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Kastell Buch

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Kastell Buch Empty Kastell Buch

Beitrag  Andy Mi Jan 21, 2015 9:39 pm

Das Kastell Buch (auch Kastell Rainau-Buch) ist ein ehemaliges römisches Militärlager, das nahe am Rätischen Limes, einem UNESCO-Weltkulturerbe, zur Grenzsicherung errichtet wurde und dessen Reste auf der Gemarkung des zur Gemeinde Rainau gehörenden Weilers Buch im Ostalbkreis, Baden-Württemberg, liegen. Das Kastell bildet seit 1972 zusammen mit seiner antiken Zivilsiedlung (Vicus), dem Abschnitt des dort entlangführenden Limes sowie dem Limestor Dalkingen[2] den Limes-Park Rainau. Bekannt wurde Buch neben dem Limestor besonders durch seine kostbaren Funde.

Kastell Buch 300px-Kastell_Rainau-Buch.svg
Das Kastell mit Eintragung des Vicus in seiner 2. Ausbauphase, die 193 n. Chr. begann.

Lage

Die Garnison wurde topographisch günstig auf einem das Jagst- und das Ahlbachtal beherrschenden Geländesporn errichtet. Von hier aus bestand neben der Überwachung des örtlichen Limesabschnitts die Möglichkeit, das nordöstlich in die Rätische Mauer eingebaute, rund 2,25 Kilometer vom Kastell entfernte Limestor mit seinem Grenzverkehr zu kontrollieren. Daneben hatte die Besatzung von der Anhöhe aus einen guten Ausblick auf das weiter nördlich die römische Reichsgrenze querende Jagsttal. Der Limes läuft in diesem Bereich von Südwesten kommend in einem Minimalabstand von rund 1,15 Kilometern westlich des Kastells nach Nordosten und beschreibt im Norden des Lagers einen leichten Bogen mit rund zwei Kilometer Umfang nach Südosten. Der nördlichste Punkt dieses Bogens an der Stelle, an der die Jagst römisches Gebiet verließ, war von der Befestigung rund 2,2 Kilometer entfernt und für die dort stationierten Soldaten gut einsehbar. Die antiken Geometer hatten den Bogen bewusst angelegt, um das Jagsttal besser überwachen zu können und um eine dort gelegene, wichtige Furt in das römische Gebiet einzubeziehen. Die Bedeutung der Flusssenke wird durch die Vermutung gestärkt, dass es dort bereits in vorgeschichtlicher Zeit eine bedeutende Nord-Süd-Durchgangsstraße gegeben haben könnte.[3] Das nordöstliche Ende des Limesbogens befindet sich rund drei Kilometer entfernt. Im Bereich eines nur vermuteten Wachturms knickt die Rätische Mauer in westöstliche Richtung ab, um nach 1,5 Kilometern für ein längeres Stück geradlinig der Nordost-Richtung bis zum Kastell Halheim zu folgen. Der Geländesporn, auf dem sich die Überreste der Bucher Befestigung befinden, wird an der Nordflanke durch die Niederung des Ahlbachs begrenzt. Der Bach fließt nordöstlich unterhalb der Befestigung in die Jagst, die bis von Südosten herabfließt und dann nach Norden abknickt. Die Westflanke des Sporns beschneidet der Langenbach. Im Talgrund, dort, wo Jagst und Ahlbach zusammentreffen, befindet sich ein Teil des Vicus, der Zivilsiedlung des Kastells, sowie das Balineum, das Kastellbad. Auch am Osthang der Jagst wurden Reste antiker Bauten entdeckt. Eine wichtige Heer- und Handelsstraße führte von Buch zum bedeutendsten Kastell des Rätischen Limes im heutigen Aalen, dem Kastell Aalen. Die Verlängerung der Straße zog sich von Buch aus zum nicht einsehbaren Limestor und darüber hinaus ins Magna Germania (freie Germanien). Dort verlieren sich ihre Spuren gleich hinter der Grenze.[4] Eine weitere Straße soll Buch mit dem Kastell Halheim verbunden haben. Zudem wurde ein bis zu seiner Zerstörung durch den Bundesstraßenbau 1973 bestehender Weg nach Südosten die Jagst entlang als vermutlich römerzeitliches Überbleibsel betrachtet.[5] Nähere Untersuchungen fanden seinerzeit jedoch nicht statt. Bekannt ist hingegen eine Trasse in das südliche, ältere Kastell Oberdorf am Ipf (Opia), das zum ehemaligen Alblimes gehört hat. Es wird vermutet, dass die Aufgabe des Kastells Opia im Zusammenhang mit der Vorverlegung des Limes stand. In diesem Fall könnte die dortige Kastellbesatzung nach Buch verlegt worden sein.[6][7][8] Im Umkreis von Buch konnte die Gewinnung und Verhüttung von Eisenerz nachgewiesen werden.[9]

Forschungsgeschichte

Kastell Buch 220px-Bucherstausee-luftbild
Das Kastell in der oberen Bildhälfte ganz links und das Limestor in der Bildspitze ganz oben rechts.

