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Die Bretonische Sprache

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Die Bretonische Sprache Empty Die Bretonische Sprache

Beitrag  Andy Fr Jan 16, 2015 11:30 pm

Das Bretonische (breton. Brezhoneg) ist eine keltische Sprache. Es gehört wie das Walisische, das Kumbrische (ausgestorben) und das Kornische zur Untergruppe der britannischen Sprachen. Sie wird in der Bretagne (Frankreich) von den britophonen Bretonen gesprochen und ist damit die einzige moderne keltische Sprache, die auf dem europäischen Festland verbreitet ist. Hauptverbreitungsgebiet sind das Département Finistère (Penn ar Bed) und der jeweils westliche Teil der Départements Côtes-d’Armor (Aodoù-an-Arvor) und Morbihan (Mor-bihan).

Geschichte

Beim Bretonischen handelt es sich nicht etwa um einen Nachfolger der Sprache der ursprünglich in der Gegend ansässigen keltischen Gallier, sondern um die Sprache britischer Flüchtlinge und Einwanderer aus Großbritannien. Das Bretonische ist eng mit den britannischen Schwestersprachen Kornisch (Cornwall) und Walisisch (Wales) verwandt. Vor allem mit dem Kornischen, mit dem es zur Gruppe der südwestbritannischen Sprachen zusammengefasst wird, teilt es viele Gemeinsamkeiten.

Das wichtigste Kennzeichen des Südwestbritannischen gegenüber dem Westbritannischen (= Walisischen) ist der Lautwandel von urbritischem langem /ɔː/ (aus urkeltischem /aː/ entstanden) zu /œː/:

urkeltisch (und so auch gallisch) māros ‚groß‘ > späturbritisch */mɔːro/ > abret. mor (bret. meur /mœːʀ/), mkorn. mur (korn. meur /mœːr/) : awal. maur (wal. mawr /maur/).

Gegenseitiges Verständnis ist jedoch nicht ohne weiteres möglich. In den östlichen Departements des Verbreitungsgebietes wurde das Bretonische in den vergangenen Jahrhunderten immer weiter zurückgedrängt, zum Teil zugunsten des Gallo, eines britto-romanischen Dialektes der langue d’oïl.

Die Sprachentwicklung des Bretonischen erfolgte in drei Perioden:

Altbretonisch, vor dem Jahr 1000,
Mittelbretonisch, bis ins 17. Jahrhundert
Neubretonisch
Als eine vierte diachronische Variante könnte das Neobretonische gesehen werden, da dieses die traditionellen neubretonischen Dialekte vermutlich überleben wird (siehe unten).

Altbretonisch

Das Altbretonische ist nicht besonders gut belegt, da die meisten schriftlichen Quellen normannischen Überfällen auf die bretonischen Klöster (vor allem im 9. Jahrhundert) zum Opfer gefallen sein dürften. Kennzeichnend für die Phonologie des Altbretonischen ist unter anderem die Position des Akzents, der anders als im Mittel- und Neubretonischen (mit Ausnahme des Dialekts von Bro-Wened/Vannes) auf der letzten Silbe liegt.
Mittelbretonisch

Aus der mittelbretonischen Epoche ist eine Reihe von Texten überliefert, vor allem Gedichte, Mysterienspiele und religiöse Erbauungsliteratur. In der mittelbretonischen Lyrik lassen sich noch Spuren einer sehr komplizierten britischen Dichtkunst feststellen, die sich im Walisischen (als cynghanedd) bis heute erhalten hat und die sich durch eine Verflechtung von Binnen-, End- und Stabreimen und durch Wiederholungen der Konsonantenstruktur auszeichnet. Im Bretonischen wird diese Versform als kenganez bezeichnet.
Neubretonisch

Das Neubretonische ist durch einen starken Zerfall in Dialekte gekennzeichnet. Es dauerte bis ins 20. Jahrhundert, bis sich wieder eine Standardvarietät herausbilden konnte – Neobretonisch.
Neobretonisch

