Die Nordische Mythologie
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Die Nordische Mythologie
Nun viele wissen natürlich nicht was es mit Mythologien auf sich hat, oder aber spinnen sich so ihre eigene Wahrheit zusammen, oder aber verwenden das um damit Geschäfte zu machen.
Vielles wurtde kupipiert oder nach gemacht und manche glauben selber ein Mythos zu sein.
Nun wie auch immert, hier nun eine kleine aufstellung des ganzen:
Als nordische Mythologie bezeichnet man die Gesamtheit der Mythen, die in den Quellen der vorchristlichen Zeit Skandinaviens belegt sind.
Mythische Personen und Orte
(Die Liste ist nicht vollständig)
Asen
Balder, Bör, Bragi, Buri, Dag, Delling, Forseti, Heimdall, Hermod, Höder, Hönir, Kvasir, Lodur, Loki, Magni und Modi, Odr, Odin, Ríg, Skjöld, Thor, Tyr, Uller, Vali, Vé, Vili, Vidar
Asinnen
Bil, Eir, Frigg, Fulla, Gefjon, Gna, Hnoss, Idun, Jörd, Lin, Lofn, Nanna, Nótt, Saga, Sif, Sigyn, Sjöfn, Snotra, Skadi, Sol, Syn, Thrud, Var (Vör)
Wanen
Freyr, Freyja, Gullveig, Nerthus, Njörðr
Nornen
Urd, Verdandi, Skuld
Alben
Bejla, Byggvir
Walküren
Brynhild, Geirahöd, Geiravör, Geirölul, Gunn, Göll, Herja, Herfjötur, Hild, Hjörthrimul, Hlökk, Hrist, Mist, Randgrid, Reginleif, Rist, Rota, Sigrun, Skeggjöld, Skögul, Svipull, Thrud
Riesen (Thursen, Jöten)
Ägir, Angrboda, Aurboda, Baugi, Beli, Bergelmir, Bestla, Billing, Bölthorn, Byleist, Fárbauti, Fenja, Fjalar, Fornjoter, Gerd, Gilling, Gjálp, Greip, Grid, Gunnlöd, Gymir, Hel, Hrimnir, Hymir, Hyndla, Hyrrokkin, Jarnsaxa, Laufey, Logi, Menja, Mimir, Mjöll, Mundilfari, Muspells Söhne, Mökkurkalfi, Narfi, Ragnhild, Rán, Rind, Rungnir, Surt, Suttung, Thjazi, Thrym, Thökk, Utgardaloki, Vaftrudnir, Vali (Lokis Sohn), Ýmir
Zwerge
Alviss, Andvari, Austri, Berlingr, Bil, Brokkr, Dain, Dvalin, Fafnir, Galar, Hjuki, Hreidmar, Ivaldi, Lit, Lofar, Modsognir, Nidi, Norðri, Nyi, Reginn, Suðri, Vestri, Otr
Menschen
Ask, Agni Skjafarbondi, Arngrim, Aurvandill, Beowulf, Bjarkie, Berserker, Domaldi, Draug, Edda, Einherjer, Embla, Frodi, Gangleri, Gjuki, Godi, Grimhild, Groa, Gudrun Gjukidottir, Gunnar Gjukison, Gylfi, Hadding, Haddingjar, Hagbard, Hedin, Lif, Lifthrasir, Thialfi, Röskva, Sygni, Sigurd Fafnisbani, Skirnir, Völva
Mythische Orte
Albenheim, Asgard, Bifröst, Bilskirnir, Breidablik, Eliwagar, Eljudnir, Fensalir, Folkwang, Gimle, Ginnungagap, Gjöll, Gladsheim, Glasir, Glitnir, Hel, Himinbjörg, Hindarfjall, Hörg, Hvergelmir, Idafeld, Jötunheim, Jarnskog, Landwidi, Lärad, Midgard, Mimameid, Mimirs Brunnen, Muspellsheim, Nastrand, Niflheim, Noatun, Schwarzalbenheim, Sessrumnir, Singastein, Sökkwabeck, Thrudvang, Thrymheim, Urdbrunnen, Utgard, Valaskjalf, Wanenheim, Vigrid, Vilmur, Vingólf, Walhall, Ydalir, Yggdrasil
Mythische Gegenstände
Andvaranaut, Brisingamen, Draupnir, Gand, Gjallarhorn, Gleipnir, Gram, Grotti, Gungnir, Hlidskialf, Hringhorni, Megingjörd, Misteltein, Mjölnir, Naglfar, Odhrörir, Reginnagl, Skidbladnir, Tyrfing
Mythische Tiere
Alsvidr und Arvakr, Auðhumbla, Dain, Dwalin, Duneyr und Durathror, Eikthyrnir, Fafnir, Fenriswolf, Garm, Geri und Freki, Grani, Gullinborsti, Gullinkambi, Gulltopp, Hati, Heidrun, Hildisvini, Hofvarpnir, Hræsvelgr, Hugin und Munin, Midgardschlange, Managarm, Nidhöggr, Ratatöskr, Rimfaxi, Skinfaxi, Skalli, Sköll, Sleipnir, Svadilfari, Sährimnir, Tanngnjostr und Tanngrisnir, Vedrfölnir, Widofnir
Allgemeines
Die nordischen Mythen sind zum Teil den kontinentalgermanischen Mythen sehr ähnlich. Man geht heute allgemein davon aus, dass die Göttergesellschaft ursprünglich dieselbe war. Gleichwohl haben sich Kulte, Namen und Mythen in den verschiedenen Räumen im Laufe der Zeit auseinanderentwickelt.
Die nordische Mythologie basierte nie auf einer religiösen Gesellschaft oder auf einem zusammenhängenden religiösen System. Sie war also nie so etwas wie eine Religion im modernen Sinn. Es gab auch keine Instanz, die die Glaubensinhalt festlegte. Die Mythen waren eher ein theoretischer Überbau für bestimmte Kultformen und hatten wenig mit Glauben in unserem Sinne zu tun. Gleichwohl finden sich immer wieder Versuche in der Forschung, zu ermitteln, was der „ursprüngliche“ und „echte“ Glaubensinhalt gewesen ist. Ein solches Qualitätsurteil lässt sich kaum treffen, zumal eine Religion immer als „echt“ von dem erlebt wird, der sie ausübt.[1]
Es gibt nur sehr wenige schriftliche Zeugnisse aus der Zeit der mythischen Kulte. Es handelt sich dabei um die in Metall oder Stein geritzten Runen. Die meisten Quellen stammen hingegen aus römischen und christlichen Schriften. Diese stammen weder aus erster Hand, noch sind sie neutral. Die zusammenhängende Darstellung und der enzyklopädische Charakter der Völuspá werden nicht der vorangegangenen oralen Tradition zugerechnet. Man muss auch berücksichtigen, dass die skandinavischen Dichter Elemente der christlichen Religion verwendet haben, ohne deren Inhalt zu übernehmen.[2]
Archäologische Quellen
Sonnenwagen von Trundholm
Andeutungen über religiöse Vorstellungen der Vorzeit lassen sich auch aus bronzezeitlichen Artefakten ablesen. Bekannt sind schalenförmige Eintiefungen in Felsen, die mit Opfern in Verbindung gebracht werden. Felsritzungen lassen auf schamanistisch-magische Praktiken schließen. Ob die Mythen inhaltlich irgendetwas mit dem zu tun haben, was auf uns überkommen ist, lässt sich nicht feststellen. Das Rad mit vier Speichen als Felsritzung lässt manche auf einen Sonnenkult in der Bronzezeit schließen, für den eine mythische Grundlage aber nicht überliefert ist. Das Gleiche gilt für Miniaturäxte, die mit dem Blitz in Verbindung gebracht werden. Der Sonnenwagen von Trundholm, ein 1902 auf Sjælland in Dänemark gefundenes 57 cm langes Bronzemodell eines von Pferden gezogenen Wagens, der in die Zeit von 1500 bis 1300 v. Chr. datiert wird, belegt jedenfalls keinen Sonnenkult.
