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Franz Wilhelm Junghuhn

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Franz Wilhelm Junghuhn Empty Franz Wilhelm Junghuhn

Beitrag  Andy Mo Jan 12, 2015 10:41 pm

Franz Wilhelm Junghuhn (* 26. Oktober 1809 in Mansfeld; † 24. April 1864 in Lembang auf Java) war ein deutscher Arzt, Geologe, Botaniker und Landvermesser. Seine naturwissenschaftlichen Forschungs- und Entdeckungsreisen unternahm er im damaligen Niederländisch-Indien bzw. im heutigen Indonesien.

Franz Wilhelm Junghuhn 220px-Junghuhn-Licht2
Franz Junghuhn, lithografiert von P. W. M. Trap, ca. 1850. Titelbild in: Licht- und Schattenbilder aus dem Innern von Java … 4. Auflage, Amsterdam, F. Günst, 1866.

Franz Wilhelm Junghuhn Junghuhn_Pet_Mitt
Fr. Junghuhn. Titelbild zum Aufsatz Franz Wilhelm Junghuhn von A. Wichmann. In: Petermanns Mitteilungen, 55. Band 1909, Tafel 37 (gegenüber S. 297)

Franz Wilhelm Junghuhn Forschungsgebiete
Junghuhns Forschungsgebiete

Leben
Vorbemerkung

Viele seiner Anhänger sind überzeugt, dass Junghuhn unter gleichen Voraussetzungen ähnliche Erfolge wie Alexander von Humboldt erzielt hätte. Die äußeren Bedingungen der beiden Forscher und ihre Charaktere waren jedoch vollkommen gegensätzlich. Humboldt genoss als Nachkomme eines wohlhabenden Adelsgeschlechts die denkbar beste Kindheits- und Jugenderziehung, seine naturwissenschaftlichen Neigungen wurden von verständnisvollen Privatlehrern gefördert, seine Mittel erlaubten ihm, uneingeschränkt seinen Neigungen nachzugehen, und seine Weltgewandtheit, vereint mit diplomatischem Geschick, verhalf ihm zu einem Einfluss, wie er weder vor noch nach ihm einem Forscher zuteilgeworden ist.

Ganz anders verlief die Entwicklung von Junghuhn. Der Sohn eines Kleinbürgers wurde mit rauer Hand erzogen. Entgegen seinen Neigungen sollte er seinen als Heilpraktiker tätigen Vater unterstützen und die dafür erforderlichen medizinischen Kenntnisse erlernen. Sein später so vielseitiges, weit darüber hinausgehendes Wissen, das ihn zu einem der herausragendsten Universalgelehrten des 19. Jahrhunderts erhob, hat er sich autodidaktisch selbst angeeignet. Nach dem Zerwürfnis mit seinem Elternhaus und Jahren voller Entbehrungen sich als heimatlos bezeichnend,[3] begab er sich nach Niederländisch-Indien, wo er neben seinem Dienst als Militärarzt als Botaniker, Geologe, Paläontologe, Mineraloge, Vulkanologe, Ethnologe, Meteorologe und Landvermesser tätig war. Welche Fähigkeiten er in allen diesen Disziplinen besaß, ohne darin jemals ein Studium absolviert zu haben, davon zeugen seine Werke.

Das gespannte Verhältnis zu seinem Vater, von der Durchsetzung seiner naturwissenschaftlichen Interessen bis an die Grenze zur Unversöhnlichkeit verschärft, hat wesentlich zur Entwicklung seines trotzigen und unbeugsamen Charakters beigetragen. Anders als Humboldt war Junghuhn vollkommen undiplomatisch und kompromisslos bis zur Starrsinnigkeit. Respektlos, vielfach mit Hohn und Spott, äußerte er sich gegenüber Vorgesetzten, Fachkollegen, Kolonialbeamten und javanischen Adligen, was zu ständigen Auseinandersetzungen bis zum Ende seines Lebens geführt hat.[4] Während Alexander von Humboldt als „Nestor der wissenschaftlichen Reisenden“ und „Leitbild der Erdforscher des 19. Jahrhunderts“ bezeichnet wurde,[5] galt Junghuhn als „kantiger zugeknöpfter Einzelgänger“ und als „ein unbequemer Mann, der es sich und anderen nicht leicht gemacht hat.“[6] „Was ihm in der Seele verhasst war, war Dilettantengeschwätz, und wenn man dazu noch seinen unwiderstehlichen Hang zur Satire rechnet, so lässt sich verstehen, weshalb sein Leben sich zu einer fast unaufhörlichen Kette von Konflikten gestaltete und sein Dasein wiederholt auf des Messers Schneide zu stehen kam.“ (A. Wichmann).[7]
Jugend- und Studentenzeit
Jugendzeit in Mansfeld

