Die Fr. Lürssen Werft GmbH & Co. KG
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Die Fr. Lürssen Werft GmbH & Co. KG
Die Fr. Lürssen Werft GmbH & Co. KG ist eine deutsche Schiffswerft mit Hauptsitz in Bremen, Stadtteil Vegesack. Zur Firmengruppe gehören außerdem die Lürssen Logistics und Niederlassungen in Schacht-Audorf bei Rendsburg und Wilhelmshaven sowie die Peene-Werft in Wolgast. Die Werft ist bekannt für den Bau militärischer Schnellboote.[1] und ziviler Großjachten[2]
Rechtsform GmbH & Co. KG
Gründung 1875
Sitz Bremen, Deutschland
Leitung Friedrich Lürßen,
Peter Lürßen,
Carl-Otto Große-Lindemann,
Frithjof Schmidt,
Klaus Borgschulte,
Peter Kneipp
Mitarbeiter 1.576 (Konzernzahlen)
Umsatz 854,3 Mio. EUR
Branche Schiffswerft
Website www.luerssen.de
Stand: 31. Dezember 2014
Betriebsstätte der Fr. Lürssen Werft GmbH & Co. KG in Lemwerder
Niederlassung in Schacht-Audorf
Geschichte
Gründerzeit
Der Namenspatron der Werft, Friedrich Lürßen, gründete 24-jährig am 28. Juni 1875 eine eigene Bootsbauwerkstatt in Aumund bei Bremen. Der Arbeitsschwerpunkt der ersten Jahre lag auf Arbeitsbooten für Fischerei und Fährbetrieb. Die Baunummer eins war ein fünf Meter langes Ruderboot. Ab den 1880er Jahren erschloss sich Lürssen den Sportbootmarkt. 1886 wurde (nach eigener Darstellung) von Lürssen das erste Motorboot der Welt gebaut.[3] Ab etwa 1890 wurden Motorboote in Zusammenarbeit mit der Daimler-Motoren-Gesellschaft produziert und Lürssen entwickelte sich schnell zur führenden deutschen Motorbootswerft. Schon bald gingen auch Aufträge aus dem Ausland ein.
Mit dem Eintritt von Otto Lürßen – Sohn des Firmengründers – in den Betrieb 1906 verstärkte sich der Schwerpunkt endgültig hin zum Motorbootsbau. In den Jahren bis zum Ersten Weltkrieg nahmen Lürssenboote wiederholt erfolgreich an internationalen Wettfahrten teil. 1911 erreichte das Boot Lürssen-Daimler bei der »Meisterschaft des Meeres« in Monaco die für damalige Zeit sensationelle Geschwindigkeit von 27 kn (50 km/h).
Erster Weltkrieg
Während des Ersten Weltkrieges baute Lürssen Motorboote für verschiedene militärische Zwecke, darunter auch ferngelenkte Boote (FL-Boote), die mit Sprengstoff beladen zum Rammen gegnerischer Schiffe verwendet werden sollten, aber auch flachgehende Minensucher (F-Boote) und U-Jagdboote (U-Z-Boote) mit Kanonenbewaffnung und frühe Motorschnellboote (LM-Boote).
Das später so erfolgreiche Konzept des Torpedoschnellbootes verfolgte Lürssen dabei zunächst ohne Auftrag der Marine. Es wurden bereits Geschwindigkeiten von 35 kn (64,82 km/h) und mehr erreicht. Dabei kamen zur Erprobung auch Luftschiffs-Motoren zum Einsatz.
Mit den Booten LÜSI 1 und LÜSI 2 (für Lürssen-Siemens) wurden die ersten Schnellboote mit der später typischen Anordnung von zwei Torpedorohren auf dem Vordeck gebaut, jedoch vor Kriegsende nicht mehr fertiggestellt.
