Die Siemens Aktiengesellschaft
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Die Siemens Aktiengesellschaft
Die Siemens Aktiengesellschaft ist ein integrierter Technologiekonzern mit den vier Hauptgeschäftsfeldern Energie, Medizintechnik, Industrie sowie Infrastruktur und Städte. Als Telegraphen Bau-Anstalt von Siemens & Halske 1847 in Berlin von Werner Siemens (ab 1888: von Siemens) und Johann Georg Halske gegründet, ist der heutige Siemens-Konzern in 190 Ländern vertreten und zählt weltweit zu den größten Unternehmen der Elektrotechnik und Elektronik. Die Aktiengesellschaft mit Doppelsitz in Berlin und München unterhält 125 Standorte in Deutschland und ist im DAX an der Frankfurter Wertpapierbörse notiert.[2][3]
Rechtsform Aktiengesellschaft
ISIN DE0007236101
Gründung 1. Oktober 1847 in Berlin
Sitz Berlin und München, Deutschland
Leitung
Joe Kaeser, Vorstandsvorsitzender
Gerhard Cromme, Aufsichtsratsvorsitzender
Mitarbeiter 342.000 (März 2015)
Umsatz 71,920 Mrd. € (2014)[1]
Branche Mischkonzern
Website www.siemens.com
Velaro (Spanien) von Rail Systems
Magnetresonanztomograph von Siemens
Unternehmensstruktur
Hauptgeschäftsfelder
Aufsichtsrat
Vorstand
Power and Gas
Wind Power and Renewables
Power Generation Services
Energy Management
Building Technologies
Mobility
Digital Factory
Process Industries and Drives
Healthcare (*1)
Financial Services
Stand 1. Januar 2015[4]
(*1) Healthcare wird als eigenständiges Geschäft außerhalb der Divisionsstruktur geführt.
Produkte
Turbine von Siemens
Zur umfangreichen Produktpalette der Siemens AG zählen im Wesentlichen:
Automatisierungs- und Antriebstechnik für Prozess- und Fertigungsindustrie (Simatic, Sinumerik, Sitrans)
Energieübertragung und -verteilung (z. B. Transformatoren, Schaltanlagen, Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung)
Generatoren
Getriebe
Kupplungen
Kraftwerkstechnik, Postautomation, Telematik
Medizintechnik, z. B. Hörgeräte, Röntgensysteme, Computertomographen, Kernspintomographen, Positronen-Emissions-Tomographen
Niederspannungsschalttechnik: Schaltgeräte für Verbraucherabzweige, Komponenten zur Energieverteilung, Befehls- und Meldegeräte, komplette Schranksysteme (Leistungsschalter etc.)
Rüstungsgüter[5]
Schienenfahrzeuge wie der ICE, Lokomotiven, Triebwagen für U-Bahnen, S-Bahnen und Straßenbahnen, außerdem Bahn-Betriebsleittechnik, (z. B. Stellwerke) und Elektrifizierung, daneben die Magnetschwebebahn Transrapid (zusammen mit ThyssenKrupp), siehe Siemens Mobility
Sicherheitstechnik: Brandmeldetechnik, Einbruchmeldetechnik, Videoüberwachung, Zutrittskontrolle, Feuerlöschtechnik
Software, insbesondere Product-Lifecycle-Management-Software (PLM) z. B. Tecnomatix Plant Simulation
Stahlwerke
Turbinen: Windkraftanlagen, Dampf- und Gasturbinen
Verdichter
Geschichte
Telegraphen Bau-Anstalt von Siemens & Halske
Erste Werkstatt von Siemens & Halske im Hinterhaus der Berliner Schöneberger Straße 19, Oktober 1847
Geschichte bis zum Ersten Weltkrieg
Gründungsaktie, Gestaltung Ludwig Sütterlin, 1897
Historische Siemens-Logos
Unternehmenslogo von Siemens-Schuckert
Am 1. Oktober 1847 gründete der seinerzeitige Ingenieuroffizier in der Berliner Artilleriewerkstatt und federführende Kopf der Preußischen Telegraphenkommission, Leutnant Werner Siemens, zusammen mit dem Feinmechanikermeister Johann Georg Halske die Telegraphen Bau-Anstalt von Siemens & Halske in Berlin.[6] Grundlage bildet der von Siemens konstruktiv verbesserte Zeigertelegraf. Das Berliner Unternehmen entwickelte sich innerhalb weniger Jahrzehnte von einer kleinen Werkstatt, die neben Telegraphen vor allem Eisenbahnläutwerke, Drahtisolierungen und Wassermesser herstellte, zu einem der weltweit größten Elektrounternehmen. Der erste Standort der Siemens & Halske Maschinenfabrik und Telegraphenbauanstalt etablierte sich in der Berliner Friedrichstadt an der Markgrafenstraße 88–94/Charlottenstr. 6–7. 1904 wurde das sogenannte Berliner Werk geschlossen. Ab dem Jahr 1883 wurde bereits am Salzufer in Charlottenburg durch den Kauf der ehemaligen Maschinenfabrik von Freund ein zweites Werk angelegt, das bis 1903 nach Plänen von Siemens-Baudezernatsleiter Karl Janisch baulich erweitert wurde. Bereits ab 1899/1900 begann der Umzug in das dritte Werk an den Nonnenwiesen in der späteren Siemensstadt. Das Charlottenburger Werk wurde 1929 aufgegeben. Die gesamte Produktion konzentrierte sich nunmehr am Nonnendamm. Das ab 1899 gebaute Glühlampenwerk Helmholtzstraße 2–9 in Charlottenburg wurde 1919 zum Werk S (wie Siemens) von Osram.
1848 baute Siemens die erste Telegraphenlinie Europas über weite Entfernung zwischen Berlin und Frankfurt am Main. Früh war das Unternehmen auch international tätig: Werners Bruder Carl Wilhelm Siemens eröffnete 1850 eine Repräsentanz des Unternehmens in London, die später in das selbstständige Unternehmen Siemens Brothers & Co. Ltd umgewandelt wurde. Auf der ersten Weltausstellung in London 1851 erhielt Siemens & Halske eine Council Medal als Auszeichnung. Ab 1851 war das Unternehmen in Russland am Bau eines Telegraphen-Netzwerks beteiligt. 1855 eröffnete Siemens eine Zweigniederlassung in Sankt Petersburg, die von Carl Siemens (ab 1895: von Siemens), einem weiteren Bruder, geleitet wurde. Internationale Großprojekte wie der Bau der Indo-Europäischen Telegrafenlinie (1867–1870) und ein mit Siemens Brothers verlegtes Transatlantikkabel (1870) führten zu steigenden Umsätzen. Entscheidend war jedoch die Entdeckung des dynamoelektrischen Prinzips durch Werner Siemens im Jahr 1866, das die Voraussetzungen für die Nutzung der Elektrizität zur Kraftversorgung schuf (siehe Elektrischer Generator, Siemens baute die ersten Generatoren ohne Dauermagneten). Dadurch erschlossen sich für die Gesellschaft neue Geschäftsfelder wie zum Beispiel bei der Elektrifizierung von Eisenbahnen sowie der Produktion von Glühlampen. Eine bedeutende Rolle spielten die Erfindungen des Chefkonstrukteurs Friedrich von Hefner-Alteneck.
Werner von Siemens, Unternehmensgründer
Johann Georg Halske, Gründungspartner
Am 1. Oktober 1847 gründete der seinerzeitige Ingenieuroffizier in der Berliner Artilleriewerkstatt und federführende Kopf der Preußischen Telegraphenkommission, Leutnant Werner Siemens, zusammen mit dem Feinmechanikermeister Johann Georg Halske die Telegraphen Bau-Anstalt von Siemens & Halske in Berlin.[6] Grundlage bildet der von Siemens konstruktiv verbesserte Zeigertelegraf. Das Berliner Unternehmen entwickelte sich innerhalb weniger Jahrzehnte von einer kleinen Werkstatt, die neben Telegraphen vor allem Eisenbahnläutwerke, Drahtisolierungen und Wassermesser herstellte, zu einem der weltweit größten Elektrounternehmen. Der erste Standort der Siemens & Halske Maschinenfabrik und Telegraphenbauanstalt etablierte sich in der Berliner Friedrichstadt an der Markgrafenstraße 88–94/Charlottenstr. 6–7. 1904 wurde das sogenannte Berliner Werk geschlossen. Ab dem Jahr 1883 wurde bereits am Salzufer in Charlottenburg durch den Kauf der ehemaligen Maschinenfabrik von Freund ein zweites Werk angelegt, das bis 1903 nach Plänen von Siemens-Baudezernatsleiter Karl Janisch baulich erweitert wurde. Bereits ab 1899/1900 begann der Umzug in das dritte Werk an den Nonnenwiesen in der späteren Siemensstadt. Das Charlottenburger Werk wurde 1929 aufgegeben. Die gesamte Produktion konzentrierte sich nunmehr am Nonnendamm. Das ab 1899 gebaute Glühlampenwerk Helmholtzstraße 2–9 in Charlottenburg wurde 1919 zum Werk S (wie Siemens) von Osram.
1848 baute Siemens die erste Telegraphenlinie Europas über weite Entfernung zwischen Berlin und Frankfurt am Main. Früh war das Unternehmen auch international tätig: Werners Bruder Carl Wilhelm Siemens eröffnete 1850 eine Repräsentanz des Unternehmens in London, die später in das selbstständige Unternehmen Siemens Brothers & Co. Ltd umgewandelt wurde. Auf der ersten Weltausstellung in London 1851 erhielt Siemens & Halske eine Council Medal als Auszeichnung. Ab 1851 war das Unternehmen in Russland am Bau eines Telegraphen-Netzwerks beteiligt. 1855 eröffnete Siemens eine Zweigniederlassung in Sankt Petersburg, die von Carl Siemens (ab 1895: von Siemens), einem weiteren Bruder, geleitet wurde. Internationale Großprojekte wie der Bau der Indo-Europäischen Telegrafenlinie (1867–1870) und ein mit Siemens Brothers verlegtes Transatlantikkabel (1870) führten zu steigenden Umsätzen. Entscheidend war jedoch die Entdeckung des dynamoelektrischen Prinzips durch Werner Siemens im Jahr 1866, das die Voraussetzungen für die Nutzung der Elektrizität zur Kraftversorgung schuf (siehe Elektrischer Generator, Siemens baute die ersten Generatoren ohne Dauermagneten). Dadurch erschlossen sich für die Gesellschaft neue Geschäftsfelder wie zum Beispiel bei der Elektrifizierung von Eisenbahnen sowie der Produktion von Glühlampen. Eine bedeutende Rolle spielten die Erfindungen des Chefkonstrukteurs Friedrich von Hefner-Alteneck.
Nach der Vorstellung der ersten Telefonapparate vor der Reichspost durch Emil Rathenau 1880 verbesserte Siemens die amerikanische Erfindung und produzierte in großem Umfang für die Post- und Telegrafenverwaltungen in Deutschland, Luxemburg und der Schweiz. Durch die anhaltenden Erfindungen der später in einem Großlabor konzentrierten Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten erkämpfte sich Siemens & Halske einen technologischen Vorsprung im Telefongeschäft gegenüber seinen Konkurrenten, wie etwa der AEG. So war es Siemens, die in Hildesheim 1908 die erste elektromechanische Ortsvermittlungsstelle im Deutschen Reich übergeben konnte und 1913/14 zwischen Berlin, dem Ruhrgebiet und dem Rheinland als erstes überregionales Telefon-Fernkabel das „Rheinlandkabel“ fertigte und verlegte.
Im Jahr 1882 wurde ein elektrisch angetriebener Kutschenwagen als Elektromote benannter Oberleitungswagen gebaut und der Betrieb auf einer 540 Meter langen Versuchsstrecke in Halensee bei Berlin getestet; wegen der schlechten Straßen wurde der Versuch allerdings nach sechs Wochen beendet. Den Namen „Elektromote“ schuf Werner Siemens selbst. Der Strom wurde von der zweipoligen Oberleitung durch einen Kontaktschlitten (Trolley), der oben auf den Fahrleitungsdrähten fuhr, entnommen. Durch ein biegsames Kabel wurde der Kontaktschlitten mit seinen acht kleinen Rädern vom Fahrzeug auf der Oberleitung nachgezogen. Dieser elektrisch betriebene Kutschenwagen gilt mit seinen Merkmalen als der erste Oberleitungsbus der Welt.
1883 wurde die Lokalbahn Mödling–Hinterbrühl in der Nähe von Wien eröffnet. Das Stromsystem dieser ersten Überlandstraßenbahn bestand aus einer zweipoligen Fahrleitung in Kupferrohren mit kleinem Durchmesser und einem Schlitz an der Unterseite (Schlitzrohrfahrleitung). In dieser liefen zwei Kontaktwägelchen, die von dem Triebwagen nachgezogen wurden. Das gleiche System wurde von Siemens 1884 auch für die erste kommerziell betriebene elektrische Straßenbahn in Deutschland der Frankfurt-Offenbacher Trambahn-Gesellschaft (FOTG) zwischen Offenbach am Main und Frankfurt am Main verwendet.
1890[7] schied Werner von Siemens aus der Geschäftsführung aus, Inhaber waren nun Bruder Carl und die Söhne Arnold und Wilhelm. 1897 erfolgte die Umwandlung von Siemens & Halske in eine Aktiengesellschaft. Zunehmend entwickelte sich jedoch die Allgemeine Electricitäts-Gesellschaft (AEG) zum Gegenspieler von Siemens auf dem deutschen Elektromarkt. Beide Unternehmen verschafften sich 1891 auf der Internationalen Elektrotechnischen Ausstellung grenzübergreifende Aufmerksamkeit.
1899 baute Siemens & Halske einen Straßenbahn-Omnibus, der als Duo-Bus bzw. „O-Bus“ in Berlin und Eberswalde erfolgreich eingesetzt wurde.
Als es nach der Jahrhundertwende zu einem Konzentrationsprozess in der Branche kam, entschloss sich Siemens, den eigenen Starkstrombereich 1903 zusammen mit der Nürnberger Elektrizitäts-AG, vormals Schuckert & Co. in die gemeinsamen Siemens-Schuckertwerke (SSW) einzubringen.
Im Bereich der drahtlosen Telegrafie gründete Siemens 1903 gemeinsam mit der AEG die „Gesellschaft für drahtlose Telegraphie m.b.H., System Telefunken“, um die andauernden Streitigkeiten um Patente zu beenden. Die in Berlin liegenden Siemens-Fabriken wurden ab Ende der 1890er-Jahre, angefangen mit dem Kabelwerk Westend, vor die Stadtgrenze in den nordwestlich liegenden und bis 1920 selbstständigen Stadtkreis Spandau verlegt, wo auf einem brachliegenden Areal an den „Nonnenwiesen“ ein später Siemensstadt genannter eigener Stadtteil entstand.
Der Siemens-Konzern gehörte zu den ersten multinationalen Industrieunternehmen Europas. Die Auslandsproduktion setzte 1863 mit einem Kabelwerk bei Woolwich (England) ein, 1882 folgte ein Kabelwerk in Sankt Petersburg. Die von Arnold von Siemens aufgebaute Wiener Filiale nahm 1883 ebenfalls eine eigene Produktion auf. 1892 wurde die erste Siemens-Niederlassung in Übersee, die Siemens & Halske Japan Agency in Tokio, gegründet, die 1914 durch den Siemens-Skandal für den Sturz des japanischen Kabinetts verantwortlich war. Eine von Arnold ebenfalls 1892 mit zwei amerikanischen Partnern errichtete Fabrik für Eisenbahnmotoren und Dynamomaschinen in Chicago, die General Electric Konkurrenz machen sollte, wurde im August 1894 durch Brand völlig zerstört.[8] Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges bestanden Produktionsstätten in Großbritannien, Russland, Österreich-Ungarn, Frankreich, Belgien und Spanien. Insgesamt besaß Siemens in 49 Ländern 168 Vertretungsbüros.
