Der Anderthalbdecker, auch Eineinhalbdecker
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Der Anderthalbdecker, auch Eineinhalbdecker
Ein Anderthalbdecker, auch Eineinhalbdecker genannt, ist ein Omnibus oder Oberleitungsbus, der in der hinteren Hälfte partiell als Doppeldeckerbus ausgeführt ist. Die Form des Anderthalbdeckers wurde 1949 von der Essener Karosseriebaufirma Ludewig entwickelt. Zunächst wurden nur Reisebusse nach diesem Prinzip hergestellt, erst 1955 entstand in Zusammenarbeit mit der Duisburger Verkehrsgesellschaft der erste Anderthalbdecker-Stadtlinienbus.
Anderthalbdecker der Firma Franz Brozincevic & Cie., Wetzikon mit Vetter-Aufbau, Baujahr 1966
Später Anderthalbdecker auf Daimler-Benz-Fahrgestell mit VÖV-Front
Einmannwagen im Seitenprofil
Anderthalbdecker-Obus auf Henschel-Fahrgestell in Aachen, 1962
Büssing-Anderthalbdecker von 1965 aus Braunschweig in restauriertem Zustand 2015 (ältester original erhaltener 1½-Decker Deutschlands).[1][2]
Der Aufbau erfolgte vorwiegend auf Fahrgestellen von Büssing (später MAN) und Daimler-Benz, frühe Exemplare entstanden auf Fahrgestellen von Krupp, Faun und Henschel. Aus statischen Gründen verwendete man dabei typischerweise Fahrgestelle mit hinterer Nachlaufachse. Mit dem Konkurs der Firma Ludewig 1976 wurde die Fertigung von Anderthalbdeckerbussen von der Fellbacher Karosseriefabrik Vetter fortgesetzt, wo sie dann 1983 endete. Ein Einzelstück wurde nochmals 1995 auf Basis alter Pläne für das baden-württembergische Omnibusunternehmen Anton Schuster aus Durlangen produziert und befindet sich bis heute im Linienverkehr rund um Schwäbisch Gmünd im Einsatz.[3]
Diese Omnibusbauform war besonders im Linienverkehr vom Ende der 1950er Jahre bis in die 1970er Jahre hinein verbreitet. Sie hatte – beim damals üblichen Einsatz mit Schaffner – den Vorteil einer großen Kapazität auf relativ geringer Verkehrsfläche. Insbesondere nach dem 1960 in Kraft getretenen Verbot der Personenbeförderung in Busanhängern gewann der Anderthalbdecker an Bedeutung, nicht zuletzt weil Gelenkbusse damals noch nicht so verbreitet waren wie heute. Ein besonderer Vorteil gegenüber einem echten Doppeldeckerbus war die niedrigere Gesamthöhe, so konnten auch Unterführungen problemlos passiert werden.
Diese Bauart ermöglichte hinten eine abgesenkte Einstiegsplattform mit doppeltbreiter Einstiegstür (Niederflureinstieg) und festem Schaffnerplatz rechts daneben. Nach schnellem Einstieg auf die große Stehplattform und Fahrgastabfertigung durch den Schaffner während der Fahrt waren kurze Haltestellenaufenthalte möglich. Die Fahrgäste konnten sich anschließend im Wagen verteilen, zum Ausstieg standen eine (meist) doppeltbreite Mitteltür und eine, bei den ersten Wagen, einfachbreite Vordertür neben dem Fahrer zur Verfügung. Für den in den 1960er Jahren eingeführten schaffnerlosen Einmannbetrieb wurde der Fahrgastfluss umgedreht. Zum Einbau einer doppeltbreiten Einstiegstür vorn (Zweispur-Einstieg) wurde der vordere Überhang verlängert. Der abgesenkte Heckperron bot nun nicht mehr den Vorteil des niedrigen Einstiegs – auf ihm wurden weitere Sitzplätze platziert – stattdessen mussten beim Einstieg vorn jetzt wegen des hohen Fußbodens (Unterflurmotor) drei Stufen überwunden werden.