1918 bis 1945
Nach dem Krieg schrumpfte die Werft von etwa 700 auf 100 Beschäftigte. Zunächst wurden wieder nur noch kleine Sport- und Arbeitsboote gefertigt. Ab 1920 konnte an die Erfolge im Motorbootsbau vor dem Krieg angeknüpft werden. Auch ausländische Zollwachboote, Rettungsboote für die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger oder die Elektroboote der Königssee-Flotte gehörten zum Auftragsbestand.
Ausgehend vom Entwurf der in die USA verkauften Motorjacht Oheka II (Oheka stand als Namenskürzel für deren Besitzer Otto Hermann Kahn, einen Bankier deutscher Herkunft) wurden zunächst im Geheimen Boote für den Einsatz als Torpedoschnellboote entwickelt. 1929 erhielt die Werft den ersten offiziellen Auftrag der Reichsmarine über ein als U Z (S) 16 bezeichnetes Boot zu Erprobungszwecken. Es hatte eine Länge von 28 m, eine Verdrängung von 51,6 t und erreichte mit drei Daimler-Benz-Ottomotoren eine Geschwindigkeit von 35,5 kn (65,75 km/h). Erst 1932 wurde die Tarnbezeichnung fallengelassen und das Boot in S 1 umbenannt. Das Modell wurde in der Folgezeit bei einigen Veränderungen das Grundmuster für deutsche Schnellboote. Ab 1929 wurde in Zusammenarbeit mit Abeking & Rasmussen auch die Produktion von Minenräumbooten aufgenommen.
Ab 1933 wurden die ersten Schnellboote mit Dieselantrieb abgeliefert. Damit wurde die Zuverlässigkeit und Reichweite der Boote entscheidend verbessert. Die Größe wuchs auf gut 32 m Länge, knapp 5 m Breite und 95 t Gesamtgewicht an. Der Schnellbootbau wurde bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges das Kerngeschäft der Lürssenwerft – auch für den Export. Die Boote wurden mit Holzrümpfen als Doppelkraweel (Mahagoni-Weißzeder) auf Leichtmetall-Spanten gebaut, ab S-100 mit einem gepanzerten Fahrstand. Mit drei Mercedes-Benz MB-518-Motoren konnten schließlich Geschwindigkeiten von über 42 kn erreicht werden. Durch die günstige Unterwasserrumpfform, speziell angestellte Stauruder (Lürssen-Effekt) und einen verbesserten Vorschiffaufbau waren die Boote sehr seegängig.
Nachkriegszeit
Nach dem Zweiten Weltkrieg war Schiffbau in Deutschland zunächst vollständig verboten. In der Werft wurden vorübergehend Haushaltsgegenstände wie Holzzuber und Töpfe hergestellt. Bald kamen aber erste Reparaturaufträge herein und ab 1946 wurden Fischkutter gebaut. Nach der Rückkehr der Inhaber aus der Kriegsgefangenschaft 1947 begann das Engagement der Firma im Handelsschiffbau, 1949 wurde nach Darstellung der Werft der erste deutsche Nachkriegsfrachter abgeliefert.[3] Bis 1985 wurden 80 kleine Frachtschiffe, sogar Tanker, auf der Werft gebaut. Auch der Bau von Seenotrettungsbooten und -kreuzern wurde wieder aufgenommen. 1952 erhielt die Werft den Namen „Lürssen Werft“.
Ab 1954 wurden auch wieder Schnellboote gebaut, zunächst für den Seegrenzschutz und für den Export (nach Schweden). Mit der Aufstellung der Bundesmarine wurde ab 1957 der Marineschiffbau wieder das Hauptstandbein der Werft, angefangen mit dem Typ 55. Nicht nur für die deutsche Marine wurden Schnellboote gebaut; neben Schweden wurde u. a. auch nach Indonesien und Singapur, in arabische Länder, nach Südamerika (Ekuador), nach Spanien und in die Türkei geliefert. Zum Teil wurden auch Lizenzbauten im Ausland durchgeführt.
Neben Schnellbooten produzierte Lürssen auch Minensuch- und -jagdboote, Polizei- und Zollboote, Patrouillenboote, Korvetten und verschiedene Erprobungsträger, in Zusammenarbeit mit anderen Werften auch Fregatten, Tender und Einsatzgruppenversorger.
