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Die Hamburger Franzosenzeit

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Die Hamburger Franzosenzeit  Empty Die Hamburger Franzosenzeit

Beitrag  checker Sa Jun 20, 2015 5:12 am

Hamburger Franzosenzeit bezeichnet in der Geschichte Hamburgs die Zeit unter französischer Besatzung und Eingliederung in das französische Kaiserreich in den Jahren von 1806 bis 1814, parallel zu der in weiteren deutschen Gebieten ebenfalls so genannten Franzosenzeit.

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Hamburg während der Belagerung 1813/1814

Besatzung der Stadt 1806

Zur Durchsetzung der Kontinentalsperre, einer Wirtschaftsblockade über die britischen Inseln, ließ Napoléon I. die Freie und Hansestadt Hamburg während des Vierten Koalitionskrieges am 19. November 1806 besetzen. Die Besatzer verboten den Handel mit Großbritannien und beschlagnahmten alle englischen Waren in der Stadt. Weil England zu dieser Zeit nach Frankreich der zweitwichtigste Wirtschaftspartner Hamburgs war, kam es in der Folge zu einer Vielzahl von Bankrotten Hamburger Handelsfirmen. Arbeitslosigkeit und Armut nahmen in den unteren Bevölkerungsschichten stark zu. Viele Bewohner flohen vor der Besetzung und der Arbeitslosigkeit ins nähere oder fernere Umland. Wer zurückgeblieben war, litt unter Sondersteuern und Zwangseinquartierungen zur Versorgung der Besatzungssoldaten. Der Schmuggel mit dem dänischen Umland blühte dagegen.

Die Hamburger Franzosenzeit  800px-Jmdavid_hamburg
„Prospekt der Kaiserlich Französischen Stadt Hamburg“ von Johann Marcus David (1811)

Hamburg als Teil des französischen Kaiserreichs (1811–1814)

In der kurzen Friedensphase zwischen dem 5. und 6. Koalitionskrieg wurde die Freie Hansestadt zum 1. Januar 1811 Hauptstadt des Departements der Elbmündungen und damit dem französischen Kaiserreich einverleibt.

Das Arrondissement Hamburg umfasste das Staatsgebiet Hamburgs und war in neun Kantone unterteilt, sechs Stadtkantone von eins bis sechs durchnummeriert sowie Hamm, Bergedorf, Wilhelmsburg. Der Senat wurde aufgelöst, an Stelle der Bürgerschaft wurde ein Munizipalrat eingesetzt. Zum Maire (Bürgermeister) wurde Amandus Augustus Abendroth berufen. Verwaltung und Justiz wurden nun erstmals getrennt. Als Appellationsgericht der drei Hanseatischen Departements wurde in Hamburg ein Kaiserlicher Gerichtshof (Cour Impériale) eingerichtet. Der Code civil löste das Hamburger Stadtrecht ab und im Strafprozess wurden die Geschworenengerichte eingeführt. Höhere französische Beamte wurden aus dem inneren Frankreich, vor allem aus dem Elsass, nach Hamburg abgeordnet. Im Zuge einer von Napoleon geplanten Chaussee Hamburg-Paris wurde eine Brücke über die durch Überschwemmungen gefährdete Elbinsel Wilhelmsburg errichtet. Sie wurde nach dem Abzug der Franzosen 1814 wieder abgerissen.

Während des Sechsten Koalitionskrieges wurden alle französischen Soldaten abgezogen, nachdem es in den ärmeren Bevölkerungsschichten zu Unruhen gekommen war. Im März 1813 wurde die Stadt für zwei Monate von russischen Truppen unter Oberst Tettenborn vorübergehend befreit. Senat und Bürgerschaft übernahmen kurzzeitig wieder die Regierung. Vor der bevorstehenden Rückkehr der napoleonischen Truppen im Juni 1813 zogen die Russen und die Hanseatische Legion – nach einem Gefecht an der Nettelnburger Schleuse – ab und die französischen Autoritäten wurden wieder eingesetzt.

