Das Sturmgewehr 44
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Das Sturmgewehr 44
Das Sturmgewehr 44 ist eine automatische Waffe, die bei der deutschen Wehrmacht im Jahr 1943 eingeführt wurde. Es beeinflusste Sturmgewehr-Konstruktionen der Nachkriegsjahre wie das AK-47.
Allgemein
Die vom Heereswaffenamt (HWA) in Auftrag gegebene Entwicklung einer neuen Infanteriewaffe begann mit der Entwicklung einer Patrone mit reduzierter Leistung, die bis 1000 Meter wirksam sein sollte. Das HWA richtete seine Aufmerksamkeit auf die Magdeburger Patronenfabrik Polte. Diese hatte 1938 eine Patrone im Kaliber 7,92 × 30 mm entworfen, deren 3,7 Gramm schweres Geschoss eine hohe Mündungsgeschwindigkeit entwickelte. Infolge des Vertrages zwischen Polte und der Heeresführung wurden zahlreiche Versuche mit kurzen 7,92-mm-Patronen angestellt, die 1941 in der Entwicklung einer Patrone im Kaliber 7,92 × 33 mm mit einem 8,2 g schweren Geschoss und einer Mündungsgeschwindigkeit von 694 m/s endeten.
Die ursprünglichen, schon seit 1923 bestehenden Anforderungen an eine Waffe für derartige Mittelpatronen wurden nach Forschungen von 1935 bis 1937 überarbeitet. So entstand 1938 das Konzept für eine leichte automatische Waffe, die den Karabiner, die Maschinenpistole, sowie teilweise das MG ersetzen sollte.
Geschichte
Bau/Anfänge
Den Auftrag für die Entwicklung erhielt 1938 die Firma C. G. Haenel in Suhl; die Entwicklungsarbeiten verliefen unter der Leitung von Hugo Schmeisser. Die Waffe, anfangs als „schwere Maschinenpistole“ bezeichnet, wurde nun Maschinenkarabiner (MKb) genannt. Anfang 1940 war ein aus gefrästen Teilen hergestelltes Versuchsmodell (später im Blechprägeverfahren gefertigt) fertiggestellt, das dem Heereswaffenamt vorgestellt wurde. Hierbei handelte es sich um einen Gasdrucklader – ein für die Kombination von Dauer- und Einzelfeuer auf variabler Entfernung zum Ziel optimales Funktionsprinzip, das heute den meisten Sturmgewehren zugrunde liegt. Der Gaskolben mit langem Hub befand sich oberhalb des Laufs, die Waffe wurde über einen Kippblockverschluss verriegelt. Der Maschinenkarabiner mit der Bezeichnung MKb 42 (H) (H für Haenel) war eine zuschießende Waffe, was für die Präzision bei Einzelfeuer nachteilig war. Die Abzugsvorrichtung ähnelte in gewissen Punkten der der MP 40, ermöglichte jedoch sowohl Einzel- als auch Dauerfeuer. Die Feuerart wurde durch das Betätigen eines Knopfschalters gewählt. Einen Hahn besaß das System nicht; der Schuss wurde durch den auf den Schlagbolzen auflaufenden Verschlussträger ausgelöst. Als Sicherung diente – wie auch bei der MP 40 – der in die Sicherungsrast eingespannte Spannschieber. Das eigens für den Maschinenkarabiner entwickelte Magazin nahm 30 Patronen auf und konnte mit Ladestreifen geladen werden, die je fünf Patronen fassten. Die Hülsenauswurföffnung wurde durch einen Staubschutzdeckel abgedeckt. Die Visiereinrichtung bestand aus einem Korn mit Kornschutz sowie einer bis 800 m einstellbaren Schiebekimme. Die Waffe weckte Interesse beim Militär, und so erhielt Haenel Ende 1941 den Auftrag zur Fertigung von 50 Exemplaren für die Erprobung in der Truppe.
MKb 42W (Walther)
Zeitgleich erhielt auch die Carl Walther GmbH vom HWA den Auftrag, einen eigenen Maschinenkarabiner zu entwickeln, der jedoch das bereits ausgereifte Magazin von Hugo Schmeisser nutzen sollte. Walthers Maschinenkarabiner (MKb 42 (W)) beinhaltete Merkmale früherer Entwicklungen der Firma. Die über zwei Laufbohrungen abgezapften Gase betätigten den um den Lauf angeordneten Gaskolben. Anders als Schmeissers Konstruktion war der MKb 42 (W) eine aufschießende Waffe. Die Visiereinrichtung ähnelte der des MKb 42 (H). Damit die Waffe bei Dauerfeuer besser im Ziel blieb, bildeten Lauf und Schulterstütze eine Linie. Anfang 1942 wurde der erste Prototyp fertig, der trotz befriedigender Testergebnisse nachbesserungswürdig war.