Es ist aus religionsphänomenologischer Sicht nicht völlig sicher, dass mit den steinzeitlichen Religionen bereits Götter als lebende Wesen verbunden waren. Es ist auch gut möglich, dass der Blitz, Bäume, Steine, Erde und Wasser selbst als lebendig betrachtet wurden. Götter als Personen sind in der Bronzezeit durch Felszeichnungen und Bronzefiguren belegt. Nun werden in großer Zahl kleine Boote aus Gold und andere Gegenstände angetroffen, die auf Opfer schließen lassen. Opfergefäße auf Wagen deuten auf Fruchtbarkeitskulte hin, die mythologisch bereits mit der nach Tacitus pangermanischen Gottheit Nerthus in Verbindung gebracht werden.
Die Feuerbestattung, die in der zweiten Hälfte des 2. Jahrtausends v. Chr. üblich wurde, wird als Mittel der Befreiung der Seele vom Körper für ein jenseitiges Leben gedeutet.
Ab dem 4. Jh. n. Chr. finden sich Schiffsbestattungen in verschiedensten Formen. Menschen werden in voller Kleidung und mit reichen Beigaben bestattet. Man findet Münzen wohl analog zum Obolus aus der griechischen Mythologie im Mund des Toten, mit dessen Hilfe er die Überfahrt der Seele ins Totenreich bezahlen soll. Dass das gleiche sehr spezielle Motiv zu dieser Zeit unabhängig vom kontinentalen Kulturkreis entstanden sein sollte, darf als unwahrscheinlich gelten, so dass von einer Motivwanderung von Süden nach Norden ausgegangen werden kann.
Weitere Quellen sind die skandinavischen Brakteaten mit Götterdarstellungen und Runeninschriften sowie Votivgaben aller Art.
Alle diese archäologischen Zeugnisse bedürfen für ihre konkrete Deutung der Schriftquellen. Als Snorri Sturluson sein Skaldenlehrbuch um 1225 schrieb, war der geschilderte mythologische Stoff von Skandinavien bis Bayern bekannt. Er schildert zum Beispiel die Midgardschlange als ein Tier, das um alle Lande herum im Meer liegt und sich selbst in den Schwanz beißt. Dieser Text deutet die Darstellung der sich in den Schwanz beißenden ringförmigen Schlange auf dem Goldmedaillon von Lyngby aus dem 5. Jahrhundert, auf dem englischen Steinkreuzfragment von Brigham aus dem 8. Jahrhundert, auch den Ring in einem Pfeilerdienst der Neuwerkkirche in Goslar aus dem 12. Jahrhundert und auf dem spätromanischen Taufbecken von Fullösa in Schonen. Seine Überlieferung ist der wichtigste Schlüssel zur germanischen Ikonografie der Mythen. Bildliche Darstellungen, die keiner textlichen Überlieferung zugeordnet werden können, wie dies für die Felsritzungen der Bronzezeit gilt, sind über den konkreten Gegenstand der Darstellung hinaus nicht zu interpretieren.[3]
Schriftliche Quellen
Allgemeine Quellen
Die ältesten Quellen über Mythen nördlich der Alpen stammen aus dem 1. Jh. n. Chr. und wurden von Tacitus überliefert. Andere Quellen sind Votivsteine germanischer Soldaten in römischen Diensten. Sie sind häufig schwer verständlich, weil sie sehr kurz sind und die Kenntnis über mythische Zusammenhänge bereits voraussetzen. Außerdem bezeichnen sie die germanischen Götter in der Regel mit den lateinischen Namen der entsprechenden römischen Gottheiten. Als weitere Quellen kommen Verfasser wie Prokop, Jordanes, Gregor von Tours, Paulus Diaconus und Beda Venerabilis hinzu und Beschlüsse von Kirchensynoden und Gesetze, insbesondere von Burchard von Worms, päpstliche Rundschreiben und Predigten. Sie lassen Rückschlüsse auf die religiöse Praxis des einfachen Volkes auf dem germanischen Kontinent zu, an die sich dann Nachrichten über spätere Zeiten anschließen.
Außerordentlich selten sind Quellen in einer germanischen Sprache, wie die Merseburger Zaubersprüche, der Text auf der Nordendorfer Spange, die angelsächsischen Stammtafeln, Glossen mit Personen und Ortsnamen und die Andeutungen in den Heldensagen. Alle diese Quellen betreffen aber Mythen und religiöse Praktiken der kontinentalen Germanen, und die Schlüsse daraus lassen sich trotz der Verwandtschaft nicht ohne weiteres auf Skandinavien übertragen.
Skandinavien ist mit schriftlichen Quellen reicher gesegnet, in aller Regel in altisländischer Sprache. Allen voran steht die Lieder-Edda, die Prosa-Edda des Skalden Snorri Sturluson, wobei bei seinen Texten immer beachtet werden muss, dass sie in einer bereits christlich geprägten Kultur verfasst worden waren. Aber auch andere Skalden- und Prosatexte sowie lateinische Berichte wie die des Adam von Bremen, des Thietmar von Merseburg, des Saxo Grammaticus, die Vita Ansgarii des Rimbert. Sogar in der samischen und in der finno-ugrischen Mythologie finden sich Gestalten, die nordgermanische Entsprechungen haben: Hora-galles entspricht dem Thor, Väralden olmai (isl. veraldar guð, Frey), Biegga-galles (Windgott, Sturmgott, Njörd oder Odin). Der schamanistische Odin und die Art wie er seine besondere Sehergabe erhält, ist höchstwahrscheinlich finno-ugrischen Ursprungs.