Gegenwart
Heute wird das Unternehmen in vierter Generation geführt, derzeit von den Vettern Peter und Friedrich Lürßen. Das Unternehmen beschäftigte in den 1980er Jahren über 1400 Mitarbeiter. Nach einem drastischen Personalabbau auf etwa die Hälfte wurden 2007 wieder 1.200 Mitarbeiter beschäftigt,[4] inzwischen sind es wieder 1.400 Mitarbeiter,[3] von denen ein bedeutender Teil Ingenieure sind.
Der Militärschiffbau ist immer noch ein wesentliches Standbein der Werft, daneben ist Lürssen heute Weltmarktführer für den Bau von sogenannten Megajachten. Im Marineschiffbau arbeitete man mit der Hamburger Blohm + Voss-Werft zusammen.[3]
Megajachten
Zu den Kunden der Werft im Megayacht-Segment gehört unter anderem Oracle-Chef Larry Ellison, der bei Lürssen seine Rising Sun in Auftrag gab.
Da Diskretion Kunden dieser Art sehr wichtig ist, werden keine Fotos der Jachten veröffentlicht, wenn es der Kunde nicht wünscht. Auch werden keine Einzelheiten über die Kunden oder die Spezifikationen der Jachten veröffentlicht.
Jachten (Auswahl)
Limitless (1997)
Skat (2002), wird angetrieben von zwei MTU 16V 4000 M70 Dieselmotoren mit jeweils 2.720 PS. Sie fährt unter der Flagge der Cayman Islands, max. Geschwindigkeit ist 17 kn
Carinthia VII (2002) für Heidi Horten
Pelorus (2003). Eigner David Geffen
Octopus (2003) für Paul Allen von HDW im Auftrag für Lürssen gebaut
Apoise (2006)
Al Said (2008)
Pacific (2010)
Azzam, 2013 für Prinz al-Walid ibn Talal, 180 Meter lang, längste private Jacht der Welt
Schiffe der Marine
Die Firma baut Kriegsschiffe bis zur Fregatten-Größe für die Deutsche Marine und Streitkräfte in aller Welt.
Lürssen baut mindestens ein Schiff der neuen Fregatten-Klasse F 125 der Deutschen Marine. Die Fregatte Nordrhein-Westfalen wurde bei Lürssen 2012 auf Kiel gelegt und soll voraussichtlich 2017 in Dienst gestellt werden.
In Bau befinden sich auch die Patrouillenboote mit der Projektbeschreibung IPV 60. Sie weisen eine Länge von 60 Metern auf und können mit ihren zwei Hybrid-Maschinen bei einer Leistung von 5600 kW eine Geschwindigkeit von circa 20 Knoten (37 km/h) erreichen. Sie sind für den Export vorgesehen und hochseetauglich.
Die Apoise in Kiel
Die Skat im Kieler Hafen
Produktionsstätten und Übernahmen
Am 27. Juni 1875 gründete Friedrich Lürßen die Werft in Aumund. Da die Werkstatt keinen unmittelbaren Wasserzugang hatte, mussten die Boote bis 1904 mit Pferdewagen zum Hafenbecken transportiert werden. 1904 wurde dann am Vegesacker Hafen ein Ausrüstungs- und Reparaturbetrieb eingerichtet.
1918 brannte das Hauptwerk in Aumund ab und die Produktion wurde bis 1924 komplett nach Vegesack verlegt. 1935 wurde für die anwachsende Produktion von Schnellbooten für die Kriegsmarine auf der gegenüberliegenden Weserseite in Lemwerder eine Produktionsstätte errichtet.
Auslandsaktivitäten begannen 1969 durch den Aufbau der Hong Leong-Lürssen Werft (in Butterworth, Malaysia) gemeinsam mit der malaysischen Firmengruppe Hong Leong. 1972–1980 wurde die Produktion jedoch vollständig nach Lemwerder verlagert, die Hauptverwaltung blieb in Vegesack.