Weiterentwicklung
Ende 1942 erhöhte das HWA den Auftrag bei Haenel auf 200 Stück und forderte eine ebenso große Stückzahl von Walther. Pläne, nach denen die beiden Firmen ihre Produktionszahl auf 500 Stück erhöhen sowie später insgesamt 15.000 Stück monatlich herstellen sollten, mussten verworfen werden. Die Erfahrungen der ersten Kriegsjahre zeigten, dass eine Standardinfanteriewaffe auch im Nahkampf zu gebrauchen sein musste und die Möglichkeit zur Anbringung eines Schießbechers bieten sollte. Die entsprechenden Veränderungen an den Waffen nahmen Zeit in Anspruch, so dass die Produktion nur schleppend anlief. Dank der Unterstützung durch das Rüstungsministerium konnten die wichtigsten Probleme jedoch schon Anfang 1943 gelöst und eine größere Anzahl der Maschinenkarabiner hergestellt werden. Der damalige Reichsminister für Rüstung, Albert Speer, ordnete an, die beiden Waffen an die Ostfront zu liefern und sie dort zu testen. Die Tests ergaben, dass der MKb 42 (W), obwohl leichter und präziser als die Konkurrenz, nicht mit dem MKb 42 (H) mithalten konnte, wenn es um die Zuverlässigkeit ging. Durch dieses Ergebnis wurde Schmeissers Waffe der Vorzug gegeben, die jedoch überarbeitet werden sollte.
Am stärksten überarbeitet wurde der Abzugsmechanismus. Das zuschießende System des MKb 42 (H) war ein Grund für die mangelhafte Präzision bei Einzelfeuer. Um dieses Problem zu lösen, musste die Waffe aufschießend funktionieren, was wiederum den Einsatz einer vom Bewegungsimpuls des Verschlussträgers unabhängigen Abzugseinheit erforderte. Zum Auslösen des Schusses diente ein im Abzugsgehäuse angebrachter Hahn, der auf einen im Verschlussträger angebrachten Bolzen schlug, welcher den Impuls auf den im Verschluss liegenden Zündstift übertrug. Ein über dem Griff quer durch das Abzugsgehäuse verschiebbar angebrachter Schalter erlaubte das Umschalten von Einzel- auf Dauerfeuer. Die Sicherungsrast trat ihre Funktion an eine Daumensicherung ab. Weitere Veränderungen wurden an der Mündung und am Gasrohr vorgenommen; ein Nachteil, nämlich das relativ hohe Gewicht der Waffe, blieb erhalten. Noch 1943 begann auf Veranlassung Albert Speers die Massenfertigung des modernisierten Maschinenkarabiners unter der Bezeichnung MP 43. Dieser Name wurde als Tarnung gewählt, um den Eindruck einer Maschinenpistole zu erwecken, da Adolf Hitler sich trotz aller positiven Berichte gegen die Einführung des Maschinenkarabiners entschied.
Einsatz
Soldat der Wehrmacht mit einem Sturmgewehr 44 mit Zielfernrohr ZF-4 (1943)
Im September 1943 verlief die erste großangelegte Truppenerprobung der MP 43 an der Ostfront bei der 93. Infanterie-Division.[3] Die Waffe erwies sich als adäquater Ersatz für Maschinenpistolen und Repetiergewehre und machte Unterstützung durch Maschinengewehrfeuer weniger notwendig. Einzelfeuer wurde auf Entfernungen bis 400 m geschossen, beim Übergang in den Nahkampf schaltete der Schütze einfach auf Dauerfeuer um. Die MP 43 war zuverlässig, leicht zu zerlegen und präzise. Der Rückstoßimpuls war, verglichen mit dem Karabiner 98k, nicht einmal halb so stark, dabei wog ein Munitionsvorrat von 150 Patronen nur 2,5 kg statt 3,9 kg. Zwar wog die Waffe zusammen mit sechs geladenen Magazinen mehr als der Karabiner 98k, jedoch übertrafen die Vorteile bei weitem die Nachteile. Schließlich ließ sich Hitler durch Bitten von Frontsoldaten, unterstützt durch Speer und das HWA, umstimmen und erlaubte die Produktion der MP 43 zur Einführung in die Heeresbewaffnung.