Junghuhn kam als erstes Kind der Eheleute Wilhelm Friedrich Junghuhn, eines Bergchirurgus,[8] und Christine Marie geborene Schiele am 26. Oktober 1809 in der Kupfererz-Bergbaustadt Mansfeld am Ostrand eines Harz-Ausläufers zur Welt. Von den sechs Geschwistern, die nach ihm folgten, starben zwei im Kindesalter.

Junghuhns Zuneigung zur Natur, insbesondere zur Botanik, wurde in seinem kleinbürgerlichen Elternhaus unterdrückt. Als Erstgeborener war er dazu bestimmt, die berufliche Laufbahn seines Vaters einzuschlagen und für den Unterhalt seiner Eltern bis zu ihrem Ableben zu sorgen. Mansfeld besaß jedoch kein Gymnasium, weshalb er mit dem Ziel, die Hochschulreife zu erreichen, von einem Privatlehrer unterrichtet wurde. Ein folgenschwerer Missgriff war die Übertragung dieser Aufgabe an den Mansfelder Archidiakon Carl Ferdinand Hecht: Dieser unterrichtete mit so ungewöhnlicher Strenge und konservativer Gottgläubigkeit, dass Junghuhn bis an sein Lebensende sich gegen die christlichen Lehren stellte und ein Anhänger und Verfechter des Pantheismus geworden ist. Seine Ausbildung in Latein jedoch bildete den Grundstock für seine vielseitigen autodidaktischen Studien.
Medizinstudium in Halle

Von hier ab existieren unterschiedliche und lückenhafte Darstellungen über Junghuhns Jugendzeit. Die nachstehenden Ausführungen über seine ersten Studienjahre folgen den Recherchen der Historikerin Renate Sternagel, die sie in ihrem Buch Der Humboldt von Java veröffentlicht hat.[9]

Franz Wilhelm Junghuhn 800px-Uni-Halle-1836
Das Universitätsgebäude in Halle 1836 (heute: „Löwengebäude“)

Ende Februar 1825 begab sich Junghuhn nach Halle, um sich für ein Studium der Medizin vorzubereiten. Für das Bestehen des dafür erforderlichen Abiturs reichte sein in Mansfeld erhaltener Unterricht nicht aus. Bis zum Beginn seines Studiums nahm ihn der junge Theologieprofessor Johann Karl Thilo auf,[10] von dem er vermutlich Privatunterricht erhielt. Erst nach bestandener Reifeprüfung, am 1. Juli 1827, erfolgte an der Universität Halle-Wittenberg seine Immatrikulation.

Einer der ersten Biographen Junghuhns war der thüringische Bryologe Karl Müller, der seinen 1865 gehaltenen Vortrag im Gewerbeverein zu Halle in der Monatszeitschrift Die Natur veröffentlicht hat. Darin ist zu lesen, dass Junghuhn „der Sirenenstimme der Natur“ gefolgt und sein Medizinstudium mit Naturstudien „verbummelt“ hat.[11] Spätere Biographen haben dies offensichtlich ungeprüft übernommen, und so hat sich dieser Irrtum mit großer Beharrlichkeit bis in die jüngste Vergangenheit erhalten. Erst Renate Sternagel hat durch Einsichtnahme in Junghuhns Abgangszeugnis die Wahrheit über sein Studium in Halle aufgedeckt: Junghuhn hat nicht nur alle Vorlesungen und Übungen absolviert, sondern darüber hinaus auch in der philosophischen Fakultät Vorlesungen besucht, da zu dieser Zeit Medizinstudenten für die Zulassung zur Promotion eine philosophische Prüfung ablegen mussten. Alle Professoren, bei denen er hörte, bescheinigten ihm „außerordentlichen Fleiß“. Junghuhn war demnach ernsthaft bemüht, ein promovierter Doktor der Medizin zu werden.[12]

