Die Infineon Technologies AG
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Die Infineon Technologies AG
Die Infineon Technologies AG ist ein im Jahr 1999 durch die Ausgliederung des Halbleitergeschäfts der Siemens AG über einen Börsengang (IPO) im Jahr 2000 entstandener deutscher Halbleiterhersteller. Die Unternehmenszentrale Campeon befindet sich seit Ende 2005 in der Gemeinde Neubiberg (Landkreis München).
Rechtsform Aktiengesellschaft
ISIN DE0006231004
Gründung 1999
Sitz Neubiberg, Deutschland
Leitung
Reinhard Ploss,[1] Vorstandsvorsitzender
Wolfgang Mayrhuber, Aufsichtsratsvorsitzender
Mitarbeiter 35.424 (30. September 2015)[2]
Umsatz 5,795 Mrd. EUR (2014/15)[2]
Website www.infineon.com
Infineon Technologies bietet Halbleiter- und Systemlösungen mit Schwerpunkt auf den Themen Energieeffizienz, Mobilität und Sicherheit.[3] Das Unternehmen gliedert sich in die Geschäftsbereiche Automotive, Industrial Power Control, Power Management & Multimarket sowie Chip Card & Security. Mit weltweit rund 35.424 Mitarbeitern erzielte Infineon im Geschäftsjahr 2015 (Ende September) einen Umsatz von 5,795 Milliarden Euro.[2] Das DAX-Unternehmen ist an der Frankfurter Wertpapierbörse unter dem Symbol IFX notiert.
Geschäftstätigkeit und Geschäftsbereiche
Aktivitäten nach Geschäftsbereichen
Nach mehreren Umstrukturierungen umfasst Infineon vier Geschäftsbereiche:
Automotive (ATV): Infineon liefert Halbleiterprodukte für den Einsatz im Antriebsstrang (Motor- und Getriebesteuerung), der Komfortelektronik (z. B. Lenkung, Dämpfung, Klimaanlage) sowie in Sicherheitssystemen (ABS, Airbag, ESP). Das Produktportfolio umfasst Mikrocontroller, Leistungshalbleiter und Sensoren. Im Geschäftsjahr 2013 (Ende September) belief sich der Umsatz des Segments auf 1,714 Mrd. Euro.[4]
Industrial Power Control (IPC): In der Industriesparte des Unternehmens sind Leistungshalbleiter und -module gebündelt, die bei Erzeugung, Übertragung und Verbrauch elektrischer Energie zum Einsatz kommen. Zu den Anwendungsfeldern zählen die Steuerung von elektrischen Antrieben für Industrieanwendungen, wie zum Beispiel für Maschinen und Lokomotiven, und Haushaltsgeräte. Die Halbleiter-Komponenten werden darüber hinaus in Modulen für erneuerbare Energieerzeugung in Solar- und Windkraftanlagen sowie Energieübertragung und -wandlung eingesetzt. Im Geschäftsjahr 2013 erzielte IPC einen Umsatz vom 651 Mio. Euro.[4]
Power Management & Multimarket (PMM): Die Division Power Management & Multimarket (PMM) fasst das Geschäft mit Chips für energieeffiziente Stromversorgungen und Hochfrequenz-Anwendungen zusammen. Diese werden vor allem in Konsumgütern wie Fernsehern, Spielkonsolen, PCs, mobilen Endgeräten sowie in Computer-Servern eingesetzt. PMM erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2013 einen Umsatz von 987 Mio. Euro.[4]
Chip Card & Security (CCS): Der Geschäftsbereich CCS liefert Mikrocontroller für SIM-Karten der Mobiltelefonie, Sicherheitschips für Bezahlkarten und Zugangsberechtigungskarten sowie chipbasierte Lösungen für Reisepässe, Personalausweise und sonstige behördliche Dokumente. So liefert Infineon beispielsweise einen beträchtlichen Teil der Chips für den neuen deutschen Personalausweis.[5] Darüber hinaus entwickelt CCS Lösungen für Anwendungen mit hohen Sicherheitsanforderungen wie zum Beispiel Bezahlfernsehen, Trusted Computing sowie der Near Field Communication (NFC). Der Umsatz dieser Sparte lag 2013 bei 463 Mio. Euro.[4]
Die beiden Divisionen IPC und PMM entstanden durch Aufteilung des Geschäftsbereichs Industrial & Multimarket am 1. Januar 2011.[6]
Der ehemalige Geschäftsbereich Speicherchips wurde im Jahr 2006 in die Tochtergesellschaft Qimonda ausgelagert, von der Infineon zuletzt noch etwas über drei Viertel hielt. Im Januar 2009 hat Qimonda beim Amtsgericht München Insolvenz beantragt.