Bereits Anfang des 19. Jahrhunderts wurden die Überreste des Kastells im Gewann „Haldenäcker“ entdeckt. Insbesondere die Ellwanger Altertumsfreunde führten im Bereich der Garnison erste Untersuchungen durch. Sie berichteten, dass das Gewann damals noch durch sichtbare Mauern umfriedet war, von denen 1818 Steine für den Straßenbau ausgebrochen wurden. Als Beweis für die Anwesenheit der Römer galten ihnen Säulenfragmente, gebrannten Ziegel, Keramik und Münzen.[10] Erste wissenschaftliche Grabungen fanden 1897 unter der Leitung von Ernst von Herzog statt. Damals wurden Wehrmauern, Tore, Türme sowie die in Steinbauweise ausgeführten Innenbauten erforscht. Auch das Kastellbad im Jagsttal konnte untersucht werden. 1969 gruben die Forscher im „Mahdholz“ an der Limesmauer bei Schwabsberg nördlich von Buch und konservierten 1970 ein Steinturmfundament. 1974 wurde dort ein Limesturm aus Holz rekonstruiert, der als hölzerner antiker Bau nachgewiesen werden konnte. Diese Art der Rekonstruktion wurde durch den fortschreitenden Wissensstand überholt. Daher ersetzte man 2008 den Turm durch eine wissenschaftlich gesicherte Rekonstruktion auf Grundlage der Arbeiten von Dietwulf Baatz. Am Südrand von Schwabsberg wurde 1969 und 1974 die hölzerne Limespalisade angeschnitten. Die 1969 aus zwei Metern Tiefe[11] gewonnenen Proben wurden 1975 durch den Dendrochronologen Ernst Hollstein untersucht.[12] Die von 1974 im Jahr 1976 durch den Dendrochronologen Bernd Becker.[13]

Im Zuge der Flurbereinigung untersuchte im Auftrag des Landesdenkmalamtes Baden-Württemberg Dieter Planck 1972 das Südtor – in Buch die Porta principalis dextra – ein kleines Stück der sich östlich anschließenden Wehrmauer sowie den dort befindlichen Zwischenturm. Außerdem führten die Archäologen einen Schnitt durch das Grabensystem aus, wobei der südlich am Kastell vorbeiführende Fahrweg verhinderte, dass damals alle Gräben erkannt werden konnten. Die 1972 untersuchten Mauern wurden nach der Ausgrabung sichtbar konserviert. 1973 und 1974 konzentrierten sich die Arbeiten auf das Limestor. In den 1982[14] aufgestauten Bucher Stausee versanken große Bereiche der Täler von Jagst und Ahlbach im Umfeld des Kastells. 1976 bis 1979 mussten umfangreiche Notgrabungen im Bereich des vor der Porta praetoria gelegenen ost- und südöstlichen Vicus durchgeführt werden, da die Neutrassierung der Bundesstraße 290 dieses Gebiet archäologisch zerstörte. 1975/76 wurde das Kastellbad erneut untersucht und südlich davon kamen 1979/80 zwei weitere Vicusbauten ans Licht. Ebenfalls 1979 konnten bei Planierarbeiten auf dem östlichen Uferhang der Jagst nordöstlich des Bades ein großer römischer Ziegelbrennofen entdeckt und ergraben werden. Die Archäologen nahmen ihn in das Grabungsschutzgebiet auf und schütteten ihn wieder zu. 1992 und 1999 untersuchte Harald von der Osten-Woldenburg Kastell und Teile der Zivilsiedlung geomagnetisch. Außerdem fand 1994 eine geoelektrische Untersuchung und im Winter 1996 eine Begehung mit dem Bodenradar statt, die den Kastellgräben galt.[15][16]

Weitere wichtige Ergebnisse für die Besiedlungsgeschichte, die 2002 durch Bernhard Albert Greiner veröffentlicht wurden, brachte die erneute dendrochronologische Aufarbeitung der in Buch während der Grabungen im Boden gefundenen Hölzer.[17]
Heutiger Zustand

Die Fundamente der Therme sowie zweier angrenzender Gebäude des Lagerdorfes (Vicus) wurden nach der Grabung 1979/80 konserviert und sind am Ufer des Stausees frei zu besichtigen. Im Zuge der Sanierung des Vicus-Areals 2001/02 wurden die äußeren Umrisse des Stabsgebäudes auf dem Erdboden durch eine Schwelle aus Kies nachgezeichnet. In der Mitte befindet sich ein Modell der Anlage im Maßstab 1:200. Die Kastellmauer wird neben den rekonstruierten Abschnitten im Süden durch einen Erdwall und eine Hecke angedeutet. Bäume zeigen die Lage der Zwischen- und Tortürme an. An sämtlichen Stationen befinden sich Schautafeln, die vor wenigen Jahren aufgrund des UNESCO-Welterbe-Status 2005 ergänzt wurden. Das ab 1972 schrittweise entstandene Freilichtmuseum am rätischen Limes wurde mit der Aufstellung der neuen Schautafeln in Limes-Park Rainau umbenannt.

Baugeschichte

Kastell Buch 1024px-Kastell_Buch_Tor
Rekonstruiertes südliches Tor (Porta principalis dextra), Außenansicht

Kastell Buch 640px-Kastell_Buch_Mauer
Blick entlang des rekonstruierten südlichen Mauerabschnitts mit rechteckigem Wachturmfundament.

Kastell Buch 1024px-Kastell_Buch_Modell
Zentral auf dem Kastellgelände befindet sich ein Modell im Maßstab 1:200.

Kastell Buch 1024px-Kastell_Buch_principia
Die Lage der Principia ist mit einer Schwelle aus Kies am Boden markiert. In der Mitte befindet sich das Kastellmodell.