Es ist umstritten, ob das, was die gelehrten norwegischen und isländischen Quellen über die nordische Mythologie berichten, auf Einflüsse der griechischen Mythologie und des christlichen Gedankengutes zurückzuführen ist. Es hat sicherlich nicht zum Glauben im Volke gehört. Einiges kann auch auf Missverständnissen christlicher Verfasser über mythische Vorstellungen und Zusammenhänge beruhen. Sørensen[2] meint, dass die Lieder–Edda genuin heidnische Tradition wiedergibt: Zum einen enthalte die Darstellung der Götter keinen Bezug zum Christentum, auch nicht zu christlicher Moral. Zum anderen betont Snorri selbst den scharfen Unterschied zwischen dem, was er niederschreibt und dem Christentum:
„En ekki er at gleyma eða ósanna svá þessar frásagnir at taka ór skáldskapinum fornar kenningar, þær er höfuðskáld hafa sér líka látit. En eigi skulu kristnir menn trúa á heiðin goð ok eigi á sannyndi þessa sagna annan veg en svá sem hér finnst í upphafi bókar.“
„Die hier erzählten Sagen dürfen nicht vergessen oder Lügen gestraft werden, indem man aus der Dichtkunst die alten Umschreibungen verbannt, an welchen die Klassiker Gefallen gefunden haben. Doch sollen Christenmenschen nicht an die heidnischen Götter und nicht an die Wahrheit dieser Sagen auf andere Weise glauben, als so, wie es im Anfang dieses Buches zu lesen ist..[4]“
– Skáldskaparmál.
Snorri verstand also seine Überlieferung als echt heidnisch und für Christen nicht ungefährlich. Ein Einfluss lässt sich insbesondere für die Einrichtung von „Tempeln“ vermuten, die in lateinischen Texten erwähnt werden. Denn es gibt kein entsprechendes Wort für das lateinische Wort templum in norrön, und es sind auch nicht die leisesten archäologischen Spuren heidnischer Gotteshäuser gefunden worden. Daher lässt sich nicht mit Sicherheit sagen, welchen Gegenstand die Verfasser mit dem Ausdruck templum belegt haben. Alles spricht für einen Opferkult unter freiem Himmel mit Gelage im Wohnhaus des Goden. Allerdings sind für das Festgelage auch große Hallen nachgewiesen (z. B. Borg auf den Lofoten mit 74 m Länge, Gudme auf Fünen und Lejre auf Seeland mit 47 m). Auch die Ortsnamen auf -hov deuten auf solche zentralen Kultstätten hin. Nach allem, was man weiß, dürfte der Gebäude-Tempel in Uppåkra eine Ausnahme gewesen sein. Der Glaube im Volk über die Seelen der Verstorbenen und die Naturereignisse entspricht im Wesentlichen dem, was in ganz Europa geglaubt wurde, was auch durch den übereinstimmenden Volksglauben in jüngerer Zeit und auch die ähnliche Nomenklatur für Alben, Zwerge, Nachtmare, Wichtel und Nöck bestätigt wird. Nachrichten über solche Gemeinsamkeiten im Glauben der frühen germanischen Zeit finden sich in dem gemeinsamen Zug, über Bäume und Flüsse hinaus auch die Sonne, den Mond und das Feuer zu verehren. Eine systematische Mythologie, die dem Volksglauben zu Grunde liegt, lässt sich aus den Quellen aber nicht entwickeln. Die Traditionen waren auch nicht einheitlich. So schreibt Snorri z. B. in Gylfaginning über Odin:
„Ok fyrir því má hann heita Alföðr, at hann er faðir allra goðanna ok manna ok alls þess, er af honum ok hans krafti var fullgert. Jörðin var dóttir hans ok kona hans.“
„Allvater kann er heißen, weil er Vater ist aller Götter und Menschen und alles dessen, was durch ihn und seine Macht geschaffen worden ist. Jörð (Erde) war also seine Tochter und seine Frau.[5]“
– Gylfaginning Kap. 9
und kurz darauf:
„Nörfi eða Narfi hét jötunn, er byggði í Jötunheimum. Hann átti dóttur, er Nótt hét. … Því næst var hon gift þeim, er Ánarr hét. Jörð hét þeira dóttir.“
„Nörfi oder Narfi hieß ein Riese, der in Riesenheim hauste. Er hatt’ eine Tochter namens Nacht … In zweiter Ehe war sie verheiratet mit einem, der Ánnar hieß. Jörð (Erde) hieß ihre Tochter.[5]“
– Gylfaginning Kap. 10
Hier hat Snorri also zwei unterschiedliche Traditionen über die Eltern von Jörð unverbunden nebeneinander gestellt. Auch stehen ein vertikales Weltbild mit Göttern im Himmel und ein horizontales Weltbild mit dem Wohnsitz der Götter im Mittelpunkt der Erdscheibe nebeneinander. Baldur wohnt in Breiðablik, Njörd in Noatún und Freya in Folkwang, alle im Himmel lokalisiert.[6] Andererseits heißt es, dass die Asen eine Burg Asgard mitten in der Welt bauten und dort wohnten.[7] Es wird sowohl vertreten, dass beides unterschiedliche heidnische Traditionen seien,[8] als auch, dass das vertikale Weltbild einen christlichen Einfluss widerspiegle.[9]
Die neuere Forschung sieht den Einfluss des Christentums weniger in einem Eindringen christlicher Motive in die heidnischen Mythen als vielmehr in der Darstellungsweise.[10] Snorri Sturluson war in mitteleuropäischem Denken mit genauen Definitionen und Kategorien geschult. Das hat auf die Darstellung des Stoffes abgefärbt. Hennig Kure hat dies an einem Beispiel aufgezeigt: Snorri beruft sich in Grímnismál auf die ältere Gylfaginning. Dort heißt es in den Strophen 25 und 26:
25.
Heiðrún heitir geit,
er stendr höllu á
ok bítr af Læraðs limum;
skapker fylla
hon skal ins skíra mjaðar;
kná-at sú veig vanask.
26.
Eikþyrnir heitir hjörtr,
er stendr höllu á
ok bítr af Læraðs limum;
en af hans hornum
drýpr í Hvergelmi,
þaðan eigu vötn öll vega.
25.
Heiðrún heißt die Geiß,
die bei der Halle steht
und von den Zweigen Læraðs frisst;
sie soll die Gefäße füllen
mit klarem Met.
Der Trank kann nicht schwinden.
26.
Eikþyrnir heißt der Hirsch,
der bei der Halle steht
und von den Zweigen Læraðs frisst;
und von seinem Horn
tropft es in Hvergelmi.
Davon hat alles Wasser seinen Lauf.