Am 7. Juli 2009 hat sich die Infineon Technologies AG mit dem US-Investor Golden Gate Capital auf den Verkauf ihres Segments Wireline Communications über 250 Mio. Euro vertraglich geeinigt.[7] Das dadurch neu entstandene Unternehmen firmiert jetzt als Lantiq.[8]
Am 31. Januar 2011 wurde der im August 2010 beschlossene Verkauf des bisherigen Geschäftsbereichs Wireless Solutions an Intel abgeschlossen. Das dadurch neu entstandene Unternehmen hat weltweit rund 3500 Mitarbeiter und firmiert jetzt als Intel Mobile Communications GmbH (IMC).[9][10]
Aktivitäten nach Regionen
Infineon ist weltweit tätig und steuert seine Aktivitäten auch über Landesgesellschaften: in den Vereinigten Staaten aus Milpitas, Kalifornien, im asiatisch-pazifischen Raum aus Singapur und in Japan aus Tokio.[11] Nach Regionen aufgeteilt wurden 41 Prozent des Umsatzes in Europa, davon 21 Prozent in Deutschland, 13 Prozent in Nordamerika und 46 Prozent im asiatisch-pazifischen Raum und Japan erzielt.[4]
Tochterunternehmen
Die Danube Integrated Circuit Engineering GmbH & Co. KG (DICE) konzentriert sich auf die Entwicklung von ICs für Radarsysteme der Automobil- und Industriebranche. Außerdem werden ICs für die mobile Kommunikation und Navigation angeboten. Infineon hält 50,3 % an der DICE.[12]
Die Infineon Technologies IT Services GmbH wurde 2004 gegründet und betreut von Klagenfurt aus wesentliche Teile der weltweiten IT von Infineon. Infineon hält 100 % der Infineon Technologies IT Services GmbH.[13]
Die Infineon Technologies Bipolar GmbH mit Sitz in Warstein ist seit 2007 ein gemeinschaftliches Tochterunternehmen von Infineon und Siemens. Infineon hält 60 % der Unternehmensanteile und Siemens 40 %.[14]
Geschichte
Ausgliederung aus der Siemens AG
Die Siemens AG hatte Infineon ausgegliedert, da dem Konzern das Speicherchip-Geschäft zu volatil war.[15] Nach dem zunächst erfolgreichen Börsengang sank der Anteil von Siemens durch Paketverkäufe unter 50 % im Dezember 2001, im Januar 2004 und im März 2006 wurden alle restlichen Anteile veräußert.
Name
Infineon ist ein Kofferwort und setzt sich aus infinity (englisch für ‚Grenzenlosigkeit‘) und aeon (griechisch für ‚Leben, Ewigkeit, Unendlichkeit‘) zusammen.
2000er Jahre
Zum 1. Mai 2006 gliederte Infineon seine Speichersparte unter dem Namen Qimonda als eigenständige Gesellschaft mit 12.000 Mitarbeitern aus. Das neue Unternehmen wurde im August 2006 an der New York Stock Exchange (NYSE) gelistet. Infineon gelang es allerdings zunächst nicht, Altaktien zu platzieren. Stattdessen ging der gesamte Emissionserlös durch Ausgabe neuer Aktien an Qimonda, Infineon hielt im Oktober 2008 rund 77,5 Prozent aller Aktien an der Gesellschaft. Qimonda meldete am 23. Januar 2009 Insolvenz beim Amtsgericht München an und war zu diesem Zeitpunkt nach wie vor mehrheitlich im Besitz von Infineon.
Unmittelbar vor der Übernahme der in Baden-Württemberg erzielten Tarifeinigung der Metall- und Elektrobranche nach Bayern ist Infineon am 13. November 2008 aus dem bayerischen Arbeitgeberverband ausgetreten.[16]
Peter Bauer, der seit 2008 Vorstandsvorsitzender von Infineon war, schied am 30. September 2012 auf eigenen Wunsch wegen gesundheitlichen Gründen aus dem Vorstand aus. Reinhard Ploss trat zum 1. Oktober 2012 seine Nachfolge an.[17]
Infineon gehört zu den ersten Unterstützern der FIDO-Allianz, die seit 2013 den Industriestandard Universal Second Factor (U2F) für eine allgemein anwendbare Zwei-Faktor-Authentifizierung entwickelt hat.
