Der Waggonbau Dessau
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Der Waggonbau Dessau
Der Waggonbau Dessau war einer der größten Hersteller von Eisenbahnwagen in der DDR und einer der größten Hersteller von Kühlwagen der Welt.
Waggonbau Dessau GmbH
Rechtsform GmbH
Gründung 4. März 1895
Auflösung 1. Juli 1995
Sitz Dessau, Deutschland
Branche Schienenfahrzeugbau
Unternehmensgeschichte
Güterwagen aus dem Jahr 1920 auf dem ehemaligen Bahnhof Walthersdorf, Sachsen
Von der Gründung bis 1947
Gemeinsam mit der Gas Traction Companie Ltd. London gründete die Deutsche Continental-Gas-Gesellschaft aus Dessau mit weiteren Gründungsmitgliedern am 4. März 1895 die Deutsche Gasbahngesellschaft. Zu den Gesellschaftern gehörten unter anderem auch die Herren Oechelhäuser. Das Stammkapital betrug 1,35 Mio. Mark.
Am 22. April 1900 wurde das Unternehmen durch Änderung des Gesellschaftervertrages in Dessauer Waggonfabrik GmbH (DWF) umgewandelt. Am 10. März 1904 wurde diese Gesellschaft aufgelöst und der Betrieb trotzdem erweitert. Am 27. November 1905 beschloss die Gesellschaft ihre Auflösung, aus ihr entstand am 4. Dezember 1906 eine Aktiengesellschaft.
Firmenschild der Dessauer Waggonfabrik
1921 wurde Waggonbau Dessau Mitglied der Eisenbahnwagen Liefergemeinschaft G.m.b.H. (EISLIEG) in Düsseldorf zusammen mit den Waggonbau-Unternehmen H. Fuchs Waggonfabrik A.G., Heidelberg, Düsseldorfer Eisenbahnbedarf, vorm. Carl Weyer & Co., Siegener Eisenbahnbedarf AG, Waggon-Fabrik A.G. Uerdingen sowie Wegmann & Co., Kassel. Dieser Waggonbau-Konzern stellte mit einer Produktionskapazität von jährlich 18 - 20 000 Fahrzeugen die stärkste und leistungsfähigste Gruppe innerhalb der deutschen Waggonbau-Industrie dar.[1]
Nach dem Luftangriff auf Dessau am 7. März 1945, bei dem 85 % der Stadt zerstört wurden, erfolgte vorwiegend die Wagenreparatur. Am 26. Oktober 1945 wurde die DWF durch Befehl Nr. 124 der Sowjetischen Militäradministration unter einen Sequester gestellt und am 2. Juli 1946 durch Befehl Nr. 154 in eine Sowjetische Aktiengesellschaft umgewandelt. 1947 vernichtete ein Großfeuer einen erheblichen Teil der Werkhallen und Maschinen.
Geschichte des VEB
Die Eisenbahnwagenfabrik als SAG wurde aus der sowjetischen Aufsicht und Leitung entlassen und durch Beschluss der DDR-Regierung am 16. Juni 1952 in Volkseigentum „übernommen“. Der neue Unternehmensname lautete: VEB LOWA Waggonbau Dessau, die Anschrift lautete: Albrechtstraße 48 (später Joliot-Curie-Straße), später nur noch VEB WBD Waggonbau Dessau.
Markenzeichen von Waggonbau Dessau (WBD).
1990 bis zur Liquidierung
Nachdem die Volkskammer der DDR im Mai 1990 beschloss, alle volkseigenen Betriebe in Kapitalgesellschaften umzuwandeln, erfolgte am 24. Juli 1990 die Eintragung als Waggonbau Dessau GmbH in das Handelsregister. Wie die meisten Mitglieder des Kombinates Schienenfahrzeugbau der DDR verblieb auch der Dessauer Betrieb im Verbund der Kombinatsnachfolgeeinrichtung, der Deutschen Waggonbau Aktiengesellschaft (DWA). Zum Jahresende 1994 beschloss man den Verkauf der DWA an die US-amerikanische Investmentgesellschaft Advent International aus Boston.