Snorri paraphrasiert diese Quelle nun in Gylfaginning folgendermaßen:
„Geit sú, er Heiðrún heitir, stendr uppi á Valhöll ok bítr barr af limum trés þess, er mjök er nafnfrægt, er Læraðr heitir, en ór spenum hennar rennr mjöðr sá, er hon fyllir skapker hvern dag. Þat er svá mikit, at allir Einherjar verða fulldrukknir af. … Enn er meira mark at of hjörtinn Eikþyrni, er stendr á Valhöll ok bítr af limum þess trés, en af hornum hans verðr svá mikill dropi, at niðr kemr í Hvergelmi, ok þaðan af falla þær ár, er svá heita: Síð, … usw.“
„Die Ziege, die Heiðrún heißt, steht oben auf Valhöll und frisst das Laub von den Zweigen des Baumes, der sehr namenskundig ist und Læraðr heißt. Aus ihren Zitzen rinnt Met, mit dem sie die Gefäße täglich füllt. Das ist so viel, dass alle Einherjer davon volltrunken werden. … Bemerkenswerter ist das über den Hirsch Eikþyrnir. Er steht auf Valhöll und frisst von den Zweigen dieses Baumes und aus seinem Horn kommen so viele Tropfen hinab auf Hvergelmi, und davon strömen die Flüsse, die da heißen Síð, … usw.“
– Gylfaginning Kap. 39; kursiv sind die Hinzufügungen Snorris
Die Unbestimmtheit des Mythos wird bei Snorri eindeutig gemacht. Das Wort „á“ in der zweiten Zeile, das auf, neben, nahe bei bedeuten kann, wird bei Snorri zu „uppi“ – oben drauf. Der nicht näher identifizierte „Lærað“ wird als Baum definiert. Gylfaginning sagt nicht, was die Ziege von den Zweigen frisst, Snorri legt es fest: Es sind Blätter. Auch woraus der Met rinnt, klärt erst Snorri. Der Met geht bei Gylfaginning nie aus. Snorri ergänzt, dass die Einherjer volltrunken werden. In Gylfaginning hat alles Wasser seinen Lauf von den Tropfen aus dem Hirschgeweih. Snorri zählt alle Flüsse auf. Nichts bleibt in mythischer Schwebe, alles wird genau festgelegt. Darin sieht Kure und die von ihm zitierte Forschung den Haupteinfluss christlicher Bildung auf die Darstellung der heidnischen Mythen und weist darauf hin, dass auch die gegenwärtige Forschung auf diese Mythen durch die Brille Snorris blickt.
Als weitere schriftliche Quellen können Inschriften gesehen werden. Sie sind auf Brakteaten, Weihe-, Votiv- und Bildsteinen zu finden.
Quellen für die Götternamen
In Skandinavien wurde bei den Göttern Frey, Freya, Njörd und den Asen, vor allem bei Thor geschworen. So rief Egil Skallagrimsson in der Egils saga 934 einen Fluch von Odin, Frey und Njörd herab, und in Skírnismál werden Flüche im Namen Odins, Thors und Freys beschworen. Für Trondheim sind für das 10. Jh. Trinksprüche beim Opfer für Odin, Njörd und Frey überliefert. Die Flateyjarbók nennt ebenfalls Odin, Frey und die Asen. Auch Adam von Bremen nennt Wodan, Frey und Thor als Götter im Zusammenhang mit dem Opferfest von Uppsala. Thor wird auch im Tempel von Håkon Jarl in Lade erwähnt.
Aus der Überführung römischer Wochentage in eine germanische Nomenklatur lässt sich entnehmen, welche germanischen Götter als Entsprechung zu den römischen gesehen wurden. Dies mercurii wurde zu onsdag (Mittwoch), dem Tag des Wodan/Odin, denn beide führten die Toten zu ihrer neuen Wohnstatt. Dies Jovis wurde zu Thorsdag (Donnerstag), was eine Entsprechung von Jupiter und Thor beinhaltet. Thor konnte auch mit Herkules identifiziert werden. Was dem einen die Keule war, war dem anderen der Hammer. Dies Martis wurde in Tisdag (Dienstag) verwandelt, womit Mars und Tyr, ein sehr alter Kriegsgott, in Entsprechung gesetzt wurden.
Nach Tacitus verehrten gewisse germanische Völker die Göttin Nerthus, der im Norden der Gott Njörd entspricht. Es ist denkbar, dass die Göttin der Fruchtbarkeit bei den Sueben in der Nachbarschaft, die Tacitus als Isis bezeichnet, mit dieser Nertus identisch ist. Es ist auch unsicher, ob Frey, Freya und Ull in den Quellen überhaupt Eigennamen sind oder nicht vielmehr Bezeichnungen für Götter mit anderem Namen, wie dies bei des Landes Gott oder Ásabraqr für Thor bekannt ist („Þórr heißt Atli und Àsabragr“ heißt es in der Prosa-Edda). Es sieht nämlich so aus, als ob es urgermanisch eine Dreiheit von Hauptgöttern gegeben habe, einen Himmelsgott (erst Tyr, später Thor), einen männlichen/weiblichen für die Erde, zu der auch das Meer gehörte, und der Fruchtbarkeit (Nertus, Njörd, Frey, Freya) und einen unterirdischen Gott des Totenreiches (Wodan, Odin), die man in Krieg und Gefahr anrief.
Prokop berichtete im 6. Jh., dass die Einwohner Thules (Norwegen) eine große Zahl von Göttern und Geistern im Himmel, in der Luft, auf der Erde im Meer und in Quellen und Flüssen verehrten. Man opfere ihnen allen, aber dass Ares (Mars) – also Tyr – ihr höchster Gott sei, dem sie Menschen opferten.
Das sächsische Taufgelöbnis, das in einer Fuldaer Handschrift des 8. Jahrhunderts überliefert ist, ermöglicht, die Namen der für die Sachsen wohl wichtigsten Götter kennenzulernen. Es lautet: „Ich widersage allen Werken und Worten des Teufels, Thor, Wodan und Saxnot und allen Unholden, die ihre Gefährten sind“.
In den Merseburger Zaubersprüchen werden die Götter Phol (Balder), Uuodan (Wodan), Sinhtgunt (umstritten, aber wahrscheinlich der Mond), Sunna (Sonne), Friia (isl. Frigg auch Freya) und ihre Schwester Uolla (isl. Fulla) genannt.
Gewisse Götternamen treten oft gemeinsam auf, Njörd, Tyr und Thor, oder Freya, Ull und Thor. Nach der Völuspá ist die Welt von Burrs Söhnen Odin, Vile und Ve geschaffen, und die Menschen erhielten ihr Leben von Oden, Höner und Lodur.
Auch die Ortsnamenforschung fördert alte Götternamen zu Tage: Thor, Njord, Ull, Frey, Odin, Tyr, Frigg, Freya, mit den schwedischen Beinamen Härn und Vrind, möglicherweise auch Vidar, Balder, Höder und Skade. Von den Namen der Göttergeschlechter kommen gud, as, dis, wahrscheinlich auch van vor.