Am 20. August 2014 gab Infineon bekannt, International Rectifier bis Ende 2014 für einen Barpreis von zirka drei Milliarden US-Dollar übernehmen zu wollen.[18] Die Übernahme wurde schließlich am 13. Januar 2015 abgeschlossen.[19]
Am 18. Mai 2016 wurde der Vorstand um ein viertes Mitglied erweitert. Seit 1. Juli 2016 leitet Jochen Hanebeck das neu geschaffene Ressort "Operations". Gleichzeitig gab Arunjai Mittal seinen Austritt als Vorstandsmitglied bekannt. Er wurde am 1. Juli 2016 durch Helmut Gassel ersetzt.[20]
Am 14. Juli 2016 gab Infineon die Absicht bekannt, das zum Unternehmen Cree gehörende Tochterunternehmen Wolfsspeed zum Preis von 850 Millionen US-Dollar zu kaufen. Dadurch soll die Marktpräsenz im Bereich Galliumnitrid auf Siliziumkarbid (GaN auf SiC) gestärkt werden. Der Kauf soll Ende 2016 abgeschlossen sein.[21]
Am 11. Oktober 2016 gab Infineon den Kauf von Innoluce BV bekannt. Das 2010 gegründete Halbleiterunternehmen entwickelt mikro-elektromechanische Systeme (MEMS) in Kombination mit Miniatur-Laser-Scanning-Modulen, die zur optischen Abstands- und Geschwindigkeitsmessung (Lidar) für das autonome Fahren benötigt werden. Ein Kaufpreis wurde nicht genannt.[22]
Vorstand
Reinhard Ploss, Vorstandsvorsitzender
Dominik Asam
Helmut Gassel
Jochen Hanebeck[20]
Strategische Partnerschaften
GLOBALFOUNDRIES (Entwicklungs- und Fertigungskooperation für 40-Nanometer-Technologie)[23]
UMC (Technologieentwicklung für die Herstellung von Logikprodukten)
TSMC (Entwicklungs- und Fertigungskooperation für 65-Nanometer-Technologie)[24]
Aktie
Die Aktie ist eines der volatilsten Papiere im DAX. Vor dem Ausgabetag am 13. März 2000 war die Emission von 5,2 Millionen Interessenten 33fach überzeichnet und nur jeder sechste Frühzeichner (Zeichnung vor 1. März), erhielt per Losverfahren Aktien zugeteilt. Dabei kam ein Orderverfahren zum Zuge, das die Anzahl der zugeteilten Aktien deutlich einschränkte. Wer z. B. 50 bis 249 Aktien bestellt hatte, bekam lediglich 40 Aktien zugeteilt. Bei 250 bis 499 bestellten Aktien wurden 70 ausgegeben usw. Bestellungen nach dem ersten März wurden unabhängig von der Bestellmenge auf 35 Aktien limitiert. Der offizielle Ausgabepreis war 35 Euro, für Frühzeichner 34 Euro. Bei Eröffnung der Börse am ersten Handelstag startete der Kurs mit 70,20 Euro und kletterte innerhalb weniger Stunden bis auf 84,75 Euro um am Ende des Tages auf unter 70 Euro zu fallen. Bei rechtzeitigem Verkauf war für die Infineon-Aktionäre am ersten Handelstag ein Kursgewinn von über 140 % möglich.[25] Ab Mitte 2002 bis März 2015 schwankte der Kurs weitgehend zwischen 5 und 12 Euro, mit einem gewaltigen Einbruch Ende 2008, Anfang 2009[26][27] Der bisher niedrigste Wert lag am 10. März 2009 bei 0,34 Euro. Für die Jahre 2011 und 2012 wurde jeweils 0,12 Euro Dividende je Aktie gezahlt. Gegenwärtig befinden sich 100 % der Aktien im Streubesitz (Stand März 2015).
Aktionärsstruktur
(Stand: 31. März 2015[28]) Anteil Anteilseigner
9,95 % Dodge & Cox Investment Managers
8,02 % Capital Group Companies, Inc.
5,17 % BlackRock Inc.
5,03 % Allianz Global Investors Europe GmbH
3,25 % Kuwait (Kuwait Investment Authority)
3,001 % Sun Life Financial Inc.