Zum 1. Juli 1995 erfolgte die Schließung der Waggonbau Dessau GmbH. Als Nachfolgeeinrichtungen entstanden auf dem Gelände die Fahrzeugtechnik Dessau GmbH (heute FTD Fahrzeugtechnik Bahnen Dessau), die 180 Mitarbeiter übernahm, ein Industriepark sowie eine Qualifizierungsgesellschaft.
Produktion
Maschinenkühlwagen der VEB Waggonbau Dessau auf der Leipziger Messe
Bereits 1897 wurden Güterwagen produziert, zu denen bis 1899 auch noch Gasstraßenbahnmotorwagen, Gaslokomotiven und Draisinen hinzukamen. 1911 wurde ein Vertrag mit der Deutsch-Chinesischen Eisenbahngesellschaft geschlossen. 1924 erhielt das Unternehmen den Auftrag der Dessau-Wörlitzer Eisenbahn zum Bau von benzolgetriebenen mechanischen Verbrennungstriebwagen. Außerdem erfolgte hier der Bau von Straßenbahnwagen für die Magdeburger Straßenbahn. 1926 wurde mit dem Bau von Dreitonnen-Lieferwagen (LKW), sowie Omnibussen mit 28 Sitzplätzen für Dessau begonnen. 1928 folgten der Bau von Doppelstockbussen und die Produktion von Kohlestaubwagen für die Deutsche Reichsbahn.
Wurden im Jahr 1905 noch lediglich 355 Güter- und Personenwagen gebaut, stieg die Produktion bis 1918 auf 831 Stück.[2]
1925 lieferte die Triebwagen für die Große Leipziger Straßenbahn, die im Volksmund den Spitznamen Pullmanwagen erhielten.
1930 erhielt das Unternehmen den Auftrag zum Bau von vierachsigen U-Bahnwagen für Berlin sowie diversen Transportanlagen als Stahlkonstruktionen. 1938 wurde das Unternehmen von der Regentalbahn mit dem Bau von vierachsigen Verbrennungstriebwagen für die U-Bahn in Buenos Aires beauftragt. 1941 wurden vorwiegend Behälterwagen, Triebwagen und S-Bahnwagen produziert. Am 7. Juni 1945 erteilte die amerikanische Besatzungsmacht die Erlaubnis zur Reparatur von Waggons.
Im Jahr 1948 bekam man den Auftrag zur Produktion eines geschweißten Ganzwagenkastens als Kühlwaggonausführung. Die Produktion von Kühlwaggons war bis zur Betriebsumwandlung 1990 bzw. Betriebsschließung 1995 die Hauptaufgabe. Neben der Produktion von Schienenfahrzeugen wurden aber auch Konsumgüter hergestellt, u.a. Handwagen, Fahrradanhänger, Fenster und Türen aus Holz, diverse Holzartikel und „kunstgewerbliche“ Gegenstände.
Beschäftigte
1904 waren 300 Arbeiter und 20 Angestellte in dem Unternehmen beschäftigt. 1914 wurde ein Drittel der Belegschaft zum Kriegsdienst eingezogen, es verblieben 370 Produktionsarbeiter. Während des Krieges wurden deshalb auch russische und französische Kriegsgefangene zur Arbeit eingesetzt. 1918 umfasste die Belegschaft 750 Mitarbeiter. Nach der Weltwirtschaftskrise war die Mitarbeiterzahl auf 100 gesunken. Erst mit dem Arbeitsbeschaffungsprogramm der NS-Regierung stieg die Zahl der Beschäftigten wieder an. Ende 1933 waren wieder 540 Mitarbeiter beschäftigt. Bis Anfang der 1940er Jahre wuchs die Belegschaft auf 1115 Mitarbeiter.[2]
Ausbildung
Am 17. November 1949 wurde die Betriebsberufsschule (BBS) der Waggonfabrik eröffnet, sie war die erste BBS in Dessau überhaupt und bildete bis zu ihrer Schließung 1990 über 4420 Facharbeiter und 711 Facharbeiter mit Abitur aus.