Im 1906 gebauten „Blockwerk I“ (Fertigung von Blockeinrichtungen der Eisenbahn) am Nonnendamm in der Siemensstadt baute S & H ab 1912 auch luftgekühlte Flugmotoren (Sh.III, 1916) für die Fliegertruppe des Deutschen Heeres.[9]
Zwischenkriegszeit und Zweiter Weltkrieg
Zentrale der Siemens AG in München im Palais Ludwig Ferdinand am Wittelsbacherplatz („Pink Palace“)
Nach den Verlusten des Ersten Weltkrieges gehörte Siemens schon Mitte der 1920er-Jahre wieder zu den fünf weltweit führenden Elektrokonzernen. Kurzfristig kooperierte Siemens nach 1920 in der Siemens-Rheinelbe-Schuckert-Union unter der Führung von Hugo Stinnes eng mit Unternehmen der Eisen-, Stahl- und Kohleindustrie. Später wurden einzelne Produktbereiche in spezialisierte Tochter- und Beteiligungsgesellschaften ausgegliedert. So entstanden unter anderem die Osram G.m.b.H. KG (1920), die Siemens-Bauunion (1921), die Siemens-Reiniger-Veifa Gesellschaft für medizinische Technik mbH (1925, ab 1932 Siemens-Reiniger-Werke AG (SRW)) und nach Übernahme der Eisenbahnsignal-Bauanstalt Max Jüdel & Co in Braunschweig die Vereinigten Eisenbahn-Signalwerke GmbH (1929).
Siemens & Halske hatte wesentlichen Anteil an der technischen Modernisierung des Telefonsystems nach dem Ersten Weltkrieg (Automatisierung der Ortsvermittlungen, Halbautomatisierung des Regionalverkehrs in den Ballungsgebieten, Verkabelung der Fernleitungen durch Fernkabel). Für das seit 1920 reichsweit einheitliche Eisenbahnnetz der Deutschen Reichsbahn baute Siemens & Halske nach 1923 das erste halbautomatische bahninterne Telefonnetz, die Bahnselbstanschlussanlage Basa. Der in dieser Zeit erreichte technische Vorsprung wurde erfolgreich in einem intensiven Auslandsgeschäft weiterverfolgt. Ein Kennzeichen der Zwischenkriegszeit war die weitgehende Kartellierung der Lieferbeziehungen innerhalb Deutschlands zwischen den wesentlichen Konkurrenten, Siemens und dem Hauptauftraggeber, der Reichspost ebenso wie im internationalen Geschäft. Kartelle bestanden etwa für die Fertigung und Verlegung von Fernkabeln in Form der Deutschen Fernkabelgesellschaft DFKG, oder für den Bau von Ortsvermittlungen. Internationale Kartelle für Europea und Südamerika wurden im Telefongeschäft mit ITT, General Electric, AT&T und Ericsson abgeschlossen.
Der Flugmotorenbau ging 1926 in das eigenständige Siemens-Flugmotorenwerk, Berlin-Spandau über und wurde 1933 Teil der neuen Siemens Apparate und Maschinen GmbH (SAM). 1936 stieg der Konzern ganz aus dem Motorenbau aus (siehe auch Brandenburgische Motorenwerke).
Die Weltwirtschaftskrise nach 1929 führte auch bei Siemens zu erheblichen Umsatzeinbußen und Personalentlassungen, jedoch führte nach der nationalsozialistischen Machtergreifung 1933 die verstärkte Aufrüstung von Wehrmacht, Luftwaffe und Marine bald wieder zu einer Steigerung der Auftragseingänge. 1939 war Siemens mit 187.000 Beschäftigten größter Elektrokonzern der Welt. Neue Anwendungsbereiche wie die Medizintechnik, die Rundfunktechnik, elektrische Wärme- und Haushaltsgeräte oder auch das Elektronenmikroskop gewannen rasch an Bedeutung für das Unternehmen.
Auch im Ausland expandierte Siemens: 1936 gab es in Europa 16 Fertigungsstätten (u.a. in Wien, Budapest, Mailand und Barcelona). Außerhalb Europas entstanden Produktions-Joint-Ventures in Tokio und Buenos Aires. In Japan wurde hierzu gemeinsam mit dem Furukawa-Konzern 1923 die Fuji Denki Seizō K.K. gegründet. In die Zwischenkriegszeit fallen auch eine Reihe von internationalen Großprojekten, etwa der Ausbau der Metro Athen (1926–1928) und Buenos Aires (1933–1938). Besonders prestigeträchtig war das Wasserkraftwerk Ardnacrusha am Shannon (1925–1929) und die damit verbundene Elektrifizierung Irlands. Lediglich in den USA war Siemens aufgrund eines Austauschvertrags mit Westinghouse Electric nicht aktiv.
Nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs 1939 waren die Siemens-Kapazitäten mit kriegswichtigen Bestellungen voll ausgelastet. Im Verlauf des Krieges wurden Produktionsstätten in alle Gegenden Deutschlands und in die besetzten Gebiete ausgelagert, wo auch Siemens in großem Umfang „Fremdarbeiter“ sowie Zwangsarbeiter (auch sogen. „Ostarbeiter“) ausbeutete. Für die Rüstungsproduktion ließ Siemens & Halske ab Juni 1942 Fertigungsbaracken in unmittelbarer Nähe zum Frauen-KZ Ravensbrück errichten. Es entstanden im Siemenslager Ravensbrück das Wernerwerk für Fernsprechgeräte (WWFG), Radio (WWR) und Meßgeräte (WWM).[10] Das Lager leitete SS-Hauptscharführer Grabow. Es wurde bald in zwei Schichten gearbeitet außer am Wochenende, weil in dem Betrieb auch Zivilarbeiterinnen beschäftigt waren. Diese Zivilarbeiterinnen der Firma Siemens-Halske unterstanden dem Betriebsleiter und Ingenieur Otto Grade als Angestellter.
Siemens produzierte in Auschwitz und Lublin mit von der SS angemieteten KZ-Häftlingen.[11] Zahlreiche Siemens-Produktionsstätten wurden durch den Krieg zerstört. Während der Schlacht um Berlin kam es zur völligen Schließung der Werke in Berlin. Der von 1941 bis 1956 amtierende Firmenchef Hermann von Siemens wurde 1945 zeitweise im Nürnberger Kriegsverbrechergefängnis interniert und als Zeuge vernommen, jedoch kam es nicht zur Anklage. Er gab dem Unternehmen wichtige Impulse für den raschen Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg von München und Erlangen aus.
Nachkriegsentwicklung
Schon in den letzten Monaten des Krieges hatte sich das Unternehmen auf die militärische Niederlage des nationalsozialistischen Deutschen Reiches vorbereitet und regionale Unterorganisationen gebildet. Bereits 1947 wurde Erlangen zum Sitz der Siemens-Reiniger-Werke und wegen der unsicheren Zukunft des Standortes Berlin, verstärkt durch die Mitte 1948 begonnene Berlin-Blockade, wurde zum 1. April 1949 der Verwaltungshauptsitz der Siemens-Schuckertwerke ebenfalls nach Erlangen und die Konzernzentrale der Siemens & Halske AG nach München verlegt – Berlin blieb jedoch zweiter Firmensitz beider Unternehmen.[12]
Bayern wurde somit zum neuen Hauptstandort des Siemens-Konzerns, nachdem die Werke in der Sowjetischen Besatzungszone und im Ausland verloren gegangen und die historisch angestammten Produktionsstätten in Berlin-Siemensstadt (nun West-Berlin) politisch unzuverlässig und auf Grund der Entfernung zu den Absatzmärkten zu unwirtschaftlich geworden waren.
1950 erreichte das Unternehmen wieder 90 Prozent der Produktion von 1936. Dabei wurde die Produktpalette weiter ausgebaut, auch wenn Großprojekte und Investitionsgüter an Bedeutung gewannen. Ab 1954 stieg man in die Datenverarbeitung ein und produzierte Halbleiterbauelemente und Computer, etwa den Siemens 2002. Für den Konsumgüterbereich (z. B. Waschmaschinen, Fernsehgeräte) wurde 1957 die Siemens-Electrogeräte AG gegründet. Auch in der Medizintechnik konnte man etwa mit der Produktion von Herzschrittmachern die eigene Position ausbauen. 1962 beschäftigte der Konzern 240.000 Mitarbeiter und erwirtschaftete einen Jahresumsatz von 5,4 Milliarden DM. Dieser hatte sich damit innerhalb eines Jahrzehnts vervierfacht.
Von 1956 bis 1971 war Ernst von Siemens Aufsichtsratsvorsitzender. Unter seiner Führung wurden 1966 die Siemens & Halske AG, die Siemens-Schuckertwerke AG und die Siemens-Reiniger-Werke AG (bis 1969 als Siemens AG, Wernerwerk für Medizinische Technik, später Siemens Medical Solutions) zur Siemens AG zusammengefasst. Die Neuordnung wurde 1969 mit der Bildung von sechs Unternehmensbereichen (Bauelemente, Datentechnik, Energietechnik, Installationstechnik, Medizinische Technik, Nachrichtentechnik), fünf Zentralbereichen (Betriebswirtschaft, Finanzen, Personal, Technik, Vertrieb) und zahlreiche sogenannte Regionale Einheiten (Zweigniederlassungen, Auslandsniederlassungen) abgeschlossen. Dennoch blieb ein umfangreiches Netz an Tochter- und Beteiligungsgesellschaften bestehen. 1967 übernahm man von Brown, Boveri & Cie. die Zuse KG zu 70 %, zwei Jahre später zu 100 %. Gleichzeitig wurde der Haushaltsgerätesektor mit dem von Bosch zur BSH Bosch und Siemens Hausgeräte GmbH (BSH) zusammengelegt. 1969 erfolgte zusammen mit der AEG die Gründung der Tochterunternehmen Transformatoren Union (TU) und Kraftwerk Union (KWU). 1978 ging die Osram GmbH ganz in Siemens-Besitz über. Andere Tochtergesellschaften wie die Siemens-Bauunion oder die Siemens-Planiawerke wurden jedoch abgestoßen.
1971 übernahm Peter von Siemens von seinem Onkel Ernst von Siemens den Posten des Aufsichtsratsvorsitzenden der Siemens AG. 1977 gründete man gemeinsam mit Allis-Chalmers das Joint-Venture Siemens-Allis, das im Januar 1978 den Betrieb aufnahm.[13] Zu den technischen Erfolgen der 1980er-Jahre gehört die 1980 gemeinsam mit den Deutsche Telephonwerken in Berlin produzierte weltweit erste digitale Telekommunikationsanlage. Auch im Schienenfahrzeugbau, der 1989 in die Siemens-Verkehrstechnik ausgegliedert wurde, war Siemens durch seine Beteiligung am ICE-Projekt erfolgreich. Hier wurde zudem das Projekt der Magnetschwebebahn Transrapid verfolgt. Von 1981 bis 1988 hatte Bernhard Plettner, ab 1971 Vorstandsvorsitzender, den Vorsitz im Aufsichtsrat der Siemens AG.
1986/87 war der Konzernumsatz auf 51,4 Mrd. DM angewachsen. 1987 wurde die Siemens AG um die Unternehmensbereiche KWU – dort war Siemens bereits ab 1977 Alleinaktionär – und Halbleiter erweitert, bevor 1989/90 dann eine erneute Umorganisation mit nun vierzehn Unternehmensbereichen (Energieerzeugung (KWU); Energieübertragung und -verteilung; Anlagentechnik, Antriebs-, Schalt- und Installationstechnik; Automatisierungstechnik; Daten- und Informationstechnik; private Kommunikationssysteme; Sicherungstechnik; Verkehrstechnik; Automobiltechnik; medizinische Technik; Halbleiter; Bauelemente und Röhren) umgesetzt wurde. Diese Gliederung entspricht noch weitgehend den heutigen, nun englisch bezeichneten, Konzernteilen.
Die Geschäftsentwicklung verlief in den letzten Jahrzehnten keineswegs uneingeschränkt positiv. Zwischen 1971 und 1976 sowie zu Beginn der 1980er-Jahre sank die Zahl der Mitarbeiter um mehrere Tausend. Ein vorläufiger Mitarbeiterhöchststand wurde dann 1991 mit 427.000 Arbeitnehmern erreicht. 1985/86 kam es zudem zu einem kurzzeitigen Umsatzeinbruch von 14 %. Vor allem der deutsche Heimatmarkt verlor im Vergleich zu den außereuropäischen Märkten stark an Bedeutung. Schon Anfang der 1980er produzierte Siemens in 37 Ländern in 141 Fabriken. Die Nicht-Deutschen Konzernumsätze waren schon um die 1980er-Jahre mit 50 % stark am Konzernumsatz beteiligt. In den 1990er-Jahren stieg der ausländische Anteil sogar auf zwei Drittel an. 1989 gehörte Siemens nach dem Volkswagen-Konzern und Veba zur größten Publikumsgesellschaft in der BR Deutschland, deren Anzahl der Aktionäre rund 538.000 betrug.
Um im Bereich EDV-Technik konkurrenzfähig zu bleiben, erwarb Siemens 1990 einen Anteil von 51 % an der Nixdorf Computer AG und brachte den Siemens-Unternehmensbereich mit in die Siemens Nixdorf Informationssysteme AG ein. Das Unternehmen wurde jedoch 1999 wieder ausgegliedert und firmiert heute als Wincor Nixdorf International GmbH. Lediglich die PC-Sparte wurde in die Fujitsu Siemens Computers GmbH integriert, die 1999 aus dem Joint Venture der Fujitsu Computers Europe mit Siemens Computer Systems hervorging. Diese Verbindung wurde 2008 gelöst.
1991 übernahm die Siemens AG das frühere DDR-Unternehmen VEB Nachrichtenelektronik Greifswald (kurz NEG) und gliederte es 1993 in den Geschäftsbereich Information and Communication Networks (ICN) ein. Der Greifswalder Siemens-Standort spezialisierte sich auf die Entwicklung und Fertigung von Netzzugangstechnik (Access) für Telefonie und Datenübertragung und den erforderlichen Service und wurde weltmarktfähig. 2002 sollte die Fertigung am Standort geschlossen werden. Dies konnte jedoch durch die Arbeitnehmervertretungen und das lokale Management durch ein Management-Buy-out verhindert werden. Die ursprüngliche Fertigung firmiert daher seit 2002 erfolgreich unter dem Namen ML&S als eigenständiges Unternehmen. Der verbleibende Standort wurde 2007 im Zusammenhang mit der Zusammenführung der Telekommunikationsnetztechnik mit Nokia in die Nokia Siemens Networks GmbH & Co KG eingebracht.
Ebenfalls 1991 übernahm man von Texas Instruments deren Abteilung für Automatisierung.
Die Siemens AG geriet 1992 in die Schlagzeilen, weil sie ein Waffenprogramm im Nahen Osten unterstützte.
Im Frühjahr 1996 wurde Siemens in Singapur wegen Korruptionsvorwürfen zusammen mit vier weiteren ausländischen Unternehmen für fünf Jahre von allen öffentlichen Aufträgen ausgeschlossen.
Im Oktober 1997 wurde die Siemens Financial Services GmbH (SFS) als Kompetenz-Center für Finanzierungsthemen und das Management der Finanzrisiken des Siemens-Konzerns gegründet.