Diese Entscheidung beschleunigte die weitere Entwicklung der Waffe. So entstanden Modifikation wie die MP 43/1, welche eine Halterung an der rechten Seite besaß auf die ein Zielfernrohr ZF-4 mit vierfacher Vergrößerung montiert werden konnte. Ferner war die Anbringung des Infrarot-Nachtvisiers ZG.1229 („Vampir“) möglich. Diese sollen 1945 beim Kampf um Berlin eingesetzt worden sein. Es gab zwei Schießbecher-Varianten; bei der MP 43 wurde er aufgesteckt, bei der MP 43/1 aufgeschraubt.
Im April 1944 wurde die Bezeichnung in MP 44 geändert, ohne dass technische Änderungen an der Waffe vorgenommen wurden. Noch im selben Jahr wurde der Name nochmals geändert. Die neue und diesmal endgültige Bezeichnung lautete „Sturmgewehr 44“ (StG 44). Von wem genau der Name stammt – ob Hitler oder General Erich Jaschke – ist nicht eindeutig geklärt. Obwohl ursprünglich reine Propaganda, beschrieb die Bezeichnung „Sturmgewehr“ die taktische Einsatznische weitaus präziser als „Maschinenpistole“, und so wurde der Name nach dem Krieg zum Überbegriff der gesamten Waffengattung.
Kriegsende
DDR-Volkspolizei mit StG44 (1955)
Insgesamt wurden bis zum Kriegsende etwa 424.000 Exemplare der Waffe hergestellt. Das StG 44 war auch nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges im Einsatz; so wurde es bei der Volkspolizei der DDR und jugoslawischen Fallschirmtruppen eingeführt. Entgegen dem weit verbreiteten Irrglauben ist das Sturmgewehr 44 nicht mit dem sowjetischen AK-47 verwandt; es diente den Entwicklern in der damaligen Sowjetunion jedoch als Anstoß und Vorbild, eine vergleichbare Waffe zu entwickeln. Auch das Konzept der Mittelpatrone wurde in vielen Ländern aufgenommen und weiterverfolgt.
Im August 1945 wurden 50 Sturmgewehre 44 aus vorhandenen Montageteilen zusammengebaut und der Roten Armee zur technischen Auswertung in der Sowjetunion übergeben, gleichzeitig mit 10.785 Blatt technischer Zeichnungen zur Fertigung von Militärwaffen. Im Oktober 1945 wurde Hugo Schmeisser zur Arbeit in einer „Technischen Kommission“ der Roten Armee zwangsverpflichtet. Diese Kommissionen hatten die Aufgabe, den neuesten Stand der deutschen Waffentechnik festzustellen, um die Ergebnisse in eigene sowjetische Entwicklungen einfließen zu lassen.
Bis heute ist die Waffe noch in einigen Drittweltländern sowie dem Libanon im Einsatz, auch wird die Munition Kaliber 7,92 × 33 mm Kurz weiterhin von der Fabrik Prvi Partizan in Užice (Serbien) hergestellt.[4][5]
Museale und mediale Rezeption
Sturmgewehr 44 in einer Vitrine mit deutschen Handfeuerwaffen im Mémorial du Souvenir, Dünkirchen
Im Heeresgeschichtlichen Museum in Wien ist im Saal „Republik und Diktatur“ ein Sturmgewehr 44 im Kontext der Schlacht um Wien ausgestellt.[6]
In der Waffensammlung des Heimatmuseums „Trillarium“ in Cleebronn wird unter anderem auch ein Sturmgewehr 44 gezeigt. Ebenfalls kann man jeweils eines in der Waffensammlung im Panzermuseum in Munster sowie im Auto- und Technikmuseum Sinsheim finden. Ferner wird ein Exemplar im Deutsch-Russischen Museum in Berlin Karlshorst ausgestellt.
In der Schweiz sind neben diversen Waffen der Weltkriege auch Sturmgewehre 44 im Schweizerischen Militärmuseum Full-Reuenthal Teil der Ausstellung.
Zwei Sturmgewehre 44 werden im Militärhistorischen Museum der Bundeswehr in Dresden gezeigt. Auch in der Wehrtechnischen Studiensammlung der Bundeswehr in Koblenz finden sich einige Exemplare des Sturmgewehrs 44.
Ein Exemplar eines Sturmgewehres 44 befindet sich im Altenburger Schloss in Ostthüringen.