65,58 % Streubesitz
Kontroversen
Verurteilung wegen illegaler Preisabsprachen
Im Juni 2002 wurden vom US-Justizministerium Untersuchungen gegen Infineon und andere DRAM-Hersteller wie die südkoreanischen Konzerne Samsung und Hynix angestrengt, nachdem sich Computerhersteller über die steigenden Speicherchippreise beschwert hatten. 2004 bekannte sich Infineon gegenüber dem US-Justizministerium als Erstes dieser Unternehmen für schuldig, zwischen Juli 1999 und Juni 2002 durch illegale Preisabsprachen bei DRAM-Speicherchips die Verbraucher – bzw. Computerhersteller wie Dell, IBM und Apple – geschädigt zu haben, und erklärte sich bereit, in Raten bis zum Jahr 2009 160 Millionen US-Dollar als Entschädigung zu bezahlen.
Am 2. Dezember 2004 erklärten sich vier leitende Angestellte bereit, Gefängnisstrafen von vier bis sechs Monaten anzutreten und je 250.000 US-Dollar Geldstrafe (umgerechnet ca. 188.000 Euro) zu bezahlen:[29] Ein Infineon-Sprecher erklärte hierzu, dass diese Verurteilung eine Angelegenheit der betroffenen Manager sei und die Firma Maßnahmen getroffen habe, weitere Auswüchse dieser Art zu verhindern.
Am 19. Mai 2010 verhängte die EU-Kommission der Infineon AG ein Bußgeld über 56,7 Millionen Euro wegen verbotener Preisabsprachen für DRAM-Chips mit den Chipherstellern Micron, Samsung, Hynix, NEC, Hitachi Zosen, Mitsubishi, Toshiba, Elpida und Nanya.[30]
Korruptionsskandal
Im Juli 2005 ermittelte die Münchner Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts auf Bestechlichkeit, Untreue und Steuerhinterziehung gegen Infineon-Topmanager. Namentlich genannt wurden Andreas von Zitzewitz, ehemals COO und Vorstand der Speicherchip-Sparte, Harald Eggers, früherer Infineon-Manager, der das Schweizer Technologieunternehmen Unaxis Holding AG leitete, und Udo Schneider, Betreiber der Schweizer Sponsoring-Agentur BF Consulting. Daraufhin trat Andreas von Zitzewitz am 18. Juli 2005 mit sofortiger Wirkung als Vorstand zurück.[31]
Mitarbeitervertretung
Betriebsratswahlen 2006
Bei den Betriebsratswahlen erhielt am Hauptstandort Campeon die Arbeitsgemeinschaft Unabhängiger Betriebsangehöriger (AUB) den größten Stimmenanteil. In Koalition mit einer anderen gewerkschaftsunabhängigen Arbeitnehmervereinigung, dem Arbeitskreis Ingenieure und Naturwissenschaftler (ain[32]), bildet sie eine knappe Mehrheit gegenüber zwei gewerkschaftsorientierten Listen, der IG Metall.[33] und den Hi tecs[34]
AUB und Johannes Feldmayer
Die Nachfolgeorganisation der AUB bei Infineon nennt sich FMC (Freie Mitarbeiter Campeon). Im Zusammenhang mit Zahlungen der Siemens AG an den damaligen AUB-Vorsitzenden Wilhelm Schelsky wurde Johannes Feldmayer, ein Mitglied des Infineon-Aufsichtsrats, zu einer Geldstrafe und einer Gefängnisstrafe verurteilt, die gegen Bewährung ausgesetzt wurde. Feldmayer ging dagegen in Berufung. Er blieb als „Management Consultant“[35] Mitglied des Infineon-Aufsichtsrats.[36][37] Heinz-Joachim Neubürger, ein ehemaliger Siemens-Finanzvorstand,[38] gegen den ebenfalls im Zusammenhang mit Zuwendungen an den ehemaligen AUB-Vorsitzenden ermittelt wurde, war bis 2002 Mitglied des Aufsichtsrates von Infineon. Am 26. Februar 2009 zog er die Berufung zurück und legte sein Amt im Aufsichtsrat nieder.