Das Neobretonische (pejorativ auch Roazhoneg, siehe unten) ist ein akademisch geprägter Standard, der von Sprachenthusiasten ab dem zwanzigsten Jahrhundert geschaffen wurde. Er sollte die vielfach sich stark unterscheidenden Dialekte zusammenfassen und französische Lehnwörter tilgen. Da jedoch viele der beteiligten Linguisten keine Muttersprachler des Bretonischen waren (und sind), ist das Neobretonische eine Variante geworden, die phonetisch (und teilweise syntaktisch) dem Französischen viel näher steht als die Dialekte. Besonders der Wortakzent (auf der Pänultima) und die in der bretonischen Phonologie extrem wichtigen Sandhi werden oft nicht realisiert. Lexikalisch ist das Neobretonische bewusst rekeltisiert. Zum Beispiel heißt „Telefon“ in den meisten Dialekten telefon, im Neobretonischen heißt es pellgomz, das in bretonischen Ohren ähnlich ungewohnt klingt wie das deutsche Fernsprecher. Ein anderes Beispiel ist mersi bras („vielen Dank“), welches im Neobretonischen – nach mittelbretonischem Vorbild – durch trugarez vras ersetzt wird.

Der fehlende Kontakt zwischen Sprechern des Neobretonischen und den Dialektsprechern führt dazu, dass manche Dialektsprecher das Neobretonische nicht verstehen wollen oder ablehnen (« N’eo ket ar memes brezhoneg! » – „Das ist nicht dasselbe Bretonisch!“).

Sprachpolitik

Die Bretonische Sprache 200px-Road_signs_bilingual_Breton_in_Quimper
Zweisprachige Straßenschilder in Quimper

Die Zahl der Sprecher des Bretonischen hat sich seit den 1950er-Jahren drastisch verringert. Da die Französische Republik keine Sprecherzahlen der auf ihrem Territorium gesprochenen Sprachen erhebt, beruhen alle Angaben auf Schätzungen. Allgemein wird davon ausgegangen, dass 1950 etwa 1.200.000 Menschen des Bretonischen mächtig waren, wovon einige zehntausend sich nicht fließend auf Französisch verständigen konnten. Mit dem Aussterben dieser einsprachigen Bevölkerungsgruppe setzte ein schneller Übergang zum Französischen ein, da die meisten bretonischsprachigen Familien begannen, ihre Kinder einsprachig auf Französisch aufzuziehen, um ihnen Diskriminierung in Schule und Berufsleben zu ersparen. Heute wird die Zahl der brezhonegerien (Bretonischsprecher) auf unter 250.000 geschätzt, von denen etwa zwei Drittel älter als 60 Jahre alt sind. Nur maximal halb so viele Menschen verwenden die Sprache auch tatsächlich im Alltag.

Die Sprache genießt bis heute keine offizielle Anerkennung seitens des französischen Staates und wurde im 19. und 20. Jahrhundert rigoros unterdrückt. Die Phase der aktiven Unterdrückung dauerte bis in die 1960er-Jahre. Auch heute wird ein Brief, wenn in bretonischer Sprache adressiert, beim Postamt nicht akzeptiert, auch wenn seit einigen Jahren im zweisprachigen Gebiet auch zweisprachige Ortsschilder aufgestellt wurden, was aber von der jeweiligen Gemeinde ausgehen muss und nichts daran ändert, dass weiterhin nur die französischen Versionen der Ortsnamen offiziell anerkannt sind. Die Sprache wird von einer starken nationalen bretonischen Bewegung gefördert. Es gibt eine Reihe von brittophonen (bretonisch-sprachigen) Diwan-Schulen. Auch im Bereich der katholischen Privatschulen (Verein Dihun) und an einigen staatlichen Schulen (Verein Div Yezh) gibt es mittlerweile Klassen mit teilweise bretonischer Unterrichtssprache. Derzeit (2005) stehen aber 2896 Schülern von Diwan, 3659 Schülern in katholischen Privatschulen und 3851 Schülern in zweisprachigen Klassen an öffentlichen Schulen zusammen 360.000 Schüler in rein französischsprachigen Klassen gegenüber.

