Vor 100 Jahren: Edith Cavell in Brüssel exekutiert
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Vor 100 Jahren: Edith Cavell in Brüssel exekutiert
Vor genau 100 Jahren, am 12. Oktober 1915, wurde die englische Krankenschwester Edith Cavell in Brüssel von einem deutschen Erschießungskommando standrechtlich erschossen. Cavell, bis heute in ihrer britischen Heimat als Märtyrerin und Heldin hochverehrt, wurde wegen Hochverrats und Fluchthilfe für alliierte Soldaten zum Tode verurteilt. Mit diesem vollstreckten Urteil aber sank das internationale Ansehen des deutschen Kaiserreichs enorm.
Edith Louise Cavell (* 1965 - + 1915) schloss 1895 ihre Ausbildung als Krankenpflegerin im London Hospital ab und wurde 1907 Oberin an der Krankenpflegeschule Berkendael in Brüssel.
Edith Cavell
Dieses Institut wurde nach der Invasion der Deutschen in Belgien nach der Besetzung der belgischen Hauptstadt Brüssel von den Besatzern übernommen und vom Deutschen Roten Kreuz verwaltet. Vor der Besetzung versorgte Edith Cavell und das hiesige Rote Kreuz in dieser Einrichtung Soldaten aller am Ersten Weltkrieg beteiligter Länder.
Doch Cavell trat als britische Staatsbürgerin einer Untergrundorganisation bei, die verwundeten alliierten Soldaten (Belgiern, Franzosen und Briten) zur Flucht in die Niederlande verhalf. Nicht zuletzt entlockte die Nonne und Krankenpflegerin deutschen Verwundeten die eine oder andere kriegswichtige Information, die sie an die Alliierten weitergab. Cavell und ihre Mitstreiter konnten bis zu 200 Soldaten zur Flucht verhelfen, bevor sie am 5. August 1915 von den deutschen Verhaftet wurde(n).
Keine Gnade
Sie wurde gemeinsam mit 34 weiteren Personen wegen eines „Verbrechens zum Schaden für die deutschen Streitkräfte“ insbesondere der Verletzung des Paragraphen 90 (Absatz 1, Satz 3) des Reichsstrafgesetzbuches (RSTGB) der „Zuführung von Mannschaften an den Feind“ angeklagt und, trotz eines hervorragenden Plädoyers ihres Brüsseler Anwalts Sadi Kirschen, zum Tode verurteilt.
Der VRT-Funkturm am früheren Schießplatz in Schaarbeek
Cavell, die ihren Anwalt erst am Tage des Verfahrens kennenlernte, gab die ihr zur Last gelegten Taten offen zu, denn sie wollte als gläubige Christin nicht lügen. Das Todesurteil wurde seinerzeit von Moritz von Bissing, dem deutschen Generalgouverneur in Belgien, unterzeichnet.
Eine Aussetzung des Urteils oder eine Begnadigung, um die sich der amerikanische und der spanische Botschafter sowie der Papst im Vatikan bemühten, wurde abgelehnt. Am 12. Oktober 1915 wurde Edith Cavell gemeinsam mit ihrem belgischen Mitstreiter Philippe Baucq am Schießplatz in der Brüsseler Gemeinde Schaarbeek, wo heute das VRT-Funkhaus steht, erschossen. Der deutsche Mediziner und Dichter Gottfried Benn war bei der Hinrichtung in seiner Funktion als dienstverpflichteter Amtsarzt zugegen.