1999 verkauft Siemens die Hanauer Tochter Vacuumschmelze für 360 Millionen Mark an Morgan Crucible, die sie im Jahre 2005 für 360 Mio. Euro an die One Equity Group weiterveräußerte. Ebenfalls 1999 ausgegliedert wurde der Bereich der passiven Bauelemente und Röhren unter dem Namen Epcos AG und der Halbleiterbereich unter dem Namen Infineon Technologies AG. Die letzten Anteile an diesen beiden Unternehmen verkaufte die Siemens AG 2006.
2001 erwarb Siemens eine Mehrheitsbeteiligung an der Atecs Mannesmann AG, deren Unternehmensaktivitäten Dematic, VDO und Demag in den Bereich Siemens Dematic (später Logistics and Assembly Systems, L&A) umgewandelt wurden. Dieser wurde am 1. Oktober 2005 wieder aufgelöst. Seine Teilgeschäftsgebiete Postal Automation (PA) und Airport Logistics (AL) wurden in den Bereich Industrial Solutions and Services (I&S) integriert. Das Geschäftsgebiet Electronic Assembly Systems (EA) gehört nun Automation and Drives (A&D) an. Distribution and Industry (DI), Material Handling and Production (MHP) und Customer Services (CS) wurden zur Dematic GmbH & Co. KG. Diese rechtlich eigenständige Gesellschaft war eine 100-%ige Tochter der Siemens AG und nahm am 1. Januar 2006 ihre Tätigkeit auf. Hauptgründe für diesen Umbau waren anhaltende operative Verluste, hauptsächlich der ausgegliederten Geschäftsgebiete. Im Juni 2006 gab Siemens schließlich den Verkauf von Dematic an den europäischen Private Equity-Investor Triton bekannt.
Im März 2005 übernahm die Siemens AG die A. Friedr. Flender Aktiengesellschaft und damit einen der weltweit führenden Getriebehersteller mit über 80 Jahren Erfahrung im Getriebebau. Bis zum Jahr 2010 fand die vollständige Eingliederung in den Sector Industry - Drive Technologies der Siemens AG statt.
Am 7. Juni 2005 gab das Unternehmen den Verkauf der Handysparte Siemens Mobile an das taiwanische Unternehmen BenQ mit Wirkung zum 1. Oktober 2005 bekannt. BenQ führte das Mobilfunkgeschäft mit einer Zentrale in München kurz weiter, bis BenQ im Herbst 2006 die Zahlungen für die Mobilfunksparte einstellte und diese insolvent wurde. Tausende Arbeitsplätze, vor allem in München, Ulm und Kamp-Lintfort/Nordrhein-Westfalen, gingen verloren.
Weitere 7800 Stellen strich der Konzern schließlich im Februar 2015, circa 3300 davon in Deutschland. [14]
Im Mai 2015 erfolgte die Ausgliederung von Siemens Healthcare in eine rechtlich eigenständige GmbH. Die Siemens AG ist hierbei jedoch alleinige Gesellschafterin.
Arbeitsgebiete bis 2009
Bis 2009 unterteilte die Siemens AG ihr operatives Geschäft in fünf Hauptbereiche mit den folgenden Unterbereichen:
Automation and Control (Automatisierungstechnik)
Siemens Automation and Drives (A&D)
Siemens Building Technologies Division (vormals Siemens Building Technologies, zu Siemens Schweiz gehörend) (SBT)
Siemens Industrial Solutions and Services (I&S)
Lighting (Beleuchtung)
Osram GmbH
Medical (Medizintechnik)
Siemens Sector Healthcare (Med)
Power (Energieversorgung)
Siemens Sector Energy
Siemens Power Generation (PG)
Siemens Power Transmission and Distribution (PTD)
Transportation (Verkehrstechnik)
Rail Systems (Siemens Mobility – Schienenfahrzeuge (wie U-Bahn- und Straßenbahn-Triebzüge, Transrapid und ICE) und Bahntechnik wie Stellwerke und Elektrifizierung)
Die SBT ist der einzige Bereich außerhalb Deutschlands. Der Hauptsitz der SBT ist in Zug. Sie wurde im Jahr 2005 mit der Siemens Schweiz AG fusioniert.
Daneben existieren vier Zentralabteilungen (Corporate Development (CD), Corporate Finance (CF), Corporate Personnel (CP), Corporate Technology (CT)) und sechs Zentralstellen (Corporate Communications (CC), Corporate Information Technology (CIT), Corporate Supply Chain and Procurement (CSP), Government Affairs (GA), Global Shared Services (GSS), Management Consulting Personnel (MCP)). In der Forschungsabteilung CT entsteht dabei ein großer Teil der derzeit 7400 (Stand 2004) jährlichen Patentanmeldungen des Unternehmens.
Für das Finanz- und Immobiliengeschäft wurden die Siemens Financial Services GmbH (SFS) und die Siemens Real Estate (SRE) gebildet.
Zudem existieren für einzelne Märkte so genannte regionale Einheiten, d.h. die Regionalorganisation Deutschland (RD) sowie Regionalgesellschaften, Repräsentanzen und Vertretungen im Ausland (siehe Standorte).
Unternehmensstruktur 2008 bis 2011
Der Aufsichtsrat bestätigte am 30. November 2007 die Neuaufstellung der Siemens AG.[15] Für jeden der drei Sektoren wurde ein CEO benannt: Siegfried Russwurm (Industrie), Michael Süß (Energie), Hermann Requardt (Medizintechnik). Auch die Unterteilung in Divisionen wurde bekannt gegeben.
Aufsichtsrat
Vorstand
Sector Industry
Industry Automation
Drive Technologies
Building Technologies
Osram
Industry Solutions
Mobility
Sector Energy
Fossil Power Generation
Renewable Energy
Oil & Gas
Energy Service
Power Transmission
Power Distribution
Sector Healthcare
Imaging and Therapy Systems
Clinical Products
Diagnostics
Customer Solutions
Sektorübergreifende Geschäfte
Siemens IT Solutions and Services
Financial Services
Sektorübergreifende Dienstleistungen
Global Shared Services
Siemens Real Estate
Regionale Einheiten
Gemessen am jeweiligen Umsatz war der Sektor Industry mit 40 Mrd. Euro der größte. Der Sektor Energy sollte vorerst 20 Mrd. Euro und Healthcare 11 Mrd. Euro beitragen. Den sektorübergreifenden Geschäften verblieb damit ein Anteil von 6 Mrd. Euro.[16]
Unternehmensstruktur 2011 bis 2014
Von Oktober 2011 bis September 2014 waren die Aktivitäten des Unternehmens in, als Sektor bezeichnete, Hauptgeschäftsfelder gegliedert. Am 1. Oktober 2011 kam der Sektor Infrastruktur & Städte (Eigenbezeichnung Siemens Sector Infrastructure & Cities) zu den drei bestehenden hinzu. Bis dahin wurden Divisionen der bisherigen Sektoren neu gruppiert, bspw. Mobilität und Energieverteilung.[17]
Aufsichtsrat
Vorstand
Sektor Energie
Fossile Energieträger
Windenergie
Sonnenenergie & Wasserkraft
Öl & Gas
Energiespezifische Dienstleistungen
Energieübertragung
Sektor Medizintechnik
Bildgebende Verfahren & Therapiesysteme
Klinikprodukte
Labordiagnostika
Kundenspezifische Lösungen
Sektor Industrie
Industrieautomatisierung
Antriebstechnologien
Industrielle Dienstleistungen
Sektor Infrastruktur & Städte
Gebäudetechnik
Mobilität und Logistik
Nieder- und Mittelspannungstechnik
Rail Systems (Schienensysteme)
Intelligentes Stromnetz
Sektorenübergreifende Geschäfte
Finanzdienstleistungen
Sektorenübergreifende Dienstleistungen
Weltweite Dienstleistungen
Siemens Unternehmensberatung
Siemens Immobilien
Regionale Einheiten
Zum 1. Oktober 2014 ist die Sektorebene entfallen.[18]
Korruptionsaffäre
Siemens stand zwischen 2006 und 2008 im Mittelpunkt eines der größten Korruptions-/Schmiergeldskandale der deutschen Wirtschaftsgeschichte, in dessen Folge der Vorstandsvorsitzende Klaus Kleinfeld und der Aufsichtsratsvorsitzende Heinrich von Pierer das Unternehmen verließen. Die Gesamtkosten mit erwarteten und bereits verhängten Strafen, Beraterkosten und Steuernachzahlungen beliefen sich auf 2,9 Mrd. Euro.[19]
Am 15. November 2006 durchsuchten 200 Beamte, Steuerfahnder und Staatsanwälte mehr als 30 Bürogebäude an allen großen Siemens-Standorten, außerdem Privatwohnungen von ranghohen Mitarbeitern, wegen des Verdachts der Untreue. Dabei wurden Akten geprüft und Unterlagen sichergestellt. Anschließend wurde neben anderen das ehemalige Vorstandsmitglied Thomas Ganswindt vorübergehend in Untersuchungshaft genommen. Ein Strafprozess gegen ihn vor dem Oberlandesgericht München wurde im Mai 2011 gegen Zahlung einer Geldauflage von 175.000 Euro eingestellt. Ungeachtet dessen fordert der Konzern von Ganswindt einen Schadensersatz in Höhe von 5 Millionen Euro.[20]
Die Ermittlungen ergaben, dass bei Siemens über längere Zeit ein System von Schmiergeldzahlungen existierte. Über eine angeblich bis 1997 bei Siemens für Anweisungen zu Schmiergeldzahlungen benutzte Verschlüsselung zur Umwandlung von Ziffern in Buchstaben berichtete am 31. Januar 2007 The Wall Street Journal. Der ehemalige Siemens-Manager Michael Kutschenreuter soll der Staatsanwaltschaft München berichtet haben, dass zum Beispiel eine Anmerkung „legen sie das in der Datei APP ab“ bedeutet habe, Schmiergelder in Höhe von 2,55 % des Preises seien genehmigt (A=2, P=5). Das Schlüsselwort sei „MAKEPROFIT“. Den Buchstaben darin seien die Ziffern „1234567890“ zugeordnet. Ein Siemens-Sprecher meinte dazu, ihm sei von einem solchen Code nichts bekannt. Der Code könnte sich als entscheidendes Hilfsmittel für die Staatsanwaltschaft erweisen,[21] da er auf Dokumenten als Hinweis auf Anweisungen zu Schmiergeldzahlungen dienen kann.
Die Korruptionsaffäre hatte unter anderem zahlreiche personelle Konsequenzen. Heinrich von Pierer stellte am 25. April 2007 den Vorsitz des Aufsichtsrats zur Verfügung. Zum 30. Juni 2007 legte Klaus Kleinfeld sein Amt als Vorstandsvorsitzender nieder.[22] Neuer Aufsichtsratsvorsitzender wurde Gerhard Cromme, Peter Löscher folgte als Vorstandsvorsitzender nach. Sie bestellten zum 1. Juli einen neuen Chief Compliance Officer, beschlossen ein Anti-Korruptionsprogramm und änderten die Anti-Korruptionsrichtlinien.
Im Oktober 2007 wurde das Unternehmen vom Landgericht München wegen Schmiergeldzahlungen im Bereich der Telekommunikationssparte Com zu einer Geldbuße in Höhe von 201 Millionen Euro verurteilt. Siemens akzeptierte das Urteil.[23]
Neben der Korruptionsaffäre war die Siemens AG mit verschiedenen anderen Vorwürfen konfrontiert. Im Januar 2007 wurden 11 multinationale Konzerne wegen illegaler Preisabsprachen von der EU zu Geldstrafen von insgesamt über 750 Mio. Euro verurteilt (EU-Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes: „Diese Unternehmen haben ein Kartell gebildet, das öffentliche Versorgungsunternehmen und Verbraucher mehr als 16 Jahre lang betrogen hat“). Knapp 400 Mio. Euro dieser Geldstrafe entfielen auf den Siemens-Konzern.[24] Dies ist die zweithöchste Geldstrafe, zu der ein Unternehmen innerhalb der EU verurteilt wurde. Die ThyssenKrupp AG wurde wegen Bildung eines Preiskartells zu ca. 479 Mio. Euro verurteilt (Liftkartell).
Im Zusammenhang mit der Verhaftung ihres Beraters Wilhelm Schelsky am 14. Februar 2007[25] bestätigte ein Siemens-Sprecher, dass Schelsky seit 2001 unter anderem für Beratungsleistungen und Mitarbeiterschulungen über 14 Mio. Euro erhalten habe. Laut Siemens habe Schelsky aber seine Leistungen als Unternehmensberater nicht ausreichend nachgewiesen, weswegen das Unternehmen Ende 2006 seinen Beratervertrag fristlos gekündigt habe. Schelsky war zuvor mit Siemens beteiligt an der ML&S GmbH in Greifswald und der NSG Netzwerk-Service GmbH in Feldkirchen bei München, die heute unter dem Namen Cancom Netzwerk-Service GmbH ihren Sitz in Jettingen-Scheppach hat. Schelsky war Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Unabhängiger Betriebsangehöriger (AUB), einer Arbeitnehmervereinigung, die sich als „die andere Gewerkschaft“ darstellt[26] und wurde von der AUB über 20 Jahre lang mit sehr großen Mehrheiten siebenmal wiedergewählt, bevor er sein Amt im Frühjahr 2007 niederlegte und die AUB ihm Ende Mai 2008 seine Mitgliedschaft aberkannte.
Siemens-Vorstand Johannes Feldmayer wurde nach Unternehmensangaben am 27. März 2007 festgenommen. Laut einer Siemens-Sprecherin stand die Verhaftung im Zusammenhang mit der Affäre um die unabhängige Betriebsräteorganisation AUB. Am 4. April 2007 wurde Feldmayer mit Auflagen aus der Untersuchungshaft wieder entlassen.
