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Der Tunnel über der Spree

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Der Tunnel über der Spree Empty Der Tunnel über der Spree

Beitrag  Andy Do Dez 29, 2016 9:37 pm

Der Tunnel über der Spree war eine literarische Gesellschaft, die unter der Bezeichnung „Sonntags-Verein zu Berlin“ am 3. Dezember 1827 gegründet wurde. Das letzte Protokoll, das vorliegt, trägt das Datum des 30. Oktober 1898. Insgesamt hatte diese Gesellschaft im Laufe der Zeit 214 Mitglieder und prägte über 70 Jahre das literarische Leben Berlins mit. Der Verein legte sich in seinen Statuten strenge Zurückhaltung gegenüber der Öffentlichkeit auf und beschränkte sein Vereinsleben im Wesentlichen auf interne Aktivitäten. Im Zuge der 48er Revolution wurden Pläne diskutiert, sich nach außen zu öffnen, ein eigenes Blatt herauszugeben und sogar richtungsweisend für ganz Deutschland zu werden.[1] Es blieb am Ende jedoch beim alten, vormärzlichen Standpunkt.

Der Schriftsteller und Satiriker Moritz Gottlieb Saphir hob zusammen mit den Hofschauspielern Friedrich Wilhelm Lemm und Louis Schneider diese Vereinigung in seiner Privatwohnung aus der Taufe und wurde auch deren erster Vorstand. Saphir war kurz zuvor die Mitgliedschaft in der ‚Neuen Mittwochsgesellschaft‘ durch Julius Eduard Hitzig verweigert worden, und er wollte wohl damit einen Gegenpol schaffen.

Die Mitglieder sagten nicht „die“, sondern „Der Sonntagsgesellschaft“, um nicht mit der Hofopernsängerin Henriette Sontag in Verbindung gebracht zu werden. Als Motto wählte man den Spruch Unendliche Ironie und unendliche Wehmut sowie Till Eulenspiegel als Schutzpatron.

Mit der Bezeichnung „Tunnel über der Spree“ wollte man darauf hinweisen, dass Berlin eben noch keinen Tunnel unter der Spree vorzuweisen hatte. Gleichzeitig war der Name eine Parodie auf den Bau des ersten Tunnels unter der Themse in London durch Marc Isambard und Isambard Kingdom Brunel. Für Zeitgenossen schien der Name umso ironischer, als drei Jahre nach Beginn der Bau 1828 aus finanziellen Gründen für sieben Jahre eingestellt werden musste.

Nach einem Bonmot Theodor Fontanes wollte Saphir mit dieser Gründung nur eine persönliche „Leibgarde“ um sich scharen. Ein weiteres Mitglied, Emanuel Geibel, bezeichnete diese Gesellschaft als „Kleindichterbewahranstalt“.

Vorstand

Der Vorstand der Vereinigung wurde zum 1. Mai und zum 1. November jeden Jahres gewählt und amtierte sechs Monate. Er bestand aus drei Personen:

Haupt oder angebetetes Haupt.
Substitut (Jedes Haupt wählte sich sofort nach seiner Wahl einen Stellvertreter).
Secretair.

Vereinsleben

In den regelmäßigen sonntäglichen Sitzungen wurden meistens literarische Arbeiten – welche unveröffentlicht sein mussten – von den Mitgliedern vorgestellt. Diese Arbeiten wurden „Späne“ genannt und meist durch den Secretair in den Sitzungsprotokollen dokumentiert. Aber auch in anderen Disziplinen gab es „Späne“: zum Beispiel Adolf von Menzels Gemälde „Der Tunnel im Olymp“ oder Wilhelm Tauberts „Stiefelknechtslied“.

Mitglied wurde man, wenn man mindestens dreimal als Gast (im Vereinsjargon „Rune“ genannt) ein Treffen besucht hatte. Dazu musste man von einem Mitglied eingeladen werden. Das Mitglied stellte den Gast dem amtierenden Haupt vor, und der Gast musste sich beim Secretair ins Fremdenbuch eintragen. 1860 waren unter anderem Berthold Auerbach und Friedrich Gerstäcker Gäste des Tunnels.

