Die Schlacht von Sedan
Braunschweig-aktuell :: Nachrichten :: Aufklärung :: Deutsche NS Geschichte :: Mittelalter & Co. Deutschland
Seite 1 von 1
Die Schlacht von Sedan
Die Schlacht von Sedan fand am 1. September 1870 im Deutsch-Französischen Krieg statt. Mit der Kapitulation der französischen Truppen und der Gefangennahme des französischen Kaisers Napoléon III. am 2. September war sie vorentscheidend für den Ausgang des Krieges.
Strategische Lage im August 1870
In den ersten Wochen des Deutsch-Französischen Krieges war es den drei deutschen Armeen gelungen, die französischen Truppen in den Schlachten bei Weißenburg (4. August 1870), bei Wörth (6. August) und bei Spichern (6. August) einzeln zu schlagen und dabei weit nach Frankreich einzudringen. Der Dritten Armee des Kronprinzen war es hierbei gelungen, das verstärkte I. Korps unter Marschall Mac-Mahon aus dem Elsass zu vertreiben und zum weiten Rückzug von Wörth über Nancy nach Châlons-en-Champagne zu zwingen. Ab Mitte August standen der Kampf gegen die Hauptgruppe der Rheinarmee und die Einschließung von Metz im Blickpunkt, die mit den Schlachten von Mars-la-Tour (16. August) und von Gravelotte (18. August) gelang. Ohne die unmittelbare Bedrohung durch diese über 180.000 Mann starke Armee konnte sich die deutsche Kriegsleitung unter Moltke d.Ä. dann auf den Kampf mit der Châlons-Armee konzentrieren. Diese bestand aus dem Rest des I. Korps, dem V. Korps, Teilen des VII. Korps und den im Lager von Châlons zusammengezogenen Einheiten (XII. Korps).
Châlons-Armee
Die Châlons-Armee bestand zu einem großen Teil aus Reservetruppen, Freiwilligen und weiteren sehr hastig zusammengezogenen Verbänden. Die Veteranen des I. Korps selbst hatten in den Kämpfen Anfang August hohe Verluste erlitten und einen großen Teil ihres Materials verloren. Sie waren durch den langen Rückzug erschöpft und demotiviert. Die Mobilgarden waren selbst in der französischen Armee für ihre mangelnde Disziplin berüchtigt.[1] Die für die Landungsoperation an der deutschen Küste vorgesehenen Marinetruppen wurden ab Mitte August von Cherbourg nach Châlons-en-Champagne verlegt, um sich hier mit den restlichen Einheiten zu vereinen. In Châlons entstand so eine Armee mit insgesamt 130.000 Soldaten und 420 Kanonen, wobei die personelle und materielle Ausstattung nicht über die mangelnde Erfahrung und damit Kampfstärke hinwegtäuschen konnte. Es herrschte erheblicher Mangel an Offizieren und Unteroffizieren.
Ziel der Châlons-Armee war ursprünglich die Verstärkung von Paris. Mac-Mahon war sich darüber im Klaren, dass Paris nur dann erfolgreich verteidigt werden könne, wenn ausreichend kampfstarke Truppen zur Verfügung stünden. Statt eines Rückzugs erging an ihn jedoch der Befehl durch die Kaiserin und Eugène Rouher, dass er die Belagerung von Metz zu entsetzen habe. Am 21. August kam Mac-Mahon in Reims an und begann den Marsch in Richtung Sedan. Zu diesem Zeitpunkt lagen jedoch weder in Paris noch bei der Châlons-Armee genaue Informationen über die Lage vor Metz noch über die Position der dritten Armee vor. Aus Metz lag lediglich ein Gerücht vor, dass Bazaine einen Ausbruch in Richtung Sedan plane und die deutsche Armee wurde im Marsch auf Châlons vermutet.[2]
Deutsche Armeen
Der ursprüngliche Plan von Moltke hatte vorgesehen, die französische Rheinarmee in einer Art von Kesselschlacht im Raum Metz oder im Elsass zu besiegen. Entsprechend waren die deutschen Armeen so aufgestellt worden, dass eine der beiden großen Armeen den Gegner frontal bindet, während die andere ihm in die Flanke fallen sollte. Die kleinere Erste Armee sollte dabei die Einschließung vervollständigen bzw. den Rückzugsweg abschneiden.[3]
Zwei der drei deutschen Armeen waren zu diesem Zeitpunkt durch die Belagerung von Metz gebunden. Die deutsche Dritte Armee bestand aus Verbänden aus Preußen und den verbündeten süddeutschen Staaten, darunter den beiden bayerischen Korps. Diese Armee war zu diesem Zeitpunkt mit etwa 180.000 Mann der größte Verband in Frankreich.
In der zweiten Augusthälfte 1870 erfolgte eine grundlegende Umorganisation der deutschen Armeen vor Metz. Der Befehlshaber der Ersten Armee, General von Steinmetz, wurde als Generalgouverneur nach Posen versetzt. Aus seiner Armee und Teilen der Zweiten Armee des Prinzen Friedrich Karl wurden zwei neue Armeen gebildet. Die neue Erste Armee stand unter dem Kommando des bisherigen Kommandeurs des I. Korps General Edwin von Manteuffel, der die östliche Seite der Belagerung von Metz sicherte. Als neue Maasarmee wurde ein Verband, bestehend aus dem Gardekorps, den IV. und XII. (Königl. Sächsisches) Korps und den 5. und 6. Kavalleriedivision mit zusammen 70.028 Mann, 16.247 Pferden und 288 Geschützen, unter dem Kommando von Prinz Albert von Sachsen aus der Belagerungsarmee vor Metz herausgelöst.
Politik
Etwa ab dem 20. August 1870 begannen parallel zum militärischen Geschehen umfangreiche diplomatische Aktivitäten zur Beendigung des Krieges. In Österreich, England und selbst in Russland wurden Stimmen laut, die einen baldigen Friedensschluss forderten und Bedenken gegen eine Veränderung des Kräftegleichgewichts in Mitteleuropa äußerten.[2] Der deutschen Politik drohten daher trotz militärischer Erfolge einige Probleme.
Gleichzeitig kam ein Gerücht auf, dass die Franzosen doch noch eine Landung an einer der deutschen Küsten planten oder sogar bis zu den Häfen von Hamburg oder Bremen vordringen würden. Immerhin waren die als Elite bezeichneten Marinesoldaten bis jetzt nicht eingesetzt worden, und die französische Marine war der deutschen zehn zu eins überlegen.[2] Eine auch nur kurz andauernde Blockade der deutschen Häfen hätte für die bereits damals stark exportabhängige deutsche Wirtschaft schwerwiegende Folgen gehabt. Die französische Flotte operierte zu diesem Zeitpunkt zwar in der Nordsee und im Skagerrak, hatte jedoch erhebliche Versorgungsprobleme insbesondere mit Kohle und sah keine Möglichkeit, offensiv tätig zu werden. Kleinere Ziele an der Küste hätten keinen Angriff gerechtfertigt, Wilhelmshaven war zwar noch im Bau, aber bereits gut befestigt und mit schwerer Artillerie geschützt, und für Angriffe auf die Binnenhäfen fehlten detaillierte Karten oder Lotsen. All diese Punkte führten dazu, dass zwar zwei französische Flottenverbände im August in der Deutschen Bucht operierten, aber nicht tätig werden konnten.
Aufmarsch der Armeen
Mac-Mahons Marsch in Richtung Reims und Sedan
Neben dem militärischen Ziel der Aufhebung der Belagerung von Metz gab es auch politische Gründe für den Marsch in Richtung Reims. Der Einmarsch einer im Feld geschlagenen Armee in Paris, die dazu noch einen langen Rückzug hinter sich hatte, hätte die schwierige innenpolitische Lage weiter destabilisiert. Gerade auch weil die Châlons-Armee aus so vielen Reservetruppen bestand, auf die der Kaiser sich nicht verlassen wollte bzw. konnte, sollten diese Truppen nicht nach Paris zurückgeführt werden.[2] Für den Schutz von Paris wurde somit nur das XIII. Korps abgezogen und bildete den Kern der bald darauf auf ca. 100.000 Mann angewachsenen Besatzung von Paris.