Junghuhns Medizinstudium diente jedoch nur dem Zweck, nach erfolgreichem Abschluss eine Laufbahn als wissenschaftlich tätiger Botaniker anzustreben. Dieses Ziel wurde noch gefestigt durch den Einfluss seiner naturliebenden Jugendfreunde, des gleichalterigen Oswald Heer und des zwei Jahre älteren Hermann Burmeister, die ebenfalls in Halle neben anderen Wissenschaften Entomologie studierten. Gemeinsam unternahmen sie Exkursionen in die Umgebung, und die dabei gewonnenen naturwissenschaftlichen Erkenntnisse diskutierten sie bei ihren gegenseitigen Besuchen. Für Junghuhn waren diese Zusammenkünfte wahre Sternstunden in jener Zeit.

Nur mit einem abgeschlossenen akademischen Studium konnte man sich damals zu einem Wissenschaftler im Fachgebiet Botanik weiterbilden. Das war wohl auch Junghuhns Vater bekannt, und nachdem in Halle ab 1826 mit praxisnahen Universitätsvorlesungen ohne Immatrikulation eine Ausbildung zum „Wundarzt erster Klasse“ angeboten wurde, wollte er nur diesen um ein Jahr kürzeren Bildungsweg finanzieren. Damit hätte er seinen Sohn gezwungen, Arzt und nicht Botaniker zu werden. Nachdem sich aber Junghuhn entgegen seinem Willen für das Medizinstudium an der Universität eingeschrieben hatte, stellte er seine finanziellen Zuwendungen ein.

Wir wissen nicht, wie es Junghuhn in Halle gelang, eineinhalb Jahre lang ohne diese Zuwendungen sein Leben zu bestreiten. Mit Sicherheit war es für ihn eine überaus demütigende Zeit. Er blieb seine Miete und seine Studiengebühren schuldig, wandte sich hilfesuchend an seine gleichgesinnten Freunde und ließ von mitleidigen Ladeninhabern seine Einkäufe anschreiben. Nach Müller verkaufte er sogar seine Bücher und sein Bett, „von dessen Erlöse es sich nothdürftig noch eine Zeit lang leben ließ.“[13] Schließlich blieb Junghuhn nichts anderes übrig, als am 1. Februar 1829 sein Studium aus Geldmangel aufzugeben. In seinem Abgangszeugnis der Universität steht diesbezüglich der mit akademischer Würde formulierte Satz: „Hinsichtlich seines Verhaltens wird bemerkt, dass ökonomische Unordnungen zu rügen waren.“
Rückkehr nach Mansfeld, Suizidversuch

„Schwankend zwischen Furcht und Hoffen, zwischen Reue und Stolz, zwischen Tod und Leben,“[14] kehrte er zu seinen Eltern nach Mansfeld zurück. Es lässt sich denken, welch heftige Auseinandersetzungen er mit seinem Vater durchstehen musste. Die gravierendsten Streitpunkte waren nicht nur seine in Halle hinterlassenen Schulden, sondern in erster Linie sein standhafter Widerstand gegen eine Ausbildung zu einem Wundarzt. Wenig später hielt es Junghuhn in Mansfeld nicht mehr aus: Botanisierend durchstreifte er, oft wochenlang abwesend, Thüringen, den Harz und die Umgebung von Braunschweig, sehr zum Unwillen seines Vaters, der die Botanik als unnütze Liebhaberei ansah, mit der „kein Brot zu verdienen“ sei. Die Zukunft seines Sohnes hielt er nun endgültig für gescheitert.