Bekundete der Gast dann sein Bestreben nach einer Mitgliedschaft, wurde dies ausführlich beraten. Bei der Aufnahme wählte sich das neue Mitglied seinen Tunnel-Namen. Dieser Name sollte immer „einem berühmten Manne“ der jeweiligen Disziplin entlehnt sein und wurde bei den Zusammenkünften, im Briefverkehr miteinander usw. gebraucht; damit sollten Standesunterschiede als unwichtig erscheinen.

Das letzte Sitzungsprotokoll ist auf den 30. Oktober 1898 datiert. Als das letzte „angebetete Haupt“, Oskar Roloff 1911 starb, ging der gesamte Vereinsnachlass an die Humboldt-Universität in Berlin. Er wird seitdem von der Universitätsbibliothek verwaltet und ausgewertet.
Vereinsaktivitäten

An jedem 3. Dezember feierte der „Tunnel über der Spree“ sein jährliches Stiftungsfest und im Karneval (ohne festes Datum) das „Till-Eulenspiegel-Fest“.

Nach dem Tod von Friedrich Eggers, 1872, verwaltete der Tunnel die Friedrich-Eggers-Stiftung.
Heute

Diese Vereinigung ist durch Fontane so bekannt geworden, dass das Literarische Colloquium Berlin seinen seit 1991 stattfindenden Schriftstellertreffen [1] denselben Namen gegeben hat.
Mitglieder (Name, Vereinsname, Lebensdaten, Beruf)
Inhaltsverzeichnis A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z
A

N. Adler – Geyer
Alexis Adolphi – Musaeus
Leopold Arends – „Rune“ (1817–1882), Erfinder eines Stenographiesystems
Emil Arndt – Ulpian
Adolf Arnholdt – Galen
Richard von Arnim – Lenau (1831–1901), Offizier
J. J. Arnold – Tacitus

B

Ludwig Bamberg – Böhmer, Jurist
Bauer – Tyrtäus
Bauerhahn – Hiller
Peter Baum - Schriftsteller
Karl von Beaulieu-Marconnay – Boileau (1811–1889), Diplomat und Schriftsteller
Hans von Benecke – Polybius
Julius Bercht – Schröder
Friedrich Bernhardi – Leisewitz, Schriftsteller und Übersetzer
Franz Betz – Graun (1835–1900), Sänger
Johann Ludwig Blesson – Carnot (1790–1861), Offizier und Schriftsteller
Hugo von Blomberg – Maler Müller (1820–1871), Maler und Balladendichter
Friedrich Bodenstedt – … (1819–1892), Schriftsteller
Börne – Jahn
Louis Bötticher – … (1813–1867), deutscher Opernsänger, Ehrenmitglied seit 14. Februar 1836
Anton Bohlmann – Gajus, Jurist
M. Borchardt – Solon
Karl Wilhelm Bormann – Metastasio (1802–1882), Pädagoge
von Borries – Tempelhoff
Franz Broemel – Tegnér, Journalist
Isambard Kingdom Brunel – (1806–1859), Ehrenmitglied
Friedrich von Budberg-Benninghausen – Puschkin
Hugo von Bülow – Tasso (1821–1869), Diplomat
Ludwig Burger – Callot

C

Adolf Georg von Clausewitz – Caesar
W. Cornelius – Moore
Alexander Cosmar – Gessner (1805–1842), Schriftsteller und Übersetzer

D

Eduard Daelen – Hugo von Blomberg (1848–1923), Landschaftsmaler
Felix Dahn – Waiblinger (1834–1912), Schriftsteller und Übersetzer
Friedrich Drake – (1805–1882), Ehrenmitglied
Philipp Jacob Düringer – Iffland