Die Änderung der Marschrichtung nach Norden stellte für die französische Armee ein großes logistisches Problem dar. Auf dem Weg von Reims über Mézières nach Sedan standen nur wenige und dazu schlechte Straßen und eine einzige bald völlig überlastete Bahnlinie zur Verfügung. Die notwendige Versorgung der Armee mit Lebensmitteln [4], Ausrüstung [5] und Munition erwies sich als schwierig bis unmöglich.
Marsch der deutschen Armeen in Richtung Paris
Am 19. August erhielt die Dritte Armee den Befehl, vorläufig an der Maas Halt zu machen, um die Einheiten der Maasarmee aufschließen zu lassen. Die Maas wurde am 20. August erreicht.[2] Der Zusammenschluss konnte am 22. August vollendet werden. Da man Kenntnis davon erhalten hatte, dass sich bei Châlons starke französische Kräfte sammelten, erging der Befehl an die Dritte Armee, nach Châlons vorzurücken; die Maasarmee sollte gleichzeitig weiter nördlich in Richtung Paris vorgehen. Am 24. August stand die dritte Armee bereits an der Marne.[2]
Auf dem Weg der Maasarmee befanden sich die Befestigungsanlagen von Verdun, das am 23. August erreicht wurde. Nachdem ein Angriff am 24. August ohne Erfolg geblieben war, musste die Stadt umgangen werden. Gleichzeitig wurde mit der Belagerung begonnen. Diese konnte erst am 8. November erfolgreich beendet werden, als die bei Metz freigewordenen Belagerungsgeschütze zur Verfügung standen. Während der Belagerung war Verdun ein wichtiger Ausgangspunkt für Aktionen im Rücken der deutschen Front. Ein anderes Hindernis war die Festung von Toul. Auch diese Festung musste belagert werden, da ein direkter Sturmangriff erfolglos geblieben war (siehe Hauptartikel Belagerung von Toul). Erst in der letzten Augustwoche stieß Prinz Albert daher weiter über Sainte-Menehould und Vitry-le-François vor.
Während dieses Vormarsches traten zwar bei den deutschen Verbänden die ersten Versorgungsengpässe an Nahrungsmitteln auf, es gelang aber, eine Mindestversorgung durch Requirierungen und Ankäufe von Lebensmitteln in den Ortschaften entlang des Marsches sicherzustellen. Gleichzeitig kamen die deutschen Reserveverbände bei den Armeen an. Bis zum 24. August 1870 hatte das deutsche Heer insgesamt Verstärkungen von 150.000 Mann erhalten, Einheiten mit insgesamt 300.000 weiteren Soldaten wurden gerade aufgestellt.[2] Damit waren nicht nur die Verluste der ersten Wochen ausgeglichen, es konnten auch Einheiten für diverse kleinere Belagerungen und für den Schutz der Nachschubwege abgestellt werden. Neben der rein zahlenmäßigen Verstärkung zum Ausgleich erlittener Ausfälle kam auch noch das VI. Korps unter General von Tümpling zur dritten Armee. Dieses Korps war bis zum 6. August als Reserve für einen möglichen Konflikt mit Österreich in Schlesien geblieben.[6]
Während des Vormarsches der deutschen Truppen traten im Gebiet entlang der Maas erstmals Franc-tireurs in größerem Maße in Erscheinung. Gleichzeitig aber erklärten sich auch Ortschaften als offene Städte bzw. Dörfer. So öffnete sich die Stadt Bar-le-Duc den ersten preußischen Reitern, da man keine Möglichkeit der Verteidigung sah. Der deutsche Kronprinz nahm daraufhin in Bar-le-Duc für einige Tage sein Hauptquartier.
Am 24. August hatte eine preußische Kavallerieaufklärungsmission das inzwischen verlassene Lager von Châlons erreicht. Andere Patrouillen stießen bis kurz vor Reims vor, verhörten die örtlichen Bürgermeister und beschlagnahmten jede Postsendung, die sie finden konnten, in der Hoffnung, hierbei brauchbare Informationen zu finden.
Da am 25. August noch keine genauen Informationen über die Bewegungen von Mac-Mahon vorlagen, wurde beschlossen, am Tag darauf weiter in Richtung Reims vorzurücken. Der direkte Weg für Mac-Mahon nach Metz war verlegt, und ein Ausweichen in Richtung belgische Grenze wurde als wenig wahrscheinlich angesehen. Für den 27. August wurde ein weiterer Ruhetag geplant. Wären diese Pläne umgesetzt worden, dann hätte Mac-Mahon gute Chancen gehabt, an den deutschen Truppen vorbei nach Metz vorzustoßen.
Rechtsschwenk der Deutschen
Im Laufe des 25. August trafen Informationen über die tatsächlichen Bewegungen von Mac-Mahon ein. Um dessen Armee noch abzufangen, war ein Rechtsschwenk der deutschen Einheiten erforderlich. Das Problem war jedoch, dass man für einen Vormarsch Richtung Westen ausgerichtet war und nicht Richtung Norden. Im Hauptquartier in Bar-le-Duc wurde die Entscheidung getroffen.[7] Um 23 Uhr erging der Befehl mit den geänderten Marschrichtungen. Wenn man den Rechtsschwenk erfolgreich umsetzen könnte, dann waren die Chancen sehr gut, die Armee von Mac-Mahon gegen die belgische Grenze zu drücken und dort auszuschalten. Gleichzeitig bedeutete der Rechtsschwenk aber auch ein großes Risiko. Die beiden deutschen Armeen gingen jetzt nebeneinander auf einer Breite von fast 50 km vor und würden sich kaum gegenseitige Unterstützung geben können. Auch gab es neben der eigenen Aufklärung noch Berichte in diversen Zeitungen, welche die Franzosen auf dem Rückzug nach Paris meldeten. Der Vormarsch hätte sich somit auch als Fehler herausstellen können und den Franzosen auf dem Marsch nach Paris einen Vorsprung von einer Woche eingebracht.
Am 26. August wurde mit der Umsetzung der geänderten Pläne begonnen. Der Vormarsch wurde aber durch schlechtes Wetter und unwegsames Gelände behindert. Bei Vouziers und Grandpré kam es zum Kontakt mit französischen Einheiten, ohne dass sich daraus größere Kämpfe entwickelten.
Aus dem Belagerungsring um Metz wurden vorsorglich das III. und II. Korps herausgenommen, um notfalls die Maasarmee zu unterstützen. Nachdem klar geworden war, dass man die beiden Korps nicht brauchen würde, kehrten sie nach Metz zurück.
Für den 27. August wurden der Vormarsch auf Damvillers sowie die Sicherung der Maasübergänge bei Dun und Stenay angeordnet; der Vormarsch erfolgte dabei weitgehend ohne Feindberührung. Die französische Kavallerie hing zu diesem Zeitpunkt hinter der eigenen Armee zurück, normalerweise wäre es ihre Aufgabe gewesen, die rechte Flanke der Armee zu sichern. Aus dieser Sicherung hätten sich dann viele Kontakte zwischen der Kavallerie ergeben, ein deutliches Zeichen dafür, dass Mac-Mahon wie vermutet vorrücken würde. Lediglich bei Buzancy kam es zu einem kleinen Gefecht zwischen Kavallerieeinheiten. Im Laufe des Tages wurde deutlich, dass die französischen Einheiten die Maas noch nicht überschritten hatten. Daraufhin wurde für den nächsten Tag der Vormarsch auf Vouziers und Beaumont angeordnet. Da die Einheiten der Dritten Armee aber noch nicht ihre vorgesehenen Stellungen erreicht hatten, sollte ein Entscheidungskampf am 28. August noch vermieden werden.