Auf welche Weise Junghuhn ohne Geldmittel seine botanischen Streifzüge durchgeführt hat, ist ebenfalls bis heute nicht bekannt. Mit besonderer Vorliebe widmete er sich den Pilzen, entdeckte neue Arten und schrieb darüber in lateinischer Sprache eine wissenschaftliche Arbeit, die 1830 in der botanischen Zeitschrift Linnaea veröffentlicht wurde.[15]

Vater und Sohn blieben unversöhnlich. Trotz und Unnachgiebigkeit standen sich gegenüber. Junghuhns tiefe Abneigung, bis zum Ende seines Lebens als Wundarzt zu praktizieren, die düstere Aussicht auf eine ungewisse Zukunft, chronischer Geldmangel, der ihn daran hinderte, weiterführende naturwissenschaftliche Forschungen zu betreiben, und – nicht zuletzt – sein eigensinniger, nach Freiheit und Unabhängigkeit strebender Charakter trieben ihn schließlich zu einem Selbstmordversuch: In einem Kellergewölbe des Mansfelder Schlosses, im Angesicht seines Elternhauses, schoss er sich mit einer Pistole in den Hinterkopf.[16]

Im Hinblick auf seine bis dahin erworbenen nicht unwesentlichen medizinischen Kenntnisse und den Umstand, dass es sich bei diesem Selbstmordversuch offensichtlich um einen sorgfältig gezielten Streifschuss an die hintere Schädeldecke gehandelt hat, drängt sich die Vermutung auf, dass Junghuhn sich nicht das Leben nehmen, sondern sich nur verletzen wollte, um seinen Vater zum Nachgeben und Einlenken zu bewegen. Nur Enttäuschung und Bedauern empfand jedoch der Vater für den schwer verletzten Sohn. Mit Hilfe eines Arztes pflegte er ihn gesund. Für Junghuhn muss die Zeit seiner Pflege und Genesung im Haus seines Vaters ein Martyrium gewesen sein.[17]

Duell in Berlin, Festungshaft in Ehrenbreitstein, Flucht nach Frankreich

Franz Wilhelm Junghuhn 1024px-Berlin_Universitaet_um_1850
Friedrich-Wilhelms-Universität um 1850

Von Ostern 1830 bis Ostern 1833 war Junghuhn an der medizinischen Fakultät der Friedrich-Wilhelms-Universität in Berlin eingeschrieben. Vielleicht hatte er es doch mit seinem Suizidversuch erreicht, dass sein Vater den Widerstand gegen das Medizinstudium aufgab. Junghuhns Hoffnung auf einen harmonischen Neuanfang mit ihm war jedoch nur von kurzer Dauer, denn nur wenige Monate nach seiner Immatrikulation folgte ein Ereignis, das ihn vollends aus der Bahn zu werfen drohte: In einer Berliner Restauration kam es zu einer gegenseitigen Beschimpfung mit einem schweizerischen Studenten namens Schwoerer, die am 1. September 1830 in einem Pistolenduell gipfelte. Junghuhn erhielt einen Schuss durch den linken Schenkel, Schwoerer dagegen blieb unverletzt.[18]

Diese Ehrenhandlung war seinerzeit ein schweres Vergehen. Am 9. Juni 1831 wurde Junghuhn vom Senat des Berliner Kammergerichts zu zehn Jahren Festungshaft verurteilt. Zu dieser Zeit befand sich jedoch Preußen wegen Unruhen in den westlichen Nachbarländern im Alarmzustand, und da Junghuhn aus diesem Anlass im April 1831 zum Militär eingezogen und im Hunsrück einer Einheit der Preußischen Rheinarmee zugeteilt wurde, musste der Vollzug seiner Haftstrafe zunächst aufgeschoben werden. Neun Monate lang leistete er als Sanitäter seinen Dienst bei einer in Simmern und Laubach stationierten Feldbatterie. Erst am 25. Dezember 1831, „als die Armee demobil gemacht und auf den Friedensfuß gesetzt wurde“ (Junghuhn),[19] erhielt sein Kommandant Befehl, ihn festzunehmen und in die Festung Ehrenbreitstein zu überführen.

Franz Wilhelm Junghuhn Koblenz-Ehrenbreitstein-1840
Zeitgenössische Ansicht von Koblenz mit der Festung Ehrenbreitstein. – Über den Rhein führte eine bewegliche Schiffbrücke, die für stromabwärts treibende Flöße oder durchfahrende Schiffe in erforderlicher Breite geöffnet werden konnte.

