1913: Erster Weltkrieg in Südwestafrika
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1913: Erster Weltkrieg in Südwestafrika
Der Krieg in Südwestafrika war ein kolonialer Nebenkriegsschauplatz des Ersten Weltkrieges in der Zeit von August 1914 bis Juli 1915. Dabei kam es zu Kampfhandlungen um die deutsche Kolonie Deutsch-Südwestafrika (heute Namibia). Die Kämpfe erstreckten sich auch auf die Südgrenze Portugiesisch-Westafrikas (heute Angola) sowie auf Teile der Südafrikanischen Union (heute Südafrika). Nach kurzen Grenzgefechten und der Besetzung von Küstenplätzen erfolgte die Eroberung durch Unionstruppen von Süden nach Norden. Mitte 1915 kapitulierte die deutsche Schutztruppe. Das „Schutzgebiet“ Deutsch-Südwest wurde nach dem Ende des Krieges in Europa zu einem Mandatsgebiet des Völkerbundes unter südafrikanischer Verwaltung.
Unteroffizier der Kavallerie Lorenz Horn (1880–1956) der deutschen Schutztruppe, kurz vor dem Gefecht bei Sandfontein am 26. September 1914 (auf dem Bild noch in Polizeiuniform).
Datum 9. August 1914 bis 9. Juli 1915
Ort Deutsch-Südwestafrika, Portugiesisch-Westafrika, Südafrikanische Union
Ausgang Kapitulation der deutschen Schutztruppe
Territoriale Änderungen Ende der deutschen Kolonialherrschaft
Folgen Mandat des Völkerbundes (verwaltet durch die Südafrikanische Union)
Friedensschluss Friedensvertrag von Versailles
Konfliktparteien
Vereinigtes Königreich Großbritannien und Irland Vereinigtes Königreich
Südafrikanische Union Südafrikanische Union
Vereinigtes Königreich Großbritannien und Irland Protektorat Betschuanaland
Portugal Portugal (offiziell neutral)
Portugiesisch-Westafrika Portugiesisch-Westafrika
Baster Baster
Deutsches Kaiserreich Deutsches Reich
Deutsch-Südwestafrika Deutsch-Südwestafrika
Buren Buren
Ausgangsposition
Deutsch-Südwestafrika grenzte im Norden an die Kolonie Portugiesisch-Westafrika und im Osten an das britische Protektorat Betschuanaland. Vor allem die Ostgrenze verlief durch weites, dünn besiedeltes Gelände, das nur schwer zu kontrollieren war. Von besonderer Tragweite erwies sich die Nachbarschaft zur Südafrikanischen Union. Als machtvoller Bestandteil des britischen Empire verfügte Südafrika über kriegswichtige Ressourcen sowie eine ausgezeichnete Anbindung an das Nachrichtennetz und den Welthandel. Die deutsche Kolonialführung konnte hingegen von Seeseite nicht auf Hilfe hoffen, da die britische Seeblockade in der Nordsee und die Besetzung der afrikanischen Atlantikhäfen schon bald den deutschen Hochseeverkehr als Nachschubweg lahmlegten. Auch der Funkverkehr mit der Heimat wurde spärlich, nachdem am 27. August 1914 die deutsche Zwischenstation Kamina in Togoland zerstört worden war.[5] Der Funkkontakt musste nunmehr unmittelbar mit Deutschland erfolgen, was nur teilweise gelang.
Siehe auch: Togo im Ersten Weltkrieg
Die Schutztruppe Deutsch-Südwestafrikas war in erster Linie zur Durchsetzung der Kolonialherrschaft im Inneren konzipiert. Für eine militärische Auseinandersetzung mit europäischen Großmächten war sie nicht gewappnet, auch wenn sie bei Kriegsbeginn um die in der Kolonie befindlichen Reservisten ergänzt wurde. Das einzige deutsche Kriegsschiff, das sich im Sommer 1914 in südafrikanischen Gewässern befand, war das elf Jahre alte Kanonenboot SMS Eber. Die “Luftstreitkräfte” bestanden aus zwei Postflugzeugen, die vor dem Krieg per Schiff in der Kolonie eingetroffen waren.[6]
Über die Stärke der Schutztruppe bei Kriegsausbruch existieren unterschiedliche Angaben. Die reguläre Anzahl der Soldaten dürfte zwischen 1.500 und 2.000 betragen haben; hinzu kamen knapp 500 Polizeiangehörige. Einschließlich der zum Krieg eingezogenen etwa 3.000 Personen kam auf deutscher Seite eine Streitmacht von rund 5.000 Mann zusammen. Während des Krieges liefen dann noch einige hundert südafrikanische Buren zu den Deutschen über. Die Truppe verfügte über 20 moderne Geschütze, 50 veraltete Geschütze verschiedener Kaliber sowie fünf Automobile.
