Julius vor der verschlossenen Himmelstür
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Julius vor der verschlossenen Himmelstür
Julius vor der verschlossenen Himmelstür (lateinischer Originaltitel: Dialogus, Iulius exclusus e coelis) ist der Titel einer Satire von Erasmus von Rotterdam, die er im Jahre 1513 schrieb, nachdem Papst Julius II. (Papst von 1503 bis 1513) verstorben war.
Julius II. Gemälde von Raphael
In einem langen Dialog, in dem Petrus dem soeben dahingeschiedenen „Soldaten-Papst“ den Einlass in den Himmel verwehrt, kritisiert Erasmus den damaligen Zustand des Papsttums. Auf die Frage des Petrus an Julius, was er denn als Papst für die Christen geleistet hätte, lässt Erasmus wortreich antworten:
Ich habe Geld angehäuft, da ich begriff, dass ohne Geld nichts Heiliges und nichts Weltliches ausgeführt werden kann. Bologna habe ich dem Heiligen Stuhl zurückgegeben und in einem Kriegszug das vorher nie besiegte Venedig zermalmt. Den Herzog von Ferrara habe ich nach den Qualen eines lang dauernden Krieges fast ins Verderben gelockt [...] Schließlich habe ich die Franzosen, die damals ein Schrecken für den ganzen Erdenkreis waren, gänzlich aus Italien verjagt. Ich war dabei, auch die Spanier zu vertreiben [...]
Mein Ansehen und meine Schlauheit hatten solchen Einfluss, dass es heute keinen christlichen König gibt, den ich nicht zum Kampf herausgefordert habe, nachdem ich alle Verträge gebrochen, zerrissen und vernichtet hatte [...] Außerdem habe ich, obwohl ich ein großes Heer hielt, großartige Triumph-Feste abgehalten, sehr viele Spiele veranstaltet, an sehr vielen Orten Bauten errichtet und dennoch bei meinem Tod fünf Millionen Dukaten hinterlassen [...] Obwohl ich schon im Sterben lag, habe ich doch eifrig dafür gesorgt, dass die Kriege, die ich auf der ganzen Welt angestiftet habe, nicht beigelegt werden [...] Weigerst du dich auch jetzt noch, den Papst, der sich so um Christus und die Kirche verdient gemacht hat, die Pforte des Himmels zu öffnen? [1]
Auf die letzte Frage, ob er nun bitte schön die Himmelstür aufschließen wolle, antwortete Petrus, dass er jeden X-Beliebigen hereinlasse, aber nicht einen solchen Unhold wie Julius. Der hätte ja tüchtige Männer und unermessliche Geldmittel und wäre doch auch ein guter Bauherr, also könne er sich ja sein eigenes Paradies errichten.
Erasmus geißelt in dieser Satire die Machtpolitik der damaligen Päpste im Allgemeinen, im Besonderen die von Julius II. Auch dieses Dokument ist ein Beleg dafür, dass Erasmus Gewalt und Krieg aufs Schärfste verurteilte und sich nicht scheute, offene Kritik satirisch zu ummanteln.
Quelle - Literatur & Einzelnachweise
Julius II. Gemälde von Raphael
In einem langen Dialog, in dem Petrus dem soeben dahingeschiedenen „Soldaten-Papst“ den Einlass in den Himmel verwehrt, kritisiert Erasmus den damaligen Zustand des Papsttums. Auf die Frage des Petrus an Julius, was er denn als Papst für die Christen geleistet hätte, lässt Erasmus wortreich antworten:
Ich habe Geld angehäuft, da ich begriff, dass ohne Geld nichts Heiliges und nichts Weltliches ausgeführt werden kann. Bologna habe ich dem Heiligen Stuhl zurückgegeben und in einem Kriegszug das vorher nie besiegte Venedig zermalmt. Den Herzog von Ferrara habe ich nach den Qualen eines lang dauernden Krieges fast ins Verderben gelockt [...] Schließlich habe ich die Franzosen, die damals ein Schrecken für den ganzen Erdenkreis waren, gänzlich aus Italien verjagt. Ich war dabei, auch die Spanier zu vertreiben [...]
Mein Ansehen und meine Schlauheit hatten solchen Einfluss, dass es heute keinen christlichen König gibt, den ich nicht zum Kampf herausgefordert habe, nachdem ich alle Verträge gebrochen, zerrissen und vernichtet hatte [...] Außerdem habe ich, obwohl ich ein großes Heer hielt, großartige Triumph-Feste abgehalten, sehr viele Spiele veranstaltet, an sehr vielen Orten Bauten errichtet und dennoch bei meinem Tod fünf Millionen Dukaten hinterlassen [...] Obwohl ich schon im Sterben lag, habe ich doch eifrig dafür gesorgt, dass die Kriege, die ich auf der ganzen Welt angestiftet habe, nicht beigelegt werden [...] Weigerst du dich auch jetzt noch, den Papst, der sich so um Christus und die Kirche verdient gemacht hat, die Pforte des Himmels zu öffnen? [1]
Auf die letzte Frage, ob er nun bitte schön die Himmelstür aufschließen wolle, antwortete Petrus, dass er jeden X-Beliebigen hereinlasse, aber nicht einen solchen Unhold wie Julius. Der hätte ja tüchtige Männer und unermessliche Geldmittel und wäre doch auch ein guter Bauherr, also könne er sich ja sein eigenes Paradies errichten.
Erasmus geißelt in dieser Satire die Machtpolitik der damaligen Päpste im Allgemeinen, im Besonderen die von Julius II. Auch dieses Dokument ist ein Beleg dafür, dass Erasmus Gewalt und Krieg aufs Schärfste verurteilte und sich nicht scheute, offene Kritik satirisch zu ummanteln.
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