Dietwulf Baatz und Dieter Planck vermuteten wie bereits einige Forscher vorher, dass Buch der Nachfolger des älteren, aufgegebenen Kastells Opia am Alblimes war.[18][19] Das Lager unterstand dem Befehlshaber der Ala II Flavia milliaria p.f. im Kastell Aalen.[20] Zumindest der Vicus und die hölzerne Palisade des Limes wurden fast zeitgleich errichtet. Dies belegen dendrochronologische Auswertungen der ältesten Hölzer (Brunnen 2 und Latrine Cool aus dem Lagerdorf (absolute Datierung spätestens Mai/Juni 161 n. Chr.)[21] und der in Schwabsberg geborgenen Eichenstämme der Palisade, die aus dem „Spätjahr 165, möglicherweise Frühjahr 166 n. Chr.“ stammten.[22] Dieser Zeitraum deckt sich mit den untersuchten Limeshölzern aus dem Rotenbachtal bei Schwäbisch Gmünd. Dort wurde nahe dem Kleinkastell Kleindeinbach der Anfang der Palisade untersucht und das Fälldatum der verwendeten Bäume an dieser Stelle auf den Winter 163/164 n. Chr. festgelegt.[23] Auch vom um 150/155 n. Chr. gegründeten Kastell Aalen ist genau dieses Datum vom Bau der großen hölzernen Vorhalle der Principia, dem Stabsgebäude, bekannt.
Umwehrung

Buch wurde als annähernd rechteckige, 2,1 Hektar große[1] Anlage in genauer Nord-Süd/Ost-West-Ausrichtung leicht nach Norden hin abfallend errichtet. Mit ihrer Prätorialfront, der dem Feind zugewandten Seite, war das Kastell nach Osten, zum Jagsttal hin, ausgerichtet. Die 1,2 Meter breite steinerne Umwehrung aus einem örtlich vorkommenden Unterjura-Sandstein besaß abgerundete Ecken, in denen je ein an die Mauer gebauter Eckturm mit ebenerdigem Zugang stand. In den vier Himmelsrichtungen war außerdem je ein zweispuriges Tor mit Spina (Trennpfeiler), das von zwei Tortürmen flankiert wurde, in die Mauer eingelassen. Die beiden Durchfahrten des 1972 ausgegrabenen Südtors sind 4,00 beziehungsweise 4,30 Meter breit.[24] Zwischen den vier Ecktürmen und Torbauten standen acht Zwischentürme. Auf der Lagerinnenseite lehnte eine drei Meter breite Erdrampe an der Umwallung, die an den Türmen und Toren unterbrochen war und auf der die Soldaten hinter einer steinernen Brustwehr patrouillieren konnten. Diese Rampe war zur Via sagularis (Lagerringstraße) hin durch Holzpfosten, die den Abrutsch verhindern sollten, begrenzt.

Als Annäherungshindernis lag vor der Bucher Befestigung ein Vierfachgraben mit abgerundeten Ecken, der an den vier Zufahrten mindestens teilweise aussetzte. Der innerste Graben war 5,65 Meter breit, der anschließende nur zwei Meter.[25] Alle vier Gräben hatten einen von ihrer Mittellinie aus gemessenen Abstand von rund zehn Metern. Der äußerste Graben war mit zum Teil über zehn Meter der breiteste. Nach den geophysikalischen Untersuchungen scheinen die Gräben an der Südseite tiefer gewesen zu sein als die im Norden. Durch mögliche Erosion gibt es im Nord-Nordwesten nur wenige unvollständige bis gar keine Spuren des Annäherungshindernisses. An der Zufahrt zur Porta praetoria konnten die beiden mittleren Gräben nur über eine hölzerne Brücke überwunden werden. Auch an der Porta principalis sinistra könnte sich zwischen dem innersten und dem darauffolgenden Graben ein Übergang befunden haben. Die teils unklaren geophysikalischen Befunde sind nur durch zukünftige Grabungen zu sichern. Fraglich ist auch, ob alle vier Gräben in der bisher bekannten Form gleichzeitig existiert haben. Am nördlichen Zwischenturm in der Retentura (rückwärtiger Lagerbereich) ist ein auffallender Anbau mit ungefähr den gleichen Maßen wie denen des eigentlichen Turmes nachgewiesen. Am nördlichen Zwischenturm der Praetentura (Vorderlager) fand sich im Bereich der Lagerringstraße ein rund 15 Meter langer Mauerzug, der parallel zur Umwehrung verlief. Herzog deckte hier eine Spatha auf. Dieser Schwerttyp war bei der römischen Kavallerie bereits seit der frühen Kaiserzeit in Gebrauch.[26] Außerdem lagen an dieser Stelle rund 1600 weitere Waffenteile,[27] davon mindestens 800 eiserne Geschossspitzen, der Rest bestand aus Pfeil- und Lanzenspitzen. Der Ausgräber vermutete deshalb, dass es sich bei dem Mauerzug um Reste eines Armamentariums (Waffenkammer) handelte. Dietwulf Baatz überlegte, ob die Waffen nicht auch einen Depotfund darstellen könnten, der in keinem Zusammenhang mit dem Mauerzug steht.[28] Der aus dem 2. oder 3. Jahrhundert stammende Fund wurde auf das Limesmuseum sowie die Museen von Nürnberg, Wiesbaden, Mainz, Homburg und Stuttgart verteilt. Ein noch 0,60 Meter tiefer Brunnen[29] wurde nahe der nordwestlichen Kastellecke zwischen Via sagularis und Erdrampe aufgedeckt.