Auf französischer Seite hatte man kaum Informationen über die deutschen Einheiten. Nachdem klar geworden war, dass ein Durchbruch von Marschall Bazaines durch die Belagerungslinien bei Metz nicht mehr zu erwarten war, sollte ein Rückzug in Richtung Mézières erfolgen. Dieser Rückzug wurde jedoch auf Druck aus Paris gestoppt. Für den 28. wurde ein Vorrücken auf Montmédy geplant. Durch die Vorstöße deutscher Kavallerie waren die Telegrafenlinien nach Paris oft gestört, so dass die Übermittlung von Nachrichten immer schwieriger wurde.
Auf deutscher Seite wurden die letzten Zweifel über die strategische Situation beseitigt, nachdem am 28. August ein französischer Offizier mit den kompletten Marschplänen und der Aufstellung (Ordre de Bataille) gefangengenommen worden war.
Der 29. August war geprägt vom gegenseitigen Abtasten. Da auf beiden Seiten noch nicht alle Einheiten am Kampf teilnehmen konnten, wurde die Entscheidung auf den nächsten Tag verschoben. Bei Rouart kam es zu einem Gefecht zwischen dem französischen V. Korps (Failly) und dem sächsischen XII. Korps. Da es an diesem Tag nur darum ging, die Stärke des Gegners festzustellen, zogen sich die Franzosen am Nachmittag in südlicher Richtung zurück. Die 5. Kavalleriedivision, inzwischen der Dritten Armee zugeordnet, rückte in Richtung Attigny vor und zerstörte zwischen Rethel und Mézières die Eisenbahnlinie.
Politische Risiken
Ende August war man sich im deutschen Hauptquartier darüber klar, dass man Mac-Mahon ausmanövriert hatte und bald erfolgreich schlagen würde. Ob dies durch ein Abdrängen nach Belgien, eine Schlacht mit Rückzug und Verfolgung oder durch eine Kesselschlacht erfolgen würde, war hierbei nicht ausschlaggebend. Problematisch wäre es nur gewesen, wenn Napoleon III. in der folgenden Schlacht gefangen oder getötet worden wäre. Die innenpolitischen Auswirkungen wurden, wie sich in den folgenden Tagen herausstellte, realistisch beurteilt. Bismarck brauchte Napoleon III. als Machthaber, um mit ihm einen schnellen Frieden schließen zu können, solange sich die anderen europäischen Mächte weiterhin neutral verhielten. Ein langwieriger Kampf mit einer postrevolutionären Republik könnte den Krieg auf dritte Staaten ausweiten, würde unnötige Opfer kosten und in Deutschland Erwartungen wecken, die einen Friedensschluss wie mit Österreich erheblich erschweren würden.
Schlacht von Beaumont
→ Hauptartikel: Gefecht von Beaumont
Am 30. August 1870 waren die beiden deutschen Armeen dabei, die Lücke zwischen sich langsam zu schließen. Sie trafen sich in der Nähe von Beaumont, wo das französische V. Korps nach den Kämpfen vom Vortag und einer durchmarschierten Nacht völlig erschöpft lagerte. Gleichzeitig und völlig überraschend wurden die Franzosen von zwei deutschen Korps (IV. und I. Bay.) aus der Bewegung heraus angegriffen. Ohne die Möglichkeit, sich zur Verteidigung zu organisieren, wurden die Franzosen dabei zurückgetrieben und mussten 5.700 Tote und Verwundete, 1.800 Gefangene und den Verlust des größten Teils ihrer Ausrüstung beklagen. Die deutschen Verluste beim Angriff und der Verfolgung beliefen sich auf insgesamt 3.400 Mann, hauptsächlich als die fliehenden Franzosen sich vor der Maas zur Verteidigung sammeln konnten. Mac-Mahon hatte nach diesem Gefecht keine andere Möglichkeit mehr, als sich zurückzuziehen. Er ging nach Sedan zurück, um hier seine Truppen zu verpflegen und mit Nachschub und Munition zu versorgen.
Moltke befahl jetzt dem V. und XI. Korps, sich zwischen Sedan und die belgische Grenze zu schieben, um diesen Fluchtweg abzuschneiden. Gleichzeitig ging die dritte Armee westlich von Sedan vor, um einen Rückzugsweg nach Paris oder Mézières zu besetzten. Die Franzosen waren dabei, eingeschlossen zu werden.
Vor der Schlacht
Weil er die Stärke und Geschwindigkeit der deutschen Verbände unterschätzte, glaubte Mac-Mahon bei Sedan, seine Armee sammeln zu können, um sie zu reorganisieren und ihren Nachschub zu ergänzen. General Helmuth von Moltke jedoch hatte fast 200.000 Mann in Eilmärschen hinter den angeschlagenen französischen Truppen hergeschickt; seine Spitzenverbände erreichten bereits am 31. August den Raum Sedan unweit der belgischen Grenze.
Auf französischer Seite waren an der Schlacht vier Armeekorps beteiligt, die relativ gebündelt im Raum Sedan standen. Ihnen gegenüber standen jetzt sieben Armeekorps, die sich um Sedan herum großflächig verteilten. Den militärischen Oberbefehl über die Truppen hatte Moltke. König Wilhelm von Preußen und sein Stab beobachteten die Schlacht von einem Hügel in der Nähe von Frénois aus.
Die französischen Truppen unterstanden zunächst Marschall Mac-Mahon, bevor dieser verwundet wurde und das Kommando an General Ducrot übertrug, der wiederum vom dienstälteren General Wimpffen genötigt wurde, ihm das Kommando zu überlassen. Kaiser Napoléon III. befand sich ebenfalls in Sedan, aber er griff zunächst nicht in militärische Belange ein.
Weiter geht es in Teil 2
Strategische Lage im August 1870
In den ersten Wochen des Deutsch-Französischen Krieges war es den drei deutschen Armeen gelungen, die französischen Truppen in den Schlachten bei Weißenburg (4. August 1870), bei Wörth (6. August) und bei Spichern (6. August) einzeln zu schlagen und dabei weit nach Frankreich einzudringen. Der Dritten Armee des Kronprinzen war es hierbei gelungen, das verstärkte I. Korps unter Marschall Mac-Mahon aus dem Elsass zu vertreiben und zum weiten Rückzug von Wörth über Nancy nach Châlons-en-Champagne zu zwingen. Ab Mitte August standen der Kampf gegen die Hauptgruppe der Rheinarmee und die Einschließung von Metz im Blickpunkt, die mit den Schlachten von Mars-la-Tour (16. August) und von Gravelotte (18. August) gelang. Ohne die unmittelbare Bedrohung durch diese über 180.000 Mann starke Armee konnte sich die deutsche Kriegsleitung unter Moltke d.Ä. dann auf den Kampf mit der Châlons-Armee konzentrieren. Diese bestand aus dem Rest des I. Korps, dem V. Korps, Teilen des VII. Korps und den im Lager von Châlons zusammengezogenen Einheiten (XII. Korps).
Châlons-Armee
Die Châlons-Armee bestand zu einem großen Teil aus Reservetruppen, Freiwilligen und weiteren sehr hastig zusammengezogenen Verbänden. Die Veteranen des I. Korps selbst hatten in den Kämpfen Anfang August hohe Verluste erlitten und einen großen Teil ihres Materials verloren. Sie waren durch den langen Rückzug erschöpft und demotiviert. Die Mobilgarden waren selbst in der französischen Armee für ihre mangelnde Disziplin berüchtigt.[1] Die für die Landungsoperation an der deutschen Küste vorgesehenen Marinetruppen wurden ab Mitte August von Cherbourg nach Châlons-en-Champagne verlegt, um sich hier mit den restlichen Einheiten zu vereinen. In Châlons entstand so eine Armee mit insgesamt 130.000 Soldaten und 420 Kanonen, wobei die personelle und materielle Ausstattung nicht über die mangelnde Erfahrung und damit Kampfstärke hinwegtäuschen konnte. Es herrschte erheblicher Mangel an Offizieren und Unteroffizieren.