Seit 1999 gibt es das Ofis publik ar Brezhoneg, das sich für den Erhalt der bretonischen Sprache und Kultur einsetzt.

Im Dezember 2004 verkündete die bretonische Regionalregierung, den Fortbestand des Bretonischen fördern zu wollen, was im nachrevolutionären Frankreich eine Sensation darstellt. Vor allem soll die Zahl der Plätze in bretonischen Immersionsklassen (nach dem Vorbild von Diwan) in den nächsten Jahren auf 20.000 angehoben werden.

Heutige Situation

Die Bretonische Sprache Percentage_of_breton_speakers_in_the_breton_countries_in_2004
Prozentualer Anteil von Sprechern in der Bretagne

Das Bretonische wird 2005 nur noch von weniger als 290.000 Menschen verstanden.[1] Die Zahl der Personen, die es tatsächlich sprechen können, wird auf 250.000 geschätzt.[2] Der überwiegende Teil derjenigen, die noch über eine muttersprachliche Kompetenz verfügen, sind über 60 Jahre alt. Nach einer Studie von Fañch Broudig (Qui parle breton aujourd’hui?, 1999) gab es noch 240.000 Sprecher, von denen ein großer Teil die Sprache im täglichen Leben nicht mehr verwendete.

Das Problem der Umfragen mit Fragen wie „Sprechen Sie Bretonisch?“ ist, dass nicht (immer) die Kompetenz des Befragten berücksichtigt wird. So geben Sprachenthusiasten, die sich nicht wirklich auf Bretonisch unterhalten können „ja“ als Antwort, nicht zuletzt um die Prozentzahl der Bretonischsprecher zu erhöhen. Dagegen haben viele der älteren Muttersprachler während ihrer Schulzeit Minderwertigkeitskomplexe davongetragen und schämen sich des Bretonischen, so dass auch von dieser Bevölkerungsgruppe nicht immer ehrliche Antworten erwartet werden können.

Nur in wenigen Familien wachsen derzeit Kinder mit bretonischer Muttersprache auf. Auch wenn diese – da regional weit verstreut – ein Netzwerk von Sprechern bilden sollten, lässt sich das Aussterben des Bretonischen als Umgangssprache einer Region wohl nicht mehr aufhalten. Obwohl die extrem repressiven Gesetze zur Eliminierung des Bretonischen seit etwa zwei Jahrzehnten abgeschafft sind, ist die Sprache bereits derartig gefährdet, dass es keiner weiteren Maßnahmen mehr bedarf, sie endgültig zu vernichten. Zwar gibt es mehrere zehntausend Sprecher, die bewusst zum Erhalt des Bretonischen die Sprache erlernt haben, doch verfügt kaum einer von ihnen über Kenntnisse, die denen eines Muttersprachlers gleichkommen. Die bretonischen Medien (Fernsehsendungen auf FR3 Ouest und TV Breizh, Radios, Zeitschriften) werden zum allergrößten Teil von Nichtmuttersprachlern mit recht unterschiedlicher Kompetenz geführt und moderiert.

Die Bretonische Sprache 800px-Boulevard_d%27la_Lib%C3%A8rt%C3%A9%2C_Rennes
Zweisprachiges Straßenschild in Rennes

Ab 1985 wurden auf Druck der Bevölkerung in zahlreichen Gegenden der Bretagne zweisprachige Straßenschilder eingeführt. Dies gilt insbesondere für die Gegend westlich von Guingamp.

Die UNESCO Klassifiziert die bretonische Sprache als „Ernsthaft gefährdete Sprache“.
Dialekte

Die bretonische Sprache unterteilt sich in vier Dialekte: Leoneg, Tregerieg, Gwenedeg und Kerneveg.