Ab Juni 2008 wurde dem ehemaligen leitenden Siemens-Mitarbeiter Reinhard Siekaczek vor dem Landgericht München I der Prozess wegen Untreue gegenüber seinem Ex-Arbeitgeber gemacht. Die Staatsanwaltschaft München trug insgesamt vergleichbare 58 Fälle der Untreue vor. Siekaczek war zuvor Chef der Siemens-Telefonsparte ICN gewesen.[27] Im Mai 2010 wurde er wegen Untreue in 49 Fällen zu zwei Jahren Haft auf Bewährung und einer Geldstrafe von 108.000 Euro verurteilt.[28]
Im Dezember 2008 einigte sich Siemens mit dem US Justizministerium auf die Zahlung einer Geldbuße in Höhe von 450 Millionen US Dollar und mit der United States Securities and Exchange Commission (SEC) auf eine weitere Gewinnabschöpfung in Höhe von 350 Millionen US Dollar.[29] In Deutschland erließ die Staatsanwaltschaft in München parallel dazu einen Bußgeldbescheid über 395 Millionen Euro. Siemens stimmte auch der Verpflichtung von Ex-Finanzminister Theo Waigel als unabhängigem "Compliance Monitor" zu.[30]
Im April 2010 wurde Michael Kutschenreuter, der ehemalige Bereichsvorstand der Siemens-Kommunikationssparte Com,[31] vom Landgericht München I zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren auf Bewährung und einer Geldstrafe in Höhe von 60.000 Euro verurteilt. Der ebenfalls angeklagte ehemalige Buchhalter Kutschenreuters wurde zu 18 Monaten auf Bewährung verurteilt.[32] Auf diese Strafen erkannte der Vorsitzende Richter Hans-Joachim Eckert nach Geständnissen der beiden Angeklagten, wobei er einen weiteren Anklagepunkt, nämlich Beihilfe zur Bestechung, fallen ließ. Beide Beschuldigten hatten in einem Deal zwischen Gericht, Staatsanwaltschaft und Verteidigern eingeräumt, Schmiergeldzahlungen gedeckt zu haben. Kutschenreuter bedauerte öffentlich, die illegale Praxis der schwarzen Kassen gedeckt zu haben. Zugleich relativierten seine Anwälte insofern, als Schmiergeld ein selbstverständlicher Teil der Firmenstrategie bei Siemens gewesen sei.[33]
Ein Verfahren gegen den ehemaligen Siemens-Finanzvorstand Heinz-Joachim Neubürger wurde im Juli 2011 eingestellt.[34] Er hatte ein Angebot der Staatsanwaltschaft akzeptiert und 400.000 Euro an gemeinnützige Organisationen gezahlt. In einem Zivilverfahren wurde Neubürger 2013 verurteilt, an Siemens 15 Millionen Euro Schadenersatz zu zahlen, da er während der Korruptionsaffäre seine Aufsichtspflichten verletzt habe. Einen zuvor vom Gericht vorgeschlagenen Vergleich mit seinem ehemaligen Arbeitgeber hatte er abgelehnt.[35] 2014 einigten sich Neuburger und Siemens darauf, dass Neuburger nur noch Schadenersatz in Höhe von 2,5 Millionen Euro zu leisten hatte und keine persönliche Schuld auf sich nehmen musste. Die Hauptversammlung der Siemens AG stimmte der Vereinbarung am 27. Januar 2015 zu. Wenige Tage nach dieser Einigung beging Neubürger Suizid.[36]
In einem der letzten Prozesse in Deutschland gegen frühere Vorstandsmitglieder von Siemens wurde Uriel Sharef, als Vorstand zuständig für Lateinamerika, im Mai 2014 vom Landgericht München I vom Vorwurf der Untreue freigesprochen. Die Vorsitzende Richterin Jutta Zeilinger begründete das Urteil mit unzureichenden Beweisen und kritisierte die Arbeit der Staatsanwaltschaft. Sharef hatte die Anklagepunkte im Zusammenhang mit der Bestechung von argentinischer Regierungsvertretern im Jahr 2003 immer bestritten.[37]
Im November 2014 wurde von einem Berufungsgericht in Athen gegen 64 Beschuldigte Anklage wegen Bestechung und Geldwäsche erhoben.[38]
Neue Geschäftsfelder und Verkäufe
Die Zahl der Mitarbeiter des Siemens-Konzerns (inkl. Joint Ventures und Beteiligungen) beträgt heute weltweit rund 343.000 Mitarbeiter (2014).[39] Dabei ist eine Entwicklung hin zum Offshoring zu erkennen. So waren 2001 über 41 % der Siemens-Mitarbeiter in Deutschland tätig, 2006 waren es noch 34 %. Gleichzeitig schuf Siemens in Osteuropa und Asien neue Beschäftigung. Zudem wurde 2011 ein neuer Sektor namens „Infrastructure & Cities“ geschaffen. Dieser Sektor soll weitere 100.000 Arbeitsplätze weltweit schaffen. Um nach Aufarbeitung der Korruptionsaffäre den neuen Stellenwert einer ethischen Kultur des Unternehmens zu beglaubigen, gründete die Siemens AG im September 2008 die Siemens Stiftung, die das gesellschaftliche Engagement der Siemens AG durch Projektarbeit in Europa, Lateinamerika und Subsahara-Afrika nachhaltig ausbauen soll.
Halbleitergeschäft
Durch die Ausgliederung des Halbleitergeschäfts (1999) der Siemens AG ging der Halbleiterhersteller Infineon im Jahr 2000 an die Börse (IPO).
Elektronische Bauelemente
2006 wurde der 12,5-%-Anteil an Epcos verkauft.
Bereich COM
Zum 1. Oktober 2004 wurden die Siemens Bereiche ICM und ICN zum neuen Bereich Communications (Com) zusammengefasst. Daraus ergibt sich der größte Einzelbereich der Siemens AG. Zum 3. März 2005 übernahm die a&o Gruppe aus Neuss die SBS-Tochter Sinitec. Dieser Verkauf wird als Beginn einer Umstrukturierung innerhalb des Siemens-Konzerns angesehen und wurde seinerzeit als richtungsweisend bezeichnet. Im Juli 2007 musste die a&o iTec (seinerzeit Sinitec) Insolvenz anmelden, wodurch am 1. Oktober 2007 der Geschäftsbetrieb endgültig eingestellt wurde. Weiterhin hat der Vorstand von Siemens am 19. Juni 2006 bekannt gegeben, die Konsolidierung in der Enterprise-Communications-Industrie (Netzwerkgeschäft mit Geschäftskunden) aktiv zu verfolgen. Siemens ist nach eigenen Angaben in Verhandlungen mit mehreren Interessenten zur Umsetzung dieser Strategie. Das Wireless-Modules-Geschäft (Geschäft mit drahtlosen Funkmodulen in der Maschine-zu-Maschine-Kommunikation, z. B. in Verkaufsautomaten) soll zum 1. Oktober 2006 in den Siemens-Bereich Automation and Drives integriert werden.
Durch diese jüngsten Umstrukturierungen löst die Siemens AG den Communications-(Com)-Geschäftsbereich somit knapp zwei Jahre nach seiner Gründung wieder auf.
Telekommunikationssparte
Im Jahr 2005 übernahm BenQ die Mobiltelefon-Sparte der Siemens AG.
Nokia Siemens Networks
Im Februar 2006 kamen Gerüchte auf, der Siemens-Vorstand erwäge den Verkauf bzw. Ausgliederung von Teilen des Com-Bereichs. Am 19. Juni 2006 gab Siemens die Zusammenlegung seiner Sparten für das Geschäft mit Netzbetreibern mit dem finnischen Konkurrenten Nokia in einem neuen, rechtlich eigenständigen Unternehmen bekannt. Zum 1. Januar 2007 sollte durch dieses Joint Venture ein global führender Infrastrukturanbieter für Fest- und Mobilnetze unter dem Namen Nokia Siemens Networks entstehen, an dem Nokia und Siemens je zur Hälfte beteiligt sind. Durch das Bekanntwerden der Korruption im großen Stil im Dezember 2006 verzögerte sich dieses Vorhaben um ein Quartal, sodass das Gemeinschaftsunternehmen zum 1. April 2007 startete. Sitz der in den Niederlanden registrierten Gesellschaft wurde Espoo, Finnland. Simon Beresford-Wylie, vormals Executive Vice President und General Manager von Nokia Networks, übernahm den Vorstandsvorsitz von Nokia Siemens Networks. Das neue Unternehmen Nokia Siemens Networks beschäftigt ca. 60.000 Mitarbeiter. Angestrebt werden Synergieeffekte von rund 1,5 Mrd. Euro bis zum Jahr 2010 (etwa 10 % des summierten Pro-Forma-Umsatzes der beiden Unternehmensteile im Jahr 2005), auch durch den Abbau von Personal (geschätzt 9.000 Stellen sollen ab Anfang 2007 entfallen).[40]
Im Juli 2013 wurden die verbliebenen Anteile für 1,7 Milliarden Euro an Nokia verkauft und das Unternehmen in Nokia Solutions and Networks umbenannt.[41]
weiter geht es in Teil 2
Rechtsform Aktiengesellschaft
ISIN DE0007236101
Gründung 1. Oktober 1847 in Berlin
Sitz Berlin und München, Deutschland
Leitung
Joe Kaeser, Vorstandsvorsitzender
Gerhard Cromme, Aufsichtsratsvorsitzender
Mitarbeiter 342.000 (März 2015)
Umsatz 71,920 Mrd. € (2014)[1]
Branche Mischkonzern
Website www.siemens.com
Velaro (Spanien) von Rail Systems
Magnetresonanztomograph von Siemens
Unternehmensstruktur
Hauptgeschäftsfelder
Aufsichtsrat
Vorstand
Power and Gas
Wind Power and Renewables
Power Generation Services
Energy Management
Building Technologies
Mobility
Digital Factory
Process Industries and Drives
Healthcare (*1)
Financial Services
Stand 1. Januar 2015[4]
(*1) Healthcare wird als eigenständiges Geschäft außerhalb der Divisionsstruktur geführt.
Produkte
Turbine von Siemens
Zur umfangreichen Produktpalette der Siemens AG zählen im Wesentlichen:
Automatisierungs- und Antriebstechnik für Prozess- und Fertigungsindustrie (Simatic, Sinumerik, Sitrans)
Energieübertragung und -verteilung (z. B. Transformatoren, Schaltanlagen, Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung)
Generatoren
Getriebe
Kupplungen
Kraftwerkstechnik, Postautomation, Telematik
Medizintechnik, z. B. Hörgeräte, Röntgensysteme, Computertomographen, Kernspintomographen, Positronen-Emissions-Tomographen
Niederspannungsschalttechnik: Schaltgeräte für Verbraucherabzweige, Komponenten zur Energieverteilung, Befehls- und Meldegeräte, komplette Schranksysteme (Leistungsschalter etc.)
Rüstungsgüter[5]
Schienenfahrzeuge wie der ICE, Lokomotiven, Triebwagen für U-Bahnen, S-Bahnen und Straßenbahnen, außerdem Bahn-Betriebsleittechnik, (z. B. Stellwerke) und Elektrifizierung, daneben die Magnetschwebebahn Transrapid (zusammen mit ThyssenKrupp), siehe Siemens Mobility
Sicherheitstechnik: Brandmeldetechnik, Einbruchmeldetechnik, Videoüberwachung, Zutrittskontrolle, Feuerlöschtechnik
Software, insbesondere Product-Lifecycle-Management-Software (PLM) z. B. Tecnomatix Plant Simulation
Stahlwerke
Turbinen: Windkraftanlagen, Dampf- und Gasturbinen
Verdichter
Geschichte
Telegraphen Bau-Anstalt von Siemens & Halske
Erste Werkstatt von Siemens & Halske im Hinterhaus der Berliner Schöneberger Straße 19, Oktober 1847
Geschichte bis zum Ersten Weltkrieg
Gründungsaktie, Gestaltung Ludwig Sütterlin, 1897
Historische Siemens-Logos
Unternehmenslogo von Siemens-Schuckert
Am 1. Oktober 1847 gründete der seinerzeitige Ingenieuroffizier in der Berliner Artilleriewerkstatt und federführende Kopf der Preußischen Telegraphenkommission, Leutnant Werner Siemens, zusammen mit dem Feinmechanikermeister Johann Georg Halske die Telegraphen Bau-Anstalt von Siemens & Halske in Berlin.[6] Grundlage bildet der von Siemens konstruktiv verbesserte Zeigertelegraf. Das Berliner Unternehmen entwickelte sich innerhalb weniger Jahrzehnte von einer kleinen Werkstatt, die neben Telegraphen vor allem Eisenbahnläutwerke, Drahtisolierungen und Wassermesser herstellte, zu einem der weltweit größten Elektrounternehmen. Der erste Standort der Siemens & Halske Maschinenfabrik und Telegraphenbauanstalt etablierte sich in der Berliner Friedrichstadt an der Markgrafenstraße 88–94/Charlottenstr. 6–7. 1904 wurde das sogenannte Berliner Werk geschlossen. Ab dem Jahr 1883 wurde bereits am Salzufer in Charlottenburg durch den Kauf der ehemaligen Maschinenfabrik von Freund ein zweites Werk angelegt, das bis 1903 nach Plänen von Siemens-Baudezernatsleiter Karl Janisch baulich erweitert wurde. Bereits ab 1899/1900 begann der Umzug in das dritte Werk an den Nonnenwiesen in der späteren Siemensstadt. Das Charlottenburger Werk wurde 1929 aufgegeben. Die gesamte Produktion konzentrierte sich nunmehr am Nonnendamm. Das ab 1899 gebaute Glühlampenwerk Helmholtzstraße 2–9 in Charlottenburg wurde 1919 zum Werk S (wie Siemens) von Osram.
1848 baute Siemens die erste Telegraphenlinie Europas über weite Entfernung zwischen Berlin und Frankfurt am Main. Früh war das Unternehmen auch international tätig: Werners Bruder Carl Wilhelm Siemens eröffnete 1850 eine Repräsentanz des Unternehmens in London, die später in das selbstständige Unternehmen Siemens Brothers & Co. Ltd umgewandelt wurde. Auf der ersten Weltausstellung in London 1851 erhielt Siemens & Halske eine Council Medal als Auszeichnung. Ab 1851 war das Unternehmen in Russland am Bau eines Telegraphen-Netzwerks beteiligt. 1855 eröffnete Siemens eine Zweigniederlassung in Sankt Petersburg, die von Carl Siemens (ab 1895: von Siemens), einem weiteren Bruder, geleitet wurde. Internationale Großprojekte wie der Bau der Indo-Europäischen Telegrafenlinie (1867–1870) und ein mit Siemens Brothers verlegtes Transatlantikkabel (1870) führten zu steigenden Umsätzen. Entscheidend war jedoch die Entdeckung des dynamoelektrischen Prinzips durch Werner Siemens im Jahr 1866, das die Voraussetzungen für die Nutzung der Elektrizität zur Kraftversorgung schuf (siehe Elektrischer Generator, Siemens baute die ersten Generatoren ohne Dauermagneten). Dadurch erschlossen sich für die Gesellschaft neue Geschäftsfelder wie zum Beispiel bei der Elektrifizierung von Eisenbahnen sowie der Produktion von Glühlampen. Eine bedeutende Rolle spielten die Erfindungen des Chefkonstrukteurs Friedrich von Hefner-Alteneck.
Werner von Siemens, Unternehmensgründer
Johann Georg Halske, Gründungspartner
Am 1. Oktober 1847 gründete der seinerzeitige Ingenieuroffizier in der Berliner Artilleriewerkstatt und federführende Kopf der Preußischen Telegraphenkommission, Leutnant Werner Siemens, zusammen mit dem Feinmechanikermeister Johann Georg Halske die Telegraphen Bau-Anstalt von Siemens & Halske in Berlin.[6] Grundlage bildet der von Siemens konstruktiv verbesserte Zeigertelegraf. Das Berliner Unternehmen entwickelte sich innerhalb weniger Jahrzehnte von einer kleinen Werkstatt, die neben Telegraphen vor allem Eisenbahnläutwerke, Drahtisolierungen und Wassermesser herstellte, zu einem der weltweit größten Elektrounternehmen. Der erste Standort der Siemens & Halske Maschinenfabrik und Telegraphenbauanstalt etablierte sich in der Berliner Friedrichstadt an der Markgrafenstraße 88–94/Charlottenstr. 6–7. 1904 wurde das sogenannte Berliner Werk geschlossen. Ab dem Jahr 1883 wurde bereits am Salzufer in Charlottenburg durch den Kauf der ehemaligen Maschinenfabrik von Freund ein zweites Werk angelegt, das bis 1903 nach Plänen von Siemens-Baudezernatsleiter Karl Janisch baulich erweitert wurde. Bereits ab 1899/1900 begann der Umzug in das dritte Werk an den Nonnenwiesen in der späteren Siemensstadt. Das Charlottenburger Werk wurde 1929 aufgegeben. Die gesamte Produktion konzentrierte sich nunmehr am Nonnendamm. Das ab 1899 gebaute Glühlampenwerk Helmholtzstraße 2–9 in Charlottenburg wurde 1919 zum Werk S (wie Siemens) von Osram.