Ziel der Châlons-Armee war ursprünglich die Verstärkung von Paris. Mac-Mahon war sich darüber im Klaren, dass Paris nur dann erfolgreich verteidigt werden könne, wenn ausreichend kampfstarke Truppen zur Verfügung stünden. Statt eines Rückzugs erging an ihn jedoch der Befehl durch die Kaiserin und Eugène Rouher, dass er die Belagerung von Metz zu entsetzen habe. Am 21. August kam Mac-Mahon in Reims an und begann den Marsch in Richtung Sedan. Zu diesem Zeitpunkt lagen jedoch weder in Paris noch bei der Châlons-Armee genaue Informationen über die Lage vor Metz noch über die Position der dritten Armee vor. Aus Metz lag lediglich ein Gerücht vor, dass Bazaine einen Ausbruch in Richtung Sedan plane und die deutsche Armee wurde im Marsch auf Châlons vermutet.[2]
Deutsche Armeen
Der ursprüngliche Plan von Moltke hatte vorgesehen, die französische Rheinarmee in einer Art von Kesselschlacht im Raum Metz oder im Elsass zu besiegen. Entsprechend waren die deutschen Armeen so aufgestellt worden, dass eine der beiden großen Armeen den Gegner frontal bindet, während die andere ihm in die Flanke fallen sollte. Die kleinere Erste Armee sollte dabei die Einschließung vervollständigen bzw. den Rückzugsweg abschneiden.[3]
Zwei der drei deutschen Armeen waren zu diesem Zeitpunkt durch die Belagerung von Metz gebunden. Die deutsche Dritte Armee bestand aus Verbänden aus Preußen und den verbündeten süddeutschen Staaten, darunter den beiden bayerischen Korps. Diese Armee war zu diesem Zeitpunkt mit etwa 180.000 Mann der größte Verband in Frankreich.
In der zweiten Augusthälfte 1870 erfolgte eine grundlegende Umorganisation der deutschen Armeen vor Metz. Der Befehlshaber der Ersten Armee, General von Steinmetz, wurde als Generalgouverneur nach Posen versetzt. Aus seiner Armee und Teilen der Zweiten Armee des Prinzen Friedrich Karl wurden zwei neue Armeen gebildet. Die neue Erste Armee stand unter dem Kommando des bisherigen Kommandeurs des I. Korps General Edwin von Manteuffel, der die östliche Seite der Belagerung von Metz sicherte. Als neue Maasarmee wurde ein Verband, bestehend aus dem Gardekorps, den IV. und XII. (Königl. Sächsisches) Korps und den 5. und 6. Kavalleriedivision mit zusammen 70.028 Mann, 16.247 Pferden und 288 Geschützen, unter dem Kommando von Prinz Albert von Sachsen aus der Belagerungsarmee vor Metz herausgelöst.
Politik
Etwa ab dem 20. August 1870 begannen parallel zum militärischen Geschehen umfangreiche diplomatische Aktivitäten zur Beendigung des Krieges. In Österreich, England und selbst in Russland wurden Stimmen laut, die einen baldigen Friedensschluss forderten und Bedenken gegen eine Veränderung des Kräftegleichgewichts in Mitteleuropa äußerten.[2] Der deutschen Politik drohten daher trotz militärischer Erfolge einige Probleme.
Gleichzeitig kam ein Gerücht auf, dass die Franzosen doch noch eine Landung an einer der deutschen Küsten planten oder sogar bis zu den Häfen von Hamburg oder Bremen vordringen würden. Immerhin waren die als Elite bezeichneten Marinesoldaten bis jetzt nicht eingesetzt worden, und die französische Marine war der deutschen zehn zu eins überlegen.[2] Eine auch nur kurz andauernde Blockade der deutschen Häfen hätte für die bereits damals stark exportabhängige deutsche Wirtschaft schwerwiegende Folgen gehabt. Die französische Flotte operierte zu diesem Zeitpunkt zwar in der Nordsee und im Skagerrak, hatte jedoch erhebliche Versorgungsprobleme insbesondere mit Kohle und sah keine Möglichkeit, offensiv tätig zu werden. Kleinere Ziele an der Küste hätten keinen Angriff gerechtfertigt, Wilhelmshaven war zwar noch im Bau, aber bereits gut befestigt und mit schwerer Artillerie geschützt, und für Angriffe auf die Binnenhäfen fehlten detaillierte Karten oder Lotsen. All diese Punkte führten dazu, dass zwar zwei französische Flottenverbände im August in der Deutschen Bucht operierten, aber nicht tätig werden konnten.
Aufmarsch der Armeen
Mac-Mahons Marsch in Richtung Reims und Sedan
Neben dem militärischen Ziel der Aufhebung der Belagerung von Metz gab es auch politische Gründe für den Marsch in Richtung Reims. Der Einmarsch einer im Feld geschlagenen Armee in Paris, die dazu noch einen langen Rückzug hinter sich hatte, hätte die schwierige innenpolitische Lage weiter destabilisiert. Gerade auch weil die Châlons-Armee aus so vielen Reservetruppen bestand, auf die der Kaiser sich nicht verlassen wollte bzw. konnte, sollten diese Truppen nicht nach Paris zurückgeführt werden.[2] Für den Schutz von Paris wurde somit nur das XIII. Korps abgezogen und bildete den Kern der bald darauf auf ca. 100.000 Mann angewachsenen Besatzung von Paris.
Die Änderung der Marschrichtung nach Norden stellte für die französische Armee ein großes logistisches Problem dar. Auf dem Weg von Reims über Mézières nach Sedan standen nur wenige und dazu schlechte Straßen und eine einzige bald völlig überlastete Bahnlinie zur Verfügung. Die notwendige Versorgung der Armee mit Lebensmitteln [4], Ausrüstung [5] und Munition erwies sich als schwierig bis unmöglich.
Marsch der deutschen Armeen in Richtung Paris
Am 19. August erhielt die Dritte Armee den Befehl, vorläufig an der Maas Halt zu machen, um die Einheiten der Maasarmee aufschließen zu lassen. Die Maas wurde am 20. August erreicht.[2] Der Zusammenschluss konnte am 22. August vollendet werden. Da man Kenntnis davon erhalten hatte, dass sich bei Châlons starke französische Kräfte sammelten, erging der Befehl an die Dritte Armee, nach Châlons vorzurücken; die Maasarmee sollte gleichzeitig weiter nördlich in Richtung Paris vorgehen. Am 24. August stand die dritte Armee bereits an der Marne.[2]
Auf dem Weg der Maasarmee befanden sich die Befestigungsanlagen von Verdun, das am 23. August erreicht wurde. Nachdem ein Angriff am 24. August ohne Erfolg geblieben war, musste die Stadt umgangen werden. Gleichzeitig wurde mit der Belagerung begonnen. Diese konnte erst am 8. November erfolgreich beendet werden, als die bei Metz freigewordenen Belagerungsgeschütze zur Verfügung standen. Während der Belagerung war Verdun ein wichtiger Ausgangspunkt für Aktionen im Rücken der deutschen Front. Ein anderes Hindernis war die Festung von Toul. Auch diese Festung musste belagert werden, da ein direkter Sturmangriff erfolglos geblieben war (siehe Hauptartikel Belagerung von Toul). Erst in der letzten Augustwoche stieß Prinz Albert daher weiter über Sainte-Menehould und Vitry-le-François vor.