Unternehmensethik
Alle Produktionsstandorte haben eine OHSAS 18001 Zertifizierung für das Arbeits- und Gesundheitsschutz-Management-System. Infineon praktiziert nach eigenen Angaben einen präventiven Ansatz mit dem Ziel, mögliche Gefahren zu minimieren.[39] Es geht um die Vermeidung von Unfällen und darum, allen arbeitsbezogenen Ereignissen vorzubeugen, die eine Verletzung oder Erkrankung zur Folge haben könnten.[40]
Infineon wurde im September 2010 in den Nachhaltigkeitsindex Dow Jones Sustainability Index aufgenommen.[41]
quelle
Rechtsform Aktiengesellschaft
ISIN DE0006231004
Gründung 1999
Sitz Neubiberg, Deutschland
Leitung
Reinhard Ploss,[1] Vorstandsvorsitzender
Wolfgang Mayrhuber, Aufsichtsratsvorsitzender
Mitarbeiter 35.424 (30. September 2015)[2]
Umsatz 5,795 Mrd. EUR (2014/15)[2]
Website www.infineon.com
Infineon Technologies bietet Halbleiter- und Systemlösungen mit Schwerpunkt auf den Themen Energieeffizienz, Mobilität und Sicherheit.[3] Das Unternehmen gliedert sich in die Geschäftsbereiche Automotive, Industrial Power Control, Power Management & Multimarket sowie Chip Card & Security. Mit weltweit rund 35.424 Mitarbeitern erzielte Infineon im Geschäftsjahr 2015 (Ende September) einen Umsatz von 5,795 Milliarden Euro.[2] Das DAX-Unternehmen ist an der Frankfurter Wertpapierbörse unter dem Symbol IFX notiert.
Geschäftstätigkeit und Geschäftsbereiche
Aktivitäten nach Geschäftsbereichen
Nach mehreren Umstrukturierungen umfasst Infineon vier Geschäftsbereiche:
Automotive (ATV): Infineon liefert Halbleiterprodukte für den Einsatz im Antriebsstrang (Motor- und Getriebesteuerung), der Komfortelektronik (z. B. Lenkung, Dämpfung, Klimaanlage) sowie in Sicherheitssystemen (ABS, Airbag, ESP). Das Produktportfolio umfasst Mikrocontroller, Leistungshalbleiter und Sensoren. Im Geschäftsjahr 2013 (Ende September) belief sich der Umsatz des Segments auf 1,714 Mrd. Euro.[4]
Industrial Power Control (IPC): In der Industriesparte des Unternehmens sind Leistungshalbleiter und -module gebündelt, die bei Erzeugung, Übertragung und Verbrauch elektrischer Energie zum Einsatz kommen. Zu den Anwendungsfeldern zählen die Steuerung von elektrischen Antrieben für Industrieanwendungen, wie zum Beispiel für Maschinen und Lokomotiven, und Haushaltsgeräte. Die Halbleiter-Komponenten werden darüber hinaus in Modulen für erneuerbare Energieerzeugung in Solar- und Windkraftanlagen sowie Energieübertragung und -wandlung eingesetzt. Im Geschäftsjahr 2013 erzielte IPC einen Umsatz vom 651 Mio. Euro.[4]
Power Management & Multimarket (PMM): Die Division Power Management & Multimarket (PMM) fasst das Geschäft mit Chips für energieeffiziente Stromversorgungen und Hochfrequenz-Anwendungen zusammen. Diese werden vor allem in Konsumgütern wie Fernsehern, Spielkonsolen, PCs, mobilen Endgeräten sowie in Computer-Servern eingesetzt. PMM erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2013 einen Umsatz von 987 Mio. Euro.[4]
Chip Card & Security (CCS): Der Geschäftsbereich CCS liefert Mikrocontroller für SIM-Karten der Mobiltelefonie, Sicherheitschips für Bezahlkarten und Zugangsberechtigungskarten sowie chipbasierte Lösungen für Reisepässe, Personalausweise und sonstige behördliche Dokumente. So liefert Infineon beispielsweise einen beträchtlichen Teil der Chips für den neuen deutschen Personalausweis.[5] Darüber hinaus entwickelt CCS Lösungen für Anwendungen mit hohen Sicherheitsanforderungen wie zum Beispiel Bezahlfernsehen, Trusted Computing sowie der Near Field Communication (NFC). Der Umsatz dieser Sparte lag 2013 bei 463 Mio. Euro.[4]
Die beiden Divisionen IPC und PMM entstanden durch Aufteilung des Geschäftsbereichs Industrial & Multimarket am 1. Januar 2011.[6]
Der ehemalige Geschäftsbereich Speicherchips wurde im Jahr 2006 in die Tochtergesellschaft Qimonda ausgelagert, von der Infineon zuletzt noch etwas über drei Viertel hielt. Im Januar 2009 hat Qimonda beim Amtsgericht München Insolvenz beantragt.