In der Folgezeit erfolgten diverse Übernahmen, wie z.B. 1979 die Yacht- und Bootswerft Burmester im benachbarten Bremen-Burg, 1985 die am Nord-Ostsee-Kanal gelegene Kröger-Werft (die jedoch selbstständig weitergeführt wird) und 1997 aus der Konkursmasse des Bremer Vulkan das Hallenbaudock.
1999 wurde die TBM-Werft in Washington (USA) übernommen und im darauffolgenden Jahr trat Lürssen als Anteilseigner in die US-amerikanische Jachtwerft Palmer Johnson ein.
2001 übernahm Lürssen die Schweers-Werft in Bardenfleth, die bis zur Schließung 2011 als Lürssen-Bardenfleth geführt wurde. Hier wurden zahlreiche Boote für die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger gebaut.
Weitere Übernahmen folgten 2006 mit der Neue Jadewerft in Wilhelmshaven sowie 2010 der Rolandwerft in Berne.
Nach der Insolvenz der Sietas-Werft wurde die Norderwerft am 1. Oktober 2012 durch Lürssen übernommen und ist damit der fünfte Standort der Lürssen-Werftengruppe. Lürssen übernahm die Belegschaft von rund 100 Beschäftigten und hat für das Gelände inzwischen mit der Hafenverwaltung Hamburg Port Authority (HPA) einen neuen Pachtvertrag für 30 Jahre geschlossen.
Seit Mai 2013 gehört die Peene-Werft am Standort Wolgast zur Lürssen-Gruppe. Am 28. September 2016 wurde bekannt, dass Lürssen beabsichtigt, die Hamburger Werft Blohm + Voss vom bisherigen Eigentümer Star Capital Partners zu übernehmen.[5]
Rüstungsexporte
Auch im Militärschiffbau hat Lürssen nicht nur die deutsche Marine beliefert. Die Erfahrungen im Bau von Schnellbooten im Zweiten Weltkrieg konnten Anfang der 1950er für einen ersten Auftrag über Schnellboote für Schweden genutzt werden. Auch von der nachfolgenden Schnellbootklasse 140 für die Bundesmarine wurden einige Exemplare für Indonesien und Saudi Arabien gebaut. Eine geplante Lieferung eines davon abgeleiteten Entwurfs für Israel konnte dagegen aufgrund politischer Verwicklungen nicht realisiert werden.
In jüngerer Vergangenheit hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel 2011 den Export von Patrouillenbooten der Lürssen-Werft nach Angola befürwortet.
Ende 2012 wurde bekannt, dass die Armee Saudi-Arabiens Patrouillenboote für umgerechnet rund 1,5 Milliarden Euro von der Werftengruppe Lürssen kaufen wollte. Die Grenzschutzboote sollen laut Spiegel zum Stückpreis zwischen 10 und 25 Millionen Euro bis 2015 an Saudi-Arabien übergeben werden.[6] Die Anfrage der Lürssen-Werft an den Bundessicherheitsrat wurde 2013 positiv beschieden. Während die Bundes-SPD die Lieferung kritisierte, hielt sich die Rot-Grüne Landesregierung Bremens mit einer Stellungnahme zurück. Die Lürssen-Werft äußert sich zu dem Geschäft mit Saudi-Arabien nicht öffentlich.
