Schlecker-Insolvenz: Filialleiter standen plötzlich vor verschlossenen Türen
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Schlecker-Insolvenz: Filialleiter standen plötzlich vor verschlossenen Türen
Die Gewerkschaft ver.di bezeichnet die Schlecker-Insolvenz als eine „überfallsartige“ Aktion. Insider berichten von skandalösen Zuständen im Unternehmen. Die nun vorgenommene Form der Insolvenz soll vor allem dazu dienen, dass die Familie Schlecker ihre Schulden mit einem Schlag los ist.
Nachdem Schlecker vergangenen Freitag einen Antrag auf Planinsolvenz gestellt hatte (mehr hier), werden Stimmen lauter: Die Insolvenz könnte von langer Hand geplant und kalkuliert gewesen sein. Erst im Dezember hatte Schlecker die Gewerkschaft ver.di um Verhandlungen zu einem Sanierungstarifvertrag gebeten. Der Plan war, dass ein ver.di-Gutachter die Bücher prüft und dann ein Konzept zur Sicherung der Arbeitsplätze erarbeitet wird. Doch dann der plötzliche Insolvenz-Antrag: „Dabei war und ist Schlecker auf einem guten Weg gewesen“, sagt Christiane Scheller, Pressesprecherin von ver.di.
Das Fehlen von Transparenz sei aber immer schon problematisch gewesen. Stets auf Geheimhaltung bedacht, hatte sich Schlecker erst vor zwei Jahren für Gewerkschaften geöffnet. Gegenüber Mitarbeitern ein ähnliches Bild: Scheller spricht von „überfallsartigen“ Filialschließungen. Betriebsleiter seien über die Schließung ihrer Filialen nicht in Kenntnis gesetzt worden. „Sie standen zum Teil vor verschlossenen Türen und erfuhren es wie die Kundschaft über einen Aushang“. Diese Geheimhaltungspolitik zieht sich bis heute durch: So hörte ein Großteil der Belegschaft das erste Mal in den Medien von der Insolvenz des Unternehmens.
Schon in der Vergangenheit war Schlecker durch abenteuerliche Arbeitsbedingungen wie Bespitzelung, Einschüchterung, Dumpinglöhne oder unterbesetzte Filialen in die Schlagzeilen geraten. Zwar habe Schlecker mit dem Anerkennungstarifvertrag den Tariflohn 2009 eingeführt, wie Scheller berichtet. Doch dies galt nur für die kleineren AS-Linien, die kurz darauf größeren XL-Filialen Platz machten – für diese galt der Einzelhandelstarif nicht. Dann versuchte Schlecker die Mitarbeiter über eine Zeitarbeitsfirma mit geringeren Löhnen auszulagern – dies konnte bald mit einem Verbot unterbunden werden, so ver.di.
Scheller erklärt, der Imageverlust führte zum Ausbleiben der Kundschaft – nicht zuletzt durch die fehlende Kundenorientierung. „In den Regalen der Läden wurden die Lücken größer und größer. Schließlich wurden Läden dicht gemacht,“ berichtet ein Insider dem Finanzblog Hartgeld. Er sagt, die Insolvenz sei längst beschlossene Sache gewesen. „Der Einkauf wurde herunter gefahren. Aufträge zurück behalten und zum Teil wurden nur halbe Paletten Ware geordert“. So beschreibt er eine kontinuierliche Ausdünnung des Filialnetzes – in den vergangenen beiden Jahren wurden rund 3000 Filialen geschlossen. Auch wenn Schlecker seit gut zwei Jahren an einem Imagewandel arbeitete, sei die Situation im Unternehmen unverändert gewesen. „Kein Berufskraftfahrer wollte Ehingen freiwillig anfahren, weil auch diese Menschen schlecht behandelt wurden. Das hatte zur Folge, dass ein Aufgeld von den Speditionen erhoben wurde. Selbst die Lieferanten wurden am Telefon beschimpft und mit Unterstellungen bedacht.“
Für Anfang des Jahres war eine massive Schließungswelle geplant – von 600 Filialen war die Rede, so Scheller. Doch die Mietverträge wären trotz Schließung weitergelaufen. Die Planinsolvenz ist in diesem Fall eine vor allem für die Familie Schlecker angenehme Lösung. Denn der Unterschied zur Regelinsolvenz – die Planinsolvenz: hat nicht das Ziel Lieferanten und Banken auszuzahlen. Denn: Die Schlecker-Familie bleibt Gesellschafter -kann also nicht zu Zugeständnissen gezwungen werden, da die Rechtsform bestehen bleibt. Einer der wichtigsten Gläubiger – Einkaufsverbund Markant – hat jedoch bereits Vorbehalte signalisiert. Die Gläubiger müssten bei einer Planinsolvenz freiwillig auf einen Teil ihrer Forderungen verzichten.