Im Gegensatz zu den deutschen Kolonien Deutsch-Ostafrika und Kamerun dienten in Deutsch-Südwest kaum Einheimische, Askaris genannt.
Die Südafrikanische Union als Hauptgegner der Deutschen verfügte hingegen über eine umfangreiche Kolonialstreitmacht, die sich bei Bedarf um einheimische Hilfskräfte ergänzen ließ. Es ist davon auszugehen, dass 50.000 bis 100.000 Soldaten mobilisierbar waren. Dabei standen auch motorisierte Einheiten zur Verfügung.
Während das Mutterland Großbritannien vorwiegend auf die Sicherung der Seewege bedacht war, bestand in Südafrika bereits vor dem Krieg Interesse an einer territorialen Aneignung der deutschen Nachbarkolonie. Durch das Machtpotential der Südafrikanischen Union hatten sich eigenständige Annexionsbestrebungen in Afrika entwickelt. Verteidigungsminister Jan Smuts vertrat die Vision eines Greater South Africa, dem Südwestafrika einverleibt werden sollte.[7]
Auch das Deutsche Reich formulierte zwischen 1914 und 1918 mit dem Begriff Deutsch-Mittelafrika ein koloniales Kriegsziel, das aber durch einen Sieg in Europa durchgesetzt werden sollte.
Strategie
Der deutschen Seite war bewusst, dass der Süden der Kolonie besonders gefährdet war, weil dort der direkte Einmarsch der südafrikanischen Truppen drohte. Neben der inneren Kontrolle der Kolonie war somit die Sicherung der Südgrenze vor dem Eindringen feindlicher Kräfte die strategische Hauptaufgabe. Eine deutsche Offensive auf südafrikanischem Territorium war bei der geringen Truppenstärke aussichtslos.
Eine Invasion Südafrikas sollte mit folgenden Schritten verhindert werden:[8]
Rückzug von der Atlantikküste; Preisgabe der Häfen Lüderitzbucht und Swakopmund
Sprengung der Bahnlinien ins Landesinnere; Widerstand erst im Hinterland auf Höhe von Aus und Usakos
Sicherung des Nordens und Zentrums, insbesondere der Städte Windhuk und Karibib, durch Polizei und Reserven
Konzentrierung der Hauptkräfte zur Verteidigung im Süden
Es zeichnete sich von vornherein ab, dass Deutsch-Südwestafrika im Falle eines lange andauernden Krieges nicht zu halten war. Die Entscheidung konnte nur auf dem europäischen Kriegsschauplatz fallen. Dennoch entschloss sich Gouverneur Seitz zur Verteidigung, da anfangs ein baldiges Kriegsende in Europa vorausgesagt wurde. Zudem sollten damit gegnerische Streitkräfte an die Kolonien gebunden und von Europa ferngehalten werden.
Kriegsmitteilung und Mobilmachung
Im Sommer 1914 erreichten widersprüchliche Nachrichten das deutsche Schutzgebiet. Als sich mit der Julikrise der Erste Weltkrieg anbahnte, sandte Wilhelm Solf, Staatssekretär im Reichskolonialamt, ein beschwichtigendes Telegramm in die deutschen Kolonien:
„Schutzgebiete außer Kriegsgefahr, beruhigt Farmer.“[9]
Solf war von der Gültigkeit der Kongoakte von 1885 überzeugt, die völkerrechtlich untersagte, einen kriegerischen Konflikt europäischer Großmächte in die Kolonialgebiete zu tragen.