Mindestens weitere 48 Patrouillenboote baut Lürssen für Saudi-Arabien. 2016 genehmigte der Bundessicherheitsrat die Ausfuhr. Otfried Nassauer vom Berlin Information Center for Transatlantic Security ging davon aus, dass die Schiffe mit 20-mm-Geschützen zum Selbstschutz ausgestattet würden und wieß darauf hin, dass insgesamt 146 Boote von dem Land bestellt würden.[7]
Jahresabschlüsse
Die Fr. Lürssen Werft GmbH & Co. KG ist in den Jahresabschluss der Lürssen Maritime Beteiligungen GmbH & Co. KG einbezogen, die als Mutter- oder Konzernobergesellschaft fungiert. Die Lürssen Maritime Beteiligungen GmbH & Co. KG wies zum 31. Dezember 2014 eine Bilanzsumme von 1.612,4 Mio. Euro aus. Der Umsatz wurde mit 854,3 Mio. Euro angegeben.[8]
Quelle
Rechtsform GmbH & Co. KG
Gründung 1875
Sitz Bremen, Deutschland
Leitung Friedrich Lürßen,
Peter Lürßen,
Carl-Otto Große-Lindemann,
Frithjof Schmidt,
Klaus Borgschulte,
Peter Kneipp
Mitarbeiter 1.576 (Konzernzahlen)
Umsatz 854,3 Mio. EUR
Branche Schiffswerft
Website www.luerssen.de
Stand: 31. Dezember 2014
Betriebsstätte der Fr. Lürssen Werft GmbH & Co. KG in Lemwerder
Niederlassung in Schacht-Audorf
Geschichte
Gründerzeit
Der Namenspatron der Werft, Friedrich Lürßen, gründete 24-jährig am 28. Juni 1875 eine eigene Bootsbauwerkstatt in Aumund bei Bremen. Der Arbeitsschwerpunkt der ersten Jahre lag auf Arbeitsbooten für Fischerei und Fährbetrieb. Die Baunummer eins war ein fünf Meter langes Ruderboot. Ab den 1880er Jahren erschloss sich Lürssen den Sportbootmarkt. 1886 wurde (nach eigener Darstellung) von Lürssen das erste Motorboot der Welt gebaut.[3] Ab etwa 1890 wurden Motorboote in Zusammenarbeit mit der Daimler-Motoren-Gesellschaft produziert und Lürssen entwickelte sich schnell zur führenden deutschen Motorbootswerft. Schon bald gingen auch Aufträge aus dem Ausland ein.
Mit dem Eintritt von Otto Lürßen – Sohn des Firmengründers – in den Betrieb 1906 verstärkte sich der Schwerpunkt endgültig hin zum Motorbootsbau. In den Jahren bis zum Ersten Weltkrieg nahmen Lürssenboote wiederholt erfolgreich an internationalen Wettfahrten teil. 1911 erreichte das Boot Lürssen-Daimler bei der »Meisterschaft des Meeres« in Monaco die für damalige Zeit sensationelle Geschwindigkeit von 27 kn (50 km/h).
Erster Weltkrieg
Während des Ersten Weltkrieges baute Lürssen Motorboote für verschiedene militärische Zwecke, darunter auch ferngelenkte Boote (FL-Boote), die mit Sprengstoff beladen zum Rammen gegnerischer Schiffe verwendet werden sollten, aber auch flachgehende Minensucher (F-Boote) und U-Jagdboote (U-Z-Boote) mit Kanonenbewaffnung und frühe Motorschnellboote (LM-Boote).
Das später so erfolgreiche Konzept des Torpedoschnellbootes verfolgte Lürssen dabei zunächst ohne Auftrag der Marine. Es wurden bereits Geschwindigkeiten von 35 kn (64,82 km/h) und mehr erreicht. Dabei kamen zur Erprobung auch Luftschiffs-Motoren zum Einsatz.
Mit den Booten LÜSI 1 und LÜSI 2 (für Lürssen-Siemens) wurden die ersten Schnellboote mit der später typischen Anordnung von zwei Torpedorohren auf dem Vordeck gebaut, jedoch vor Kriegsende nicht mehr fertiggestellt.
1918 bis 1945
Nach dem Krieg schrumpfte die Werft von etwa 700 auf 100 Beschäftigte. Zunächst wurden wieder nur noch kleine Sport- und Arbeitsboote gefertigt. Ab 1920 konnte an die Erfolge im Motorbootsbau vor dem Krieg angeknüpft werden. Auch ausländische Zollwachboote, Rettungsboote für die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger oder die Elektroboote der Königssee-Flotte gehörten zum Auftragsbestand.