Während dieses Vormarsches traten zwar bei den deutschen Verbänden die ersten Versorgungsengpässe an Nahrungsmitteln auf, es gelang aber, eine Mindestversorgung durch Requirierungen und Ankäufe von Lebensmitteln in den Ortschaften entlang des Marsches sicherzustellen. Gleichzeitig kamen die deutschen Reserveverbände bei den Armeen an. Bis zum 24. August 1870 hatte das deutsche Heer insgesamt Verstärkungen von 150.000 Mann erhalten, Einheiten mit insgesamt 300.000 weiteren Soldaten wurden gerade aufgestellt.[2] Damit waren nicht nur die Verluste der ersten Wochen ausgeglichen, es konnten auch Einheiten für diverse kleinere Belagerungen und für den Schutz der Nachschubwege abgestellt werden. Neben der rein zahlenmäßigen Verstärkung zum Ausgleich erlittener Ausfälle kam auch noch das VI. Korps unter General von Tümpling zur dritten Armee. Dieses Korps war bis zum 6. August als Reserve für einen möglichen Konflikt mit Österreich in Schlesien geblieben.[6]
Während des Vormarsches der deutschen Truppen traten im Gebiet entlang der Maas erstmals Franc-tireurs in größerem Maße in Erscheinung. Gleichzeitig aber erklärten sich auch Ortschaften als offene Städte bzw. Dörfer. So öffnete sich die Stadt Bar-le-Duc den ersten preußischen Reitern, da man keine Möglichkeit der Verteidigung sah. Der deutsche Kronprinz nahm daraufhin in Bar-le-Duc für einige Tage sein Hauptquartier.
Am 24. August hatte eine preußische Kavallerieaufklärungsmission das inzwischen verlassene Lager von Châlons erreicht. Andere Patrouillen stießen bis kurz vor Reims vor, verhörten die örtlichen Bürgermeister und beschlagnahmten jede Postsendung, die sie finden konnten, in der Hoffnung, hierbei brauchbare Informationen zu finden.
Da am 25. August noch keine genauen Informationen über die Bewegungen von Mac-Mahon vorlagen, wurde beschlossen, am Tag darauf weiter in Richtung Reims vorzurücken. Der direkte Weg für Mac-Mahon nach Metz war verlegt, und ein Ausweichen in Richtung belgische Grenze wurde als wenig wahrscheinlich angesehen. Für den 27. August wurde ein weiterer Ruhetag geplant. Wären diese Pläne umgesetzt worden, dann hätte Mac-Mahon gute Chancen gehabt, an den deutschen Truppen vorbei nach Metz vorzustoßen.
Rechtsschwenk der Deutschen
Im Laufe des 25. August trafen Informationen über die tatsächlichen Bewegungen von Mac-Mahon ein. Um dessen Armee noch abzufangen, war ein Rechtsschwenk der deutschen Einheiten erforderlich. Das Problem war jedoch, dass man für einen Vormarsch Richtung Westen ausgerichtet war und nicht Richtung Norden. Im Hauptquartier in Bar-le-Duc wurde die Entscheidung getroffen.[7] Um 23 Uhr erging der Befehl mit den geänderten Marschrichtungen. Wenn man den Rechtsschwenk erfolgreich umsetzen könnte, dann waren die Chancen sehr gut, die Armee von Mac-Mahon gegen die belgische Grenze zu drücken und dort auszuschalten. Gleichzeitig bedeutete der Rechtsschwenk aber auch ein großes Risiko. Die beiden deutschen Armeen gingen jetzt nebeneinander auf einer Breite von fast 50 km vor und würden sich kaum gegenseitige Unterstützung geben können. Auch gab es neben der eigenen Aufklärung noch Berichte in diversen Zeitungen, welche die Franzosen auf dem Rückzug nach Paris meldeten. Der Vormarsch hätte sich somit auch als Fehler herausstellen können und den Franzosen auf dem Marsch nach Paris einen Vorsprung von einer Woche eingebracht.
Am 26. August wurde mit der Umsetzung der geänderten Pläne begonnen. Der Vormarsch wurde aber durch schlechtes Wetter und unwegsames Gelände behindert. Bei Vouziers und Grandpré kam es zum Kontakt mit französischen Einheiten, ohne dass sich daraus größere Kämpfe entwickelten.
Aus dem Belagerungsring um Metz wurden vorsorglich das III. und II. Korps herausgenommen, um notfalls die Maasarmee zu unterstützen. Nachdem klar geworden war, dass man die beiden Korps nicht brauchen würde, kehrten sie nach Metz zurück.
Für den 27. August wurden der Vormarsch auf Damvillers sowie die Sicherung der Maasübergänge bei Dun und Stenay angeordnet; der Vormarsch erfolgte dabei weitgehend ohne Feindberührung. Die französische Kavallerie hing zu diesem Zeitpunkt hinter der eigenen Armee zurück, normalerweise wäre es ihre Aufgabe gewesen, die rechte Flanke der Armee zu sichern. Aus dieser Sicherung hätten sich dann viele Kontakte zwischen der Kavallerie ergeben, ein deutliches Zeichen dafür, dass Mac-Mahon wie vermutet vorrücken würde. Lediglich bei Buzancy kam es zu einem kleinen Gefecht zwischen Kavallerieeinheiten. Im Laufe des Tages wurde deutlich, dass die französischen Einheiten die Maas noch nicht überschritten hatten. Daraufhin wurde für den nächsten Tag der Vormarsch auf Vouziers und Beaumont angeordnet. Da die Einheiten der Dritten Armee aber noch nicht ihre vorgesehenen Stellungen erreicht hatten, sollte ein Entscheidungskampf am 28. August noch vermieden werden.
Auf französischer Seite hatte man kaum Informationen über die deutschen Einheiten. Nachdem klar geworden war, dass ein Durchbruch von Marschall Bazaines durch die Belagerungslinien bei Metz nicht mehr zu erwarten war, sollte ein Rückzug in Richtung Mézières erfolgen. Dieser Rückzug wurde jedoch auf Druck aus Paris gestoppt. Für den 28. wurde ein Vorrücken auf Montmédy geplant. Durch die Vorstöße deutscher Kavallerie waren die Telegrafenlinien nach Paris oft gestört, so dass die Übermittlung von Nachrichten immer schwieriger wurde.
Auf deutscher Seite wurden die letzten Zweifel über die strategische Situation beseitigt, nachdem am 28. August ein französischer Offizier mit den kompletten Marschplänen und der Aufstellung (Ordre de Bataille) gefangengenommen worden war.
Der 29. August war geprägt vom gegenseitigen Abtasten. Da auf beiden Seiten noch nicht alle Einheiten am Kampf teilnehmen konnten, wurde die Entscheidung auf den nächsten Tag verschoben. Bei Rouart kam es zu einem Gefecht zwischen dem französischen V. Korps (Failly) und dem sächsischen XII. Korps. Da es an diesem Tag nur darum ging, die Stärke des Gegners festzustellen, zogen sich die Franzosen am Nachmittag in südlicher Richtung zurück. Die 5. Kavalleriedivision, inzwischen der Dritten Armee zugeordnet, rückte in Richtung Attigny vor und zerstörte zwischen Rethel und Mézières die Eisenbahnlinie.
Politische Risiken
Ende August war man sich im deutschen Hauptquartier darüber klar, dass man Mac-Mahon ausmanövriert hatte und bald erfolgreich schlagen würde. Ob dies durch ein Abdrängen nach Belgien, eine Schlacht mit Rückzug und Verfolgung oder durch eine Kesselschlacht erfolgen würde, war hierbei nicht ausschlaggebend. Problematisch wäre es nur gewesen, wenn Napoleon III. in der folgenden Schlacht gefangen oder getötet worden wäre. Die innenpolitischen Auswirkungen wurden, wie sich in den folgenden Tagen herausstellte, realistisch beurteilt. Bismarck brauchte Napoleon III. als Machthaber, um mit ihm einen schnellen Frieden schließen zu können, solange sich die anderen europäischen Mächte weiterhin neutral verhielten. Ein langwieriger Kampf mit einer postrevolutionären Republik könnte den Krieg auf dritte Staaten ausweiten, würde unnötige Opfer kosten und in Deutschland Erwartungen wecken, die einen Friedensschluss wie mit Österreich erheblich erschweren würden.