In Riga zeigt das Lettische Okkupationsmuseum ebenfalls ein StG44, das von den Waldbrüdern verwendet wurde.
Siehe auch
Sturmgewehr 45
Quelle - Literatur & Einzelnachweise
Allgemein
Die vom Heereswaffenamt (HWA) in Auftrag gegebene Entwicklung einer neuen Infanteriewaffe begann mit der Entwicklung einer Patrone mit reduzierter Leistung, die bis 1000 Meter wirksam sein sollte. Das HWA richtete seine Aufmerksamkeit auf die Magdeburger Patronenfabrik Polte. Diese hatte 1938 eine Patrone im Kaliber 7,92 × 30 mm entworfen, deren 3,7 Gramm schweres Geschoss eine hohe Mündungsgeschwindigkeit entwickelte. Infolge des Vertrages zwischen Polte und der Heeresführung wurden zahlreiche Versuche mit kurzen 7,92-mm-Patronen angestellt, die 1941 in der Entwicklung einer Patrone im Kaliber 7,92 × 33 mm mit einem 8,2 g schweren Geschoss und einer Mündungsgeschwindigkeit von 694 m/s endeten.
Die ursprünglichen, schon seit 1923 bestehenden Anforderungen an eine Waffe für derartige Mittelpatronen wurden nach Forschungen von 1935 bis 1937 überarbeitet. So entstand 1938 das Konzept für eine leichte automatische Waffe, die den Karabiner, die Maschinenpistole, sowie teilweise das MG ersetzen sollte.
Geschichte
Bau/Anfänge
Den Auftrag für die Entwicklung erhielt 1938 die Firma C. G. Haenel in Suhl; die Entwicklungsarbeiten verliefen unter der Leitung von Hugo Schmeisser. Die Waffe, anfangs als „schwere Maschinenpistole“ bezeichnet, wurde nun Maschinenkarabiner (MKb) genannt. Anfang 1940 war ein aus gefrästen Teilen hergestelltes Versuchsmodell (später im Blechprägeverfahren gefertigt) fertiggestellt, das dem Heereswaffenamt vorgestellt wurde. Hierbei handelte es sich um einen Gasdrucklader – ein für die Kombination von Dauer- und Einzelfeuer auf variabler Entfernung zum Ziel optimales Funktionsprinzip, das heute den meisten Sturmgewehren zugrunde liegt. Der Gaskolben mit langem Hub befand sich oberhalb des Laufs, die Waffe wurde über einen Kippblockverschluss verriegelt. Der Maschinenkarabiner mit der Bezeichnung MKb 42 (H) (H für Haenel) war eine zuschießende Waffe, was für die Präzision bei Einzelfeuer nachteilig war. Die Abzugsvorrichtung ähnelte in gewissen Punkten der der MP 40, ermöglichte jedoch sowohl Einzel- als auch Dauerfeuer. Die Feuerart wurde durch das Betätigen eines Knopfschalters gewählt. Einen Hahn besaß das System nicht; der Schuss wurde durch den auf den Schlagbolzen auflaufenden Verschlussträger ausgelöst. Als Sicherung diente – wie auch bei der MP 40 – der in die Sicherungsrast eingespannte Spannschieber. Das eigens für den Maschinenkarabiner entwickelte Magazin nahm 30 Patronen auf und konnte mit Ladestreifen geladen werden, die je fünf Patronen fassten. Die Hülsenauswurföffnung wurde durch einen Staubschutzdeckel abgedeckt. Die Visiereinrichtung bestand aus einem Korn mit Kornschutz sowie einer bis 800 m einstellbaren Schiebekimme. Die Waffe weckte Interesse beim Militär, und so erhielt Haenel Ende 1941 den Auftrag zur Fertigung von 50 Exemplaren für die Erprobung in der Truppe.
MKb 42W (Walther)
Zeitgleich erhielt auch die Carl Walther GmbH vom HWA den Auftrag, einen eigenen Maschinenkarabiner zu entwickeln, der jedoch das bereits ausgereifte Magazin von Hugo Schmeisser nutzen sollte. Walthers Maschinenkarabiner (MKb 42 (W)) beinhaltete Merkmale früherer Entwicklungen der Firma. Die über zwei Laufbohrungen abgezapften Gase betätigten den um den Lauf angeordneten Gaskolben. Anders als Schmeissers Konstruktion war der MKb 42 (W) eine aufschießende Waffe. Die Visiereinrichtung ähnelte der des MKb 42 (H). Damit die Waffe bei Dauerfeuer besser im Ziel blieb, bildeten Lauf und Schulterstütze eine Linie. Anfang 1942 wurde der erste Prototyp fertig, der trotz befriedigender Testergebnisse nachbesserungswürdig war.