Am 1. Januar 1832 wurde Junghuhn in das dortige Militärgefängnis eingeliefert. Nach über zwölf Monaten Gefangenschaft simulierte er ein Brustleiden, worauf er am 20. Januar 1833 in das Koblenzer Garnisonslazarett in der Weißer Gasse (ehemaliges Dominikanerkloster) überführt wurde. Da nach monatelanger Behandlung keine Anzeichen einer Besserung zu erkennen waren, sollte er im Juli 1833 wieder im Ehrenbreitstein eingekerkert werden. Verzweifelt richtete Junghuhn ein Gnadengesuch an den preußischen König. Eine Antwort auf sein Gesuch blieb jedoch aus. Daraufhin simulierte er so überzeugend eine Geisteskrankheit, dass seine Rückverlegung nach Ehrenbreitstein auf unbestimmte Zeit verschoben werden musste.

Dem Misstrauen eines Militärarztes verdankte Junghuhn die Bekanntschaft mit Philipp Wirtgen, der als Botaniker in der Rheinprovinz große Anerkennung besaß. Wirtgen wurde gebeten, einen „merkwürdigen“ Mann anzusehen, der vom Ehrenbreitstein ins Koblenzer Lazarett gebracht worden war und „bedenkliche Anzeichen von geistiger Störung“ erkennen ließ. Da der Patient bei den Spaziergängen im Garten des Lazaretts mit offenbar wissenschaftlichem Verstand sich für die Pflanzen interessierte, kamen Zweifel auf an der Echtheit seiner Geisteskrankheit. Wirtgen erschien dem Militärarzt als die am besten geeignete Person, den Zustand des Patienten mit dem nötigen Fachwissen zu beurteilen.[20] Kaum war Junghuhn mit Wirtgen allein, gab er sich ihm zu erkennen und schloss mit ihm eine Freundschaft, die bis zum Ende seines Lebens währte.

In der Nacht vom 13. zum 14. September 1833 floh Junghuhn aus dem Lazarett. Über den Hunsrück, Trier und Luxemburg eilte er nach Belgien, und am 22. September passierte er die französische Grenze. In Toulon, dem Ziel seiner langen und entbehrungsreichen Wanderung, meldete er sich als Arzt bei der Fremdenlegion, wurde aber nur als Soldat rekrutiert. Von Januar bis Juni 1834 war er als Sanitäts-Unteroffizier in der algerischen Hafenstadt Bone stationiert; danach wurde er vorzeitig wegen Dienstuntauglichkeit entlassen.

Ende Juli 1834 kam Junghuhn nach Paris. Als Antwort auf ein Immediatsgesuch erfuhr er von der dortigen Preußischen Gesandtschaft, dass er längst begnadigt war. Der Gnadenerlass wurde bereits am 21. September 1833 erteilt, wenige Tage nach seiner Flucht aus dem Koblenzer Lazarett. Umsonst war seine Flucht, umsonst seine Angst, als rechtloser Flüchtling überfallen zu werden, umsonst sein Dienst in der Fremdenlegion![21]

Franz Wilhelm Junghuhn 1024px-Junghuhn_in_Europa_und_Afrika
Junghuhns Stationen in Europa und Afrika. - Auf der Nebenkarte 3 (Niederlande) sind die Küsten und Binnengewässer so dargestellt, wie sie während Junghuhns Aufenthalt in den Jahren 1834–1835 vorhanden waren.

In Paris besuchte Junghuhn die ihm als namhaft bekannten Botaniker Antoine-Laurent de Jussieu, Adolphe Théodore Brongniart und Christian Hendrik Persoon. Richtungsweisend für seine Forscherlaufbahn war der hochbetagte niederländische Mykologe Persoon, der Junghuhn den Rat gab, die tropische Pflanzenwelt des Indischen Archipels zu erforschen – ein Unterfangen, das einen bedeutenden Teil seines Lebens in Anspruch nehmen sollte. Es war wohl das letzte, mit Sicherheit aber nicht das geringste Verdienst dieses Gründers der Mykologie, Junghuhn in diejenige Richtung gelenkt zu haben, die der Wissenschaft so reichhaltige Früchte bringen sollte; zwei Jahre später verstarb er völlig verarmt.

Wer weiterlesen möchte,hier der Link:

http://de.wikipedia.org/wiki/Franz_Wilhelm_Junghuhn
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