Quelle - Literatur & einzelnachweise
Waggonbau Dessau GmbH
Rechtsform GmbH
Gründung 4. März 1895
Auflösung 1. Juli 1995
Sitz Dessau, Deutschland
Branche Schienenfahrzeugbau
Unternehmensgeschichte
Güterwagen aus dem Jahr 1920 auf dem ehemaligen Bahnhof Walthersdorf, Sachsen
Von der Gründung bis 1947
Gemeinsam mit der Gas Traction Companie Ltd. London gründete die Deutsche Continental-Gas-Gesellschaft aus Dessau mit weiteren Gründungsmitgliedern am 4. März 1895 die Deutsche Gasbahngesellschaft. Zu den Gesellschaftern gehörten unter anderem auch die Herren Oechelhäuser. Das Stammkapital betrug 1,35 Mio. Mark.
Am 22. April 1900 wurde das Unternehmen durch Änderung des Gesellschaftervertrages in Dessauer Waggonfabrik GmbH (DWF) umgewandelt. Am 10. März 1904 wurde diese Gesellschaft aufgelöst und der Betrieb trotzdem erweitert. Am 27. November 1905 beschloss die Gesellschaft ihre Auflösung, aus ihr entstand am 4. Dezember 1906 eine Aktiengesellschaft.
Firmenschild der Dessauer Waggonfabrik
1921 wurde Waggonbau Dessau Mitglied der Eisenbahnwagen Liefergemeinschaft G.m.b.H. (EISLIEG) in Düsseldorf zusammen mit den Waggonbau-Unternehmen H. Fuchs Waggonfabrik A.G., Heidelberg, Düsseldorfer Eisenbahnbedarf, vorm. Carl Weyer & Co., Siegener Eisenbahnbedarf AG, Waggon-Fabrik A.G. Uerdingen sowie Wegmann & Co., Kassel. Dieser Waggonbau-Konzern stellte mit einer Produktionskapazität von jährlich 18 - 20 000 Fahrzeugen die stärkste und leistungsfähigste Gruppe innerhalb der deutschen Waggonbau-Industrie dar.[1]
Nach dem Luftangriff auf Dessau am 7. März 1945, bei dem 85 % der Stadt zerstört wurden, erfolgte vorwiegend die Wagenreparatur. Am 26. Oktober 1945 wurde die DWF durch Befehl Nr. 124 der Sowjetischen Militäradministration unter einen Sequester gestellt und am 2. Juli 1946 durch Befehl Nr. 154 in eine Sowjetische Aktiengesellschaft umgewandelt. 1947 vernichtete ein Großfeuer einen erheblichen Teil der Werkhallen und Maschinen.
Geschichte des VEB
Die Eisenbahnwagenfabrik als SAG wurde aus der sowjetischen Aufsicht und Leitung entlassen und durch Beschluss der DDR-Regierung am 16. Juni 1952 in Volkseigentum „übernommen“. Der neue Unternehmensname lautete: VEB LOWA Waggonbau Dessau, die Anschrift lautete: Albrechtstraße 48 (später Joliot-Curie-Straße), später nur noch VEB WBD Waggonbau Dessau.
Markenzeichen von Waggonbau Dessau (WBD).
1990 bis zur Liquidierung
Nachdem die Volkskammer der DDR im Mai 1990 beschloss, alle volkseigenen Betriebe in Kapitalgesellschaften umzuwandeln, erfolgte am 24. Juli 1990 die Eintragung als Waggonbau Dessau GmbH in das Handelsregister. Wie die meisten Mitglieder des Kombinates Schienenfahrzeugbau der DDR verblieb auch der Dessauer Betrieb im Verbund der Kombinatsnachfolgeeinrichtung, der Deutschen Waggonbau Aktiengesellschaft (DWA). Zum Jahresende 1994 beschloss man den Verkauf der DWA an die US-amerikanische Investmentgesellschaft Advent International aus Boston.