So hier unterbrechen wir, wer sich weiter dafür interessiert, dem sei der Link ans Herz gelegt:
https://de.wikipedia.org/wiki/Nordische_Mythologie
Vielles wurtde kupipiert oder nach gemacht und manche glauben selber ein Mythos zu sein.
Nun wie auch immert, hier nun eine kleine aufstellung des ganzen:
Als nordische Mythologie bezeichnet man die Gesamtheit der Mythen, die in den Quellen der vorchristlichen Zeit Skandinaviens belegt sind.
Mythische Personen und Orte
(Die Liste ist nicht vollständig)
Asen
Balder, Bör, Bragi, Buri, Dag, Delling, Forseti, Heimdall, Hermod, Höder, Hönir, Kvasir, Lodur, Loki, Magni und Modi, Odr, Odin, Ríg, Skjöld, Thor, Tyr, Uller, Vali, Vé, Vili, Vidar
Asinnen
Bil, Eir, Frigg, Fulla, Gefjon, Gna, Hnoss, Idun, Jörd, Lin, Lofn, Nanna, Nótt, Saga, Sif, Sigyn, Sjöfn, Snotra, Skadi, Sol, Syn, Thrud, Var (Vör)
Wanen
Freyr, Freyja, Gullveig, Nerthus, Njörðr
Nornen
Urd, Verdandi, Skuld
Alben
Bejla, Byggvir
Walküren
Brynhild, Geirahöd, Geiravör, Geirölul, Gunn, Göll, Herja, Herfjötur, Hild, Hjörthrimul, Hlökk, Hrist, Mist, Randgrid, Reginleif, Rist, Rota, Sigrun, Skeggjöld, Skögul, Svipull, Thrud
Riesen (Thursen, Jöten)
Ägir, Angrboda, Aurboda, Baugi, Beli, Bergelmir, Bestla, Billing, Bölthorn, Byleist, Fárbauti, Fenja, Fjalar, Fornjoter, Gerd, Gilling, Gjálp, Greip, Grid, Gunnlöd, Gymir, Hel, Hrimnir, Hymir, Hyndla, Hyrrokkin, Jarnsaxa, Laufey, Logi, Menja, Mimir, Mjöll, Mundilfari, Muspells Söhne, Mökkurkalfi, Narfi, Ragnhild, Rán, Rind, Rungnir, Surt, Suttung, Thjazi, Thrym, Thökk, Utgardaloki, Vaftrudnir, Vali (Lokis Sohn), Ýmir
Zwerge
Alviss, Andvari, Austri, Berlingr, Bil, Brokkr, Dain, Dvalin, Fafnir, Galar, Hjuki, Hreidmar, Ivaldi, Lit, Lofar, Modsognir, Nidi, Norðri, Nyi, Reginn, Suðri, Vestri, Otr
Menschen
Ask, Agni Skjafarbondi, Arngrim, Aurvandill, Beowulf, Bjarkie, Berserker, Domaldi, Draug, Edda, Einherjer, Embla, Frodi, Gangleri, Gjuki, Godi, Grimhild, Groa, Gudrun Gjukidottir, Gunnar Gjukison, Gylfi, Hadding, Haddingjar, Hagbard, Hedin, Lif, Lifthrasir, Thialfi, Röskva, Sygni, Sigurd Fafnisbani, Skirnir, Völva
Mythische Orte
Albenheim, Asgard, Bifröst, Bilskirnir, Breidablik, Eliwagar, Eljudnir, Fensalir, Folkwang, Gimle, Ginnungagap, Gjöll, Gladsheim, Glasir, Glitnir, Hel, Himinbjörg, Hindarfjall, Hörg, Hvergelmir, Idafeld, Jötunheim, Jarnskog, Landwidi, Lärad, Midgard, Mimameid, Mimirs Brunnen, Muspellsheim, Nastrand, Niflheim, Noatun, Schwarzalbenheim, Sessrumnir, Singastein, Sökkwabeck, Thrudvang, Thrymheim, Urdbrunnen, Utgard, Valaskjalf, Wanenheim, Vigrid, Vilmur, Vingólf, Walhall, Ydalir, Yggdrasil
Mythische Gegenstände
Andvaranaut, Brisingamen, Draupnir, Gand, Gjallarhorn, Gleipnir, Gram, Grotti, Gungnir, Hlidskialf, Hringhorni, Megingjörd, Misteltein, Mjölnir, Naglfar, Odhrörir, Reginnagl, Skidbladnir, Tyrfing
Mythische Tiere
Alsvidr und Arvakr, Auðhumbla, Dain, Dwalin, Duneyr und Durathror, Eikthyrnir, Fafnir, Fenriswolf, Garm, Geri und Freki, Grani, Gullinborsti, Gullinkambi, Gulltopp, Hati, Heidrun, Hildisvini, Hofvarpnir, Hræsvelgr, Hugin und Munin, Midgardschlange, Managarm, Nidhöggr, Ratatöskr, Rimfaxi, Skinfaxi, Skalli, Sköll, Sleipnir, Svadilfari, Sährimnir, Tanngnjostr und Tanngrisnir, Vedrfölnir, Widofnir
Allgemeines
Die nordischen Mythen sind zum Teil den kontinentalgermanischen Mythen sehr ähnlich. Man geht heute allgemein davon aus, dass die Göttergesellschaft ursprünglich dieselbe war. Gleichwohl haben sich Kulte, Namen und Mythen in den verschiedenen Räumen im Laufe der Zeit auseinanderentwickelt.
Die nordische Mythologie basierte nie auf einer religiösen Gesellschaft oder auf einem zusammenhängenden religiösen System. Sie war also nie so etwas wie eine Religion im modernen Sinn. Es gab auch keine Instanz, die die Glaubensinhalt festlegte. Die Mythen waren eher ein theoretischer Überbau für bestimmte Kultformen und hatten wenig mit Glauben in unserem Sinne zu tun. Gleichwohl finden sich immer wieder Versuche in der Forschung, zu ermitteln, was der „ursprüngliche“ und „echte“ Glaubensinhalt gewesen ist. Ein solches Qualitätsurteil lässt sich kaum treffen, zumal eine Religion immer als „echt“ von dem erlebt wird, der sie ausübt.[1]
Es gibt nur sehr wenige schriftliche Zeugnisse aus der Zeit der mythischen Kulte. Es handelt sich dabei um die in Metall oder Stein geritzten Runen. Die meisten Quellen stammen hingegen aus römischen und christlichen Schriften. Diese stammen weder aus erster Hand, noch sind sie neutral. Die zusammenhängende Darstellung und der enzyklopädische Charakter der Völuspá werden nicht der vorangegangenen oralen Tradition zugerechnet. Man muss auch berücksichtigen, dass die skandinavischen Dichter Elemente der christlichen Religion verwendet haben, ohne deren Inhalt zu übernehmen.[2]
Archäologische Quellen
Sonnenwagen von Trundholm
Andeutungen über religiöse Vorstellungen der Vorzeit lassen sich auch aus bronzezeitlichen Artefakten ablesen. Bekannt sind schalenförmige Eintiefungen in Felsen, die mit Opfern in Verbindung gebracht werden. Felsritzungen lassen auf schamanistisch-magische Praktiken schließen. Ob die Mythen inhaltlich irgendetwas mit dem zu tun haben, was auf uns überkommen ist, lässt sich nicht feststellen. Das Rad mit vier Speichen als Felsritzung lässt manche auf einen Sonnenkult in der Bronzezeit schließen, für den eine mythische Grundlage aber nicht überliefert ist. Das Gleiche gilt für Miniaturäxte, die mit dem Blitz in Verbindung gebracht werden. Der Sonnenwagen von Trundholm, ein 1902 auf Sjælland in Dänemark gefundenes 57 cm langes Bronzemodell eines von Pferden gezogenen Wagens, der in die Zeit von 1500 bis 1300 v. Chr. datiert wird, belegt jedenfalls keinen Sonnenkult.