E

Ebers – Gluck
Felix Eberty – van der Velde (1812–1884), Jurist und Schriftsteller
Friedrich Eggers – Anakreon (1819–1872), Kunsthistoriker und Schriftsteller
Karl Eggers – Barkhusen (1826–1900), Schriftsteller
Isaak Ehrenbaum – Lipsius
Carl Adolf Erich – Cujaccius, Jurist
Felix Andreas Erich – Jenner
Hermann von Etzel – Xenophon
Arnold Ferdinand Ewald – Canaletto (1815–1884), Maler

F

Ludwig von Falkenstein – Ödip
Wilhelm Fischer – Confucius
Heinrich Gustav Flörke – Florian, 1764–1835
Wilhelm Adolf Förster – Lucian
Otto Carl Försteling – Robert Reinick
Max Fontane – Medici
Theodor Fontane – Lafontaine (1819–1898), Apotheker und Schriftsteller
Freund – Arion
Heinrich von Friedberg – Canning (1813–1895), Jurist und Politiker

G

Friedrich Wilhelm von Gaudy – Ziethen, Offizier und Schriftsteller
Emanuel Geibel – Bertran de Born (1815–1884), Schriftsteller
Geisheim – Herder
Otto Gildemeister – Camões (1823–1902), Politiker und Schriftsteller
Karl Girschner – Weber (1794–1860), Komponist und Redakteur
Eduard Gleich – Raffael, Maler
Adolf von Glümer – Archenholz, (1814–1896), Offizier
August von Goldammer – Staegemann, Jurist
Leopold Goldammer – Hans Sachs
Greulich – Amphion
Karl Wilhelm Grote – Nicolai
Anton Gubitz – Gryphius

H

Gustav von Hagen – Kleist
Ludwig Hahn – „Bismarck-Hahn“
Werner Hahn – Cartesius oder „Edda-Hahn“, Literaturhistoriker
Wilhelm Hartje – Plato
Eduard von Hartmann – Montecuculi
Wilhelm Hauck – Beethoven
Julius Hauschteck – Müllner
von Heilbronn – Linné
Julius A. Heinsius – Plinius
Heinrich Wilhelm Heintz – Boerhave (1817–1880), Apotheker und Chemiker
von Held – Gleim
Hugo Hellmar – Ramler
Lazarus Gotthard Henckel von Donnersmarck – Hutten
Karl Herloßsohn – Faust (1804–1849), Schriftsteller und Enzyklopädist
George Hesekiel – Claudius (1819–1874), Schriftsteller und Journalist
Carl Heymann – Heyne
Paul Heyse – Hölty II. (1830–1914), Schriftsteller
Hindorf – Knobelsdorf
Karl Christian Hirsemenzel – Raupach
Hornig – Quintilian
Theodor Hosemann- Hogarth (1807–1875), Maler
Johann Nepomuk Hummel – Ehrenmitglied (1778–1837), Komponist und Pianist

I

Emil Jacobi – Müller
Max Jähns – Hauff (1837–1900), Offizier und Schriftsteller
Wilhelm Jonas – Swift

K

August Kahlert – Pfeffel, (1807–1864), Lyriker, Musikkritiker
Lorenz Karsten – Cicero, Bergrat
Adolf Katsch – Mursinna (1813–1906), Arzt und Schriftsteller
Wilhelm von Kaulbach – Ehrenmitglied (1805–1874), Maler
Hermann Kette – Tiedge (1828–1908), Jurist und Schriftsteller
Karl Kette – Karschin, Jurist
Rudolf von Keudell – Volker
Fedor von Köppen – Willamov (1830–1904), Offizier und Schriftsteller
Hans Köster – Schlegel
Carl Koßmaly – Orpheus
W. Krüger – Garrick
Adolf Krummacher – Kosegarten
Friedrich Wilhelm Kücken – Haydn (1810–1882), Musiker und Komponist
C. W. Kühnß – Busch
Franz Kugler – Hagedorn, Journalist
Franz Kugler – Lessing (1808–1858), Kunsthistoriker und Schriftsteller
Hermann Kuh – Justitian, Jurist