Innenbebauung

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Der 1897 festgestellte Grundriss mit Innenbebauung

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Funde von den Grabungen 1897

Im Kreuzungspunkt der beiden Lagerhauptstraßen Via Praetoria (Ost-West-Achse) und Via principalis (Nord-Süd-Achse), befand sich die über der Via principalis errichtete 46,6 Meter lange rechteckige Vorhalle der Principia. Sie war ein für Kastelle dieser Zeit typischer Verwaltungs- und Mehrzweckbau für die Truppe. Die Bucher Vorhalle hatte je einen Zugang an den Stirnseiten und drei Eingänge an der Längsfront.[30] Hinter der Halle schlossen sich in einem fast quadratischen Karree Verwaltungsräume beziehungsweise Waffenkammern für das Kastells an. In einzelne Zimmer unterteilt, gruppierten sich diese um einen offenen, rechteckigen Innenhof, in dem sich, von der Mitte aus etwas nach Südosten verschoben, ein Brunnen befand. Mittig in dem hinteren Teil des Verwaltungsgebäudes lag das Fahnenheiligtum (Aedes principiorum), in dem die Standarten der Einheit aufbewahrt wurden. In Buch ragt dieses Heiligtum mit seinem rechteckigen Grundriss[31] leicht aus der Ostfassade des Stabsgebäudes heraus. Die Ausgestaltung dieser Heiligtümer mit halbrunden Apsiden war erst seit der Mitte des 2. Jahrhunderts aufgekommen.[32] Dies könnte die Überlegungen des Ausgräbers Dieter Planck stützen, der die eigentliche Kastellgründung in die Jahre um 130, spätestens aber 140 n. Chr. legt.[19] In Raum 5 an der Nordwestecke des Stabsgebäudes fand sich ein behelmter Minerva-Kopf mit einer Eulendarstellung.[33] Er befindet sich im Landesmuseum Württemberg. Die Nordwand des Verwaltungsbaus weist schwankende Stärken auf. Herzog stellte fest, dass sich die rund 1,70 Meter bis 1,75 Meter starke Mauer in der Mitte auf 1,80 Meter verdickt. In dem dahinterliegenden langgestreckten Raum, von dem Herzog durch Befund glaubte, dass ihn einst eine hölzerne Trennwand teilte, fand sich Brandschutt, in dem viele kleinere Fundstücke lagen.

Nördlich des Stabsgebäudes, fast daran anschließend, wurden die Überreste eines großen rechteckigen steinernen Horreums (Getreidespeicher) aufgedeckt, dessen hölzerner Fußboden auf Pfählen ruhte, von denen sich sechs Pfostenlochreihen erhalten haben. Das durch Herzog nicht erfasste Praetorium, das Wohnhaus des Kommandanten, könnte auf jenem Fundament gestanden haben, das der Luftbildarchäologe Otto Braasch im August 1991 südlich des Stabsgebäudes entdeckte. Dort fanden bisher noch keine Ausgrabungen statt. Die Magnetogramm-Auswertungen von 1992 haben es ermöglicht, sich ohne Grabung auch ein recht genaues Bild von den in Holzbauweise errichteten Mannschaftsbaracken (Centuriae) und weiterer Einzelheiten zu machen. So wurde deutlich, dass die länglichen Baracken in der Praetentura von Norden nach Süden ausgerichtet waren und mindestens einmal vollständig erneuert wurden. In den Kopfbauten dieser Unterkünfte wohnten der Centurio und eventuell weitere Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften.[34] An der Prätorialfront standen links und rechts der Via praetoria zwei einfache Baracken, die Unterkünfte an der Via principalis waren als Doppelbaracken ausgeführt. In der Retentura wurden zwei große Doppelbaracken ausgemacht, die einander gegenüberliegend mit ihren Stirnseiten an die Via decumana angrenzten. Diese beiden Holzbauten waren rund 49 und 53 Meter lang und haben wohl zur Unterbringung der Pferde gedient. Spuren im Magnetogramm deuten auf Jauchegruben hin. Klarheit könnte auch hier nur eine Grabung schaffen.

Bei den Ausgrabungen und Feldbegehungen im Kastellinneren fanden die Archäologen eine Vielzahl von Militaria, darunter Bruchstücke von eisernen und bronzenen Maskenhelmen,[35] die bei den standardisierten Reiterturnieren Verwendung fanden. Ein im Bereich der Principia gefundenes Bronzeblech zeigt ein von zwei Schlangen flankiertes menschliches Haupt. Es wird als Fragment eines Schildbuckels gedeutet.[36] Viele Befunde weisen auf ein Ende der Besatzung um die Mitte des 3. Jahrhunderts hin. Eine Schlussmünze aus der Regierungszeit des Kaisers Gordian III. entstand in den Jahren 241/243. Da im Lagerdorf jedoch in mehreren Brunnen dendrochronologisches Material ans Licht kam, das vorbehaltlich in das Jahr 254 oder später weist,[37] ist mit dem Ende der römischen Truppenpräsenz erst spätestens im Jahr 260 n. Chr. zu rechnen.