Es ist aus religionsphänomenologischer Sicht nicht völlig sicher, dass mit den steinzeitlichen Religionen bereits Götter als lebende Wesen verbunden waren. Es ist auch gut möglich, dass der Blitz, Bäume, Steine, Erde und Wasser selbst als lebendig betrachtet wurden. Götter als Personen sind in der Bronzezeit durch Felszeichnungen und Bronzefiguren belegt. Nun werden in großer Zahl kleine Boote aus Gold und andere Gegenstände angetroffen, die auf Opfer schließen lassen. Opfergefäße auf Wagen deuten auf Fruchtbarkeitskulte hin, die mythologisch bereits mit der nach Tacitus pangermanischen Gottheit Nerthus in Verbindung gebracht werden.
Die Feuerbestattung, die in der zweiten Hälfte des 2. Jahrtausends v. Chr. üblich wurde, wird als Mittel der Befreiung der Seele vom Körper für ein jenseitiges Leben gedeutet.
Ab dem 4. Jh. n. Chr. finden sich Schiffsbestattungen in verschiedensten Formen. Menschen werden in voller Kleidung und mit reichen Beigaben bestattet. Man findet Münzen wohl analog zum Obolus aus der griechischen Mythologie im Mund des Toten, mit dessen Hilfe er die Überfahrt der Seele ins Totenreich bezahlen soll. Dass das gleiche sehr spezielle Motiv zu dieser Zeit unabhängig vom kontinentalen Kulturkreis entstanden sein sollte, darf als unwahrscheinlich gelten, so dass von einer Motivwanderung von Süden nach Norden ausgegangen werden kann.
Weitere Quellen sind die skandinavischen Brakteaten mit Götterdarstellungen und Runeninschriften sowie Votivgaben aller Art.
Alle diese archäologischen Zeugnisse bedürfen für ihre konkrete Deutung der Schriftquellen. Als Snorri Sturluson sein Skaldenlehrbuch um 1225 schrieb, war der geschilderte mythologische Stoff von Skandinavien bis Bayern bekannt. Er schildert zum Beispiel die Midgardschlange als ein Tier, das um alle Lande herum im Meer liegt und sich selbst in den Schwanz beißt. Dieser Text deutet die Darstellung der sich in den Schwanz beißenden ringförmigen Schlange auf dem Goldmedaillon von Lyngby aus dem 5. Jahrhundert, auf dem englischen Steinkreuzfragment von Brigham aus dem 8. Jahrhundert, auch den Ring in einem Pfeilerdienst der Neuwerkkirche in Goslar aus dem 12. Jahrhundert und auf dem spätromanischen Taufbecken von Fullösa in Schonen. Seine Überlieferung ist der wichtigste Schlüssel zur germanischen Ikonografie der Mythen. Bildliche Darstellungen, die keiner textlichen Überlieferung zugeordnet werden können, wie dies für die Felsritzungen der Bronzezeit gilt, sind über den konkreten Gegenstand der Darstellung hinaus nicht zu interpretieren.[3]
Schriftliche Quellen
Allgemeine Quellen
Die ältesten Quellen über Mythen nördlich der Alpen stammen aus dem 1. Jh. n. Chr. und wurden von Tacitus überliefert. Andere Quellen sind Votivsteine germanischer Soldaten in römischen Diensten. Sie sind häufig schwer verständlich, weil sie sehr kurz sind und die Kenntnis über mythische Zusammenhänge bereits voraussetzen. Außerdem bezeichnen sie die germanischen Götter in der Regel mit den lateinischen Namen der entsprechenden römischen Gottheiten. Als weitere Quellen kommen Verfasser wie Prokop, Jordanes, Gregor von Tours, Paulus Diaconus und Beda Venerabilis hinzu und Beschlüsse von Kirchensynoden und Gesetze, insbesondere von Burchard von Worms, päpstliche Rundschreiben und Predigten. Sie lassen Rückschlüsse auf die religiöse Praxis des einfachen Volkes auf dem germanischen Kontinent zu, an die sich dann Nachrichten über spätere Zeiten anschließen.
Außerordentlich selten sind Quellen in einer germanischen Sprache, wie die Merseburger Zaubersprüche, der Text auf der Nordendorfer Spange, die angelsächsischen Stammtafeln, Glossen mit Personen und Ortsnamen und die Andeutungen in den Heldensagen. Alle diese Quellen betreffen aber Mythen und religiöse Praktiken der kontinentalen Germanen, und die Schlüsse daraus lassen sich trotz der Verwandtschaft nicht ohne weiteres auf Skandinavien übertragen.
Skandinavien ist mit schriftlichen Quellen reicher gesegnet, in aller Regel in altisländischer Sprache. Allen voran steht die Lieder-Edda, die Prosa-Edda des Skalden Snorri Sturluson, wobei bei seinen Texten immer beachtet werden muss, dass sie in einer bereits christlich geprägten Kultur verfasst worden waren. Aber auch andere Skalden- und Prosatexte sowie lateinische Berichte wie die des Adam von Bremen, des Thietmar von Merseburg, des Saxo Grammaticus, die Vita Ansgarii des Rimbert. Sogar in der samischen und in der finno-ugrischen Mythologie finden sich Gestalten, die nordgermanische Entsprechungen haben: Hora-galles entspricht dem Thor, Väralden olmai (isl. veraldar guð, Frey), Biegga-galles (Windgott, Sturmgott, Njörd oder Odin). Der schamanistische Odin und die Art wie er seine besondere Sehergabe erhält, ist höchstwahrscheinlich finno-ugrischen Ursprungs.