In der Nacht vom 4. auf den 5. August 1914 nahm die Küstenfunkstation in Lüderitzbucht ein internationales Funktelegramm aus Lomé auf:
“England has declared war to Germany on fourth of August.”
„England hat Deutschland am 4. August den Krieg erklärt.“[10]
Truppenparade in Deutsch-Südwestafrika vor Kriegsbeginn
Kurz danach wurde diese Meldung von der Großfunkstelle Nauen bei Berlin bestätigt. Daraufhin befürchtete man in Deutsch-Südwestafrika einen Angriff der mit Großbritannien alliierten Südafrikanischen Union. Am 6. August erklärte Gouverneur Seitz den Belagerungszustand und rief am 7. August die Mobilmachung aus. Diese war schon am folgenden Tag abgeschlossen, da sich die Schutztruppe ohnehin in einem Manöver befunden hatte. Ein 50 Kilometer breiter Landstreifen entlang der Grenze zur Südafrikanischen Union wurde evakuiert. Die deutschen Einwohner sowie Vieh und Vorräte wurden nach Norden in vorläufige Sicherheit gebracht.
Die Wirren des Kriegsausbruchs nutzte die deutsche Kolonialleitung auch dazu, eine lange erwogene Deportation der Bondelswart in den Norden Deutsch-Südwestafrikas auszuführen.[11]
Situation in Südafrika
In Südafrika war die öffentliche Meinung über einen Kriegsbeitritt geteilt. Insbesondere die burischen Politiker standen dem Entschluss ablehnend gegenüber. Um den deutschfeindlichen Kräften in Südafrika keinen Vorwand zu liefern, wurde seitens Deutsch-Südwestafrikas von Vorstößen auf südafrikanisches Gebiet zunächst abgesehen. Südafrikas Premierminister Louis Botha erklärte dennoch, die Deutschen hätten die Grenze überschritten. Daraufhin beschloss das südafrikanische Parlament am 9. September 1914 mit breiter Mehrheit die Kriegsteilnahme, im Senat (Oberhaus) mit 24 zu 5 Stimmen, in der Assembly (Unterhaus) mit 91 zu 12 Stimmen.[12]
Der Kommandant der südafrikanischen Streitkräfte, General Christiaan Frederik Beyers, trat aus Protest gegen den Kriegseintritt zurück. Er wusste sich in Übereinstimmung mit einer Reihe burischer Offiziere wie General Koos de la Rey und General Christiaan de Wet. Der Tod von General de la Rey unter ungeklärten Umständen heizte die Stimmung weiter an.[13]
Die Maritz-Rebellion
Schließlich kam es zu offener Rebellion. Ein kleiner Teil der Buren wollte sich nicht mit dem Kriegseintritt an der Seite Großbritanniens abfinden und griff zu den Waffen. Der Burenführer Christiaan de Wet versuchte einen pro-deutschen Aufstand in Südafrika auszulösen, was jedoch misslang. De Wet kam später in Gefangenschaft. Durch diese Revolte verzögerte sich jedoch der südafrikanische Vormarsch um einige Monate. Eine Gruppe burischer Freischärler unter dem Kommando von Salomon Maritz war weiterhin bereit, die Schutztruppe von Südafrika aus zu unterstützen. Außerdem bildete sich in Südwestafrika selbst ein burisch-deutsches Freiwilligenkorps, geführt von Andries de Wet (verwandt mit Christiaan de Wet).[14]
Oberstleutnant Maritz verließ mit seiner Truppe den Garnisonsort Upington und schloss am 7. Oktober 1914 bei Ukamas einen Vertrag mit den Deutschen, der eine Unterstützung der Schutztruppe für den Fall eines südafrikanischen Angriffs vorsah. Am 22. Oktober 1914 griff die Einheit unter Maritz mit deutscher Artillerieunterstützung eine britische Abteilung bei Keimoes an, und zog sich nach leichten Verlusten wieder zurück.[15] Maritz erlitt einen Knieschuss.[16] Wegen des Einsatzes gegen die Maritz-Rebellion im Herbst 1914 stellte der südafrikanische Oberbefehlshaber Louis Botha kurzzeitig alle sonstigen Kampfhandlungen ein. Am 24. Januar 1915 kam es bei Upington zu einem Gefecht, in dem die Aufständischen von südafrikanischen Truppen angegriffen und geschlagen wurden.