1848 baute Siemens die erste Telegraphenlinie Europas über weite Entfernung zwischen Berlin und Frankfurt am Main. Früh war das Unternehmen auch international tätig: Werners Bruder Carl Wilhelm Siemens eröffnete 1850 eine Repräsentanz des Unternehmens in London, die später in das selbstständige Unternehmen Siemens Brothers & Co. Ltd umgewandelt wurde. Auf der ersten Weltausstellung in London 1851 erhielt Siemens & Halske eine Council Medal als Auszeichnung. Ab 1851 war das Unternehmen in Russland am Bau eines Telegraphen-Netzwerks beteiligt. 1855 eröffnete Siemens eine Zweigniederlassung in Sankt Petersburg, die von Carl Siemens (ab 1895: von Siemens), einem weiteren Bruder, geleitet wurde. Internationale Großprojekte wie der Bau der Indo-Europäischen Telegrafenlinie (1867–1870) und ein mit Siemens Brothers verlegtes Transatlantikkabel (1870) führten zu steigenden Umsätzen. Entscheidend war jedoch die Entdeckung des dynamoelektrischen Prinzips durch Werner Siemens im Jahr 1866, das die Voraussetzungen für die Nutzung der Elektrizität zur Kraftversorgung schuf (siehe Elektrischer Generator, Siemens baute die ersten Generatoren ohne Dauermagneten). Dadurch erschlossen sich für die Gesellschaft neue Geschäftsfelder wie zum Beispiel bei der Elektrifizierung von Eisenbahnen sowie der Produktion von Glühlampen. Eine bedeutende Rolle spielten die Erfindungen des Chefkonstrukteurs Friedrich von Hefner-Alteneck.
Nach der Vorstellung der ersten Telefonapparate vor der Reichspost durch Emil Rathenau 1880 verbesserte Siemens die amerikanische Erfindung und produzierte in großem Umfang für die Post- und Telegrafenverwaltungen in Deutschland, Luxemburg und der Schweiz. Durch die anhaltenden Erfindungen der später in einem Großlabor konzentrierten Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten erkämpfte sich Siemens & Halske einen technologischen Vorsprung im Telefongeschäft gegenüber seinen Konkurrenten, wie etwa der AEG. So war es Siemens, die in Hildesheim 1908 die erste elektromechanische Ortsvermittlungsstelle im Deutschen Reich übergeben konnte und 1913/14 zwischen Berlin, dem Ruhrgebiet und dem Rheinland als erstes überregionales Telefon-Fernkabel das „Rheinlandkabel“ fertigte und verlegte.
Im Jahr 1882 wurde ein elektrisch angetriebener Kutschenwagen als Elektromote benannter Oberleitungswagen gebaut und der Betrieb auf einer 540 Meter langen Versuchsstrecke in Halensee bei Berlin getestet; wegen der schlechten Straßen wurde der Versuch allerdings nach sechs Wochen beendet. Den Namen „Elektromote“ schuf Werner Siemens selbst. Der Strom wurde von der zweipoligen Oberleitung durch einen Kontaktschlitten (Trolley), der oben auf den Fahrleitungsdrähten fuhr, entnommen. Durch ein biegsames Kabel wurde der Kontaktschlitten mit seinen acht kleinen Rädern vom Fahrzeug auf der Oberleitung nachgezogen. Dieser elektrisch betriebene Kutschenwagen gilt mit seinen Merkmalen als der erste Oberleitungsbus der Welt.
1883 wurde die Lokalbahn Mödling–Hinterbrühl in der Nähe von Wien eröffnet. Das Stromsystem dieser ersten Überlandstraßenbahn bestand aus einer zweipoligen Fahrleitung in Kupferrohren mit kleinem Durchmesser und einem Schlitz an der Unterseite (Schlitzrohrfahrleitung). In dieser liefen zwei Kontaktwägelchen, die von dem Triebwagen nachgezogen wurden. Das gleiche System wurde von Siemens 1884 auch für die erste kommerziell betriebene elektrische Straßenbahn in Deutschland der Frankfurt-Offenbacher Trambahn-Gesellschaft (FOTG) zwischen Offenbach am Main und Frankfurt am Main verwendet.
1890[7] schied Werner von Siemens aus der Geschäftsführung aus, Inhaber waren nun Bruder Carl und die Söhne Arnold und Wilhelm. 1897 erfolgte die Umwandlung von Siemens & Halske in eine Aktiengesellschaft. Zunehmend entwickelte sich jedoch die Allgemeine Electricitäts-Gesellschaft (AEG) zum Gegenspieler von Siemens auf dem deutschen Elektromarkt. Beide Unternehmen verschafften sich 1891 auf der Internationalen Elektrotechnischen Ausstellung grenzübergreifende Aufmerksamkeit.
1899 baute Siemens & Halske einen Straßenbahn-Omnibus, der als Duo-Bus bzw. „O-Bus“ in Berlin und Eberswalde erfolgreich eingesetzt wurde.
Als es nach der Jahrhundertwende zu einem Konzentrationsprozess in der Branche kam, entschloss sich Siemens, den eigenen Starkstrombereich 1903 zusammen mit der Nürnberger Elektrizitäts-AG, vormals Schuckert & Co. in die gemeinsamen Siemens-Schuckertwerke (SSW) einzubringen.
Im Bereich der drahtlosen Telegrafie gründete Siemens 1903 gemeinsam mit der AEG die „Gesellschaft für drahtlose Telegraphie m.b.H., System Telefunken“, um die andauernden Streitigkeiten um Patente zu beenden. Die in Berlin liegenden Siemens-Fabriken wurden ab Ende der 1890er-Jahre, angefangen mit dem Kabelwerk Westend, vor die Stadtgrenze in den nordwestlich liegenden und bis 1920 selbstständigen Stadtkreis Spandau verlegt, wo auf einem brachliegenden Areal an den „Nonnenwiesen“ ein später Siemensstadt genannter eigener Stadtteil entstand.
Der Siemens-Konzern gehörte zu den ersten multinationalen Industrieunternehmen Europas. Die Auslandsproduktion setzte 1863 mit einem Kabelwerk bei Woolwich (England) ein, 1882 folgte ein Kabelwerk in Sankt Petersburg. Die von Arnold von Siemens aufgebaute Wiener Filiale nahm 1883 ebenfalls eine eigene Produktion auf. 1892 wurde die erste Siemens-Niederlassung in Übersee, die Siemens & Halske Japan Agency in Tokio, gegründet, die 1914 durch den Siemens-Skandal für den Sturz des japanischen Kabinetts verantwortlich war. Eine von Arnold ebenfalls 1892 mit zwei amerikanischen Partnern errichtete Fabrik für Eisenbahnmotoren und Dynamomaschinen in Chicago, die General Electric Konkurrenz machen sollte, wurde im August 1894 durch Brand völlig zerstört.[8] Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges bestanden Produktionsstätten in Großbritannien, Russland, Österreich-Ungarn, Frankreich, Belgien und Spanien. Insgesamt besaß Siemens in 49 Ländern 168 Vertretungsbüros.
Im 1906 gebauten „Blockwerk I“ (Fertigung von Blockeinrichtungen der Eisenbahn) am Nonnendamm in der Siemensstadt baute S & H ab 1912 auch luftgekühlte Flugmotoren (Sh.III, 1916) für die Fliegertruppe des Deutschen Heeres.[9]
Zwischenkriegszeit und Zweiter Weltkrieg
Zentrale der Siemens AG in München im Palais Ludwig Ferdinand am Wittelsbacherplatz („Pink Palace“)
Nach den Verlusten des Ersten Weltkrieges gehörte Siemens schon Mitte der 1920er-Jahre wieder zu den fünf weltweit führenden Elektrokonzernen. Kurzfristig kooperierte Siemens nach 1920 in der Siemens-Rheinelbe-Schuckert-Union unter der Führung von Hugo Stinnes eng mit Unternehmen der Eisen-, Stahl- und Kohleindustrie. Später wurden einzelne Produktbereiche in spezialisierte Tochter- und Beteiligungsgesellschaften ausgegliedert. So entstanden unter anderem die Osram G.m.b.H. KG (1920), die Siemens-Bauunion (1921), die Siemens-Reiniger-Veifa Gesellschaft für medizinische Technik mbH (1925, ab 1932 Siemens-Reiniger-Werke AG (SRW)) und nach Übernahme der Eisenbahnsignal-Bauanstalt Max Jüdel & Co in Braunschweig die Vereinigten Eisenbahn-Signalwerke GmbH (1929).
Siemens & Halske hatte wesentlichen Anteil an der technischen Modernisierung des Telefonsystems nach dem Ersten Weltkrieg (Automatisierung der Ortsvermittlungen, Halbautomatisierung des Regionalverkehrs in den Ballungsgebieten, Verkabelung der Fernleitungen durch Fernkabel). Für das seit 1920 reichsweit einheitliche Eisenbahnnetz der Deutschen Reichsbahn baute Siemens & Halske nach 1923 das erste halbautomatische bahninterne Telefonnetz, die Bahnselbstanschlussanlage Basa. Der in dieser Zeit erreichte technische Vorsprung wurde erfolgreich in einem intensiven Auslandsgeschäft weiterverfolgt. Ein Kennzeichen der Zwischenkriegszeit war die weitgehende Kartellierung der Lieferbeziehungen innerhalb Deutschlands zwischen den wesentlichen Konkurrenten, Siemens und dem Hauptauftraggeber, der Reichspost ebenso wie im internationalen Geschäft. Kartelle bestanden etwa für die Fertigung und Verlegung von Fernkabeln in Form der Deutschen Fernkabelgesellschaft DFKG, oder für den Bau von Ortsvermittlungen. Internationale Kartelle für Europea und Südamerika wurden im Telefongeschäft mit ITT, General Electric, AT&T und Ericsson abgeschlossen.
Der Flugmotorenbau ging 1926 in das eigenständige Siemens-Flugmotorenwerk, Berlin-Spandau über und wurde 1933 Teil der neuen Siemens Apparate und Maschinen GmbH (SAM). 1936 stieg der Konzern ganz aus dem Motorenbau aus (siehe auch Brandenburgische Motorenwerke).
Die Weltwirtschaftskrise nach 1929 führte auch bei Siemens zu erheblichen Umsatzeinbußen und Personalentlassungen, jedoch führte nach der nationalsozialistischen Machtergreifung 1933 die verstärkte Aufrüstung von Wehrmacht, Luftwaffe und Marine bald wieder zu einer Steigerung der Auftragseingänge. 1939 war Siemens mit 187.000 Beschäftigten größter Elektrokonzern der Welt. Neue Anwendungsbereiche wie die Medizintechnik, die Rundfunktechnik, elektrische Wärme- und Haushaltsgeräte oder auch das Elektronenmikroskop gewannen rasch an Bedeutung für das Unternehmen.
Auch im Ausland expandierte Siemens: 1936 gab es in Europa 16 Fertigungsstätten (u.a. in Wien, Budapest, Mailand und Barcelona). Außerhalb Europas entstanden Produktions-Joint-Ventures in Tokio und Buenos Aires. In Japan wurde hierzu gemeinsam mit dem Furukawa-Konzern 1923 die Fuji Denki Seizō K.K. gegründet. In die Zwischenkriegszeit fallen auch eine Reihe von internationalen Großprojekten, etwa der Ausbau der Metro Athen (1926–1928) und Buenos Aires (1933–1938). Besonders prestigeträchtig war das Wasserkraftwerk Ardnacrusha am Shannon (1925–1929) und die damit verbundene Elektrifizierung Irlands. Lediglich in den USA war Siemens aufgrund eines Austauschvertrags mit Westinghouse Electric nicht aktiv.
Nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs 1939 waren die Siemens-Kapazitäten mit kriegswichtigen Bestellungen voll ausgelastet. Im Verlauf des Krieges wurden Produktionsstätten in alle Gegenden Deutschlands und in die besetzten Gebiete ausgelagert, wo auch Siemens in großem Umfang „Fremdarbeiter“ sowie Zwangsarbeiter (auch sogen. „Ostarbeiter“) ausbeutete. Für die Rüstungsproduktion ließ Siemens & Halske ab Juni 1942 Fertigungsbaracken in unmittelbarer Nähe zum Frauen-KZ Ravensbrück errichten. Es entstanden im Siemenslager Ravensbrück das Wernerwerk für Fernsprechgeräte (WWFG), Radio (WWR) und Meßgeräte (WWM).[10] Das Lager leitete SS-Hauptscharführer Grabow. Es wurde bald in zwei Schichten gearbeitet außer am Wochenende, weil in dem Betrieb auch Zivilarbeiterinnen beschäftigt waren. Diese Zivilarbeiterinnen der Firma Siemens-Halske unterstanden dem Betriebsleiter und Ingenieur Otto Grade als Angestellter.
Siemens produzierte in Auschwitz und Lublin mit von der SS angemieteten KZ-Häftlingen.[11] Zahlreiche Siemens-Produktionsstätten wurden durch den Krieg zerstört. Während der Schlacht um Berlin kam es zur völligen Schließung der Werke in Berlin. Der von 1941 bis 1956 amtierende Firmenchef Hermann von Siemens wurde 1945 zeitweise im Nürnberger Kriegsverbrechergefängnis interniert und als Zeuge vernommen, jedoch kam es nicht zur Anklage. Er gab dem Unternehmen wichtige Impulse für den raschen Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg von München und Erlangen aus.
Nachkriegsentwicklung
Schon in den letzten Monaten des Krieges hatte sich das Unternehmen auf die militärische Niederlage des nationalsozialistischen Deutschen Reiches vorbereitet und regionale Unterorganisationen gebildet. Bereits 1947 wurde Erlangen zum Sitz der Siemens-Reiniger-Werke und wegen der unsicheren Zukunft des Standortes Berlin, verstärkt durch die Mitte 1948 begonnene Berlin-Blockade, wurde zum 1. April 1949 der Verwaltungshauptsitz der Siemens-Schuckertwerke ebenfalls nach Erlangen und die Konzernzentrale der Siemens & Halske AG nach München verlegt – Berlin blieb jedoch zweiter Firmensitz beider Unternehmen.[12]
Bayern wurde somit zum neuen Hauptstandort des Siemens-Konzerns, nachdem die Werke in der Sowjetischen Besatzungszone und im Ausland verloren gegangen und die historisch angestammten Produktionsstätten in Berlin-Siemensstadt (nun West-Berlin) politisch unzuverlässig und auf Grund der Entfernung zu den Absatzmärkten zu unwirtschaftlich geworden waren.
1950 erreichte das Unternehmen wieder 90 Prozent der Produktion von 1936. Dabei wurde die Produktpalette weiter ausgebaut, auch wenn Großprojekte und Investitionsgüter an Bedeutung gewannen. Ab 1954 stieg man in die Datenverarbeitung ein und produzierte Halbleiterbauelemente und Computer, etwa den Siemens 2002. Für den Konsumgüterbereich (z. B. Waschmaschinen, Fernsehgeräte) wurde 1957 die Siemens-Electrogeräte AG gegründet. Auch in der Medizintechnik konnte man etwa mit der Produktion von Herzschrittmachern die eigene Position ausbauen. 1962 beschäftigte der Konzern 240.000 Mitarbeiter und erwirtschaftete einen Jahresumsatz von 5,4 Milliarden DM. Dieser hatte sich damit innerhalb eines Jahrzehnts vervierfacht.