L

de Lagarde – Schiller
Julius Lasker – Haller (1811–1876)
Moritz Lazarus – Leibniz (1824–1903), Philosoph
Friedrich Wilhelm Lemm – Roscius (1782–1837), Hofschauspieler
Bernhard von Lepel (1818–1885), Offizier und Schriftsteller
Ludwig Lesser – Petrarca
Heinrich Leuthold – … (1827–1879), Buchhändler, Lyriker
J. Levy – Hafis
Wilhelm Levysohn – Makeldey (1815–1871), Buchhändler und Verleger
Carl Loewe – Pufendorf (1796–1869), Komponist
Adolf Löwenstein – Hufeland, Mediziner
Rudolf Löwenstein – Spinoza (1819–1891), Journalist und Redakteur
Woldemar von Loos – Platen (1818–1885), Diplomat
Andreas Lucae
Richard Lucae – Schlüter (1829–1877), Architekt
Gustav Lüderitz – Chodowiecki (1803–1884), Kupferstecher und Lithograph
Hermann Lüty – Beccaria, Jurist

M

Friedrich Maisan – Nelkenbrecher
Adolph Menzel – Rubens (1815–1905), Maler
Wilhelm von Merckel – Immermann (1803–1861), Jurist
Hugo Meyer – Tribonianus
Moritz Franz Meyer – Frundsberg
Ernst Adolf von Mühlbach – Grotius
Heinrich von Mühler – Cocceji (1813–1874), Schriftsteller und Politiker
August Müller – Schulze, Rendant der Charité
J. Muhr – Ehrenmitglied

N

Nabehl

O

Eduard Maria Oettinger – Krünitz (1808–1872), Schriftsteller
Daniel Oppert- Vitruv
Heinrich von Orelli – Heinrich Zschokke, Privatgelehrter, Partikulier

P

Heinrich Panofka – Viotti (1807–1887), Musiker und Komponist
Paschen – Beuth
Pflug – Cornelius
Friedrich Wilhelm Poser – Heineccius
Gustav von Putlitz – Thespis, Schriftsteller

Q

Carl Quandt – Fleck

R

Conrad von Rappard – Burns (1805–1881), Jurist
von Reinhardt – Voss
Ferdinand Ribbeck – Matthisson (1819–1881), preußischer Staatsbeamter, zuletzt Vortragender Rat und Direktor im preußischen Ministerium des Innern
Richter – Körner
Riese – Kant
Max Ring – Zinzendorf, Arzt und Schriftsteller
Heinrich Wilhelm Leopold Ritter – Scharnhorst I., preußischer Offizier
Oskar Roloff – Lichtwer

S

C. W. Saphir – Aristoteles
Moritz Gottlieb Saphir – Aristophanes (1795–1865), Schriftsteller
Johann Theodor Scheerer – Novalis
Christian Friedrich Scherenberg - Cook, (1798–1881), Dichter
Moritz Schmidt – Sappho (1823–1888), Philologe
Louis Schneider – Campe, der Caraibe (1805–1878), Schriftsteller
von Schomburg-Gervasi – Stolberg
Julius Schramm – Ijob
Theodor August Schüler – Salis
Johann Eduard Schüller – Taxis
Albrecht Schumann – Cranach
Leopold von Schweitzer – Carl Weisflog, Journalist und Lyriker
Heinrich Seidel – Frauenlob (1842–1906), Ingenieur und Schriftsteller
Bernhard Emil von Sekkendorf – Hölty I.
von Seldt – Fouché
H. Seppler – Erwin von Steinbach
Max Serlo – Heyne
Adolf Slaby – Pythagoras (1849–1913), Physiker
Heinrich Smidt – Bürger (1798–1867), Schriftsteller
G. J. Staedler – Adelung
Ludwig Steckling – Wieland
Siegmund Stern – Collin
Hermann Stilke – Mengs (1803–1860), Maler
Theodor Storm – Tannhäuser (1817–1888), Schriftsteller
Moritz Graf von Strachwitz – Berlichingen (1822–1847), Balladendichter
Otto Strass – Oehlenschläger
Ferdinand Streber – Feuerbach

