sind durch Fettschrift kenntlich gemacht:[35]
Zeit Region, Land Anmerkungen
793 Lindisfarne, England Überfall auf ein Kloster
795 Dublin, Irland Beginn der Überfalle auf die Stadt
800 Rom, Italien Karl der Große wird zum Kaiser gekrönt
814 Aachen, Deutschland † Karl der Große, Grablegung im Aachener Dom
820 Flandern, Niederlande Überfälle auf die Region
820 Seinemündung, Frankreich Überfälle auf die Region
834 Kontinentaleuropa Beginn der jährlichen Überfälle
834 Dorestad, Niederlande Erster von insgesamt acht Überfällen
835 England Beginn der jährlichen Überfälle
837 Domburg, Niederlande Plünderung und Brandschatzung
842 Quentovic, Frankreich Plünderung und Brandschatzung
843 Nantes, Frankreich Plünderung und Brandschatzung
843 Verdun, Frankreich Vertrag von Verdun, Teilung des Reiches unter den drei Enkeln Karls des Großen
844 Sevilla, Spanien Plünderung und Brandschatzung
844 Gijón, Spanien; Garonnetal, Frankreich Plünderung und Brandschatzung
845 Paris, Frankreich Beginn der Überfalle auf die Stadt, Paris zahlt erstes Danegeld (7000 Pfund Silber)
845 Hamburg, Deutschland Angriff auf Stadt und Umland
855 Abtei Prüm, Deutschland † König Lothar I., Grablegung in der Abteikirche
857 Utrecht, Niederlande Plünderung und Brandschatzung
857 Paris, Frankreich Plünderung und Brandschatzung
859–862 Städte im Mittelmeerraum Betroffen vor allem Spanien
860 Konstantinopel, Türkei Plünderung und Brandschatzung
860 Island Norwegische Seefahrer entdecken Island und besiedeln die Insel
861 Paris, Frankreich Plünderung und Brandschatzung
862 Köln, Deutschland Plünderung und Brandschatzung
863 Dorestad, Utrecht, Nimwegen Letzter von acht Überfällen auf Dorestad, vollständige Zerstörung der Stadt, Errichtung fester Heereslager in den Niederlanden
864 Xanten, Deutschland Plünderung und Brandschatzung
865–873 Das Große Heer erobert England Einrichtung fester Standorte (Danelag)
865 England Erstmalige Zahlung von Danegeld in England
866 York, England Plünderung und Brandschatzung
878 ⚔ Edington, England Schlacht, das Große Heidnische Heer wird von einem Heer unter Alfred dem Großen besiegt
878–892 Das Große Heer verwüstet Teile des Frankenreichs Einrichtung fester Standorte in den Niederlanden und Belgien
881 ⚔ Sommer: Saucourt-en-Vimeu, Frankreich Schlacht, das Heer Lothars III. schlägt die Wikinger
881 Winter: Maastricht, Lüttich, Tongern u.a. Plünderung und Brandschatzung in den Niederlanden und Belgien
881 Winter: Zülpich, Jülich, Neuss, Aachen u.a. Plünderung und Brandschatzung in Deutschland
882 Russland Das nördliche und das südliche Warägerreich (Nowgorod und Kiew) werden vereinigt zum Kiewer Reich
882 ⚔ Prüm, Bonn, Andernach, Trier, Köln, Deventer, Zutphen Plünderung und Brandschatzung in Deutschland und den Niederlanden, Schlacht bei Remich
883 Duisburg, Xanten Eroberungen und Einrichtung fester Heerlager in Deutschland
884 Duisburg, Xanten Heinrich von Babenberg erobert mit fränkischen Kriegern den Niederrhein zurück
885 Erneuter Einfall in das Rheinland Die Wikinger werden in einen Hinterhalt gelockt, ihre Anführer Gottfried und Sigfrid erschlagen
886 Paris, Frankreich Während der Belagerung von Paris gerät Heinrich von Babenberg in eine Grubenfalle und wird von Wikingern erschlagen
891 ⚔ Löwen, Belgien Schlacht, der spätere Kaiser Arnulf von Kärnten schlägt die Wikinger verheerend
892 Trier, Prüm Letzter Feldzug in das Rheinland, Verwüstungen und Plünderungen
892 Kontinentaleuropa Rückzug der Wikinger nach England und Dänemark
911 Normandie Der Wikingerkönig Rollo erhält vom westfränkischen König die Normandie zum Lehen
917 Dublin, Irland Plünderung und Brandschatzung
985-986 Grönland Erik der Rote beginnt mit der Landnahme nicht vereister Landstriche
um 1000 Amerika Leif Eriksson entdeckt und besiedelt Neufundland
1013 England Der dänische König Sven erobert England
1061-91 Sizilien Normannische Krieger erobern Sizilien
1066 England Herzog Wilhelm der Eroberer aus der Normandie erobert England - Ende der Wikingerzeit
Quelle - literatur & einzelnachweise
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