"I realize…"
Das Cavell-Denkmal in London
In der Nacht vor ihrer Exekution durfte Edith Cavell mit dem anglikanischen Geistlichen Revrend Stirling Gahan sprechen, dem es erlaubt worden war, sie vor der Vollstreckung zu besuchen. Ihm gegenüber sagte sie die berühmten Worte, die auf ihrem Denkmal am Londoner St. Martin's Place in der Nähe des Trafalgar Square geschrieben stehen:
„I realize that patriotism is not enough, I must have no hatred or bitterness towards anyone.“ („Ich habe erkannt, dass Patriotismus nicht genug ist, ich darf weder Hass noch Bitterkeit gegenüber irgendjemand empfinden.“) Die internationale Empörung über die Hinrichtung von Edith Cavell wurde von den deutschen Behörden als einer der größten britischen Propagandaerfolge im Ersten Weltkrieg gewertet.
Ehrungen
Nicht nur in Großbritannien wird Edith Cavell verehrt. Auch bei uns in Belgien genießt sie ein hohes Ansehen. Nach ihr wurden eine Klinik im Brüsseler Stadtteil Ukkel und Straßen in Brüssel benannt. An ihrem 100. Todestag enthüllten die belgische Prinzessin Astrid und die britische Prinzessin Anne eine Büste für die Krankenschwester vor der nach ihr benannten Klinik in Ukkel.
In der Elisabethlaan in Gent (Foto unten), befindet sich an der Fassade einer Apotheke eine Gedenktafel für Edith Cavell. Sie hatte sich dort im April 1915 vor den Deutschen in diesem Haus versteckt. Auch auf dieser Tafel befindet sich ein Spruch in englischer Sprache: „Miss Edith Cavell, the glorious victim of German barbarity, was secretly harboured in this house in April 1915“
1919 wurde Cavells Leichnam exhumiert und nach London überführt. In Anwesenheit von König Georg V. fand in der Westminster Abbey ein Gedenkgottesdienst statt, bevor der Leichnam mit einem Sonderzug nach Norwich überführt und dort außerhalb der Kathedrale beigesetzt wurde. Noch heute findet alljährlich ein Gottesdienst am Grab von Cavell statt.
Da die Briten bekannter Weise alles erhalten, was von historischem Wert ist, existiert sogar noch der Waggon, in dem Edith Cavells Sarg ein Jahr nach Kriegsende vom Nordseehafen Dover aus nach London gebracht wurde. Der 1919 gebaute Waggon steht heute restauriert in Bodiam in Südengland am Endpunkt der Museumseisenbahn „Kent & East Sussex Railway“ in Sichtweite von Bodiam Castle und einiger Hopfenfelder (Foto unten).
Quelle - literatur & Einzelnachweise
Edith Louise Cavell (* 1965 - + 1915) schloss 1895 ihre Ausbildung als Krankenpflegerin im London Hospital ab und wurde 1907 Oberin an der Krankenpflegeschule Berkendael in Brüssel.
Edith Cavell
Dieses Institut wurde nach der Invasion der Deutschen in Belgien nach der Besetzung der belgischen Hauptstadt Brüssel von den Besatzern übernommen und vom Deutschen Roten Kreuz verwaltet. Vor der Besetzung versorgte Edith Cavell und das hiesige Rote Kreuz in dieser Einrichtung Soldaten aller am Ersten Weltkrieg beteiligter Länder.
Doch Cavell trat als britische Staatsbürgerin einer Untergrundorganisation bei, die verwundeten alliierten Soldaten (Belgiern, Franzosen und Briten) zur Flucht in die Niederlande verhalf. Nicht zuletzt entlockte die Nonne und Krankenpflegerin deutschen Verwundeten die eine oder andere kriegswichtige Information, die sie an die Alliierten weitergab. Cavell und ihre Mitstreiter konnten bis zu 200 Soldaten zur Flucht verhelfen, bevor sie am 5. August 1915 von den deutschen Verhaftet wurde(n).
Keine Gnade
Sie wurde gemeinsam mit 34 weiteren Personen wegen eines „Verbrechens zum Schaden für die deutschen Streitkräfte“ insbesondere der Verletzung des Paragraphen 90 (Absatz 1, Satz 3) des Reichsstrafgesetzbuches (RSTGB) der „Zuführung von Mannschaften an den Feind“ angeklagt und, trotz eines hervorragenden Plädoyers ihres Brüsseler Anwalts Sadi Kirschen, zum Tode verurteilt.