Von 1956 bis 1971 war Ernst von Siemens Aufsichtsratsvorsitzender. Unter seiner Führung wurden 1966 die Siemens & Halske AG, die Siemens-Schuckertwerke AG und die Siemens-Reiniger-Werke AG (bis 1969 als Siemens AG, Wernerwerk für Medizinische Technik, später Siemens Medical Solutions) zur Siemens AG zusammengefasst. Die Neuordnung wurde 1969 mit der Bildung von sechs Unternehmensbereichen (Bauelemente, Datentechnik, Energietechnik, Installationstechnik, Medizinische Technik, Nachrichtentechnik), fünf Zentralbereichen (Betriebswirtschaft, Finanzen, Personal, Technik, Vertrieb) und zahlreiche sogenannte Regionale Einheiten (Zweigniederlassungen, Auslandsniederlassungen) abgeschlossen. Dennoch blieb ein umfangreiches Netz an Tochter- und Beteiligungsgesellschaften bestehen. 1967 übernahm man von Brown, Boveri & Cie. die Zuse KG zu 70 %, zwei Jahre später zu 100 %. Gleichzeitig wurde der Haushaltsgerätesektor mit dem von Bosch zur BSH Bosch und Siemens Hausgeräte GmbH (BSH) zusammengelegt. 1969 erfolgte zusammen mit der AEG die Gründung der Tochterunternehmen Transformatoren Union (TU) und Kraftwerk Union (KWU). 1978 ging die Osram GmbH ganz in Siemens-Besitz über. Andere Tochtergesellschaften wie die Siemens-Bauunion oder die Siemens-Planiawerke wurden jedoch abgestoßen.
1971 übernahm Peter von Siemens von seinem Onkel Ernst von Siemens den Posten des Aufsichtsratsvorsitzenden der Siemens AG. 1977 gründete man gemeinsam mit Allis-Chalmers das Joint-Venture Siemens-Allis, das im Januar 1978 den Betrieb aufnahm.[13] Zu den technischen Erfolgen der 1980er-Jahre gehört die 1980 gemeinsam mit den Deutsche Telephonwerken in Berlin produzierte weltweit erste digitale Telekommunikationsanlage. Auch im Schienenfahrzeugbau, der 1989 in die Siemens-Verkehrstechnik ausgegliedert wurde, war Siemens durch seine Beteiligung am ICE-Projekt erfolgreich. Hier wurde zudem das Projekt der Magnetschwebebahn Transrapid verfolgt. Von 1981 bis 1988 hatte Bernhard Plettner, ab 1971 Vorstandsvorsitzender, den Vorsitz im Aufsichtsrat der Siemens AG.
1986/87 war der Konzernumsatz auf 51,4 Mrd. DM angewachsen. 1987 wurde die Siemens AG um die Unternehmensbereiche KWU – dort war Siemens bereits ab 1977 Alleinaktionär – und Halbleiter erweitert, bevor 1989/90 dann eine erneute Umorganisation mit nun vierzehn Unternehmensbereichen (Energieerzeugung (KWU); Energieübertragung und -verteilung; Anlagentechnik, Antriebs-, Schalt- und Installationstechnik; Automatisierungstechnik; Daten- und Informationstechnik; private Kommunikationssysteme; Sicherungstechnik; Verkehrstechnik; Automobiltechnik; medizinische Technik; Halbleiter; Bauelemente und Röhren) umgesetzt wurde. Diese Gliederung entspricht noch weitgehend den heutigen, nun englisch bezeichneten, Konzernteilen.
Die Geschäftsentwicklung verlief in den letzten Jahrzehnten keineswegs uneingeschränkt positiv. Zwischen 1971 und 1976 sowie zu Beginn der 1980er-Jahre sank die Zahl der Mitarbeiter um mehrere Tausend. Ein vorläufiger Mitarbeiterhöchststand wurde dann 1991 mit 427.000 Arbeitnehmern erreicht. 1985/86 kam es zudem zu einem kurzzeitigen Umsatzeinbruch von 14 %. Vor allem der deutsche Heimatmarkt verlor im Vergleich zu den außereuropäischen Märkten stark an Bedeutung. Schon Anfang der 1980er produzierte Siemens in 37 Ländern in 141 Fabriken. Die Nicht-Deutschen Konzernumsätze waren schon um die 1980er-Jahre mit 50 % stark am Konzernumsatz beteiligt. In den 1990er-Jahren stieg der ausländische Anteil sogar auf zwei Drittel an. 1989 gehörte Siemens nach dem Volkswagen-Konzern und Veba zur größten Publikumsgesellschaft in der BR Deutschland, deren Anzahl der Aktionäre rund 538.000 betrug.
Um im Bereich EDV-Technik konkurrenzfähig zu bleiben, erwarb Siemens 1990 einen Anteil von 51 % an der Nixdorf Computer AG und brachte den Siemens-Unternehmensbereich mit in die Siemens Nixdorf Informationssysteme AG ein. Das Unternehmen wurde jedoch 1999 wieder ausgegliedert und firmiert heute als Wincor Nixdorf International GmbH. Lediglich die PC-Sparte wurde in die Fujitsu Siemens Computers GmbH integriert, die 1999 aus dem Joint Venture der Fujitsu Computers Europe mit Siemens Computer Systems hervorging. Diese Verbindung wurde 2008 gelöst.
1991 übernahm die Siemens AG das frühere DDR-Unternehmen VEB Nachrichtenelektronik Greifswald (kurz NEG) und gliederte es 1993 in den Geschäftsbereich Information and Communication Networks (ICN) ein. Der Greifswalder Siemens-Standort spezialisierte sich auf die Entwicklung und Fertigung von Netzzugangstechnik (Access) für Telefonie und Datenübertragung und den erforderlichen Service und wurde weltmarktfähig. 2002 sollte die Fertigung am Standort geschlossen werden. Dies konnte jedoch durch die Arbeitnehmervertretungen und das lokale Management durch ein Management-Buy-out verhindert werden. Die ursprüngliche Fertigung firmiert daher seit 2002 erfolgreich unter dem Namen ML&S als eigenständiges Unternehmen. Der verbleibende Standort wurde 2007 im Zusammenhang mit der Zusammenführung der Telekommunikationsnetztechnik mit Nokia in die Nokia Siemens Networks GmbH & Co KG eingebracht.
Ebenfalls 1991 übernahm man von Texas Instruments deren Abteilung für Automatisierung.
Die Siemens AG geriet 1992 in die Schlagzeilen, weil sie ein Waffenprogramm im Nahen Osten unterstützte.
Im Frühjahr 1996 wurde Siemens in Singapur wegen Korruptionsvorwürfen zusammen mit vier weiteren ausländischen Unternehmen für fünf Jahre von allen öffentlichen Aufträgen ausgeschlossen.
Im Oktober 1997 wurde die Siemens Financial Services GmbH (SFS) als Kompetenz-Center für Finanzierungsthemen und das Management der Finanzrisiken des Siemens-Konzerns gegründet.
1999 verkauft Siemens die Hanauer Tochter Vacuumschmelze für 360 Millionen Mark an Morgan Crucible, die sie im Jahre 2005 für 360 Mio. Euro an die One Equity Group weiterveräußerte. Ebenfalls 1999 ausgegliedert wurde der Bereich der passiven Bauelemente und Röhren unter dem Namen Epcos AG und der Halbleiterbereich unter dem Namen Infineon Technologies AG. Die letzten Anteile an diesen beiden Unternehmen verkaufte die Siemens AG 2006.
2001 erwarb Siemens eine Mehrheitsbeteiligung an der Atecs Mannesmann AG, deren Unternehmensaktivitäten Dematic, VDO und Demag in den Bereich Siemens Dematic (später Logistics and Assembly Systems, L&A) umgewandelt wurden. Dieser wurde am 1. Oktober 2005 wieder aufgelöst. Seine Teilgeschäftsgebiete Postal Automation (PA) und Airport Logistics (AL) wurden in den Bereich Industrial Solutions and Services (I&S) integriert. Das Geschäftsgebiet Electronic Assembly Systems (EA) gehört nun Automation and Drives (A&D) an. Distribution and Industry (DI), Material Handling and Production (MHP) und Customer Services (CS) wurden zur Dematic GmbH & Co. KG. Diese rechtlich eigenständige Gesellschaft war eine 100-%ige Tochter der Siemens AG und nahm am 1. Januar 2006 ihre Tätigkeit auf. Hauptgründe für diesen Umbau waren anhaltende operative Verluste, hauptsächlich der ausgegliederten Geschäftsgebiete. Im Juni 2006 gab Siemens schließlich den Verkauf von Dematic an den europäischen Private Equity-Investor Triton bekannt.
Im März 2005 übernahm die Siemens AG die A. Friedr. Flender Aktiengesellschaft und damit einen der weltweit führenden Getriebehersteller mit über 80 Jahren Erfahrung im Getriebebau. Bis zum Jahr 2010 fand die vollständige Eingliederung in den Sector Industry - Drive Technologies der Siemens AG statt.
Am 7. Juni 2005 gab das Unternehmen den Verkauf der Handysparte Siemens Mobile an das taiwanische Unternehmen BenQ mit Wirkung zum 1. Oktober 2005 bekannt. BenQ führte das Mobilfunkgeschäft mit einer Zentrale in München kurz weiter, bis BenQ im Herbst 2006 die Zahlungen für die Mobilfunksparte einstellte und diese insolvent wurde. Tausende Arbeitsplätze, vor allem in München, Ulm und Kamp-Lintfort/Nordrhein-Westfalen, gingen verloren.
Weitere 7800 Stellen strich der Konzern schließlich im Februar 2015, circa 3300 davon in Deutschland. [14]
Im Mai 2015 erfolgte die Ausgliederung von Siemens Healthcare in eine rechtlich eigenständige GmbH. Die Siemens AG ist hierbei jedoch alleinige Gesellschafterin.
Arbeitsgebiete bis 2009
Bis 2009 unterteilte die Siemens AG ihr operatives Geschäft in fünf Hauptbereiche mit den folgenden Unterbereichen:
Automation and Control (Automatisierungstechnik)
Siemens Automation and Drives (A&D)
Siemens Building Technologies Division (vormals Siemens Building Technologies, zu Siemens Schweiz gehörend) (SBT)
Siemens Industrial Solutions and Services (I&S)
Lighting (Beleuchtung)
Osram GmbH
Medical (Medizintechnik)
Siemens Sector Healthcare (Med)
Power (Energieversorgung)
Siemens Sector Energy
Siemens Power Generation (PG)
Siemens Power Transmission and Distribution (PTD)
Transportation (Verkehrstechnik)
Rail Systems (Siemens Mobility – Schienenfahrzeuge (wie U-Bahn- und Straßenbahn-Triebzüge, Transrapid und ICE) und Bahntechnik wie Stellwerke und Elektrifizierung)
Die SBT ist der einzige Bereich außerhalb Deutschlands. Der Hauptsitz der SBT ist in Zug. Sie wurde im Jahr 2005 mit der Siemens Schweiz AG fusioniert.
Daneben existieren vier Zentralabteilungen (Corporate Development (CD), Corporate Finance (CF), Corporate Personnel (CP), Corporate Technology (CT)) und sechs Zentralstellen (Corporate Communications (CC), Corporate Information Technology (CIT), Corporate Supply Chain and Procurement (CSP), Government Affairs (GA), Global Shared Services (GSS), Management Consulting Personnel (MCP)). In der Forschungsabteilung CT entsteht dabei ein großer Teil der derzeit 7400 (Stand 2004) jährlichen Patentanmeldungen des Unternehmens.
Für das Finanz- und Immobiliengeschäft wurden die Siemens Financial Services GmbH (SFS) und die Siemens Real Estate (SRE) gebildet.
Zudem existieren für einzelne Märkte so genannte regionale Einheiten, d.h. die Regionalorganisation Deutschland (RD) sowie Regionalgesellschaften, Repräsentanzen und Vertretungen im Ausland (siehe Standorte).
Unternehmensstruktur 2008 bis 2011
Der Aufsichtsrat bestätigte am 30. November 2007 die Neuaufstellung der Siemens AG.[15] Für jeden der drei Sektoren wurde ein CEO benannt: Siegfried Russwurm (Industrie), Michael Süß (Energie), Hermann Requardt (Medizintechnik). Auch die Unterteilung in Divisionen wurde bekannt gegeben.
Aufsichtsrat
Vorstand
Sector Industry
Industry Automation
Drive Technologies
Building Technologies
Osram
Industry Solutions
Mobility
Sector Energy
Fossil Power Generation
Renewable Energy
Oil & Gas
Energy Service
Power Transmission
Power Distribution
Sector Healthcare
Imaging and Therapy Systems
Clinical Products
Diagnostics
Customer Solutions
Sektorübergreifende Geschäfte
Siemens IT Solutions and Services
Financial Services
Sektorübergreifende Dienstleistungen
Global Shared Services
Siemens Real Estate
Regionale Einheiten
Gemessen am jeweiligen Umsatz war der Sektor Industry mit 40 Mrd. Euro der größte. Der Sektor Energy sollte vorerst 20 Mrd. Euro und Healthcare 11 Mrd. Euro beitragen. Den sektorübergreifenden Geschäften verblieb damit ein Anteil von 6 Mrd. Euro.[16]
Unternehmensstruktur 2011 bis 2014
Von Oktober 2011 bis September 2014 waren die Aktivitäten des Unternehmens in, als Sektor bezeichnete, Hauptgeschäftsfelder gegliedert. Am 1. Oktober 2011 kam der Sektor Infrastruktur & Städte (Eigenbezeichnung Siemens Sector Infrastructure & Cities) zu den drei bestehenden hinzu. Bis dahin wurden Divisionen der bisherigen Sektoren neu gruppiert, bspw. Mobilität und Energieverteilung.[17]
Aufsichtsrat
Vorstand
Sektor Energie
Fossile Energieträger
Windenergie
Sonnenenergie & Wasserkraft
Öl & Gas
Energiespezifische Dienstleistungen
Energieübertragung
Sektor Medizintechnik
Bildgebende Verfahren & Therapiesysteme
Klinikprodukte
Labordiagnostika
Kundenspezifische Lösungen
Sektor Industrie
Industrieautomatisierung
Antriebstechnologien
Industrielle Dienstleistungen
Sektor Infrastruktur & Städte
Gebäudetechnik
Mobilität und Logistik
Nieder- und Mittelspannungstechnik
Rail Systems (Schienensysteme)
Intelligentes Stromnetz
Sektorenübergreifende Geschäfte
Finanzdienstleistungen
Sektorenübergreifende Dienstleistungen
Weltweite Dienstleistungen
Siemens Unternehmensberatung
Siemens Immobilien
Regionale Einheiten
Zum 1. Oktober 2014 ist die Sektorebene entfallen.[18]
Korruptionsaffäre
Siemens stand zwischen 2006 und 2008 im Mittelpunkt eines der größten Korruptions-/Schmiergeldskandale der deutschen Wirtschaftsgeschichte, in dessen Folge der Vorstandsvorsitzende Klaus Kleinfeld und der Aufsichtsratsvorsitzende Heinrich von Pierer das Unternehmen verließen. Die Gesamtkosten mit erwarteten und bereits verhängten Strafen, Beraterkosten und Steuernachzahlungen beliefen sich auf 2,9 Mrd. Euro.[19]
Am 15. November 2006 durchsuchten 200 Beamte, Steuerfahnder und Staatsanwälte mehr als 30 Bürogebäude an allen großen Siemens-Standorten, außerdem Privatwohnungen von ranghohen Mitarbeitern, wegen des Verdachts der Untreue. Dabei wurden Akten geprüft und Unterlagen sichergestellt. Anschließend wurde neben anderen das ehemalige Vorstandsmitglied Thomas Ganswindt vorübergehend in Untersuchungshaft genommen. Ein Strafprozess gegen ihn vor dem Oberlandesgericht München wurde im Mai 2011 gegen Zahlung einer Geldauflage von 175.000 Euro eingestellt. Ungeachtet dessen fordert der Konzern von Ganswindt einen Schadensersatz in Höhe von 5 Millionen Euro.[20]
Die Ermittlungen ergaben, dass bei Siemens über längere Zeit ein System von Schmiergeldzahlungen existierte. Über eine angeblich bis 1997 bei Siemens für Anweisungen zu Schmiergeldzahlungen benutzte Verschlüsselung zur Umwandlung von Ziffern in Buchstaben berichtete am 31. Januar 2007 The Wall Street Journal. Der ehemalige Siemens-Manager Michael Kutschenreuter soll der Staatsanwaltschaft München berichtet haben, dass zum Beispiel eine Anmerkung „legen sie das in der Datei APP ab“ bedeutet habe, Schmiergelder in Höhe von 2,55 % des Preises seien genehmigt (A=2, P=5). Das Schlüsselwort sei „MAKEPROFIT“. Den Buchstaben darin seien die Ziffern „1234567890“ zugeordnet. Ein Siemens-Sprecher meinte dazu, ihm sei von einem solchen Code nichts bekannt. Der Code könnte sich als entscheidendes Hilfsmittel für die Staatsanwaltschaft erweisen,[21] da er auf Dokumenten als Hinweis auf Anweisungen zu Schmiergeldzahlungen dienen kann.