Auch wenn sich Maritz nicht unter den 250 Toten und Verwundeten befand, war der Aufstand zusammengebrochen.[17] Am 30. Januar 1915 kapitulierte Maritz außerhalb Upingtons. Ein deutscher Vorstoß nach Kakamas, der Anfang Februar 1915 erfolgte, kam zur Unterstützung der Buren zu spät.[18]
Weiteres zu diesen Thema im Link:
https://de.wikipedia.org/wiki/Erster_Weltkrieg_in_S%C3%BCdwestafrika
Unteroffizier der Kavallerie Lorenz Horn (1880–1956) der deutschen Schutztruppe, kurz vor dem Gefecht bei Sandfontein am 26. September 1914 (auf dem Bild noch in Polizeiuniform).
Datum 9. August 1914 bis 9. Juli 1915
Ort Deutsch-Südwestafrika, Portugiesisch-Westafrika, Südafrikanische Union
Ausgang Kapitulation der deutschen Schutztruppe
Territoriale Änderungen Ende der deutschen Kolonialherrschaft
Folgen Mandat des Völkerbundes (verwaltet durch die Südafrikanische Union)
Friedensschluss Friedensvertrag von Versailles
Konfliktparteien
Vereinigtes Königreich Großbritannien und Irland Vereinigtes Königreich
Südafrikanische Union Südafrikanische Union
Vereinigtes Königreich Großbritannien und Irland Protektorat Betschuanaland
Portugal Portugal (offiziell neutral)
Portugiesisch-Westafrika Portugiesisch-Westafrika
Baster Baster
Deutsches Kaiserreich Deutsches Reich
Deutsch-Südwestafrika Deutsch-Südwestafrika
Buren Buren
Ausgangsposition
Deutsch-Südwestafrika grenzte im Norden an die Kolonie Portugiesisch-Westafrika und im Osten an das britische Protektorat Betschuanaland. Vor allem die Ostgrenze verlief durch weites, dünn besiedeltes Gelände, das nur schwer zu kontrollieren war. Von besonderer Tragweite erwies sich die Nachbarschaft zur Südafrikanischen Union. Als machtvoller Bestandteil des britischen Empire verfügte Südafrika über kriegswichtige Ressourcen sowie eine ausgezeichnete Anbindung an das Nachrichtennetz und den Welthandel. Die deutsche Kolonialführung konnte hingegen von Seeseite nicht auf Hilfe hoffen, da die britische Seeblockade in der Nordsee und die Besetzung der afrikanischen Atlantikhäfen schon bald den deutschen Hochseeverkehr als Nachschubweg lahmlegten. Auch der Funkverkehr mit der Heimat wurde spärlich, nachdem am 27. August 1914 die deutsche Zwischenstation Kamina in Togoland zerstört worden war.[5] Der Funkkontakt musste nunmehr unmittelbar mit Deutschland erfolgen, was nur teilweise gelang.
Siehe auch: Togo im Ersten Weltkrieg
Die Schutztruppe Deutsch-Südwestafrikas war in erster Linie zur Durchsetzung der Kolonialherrschaft im Inneren konzipiert. Für eine militärische Auseinandersetzung mit europäischen Großmächten war sie nicht gewappnet, auch wenn sie bei Kriegsbeginn um die in der Kolonie befindlichen Reservisten ergänzt wurde. Das einzige deutsche Kriegsschiff, das sich im Sommer 1914 in südafrikanischen Gewässern befand, war das elf Jahre alte Kanonenboot SMS Eber. Die “Luftstreitkräfte” bestanden aus zwei Postflugzeugen, die vor dem Krieg per Schiff in der Kolonie eingetroffen waren.[6]
Über die Stärke der Schutztruppe bei Kriegsausbruch existieren unterschiedliche Angaben. Die reguläre Anzahl der Soldaten dürfte zwischen 1.500 und 2.000 betragen haben; hinzu kamen knapp 500 Polizeiangehörige. Einschließlich der zum Krieg eingezogenen etwa 3.000 Personen kam auf deutscher Seite eine Streitmacht von rund 5.000 Mann zusammen. Während des Krieges liefen dann noch einige hundert südafrikanische Buren zu den Deutschen über. Die Truppe verfügte über 20 moderne Geschütze, 50 veraltete Geschütze verschiedener Kaliber sowie fünf Automobile.