Gwenedeg (frz. Vannetais) wird rund um die Stadt Gwened (Vannes) gesprochen und ist der am wenigsten verbreitete bretonische Dialekt, der nur von 16 % aller Bretonen gesprochen wird.
Kerneveg (frz. Cornouaillais ) wird rund um die Stadt Kemper (Quimper) gesprochen und ist der größte bretonische Dialekt, mit einem Anteil von 41 % der Gesamtzahl der Sprecher. Cornouaillais (Cornwallisch) ist am engsten verwandt mit Cornish, der am gegenüberliegenden Ufer des Ärmelkanals ausgestorbenen Sprache Cornwalls.
Leoneg (frz. Léonais) wird im Bro Leon (Pays de Léon), das den nördlichen Teil des Departements Penn ar Bed (Finistère) umfasst, gesprochen und ist mit 24,5 % der zweitstärkste bretonische Dialekt.
Tregerieg (frz. Trégorois) wird rund um die Stadt Landreger (Tréguier) von 18 % der Bretonisch-Sprecher verwendet.

Kerneveg, Leoneg und Tregerieg (die so genannten KLT-Dialekte) stehen einander vergleichsweise nahe. Von diesen unterscheidet sich das Gwenedeg erheblich. Insbesondere dieser dialektale Unterschied hat die Entwicklung (und Akzeptanz) einer einheitlichen Schriftsprache sehr erschwert. Es bestehen mehrere Rechtschreibsysteme nebeneinander; das am weitesten verbreitete ist das Peurunvan (frz. Orthographe Unifiée), auch Zedacheg genannt aufgrund der typischen Verwendung der Buchstabenkombination zh (frz. Zed Ache), die in den KLT-Dialekten als [z], im Gwenedeg aber als [h] ausgesprochen wird. Ein weiterer bedeutender Unterschied liegt in der Wortbetonung, die in den KLT-Dialekten auf der vorletzten, im Gwenedeg aber auf der letzten Silbe liegt (z. B. brezhoneg: KLT [breˈzonek], Gwenedeg [brehoˈnek]).

Die traditionellen Dialekte verlieren durch den Rückgang ihrer Sprecherzahlen rapide an Bedeutung, während sich in Radio und Fernsehen ein neuer Standard herauskristallisiert. Da dieser vor allem von Nicht-Muttersprachlern verwendet wird, ist er phonologisch stark vom Französischen beeinflusst, verwendet aber weniger Vokabeln französischen Ursprungs als die Dialekte. Traditionelle Sprecher würden beispielsweise für „Flugzeug“ das (ursprünglich französische) avion verwenden – auf der vorletzten Silbe betont, wohlgemerkt –, während im Standard die Neuschöpfung nijerez (wörtl.: „Fliegerin“) bevorzugt wird. Da ein Großteil der Sprecher dieses erlernten, nicht muttersprachlich weitergegebenen Standards aus dem Um- und Vorfeld der Universität von Roazhon (Rennes) stammen, wird diese Variante des Bretonischen auch als Roazhoneg bezeichnet. Das ist durchaus pejorativ zu verstehen: da in Roazhon traditionell nie Bretonisch gesprochen wurde, wird so von Dialektsprechern die „Künstlichkeit“ des Standards betont. Der französische Einfluss auf die Phonologie zeigt sich am auffälligsten in der Prosodie: französische Muttersprachler ersetzen oft den bretonischen Wortakzent (auf der vorletzten Silbe jedes Wortes) durch den französischen Phrasenakzent (auf der letzten Silbe jedes Satzes).
Phonetik

Der wichtigste und produktivste Prozess in der bretonischen Phonologie ist der Sandhi, also Assimilationsprozesse über Wortgrenzen hinweg. Die grundlegende phonologische Domäne ist im Bretonischen nicht das Wort, sondern die Phrase, deren Ende durch Auslautverhärtung gekennzeichnet ist. Innerhalb der Phrase werden Konsonanten am Wortende, denen ein vokalischer Anlaut folgt, systematisch leniert (erweicht):