Zuletzt wurden für den Anderthalbdeckerbus auch Bauteile des VÖV-Standard-Linienbusses (Windschutzscheibe, Fenster, Türen, zentrales Elektrofach, Fahrerarbeitsplatz) verwendet, um in den Betrieben die Vorteile der Standardisierung zu nutzen.
Anderthalbdecker waren insbesondere in Nordrhein-Westfalen weit verbreitet, zu den Einsatzorten gehörten unter anderem Aachen, Bonn, Bielefeld, Braunschweig, Cuxhaven, Duisburg, Düsseldorf, Erkelenz, Essen, Flensburg, Hagen, Hameln, Hanau, Hannover, Heidelberg, Herford, Herten/Recklinghausen, Ingolstadt, Kiel, Köln, Krefeld, Bad Kreuznach, Mainz, Moers, Mönchengladbach, Offenbach, Osnabrück, Rheydt, Saarlouis, Soest, Stuttgart, Trier und Wuppertal. Die meisten Ende der 1970er und in den 1980er Jahren noch vorhandenen Wagen fuhren zuletzt im Schülerverkehr.
Ab den späten 1960er Jahren wurden die Anderthalbdecker zunehmend von Gelenkbussen abgelöst. Diese boten bei gleicher Anzahl von Sitzplätzen mehr Stehplätze und waren bedingt durch größere Bauserien zudem billiger zu erhalten. Heute sind nur noch einzelne Fahrzeuge dieser Bauart erhalten geblieben.
Oberleitungsbusse
Eine Sonderform des Anderthalbdeckers waren die 29 Oberleitungsbusse der Hersteller Ludewig (25 Stück) und Vetter (vier Stück), sie wurden ab 1956 für vier deutsche Städte produziert:
18 Wagen für den Oberleitungsbus Osnabrück (201–204, 209, 212–215, 227–235)
7 Wagen für Hildesheim (12, 15, 17–19, 24, 25)
3 Wagen für Wuppertal (309, 311, 312)
1 Wagen für den Oberleitungsbus Aachen (22)
Der Aachener Wagen blieb museal erhalten, er befindet sich seit 1972 im englischen Trolleybus-Museum Sandtoft.
Quelle
Anderthalbdecker der Firma Franz Brozincevic & Cie., Wetzikon mit Vetter-Aufbau, Baujahr 1966
Später Anderthalbdecker auf Daimler-Benz-Fahrgestell mit VÖV-Front
Einmannwagen im Seitenprofil
Anderthalbdecker-Obus auf Henschel-Fahrgestell in Aachen, 1962
Büssing-Anderthalbdecker von 1965 aus Braunschweig in restauriertem Zustand 2015 (ältester original erhaltener 1½-Decker Deutschlands).[1][2]
Der Aufbau erfolgte vorwiegend auf Fahrgestellen von Büssing (später MAN) und Daimler-Benz, frühe Exemplare entstanden auf Fahrgestellen von Krupp, Faun und Henschel. Aus statischen Gründen verwendete man dabei typischerweise Fahrgestelle mit hinterer Nachlaufachse. Mit dem Konkurs der Firma Ludewig 1976 wurde die Fertigung von Anderthalbdeckerbussen von der Fellbacher Karosseriefabrik Vetter fortgesetzt, wo sie dann 1983 endete. Ein Einzelstück wurde nochmals 1995 auf Basis alter Pläne für das baden-württembergische Omnibusunternehmen Anton Schuster aus Durlangen produziert und befindet sich bis heute im Linienverkehr rund um Schwäbisch Gmünd im Einsatz.[3]
Diese Omnibusbauform war besonders im Linienverkehr vom Ende der 1950er Jahre bis in die 1970er Jahre hinein verbreitet. Sie hatte – beim damals üblichen Einsatz mit Schaffner – den Vorteil einer großen Kapazität auf relativ geringer Verkehrsfläche. Insbesondere nach dem 1960 in Kraft getretenen Verbot der Personenbeförderung in Busanhängern gewann der Anderthalbdecker an Bedeutung, nicht zuletzt weil Gelenkbusse damals noch nicht so verbreitet waren wie heute. Ein besonderer Vorteil gegenüber einem echten Doppeldeckerbus war die niedrigere Gesamthöhe, so konnten auch Unterführungen problemlos passiert werden.
