Der Waggonbau Bautzen
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Der Waggonbau Bautzen
Der Waggonbau Bautzen ist ein Werk des Schienenfahrzeugherstellers Bombardier Transportation in der Stadt Bautzen in der Oberlausitz. Das Werk ist heute innerhalb des Konzernverbundes für die Konstruktion und den Bau von Stadtbahn- und Straßenbahnfahrzeugen zuständig.
Geschichte
Anfänge
Fabrik auf der Viehweide
Im Jahr 1846 wurde in Bautzen die Eisengießerei- und Maschinenwerkstatt von Petzold & Center gegründet. In der damaligen Werkstatt standen 20 Maschinen, die über ein Wasserrad an der Spree angetrieben wurden. Damals wurden komplette Maschinen, Werkzeuge, Maschinenteile aus Eisen und anderen Metallen sowie Holzwaren gebaut.[1] Im Jahr 1872 firmierte das Unternehmen unter Maschinenfabrik Melzer & Co. Kommanditgesellschaft. Im Jahr 1878 erweiterte man die Produktpalette von Dampfmaschinen, Dampfkesseln, Transmissionen und Wasserrädern um Pferdebahnwagen. Damit war der Grundstein für den heutigen Waggonbaustandort gelegt.[2]
Kaiserzeit und Weimarer Republik
Schließlich schloss sich die Maschinenfabrik Melzer & Co. 1897 mit der 1867 in Hamburg gegründeten Wagenbauanstalt von W.C.F. Busch zusammen. Die Firma trat bis 1901 zunächst unter dem Namen Wagenbauanstalt und Waggonfabrik für elektrische Bahnen vorm- W.C.F. Busch auf und setzte das Hauptaugenmerk auf den Bau von elektrischen Straßenbahnfahrzeugen. Ab 1903 firmierte sie unter der Bezeichnung Waggon- und Maschinenfabrik Aktien-Gesellschaft vorm. Busch. In der ersten Zeit nach dem Zusammenschluss konzentrierte sich der Wagenbau fast ausschließlich in Hamburg, da das Bautzener Werk ausgebaut und modernisiert wurde. Um die Jahrhundertwende wurden im Bautzener Werk auch dampfkraftbetriebene Feuerwehrspritzen gebaut.[3][4][5]
Bis 1901 produzierten danach beide Werke hauptsächlich elektrische Wagen. Nach einem Rückschlag in diesem Produktionszweig nahm man auch den Bau von Klein- und Vollbahnwagen für den Güter- und Personenverkehr in das Portfolio auf. In Sachsen existierte zum damaligen Zeitpunkt nur eine weitere Waggonbauanstalt, die den Bedarf der Sächsischen Staatseisenbahnen an Schienenfahrzeugen in normalen Zeiten nicht decken konnte. Im Jahr 1902 wurde der erste vierachsige Abteilpersonenwagen gebaut. 1904 folgte der erste Durchgangspersonenwagen. Die Firma baute für die Königliche Generaldirektion der Sächsischen Staatseisenbahnen den ersten Personendurchgangswagen mit eisernem Kastengerippe in Deutschland. Weiterhin stellte die Firma einachsige Drehgestelle und verschiedenste Arten von Hebezeuge für Bahnbetriebe her. Nach einem Ausbau des Werkes konnte es um 1911 monatlich 150 bis 200 Eisenbahnfahrzeuge herstellen und ausliefern.[6]
Im Jahr 1928 fusionierte das Unternehmen mit der Waggonfabrik Werdau im sächsischen Werdau und den Linke-Hofmann-Werken in Breslau. Die neue Gesellschaft trug den Namen Linke-Hofmann-Busch-Werke Aktiengesellschaft. 1934 wurde die Aktiengesellschaft in Teilunternehmungen zergliedert. Das Bautzener Werk war nun eine von zwei Betriebsgesellschaften der Aktiengesellschaft für Waggonbau-Werke mit Sitz in Berlin und firmierte wieder unter Waggon- und Maschinenfabrik Aktiengesellschaft vorm. Busch. Im Jahr 1941 wurde das Werk in den Flick-Konzern eingegliedert.