Emaon e Breizh. („Ich befinde mich in der Bretagne.“) [eˈmaon e ˈbrejs], aber

E Breizh emaon. (dito) [e ˈbrejz eˈmaon]

Daneben existiert auch Sandhi durch Provektion, also Entsonorisierung bzw. Verhärtung:

Demat deoc’h! („Guten Tag, zu Ihnen!“) [deˈmateɔx]

Bennozh Doue! („Gottes Segen!“=„Danke!“) [ˌbɛnosˈtuːe]

Betonung

In den KLT-Dialekten wird in der Regel die vorletzte Silbe betont. Die Ausnahmen sind meist Zusammensetzungen. Im Gwenedeg wird meist die letzte Silbe eines Wortes betont.[3]

Die Phrasenintonation ist je nach Dialekt verschieden, für das Tregerieg ist beispielsweise ein kontinuierliches Ansteigen der Tonhöhe bis zum Hauptakzent der Phrase kennzeichnend, nach dem die Tonhöhe wieder, ebenso kontinuierlich, bis zum Phrasenende abfällt. Die meisten Sprecher des Neobretonischen, bei denen es sich um französische Muttersprachler handelt, verwenden dem Französischen entlehnte Intonationsmuster – meist flache Phrasenintonation mit steigender Endsilbe.
Grammatik

Die bretonische Grammatik weist eine Reihe von Merkmalen auf, die für die inselkeltischen Sprachen insgesamt charakteristisch sind: Anlautmutation und die Satzstellung Verb–Subjekt–Objekt.
Anlautmutation

Ein Charakteristikum der inselkeltischen Sprachen sind die Anlautmutationen (bret. kemmadurioù). Diese sind aus historischem Sandhi entstanden.

Die folgende Tabelle soll einen Überblick über das System der Anlautmutationen im Bretonischen geben. Wo die jeweilige Mutation nicht eintritt, ist die Phrase in Klammern gesetzt.
Grundform Lenition (Erweichung) Aspiration (Behauchung) Provektion (Verhärtung)
breur – „Bruder“ da vreur (ma breur) ho preur
dant – „Zahn“ da zant (ma dant) ho tant
ger – „Wort“ da c’her (ma ger) ho ker
gwele – „Bett“ da wele (ma gwele) ho kwele
ki – „Hund“ da gi ma c’hi (ho ki)
mamm – „Mutter“ da vamm (ma mamm) (ho mamm)
penn – „Kopf“ da benn ma fenn (ho penn)
tad – „Vater“ da dad ma zad (ho tad)

Daneben existiert noch eine so genannte „gemischte“ Mutation, die nur stimmhafte Konsonanten betrifft, nach bestimmten Verbalpartikeln:
Grundform Gemischte Mutation
bezan – „ich bin (normalerweise)“ e vezan
dougen – „tragen“ o tougen
goulenn – „fragen“ o c’houlenn
gwelout – „sehen“ o welout
mont – „gehen“ o vont
Syntax

Historisch gesehen handelt es sich beim Bretonischen um eine VSO-Sprache (Verb–Subjekt–Objekt). Die Entwicklung des Modernbretonischen läuft aber in Richtung Verb-Zweitstellung: in fast allen Konstruktionen befindet sich nun das konjugierte Verb an der zweiten Stelle des Satzes. Eine zusätzliche Tendenz, nämlich die, das Subjekt an den Anfang zu stellen, ist auch bemerkbar und erklärt sich aus der Generalisierung alter Relativkonstruktionen, die zur Topikalisierung dienten:

Me a zebr kalz bara. („Ich esse viel Brot.“ < „ICH esse viel Brot.“ < histor. „Ich, der ich viel Brot esse.“)

Generell wird Topikalisierung durch Fronting eines Satzgliedes ausgedrückt, das heißt durch sein Vorziehen an den Satzanfang:

Kalz bara a zebran. („Ich esse VIEL BROT.“ < histor. „Viel Brot, das ich esse.“)