Ausgehend vom Entwurf der in die USA verkauften Motorjacht Oheka II (Oheka stand als Namenskürzel für deren Besitzer Otto Hermann Kahn, einen Bankier deutscher Herkunft) wurden zunächst im Geheimen Boote für den Einsatz als Torpedoschnellboote entwickelt. 1929 erhielt die Werft den ersten offiziellen Auftrag der Reichsmarine über ein als U Z (S) 16 bezeichnetes Boot zu Erprobungszwecken. Es hatte eine Länge von 28 m, eine Verdrängung von 51,6 t und erreichte mit drei Daimler-Benz-Ottomotoren eine Geschwindigkeit von 35,5 kn (65,75 km/h). Erst 1932 wurde die Tarnbezeichnung fallengelassen und das Boot in S 1 umbenannt. Das Modell wurde in der Folgezeit bei einigen Veränderungen das Grundmuster für deutsche Schnellboote. Ab 1929 wurde in Zusammenarbeit mit Abeking & Rasmussen auch die Produktion von Minenräumbooten aufgenommen.
Ab 1933 wurden die ersten Schnellboote mit Dieselantrieb abgeliefert. Damit wurde die Zuverlässigkeit und Reichweite der Boote entscheidend verbessert. Die Größe wuchs auf gut 32 m Länge, knapp 5 m Breite und 95 t Gesamtgewicht an. Der Schnellbootbau wurde bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges das Kerngeschäft der Lürssenwerft – auch für den Export. Die Boote wurden mit Holzrümpfen als Doppelkraweel (Mahagoni-Weißzeder) auf Leichtmetall-Spanten gebaut, ab S-100 mit einem gepanzerten Fahrstand. Mit drei Mercedes-Benz MB-518-Motoren konnten schließlich Geschwindigkeiten von über 42 kn erreicht werden. Durch die günstige Unterwasserrumpfform, speziell angestellte Stauruder (Lürssen-Effekt) und einen verbesserten Vorschiffaufbau waren die Boote sehr seegängig.
Nachkriegszeit
Nach dem Zweiten Weltkrieg war Schiffbau in Deutschland zunächst vollständig verboten. In der Werft wurden vorübergehend Haushaltsgegenstände wie Holzzuber und Töpfe hergestellt. Bald kamen aber erste Reparaturaufträge herein und ab 1946 wurden Fischkutter gebaut. Nach der Rückkehr der Inhaber aus der Kriegsgefangenschaft 1947 begann das Engagement der Firma im Handelsschiffbau, 1949 wurde nach Darstellung der Werft der erste deutsche Nachkriegsfrachter abgeliefert.[3] Bis 1985 wurden 80 kleine Frachtschiffe, sogar Tanker, auf der Werft gebaut. Auch der Bau von Seenotrettungsbooten und -kreuzern wurde wieder aufgenommen. 1952 erhielt die Werft den Namen „Lürssen Werft“.
Ab 1954 wurden auch wieder Schnellboote gebaut, zunächst für den Seegrenzschutz und für den Export (nach Schweden). Mit der Aufstellung der Bundesmarine wurde ab 1957 der Marineschiffbau wieder das Hauptstandbein der Werft, angefangen mit dem Typ 55. Nicht nur für die deutsche Marine wurden Schnellboote gebaut; neben Schweden wurde u. a. auch nach Indonesien und Singapur, in arabische Länder, nach Südamerika (Ekuador), nach Spanien und in die Türkei geliefert. Zum Teil wurden auch Lizenzbauten im Ausland durchgeführt.
Neben Schnellbooten produzierte Lürssen auch Minensuch- und -jagdboote, Polizei- und Zollboote, Patrouillenboote, Korvetten und verschiedene Erprobungsträger, in Zusammenarbeit mit anderen Werften auch Fregatten, Tender und Einsatzgruppenversorger.