Der VRT-Funkturm am früheren Schießplatz in Schaarbeek
Cavell, die ihren Anwalt erst am Tage des Verfahrens kennenlernte, gab die ihr zur Last gelegten Taten offen zu, denn sie wollte als gläubige Christin nicht lügen. Das Todesurteil wurde seinerzeit von Moritz von Bissing, dem deutschen Generalgouverneur in Belgien, unterzeichnet.
Eine Aussetzung des Urteils oder eine Begnadigung, um die sich der amerikanische und der spanische Botschafter sowie der Papst im Vatikan bemühten, wurde abgelehnt. Am 12. Oktober 1915 wurde Edith Cavell gemeinsam mit ihrem belgischen Mitstreiter Philippe Baucq am Schießplatz in der Brüsseler Gemeinde Schaarbeek, wo heute das VRT-Funkhaus steht, erschossen. Der deutsche Mediziner und Dichter Gottfried Benn war bei der Hinrichtung in seiner Funktion als dienstverpflichteter Amtsarzt zugegen.
"I realize…"
Das Cavell-Denkmal in London
In der Nacht vor ihrer Exekution durfte Edith Cavell mit dem anglikanischen Geistlichen Revrend Stirling Gahan sprechen, dem es erlaubt worden war, sie vor der Vollstreckung zu besuchen. Ihm gegenüber sagte sie die berühmten Worte, die auf ihrem Denkmal am Londoner St. Martin's Place in der Nähe des Trafalgar Square geschrieben stehen:
„I realize that patriotism is not enough, I must have no hatred or bitterness towards anyone.“ („Ich habe erkannt, dass Patriotismus nicht genug ist, ich darf weder Hass noch Bitterkeit gegenüber irgendjemand empfinden.“) Die internationale Empörung über die Hinrichtung von Edith Cavell wurde von den deutschen Behörden als einer der größten britischen Propagandaerfolge im Ersten Weltkrieg gewertet.
Ehrungen
Nicht nur in Großbritannien wird Edith Cavell verehrt. Auch bei uns in Belgien genießt sie ein hohes Ansehen. Nach ihr wurden eine Klinik im Brüsseler Stadtteil Ukkel und Straßen in Brüssel benannt. An ihrem 100. Todestag enthüllten die belgische Prinzessin Astrid und die britische Prinzessin Anne eine Büste für die Krankenschwester vor der nach ihr benannten Klinik in Ukkel.
In der Elisabethlaan in Gent (Foto unten), befindet sich an der Fassade einer Apotheke eine Gedenktafel für Edith Cavell. Sie hatte sich dort im April 1915 vor den Deutschen in diesem Haus versteckt. Auch auf dieser Tafel befindet sich ein Spruch in englischer Sprache: „Miss Edith Cavell, the glorious victim of German barbarity, was secretly harboured in this house in April 1915“
1919 wurde Cavells Leichnam exhumiert und nach London überführt. In Anwesenheit von König Georg V. fand in der Westminster Abbey ein Gedenkgottesdienst statt, bevor der Leichnam mit einem Sonderzug nach Norwich überführt und dort außerhalb der Kathedrale beigesetzt wurde. Noch heute findet alljährlich ein Gottesdienst am Grab von Cavell statt.
Da die Briten bekannter Weise alles erhalten, was von historischem Wert ist, existiert sogar noch der Waggon, in dem Edith Cavells Sarg ein Jahr nach Kriegsende vom Nordseehafen Dover aus nach London gebracht wurde. Der 1919 gebaute Waggon steht heute restauriert in Bodiam in Südengland am Endpunkt der Museumseisenbahn „Kent & East Sussex Railway“ in Sichtweite von Bodiam Castle und einiger Hopfenfelder (Foto unten).
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