Am 7. Juli 2009 hat sich die Infineon Technologies AG mit dem US-Investor Golden Gate Capital auf den Verkauf ihres Segments Wireline Communications über 250 Mio. Euro vertraglich geeinigt.[7] Das dadurch neu entstandene Unternehmen firmiert jetzt als Lantiq.[8]
Am 31. Januar 2011 wurde der im August 2010 beschlossene Verkauf des bisherigen Geschäftsbereichs Wireless Solutions an Intel abgeschlossen. Das dadurch neu entstandene Unternehmen hat weltweit rund 3500 Mitarbeiter und firmiert jetzt als Intel Mobile Communications GmbH (IMC).[9][10]
Aktivitäten nach Regionen
Infineon ist weltweit tätig und steuert seine Aktivitäten auch über Landesgesellschaften: in den Vereinigten Staaten aus Milpitas, Kalifornien, im asiatisch-pazifischen Raum aus Singapur und in Japan aus Tokio.[11] Nach Regionen aufgeteilt wurden 41 Prozent des Umsatzes in Europa, davon 21 Prozent in Deutschland, 13 Prozent in Nordamerika und 46 Prozent im asiatisch-pazifischen Raum und Japan erzielt.[4]
Tochterunternehmen
Die Danube Integrated Circuit Engineering GmbH & Co. KG (DICE) konzentriert sich auf die Entwicklung von ICs für Radarsysteme der Automobil- und Industriebranche. Außerdem werden ICs für die mobile Kommunikation und Navigation angeboten. Infineon hält 50,3 % an der DICE.[12]
Die Infineon Technologies IT Services GmbH wurde 2004 gegründet und betreut von Klagenfurt aus wesentliche Teile der weltweiten IT von Infineon. Infineon hält 100 % der Infineon Technologies IT Services GmbH.[13]
Die Infineon Technologies Bipolar GmbH mit Sitz in Warstein ist seit 2007 ein gemeinschaftliches Tochterunternehmen von Infineon und Siemens. Infineon hält 60 % der Unternehmensanteile und Siemens 40 %.[14]
Geschichte
Ausgliederung aus der Siemens AG
Die Siemens AG hatte Infineon ausgegliedert, da dem Konzern das Speicherchip-Geschäft zu volatil war.[15] Nach dem zunächst erfolgreichen Börsengang sank der Anteil von Siemens durch Paketverkäufe unter 50 % im Dezember 2001, im Januar 2004 und im März 2006 wurden alle restlichen Anteile veräußert.
Name
Infineon ist ein Kofferwort und setzt sich aus infinity (englisch für ‚Grenzenlosigkeit‘) und aeon (griechisch für ‚Leben, Ewigkeit, Unendlichkeit‘) zusammen.
2000er Jahre
Zum 1. Mai 2006 gliederte Infineon seine Speichersparte unter dem Namen Qimonda als eigenständige Gesellschaft mit 12.000 Mitarbeitern aus. Das neue Unternehmen wurde im August 2006 an der New York Stock Exchange (NYSE) gelistet. Infineon gelang es allerdings zunächst nicht, Altaktien zu platzieren. Stattdessen ging der gesamte Emissionserlös durch Ausgabe neuer Aktien an Qimonda, Infineon hielt im Oktober 2008 rund 77,5 Prozent aller Aktien an der Gesellschaft. Qimonda meldete am 23. Januar 2009 Insolvenz beim Amtsgericht München an und war zu diesem Zeitpunkt nach wie vor mehrheitlich im Besitz von Infineon.
Unmittelbar vor der Übernahme der in Baden-Württemberg erzielten Tarifeinigung der Metall- und Elektrobranche nach Bayern ist Infineon am 13. November 2008 aus dem bayerischen Arbeitgeberverband ausgetreten.[16]
Peter Bauer, der seit 2008 Vorstandsvorsitzender von Infineon war, schied am 30. September 2012 auf eigenen Wunsch wegen gesundheitlichen Gründen aus dem Vorstand aus. Reinhard Ploss trat zum 1. Oktober 2012 seine Nachfolge an.[17]
Infineon gehört zu den ersten Unterstützern der FIDO-Allianz, die seit 2013 den Industriestandard Universal Second Factor (U2F) für eine allgemein anwendbare Zwei-Faktor-Authentifizierung entwickelt hat.