Gegenwart
Heute wird das Unternehmen in vierter Generation geführt, derzeit von den Vettern Peter und Friedrich Lürßen. Das Unternehmen beschäftigte in den 1980er Jahren über 1400 Mitarbeiter. Nach einem drastischen Personalabbau auf etwa die Hälfte wurden 2007 wieder 1.200 Mitarbeiter beschäftigt,[4] inzwischen sind es wieder 1.400 Mitarbeiter,[3] von denen ein bedeutender Teil Ingenieure sind.
Der Militärschiffbau ist immer noch ein wesentliches Standbein der Werft, daneben ist Lürssen heute Weltmarktführer für den Bau von sogenannten Megajachten. Im Marineschiffbau arbeitete man mit der Hamburger Blohm + Voss-Werft zusammen.[3]
Megajachten
Zu den Kunden der Werft im Megayacht-Segment gehört unter anderem Oracle-Chef Larry Ellison, der bei Lürssen seine Rising Sun in Auftrag gab.
Da Diskretion Kunden dieser Art sehr wichtig ist, werden keine Fotos der Jachten veröffentlicht, wenn es der Kunde nicht wünscht. Auch werden keine Einzelheiten über die Kunden oder die Spezifikationen der Jachten veröffentlicht.
Jachten (Auswahl)
Limitless (1997)
Skat (2002), wird angetrieben von zwei MTU 16V 4000 M70 Dieselmotoren mit jeweils 2.720 PS. Sie fährt unter der Flagge der Cayman Islands, max. Geschwindigkeit ist 17 kn
Carinthia VII (2002) für Heidi Horten
Pelorus (2003). Eigner David Geffen
Octopus (2003) für Paul Allen von HDW im Auftrag für Lürssen gebaut
Apoise (2006)
Al Said (2008)
Pacific (2010)
Azzam, 2013 für Prinz al-Walid ibn Talal, 180 Meter lang, längste private Jacht der Welt
Schiffe der Marine
Die Firma baut Kriegsschiffe bis zur Fregatten-Größe für die Deutsche Marine und Streitkräfte in aller Welt.
Lürssen baut mindestens ein Schiff der neuen Fregatten-Klasse F 125 der Deutschen Marine. Die Fregatte Nordrhein-Westfalen wurde bei Lürssen 2012 auf Kiel gelegt und soll voraussichtlich 2017 in Dienst gestellt werden.
In Bau befinden sich auch die Patrouillenboote mit der Projektbeschreibung IPV 60. Sie weisen eine Länge von 60 Metern auf und können mit ihren zwei Hybrid-Maschinen bei einer Leistung von 5600 kW eine Geschwindigkeit von circa 20 Knoten (37 km/h) erreichen. Sie sind für den Export vorgesehen und hochseetauglich.
Die Apoise in Kiel
Die Skat im Kieler Hafen
Produktionsstätten und Übernahmen
Am 27. Juni 1875 gründete Friedrich Lürßen die Werft in Aumund. Da die Werkstatt keinen unmittelbaren Wasserzugang hatte, mussten die Boote bis 1904 mit Pferdewagen zum Hafenbecken transportiert werden. 1904 wurde dann am Vegesacker Hafen ein Ausrüstungs- und Reparaturbetrieb eingerichtet.
1918 brannte das Hauptwerk in Aumund ab und die Produktion wurde bis 1924 komplett nach Vegesack verlegt. 1935 wurde für die anwachsende Produktion von Schnellbooten für die Kriegsmarine auf der gegenüberliegenden Weserseite in Lemwerder eine Produktionsstätte errichtet.
Auslandsaktivitäten begannen 1969 durch den Aufbau der Hong Leong-Lürssen Werft (in Butterworth, Malaysia) gemeinsam mit der malaysischen Firmengruppe Hong Leong. 1972–1980 wurde die Produktion jedoch vollständig nach Lemwerder verlagert, die Hauptverwaltung blieb in Vegesack.
In der Folgezeit erfolgten diverse Übernahmen, wie z.B. 1979 die Yacht- und Bootswerft Burmester im benachbarten Bremen-Burg, 1985 die am Nord-Ostsee-Kanal gelegene Kröger-Werft (die jedoch selbstständig weitergeführt wird) und 1997 aus der Konkursmasse des Bremer Vulkan das Hallenbaudock.