Was aus den beiden Beispielsätzen hervorgeht, ist die Unterscheidung der so genannten „nicht konjugierten“ Verbform (= dritte Person Singular), die nach dem Subjekt steht, von der konjugierten (hier: erste Person Singular), die in einem Satz ohne explizites Subjekt steht. Die „nicht konjugierte“ Form ist historisch aus einer Relativkonstruktion hervorgegangen. Die bretonische Verbalmorphologie ist prinzipiell einfach, wird aber durch mehrere morphosyntaktische Regeln in ihrer Verwendung stark verkompliziert.
Rechtschreibung

Die folgenden Ausspracheregeln beziehen sich auf die verbreitetste Orthographie (Peurunvan), die in den meisten Publikationen, vom Ofis ar Brezhoneg (der halboffiziellen Normierungs- und Sprachplanungsstelle der Region), den Diwan-Schulen und der Universität Roazhon (Rennes) verwendet wird.

Die Aussprache von b, d und g entspricht eher der norddeutschen Aussprache des Deutschen.

a [a] wie im Deutschen
ao [ɔ, aɔ] in den meisten Dialekten monophthongiert
aou [ɔʊ] wie ow in engl. low
b [b] wie im Deutschen
ch [ʃ] wie dt. sch
c’h [x, ɣ, h] wie dt. ch in Buch; zwischen Vokalen wie h in Uhu
d [d] wie im Deutschen
e [e] wie dt.e in Weg, jedoch auch kurz (nie wie in fett)
ae, ê [ɛ] wie ä in Bären
eu [œ] wie dt. ö in Mönch
f [f] wie im Deutschen
g [g] wie dt. g (nie wie in Regie)
gn [ɲ] wie gn in Champagner
h [h, Ø] wie dt. h, selten stumm wie im Französischen
i [i] wie dt. i in lieb, jedoch auch kurz (nie wie in Kinn)
ilh [iʎ] etwa wie ij
j [ʒ] wie stimmhaftes sch (j in Journal)
k [k] wie im Deutschen
l [l] wie im Deutschen
m [m] wie m, ein vorausgehendes a oder o wird jedoch nasaliert
n [n] wie n, ein vorausgehendes a oder o wird jedoch nasaliert
ñ wird selbst nicht ausgesprochen, nasaliert aber den vorausgehenden Vokal
o [ɔ, o] wie im Deutschen
ou [u] wie dt. u in Mut, jedoch auch kurz (nie wie in rund), bisweilen wie engl. w
où [u, o, ow, œɥ] im Standard wie dt. u
p [p] wie im Deutschen
r [r, ɾ, ʁ] meist gerollt
s [s, z]
sh [s, h] selten, Variante von „zh“, in den KLT-Dialekten wie [s], im Vannetais [h]
t [t] wie im Deutschen
u [y] wie dt. ü in süß, jedoch auch kurz (nie wie in Müll)
v [v] wie dt. w, am Wortende wie dt. u
w [w] wie engl. w
y [j] wie dt. j
z [z] wie stimmhaftes dt. s in reisen; zwischen Vokalen in den meisten Dialekten stumm
zh [z, h] in den KLT-Dialekten [z], im Gwenedeg [h]

Am Wortende werden b, d, g, j, z, zh stimmlos ausgesprochen (also wie p, t, k, ch, s), es sei denn, das folgende Wort beginnt mit einem Vokal. Diese Assimilationen über Wortgrenzen hinweg (Sandhi, siehe oben) sind in allen bretonischen Dialekten extrem wichtig, da so – ähnlich wie durch die deutsche Auslautverhärtung – Phrasengrenzen markiert werden.

Beispiel: hi zo bras [i zo braːs] („sie ist groß“, Betonung auf „sie“) versus bras eo [braːz e] („er/sie ist groß“, Betonung auf „groß“)

Hier wird das gleiche Wort, nämlich „bras“, einmal mit stimmhaftem, einmal mit stimmlosem Auslaut gesprochen.

Quelle - literatur & Einzelnachweise
Andy
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