Im Gegensatz zu den deutschen Kolonien Deutsch-Ostafrika und Kamerun dienten in Deutsch-Südwest kaum Einheimische, Askaris genannt.
Die Südafrikanische Union als Hauptgegner der Deutschen verfügte hingegen über eine umfangreiche Kolonialstreitmacht, die sich bei Bedarf um einheimische Hilfskräfte ergänzen ließ. Es ist davon auszugehen, dass 50.000 bis 100.000 Soldaten mobilisierbar waren. Dabei standen auch motorisierte Einheiten zur Verfügung.
Während das Mutterland Großbritannien vorwiegend auf die Sicherung der Seewege bedacht war, bestand in Südafrika bereits vor dem Krieg Interesse an einer territorialen Aneignung der deutschen Nachbarkolonie. Durch das Machtpotential der Südafrikanischen Union hatten sich eigenständige Annexionsbestrebungen in Afrika entwickelt. Verteidigungsminister Jan Smuts vertrat die Vision eines Greater South Africa, dem Südwestafrika einverleibt werden sollte.[7]
Auch das Deutsche Reich formulierte zwischen 1914 und 1918 mit dem Begriff Deutsch-Mittelafrika ein koloniales Kriegsziel, das aber durch einen Sieg in Europa durchgesetzt werden sollte.
Strategie
Der deutschen Seite war bewusst, dass der Süden der Kolonie besonders gefährdet war, weil dort der direkte Einmarsch der südafrikanischen Truppen drohte. Neben der inneren Kontrolle der Kolonie war somit die Sicherung der Südgrenze vor dem Eindringen feindlicher Kräfte die strategische Hauptaufgabe. Eine deutsche Offensive auf südafrikanischem Territorium war bei der geringen Truppenstärke aussichtslos.
Eine Invasion Südafrikas sollte mit folgenden Schritten verhindert werden:[8]
Rückzug von der Atlantikküste; Preisgabe der Häfen Lüderitzbucht und Swakopmund
Sprengung der Bahnlinien ins Landesinnere; Widerstand erst im Hinterland auf Höhe von Aus und Usakos
Sicherung des Nordens und Zentrums, insbesondere der Städte Windhuk und Karibib, durch Polizei und Reserven
Konzentrierung der Hauptkräfte zur Verteidigung im Süden
Es zeichnete sich von vornherein ab, dass Deutsch-Südwestafrika im Falle eines lange andauernden Krieges nicht zu halten war. Die Entscheidung konnte nur auf dem europäischen Kriegsschauplatz fallen. Dennoch entschloss sich Gouverneur Seitz zur Verteidigung, da anfangs ein baldiges Kriegsende in Europa vorausgesagt wurde. Zudem sollten damit gegnerische Streitkräfte an die Kolonien gebunden und von Europa ferngehalten werden.
Kriegsmitteilung und Mobilmachung
Im Sommer 1914 erreichten widersprüchliche Nachrichten das deutsche Schutzgebiet. Als sich mit der Julikrise der Erste Weltkrieg anbahnte, sandte Wilhelm Solf, Staatssekretär im Reichskolonialamt, ein beschwichtigendes Telegramm in die deutschen Kolonien:
„Schutzgebiete außer Kriegsgefahr, beruhigt Farmer.“[9]
Solf war von der Gültigkeit der Kongoakte von 1885 überzeugt, die völkerrechtlich untersagte, einen kriegerischen Konflikt europäischer Großmächte in die Kolonialgebiete zu tragen.
In der Nacht vom 4. auf den 5. August 1914 nahm die Küstenfunkstation in Lüderitzbucht ein internationales Funktelegramm aus Lomé auf:
“England has declared war to Germany on fourth of August.”