Zum 1. Juli 1995 erfolgte die Schließung der Waggonbau Dessau GmbH. Als Nachfolgeeinrichtungen entstanden auf dem Gelände die Fahrzeugtechnik Dessau GmbH (heute FTD Fahrzeugtechnik Bahnen Dessau), die 180 Mitarbeiter übernahm, ein Industriepark sowie eine Qualifizierungsgesellschaft.
Produktion
Maschinenkühlwagen der VEB Waggonbau Dessau auf der Leipziger Messe
Bereits 1897 wurden Güterwagen produziert, zu denen bis 1899 auch noch Gasstraßenbahnmotorwagen, Gaslokomotiven und Draisinen hinzukamen. 1911 wurde ein Vertrag mit der Deutsch-Chinesischen Eisenbahngesellschaft geschlossen. 1924 erhielt das Unternehmen den Auftrag der Dessau-Wörlitzer Eisenbahn zum Bau von benzolgetriebenen mechanischen Verbrennungstriebwagen. Außerdem erfolgte hier der Bau von Straßenbahnwagen für die Magdeburger Straßenbahn. 1926 wurde mit dem Bau von Dreitonnen-Lieferwagen (LKW), sowie Omnibussen mit 28 Sitzplätzen für Dessau begonnen. 1928 folgten der Bau von Doppelstockbussen und die Produktion von Kohlestaubwagen für die Deutsche Reichsbahn.
Wurden im Jahr 1905 noch lediglich 355 Güter- und Personenwagen gebaut, stieg die Produktion bis 1918 auf 831 Stück.[2]
1925 lieferte die Triebwagen für die Große Leipziger Straßenbahn, die im Volksmund den Spitznamen Pullmanwagen erhielten.
1930 erhielt das Unternehmen den Auftrag zum Bau von vierachsigen U-Bahnwagen für Berlin sowie diversen Transportanlagen als Stahlkonstruktionen. 1938 wurde das Unternehmen von der Regentalbahn mit dem Bau von vierachsigen Verbrennungstriebwagen für die U-Bahn in Buenos Aires beauftragt. 1941 wurden vorwiegend Behälterwagen, Triebwagen und S-Bahnwagen produziert. Am 7. Juni 1945 erteilte die amerikanische Besatzungsmacht die Erlaubnis zur Reparatur von Waggons.
Im Jahr 1948 bekam man den Auftrag zur Produktion eines geschweißten Ganzwagenkastens als Kühlwaggonausführung. Die Produktion von Kühlwaggons war bis zur Betriebsumwandlung 1990 bzw. Betriebsschließung 1995 die Hauptaufgabe. Neben der Produktion von Schienenfahrzeugen wurden aber auch Konsumgüter hergestellt, u.a. Handwagen, Fahrradanhänger, Fenster und Türen aus Holz, diverse Holzartikel und „kunstgewerbliche“ Gegenstände.
Beschäftigte
1904 waren 300 Arbeiter und 20 Angestellte in dem Unternehmen beschäftigt. 1914 wurde ein Drittel der Belegschaft zum Kriegsdienst eingezogen, es verblieben 370 Produktionsarbeiter. Während des Krieges wurden deshalb auch russische und französische Kriegsgefangene zur Arbeit eingesetzt. 1918 umfasste die Belegschaft 750 Mitarbeiter. Nach der Weltwirtschaftskrise war die Mitarbeiterzahl auf 100 gesunken. Erst mit dem Arbeitsbeschaffungsprogramm der NS-Regierung stieg die Zahl der Beschäftigten wieder an. Ende 1933 waren wieder 540 Mitarbeiter beschäftigt. Bis Anfang der 1940er Jahre wuchs die Belegschaft auf 1115 Mitarbeiter.[2]
Ausbildung
Am 17. November 1949 wurde die Betriebsberufsschule (BBS) der Waggonfabrik eröffnet, sie war die erste BBS in Dessau überhaupt und bildete bis zu ihrer Schließung 1990 über 4420 Facharbeiter und 711 Facharbeiter mit Abitur aus.
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