Kastellbad

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Die Entwicklung des Kastellbades

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Ansicht der rekonstruierten Fundamente

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Ansicht von Norden. In der Mitte rechts mit Ziegelsäulen angedeutete Hypokaustheizung

Die zum Lager gehörende Therme befand sich rund 100 Meter nordöstlich der Nordost-Kastellecke nahe der Ahlbachmündung in die Jagst. Diese Anlage wurde auch von der Zivilbevölkerung mitgenutzt. Mit vier Bauphasen konnten die Forscher eine komplexe Baugeschichte nachzeichnen.[35] Das Bad, fast genau in Nord-Südausrichtung errichtet und mit ungefähr spiegelgleicher Raumanordnung, gehörte zum Reihentypus. In seiner räumlichen Ausrichtung folgte es nicht dem meist am Rätischen Limes vorgefundenen Bauschema, da der Eingang in Buch im Westen bzw. im Süden lag. Normalerweise wurden die Bäder von Norden kommend betreten. Die ursprüngliche Stirnseitenbreite der zentralen Gebäudeeinheit, die über die Zeiten weitgehend eingehalten wurde, betrug rund zehn Meter. Bei den Grabungen konnten nur noch geringe Reste des eigentlichen Fußbodens aufgedeckt werden.
Phase I

Da das Kastell wohl um 130/140 n. Chr. errichtet wurde, dürfte auch der Thermenbau nicht wesentlich später erfolgt sein. Der Ausgräber Planck könnte sich anhand der Funde die Erbauung in späthadrianischer Zeit vorstellen.[38] Es war wahrscheinlich das erste Bauwerk außerhalb der Umwehrung, da der Vicus erst in den sechziger Jahren des 2. Jahrhunderts zusammen mit dem Bau der Holzpalisade des Limes entstand.

Man betrat den rechteckigen, unbeheizten Auskleideraum (Apodyterium) des Bades von Westen her. Danach gingen die Besucher in die östlich gelegene, ebenfalls rechteckige, Versammlungshalle (Basilica), den größten Raum der Anlage, der ebenfalls nicht beheizt war. In der Ostmauer der Halle befand sich rechts ein Kaltbad (Frigidarium), das die ungefähren Ausmaße des Apodyteriums besaß. Im Norden lag der Zugang zum kleinen und zum größeren Laubad (Tepidarium), die in der gleichen Raumflucht wie das darauffolgende Warmbad (Caldarium) lagen. Von dort konnte ein an die Westmauer angebautes kleines rechteckiges Badebecken betreten werden. Beheizt wurde die Therme von Norden.
Phase II

Mit der Errichtung des Lagerdorfes wurde das Bad in der zweiten Hälfte des zweiten Jahrhunderts repräsentativ ausgebaut und vergrößert. Apodyterium, Basilica und Frigidarium brach man ab. An deren Stelle entstand quer zum eigentlichen Gebäudekomplex in Ost-West-Ausrichtung ein auf einem Steinfundament ruhender, rund 22 Meter langer Versammlungsraum, der wohl auch für die Kleiderablage benutzt wurde. Als südlicher Abschluss des Gebäudes lag davor ein sich über die gesamte Länge der Basilica erstreckender Portikus. Von dort aus betrat man das Bad. Nördlich der Basilica entstand ein großes, rund zehn Meter breites Frigidarium in der nordsüdlichen Flucht der älteren, unverändert gebliebenen Räume. Östlich des Kaltbads befand sich als Neubau ein kleines Schwitzbad (Sudatorium) und westlich ein fast spiegelgleiches Frigidarium. In den Phasen II und III, die in einigen Beschreibungen zusammengefasst werden, erreichte die Therme mit einer Ausdehnung von rund 44 Metern ihre größte Länge.[24]
Phase III

Die Hypokaustenheizung im Sudatorium wurde stillgelegt und der Raum als Frigidarium genutzt. Die Westmauer im bisherigen großen Frigidarium wurde nach Osten gerückt und das Bad damit verkleinert. Das gleichzeitig vergrößerte kleine Frigidarium wurde nach seiner Hypokaustierung als neues Sudatorium eingerichtet.
Phase IV

Da für einen Alamannenangriff zwischen 233 und 234 die Belege fehlen, wurde der Nord- und Südteil des Balineums wahrscheinlich erst beim im Frühsommer 254 n. Chr. vermuteten germanischen Überfall zerstört. Damals ging das Lagerdorf in einer Brandkatastrophe unter.[39] Nur die Mauern im mittleren Bereich scheinen reparabel gewesen zu sein oder reichten einer vielleicht dezimierten Bevölkerung für den Wiederaufbau aus. Es gab auch Überlegungen, dass die Verkleinerung des Bades vielleicht aus wirtschaftlichen Gründen notwendig war.[40] Die bisherige Heizanlage, das Caldarium, und das kleine Badebecken gab es nicht mehr; ebenso die Basilica und den Porticus. Der übrige Bau wurde wie bisher weiterverwendet. Als neuer Auskleideraum entstand, an die Südfassade angelehnt, ein rund 10 × 10 Meter großer hölzerner Anbau. Als Letztes dieser Phase wurde etwas später auch das Sudatorium aufgegeben.[41] In der stark verkleinerten, provisorisch wirkenden Form bestand die Therme mindestens bis zum Ende der römischen Herrschaft im Jahr 260 (Limesfall). Das Fundmaterial im Lagerdorf gibt Hinweise darauf, dass das Kastellbad möglicherweise sogar bis ins frühe 4. Jahrhundert benutzt wurde.[39]
Funde

Das Bad barg eine Vielzahl interessanter Fundstücke: Fingerringe, Münzen, Gemmen, Haarnadeln, Tonscherben und Glasgefäße. Letztere sind ein häufiges Fundgut in römischen Badeanlagen, da in kleineren Salbgefäßen üblicherweise Parfüme und vor allem Öle zur Benutzung mit einem strigilis aufbewahrt wurden.
Vicus und Brandgräberfeld