Weiterentwicklung
Ende 1942 erhöhte das HWA den Auftrag bei Haenel auf 200 Stück und forderte eine ebenso große Stückzahl von Walther. Pläne, nach denen die beiden Firmen ihre Produktionszahl auf 500 Stück erhöhen sowie später insgesamt 15.000 Stück monatlich herstellen sollten, mussten verworfen werden. Die Erfahrungen der ersten Kriegsjahre zeigten, dass eine Standardinfanteriewaffe auch im Nahkampf zu gebrauchen sein musste und die Möglichkeit zur Anbringung eines Schießbechers bieten sollte. Die entsprechenden Veränderungen an den Waffen nahmen Zeit in Anspruch, so dass die Produktion nur schleppend anlief. Dank der Unterstützung durch das Rüstungsministerium konnten die wichtigsten Probleme jedoch schon Anfang 1943 gelöst und eine größere Anzahl der Maschinenkarabiner hergestellt werden. Der damalige Reichsminister für Rüstung, Albert Speer, ordnete an, die beiden Waffen an die Ostfront zu liefern und sie dort zu testen. Die Tests ergaben, dass der MKb 42 (W), obwohl leichter und präziser als die Konkurrenz, nicht mit dem MKb 42 (H) mithalten konnte, wenn es um die Zuverlässigkeit ging. Durch dieses Ergebnis wurde Schmeissers Waffe der Vorzug gegeben, die jedoch überarbeitet werden sollte.
Am stärksten überarbeitet wurde der Abzugsmechanismus. Das zuschießende System des MKb 42 (H) war ein Grund für die mangelhafte Präzision bei Einzelfeuer. Um dieses Problem zu lösen, musste die Waffe aufschießend funktionieren, was wiederum den Einsatz einer vom Bewegungsimpuls des Verschlussträgers unabhängigen Abzugseinheit erforderte. Zum Auslösen des Schusses diente ein im Abzugsgehäuse angebrachter Hahn, der auf einen im Verschlussträger angebrachten Bolzen schlug, welcher den Impuls auf den im Verschluss liegenden Zündstift übertrug. Ein über dem Griff quer durch das Abzugsgehäuse verschiebbar angebrachter Schalter erlaubte das Umschalten von Einzel- auf Dauerfeuer. Die Sicherungsrast trat ihre Funktion an eine Daumensicherung ab. Weitere Veränderungen wurden an der Mündung und am Gasrohr vorgenommen; ein Nachteil, nämlich das relativ hohe Gewicht der Waffe, blieb erhalten. Noch 1943 begann auf Veranlassung Albert Speers die Massenfertigung des modernisierten Maschinenkarabiners unter der Bezeichnung MP 43. Dieser Name wurde als Tarnung gewählt, um den Eindruck einer Maschinenpistole zu erwecken, da Adolf Hitler sich trotz aller positiven Berichte gegen die Einführung des Maschinenkarabiners entschied.
Einsatz
Soldat der Wehrmacht mit einem Sturmgewehr 44 mit Zielfernrohr ZF-4 (1943)
Im September 1943 verlief die erste großangelegte Truppenerprobung der MP 43 an der Ostfront bei der 93. Infanterie-Division.[3] Die Waffe erwies sich als adäquater Ersatz für Maschinenpistolen und Repetiergewehre und machte Unterstützung durch Maschinengewehrfeuer weniger notwendig. Einzelfeuer wurde auf Entfernungen bis 400 m geschossen, beim Übergang in den Nahkampf schaltete der Schütze einfach auf Dauerfeuer um. Die MP 43 war zuverlässig, leicht zu zerlegen und präzise. Der Rückstoßimpuls war, verglichen mit dem Karabiner 98k, nicht einmal halb so stark, dabei wog ein Munitionsvorrat von 150 Patronen nur 2,5 kg statt 3,9 kg. Zwar wog die Waffe zusammen mit sechs geladenen Magazinen mehr als der Karabiner 98k, jedoch übertrafen die Vorteile bei weitem die Nachteile. Schließlich ließ sich Hitler durch Bitten von Frontsoldaten, unterstützt durch Speer und das HWA, umstimmen und erlaubte die Produktion der MP 43 zur Einführung in die Heeresbewaffnung.