Es ist umstritten, ob das, was die gelehrten norwegischen und isländischen Quellen über die nordische Mythologie berichten, auf Einflüsse der griechischen Mythologie und des christlichen Gedankengutes zurückzuführen ist. Es hat sicherlich nicht zum Glauben im Volke gehört. Einiges kann auch auf Missverständnissen christlicher Verfasser über mythische Vorstellungen und Zusammenhänge beruhen. Sørensen[2] meint, dass die Lieder–Edda genuin heidnische Tradition wiedergibt: Zum einen enthalte die Darstellung der Götter keinen Bezug zum Christentum, auch nicht zu christlicher Moral. Zum anderen betont Snorri selbst den scharfen Unterschied zwischen dem, was er niederschreibt und dem Christentum:
„En ekki er at gleyma eða ósanna svá þessar frásagnir at taka ór skáldskapinum fornar kenningar, þær er höfuðskáld hafa sér líka látit. En eigi skulu kristnir menn trúa á heiðin goð ok eigi á sannyndi þessa sagna annan veg en svá sem hér finnst í upphafi bókar.“
„Die hier erzählten Sagen dürfen nicht vergessen oder Lügen gestraft werden, indem man aus der Dichtkunst die alten Umschreibungen verbannt, an welchen die Klassiker Gefallen gefunden haben. Doch sollen Christenmenschen nicht an die heidnischen Götter und nicht an die Wahrheit dieser Sagen auf andere Weise glauben, als so, wie es im Anfang dieses Buches zu lesen ist..[4]“
– Skáldskaparmál.
Snorri verstand also seine Überlieferung als echt heidnisch und für Christen nicht ungefährlich. Ein Einfluss lässt sich insbesondere für die Einrichtung von „Tempeln“ vermuten, die in lateinischen Texten erwähnt werden. Denn es gibt kein entsprechendes Wort für das lateinische Wort templum in norrön, und es sind auch nicht die leisesten archäologischen Spuren heidnischer Gotteshäuser gefunden worden. Daher lässt sich nicht mit Sicherheit sagen, welchen Gegenstand die Verfasser mit dem Ausdruck templum belegt haben. Alles spricht für einen Opferkult unter freiem Himmel mit Gelage im Wohnhaus des Goden. Allerdings sind für das Festgelage auch große Hallen nachgewiesen (z. B. Borg auf den Lofoten mit 74 m Länge, Gudme auf Fünen und Lejre auf Seeland mit 47 m). Auch die Ortsnamen auf -hov deuten auf solche zentralen Kultstätten hin. Nach allem, was man weiß, dürfte der Gebäude-Tempel in Uppåkra eine Ausnahme gewesen sein. Der Glaube im Volk über die Seelen der Verstorbenen und die Naturereignisse entspricht im Wesentlichen dem, was in ganz Europa geglaubt wurde, was auch durch den übereinstimmenden Volksglauben in jüngerer Zeit und auch die ähnliche Nomenklatur für Alben, Zwerge, Nachtmare, Wichtel und Nöck bestätigt wird. Nachrichten über solche Gemeinsamkeiten im Glauben der frühen germanischen Zeit finden sich in dem gemeinsamen Zug, über Bäume und Flüsse hinaus auch die Sonne, den Mond und das Feuer zu verehren. Eine systematische Mythologie, die dem Volksglauben zu Grunde liegt, lässt sich aus den Quellen aber nicht entwickeln. Die Traditionen waren auch nicht einheitlich. So schreibt Snorri z. B. in Gylfaginning über Odin:
„Ok fyrir því má hann heita Alföðr, at hann er faðir allra goðanna ok manna ok alls þess, er af honum ok hans krafti var fullgert. Jörðin var dóttir hans ok kona hans.“
„Allvater kann er heißen, weil er Vater ist aller Götter und Menschen und alles dessen, was durch ihn und seine Macht geschaffen worden ist. Jörð (Erde) war also seine Tochter und seine Frau.[5]“
– Gylfaginning Kap. 9
und kurz darauf:
„Nörfi eða Narfi hét jötunn, er byggði í Jötunheimum. Hann átti dóttur, er Nótt hét. … Því næst var hon gift þeim, er Ánarr hét. Jörð hét þeira dóttir.“
„Nörfi oder Narfi hieß ein Riese, der in Riesenheim hauste. Er hatt’ eine Tochter namens Nacht … In zweiter Ehe war sie verheiratet mit einem, der Ánnar hieß. Jörð (Erde) hieß ihre Tochter.[5]“
– Gylfaginning Kap. 10
Hier hat Snorri also zwei unterschiedliche Traditionen über die Eltern von Jörð unverbunden nebeneinander gestellt. Auch stehen ein vertikales Weltbild mit Göttern im Himmel und ein horizontales Weltbild mit dem Wohnsitz der Götter im Mittelpunkt der Erdscheibe nebeneinander. Baldur wohnt in Breiðablik, Njörd in Noatún und Freya in Folkwang, alle im Himmel lokalisiert.[6] Andererseits heißt es, dass die Asen eine Burg Asgard mitten in der Welt bauten und dort wohnten.[7] Es wird sowohl vertreten, dass beides unterschiedliche heidnische Traditionen seien,[8] als auch, dass das vertikale Weltbild einen christlichen Einfluss widerspiegle.[9]
Die neuere Forschung sieht den Einfluss des Christentums weniger in einem Eindringen christlicher Motive in die heidnischen Mythen als vielmehr in der Darstellungsweise.[10] Snorri Sturluson war in mitteleuropäischem Denken mit genauen Definitionen und Kategorien geschult. Das hat auf die Darstellung des Stoffes abgefärbt. Hennig Kure hat dies an einem Beispiel aufgezeigt: Snorri beruft sich in Grímnismál auf die ältere Gylfaginning. Dort heißt es in den Strophen 25 und 26:
25.
Heiðrún heitir geit,
er stendr höllu á
ok bítr af Læraðs limum;
skapker fylla
hon skal ins skíra mjaðar;
kná-at sú veig vanask.
26.
Eikþyrnir heitir hjörtr,
er stendr höllu á
ok bítr af Læraðs limum;
en af hans hornum
drýpr í Hvergelmi,
þaðan eigu vötn öll vega.
25.
Heiðrún heißt die Geiß,
die bei der Halle steht
und von den Zweigen Læraðs frisst;
sie soll die Gefäße füllen
mit klarem Met.
Der Trank kann nicht schwinden.
26.
Eikþyrnir heißt der Hirsch,
der bei der Halle steht
und von den Zweigen Læraðs frisst;
und von seinem Horn
tropft es in Hvergelmi.
Davon hat alles Wasser seinen Lauf.