T

Wilhelm Taubert – Dittersdorf (1811–1891), Komponist
Karl Ernst Tempeltei – Gellert
Friedrich Hieronymus Thrun – Mozart, Komponist
Karl von Treskow – Seume (1819–1882), Politiker
Albert Türck – Opitz

U
V

Voigt – Vauban
Paul Voigt – Eusebius

W

G. Wagner – Fugger
Gustav von Wartensleben – Kopisch (1843–1920), Offizier
Julius von Wartensleben – Niebuhr (1809–1882), Stadtgerichtsrat
Georg von Wedell – Scharnhorst II. (1820–1894), Offizier
Ferdinand Weiss – Graff (1814–1878), Maler
Hermann Weiss – Salvator Rosa (1822–1897), Kulturhistoriker und Maler
Weissig – Montalambert
Karl Ludwig Werther – Kleist
Hermann Wichmann – Spohr (1824–1905), Komponist und Schriftsteller
Wilhelm Wider – Albrecht Dürer (1818–1884), Maler
Adolf Widmann – Machiavell (1818–1878), Politiker und Schriftsteller
Wilhelm von Wimpfen – Fouqué
Alexander Winterberger – Talma (1834–1914), Pianist
Friedrich Witte – Engel (1829–1893), Unternehmer
Bernhard Wolff – Paracelsus
Friedrich Wilhelm Wolff – Vischer (1814–1887), Bildhauer
Anton Edmund Wollheim da Fonseca – Byron, (1810–1884), Schriftsteller, Journalist, Übersetzer
Wolfradt – Kanitz
Alfred Woltmann – Fernow (1841–1880), Schriftsteller
Peter von Woyna – … (1812–1881), Offizier
Friedrich von Würst – Gall

X
Y
Z
Fontanes Darstellung in „Von Zwanzig bis Dreißig“

Die folgende Information basiert auf dem Kapitel „Der Tunnel über der Spree“ in Fontanes autobiographischem Werk „Von Zwanzig bis Dreißig“ (1898) im Gutenberg-Projekt. Sie entspricht aber nicht dem genauen Wortlaut von Fontanes Text, da Namen um der leichteren Erkennbarkeit gelegentlich vollständiger oder in anderer Form wiedergegeben werden als bei Fontane.
Der Tunnel, seine Mitglieder und seine Einrichtungen

Der Tunnel, oder mit seinem prosaischeren Namen der »Berliner Sonntagsverein«, war 1827 durch den damals in Berlin lebenden M. G. Saphir gegründet worden. Diesem erschien in seinen ewigen literarischen Fehden eine persönliche Leibwache dringend wünschenswert, ja nötig, welchen Dienst ihm, moralisch und beinahe auch physisch, der Tunnel leisten sollte. Zugleich war ihm in seiner Eigenschaft als Redakteur der »Schnell-Post« an einem Stamm junger, unberühmter Mitarbeiter gelegen, die, weil unberühmt, an Honoraransprüche nicht dachten und froh waren, unter einer gefürchteten Flagge sich mitgefürchtet zu sehen. Also lauter »Werdende« waren es, die der Tunnel allsonntäglich in einem von Tabaksqualm durchzogenen Kaffeelokale versammelte: Studenten, Auskultatoren, junge Kaufleute, zu denen sich, unter Assistenz einerseits des Hofschauspielers Lemm (eines ganz ausgezeichneten Künstlers), andererseits des von Anfang an die Werbetrommel rührenden Ludwig (Louis) Schneider, alsbald auch noch Schauspieler, Arzte und Offiziere gesellten, junge Leutnants, die damals mit Vorliebe dilettierende Dichter waren, wie jetzt Musiker und Maler. Um die Zeit als ich eintrat, siebzehn Jahre nach Gründung des Tunnels, hatte die Gesellschaft ihren ursprünglichen Charakter bereits stark verändert und sich aus einem Vereine dichtender Dilettanten in einen wirklichen Dichterverein umgewandelt. Auch jetzt noch, trotz dieser Umwandlung, herrschten »Amateurs« vor, gehörten aber doch meistens jener höheren Ordnung an, wo das Spielen mit der Kunst entweder in die wirkliche Kunst übergeht oder aber durch entgegenkommendes Verständnis ihr oft besser dient als der fachmäßige Betrieb.