Diese Entscheidung beschleunigte die weitere Entwicklung der Waffe. So entstanden Modifikation wie die MP 43/1, welche eine Halterung an der rechten Seite besaß auf die ein Zielfernrohr ZF-4 mit vierfacher Vergrößerung montiert werden konnte. Ferner war die Anbringung des Infrarot-Nachtvisiers ZG.1229 („Vampir“) möglich. Diese sollen 1945 beim Kampf um Berlin eingesetzt worden sein. Es gab zwei Schießbecher-Varianten; bei der MP 43 wurde er aufgesteckt, bei der MP 43/1 aufgeschraubt.
Im April 1944 wurde die Bezeichnung in MP 44 geändert, ohne dass technische Änderungen an der Waffe vorgenommen wurden. Noch im selben Jahr wurde der Name nochmals geändert. Die neue und diesmal endgültige Bezeichnung lautete „Sturmgewehr 44“ (StG 44). Von wem genau der Name stammt – ob Hitler oder General Erich Jaschke – ist nicht eindeutig geklärt. Obwohl ursprünglich reine Propaganda, beschrieb die Bezeichnung „Sturmgewehr“ die taktische Einsatznische weitaus präziser als „Maschinenpistole“, und so wurde der Name nach dem Krieg zum Überbegriff der gesamten Waffengattung.
Kriegsende
DDR-Volkspolizei mit StG44 (1955)
Insgesamt wurden bis zum Kriegsende etwa 424.000 Exemplare der Waffe hergestellt. Das StG 44 war auch nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges im Einsatz; so wurde es bei der Volkspolizei der DDR und jugoslawischen Fallschirmtruppen eingeführt. Entgegen dem weit verbreiteten Irrglauben ist das Sturmgewehr 44 nicht mit dem sowjetischen AK-47 verwandt; es diente den Entwicklern in der damaligen Sowjetunion jedoch als Anstoß und Vorbild, eine vergleichbare Waffe zu entwickeln. Auch das Konzept der Mittelpatrone wurde in vielen Ländern aufgenommen und weiterverfolgt.
Im August 1945 wurden 50 Sturmgewehre 44 aus vorhandenen Montageteilen zusammengebaut und der Roten Armee zur technischen Auswertung in der Sowjetunion übergeben, gleichzeitig mit 10.785 Blatt technischer Zeichnungen zur Fertigung von Militärwaffen. Im Oktober 1945 wurde Hugo Schmeisser zur Arbeit in einer „Technischen Kommission“ der Roten Armee zwangsverpflichtet. Diese Kommissionen hatten die Aufgabe, den neuesten Stand der deutschen Waffentechnik festzustellen, um die Ergebnisse in eigene sowjetische Entwicklungen einfließen zu lassen.
Bis heute ist die Waffe noch in einigen Drittweltländern sowie dem Libanon im Einsatz, auch wird die Munition Kaliber 7,92 × 33 mm Kurz weiterhin von der Fabrik Prvi Partizan in Užice (Serbien) hergestellt.[4][5]
Museale und mediale Rezeption
Sturmgewehr 44 in einer Vitrine mit deutschen Handfeuerwaffen im Mémorial du Souvenir, Dünkirchen
Im Heeresgeschichtlichen Museum in Wien ist im Saal „Republik und Diktatur“ ein Sturmgewehr 44 im Kontext der Schlacht um Wien ausgestellt.[6]
In der Waffensammlung des Heimatmuseums „Trillarium“ in Cleebronn wird unter anderem auch ein Sturmgewehr 44 gezeigt. Ebenfalls kann man jeweils eines in der Waffensammlung im Panzermuseum in Munster sowie im Auto- und Technikmuseum Sinsheim finden. Ferner wird ein Exemplar im Deutsch-Russischen Museum in Berlin Karlshorst ausgestellt.
In der Schweiz sind neben diversen Waffen der Weltkriege auch Sturmgewehre 44 im Schweizerischen Militärmuseum Full-Reuenthal Teil der Ausstellung.
Zwei Sturmgewehre 44 werden im Militärhistorischen Museum der Bundeswehr in Dresden gezeigt. Auch in der Wehrtechnischen Studiensammlung der Bundeswehr in Koblenz finden sich einige Exemplare des Sturmgewehrs 44.
Ein Exemplar eines Sturmgewehres 44 befindet sich im Altenburger Schloss in Ostthüringen.
In Riga zeigt das Lettische Okkupationsmuseum ebenfalls ein StG44, das von den Waldbrüdern verwendet wurde.
Siehe auch
Sturmgewehr 45
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