Schlacht von Beaumont
→ Hauptartikel: Gefecht von Beaumont
Am 30. August 1870 waren die beiden deutschen Armeen dabei, die Lücke zwischen sich langsam zu schließen. Sie trafen sich in der Nähe von Beaumont, wo das französische V. Korps nach den Kämpfen vom Vortag und einer durchmarschierten Nacht völlig erschöpft lagerte. Gleichzeitig und völlig überraschend wurden die Franzosen von zwei deutschen Korps (IV. und I. Bay.) aus der Bewegung heraus angegriffen. Ohne die Möglichkeit, sich zur Verteidigung zu organisieren, wurden die Franzosen dabei zurückgetrieben und mussten 5.700 Tote und Verwundete, 1.800 Gefangene und den Verlust des größten Teils ihrer Ausrüstung beklagen. Die deutschen Verluste beim Angriff und der Verfolgung beliefen sich auf insgesamt 3.400 Mann, hauptsächlich als die fliehenden Franzosen sich vor der Maas zur Verteidigung sammeln konnten. Mac-Mahon hatte nach diesem Gefecht keine andere Möglichkeit mehr, als sich zurückzuziehen. Er ging nach Sedan zurück, um hier seine Truppen zu verpflegen und mit Nachschub und Munition zu versorgen.
Moltke befahl jetzt dem V. und XI. Korps, sich zwischen Sedan und die belgische Grenze zu schieben, um diesen Fluchtweg abzuschneiden. Gleichzeitig ging die dritte Armee westlich von Sedan vor, um einen Rückzugsweg nach Paris oder Mézières zu besetzten. Die Franzosen waren dabei, eingeschlossen zu werden.
Vor der Schlacht
Weil er die Stärke und Geschwindigkeit der deutschen Verbände unterschätzte, glaubte Mac-Mahon bei Sedan, seine Armee sammeln zu können, um sie zu reorganisieren und ihren Nachschub zu ergänzen. General Helmuth von Moltke jedoch hatte fast 200.000 Mann in Eilmärschen hinter den angeschlagenen französischen Truppen hergeschickt; seine Spitzenverbände erreichten bereits am 31. August den Raum Sedan unweit der belgischen Grenze.
Auf französischer Seite waren an der Schlacht vier Armeekorps beteiligt, die relativ gebündelt im Raum Sedan standen. Ihnen gegenüber standen jetzt sieben Armeekorps, die sich um Sedan herum großflächig verteilten. Den militärischen Oberbefehl über die Truppen hatte Moltke. König Wilhelm von Preußen und sein Stab beobachteten die Schlacht von einem Hügel in der Nähe von Frénois aus.
Die französischen Truppen unterstanden zunächst Marschall Mac-Mahon, bevor dieser verwundet wurde und das Kommando an General Ducrot übertrug, der wiederum vom dienstälteren General Wimpffen genötigt wurde, ihm das Kommando zu überlassen. Kaiser Napoléon III. befand sich ebenfalls in Sedan, aber er griff zunächst nicht in militärische Belange ein.
Weiter geht es in Teil 2
checker- Moderator
- Anzahl der Beiträge : 49603
Anmeldedatum : 03.04.11
Ort : Braunschweig
Teil 2
Verlauf der Schlacht
Am 31. August 1870 gelang es einer Vorausabteilung des 4. Bayerischen Jägerbataillons, die Eisenbahnbrücke unterhalb Remilly zu besetzen, ehe sie von französischen Truppen gesprengt werden konnte. Nördlich des Ortes errichteten sie eine Pontonbrücke, um erneut die Maas zu überqueren, die dort einen Bogen schlägt.
Kampf um Bazeilles
Das Blutbad in Bazeilles
Die nachrückenden Teile des Bataillons überquerten so den Fluss Maas und erreichten mit Hilfe der Pontonbrücke den Ort Bazeilles, etwa 5 km südöstlich von Sedan. Der Ort war die südlichste Verteidigungsstellung der französischen Armee und mit starken Truppenverbänden besetzt. So wurden die bayerischen Vorausabteilungen durch einen energischen Gegenangriff wieder bis zur Brücke zurückgedrängt. Gegen Abend sammelten sich an dieser Brücke bei Remilly das 1. Bayerische Korps, das 4. Korps und das 2. Bayerische Korps.
Am Morgen des 1. September überschritten zunächst Teile des 1. Bayerischen Korps um 4 Uhr die besagte Brücke und sickerten in den Ort Bazeilles ein. Starker französischer Widerstand zwang die Bayern, ihr gesamtes 1. Korps zur Verstärkung nach Bazeilles hineinzuschicken. Im Ort entwickelte sich ein heftiger Häuserkampf um einige von den französischen Verteidigern hartnäckig verteidigte Gebäude. Auch französische Einwohner beteiligten sich an den Kämpfen. Durch die Kampfhandlungen, darunter gezielte Brandstiftungen der Bayern, wurde nahezu das gesamte Dorf zerstört. Erst gegen 11 Uhr gelang es, mit Unterstützung eines Bataillons des 4. Korps bis zum Ort Balan vorzudringen und so die Verteidiger von Bazeilles von den französischen Linien abzuschneiden. Unter diesen Bedingungen war es den bayerischen Truppen möglich, den letzten Stützpunkt im völlig zerstörten Ort zu stürmen, nachdem dessen Verteidigern, unter denen sich Marineinfanteristen der „Blauen Division“ befanden, die Munition ausgegangen war.
Weitere Kampfhandlungen
Während noch die Kämpfe in Bazeilles tobten, eroberte das 12. Korps nach anfänglichen Schwierigkeiten die Orte Daigny und Moncelle in der Givonne-Schlucht. Auch die Verluste der hier kämpfenden sächsischen und preußischen Truppen waren schwer, da die Franzosen die Orte immer wieder mit starken Entsatzangriffen zurückzuerobern versuchten.
Erst jetzt wurde den Preußen und ihren Verbündeten die Unschlüssigkeit der französischen Führung klar. Sie erkannten, dass die Franzosen nicht nach Mézières abmarschierten, um der Umschließung zu entgehen. Das angeschlagene 11. und das 5. Korps schlossen nun von Norden her den Kessel um Sedan. Das 11. Korps erreichte den Ort Floing, etwa 4 km nördlich von Sedan, und setzte sich dort trotz schwerer Gegenangriffe französischer Infanterie und Kavallerie (u. a. drei Regimenter Chasseurs) fest. Das 5. Armeekorps riegelte die Straße ab, die aus Illy herausführt, und begann mit dem Angriff auf den strategisch wichtigen Kalvarienberg. Als der Berg erobert wurde, war Sedan ringsum eingekesselt. General Ducrot kommentierte die Lage mit dem Ausspruch: „Nous sommes dans un pot de chambre et nous y serons emmerdés.“ („Wir sitzen in einem Nachttopf, und wir werden darin zugeschissen werden“).
Auf französischer Seite förderte der Führungs- und der damit verbundene Strategiewechsel nun aktiv die eigene Vernichtung. Wimpffen entzog dem im Norden um Floing und Illy kämpfenden General Douay Teile seiner Truppen, um damit die Südflanke bei Givonne zu verstärken. Trotz dieser Schwächung warf Douay nun alles in die Schlacht, um Floing und den entscheidenden Kalvarienberg zurückzuerobern. Die Reste seiner Infanterie und die gesamte Kavalleriereserve stürmten gegen die deutschen Linien. Bis in die Stellungen der deutschen Artillerie zwischen Floing und Illy brachen sie durch, bevor der Angriff von Reserven des 5. Korps aufgehalten wurde. Drei französische Generäle fielen mit ihren Reitern, zudem wurde eine unbekannte Zahl an Soldaten getötet oder verwundet.
Zwei frische Regimenter der deutschen Reserve drangen nun bis zum Dorf Cazal vor und eroberten es unter teils schweren Verlusten. Damit war die Basis der französischen Verteidigungsstellung auf die Festungsanlagen um Sedan zwischen Cazal und Balan reduziert.