Nach dem Zweiten Weltkrieg
Zu DDR wurden auch Kippwagen für Tagebaue gefertigt
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges lag Bautzen in der sowjetischen Besatzungszone bzw. später in der DDR. Der Großteil der Maschinen wurde als Reparationsleistung demontiert und in die Sowjetunion transportiert. Am 22. Mai 1945 begannen die verbliebenen ehemaligen Waggonbauer mit den ersten Aufräumarbeiten im Betrieb. Zwei Tage später wurde Paul Symmank vom sowjetischen Stadtkommandanten als Betriebsleiter eingesetzt. In der Holzbearbeitung wurden Särge für die bei der Schlacht um Bautzen Gefallenen gebaut.[5]
Das Werk Bautzen wurde zunächst einer Verwaltung durch das Land Sachsen unterstellt. Am 1. August 1946 übernahm die Sowjetische Aktiengesellschaft für Transportmittelbau das Werk. Am 1. März 1947 übergab die sowjetische Gesellschaft den Betrieb in Volkseigentum. Bis zur Wende gehörte er der Vereinigung Volkseigener Betriebe des Lokomotiv- und Waggonbaus (kurz: VVB LOWA, später: VEB Kombinat Schienenfahrzeugbau der DDR) an.[5]
Die Regierung der DDR verpflichtete Großunternehmen zur Konsumgüterproduktion. In den 1960er Jahren begann man im Waggonbau Bautzen mit der Produktion von Fernsehantennen und Campinganhängern. Die Produktion von Campinganhänger unter den Namen Bastei wurde bis in die 1980er Jahre fortgeführt.[7] Im Waggonbau Bautzen hatte weiterhin das deutsch-sowjetische Konstruktionsbüro für die Entwicklung einer automatischen Mittelpufferkupplung seinen Sitz.[8]
Nach der Wende
Blick in die Fertigungshallen des Bombardierwerks Bautzen
Nach der politischen Wende in der DDR wurde am 14. Juni 1990 die Waggonbau Bautzen GmbH gegründet. Im Oktober des gleichen Jahres vereinigten sich der Waggonbau Bautzen, der Waggonbau Dessau, der Waggonbau Görlitz, der Waggonbau Ammendorf, der Waggonbau Niesky und die Waggonausrüstungen Vetschau unter dem Dach der Deutschen Waggonbau AG (DWA). Im Jahr 1995 fusionierten die bisher eigenständigen Werke mit der Deutschen Waggonbau AG. Die Waggonbau Bautzen GmbH wurde zum DWA Werk Bautzen. Nach mehreren Versuchen der Treuhandgesellschaft die DWA zu privatisieren, gelang dies im März 1996 mit der Verkauf der DWA an den Private Equity-Investor Advent International. Am 2. Februar 1998 wurde die DWA durch den kanadischen Konzern Bombardier übernommen. Innerhalb des Konzerns wurde die DWA in die Konzernsparte Bombardier Transportation eingegliedert.[5] Das Werk beschäftigte im Januar 2012 etwa 1000 Mitarbeiter. Das Produktionsgelände erstreckt sich auf zirka 30,1 Hektar. Es ist innerhalb des Konzerns das Kompetenzzentrum für die Herstellung von Stadt- und Straßenbahnen und besitzt Testeinrichtungen für dynamische und Belastungstests.[9]
Quelle - literatur & Einzelnachweise
Geschichte
Anfänge
Fabrik auf der Viehweide
Im Jahr 1846 wurde in Bautzen die Eisengießerei- und Maschinenwerkstatt von Petzold & Center gegründet. In der damaligen Werkstatt standen 20 Maschinen, die über ein Wasserrad an der Spree angetrieben wurden. Damals wurden komplette Maschinen, Werkzeuge, Maschinenteile aus Eisen und anderen Metallen sowie Holzwaren gebaut.[1] Im Jahr 1872 firmierte das Unternehmen unter Maschinenfabrik Melzer & Co. Kommanditgesellschaft. Im Jahr 1878 erweiterte man die Produktpalette von Dampfmaschinen, Dampfkesseln, Transmissionen und Wasserrädern um Pferdebahnwagen. Damit war der Grundstein für den heutigen Waggonbaustandort gelegt.[2]
Kaiserzeit und Weimarer Republik
Schließlich schloss sich die Maschinenfabrik Melzer & Co. 1897 mit der 1867 in Hamburg gegründeten Wagenbauanstalt von W.C.F. Busch zusammen. Die Firma trat bis 1901 zunächst unter dem Namen Wagenbauanstalt und Waggonfabrik für elektrische Bahnen vorm- W.C.F. Busch auf und setzte das Hauptaugenmerk auf den Bau von elektrischen Straßenbahnfahrzeugen. Ab 1903 firmierte sie unter der Bezeichnung Waggon- und Maschinenfabrik Aktien-Gesellschaft vorm. Busch. In der ersten Zeit nach dem Zusammenschluss konzentrierte sich der Wagenbau fast ausschließlich in Hamburg, da das Bautzener Werk ausgebaut und modernisiert wurde. Um die Jahrhundertwende wurden im Bautzener Werk auch dampfkraftbetriebene Feuerwehrspritzen gebaut.[3][4][5]
Bis 1901 produzierten danach beide Werke hauptsächlich elektrische Wagen. Nach einem Rückschlag in diesem Produktionszweig nahm man auch den Bau von Klein- und Vollbahnwagen für den Güter- und Personenverkehr in das Portfolio auf. In Sachsen existierte zum damaligen Zeitpunkt nur eine weitere Waggonbauanstalt, die den Bedarf der Sächsischen Staatseisenbahnen an Schienenfahrzeugen in normalen Zeiten nicht decken konnte. Im Jahr 1902 wurde der erste vierachsige Abteilpersonenwagen gebaut. 1904 folgte der erste Durchgangspersonenwagen. Die Firma baute für die Königliche Generaldirektion der Sächsischen Staatseisenbahnen den ersten Personendurchgangswagen mit eisernem Kastengerippe in Deutschland. Weiterhin stellte die Firma einachsige Drehgestelle und verschiedenste Arten von Hebezeuge für Bahnbetriebe her. Nach einem Ausbau des Werkes konnte es um 1911 monatlich 150 bis 200 Eisenbahnfahrzeuge herstellen und ausliefern.[6]
Im Jahr 1928 fusionierte das Unternehmen mit der Waggonfabrik Werdau im sächsischen Werdau und den Linke-Hofmann-Werken in Breslau. Die neue Gesellschaft trug den Namen Linke-Hofmann-Busch-Werke Aktiengesellschaft. 1934 wurde die Aktiengesellschaft in Teilunternehmungen zergliedert. Das Bautzener Werk war nun eine von zwei Betriebsgesellschaften der Aktiengesellschaft für Waggonbau-Werke mit Sitz in Berlin und firmierte wieder unter Waggon- und Maschinenfabrik Aktiengesellschaft vorm. Busch. Im Jahr 1941 wurde das Werk in den Flick-Konzern eingegliedert.