Diese Bauart ermöglichte hinten eine abgesenkte Einstiegsplattform mit doppeltbreiter Einstiegstür (Niederflureinstieg) und festem Schaffnerplatz rechts daneben. Nach schnellem Einstieg auf die große Stehplattform und Fahrgastabfertigung durch den Schaffner während der Fahrt waren kurze Haltestellenaufenthalte möglich. Die Fahrgäste konnten sich anschließend im Wagen verteilen, zum Ausstieg standen eine (meist) doppeltbreite Mitteltür und eine, bei den ersten Wagen, einfachbreite Vordertür neben dem Fahrer zur Verfügung. Für den in den 1960er Jahren eingeführten schaffnerlosen Einmannbetrieb wurde der Fahrgastfluss umgedreht. Zum Einbau einer doppeltbreiten Einstiegstür vorn (Zweispur-Einstieg) wurde der vordere Überhang verlängert. Der abgesenkte Heckperron bot nun nicht mehr den Vorteil des niedrigen Einstiegs – auf ihm wurden weitere Sitzplätze platziert – stattdessen mussten beim Einstieg vorn jetzt wegen des hohen Fußbodens (Unterflurmotor) drei Stufen überwunden werden.
Zuletzt wurden für den Anderthalbdeckerbus auch Bauteile des VÖV-Standard-Linienbusses (Windschutzscheibe, Fenster, Türen, zentrales Elektrofach, Fahrerarbeitsplatz) verwendet, um in den Betrieben die Vorteile der Standardisierung zu nutzen.
Anderthalbdecker waren insbesondere in Nordrhein-Westfalen weit verbreitet, zu den Einsatzorten gehörten unter anderem Aachen, Bonn, Bielefeld, Braunschweig, Cuxhaven, Duisburg, Düsseldorf, Erkelenz, Essen, Flensburg, Hagen, Hameln, Hanau, Hannover, Heidelberg, Herford, Herten/Recklinghausen, Ingolstadt, Kiel, Köln, Krefeld, Bad Kreuznach, Mainz, Moers, Mönchengladbach, Offenbach, Osnabrück, Rheydt, Saarlouis, Soest, Stuttgart, Trier und Wuppertal. Die meisten Ende der 1970er und in den 1980er Jahren noch vorhandenen Wagen fuhren zuletzt im Schülerverkehr.
Ab den späten 1960er Jahren wurden die Anderthalbdecker zunehmend von Gelenkbussen abgelöst. Diese boten bei gleicher Anzahl von Sitzplätzen mehr Stehplätze und waren bedingt durch größere Bauserien zudem billiger zu erhalten. Heute sind nur noch einzelne Fahrzeuge dieser Bauart erhalten geblieben.
Oberleitungsbusse
Eine Sonderform des Anderthalbdeckers waren die 29 Oberleitungsbusse der Hersteller Ludewig (25 Stück) und Vetter (vier Stück), sie wurden ab 1956 für vier deutsche Städte produziert:
18 Wagen für den Oberleitungsbus Osnabrück (201–204, 209, 212–215, 227–235)
7 Wagen für Hildesheim (12, 15, 17–19, 24, 25)
3 Wagen für Wuppertal (309, 311, 312)
1 Wagen für den Oberleitungsbus Aachen (22)
Der Aachener Wagen blieb museal erhalten, er befindet sich seit 1972 im englischen Trolleybus-Museum Sandtoft.
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