Snorri paraphrasiert diese Quelle nun in Gylfaginning folgendermaßen:
„Geit sú, er Heiðrún heitir, stendr uppi á Valhöll ok bítr barr af limum trés þess, er mjök er nafnfrægt, er Læraðr heitir, en ór spenum hennar rennr mjöðr sá, er hon fyllir skapker hvern dag. Þat er svá mikit, at allir Einherjar verða fulldrukknir af. … Enn er meira mark at of hjörtinn Eikþyrni, er stendr á Valhöll ok bítr af limum þess trés, en af hornum hans verðr svá mikill dropi, at niðr kemr í Hvergelmi, ok þaðan af falla þær ár, er svá heita: Síð, … usw.“
„Die Ziege, die Heiðrún heißt, steht oben auf Valhöll und frisst das Laub von den Zweigen des Baumes, der sehr namenskundig ist und Læraðr heißt. Aus ihren Zitzen rinnt Met, mit dem sie die Gefäße täglich füllt. Das ist so viel, dass alle Einherjer davon volltrunken werden. … Bemerkenswerter ist das über den Hirsch Eikþyrnir. Er steht auf Valhöll und frisst von den Zweigen dieses Baumes und aus seinem Horn kommen so viele Tropfen hinab auf Hvergelmi, und davon strömen die Flüsse, die da heißen Síð, … usw.“
– Gylfaginning Kap. 39; kursiv sind die Hinzufügungen Snorris
Die Unbestimmtheit des Mythos wird bei Snorri eindeutig gemacht. Das Wort „á“ in der zweiten Zeile, das auf, neben, nahe bei bedeuten kann, wird bei Snorri zu „uppi“ – oben drauf. Der nicht näher identifizierte „Lærað“ wird als Baum definiert. Gylfaginning sagt nicht, was die Ziege von den Zweigen frisst, Snorri legt es fest: Es sind Blätter. Auch woraus der Met rinnt, klärt erst Snorri. Der Met geht bei Gylfaginning nie aus. Snorri ergänzt, dass die Einherjer volltrunken werden. In Gylfaginning hat alles Wasser seinen Lauf von den Tropfen aus dem Hirschgeweih. Snorri zählt alle Flüsse auf. Nichts bleibt in mythischer Schwebe, alles wird genau festgelegt. Darin sieht Kure und die von ihm zitierte Forschung den Haupteinfluss christlicher Bildung auf die Darstellung der heidnischen Mythen und weist darauf hin, dass auch die gegenwärtige Forschung auf diese Mythen durch die Brille Snorris blickt.
Als weitere schriftliche Quellen können Inschriften gesehen werden. Sie sind auf Brakteaten, Weihe-, Votiv- und Bildsteinen zu finden.
Quellen für die Götternamen
In Skandinavien wurde bei den Göttern Frey, Freya, Njörd und den Asen, vor allem bei Thor geschworen. So rief Egil Skallagrimsson in der Egils saga 934 einen Fluch von Odin, Frey und Njörd herab, und in Skírnismál werden Flüche im Namen Odins, Thors und Freys beschworen. Für Trondheim sind für das 10. Jh. Trinksprüche beim Opfer für Odin, Njörd und Frey überliefert. Die Flateyjarbók nennt ebenfalls Odin, Frey und die Asen. Auch Adam von Bremen nennt Wodan, Frey und Thor als Götter im Zusammenhang mit dem Opferfest von Uppsala. Thor wird auch im Tempel von Håkon Jarl in Lade erwähnt.
Aus der Überführung römischer Wochentage in eine germanische Nomenklatur lässt sich entnehmen, welche germanischen Götter als Entsprechung zu den römischen gesehen wurden. Dies mercurii wurde zu onsdag (Mittwoch), dem Tag des Wodan/Odin, denn beide führten die Toten zu ihrer neuen Wohnstatt. Dies Jovis wurde zu Thorsdag (Donnerstag), was eine Entsprechung von Jupiter und Thor beinhaltet. Thor konnte auch mit Herkules identifiziert werden. Was dem einen die Keule war, war dem anderen der Hammer. Dies Martis wurde in Tisdag (Dienstag) verwandelt, womit Mars und Tyr, ein sehr alter Kriegsgott, in Entsprechung gesetzt wurden.
Nach Tacitus verehrten gewisse germanische Völker die Göttin Nerthus, der im Norden der Gott Njörd entspricht. Es ist denkbar, dass die Göttin der Fruchtbarkeit bei den Sueben in der Nachbarschaft, die Tacitus als Isis bezeichnet, mit dieser Nertus identisch ist. Es ist auch unsicher, ob Frey, Freya und Ull in den Quellen überhaupt Eigennamen sind oder nicht vielmehr Bezeichnungen für Götter mit anderem Namen, wie dies bei des Landes Gott oder Ásabraqr für Thor bekannt ist („Þórr heißt Atli und Àsabragr“ heißt es in der Prosa-Edda). Es sieht nämlich so aus, als ob es urgermanisch eine Dreiheit von Hauptgöttern gegeben habe, einen Himmelsgott (erst Tyr, später Thor), einen männlichen/weiblichen für die Erde, zu der auch das Meer gehörte, und der Fruchtbarkeit (Nertus, Njörd, Frey, Freya) und einen unterirdischen Gott des Totenreiches (Wodan, Odin), die man in Krieg und Gefahr anrief.
Prokop berichtete im 6. Jh., dass die Einwohner Thules (Norwegen) eine große Zahl von Göttern und Geistern im Himmel, in der Luft, auf der Erde im Meer und in Quellen und Flüssen verehrten. Man opfere ihnen allen, aber dass Ares (Mars) – also Tyr – ihr höchster Gott sei, dem sie Menschen opferten.
Das sächsische Taufgelöbnis, das in einer Fuldaer Handschrift des 8. Jahrhunderts überliefert ist, ermöglicht, die Namen der für die Sachsen wohl wichtigsten Götter kennenzulernen. Es lautet: „Ich widersage allen Werken und Worten des Teufels, Thor, Wodan und Saxnot und allen Unholden, die ihre Gefährten sind“.
In den Merseburger Zaubersprüchen werden die Götter Phol (Balder), Uuodan (Wodan), Sinhtgunt (umstritten, aber wahrscheinlich der Mond), Sunna (Sonne), Friia (isl. Frigg auch Freya) und ihre Schwester Uolla (isl. Fulla) genannt.
Gewisse Götternamen treten oft gemeinsam auf, Njörd, Tyr und Thor, oder Freya, Ull und Thor. Nach der Völuspá ist die Welt von Burrs Söhnen Odin, Vile und Ve geschaffen, und die Menschen erhielten ihr Leben von Oden, Höner und Lodur.
Auch die Ortsnamenforschung fördert alte Götternamen zu Tage: Thor, Njord, Ull, Frey, Odin, Tyr, Frigg, Freya, mit den schwedischen Beinamen Härn und Vrind, möglicherweise auch Vidar, Balder, Höder und Skade. Von den Namen der Göttergeschlechter kommen gud, as, dis, wahrscheinlich auch van vor.
So hier unterbrechen wir, wer sich weiter dafür interessiert, dem sei der Link ans Herz gelegt:
https://de.wikipedia.org/wiki/Nordische_Mythologie
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