Und so bestand denn ums Jahr 1844 und noch etwa fünfzehn Jahre darüber hinaus der Tunnel, seiner Hauptsache nach aus folgenden, hier nach Kategorien geordneten und zugleich mit ihrem Tunnel-Beinamen (Tunnelnamen bei Heinrich Seidel) ausgerüsteten Personen: s. Mitglieder (oben)
Vereinsleben

Jede Sitzung wurde durch ein dreimaliges Aufstampfen mit dem Eulenzepter eröffnet, dann stellte das »Haupt« das Zeichen seiner Macht beiseite, und, rechts den Schriftführer, links den Kassierer, bat er ersteren um Vorlesung des Protokolls der vorigen Sitzung. Diese Protokolle waren im richtigen Tunnel-Jargon abgefasst und oft sehr witzig. Die weitaus besten waren die von Wilhelm von Merckel, weshalb dieser, mit kurzen Unterbrechungen, wohl durch länger als zwei Jahrzehnte hin immer wieder zum Schriftführer gewählt wurde. Merckel lebte ganz in diesen Dingen und blieb dadurch bis an seinen Tod eine Hauptstütze des Vereins. Dann und wann wurde das Protokoll auch beanstandet. Aber dies musste durch einen Mann von Geist geschehen, nahm sich's ein anderer heraus, so ließ man ihn abfallen.

War das Protokoll erledigt, so stellte das Haupt die Frage: »Späne da?« Darunter verstand man die zum Vortrag bestimmten Beiträge – meist Gedichte -, von denen jeder Beitrag schon vor Beginn der Sitzung entweder auf den Tisch des Hauptes niedergelegt oder beim Schriftführer wenigstens angemeldet sein musste. Wurde die Anfrage: »Sind Späne da?« bejaht, stellte das Haupt die Reihenfolge für deren Vorlesung fest und der Verfasser placierte sich nun an ein mit zwei Lichte besetztes Tischchen, von dem aus der Vortrag stattzufinden hatte. Selten wurde gleich Beifall oder überhaupt ein Urteil laut. Das Gewöhnliche war, dass man in Schweigen verharrte. »Da sich niemand zum Wort meldet, so bitte ich Platen, seine Meinung sagen zu wollen.« Und nun sprach Platen (Hauptmann W. von Loos). Der auf diese Weise zur Meinungsäußerung Aufgeforderte war fast immer jemand, der als guter Kritiker galt, und nun folgte, wie dies überall der Fall, der bekannte Hammelsprung; alle sprangen nach, wenn nicht zufällig und meist sehr ausnahmsweise dieser oder jener den Mut hatte, der bestimmt abgegebenen Meinung ein bestimmtes anderes Urteil entgegenzusetzen. All das fand aber nur statt, wenn es sich um etwas »Reelles«, will also sagen um ein Gedicht von Scherenberg oder Lepel oder Eggers, handelte; waren »kleine Leute«, so wurden nicht viel Umstände gemacht und gleich ohne jede Motivierung zur Abstimmung geschritten. Die Tunnel-Schablone kannte nur vier Urteile: »sehr gut«, »gut«, »schlecht« und »verfehlt«. Letzteres war besonders beliebt. Von fünf Sachen waren immer vier verfehlt.

Siehe auch

Krokodil (Dichtervereinigung)
Literarische Gruppe
Rütli (Literarische Gruppe)

Quelle
Andy
Andy
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