Die Korruptionsaffäre hatte unter anderem zahlreiche personelle Konsequenzen. Heinrich von Pierer stellte am 25. April 2007 den Vorsitz des Aufsichtsrats zur Verfügung. Zum 30. Juni 2007 legte Klaus Kleinfeld sein Amt als Vorstandsvorsitzender nieder.[22] Neuer Aufsichtsratsvorsitzender wurde Gerhard Cromme, Peter Löscher folgte als Vorstandsvorsitzender nach. Sie bestellten zum 1. Juli einen neuen Chief Compliance Officer, beschlossen ein Anti-Korruptionsprogramm und änderten die Anti-Korruptionsrichtlinien.
Im Oktober 2007 wurde das Unternehmen vom Landgericht München wegen Schmiergeldzahlungen im Bereich der Telekommunikationssparte Com zu einer Geldbuße in Höhe von 201 Millionen Euro verurteilt. Siemens akzeptierte das Urteil.[23]
Neben der Korruptionsaffäre war die Siemens AG mit verschiedenen anderen Vorwürfen konfrontiert. Im Januar 2007 wurden 11 multinationale Konzerne wegen illegaler Preisabsprachen von der EU zu Geldstrafen von insgesamt über 750 Mio. Euro verurteilt (EU-Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes: „Diese Unternehmen haben ein Kartell gebildet, das öffentliche Versorgungsunternehmen und Verbraucher mehr als 16 Jahre lang betrogen hat“). Knapp 400 Mio. Euro dieser Geldstrafe entfielen auf den Siemens-Konzern.[24] Dies ist die zweithöchste Geldstrafe, zu der ein Unternehmen innerhalb der EU verurteilt wurde. Die ThyssenKrupp AG wurde wegen Bildung eines Preiskartells zu ca. 479 Mio. Euro verurteilt (Liftkartell).
Im Zusammenhang mit der Verhaftung ihres Beraters Wilhelm Schelsky am 14. Februar 2007[25] bestätigte ein Siemens-Sprecher, dass Schelsky seit 2001 unter anderem für Beratungsleistungen und Mitarbeiterschulungen über 14 Mio. Euro erhalten habe. Laut Siemens habe Schelsky aber seine Leistungen als Unternehmensberater nicht ausreichend nachgewiesen, weswegen das Unternehmen Ende 2006 seinen Beratervertrag fristlos gekündigt habe. Schelsky war zuvor mit Siemens beteiligt an der ML&S GmbH in Greifswald und der NSG Netzwerk-Service GmbH in Feldkirchen bei München, die heute unter dem Namen Cancom Netzwerk-Service GmbH ihren Sitz in Jettingen-Scheppach hat. Schelsky war Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Unabhängiger Betriebsangehöriger (AUB), einer Arbeitnehmervereinigung, die sich als „die andere Gewerkschaft“ darstellt[26] und wurde von der AUB über 20 Jahre lang mit sehr großen Mehrheiten siebenmal wiedergewählt, bevor er sein Amt im Frühjahr 2007 niederlegte und die AUB ihm Ende Mai 2008 seine Mitgliedschaft aberkannte.
Siemens-Vorstand Johannes Feldmayer wurde nach Unternehmensangaben am 27. März 2007 festgenommen. Laut einer Siemens-Sprecherin stand die Verhaftung im Zusammenhang mit der Affäre um die unabhängige Betriebsräteorganisation AUB. Am 4. April 2007 wurde Feldmayer mit Auflagen aus der Untersuchungshaft wieder entlassen.
Ab Juni 2008 wurde dem ehemaligen leitenden Siemens-Mitarbeiter Reinhard Siekaczek vor dem Landgericht München I der Prozess wegen Untreue gegenüber seinem Ex-Arbeitgeber gemacht. Die Staatsanwaltschaft München trug insgesamt vergleichbare 58 Fälle der Untreue vor. Siekaczek war zuvor Chef der Siemens-Telefonsparte ICN gewesen.[27] Im Mai 2010 wurde er wegen Untreue in 49 Fällen zu zwei Jahren Haft auf Bewährung und einer Geldstrafe von 108.000 Euro verurteilt.[28]
Im Dezember 2008 einigte sich Siemens mit dem US Justizministerium auf die Zahlung einer Geldbuße in Höhe von 450 Millionen US Dollar und mit der United States Securities and Exchange Commission (SEC) auf eine weitere Gewinnabschöpfung in Höhe von 350 Millionen US Dollar.[29] In Deutschland erließ die Staatsanwaltschaft in München parallel dazu einen Bußgeldbescheid über 395 Millionen Euro. Siemens stimmte auch der Verpflichtung von Ex-Finanzminister Theo Waigel als unabhängigem "Compliance Monitor" zu.[30]
Im April 2010 wurde Michael Kutschenreuter, der ehemalige Bereichsvorstand der Siemens-Kommunikationssparte Com,[31] vom Landgericht München I zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren auf Bewährung und einer Geldstrafe in Höhe von 60.000 Euro verurteilt. Der ebenfalls angeklagte ehemalige Buchhalter Kutschenreuters wurde zu 18 Monaten auf Bewährung verurteilt.[32] Auf diese Strafen erkannte der Vorsitzende Richter Hans-Joachim Eckert nach Geständnissen der beiden Angeklagten, wobei er einen weiteren Anklagepunkt, nämlich Beihilfe zur Bestechung, fallen ließ. Beide Beschuldigten hatten in einem Deal zwischen Gericht, Staatsanwaltschaft und Verteidigern eingeräumt, Schmiergeldzahlungen gedeckt zu haben. Kutschenreuter bedauerte öffentlich, die illegale Praxis der schwarzen Kassen gedeckt zu haben. Zugleich relativierten seine Anwälte insofern, als Schmiergeld ein selbstverständlicher Teil der Firmenstrategie bei Siemens gewesen sei.[33]
Ein Verfahren gegen den ehemaligen Siemens-Finanzvorstand Heinz-Joachim Neubürger wurde im Juli 2011 eingestellt.[34] Er hatte ein Angebot der Staatsanwaltschaft akzeptiert und 400.000 Euro an gemeinnützige Organisationen gezahlt. In einem Zivilverfahren wurde Neubürger 2013 verurteilt, an Siemens 15 Millionen Euro Schadenersatz zu zahlen, da er während der Korruptionsaffäre seine Aufsichtspflichten verletzt habe. Einen zuvor vom Gericht vorgeschlagenen Vergleich mit seinem ehemaligen Arbeitgeber hatte er abgelehnt.[35] 2014 einigten sich Neuburger und Siemens darauf, dass Neuburger nur noch Schadenersatz in Höhe von 2,5 Millionen Euro zu leisten hatte und keine persönliche Schuld auf sich nehmen musste. Die Hauptversammlung der Siemens AG stimmte der Vereinbarung am 27. Januar 2015 zu. Wenige Tage nach dieser Einigung beging Neubürger Suizid.[36]
In einem der letzten Prozesse in Deutschland gegen frühere Vorstandsmitglieder von Siemens wurde Uriel Sharef, als Vorstand zuständig für Lateinamerika, im Mai 2014 vom Landgericht München I vom Vorwurf der Untreue freigesprochen. Die Vorsitzende Richterin Jutta Zeilinger begründete das Urteil mit unzureichenden Beweisen und kritisierte die Arbeit der Staatsanwaltschaft. Sharef hatte die Anklagepunkte im Zusammenhang mit der Bestechung von argentinischer Regierungsvertretern im Jahr 2003 immer bestritten.[37]
Im November 2014 wurde von einem Berufungsgericht in Athen gegen 64 Beschuldigte Anklage wegen Bestechung und Geldwäsche erhoben.[38]
Neue Geschäftsfelder und Verkäufe
Die Zahl der Mitarbeiter des Siemens-Konzerns (inkl. Joint Ventures und Beteiligungen) beträgt heute weltweit rund 343.000 Mitarbeiter (2014).[39] Dabei ist eine Entwicklung hin zum Offshoring zu erkennen. So waren 2001 über 41 % der Siemens-Mitarbeiter in Deutschland tätig, 2006 waren es noch 34 %. Gleichzeitig schuf Siemens in Osteuropa und Asien neue Beschäftigung. Zudem wurde 2011 ein neuer Sektor namens „Infrastructure & Cities“ geschaffen. Dieser Sektor soll weitere 100.000 Arbeitsplätze weltweit schaffen. Um nach Aufarbeitung der Korruptionsaffäre den neuen Stellenwert einer ethischen Kultur des Unternehmens zu beglaubigen, gründete die Siemens AG im September 2008 die Siemens Stiftung, die das gesellschaftliche Engagement der Siemens AG durch Projektarbeit in Europa, Lateinamerika und Subsahara-Afrika nachhaltig ausbauen soll.
Halbleitergeschäft
Durch die Ausgliederung des Halbleitergeschäfts (1999) der Siemens AG ging der Halbleiterhersteller Infineon im Jahr 2000 an die Börse (IPO).
Elektronische Bauelemente
2006 wurde der 12,5-%-Anteil an Epcos verkauft.
Bereich COM
Zum 1. Oktober 2004 wurden die Siemens Bereiche ICM und ICN zum neuen Bereich Communications (Com) zusammengefasst. Daraus ergibt sich der größte Einzelbereich der Siemens AG. Zum 3. März 2005 übernahm die a&o Gruppe aus Neuss die SBS-Tochter Sinitec. Dieser Verkauf wird als Beginn einer Umstrukturierung innerhalb des Siemens-Konzerns angesehen und wurde seinerzeit als richtungsweisend bezeichnet. Im Juli 2007 musste die a&o iTec (seinerzeit Sinitec) Insolvenz anmelden, wodurch am 1. Oktober 2007 der Geschäftsbetrieb endgültig eingestellt wurde. Weiterhin hat der Vorstand von Siemens am 19. Juni 2006 bekannt gegeben, die Konsolidierung in der Enterprise-Communications-Industrie (Netzwerkgeschäft mit Geschäftskunden) aktiv zu verfolgen. Siemens ist nach eigenen Angaben in Verhandlungen mit mehreren Interessenten zur Umsetzung dieser Strategie. Das Wireless-Modules-Geschäft (Geschäft mit drahtlosen Funkmodulen in der Maschine-zu-Maschine-Kommunikation, z. B. in Verkaufsautomaten) soll zum 1. Oktober 2006 in den Siemens-Bereich Automation and Drives integriert werden.
Durch diese jüngsten Umstrukturierungen löst die Siemens AG den Communications-(Com)-Geschäftsbereich somit knapp zwei Jahre nach seiner Gründung wieder auf.
Telekommunikationssparte
Im Jahr 2005 übernahm BenQ die Mobiltelefon-Sparte der Siemens AG.
Nokia Siemens Networks
Im Februar 2006 kamen Gerüchte auf, der Siemens-Vorstand erwäge den Verkauf bzw. Ausgliederung von Teilen des Com-Bereichs. Am 19. Juni 2006 gab Siemens die Zusammenlegung seiner Sparten für das Geschäft mit Netzbetreibern mit dem finnischen Konkurrenten Nokia in einem neuen, rechtlich eigenständigen Unternehmen bekannt. Zum 1. Januar 2007 sollte durch dieses Joint Venture ein global führender Infrastrukturanbieter für Fest- und Mobilnetze unter dem Namen Nokia Siemens Networks entstehen, an dem Nokia und Siemens je zur Hälfte beteiligt sind. Durch das Bekanntwerden der Korruption im großen Stil im Dezember 2006 verzögerte sich dieses Vorhaben um ein Quartal, sodass das Gemeinschaftsunternehmen zum 1. April 2007 startete. Sitz der in den Niederlanden registrierten Gesellschaft wurde Espoo, Finnland. Simon Beresford-Wylie, vormals Executive Vice President und General Manager von Nokia Networks, übernahm den Vorstandsvorsitz von Nokia Siemens Networks. Das neue Unternehmen Nokia Siemens Networks beschäftigt ca. 60.000 Mitarbeiter. Angestrebt werden Synergieeffekte von rund 1,5 Mrd. Euro bis zum Jahr 2010 (etwa 10 % des summierten Pro-Forma-Umsatzes der beiden Unternehmensteile im Jahr 2005), auch durch den Abbau von Personal (geschätzt 9.000 Stellen sollen ab Anfang 2007 entfallen).[40]
Im Juli 2013 wurden die verbliebenen Anteile für 1,7 Milliarden Euro an Nokia verkauft und das Unternehmen in Nokia Solutions and Networks umbenannt.[41]
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Teil 2
Suchmaschine Quaero / Theseus-Projekt
Siemens war 2006 an dem Projekt zur Entwicklung der europäischen Suchmaschine Quaero beteiligt,[42] deren deutscher Teil Ende 2006 in das Forschungsprogramm Theseus überging.[43]
Einstieg in die Windkraft
Am 1. Dezember 2004 übernahm Siemens den dänischen Windturbinenhersteller Bonus A/S (gegründet 1979). Siemens ist Weltmarktführer bei Offshore-Anlagen auf See.
Verkauf von VDO, Kauf von Dade Behring
Am 25. Juli 2007 entschied der Aufsichtsrat der Siemens AG, seine Tochter Siemens VDO Automotive für 11,4 Mrd. Euro an die Continental AG zu verkaufen und für 5 Mrd. Euro Dade Behring zu übernehmen.
Stellenabbau bei SEN
Am 23. Februar 2008 wurde bekannt, dass Siemens sich von der Hälfte der rund 6200 Mitarbeiter bei Siemens Enterprise Communications trennen will.[44]
Ausstieg aus FSC
Im Juli 2008 gab Siemens bekannt, dass man das auf zehn Jahre geschlossene Joint Venture mit Fujitsu (Fujitsu Siemens Computers) nicht weiterführen werde.