1999 wurde die TBM-Werft in Washington (USA) übernommen und im darauffolgenden Jahr trat Lürssen als Anteilseigner in die US-amerikanische Jachtwerft Palmer Johnson ein.
2001 übernahm Lürssen die Schweers-Werft in Bardenfleth, die bis zur Schließung 2011 als Lürssen-Bardenfleth geführt wurde. Hier wurden zahlreiche Boote für die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger gebaut.
Weitere Übernahmen folgten 2006 mit der Neue Jadewerft in Wilhelmshaven sowie 2010 der Rolandwerft in Berne.
Nach der Insolvenz der Sietas-Werft wurde die Norderwerft am 1. Oktober 2012 durch Lürssen übernommen und ist damit der fünfte Standort der Lürssen-Werftengruppe. Lürssen übernahm die Belegschaft von rund 100 Beschäftigten und hat für das Gelände inzwischen mit der Hafenverwaltung Hamburg Port Authority (HPA) einen neuen Pachtvertrag für 30 Jahre geschlossen.
Seit Mai 2013 gehört die Peene-Werft am Standort Wolgast zur Lürssen-Gruppe. Am 28. September 2016 wurde bekannt, dass Lürssen beabsichtigt, die Hamburger Werft Blohm + Voss vom bisherigen Eigentümer Star Capital Partners zu übernehmen.[5]
Rüstungsexporte
Auch im Militärschiffbau hat Lürssen nicht nur die deutsche Marine beliefert. Die Erfahrungen im Bau von Schnellbooten im Zweiten Weltkrieg konnten Anfang der 1950er für einen ersten Auftrag über Schnellboote für Schweden genutzt werden. Auch von der nachfolgenden Schnellbootklasse 140 für die Bundesmarine wurden einige Exemplare für Indonesien und Saudi Arabien gebaut. Eine geplante Lieferung eines davon abgeleiteten Entwurfs für Israel konnte dagegen aufgrund politischer Verwicklungen nicht realisiert werden.
In jüngerer Vergangenheit hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel 2011 den Export von Patrouillenbooten der Lürssen-Werft nach Angola befürwortet.
Ende 2012 wurde bekannt, dass die Armee Saudi-Arabiens Patrouillenboote für umgerechnet rund 1,5 Milliarden Euro von der Werftengruppe Lürssen kaufen wollte. Die Grenzschutzboote sollen laut Spiegel zum Stückpreis zwischen 10 und 25 Millionen Euro bis 2015 an Saudi-Arabien übergeben werden.[6] Die Anfrage der Lürssen-Werft an den Bundessicherheitsrat wurde 2013 positiv beschieden. Während die Bundes-SPD die Lieferung kritisierte, hielt sich die Rot-Grüne Landesregierung Bremens mit einer Stellungnahme zurück. Die Lürssen-Werft äußert sich zu dem Geschäft mit Saudi-Arabien nicht öffentlich.
Mindestens weitere 48 Patrouillenboote baut Lürssen für Saudi-Arabien. 2016 genehmigte der Bundessicherheitsrat die Ausfuhr. Otfried Nassauer vom Berlin Information Center for Transatlantic Security ging davon aus, dass die Schiffe mit 20-mm-Geschützen zum Selbstschutz ausgestattet würden und wieß darauf hin, dass insgesamt 146 Boote von dem Land bestellt würden.[7]
Jahresabschlüsse
Die Fr. Lürssen Werft GmbH & Co. KG ist in den Jahresabschluss der Lürssen Maritime Beteiligungen GmbH & Co. KG einbezogen, die als Mutter- oder Konzernobergesellschaft fungiert. Die Lürssen Maritime Beteiligungen GmbH & Co. KG wies zum 31. Dezember 2014 eine Bilanzsumme von 1.612,4 Mio. Euro aus. Der Umsatz wurde mit 854,3 Mio. Euro angegeben.[8]
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