Der ausgedehnte Vicus, das Lagerdorf, erstreckte sich südlich und südöstlich des Kastells. Die Bebauung bestand im zweiten und dritten Jahrhundert fast durchwegs aus den für obergermanisch-rätische Limeskastelle typischen Fachwerk-Langhäusern mit einer Länge von bis zu 40 Metern. In den erhaltenen Strukturen dieser Bauten konnte eine Vielzahl von holzverschalten Kellern freigelegt werden. Für die Forschung wichtig waren auch die 13 aufgedeckten Brunnen, die ebenfalls fast alle eine Holzschalung aufwiesen. Nach Auffindung eines großen Ziegelbrennofens mit zugehörigem Fundmaterial nahm Planck an, dass die Dachziegel für diese Bauten vor Ort hergestellt wurden.[42] Die geologischen Verhältnisse machten es möglich, dass die in den tiefsten dieser Brunnen erhaltenen Teile der hölzernen Verschalung durch Bernd Becker, Universität Hohenheim dendrochronologisch untersucht werden konnten. Die damals gewonnenen Daten wurden zwischenzeitlich durch verfeinerte Methoden korrigiert. Einige der Brunnen bargen zum Teil äußerst wertvolle und seltene zivile und militärische Gegenstände.

Die aufgefundenen Gegenstände, darunter hochwertiger Schmuck aus Silber und Bronze, zeigen, dass Buch ein wohlhabendes Dorf gewesen sein muss, dessen Bewohner vermutlich durch Handel mit den Germanen zu Reichtum gekommen waren.[42] Die sehr unterschiedliche Entwicklung der verschiedenen Kastelldörfer am Limes zeugt von ihrer Einzigartigkeit. Im Gegensatz zu den militärischen Bauten waren die zivilen Siedlungen weitgehend den Bedürfnissen und wirtschaftlichen Möglichkeiten der dort lebenden Menschen angemessen. Die Dörfer entwickelten eine Eigendynamik, die dazu führte, dass die Bewohner von Buch bei ihren Holzhäusern blieben, während die Menschen an einem vergleichbaren Kastellplatz wie Jagsthausen in einem ähnlichen Zeitraum fast stadtähnliche Strukturen schufen. Warum die Entwicklung unterschiedlich verlief, lässt sich zumeist nicht mehr klären.
Phase I

Es konnte festgestellt werden, dass die für das Jahr 161 n. Chr. dendrochronologisch belegte Gründungszeit des Vicus in ihrer ersten Aufbauphase entlang einer um das Kastell geführten Lagerringstraße entstand und von Anfang an durchgeplant gewesen ist. Am äußeren Bogen dieser Straße wurden die Parzellen der zukünftigen Bebauung fächerförmig abgesteckt. Die Blickachse dieser Häuser war auf das Militärlager gerichtet. Vor den Gebäuden entstand ein umlaufender Portikus, der sich kurz vor dem Zusammentreffen der Ringstraße mit der östlichen Ausfallstraße des Kastells zu einem Doppelportikus verbreiterte.[43]
Phase II (a, b und c)

Im Jahr 193 n. Chr. fand nach Ausweis der Befunde aus Brunnen 10 eine große Umbaumaßnahme im Dorf statt. Während die Straßenzüge unangetastet blieben, wurden mehrere Gebäude abgebrochen, Parzellen neu abgesteckt und deren Platz für Neubauten mit einem bis zu 30 Zentimeter hohen Kies-Lehm-Gemisch planiert. Bei dieser Neustrukturierung ist offensichtlich auch die Bauweise zumindest in Teilen vereinheitlicht worden, was sich besonders deutlich bei der Anordnung von Kellern und Brunnen zeigt. Waren diese zunächst uneinheitlich angeordnet, befanden sich die Keller nun in einem Abstand von rund 12 Metern zur Portikusfront, während die Brunnen eine Entfernung von rund 22 Metern zum Portikus aufwiesen. Einige Bewohner leisteten sich jetzt den Luxus von Hypokausträumen. Die Zweischiffigkeit des Portikus im Osten wurde aufgegeben. Er zeigte nun in seiner Gesamtheit eine einheitliches Bild.[43] Aufgrund von im Winter 253/254 frisch geschlagenen Bauhölzern, die im Brandschutt von zwei Brunnen gefunden wurden, lässt sich zusammen mit den unter dieser Brandschicht gemachten Brunnen-Hortfunden der Untergang des Dorfes sehr genau datieren. Im Frühsommer 254 n. Chr. fand wohl ein germanischer Überfall auf die Siedlung statt. Zuvor hatten Bewohner noch Wertgegenstände, Hausrat und Militaria in ihren Brunnen deponiert. Die Angreifer zogen sich nach der Zerstörung wieder zurück oder konnten vertrieben werden.[44]
Phase III

Wie großflächige, aus der Mitte des 3. Jahrhunderts stammende Planierungen über dem Brandhorizont zeigen, wurde der Bucher Kastellvicus von den Bewohnern nicht aufgegeben. Bernhard A. Greiner konnte bei seinen Untersuchungen nachweisen, dass bei mehreren Brunnen die oberen zwei Meter der Holzverschalung ausgebaut wurden. Innerhalb eines Hypokaustraumes fanden sich Pfostenstellungen von späteren Einbauten, an der östlichen Lagerringstraße überbaute ein Pfostenbau mit steinverkeilten Pfosten Teile des Portikus und der Straße. Im Umfeld dieses Gebäudes und in angrenzenden Gruben wurden acht Kilogramm Schlacken gefunden, die aus Rohstahlluppen und Weicheisen bestanden und von einer Eisenmetallweiterverarbeitung zeugen. Von besonderer Bedeutung für diese späte Phase ist eine einzelne olivgrüne Glasscherbe eines dickwandigen Gefäßes, die von der Provinzialarchäologin Brigitta Hoffmann als Zeugnis des 4. Jahrhunderts ausgewiesen wurde, auch auf spätrömische Münzen, Lesefunde vom Kastell- und Vicusareal ist an dieser Stelle hinzuweisen.[39]