Von Daigny aus griffen derweil Truppen der Maas-Armee in Richtung des Ortes Fond de Givonne an. In Auflösung befindliche Teile verschiedener französischen Korps hatten sich, aus Norden und Süden abgedrängt, in das Wäldchen Garenne nördlich des Ortes geflüchtet und wurden dort im Kreuzfeuer deutscher Artillerie fast vollständig zerschlagen. Nur kompanie- und gruppenweise wurde dort noch Widerstand geleistet, als Teile der preußischen Garde den Wald einnahmen und mehrere tausend Gefangene machten.
Die Erstürmung von Fond de Givonne brachte die französischen Linien zum Zusammenbruch, und die Truppen zogen sich ungeordnet und unter ständigem Artilleriefeuer in die alte Festung Sedan zurück.
Übergabe des Kaisers Napoleon III. an König Wilhelm von Preußen in Sedan am 2. September 1870
Wimpffen war es jetzt möglich, mit den noch einsatzfähigen Resten seiner Truppen aus der Festung heraus einen letzten konzentrierten Angriff gegen Balan zu starten und die deutschen und bayerischen Truppen hier zurückzudrängen. Das zusammengefasste Feuer der deutschen Artillerie erstickte jedoch den französischen Angriff, bevor er über Balan hinaus erfolgreich werden konnte. Mit einem Gegenangriff der Bayern und des 4. Korps gelang es, Balan zurückzuerobern.
Da sich die französischen Offiziere nun weigerten, ihm weiter zu folgen, ordnete Wimpffen widerwillig, aber ohne Optionen, auf Weisung von Napoleon III. den Rückzug in die Festung an. Nachdem eine weiße Flagge gehisst worden war, schwiegen die Waffen. Zwei deutsche Parlamentäre wurden von König Wilhelm zur Festung geschickt, um die Übergabe zu fordern. Sie wurden direkt zu Kaiser Napoléon III. geführt, von dessen Anwesenheit die Deutschen bisher nichts gewusst hatten. Gegen 7 Uhr abends ritt dann der kaiserliche Generaladjutant Graf Reille auf die Höhen von Frénois und übergab das französische Kapitulationsangebot an König Wilhelm von Preußen.
Kaiser Napoleon III. trifft Bismarck nach der Schlacht von Sedan, Postkarte nach einem Gemälde von Emil Hünten
Kapitulationsverhandlungen in Donchery
Die Antwort des Königs bestimmte Moltke zum Verhandlungsführer, denn Napoléon hatte sich zwar als Person ergeben, rein formal musste aber der französische Oberkommandierende noch mit der Armee kapitulieren. Napoleon wurde bis zur Kapitulation der Armee von den Deutschen in einem nahe gelegenen Schloss untergebracht.
Wimpffen forderte bei den abendlichen Verhandlungen gegenüber Moltke und Bismarck, seine Armee auf Ehrenwort in die Heimat oder nach Algier zu entlassen. Moltke lehnte dies ab. Er und Bismarck forderten die Kriegsgefangenschaft für das gegnerische Heer. Als Wimpffen sich weigerte, gab Moltke Anweisung, um 9 Uhr mit dem Beschuss der Festung von Sedan zu beginnen.
Erst als am Morgen das deutsche Ultimatum auf 10 Uhr verlängert wurde, willigte Wimpffen ein, die deutschen Bedingungen für eine Kapitulation zu akzeptieren. Es gingen 39 Generäle, 2830 Offiziere und 83.000 Soldaten in Kriegsgefangenschaft. Zusätzlich waren schon während der Kampfhandlungen 21.000 Mann gefangen worden. Weil Bazaine mit seinen 180.000 Mann nach wie vor in Metz eingeschlossen war, hatte Frankreich nach der Niederlage von Sedan keine handlungsfähige Armee mehr im Felde.
Am Abend des 3. September drang die Kunde von der Niederlage und der Gefangennahme des Kaisers nach Paris. Am 4. September wurde die Deputiertenkammer von Volksmassen gestürmt, kurz danach die Absetzung des Kaisers verkündet und die Republik ausgerufen. Noch in der gleichen Nacht verließ die Kaiserin Paris und floh nach England. In Paris wurde eine Regierung der nationalen Verteidigung gebildet, der u. a. Jules Favre und Léon Gambetta angehörten.
Brandenburger Tor am Sedantag 1898
General Reille überbringt König Wilhelm I. auf dem Schlachtfelde von Sedan das Schreiben Kaiser Napoleons. Wandbild von Carl Steffeck
Sedantag
Im späteren Deutschen Kaiserreich wurde am 2. September der „Sedantag“ als patriotischer Feiertag an Stelle eines noch nicht existierenden Nationalfeiertages gefeiert. Der Sedantag wurde am 27. August 1919 abgeschafft. Zuvor war er vor allem ein Feiertag des kaisertreuen Bürgertums, des Adels sowie des Militärs, der preußischen Beamtenschaft und der ländlichen Bevölkerung gewesen, nicht oder kaum einer der Arbeiterschaft.
Quelle - literatur & Einzelnachweise
Am 31. August 1870 gelang es einer Vorausabteilung des 4. Bayerischen Jägerbataillons, die Eisenbahnbrücke unterhalb Remilly zu besetzen, ehe sie von französischen Truppen gesprengt werden konnte. Nördlich des Ortes errichteten sie eine Pontonbrücke, um erneut die Maas zu überqueren, die dort einen Bogen schlägt.
Kampf um Bazeilles
Das Blutbad in Bazeilles
Die nachrückenden Teile des Bataillons überquerten so den Fluss Maas und erreichten mit Hilfe der Pontonbrücke den Ort Bazeilles, etwa 5 km südöstlich von Sedan. Der Ort war die südlichste Verteidigungsstellung der französischen Armee und mit starken Truppenverbänden besetzt. So wurden die bayerischen Vorausabteilungen durch einen energischen Gegenangriff wieder bis zur Brücke zurückgedrängt. Gegen Abend sammelten sich an dieser Brücke bei Remilly das 1. Bayerische Korps, das 4. Korps und das 2. Bayerische Korps.
Am Morgen des 1. September überschritten zunächst Teile des 1. Bayerischen Korps um 4 Uhr die besagte Brücke und sickerten in den Ort Bazeilles ein. Starker französischer Widerstand zwang die Bayern, ihr gesamtes 1. Korps zur Verstärkung nach Bazeilles hineinzuschicken. Im Ort entwickelte sich ein heftiger Häuserkampf um einige von den französischen Verteidigern hartnäckig verteidigte Gebäude. Auch französische Einwohner beteiligten sich an den Kämpfen. Durch die Kampfhandlungen, darunter gezielte Brandstiftungen der Bayern, wurde nahezu das gesamte Dorf zerstört. Erst gegen 11 Uhr gelang es, mit Unterstützung eines Bataillons des 4. Korps bis zum Ort Balan vorzudringen und so die Verteidiger von Bazeilles von den französischen Linien abzuschneiden. Unter diesen Bedingungen war es den bayerischen Truppen möglich, den letzten Stützpunkt im völlig zerstörten Ort zu stürmen, nachdem dessen Verteidigern, unter denen sich Marineinfanteristen der „Blauen Division“ befanden, die Munition ausgegangen war.
Weitere Kampfhandlungen
Während noch die Kämpfe in Bazeilles tobten, eroberte das 12. Korps nach anfänglichen Schwierigkeiten die Orte Daigny und Moncelle in der Givonne-Schlucht. Auch die Verluste der hier kämpfenden sächsischen und preußischen Truppen waren schwer, da die Franzosen die Orte immer wieder mit starken Entsatzangriffen zurückzuerobern versuchten.