Belagerung und Befreiung der Stadt

Die Hamburger Franzosenzeit  1024px-Kosaken_Elbe_1814
Die Kosaken überqueren die Elbe bei Hamburg, Zeichnung um 1814

Anschließend wurde Hamburg auf Anweisung Napoleons unter Marschall Louis-Nicolas Davout zur Festung ausgebaut. Die Bevölkerung wurde zu Schanzarbeiten herangezogen. Vor den Toren der Stadt, auf dem Hamburger Berg, in Eimsbüttel, Rotherbaum und Hamm wurden zugunsten eines freien Schussfeldes die Häuser abgerissen. Die Hauptkirchen außer St. Michaelis[1] wurden zu Pferdeställen umfunktioniert. Zur Strafe für seinen Abfall wurde Hamburg eine Buße von 48 Millionen Franc auferlegt und deshalb das Silberdepot der Hamburger Bank beschlagnahmt. Napoleon wird der Ausspruch zugeschrieben: „Ich ziehe es vor, die Hamburger zahlen zu lassen. Das ist die beste Art, Kaufleute zu bestrafen“.

Am 6. Dezember 1813 begann die erwartete Belagerung Hamburgs durch Truppen der Nordarmee unter der Führung des schwedischen Kronprinzen Karl Johann. Zu Weihnachten ließ Davout bis zu 30.000 Männer, Frauen und Kinder, die nicht genug persönlichen Proviant nachweisen konnten, aus der Stadt treiben. Sie fanden im Umland, in Altona, Lübeck und Bremen Unterschlupf.

Am 30. Mai 1814 (drei Wochen, nachdem die Alliierten Paris erobert hatten) endete die Belagerung. Davout verließ mit 25.000 Soldaten und 5.000 Pferden die Stadt. Russische Truppen wurden von der Bevölkerung als Befreier gefeiert.

Denkmäler

Die Hamburger Franzosenzeit  800px-Hamburg.Denkstein.Opfer_der_Franzosenzeit.wmt
Gedenkstein für die 1138 Vertriebenen, die zunächst in Ottensen bestattet worden waren

Die Hamburger Franzosenzeit  800px-Memorial_to_the_French_Occupation%2C_Hamburg_03
Kugeldenkmal

Im Park Planten un Blomen gegenüber der Messehalle 4 B steht ein Gedenkstein in Form eines Sarkophages für die 1138 zunächst in Ottensen bestatteten Vertriebenen. Der Stein nach einem Entwurf von Carl Ludwig Wimmel war 1815 von der Patriotischen Gesellschaft an ihrem Massengrab auf der Wiese an der heutigen Einmündung der Erdmannstraße in die Große Brunnenstraße aufgestellt worden. 1841 wurde er mit den Gebeinen auf den Kirchhof der Hauptkirche St. Nikolai vor dem Dammthor überführt, der später geschlossen und ein Teil des Parks Planten un Blomen wurde.

Gedenksteine am Kraepelinweg in Barmbek-Süd, auf dem Hammer Friedhof sowie in Marmstorf erinnern an weitere bis zu tausend Vertriebene, die im Winter 1813/1814 an Kälte, Hunger und Seuchen starben.

Eine Stele erinnert auf dem Friedhof Ohlsdorf an das „Vereinsgrab der Kampfgenossen“, die zusammen mit den Russen Hamburg belagerten. Dieser sogenannte "Zippus" war 1832 als Grabmal auf dem St. Magdalenenfriedhof vor dem Dammtor errichtet und nach dessen Schließung 1924 nach Ohlsdorf umgesetzt worden (Kapelle 4/Rosenweg).[2]

Das Kugeldenkmal im Schmuckgarten an der Nordseite des Museums für Hamburgische Geschichte erinnert an die französische Belagerung und die Kämpfe um die Stadt im Mai 1813.
Sprachliche Relikte der Franzosenzeit

Zahlreiche französische Ausdrücke drangen unter anderem in das Hamburger Plattdeutsch und Missingsch ein. Der französische Abschiedsgruß adieu wandelte sich über adschüs / atschüs zum heutigen Tschüs. Auch Ausdrücke wie Malesche (von „malaise“) und Plörre sowie das für Hamburg typische Franzbrötchen gehen vermutlich auf die Franzosenzeit zurück.[3] Die Straßennamen Franzosenkoppel (Lurup) und Franzosenheide (Schnelsen) erinnern an Land, das Flüchtlingen vor der französischen Revolution im neutralen dänischen Holstein zur Verfügung gestellt wurde.[4]
Siehe auch

Bremer Franzosenzeit, Lübecker Franzosenzeit


Die Hamburger Franzosenzeit  800px-Pincerno_-_Gefecht_auf_der_Veddel_1813
Gefecht auf der Veddel März 1813

Quelle - literatur & einzelnachweise
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