Am 20. August 2014 gab Infineon bekannt, International Rectifier bis Ende 2014 für einen Barpreis von zirka drei Milliarden US-Dollar übernehmen zu wollen.[18] Die Übernahme wurde schließlich am 13. Januar 2015 abgeschlossen.[19]
Am 18. Mai 2016 wurde der Vorstand um ein viertes Mitglied erweitert. Seit 1. Juli 2016 leitet Jochen Hanebeck das neu geschaffene Ressort "Operations". Gleichzeitig gab Arunjai Mittal seinen Austritt als Vorstandsmitglied bekannt. Er wurde am 1. Juli 2016 durch Helmut Gassel ersetzt.[20]
Am 14. Juli 2016 gab Infineon die Absicht bekannt, das zum Unternehmen Cree gehörende Tochterunternehmen Wolfsspeed zum Preis von 850 Millionen US-Dollar zu kaufen. Dadurch soll die Marktpräsenz im Bereich Galliumnitrid auf Siliziumkarbid (GaN auf SiC) gestärkt werden. Der Kauf soll Ende 2016 abgeschlossen sein.[21]
Am 11. Oktober 2016 gab Infineon den Kauf von Innoluce BV bekannt. Das 2010 gegründete Halbleiterunternehmen entwickelt mikro-elektromechanische Systeme (MEMS) in Kombination mit Miniatur-Laser-Scanning-Modulen, die zur optischen Abstands- und Geschwindigkeitsmessung (Lidar) für das autonome Fahren benötigt werden. Ein Kaufpreis wurde nicht genannt.[22]
Vorstand
Reinhard Ploss, Vorstandsvorsitzender
Dominik Asam
Helmut Gassel
Jochen Hanebeck[20]
Strategische Partnerschaften
GLOBALFOUNDRIES (Entwicklungs- und Fertigungskooperation für 40-Nanometer-Technologie)[23]
UMC (Technologieentwicklung für die Herstellung von Logikprodukten)
TSMC (Entwicklungs- und Fertigungskooperation für 65-Nanometer-Technologie)[24]
Aktie
Die Aktie ist eines der volatilsten Papiere im DAX. Vor dem Ausgabetag am 13. März 2000 war die Emission von 5,2 Millionen Interessenten 33fach überzeichnet und nur jeder sechste Frühzeichner (Zeichnung vor 1. März), erhielt per Losverfahren Aktien zugeteilt. Dabei kam ein Orderverfahren zum Zuge, das die Anzahl der zugeteilten Aktien deutlich einschränkte. Wer z. B. 50 bis 249 Aktien bestellt hatte, bekam lediglich 40 Aktien zugeteilt. Bei 250 bis 499 bestellten Aktien wurden 70 ausgegeben usw. Bestellungen nach dem ersten März wurden unabhängig von der Bestellmenge auf 35 Aktien limitiert. Der offizielle Ausgabepreis war 35 Euro, für Frühzeichner 34 Euro. Bei Eröffnung der Börse am ersten Handelstag startete der Kurs mit 70,20 Euro und kletterte innerhalb weniger Stunden bis auf 84,75 Euro um am Ende des Tages auf unter 70 Euro zu fallen. Bei rechtzeitigem Verkauf war für die Infineon-Aktionäre am ersten Handelstag ein Kursgewinn von über 140 % möglich.[25] Ab Mitte 2002 bis März 2015 schwankte der Kurs weitgehend zwischen 5 und 12 Euro, mit einem gewaltigen Einbruch Ende 2008, Anfang 2009[26][27] Der bisher niedrigste Wert lag am 10. März 2009 bei 0,34 Euro. Für die Jahre 2011 und 2012 wurde jeweils 0,12 Euro Dividende je Aktie gezahlt. Gegenwärtig befinden sich 100 % der Aktien im Streubesitz (Stand März 2015).
Aktionärsstruktur
(Stand: 31. März 2015[28]) Anteil Anteilseigner
9,95 % Dodge & Cox Investment Managers
8,02 % Capital Group Companies, Inc.
5,17 % BlackRock Inc.
5,03 % Allianz Global Investors Europe GmbH
3,25 % Kuwait (Kuwait Investment Authority)
3,001 % Sun Life Financial Inc.