Erst jetzt wurde den Preußen und ihren Verbündeten die Unschlüssigkeit der französischen Führung klar. Sie erkannten, dass die Franzosen nicht nach Mézières abmarschierten, um der Umschließung zu entgehen. Das angeschlagene 11. und das 5. Korps schlossen nun von Norden her den Kessel um Sedan. Das 11. Korps erreichte den Ort Floing, etwa 4 km nördlich von Sedan, und setzte sich dort trotz schwerer Gegenangriffe französischer Infanterie und Kavallerie (u. a. drei Regimenter Chasseurs) fest. Das 5. Armeekorps riegelte die Straße ab, die aus Illy herausführt, und begann mit dem Angriff auf den strategisch wichtigen Kalvarienberg. Als der Berg erobert wurde, war Sedan ringsum eingekesselt. General Ducrot kommentierte die Lage mit dem Ausspruch: „Nous sommes dans un pot de chambre et nous y serons emmerdés.“ („Wir sitzen in einem Nachttopf, und wir werden darin zugeschissen werden“).
Auf französischer Seite förderte der Führungs- und der damit verbundene Strategiewechsel nun aktiv die eigene Vernichtung. Wimpffen entzog dem im Norden um Floing und Illy kämpfenden General Douay Teile seiner Truppen, um damit die Südflanke bei Givonne zu verstärken. Trotz dieser Schwächung warf Douay nun alles in die Schlacht, um Floing und den entscheidenden Kalvarienberg zurückzuerobern. Die Reste seiner Infanterie und die gesamte Kavalleriereserve stürmten gegen die deutschen Linien. Bis in die Stellungen der deutschen Artillerie zwischen Floing und Illy brachen sie durch, bevor der Angriff von Reserven des 5. Korps aufgehalten wurde. Drei französische Generäle fielen mit ihren Reitern, zudem wurde eine unbekannte Zahl an Soldaten getötet oder verwundet.
Zwei frische Regimenter der deutschen Reserve drangen nun bis zum Dorf Cazal vor und eroberten es unter teils schweren Verlusten. Damit war die Basis der französischen Verteidigungsstellung auf die Festungsanlagen um Sedan zwischen Cazal und Balan reduziert.
Von Daigny aus griffen derweil Truppen der Maas-Armee in Richtung des Ortes Fond de Givonne an. In Auflösung befindliche Teile verschiedener französischen Korps hatten sich, aus Norden und Süden abgedrängt, in das Wäldchen Garenne nördlich des Ortes geflüchtet und wurden dort im Kreuzfeuer deutscher Artillerie fast vollständig zerschlagen. Nur kompanie- und gruppenweise wurde dort noch Widerstand geleistet, als Teile der preußischen Garde den Wald einnahmen und mehrere tausend Gefangene machten.
Die Erstürmung von Fond de Givonne brachte die französischen Linien zum Zusammenbruch, und die Truppen zogen sich ungeordnet und unter ständigem Artilleriefeuer in die alte Festung Sedan zurück.
Übergabe des Kaisers Napoleon III. an König Wilhelm von Preußen in Sedan am 2. September 1870
Wimpffen war es jetzt möglich, mit den noch einsatzfähigen Resten seiner Truppen aus der Festung heraus einen letzten konzentrierten Angriff gegen Balan zu starten und die deutschen und bayerischen Truppen hier zurückzudrängen. Das zusammengefasste Feuer der deutschen Artillerie erstickte jedoch den französischen Angriff, bevor er über Balan hinaus erfolgreich werden konnte. Mit einem Gegenangriff der Bayern und des 4. Korps gelang es, Balan zurückzuerobern.
Da sich die französischen Offiziere nun weigerten, ihm weiter zu folgen, ordnete Wimpffen widerwillig, aber ohne Optionen, auf Weisung von Napoleon III. den Rückzug in die Festung an. Nachdem eine weiße Flagge gehisst worden war, schwiegen die Waffen. Zwei deutsche Parlamentäre wurden von König Wilhelm zur Festung geschickt, um die Übergabe zu fordern. Sie wurden direkt zu Kaiser Napoléon III. geführt, von dessen Anwesenheit die Deutschen bisher nichts gewusst hatten. Gegen 7 Uhr abends ritt dann der kaiserliche Generaladjutant Graf Reille auf die Höhen von Frénois und übergab das französische Kapitulationsangebot an König Wilhelm von Preußen.
Kaiser Napoleon III. trifft Bismarck nach der Schlacht von Sedan, Postkarte nach einem Gemälde von Emil Hünten
Kapitulationsverhandlungen in Donchery
Die Antwort des Königs bestimmte Moltke zum Verhandlungsführer, denn Napoléon hatte sich zwar als Person ergeben, rein formal musste aber der französische Oberkommandierende noch mit der Armee kapitulieren. Napoleon wurde bis zur Kapitulation der Armee von den Deutschen in einem nahe gelegenen Schloss untergebracht.
Wimpffen forderte bei den abendlichen Verhandlungen gegenüber Moltke und Bismarck, seine Armee auf Ehrenwort in die Heimat oder nach Algier zu entlassen. Moltke lehnte dies ab. Er und Bismarck forderten die Kriegsgefangenschaft für das gegnerische Heer. Als Wimpffen sich weigerte, gab Moltke Anweisung, um 9 Uhr mit dem Beschuss der Festung von Sedan zu beginnen.
Erst als am Morgen das deutsche Ultimatum auf 10 Uhr verlängert wurde, willigte Wimpffen ein, die deutschen Bedingungen für eine Kapitulation zu akzeptieren. Es gingen 39 Generäle, 2830 Offiziere und 83.000 Soldaten in Kriegsgefangenschaft. Zusätzlich waren schon während der Kampfhandlungen 21.000 Mann gefangen worden. Weil Bazaine mit seinen 180.000 Mann nach wie vor in Metz eingeschlossen war, hatte Frankreich nach der Niederlage von Sedan keine handlungsfähige Armee mehr im Felde.
Am Abend des 3. September drang die Kunde von der Niederlage und der Gefangennahme des Kaisers nach Paris. Am 4. September wurde die Deputiertenkammer von Volksmassen gestürmt, kurz danach die Absetzung des Kaisers verkündet und die Republik ausgerufen. Noch in der gleichen Nacht verließ die Kaiserin Paris und floh nach England. In Paris wurde eine Regierung der nationalen Verteidigung gebildet, der u. a. Jules Favre und Léon Gambetta angehörten.
Brandenburger Tor am Sedantag 1898
General Reille überbringt König Wilhelm I. auf dem Schlachtfelde von Sedan das Schreiben Kaiser Napoleons. Wandbild von Carl Steffeck
Sedantag
Im späteren Deutschen Kaiserreich wurde am 2. September der „Sedantag“ als patriotischer Feiertag an Stelle eines noch nicht existierenden Nationalfeiertages gefeiert. Der Sedantag wurde am 27. August 1919 abgeschafft. Zuvor war er vor allem ein Feiertag des kaisertreuen Bürgertums, des Adels sowie des Militärs, der preußischen Beamtenschaft und der ländlichen Bevölkerung gewesen, nicht oder kaum einer der Arbeiterschaft.
Quelle - literatur & Einzelnachweise
checker- Moderator
- Anzahl der Beiträge : 49603
Anmeldedatum : 03.04.11
Ort : Braunschweig
Braunschweig-aktuell :: Nachrichten :: Aufklärung :: Deutsche NS Geschichte :: Mittelalter & Co. Deutschland
Seite 1 von 1
Befugnisse in diesem Forum
Sie können in diesem Forum nicht antworten
Gestern um 4:25 am von Andy
» END OF GREEN
Gestern um 4:21 am von Andy
» zozyblue
Gestern um 4:18 am von Andy
» MAGNUM
Gestern um 4:14 am von Andy
» Natasha Bedingfield
Gestern um 4:12 am von Andy
» ... TRAKTOR ...
Gestern um 4:10 am von Andy
» = Azillis =
Gestern um 4:07 am von Andy
» Alice Cooper
Gestern um 4:04 am von Andy
» Art of Trance
Gestern um 4:02 am von Andy