Quelle
Nachdem Schlecker vergangenen Freitag einen Antrag auf Planinsolvenz gestellt hatte (mehr hier), werden Stimmen lauter: Die Insolvenz könnte von langer Hand geplant und kalkuliert gewesen sein. Erst im Dezember hatte Schlecker die Gewerkschaft ver.di um Verhandlungen zu einem Sanierungstarifvertrag gebeten. Der Plan war, dass ein ver.di-Gutachter die Bücher prüft und dann ein Konzept zur Sicherung der Arbeitsplätze erarbeitet wird. Doch dann der plötzliche Insolvenz-Antrag: „Dabei war und ist Schlecker auf einem guten Weg gewesen“, sagt Christiane Scheller, Pressesprecherin von ver.di.
Das Fehlen von Transparenz sei aber immer schon problematisch gewesen. Stets auf Geheimhaltung bedacht, hatte sich Schlecker erst vor zwei Jahren für Gewerkschaften geöffnet. Gegenüber Mitarbeitern ein ähnliches Bild: Scheller spricht von „überfallsartigen“ Filialschließungen. Betriebsleiter seien über die Schließung ihrer Filialen nicht in Kenntnis gesetzt worden. „Sie standen zum Teil vor verschlossenen Türen und erfuhren es wie die Kundschaft über einen Aushang“. Diese Geheimhaltungspolitik zieht sich bis heute durch: So hörte ein Großteil der Belegschaft das erste Mal in den Medien von der Insolvenz des Unternehmens.
Schon in der Vergangenheit war Schlecker durch abenteuerliche Arbeitsbedingungen wie Bespitzelung, Einschüchterung, Dumpinglöhne oder unterbesetzte Filialen in die Schlagzeilen geraten. Zwar habe Schlecker mit dem Anerkennungstarifvertrag den Tariflohn 2009 eingeführt, wie Scheller berichtet. Doch dies galt nur für die kleineren AS-Linien, die kurz darauf größeren XL-Filialen Platz machten – für diese galt der Einzelhandelstarif nicht. Dann versuchte Schlecker die Mitarbeiter über eine Zeitarbeitsfirma mit geringeren Löhnen auszulagern – dies konnte bald mit einem Verbot unterbunden werden, so ver.di.
Scheller erklärt, der Imageverlust führte zum Ausbleiben der Kundschaft – nicht zuletzt durch die fehlende Kundenorientierung. „In den Regalen der Läden wurden die Lücken größer und größer. Schließlich wurden Läden dicht gemacht,“ berichtet ein Insider dem Finanzblog Hartgeld. Er sagt, die Insolvenz sei längst beschlossene Sache gewesen. „Der Einkauf wurde herunter gefahren. Aufträge zurück behalten und zum Teil wurden nur halbe Paletten Ware geordert“. So beschreibt er eine kontinuierliche Ausdünnung des Filialnetzes – in den vergangenen beiden Jahren wurden rund 3000 Filialen geschlossen. Auch wenn Schlecker seit gut zwei Jahren an einem Imagewandel arbeitete, sei die Situation im Unternehmen unverändert gewesen. „Kein Berufskraftfahrer wollte Ehingen freiwillig anfahren, weil auch diese Menschen schlecht behandelt wurden. Das hatte zur Folge, dass ein Aufgeld von den Speditionen erhoben wurde. Selbst die Lieferanten wurden am Telefon beschimpft und mit Unterstellungen bedacht.“
Für Anfang des Jahres war eine massive Schließungswelle geplant – von 600 Filialen war die Rede, so Scheller. Doch die Mietverträge wären trotz Schließung weitergelaufen. Die Planinsolvenz ist in diesem Fall eine vor allem für die Familie Schlecker angenehme Lösung. Denn der Unterschied zur Regelinsolvenz – die Planinsolvenz: hat nicht das Ziel Lieferanten und Banken auszuzahlen. Denn: Die Schlecker-Familie bleibt Gesellschafter -kann also nicht zu Zugeständnissen gezwungen werden, da die Rechtsform bestehen bleibt. Einer der wichtigsten Gläubiger – Einkaufsverbund Markant – hat jedoch bereits Vorbehalte signalisiert. Die Gläubiger müssten bei einer Planinsolvenz freiwillig auf einen Teil ihrer Forderungen verzichten.
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