„England hat Deutschland am 4. August den Krieg erklärt.“[10]
Truppenparade in Deutsch-Südwestafrika vor Kriegsbeginn
Kurz danach wurde diese Meldung von der Großfunkstelle Nauen bei Berlin bestätigt. Daraufhin befürchtete man in Deutsch-Südwestafrika einen Angriff der mit Großbritannien alliierten Südafrikanischen Union. Am 6. August erklärte Gouverneur Seitz den Belagerungszustand und rief am 7. August die Mobilmachung aus. Diese war schon am folgenden Tag abgeschlossen, da sich die Schutztruppe ohnehin in einem Manöver befunden hatte. Ein 50 Kilometer breiter Landstreifen entlang der Grenze zur Südafrikanischen Union wurde evakuiert. Die deutschen Einwohner sowie Vieh und Vorräte wurden nach Norden in vorläufige Sicherheit gebracht.
Die Wirren des Kriegsausbruchs nutzte die deutsche Kolonialleitung auch dazu, eine lange erwogene Deportation der Bondelswart in den Norden Deutsch-Südwestafrikas auszuführen.[11]
Situation in Südafrika
In Südafrika war die öffentliche Meinung über einen Kriegsbeitritt geteilt. Insbesondere die burischen Politiker standen dem Entschluss ablehnend gegenüber. Um den deutschfeindlichen Kräften in Südafrika keinen Vorwand zu liefern, wurde seitens Deutsch-Südwestafrikas von Vorstößen auf südafrikanisches Gebiet zunächst abgesehen. Südafrikas Premierminister Louis Botha erklärte dennoch, die Deutschen hätten die Grenze überschritten. Daraufhin beschloss das südafrikanische Parlament am 9. September 1914 mit breiter Mehrheit die Kriegsteilnahme, im Senat (Oberhaus) mit 24 zu 5 Stimmen, in der Assembly (Unterhaus) mit 91 zu 12 Stimmen.[12]
Der Kommandant der südafrikanischen Streitkräfte, General Christiaan Frederik Beyers, trat aus Protest gegen den Kriegseintritt zurück. Er wusste sich in Übereinstimmung mit einer Reihe burischer Offiziere wie General Koos de la Rey und General Christiaan de Wet. Der Tod von General de la Rey unter ungeklärten Umständen heizte die Stimmung weiter an.[13]
Die Maritz-Rebellion
Schließlich kam es zu offener Rebellion. Ein kleiner Teil der Buren wollte sich nicht mit dem Kriegseintritt an der Seite Großbritanniens abfinden und griff zu den Waffen. Der Burenführer Christiaan de Wet versuchte einen pro-deutschen Aufstand in Südafrika auszulösen, was jedoch misslang. De Wet kam später in Gefangenschaft. Durch diese Revolte verzögerte sich jedoch der südafrikanische Vormarsch um einige Monate. Eine Gruppe burischer Freischärler unter dem Kommando von Salomon Maritz war weiterhin bereit, die Schutztruppe von Südafrika aus zu unterstützen. Außerdem bildete sich in Südwestafrika selbst ein burisch-deutsches Freiwilligenkorps, geführt von Andries de Wet (verwandt mit Christiaan de Wet).[14]
Oberstleutnant Maritz verließ mit seiner Truppe den Garnisonsort Upington und schloss am 7. Oktober 1914 bei Ukamas einen Vertrag mit den Deutschen, der eine Unterstützung der Schutztruppe für den Fall eines südafrikanischen Angriffs vorsah. Am 22. Oktober 1914 griff die Einheit unter Maritz mit deutscher Artillerieunterstützung eine britische Abteilung bei Keimoes an, und zog sich nach leichten Verlusten wieder zurück.[15] Maritz erlitt einen Knieschuss.[16] Wegen des Einsatzes gegen die Maritz-Rebellion im Herbst 1914 stellte der südafrikanische Oberbefehlshaber Louis Botha kurzzeitig alle sonstigen Kampfhandlungen ein. Am 24. Januar 1915 kam es bei Upington zu einem Gefecht, in dem die Aufständischen von südafrikanischen Truppen angegriffen und geschlagen wurden.
Auch wenn sich Maritz nicht unter den 250 Toten und Verwundeten befand, war der Aufstand zusammengebrochen.[17] Am 30. Januar 1915 kapitulierte Maritz außerhalb Upingtons. Ein deutscher Vorstoß nach Kakamas, der Anfang Februar 1915 erfolgte, kam zur Unterstützung der Buren zu spät.[18]
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