Trennung von Siemens Home and Office Communication Devices (SHC)
Am 1. August 2008 gab der Siemens Vorstand den Verkauf von 80,2 % seiner Anteile der Kommunikationssparte „Siemens Home and Office Communication Devices (SHC)“ an den Starnberger Finanzinvestor Arques Industries zum 1. Oktober 2008 bekannt. Die restlichen 19,8 % sollen für zunächst zwei Jahre im Unternehmensbesitz verbleiben, wobei Arques berechtigt ist, zwei weitere Jahre die Produkte unter dem Namen „Siemens“ zu vertreiben. Eine Beschäftigungsgarantie wurde den 1650 Mitarbeitern der abgetretenen Sparte an den Standorten Bocholt und München für drei Jahre zugesichert. Der Verlust der Aktion belaufe sich nach Unternehmensinformationen auf einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag. Um eine ähnliche Pleite wie die nach der Abtretung der Handy-Sparte an BenQ Mobile zu verhindern, wurde eine Mitgift von 50 Millionen Euro der SHC-Sparte vereinbart. Dadurch soll auch ein positives Signal in Richtung der Belegschaft in Bezug auf Jobsicherung gesendet werden.[45]
Siemens IT Solutions and Services / SIS
Ab 1. Juli 2010 wurde die SIS wieder aus dem Konzern ausgegliedert und in eine eigenständige Gesellschaft umgewandelt. In diesem Zuge wurden bei SIS bis Mitte 2011 weltweit etwa 4.200 der 35.000 Stellen reduziert, davon in Deutschland ca. 2.000 von etwa 9.700 Stellen.[46]
Am 14. Dezember 2010 wurde bekanntgegeben, dass die Siemens AG und Atos Origin eine strategische Partnerschaft eingehen, in deren Zuge die SIS an Atos Origin verkauft wurde. Dieser Übergang zu Atos Origin fand am 4. Juli 2011 statt und beinhaltete das Re-Branding des IT-Unternehmens zu Atos. Atos hat zum Stand Mai 2012 74.500 Mitarbeiter in 42 Ländern weltweit.
Siemens hält weiterhin eine 15-%-Beteiligung an Atos. Gemeinsame Forschungs- und Entwicklungsprogramme sowie der Betrieb der Siemens-IT durch Atos sind weitere Säulen der oben zitierten strategischen Partnerschaft.
Kernkrafttechnik
Angesichts der Nuklearkatastrophe von Fukushima im Jahr 2011 beschloss Siemens, sich vollkommen aus der Kernkrafttechnologie zurückzuziehen.[47] Die geplante Kooperation mit Rosatom kam deswegen nicht zustande.[48]
Lichttechnik
Am 8. Juli 2013 wurden Anteile an Osram an die Börse gebracht. Siemens bleibt mit 17 % an Osram beteiligt.[49]
Hausgeräte
Im Januar 2015 verkaufte Siemens seine Anteile an der BSH Bosch und Siemens Hausgeräte GmbH an die Robert Bosch GmbH.[50]
Healthcare
Im Mai 2015 erfolgte die Ausgliederung von Siemens Healthcare in eine rechtlich eigenständige GmbH.
Organisation, Kennzahlen und Beteiligungen
Kennzahlen
Geschäftsjahr Gesamtumsatz
in Milliarden Euro Gewinn nach Steuern
in Milliarden Euro Mitarbeiter
weltweit
2003 74,233 2,445 417.000
2004 75,167 3,405 430.000
2005 75,445 3,058 461.000
2006 87,325 3,033 475.000
2007 72,448 4,038 398.200
2008 77,327 5,886 427.000
2009 68,726 2,448 413.650
2010 67,862 3,881 402.700
2011 72,526 5,899 350.500
2012 77,395 4,282 366.700
2013 75,882 4,409 362.400
2014 71,920 5,507 357.000
2015 66,666 6,666 342.000[51]
(Quelle: Geschäftsberichte der jeweiligen Jahre und Siemens.com Kennzahlen)
Beteiligungen
Neben den unter den Geschäftsfeldern genannten 100-%igen Siemens-Tochterunternehmen ist die Siemens AG unter anderem an folgenden Gesellschaften beteiligt:
Atos SE (12 %)
BWI Informationstechnik GmbH (50 %)
Enocean GmbH
Evosoft GmbH (100 %)
Infineon Technologies Bipolar GmbH & Co. KG (40 %)
Maschinenfabrik Reinhausen GmbH (26 %)
Osram Licht AG (17 %)
Steinmüller Engineering GmbH (100 %)
Unify GmbH & Co. KG (49 %)
Voith Hydro GmbH (35 %)
In Österreich ist Siemens mit Siemens Österreich tätig. Seit dessen Übernahme der VA Technologie erwirtschaftet Siemens Österreich rund 8 Milliarden Euro Umsatz und beschäftigt rund 34.000 Mitarbeiter.
Die Beteiligung an der Transrapid International GmbH & Co. KG endete mit deren Schließung nach der Beendigung des Transrapid-Projektes am 1. Oktober 2008.[52]
Die Herstellung von passiven Bauelementen und Halbleiterbauelementen wurde 1999/2000 in die eigenständigen Unternehmen Infineon und Epcos ausgegliedert. An diesen Unternehmen ist die Siemens AG seit 2006 nicht mehr beteiligt. Die Anteile am Joint-Venture Fujitsu Siemens Computers(PC-Hardware, Software, IT-Services) wurden am 1. April 2009 vollständig an Fujitsu übertragen.
Vorstand
Der Vorstand der Siemens AG besteht zurzeit aus sieben Personen (Stand: 1. Februar 2015):[53]
Joe Kaeser (Vorstandsvorsitzender/CEO)
Roland Busch (Energy Management, Building Technologies, Mobility, Region: Asien und Australien)
Lisa Davis (Power and Gas, Wind Power and Renewables, Region: Amerika)
Klaus Helmrich (Digital Factory, Process Industries and Drives, Region: Europa, Afrika)
Janina Kugel (Human Resources)
Siegfried Russwurm (Chief Technology Officer, Corporate Technology, Healthcare, Region: GUS, Mittlerer Osten)
Ralf P. Thomas (Controlling and Finance, Financial Services, Global Services)
Aufsichtsrat
Der Aufsichtsrat der Siemens AG hat 20 Mitglieder (Stand: 28. Januar 2015):[54]
Gerhard Cromme (Vorsitzender des Aufsichtsrats der Siemens AG)
Birgit Steinborn* (1. stellv. Vorsitzende, Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats der Siemens AG)
Werner Wenning (2. stellv. Vorsitzender, Aufsichtsratsvorsitzender der Bayer AG und E.ON SE)
Olaf Bolduan* (Betriebsratsvorsitzender Siemens Dynamowerk – Standort Berlin)
Michael Diekmann (Vorstandsvorsitzender der Allianz SE)
Hans Michael Gaul (Vorsitzender des Prüfungsausschusses der Siemens AG)
Reinhard Hahn* (Gewerkschaftssekretär beim Vorstand der IG Metall)
Bettina Haller* (Vorsitzende des Konzernbetriebsrats der Siemens AG)
Hans-Jürgen Hartung* (Betriebsratsvorsitzender Siemens Erlangen-Süd)
Robert Kensbock* (stellvertretender Vorsitzender des Gesamtbetriebsrats der Siemens AG)
Harald Kern* (Mitglied des Gesamtbetriebsrats der Siemens AG, Vorsitzender des Siemens-Europabetriebsrats)
Jürgen Kerner* (Geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall)
Nicola Leibinger-Kammüller (geschäftsführende Gesellschafterin und Vorsitzende der Geschäftsführung der TRUMPF GmbH + Co. KG)
Gérard Mestrallet (Vorsitzender und Chief Executive Officer der GDF SUEZ S.A.)
Norbert Reithofer (ehemaliger Vorstandsvorsitzender der BMW AG)
Güler Sabancı (Chairwoman und Managing Director der Hacı Ömer Sabancı Holding A.Ș.)
Nathalie von Siemens (Sprecherin des Vorstands der Siemens Stiftung)
Michael Sigmund* (Vorsitzender des Gesamtsprecherausschusses der Siemens AG)
Jim Hagemann Snabe (Geschäftsführer der Snabe ApS und Aufsichtsratsmitglied)
Sibylle Wankel* (Juristin in der Bezirksleitung Bayern der IG Metall)
* = Arbeitnehmervertreter
Mitgliedschaften
Bundesverband der Hersteller- und Errichter von Sicherheitssystemen e. V. (BHE)
Europäische Bewegung Deutschland e. V.[55]
Europäisches Institut für Telekommunikationsnormen
Internationale Fernmeldeunion
Studentische Darlehnskasse e. V.
Verband für Wärmelieferung e. V. (VfW)
Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie e. V. (ZVEI)
Wesentliche Anteilseigner
Größter Einzelaktionär ist die Gründerfamilie mit 6 %, sodann diverse institutionelle Anleger mit insgesamt 59 %, Privataktionäre mit 20 % und sonstige bzw. nicht identifizierbare Anleger mit 15 %. (Die aktienrechtliche Meldeschwelle für eine verpflichtende Stimmrechtsmitteilung liegt bei 3 %, als Streubesitz gilt alles unter 5 %.)
Anteil Anteilseigner
6 % Familie Siemens
5,02 % BlackRock Holdco 2 Inc., Wilmington, USA
5,01 % BlackRock Inc., New York, USA
83,97 % Streubesitz (Institutionelle, Private, Sonstige)
Von den 83,97 % Streubesitz entfallen folgende Prozentpunkte auf die angegebenen Anteilseigner:
Anteil Anteilseigner
3,04 % Staat Katar (DIC Company Ltd.)
3,04 % Nicht stimmberechtigte eigene Anteile der Siemens AG
2,50 % Staatlicher Pensionsfonds (Norwegen)
0,01 % Vorstand
0,01 % Aufsichtsrat
Stand: 30. September 2012[56]
Standorte
Niederlassungen in Deutschland
Siemens unterhält Niederlassungen in über 50 Städten; unter anderem in:
Aachen
Alzenau
Amberg
Augsburg
Bayreuth
Berlin
Bielefeld
Bocholt
Bonn
Braunschweig
Bremen
Chemnitz
Darmstadt
Dortmund
Dresden
Düsseldorf
Erfurt
Erlangen
Essen
Feldafing
Frankfurt am Main
Freiburg im Breisgau
Göppingen
Görlitz
Karben
Karlsruhe
Kemnath
Kiel
Koblenz
Köln
Konstanz
Krefeld
Laatzen (bei Hannover)
Leipzig
Lingen (Ems)
Magdeburg
Mannheim
Marburg
Mühlhausen/Thüringen
Mülheim an der Ruhr
München
Münster
Nürnberg
Offenbach am Main
Osnabrück
Potsdam
Rastatt
Regensburg
Rostock
Saarbrücken
Schwalbach am Taunus
Siegen
Stuttgart
Ulm
Villingen-Schwenningen
Wetzlar
Würzburg
In Heidelberg unterhielt Siemens einen kleinen Standort mit zeitweise über hundert Mitarbeitern, dieser wurde jedoch aufgrund von Kostengründen im Sommer 2013 geschlossen.
In Hamburg unterhält Siemens eine Hauptniederlassung am Lindenplatz sowie verschiedene Betriebsstätten. Siemens beschäftigt in Hamburg 1300 Mitarbeiter,[57] weitere 330 sollen hinzukommen.
Verwaltungs-, Fertigungs- und Entwicklungsstandorte in Deutschland
Siemens unterhält Fertigungs- und Entwicklungsstandorte unter anderem in folgenden Städten:
Amberg
Bad Neustadt an der Saale
Berlin
Bocholt
Böblingen
Braunschweig
Bremen
Bruchsal
Cham
Chemnitz
Dresden
Duisburg
Düsseldorf
Erfurt
Erlangen
Forchheim
Frankenthal
Fürth
Görlitz
Greifswald
Günzburg
Karlsruhe
Kemnath
Kiel
Kirchheim unter Teck
Konstanz
Krefeld
Leipzig
Lingen (Ems)
Marburg
Mülheim an der Ruhr
Nürnberg
Paderborn
Rastatt
Regensburg
Rudolstadt
Ruhstorf an der Rott
St. Wolfgang
Tübingen
Voerde
Waltershausen
Witten
Erlangen bildet den weltweit größten Standort (ca. 23.000 Mitarbeiter) und die zentrale Verwaltungsabteilung des Siemens-Konzerns.
Kritik an der Siemens AG
Schwarzbuch Markenfirmen
Im Schwarzbuch Markenfirmen – Die Machenschaften der Weltkonzerne wird Siemens die Massenvertreibung und Zerstörung der Lebensgrundlagen durch Staudammprojekte vorgeworfen. Ebenso wird Siemens eine Beteiligung am nordkoreanischen Atomprogramm unterstellt.[58]
Gehaltspolitik
Am 17. September 2006 wurde bekannt, dass der Aufsichtsratsvorsitzende von Pierer die Vorstandsgehälter um durchschnittlich 30 % erhöhen wollte. Da sich viele Siemens-Mitarbeiter hingegen auf Lohnkürzungen einstellen müssen sowie durch eine vermutete Zusammenlegung von Bereichen mit Nokia Tausende Arbeitsplätze wegfallen,[59] gab dies Anlass zu Kritik aus der Politik, Wirtschaft und sogar von Kirchen.[60] Diese geplante Erhöhung wurde jedoch um ein Jahr verschoben[61] zugunsten des medienwirksamen Versuchs, die Arbeitsplätze des abgespalteten Unternehmens BenQ Mobile zu erhalten (die umstrittene Gehaltserhöhung für den Siemens-Vorstand tritt doch früher in Kraft als angenommen. Stand: 7. November 2006). BenQ Mobile musste in Deutschland am 29. September 2006 Insolvenz anmelden, nachdem der Mutterkonzern BenQ die Zahlung an seine deutsche Tochter einstellte.[62]
Geschäfte mit dem Iran
Siemens steht, neben anderen deutschen Unternehmen, durch Geschäfte mit dem Iran in der Kritik. Die USA etwa forderten weltweit Unternehmen – darunter auch Siemens – auf, Geschäfte mit dem Iran einzustellen, bis dieser sein umstrittenes Atomprogramm aufgibt.[63][64] Die Jerusalem Post meldete 2008, das gesamte Handelsvolumen des Siemens-Konzerns mit dem Iran betrage jährlich mehr als 500 Millionen US-Dollar.[65] Heftige Kritik gab es auch wegen der Lieferung des Gemeinschaftsunternehmens Nokia Siemens Networks von modernster Überwachungstechnologie an die iranische Regierung im Jahr 2008, besonders infolge der Proteste der Opposition nach den, laut Vorwurf manipulierten, iranischen Präsidentschaftswahlen im Juni 2009.[66] Diese Überwachungstechnologie wird vom iranischen Regime dazu eingesetzt, Gespräche im Fest- und Mobilfunknetz zu überwachen, um Oppositionelle aufzuspüren und zu verhaften. Der genaue Umfang der gelieferten Technologie ist unklar – laut Presseberichten ist sogar davon auszugehen, dass damit auch das Internet überwacht werden kann („Deep Packet Inspection“).
Bei der Hauptversammlung im Januar 2010 gab der Konzern bekannt, ab Mitte des Jahres 2010 keinerlei Geschäfte mehr mit dem Iran zu machen.[67]
Lobbyisten
Siemens nutzt die Erfahrungen und das Netzwerk von Politikern für Lobbyarbeit. Seit Oktober 2009 ist der ehemalige deutsche Bundesaußenminister, Vizekanzler und Grünen-Vorsitzende Joschka Fischer als Lobbyist für Siemens tätig. Ebenso arbeitet die ehemalige Außenministerin der USA, Madeleine Albright, für den Konzern. Nach Unternehmensangaben beraten sie Siemens „in außenpolitischen und unternehmensstrategischen Fragen“.[68] Leiter der Siemens-Vertretung bei der EU in Brüssel ist seit 2007 der ehemalige EU-Botschafter der deutschen Bundesregierung, Wilhelm Schönfelder.[69]
Im Rahmen des Personalaustauschprogramms „Seitenwechsel“ arbeiteten Mitarbeiter der Siemens AG im Auswärtigen Amt unter Joschka Fischer, was 2006 als „neue Art von Lobbyismus“ kritisch hinterfragt wurde.[70][71]
Quelle - literatur & einzelnachweise
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