Das Brandgräberfeld von Buch wurde bisher nicht entdeckt.
Chronologie des Vicus von Rainau-Buch[45]

Bauphase Datierung Ereignis
Phase I 161 n. Chr. Gründung des Kastellvicus
Phase IIa 193 n. Chr. teilweise Abriss und Neuparzellierung
Phase IIb 229 n. Chr. Anlage von neuen Brunnen
Phase IIc 254 n. Chr. Umbaumaßnahmen
254 n. Chr. Zerstörung durch Feuer, Depotfunde; vermutlich durch einen germanischen Überfall
Phase III nach 254 n. Chr. Planierungs- und Verfüllungsarbeiten

Mansio

In unmittelbarer südlicher Nähe des Kastellbads wurden 1979/80 zwei Fundamente freigelegt, die mit größter Wahrscheinlichkeit als bauliche Einheit anzusehen sind. Planck fand auch die Nähe zur Kastelltherme als auffallend.[46] Das Haus I wird als Wohnhaus mit repräsentativer Fassade angesehen, das in Buch aus dem Rahmen der sonst üblichen Zivilarchitektur fällt. Neben dem Fundgut und baulichen Einzelheiten wie Hypokausträumen werden die Bauten als Mansio, ein Gasthof mit Unterkunftsmöglichkeiten für Reisende, angesehen. Eine frühere Auffassung, dass dort das Wohnhaus des Kommandanten stand,[46] das 1897 im Kastellbereich nicht gefunden wurde, ist spätestens seit der Luftbildentdeckung 1991 durch Braasch hinfällig. Allerdings gab es bis heute keine weiteren Grabungen im Kastell. Im Südwesten von Haus I schließt sich Haus II an, eine kleine Therme. Diese bestand aus einem großen Caldarium, einem Frigidarium sowie einem Raum mit Kanalheizung.[46] Der Bau wurde erst in Phase II der Lagerdorfentwicklung errichtet. Das zeigen Reste ausgedehnter Holzbauten, die sich unter dem Bad befanden. Das Wissen um die Funktionalität der Kanalheizung überlebte im Gegensatz zum aufwendigeren Hypokaustum die Antike. So fanden sich im großen Saal der Kaiserpfalz Goslar Überreste einer solchen Heiztechnik.[47] Gebräuchlich wurde die Kanalheizung in der Spätantike,[48] was Hinweise auf die Zeitstellung des kleinen Bades in Buch gibt. Die beiden Gebäude sind durch die heutige Präsentation in situ durch Natursteine am Boden markiert.

Im Fundgut des angenommenen Mansio-Bereiches kamen vielen Inschriften sowie Tierpfotenabdrücke und Gewerbestempel auf den Ziegeln der Hypokausträume ans Licht. Außerdem fanden sich zahlreiche Tonwaren germanischer Herkunft wie Dreifußschalen, Töpfe und Teller.[46]
Ziegelei

Auf dem jenseitigen Ufer der Jagst, gegenüber dem Kastellbad und der Mansio, wurde ein 4 × 3,5 Meter großer Ziegelbrennofen aufgedeckt. Im Umfeld fanden sich zahlreiche Fehlbrände von Bau- und Dachziegeln. Die Forschung geht davon aus, dass es sich um jenen Ort handelt, an dem Ziegelmaterial für das Dorf hergestellt wurde.
Brunnenfunde

In dem 1976 bis 1979 untersuchen Bereich zwischen Porta praetoria und Kastellbad, der später dem Bundesstraßenneubau geopfert wurde, fanden die Archäologen 14 Brunnen und Zisternen[49] aus denen sie zum Teil einzigartige Gegenstände bergen konnten. Daneben bot das während der Grabung gefundene Material wie Knochen, Leder und Pflanzen auch für verschiedene andere wissenschaftliche Disziplinen Untersuchungsgrundlagen für Jahrzehnte. Wie die Analysen zeigten, lagen während der Antike im Umfeld von Siedlung und Kastell Tannenwälder mit eingestreuten Eichen sowie Beerensträucher.