Nach dem Zweiten Weltkrieg
Zu DDR wurden auch Kippwagen für Tagebaue gefertigt
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges lag Bautzen in der sowjetischen Besatzungszone bzw. später in der DDR. Der Großteil der Maschinen wurde als Reparationsleistung demontiert und in die Sowjetunion transportiert. Am 22. Mai 1945 begannen die verbliebenen ehemaligen Waggonbauer mit den ersten Aufräumarbeiten im Betrieb. Zwei Tage später wurde Paul Symmank vom sowjetischen Stadtkommandanten als Betriebsleiter eingesetzt. In der Holzbearbeitung wurden Särge für die bei der Schlacht um Bautzen Gefallenen gebaut.[5]
Das Werk Bautzen wurde zunächst einer Verwaltung durch das Land Sachsen unterstellt. Am 1. August 1946 übernahm die Sowjetische Aktiengesellschaft für Transportmittelbau das Werk. Am 1. März 1947 übergab die sowjetische Gesellschaft den Betrieb in Volkseigentum. Bis zur Wende gehörte er der Vereinigung Volkseigener Betriebe des Lokomotiv- und Waggonbaus (kurz: VVB LOWA, später: VEB Kombinat Schienenfahrzeugbau der DDR) an.[5]
Die Regierung der DDR verpflichtete Großunternehmen zur Konsumgüterproduktion. In den 1960er Jahren begann man im Waggonbau Bautzen mit der Produktion von Fernsehantennen und Campinganhängern. Die Produktion von Campinganhänger unter den Namen Bastei wurde bis in die 1980er Jahre fortgeführt.[7] Im Waggonbau Bautzen hatte weiterhin das deutsch-sowjetische Konstruktionsbüro für die Entwicklung einer automatischen Mittelpufferkupplung seinen Sitz.[8]
Nach der Wende
Blick in die Fertigungshallen des Bombardierwerks Bautzen
Nach der politischen Wende in der DDR wurde am 14. Juni 1990 die Waggonbau Bautzen GmbH gegründet. Im Oktober des gleichen Jahres vereinigten sich der Waggonbau Bautzen, der Waggonbau Dessau, der Waggonbau Görlitz, der Waggonbau Ammendorf, der Waggonbau Niesky und die Waggonausrüstungen Vetschau unter dem Dach der Deutschen Waggonbau AG (DWA). Im Jahr 1995 fusionierten die bisher eigenständigen Werke mit der Deutschen Waggonbau AG. Die Waggonbau Bautzen GmbH wurde zum DWA Werk Bautzen. Nach mehreren Versuchen der Treuhandgesellschaft die DWA zu privatisieren, gelang dies im März 1996 mit der Verkauf der DWA an den Private Equity-Investor Advent International. Am 2. Februar 1998 wurde die DWA durch den kanadischen Konzern Bombardier übernommen. Innerhalb des Konzerns wurde die DWA in die Konzernsparte Bombardier Transportation eingegliedert.[5] Das Werk beschäftigte im Januar 2012 etwa 1000 Mitarbeiter. Das Produktionsgelände erstreckt sich auf zirka 30,1 Hektar. Es ist innerhalb des Konzerns das Kompetenzzentrum für die Herstellung von Stadt- und Straßenbahnen und besitzt Testeinrichtungen für dynamische und Belastungstests.[9]
Quelle - literatur & Einzelnachweise
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So Nov 03, 2024 12:51 am von checker