65,58 % Streubesitz
Kontroversen
Verurteilung wegen illegaler Preisabsprachen
Im Juni 2002 wurden vom US-Justizministerium Untersuchungen gegen Infineon und andere DRAM-Hersteller wie die südkoreanischen Konzerne Samsung und Hynix angestrengt, nachdem sich Computerhersteller über die steigenden Speicherchippreise beschwert hatten. 2004 bekannte sich Infineon gegenüber dem US-Justizministerium als Erstes dieser Unternehmen für schuldig, zwischen Juli 1999 und Juni 2002 durch illegale Preisabsprachen bei DRAM-Speicherchips die Verbraucher – bzw. Computerhersteller wie Dell, IBM und Apple – geschädigt zu haben, und erklärte sich bereit, in Raten bis zum Jahr 2009 160 Millionen US-Dollar als Entschädigung zu bezahlen.
Am 2. Dezember 2004 erklärten sich vier leitende Angestellte bereit, Gefängnisstrafen von vier bis sechs Monaten anzutreten und je 250.000 US-Dollar Geldstrafe (umgerechnet ca. 188.000 Euro) zu bezahlen:[29] Ein Infineon-Sprecher erklärte hierzu, dass diese Verurteilung eine Angelegenheit der betroffenen Manager sei und die Firma Maßnahmen getroffen habe, weitere Auswüchse dieser Art zu verhindern.
Am 19. Mai 2010 verhängte die EU-Kommission der Infineon AG ein Bußgeld über 56,7 Millionen Euro wegen verbotener Preisabsprachen für DRAM-Chips mit den Chipherstellern Micron, Samsung, Hynix, NEC, Hitachi Zosen, Mitsubishi, Toshiba, Elpida und Nanya.[30]
Korruptionsskandal
Im Juli 2005 ermittelte die Münchner Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts auf Bestechlichkeit, Untreue und Steuerhinterziehung gegen Infineon-Topmanager. Namentlich genannt wurden Andreas von Zitzewitz, ehemals COO und Vorstand der Speicherchip-Sparte, Harald Eggers, früherer Infineon-Manager, der das Schweizer Technologieunternehmen Unaxis Holding AG leitete, und Udo Schneider, Betreiber der Schweizer Sponsoring-Agentur BF Consulting. Daraufhin trat Andreas von Zitzewitz am 18. Juli 2005 mit sofortiger Wirkung als Vorstand zurück.[31]
Mitarbeitervertretung
Betriebsratswahlen 2006
Bei den Betriebsratswahlen erhielt am Hauptstandort Campeon die Arbeitsgemeinschaft Unabhängiger Betriebsangehöriger (AUB) den größten Stimmenanteil. In Koalition mit einer anderen gewerkschaftsunabhängigen Arbeitnehmervereinigung, dem Arbeitskreis Ingenieure und Naturwissenschaftler (ain[32]), bildet sie eine knappe Mehrheit gegenüber zwei gewerkschaftsorientierten Listen, der IG Metall.[33] und den Hi tecs[34]
AUB und Johannes Feldmayer
Die Nachfolgeorganisation der AUB bei Infineon nennt sich FMC (Freie Mitarbeiter Campeon). Im Zusammenhang mit Zahlungen der Siemens AG an den damaligen AUB-Vorsitzenden Wilhelm Schelsky wurde Johannes Feldmayer, ein Mitglied des Infineon-Aufsichtsrats, zu einer Geldstrafe und einer Gefängnisstrafe verurteilt, die gegen Bewährung ausgesetzt wurde. Feldmayer ging dagegen in Berufung. Er blieb als „Management Consultant“[35] Mitglied des Infineon-Aufsichtsrats.[36][37] Heinz-Joachim Neubürger, ein ehemaliger Siemens-Finanzvorstand,[38] gegen den ebenfalls im Zusammenhang mit Zuwendungen an den ehemaligen AUB-Vorsitzenden ermittelt wurde, war bis 2002 Mitglied des Aufsichtsrates von Infineon. Am 26. Februar 2009 zog er die Berufung zurück und legte sein Amt im Aufsichtsrat nieder.
Unternehmensethik
Alle Produktionsstandorte haben eine OHSAS 18001 Zertifizierung für das Arbeits- und Gesundheitsschutz-Management-System. Infineon praktiziert nach eigenen Angaben einen präventiven Ansatz mit dem Ziel, mögliche Gefahren zu minimieren.[39] Es geht um die Vermeidung von Unfällen und darum, allen arbeitsbezogenen Ereignissen vorzubeugen, die eine Verletzung oder Erkrankung zur Folge haben könnten.[40]
Infineon wurde im September 2010 in den Nachhaltigkeitsindex Dow Jones Sustainability Index aufgenommen.[41]
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