Etliche der aufgefundenen Brunnen wurden zu verschiedenen Zeiten gegraben und nach ihrer Aufgabe unterschiedlich weitergenutzt. Typisch ist die Sekundärverwendung als Abfallgrube. So fanden sich in Buch zahlreiche Überreste römischer Lederschuhe, was an den Befund aus Brunnen 2 im Ostkastell Welzheim erinnert.[50] Doch wurden die Wasserspeicher auch als Schatzhorte genutzt, die in Notzeiten dorthin verbracht wurden. So tauchen wertvolle Gegenstände an den Kastellplätzen des Limesgebietes immer wieder auf. Die dendrochronologischen Untersuchungen ergaben, dass die ältesten Verschalungshölzer aus den Brunnen 2 im Jahr 161 n. Chr. geschlagen worden sind. Die jüngsten dendrochronologischen Daten konnten in Brunnen 10 und 13 gewonnen werden. Hier lässt sich der Ausbau der Verschalung in das Jahr 254 n. Chr. oder später einordnen.[37] Die Brunnen waren einst überdacht und mit Stroh, Schindeln oder Ziegeln gedeckt. Aus den Brunnen 7, 9 und 13 hoben die Ausgräber Ziegel- und Steinschutt, vermischt mit teils stark verbrannten Hölzern und hölzernen Gegenstände, was auf den Großbrand im Lagerdorf hinweist, der hier im Frühsommer 254 n. Chr. stattgefunden hat. Hier kann man an Brände denken, die nicht immer durch Feindeinwirkung entfacht worden sein müssen, in diesem Fall ist aufgrund der Fundkombination jedoch mit einem verheerenden germanischen Angriff zu rechnen. Insgesamt war die Verfüllung der Brunnen aber sehr unterschiedlich. Einige gaben kein zusätzliches Fundgut frei, in anderen lagen große Mengen an gebrauchten, zerbrochenen hölzernen Gegenständen. Die vielen in Brunnen aufgefundenen Kienspäne waren offensichtlich einst für die Beleuchtung der Häuser angefertigt worden.

Folgende Tatsachen machen eine Zerstörung der zivilen römischen Besiedlung von Buch durch ein kriegerisches Ereignis im Jahr 254 n. Chr. sehr wahrscheinlich:

In allen drei Brunnen, in denen auch Brandschutt gefunden wurde, machten die Ausgräber Hortfunde, die unter dem Schutt auf der Brunnensohle lagen. Solche Hortfunde sind vielfach im Zusammenhang mit Angriffen und Kriegen gefunden worden. Alle drei Brunnen waren demnach bis zum Frühsommer 254 in Gebrauch.
Vieles deutet darauf hin, dass die Brandschuttverfüllung von Brunnen 9 und 13 ebenfalls 254 stattfand.[37]

Nachdem das Lagerdorf zerstört worden war, kam der Schutt während der anschließenden Aufräumarbeiten in die Brunnen.
Brunnen 7

Auf der Sohle von Brunnen 7, der 229 n. Chr. errichtet wurde,[37] kam 1979 einer der umfangreichsten Schatzfunde am Rätischen Limes zutage. Dazu zählen 15 bronzene Gefäße, eine bronzene Statuette des Kriegsgottes Mars, ein kleiner bronzener Amor und 20 Eisengeräte. Von diesem Fund sind einige der Bronzen aus dem 1. Jahrhundert von besonderer Bedeutung, die augenscheinlich zusammengehören. Sie stammen mutmaßlich aus dem süditalienischen Kampanien und weisen aufgrund deutlicher Gebrauchsspuren auf eine sehr lange Nutzung hin.[51] Der 9,9 Zentimeter hohe Mars aus provinzialer Herstellung in der Uniform eines Offiziers steht auf einem rechteckigen, 2,6 Zentimeter hohen Podest und trägt volle Bewaffnung. Neben Rundschild und Speer sind Beinschienen, ein Brustpanzer mit Feldbinde und befranste Lederstreifen (Pteryges) zu sehen. Der Helm, leicht in den Hinterkopf geschoben, weist auf griechische Vorbilder hin. Das Figürchen eines nackten geflügelten Amors steht in klassischer Kontrapost-Haltung auf einem vergoldeten runden Sockel in Form einer Säulenbasis. Er trägt mit beiden Händen über dem Kopf eine flachgewölbte vergoldete Schale, die verschiedenen Zwecken gedient haben könnte. Neben einem dekorativen Einsatz ist auch der Gebrauch als Lampe oder Kultgegenstand denkbar. Der vergleichsweise barocke Klassizismus dieses Stücks weist auf eine Entstehung im 2. Jahrhundert hin. Das kleine Kunstwerk ist 10,5 Zentimeter hoch. Bemerkenswert ist eine bronzene Opferschale, deren Handgriff in einen Hundekopf mündet und eine bronzene Schöpfkelle, zu der ein gleichgestalteter Seiher gehört. Der Seiher trägt die Herstellermarke Saturnius f[ecit] (Saturninus hat dies hergestellt).[52] Zu den geborgenen Eisengerätschaften zählen eine Schere, Schlüssel, Spaten, Sensen und das Bruchstück eines Fenstergitters.
Brunnen 9

In Brunnen 9, dessen Verschalungshölzer möglicherweise aus dem Jahr 229 n. Chr. stammen,[37] wurde auf der 10,5 Meter tiefen Sohle neben Militaria eine rund 12 Zentimeter hohe qualitätvolle Holzplastik, einen buckligen, bärtigen Mann mit übergroßem erigiertem Phallus darstellend, geborgen. Die auf einem einfachen runden Sockel stehende Figur stemmt einen offensichtlich schweren, vielfach verschnürten Wollballen über dem Kopf und ist mit einem pelz- oder wollartigen, hüftlangen Mantel bekleidet. Als Unterbekleidung ragt unter der Gürtellinie eine Tunika hervor, die einen sehr einheitlichen, fast an einen Faltenrock erinnernden Wurf hat.[46] Der Phallus mit deutlichen Brandspuren wurde nicht mit dem Männchen aus einem Stück geschnitzt, sondern einzeln hergestellt und mit der Figur verbunden. Die offenliegenden Augenhöhlen waren einst mit unbekanntem Material belegt.[53]

So an der stelle brechen wir ab,wer weiterlesen möchte,hier der Link:

http://de.wikipedia.org/wiki/Kastell_Buch

Andy
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