Das Zentrum für Politische Schönheit (ZPS)
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Das Zentrum für Politische Schönheit (ZPS)
Das Zentrum für Politische Schönheit (ZPS) ist ein Zusammenschluss von etwa 70[1] Aktionskünstlern und Kreativen unter der Leitung des Philosophen und Künstlers Philipp Ruch.[2]
Aktion „Lethe-Bomben“ vor dem Reichstagsgebäude, 2009
Selbstverständnis und Ziele
Nina van Bergen, die „Informelle Bundeskanzlerin“ des Zentrums für Politische Schönheit
Die Mitglieder definieren ihre Verbindung als eine Denkfabrik, die Menschenrechte mit Aktionskunst verbinden soll. Ziel sei es, durch künstlerische Interventionen („Bewusstmachung“) auf humanitäre Themen und den Schutz von Menschenleben aufmerksam zu machen.[3] Genozide, Flüchtlingsbewegungen und politische Untätigkeit sind die bevorzugten Themen des ZPS. Wiedererkennungsmerkmal der Künstler sind mit Kohle geschwärzte Gesichter; die Asche soll als mahnendes Symbol an untergegangene Hochkulturen erinnern.[3]
Ruch geht davon aus, dass „die politischen Hoffnungen in Deutschland so überschaubar sind. Es hat sich ein Zynismus breit gemacht, der besagt, dass es uns besser gehe, wenn wir visionslos umherirren.“[4] Die humanitären Katastrophen in Syrien und Nordafrika fänden nicht genügend Aufmerksamkeit und die Bereitschaft zur Hilfe sei unzureichend. Deshalb „bauen [wir] beim Zentrum moralische Hochdruckkammern. Und da dürfen auch mal Köpfe platzen, ja. Denn das Sterben geht einfach weiter an unseren Außengrenzen.“[4]
Ansatz des ZPS ist es, den Wert einer Handlung nicht nach dem aktuellen Nutzen, sondern aus der Perspektive zukünftiger Generationen zu beurteilen. Den Mitgliedern des ZPS geht es nach eigenem Bekunden darum, „die menschlichen Antriebe im reichsten und mächtigsten Land der Europäischen Union: Deutschland“ zu hinterfragen und darüber nachzudenken, „was wirklich große Ziele seien und wie politische Unternehmungen aussehen, die der Nachwelt als Akte strahlender Schönheit erscheinen können“. So wolle man „ein Bewusstsein dafür schaffen, in welch privilegiertem Zustand die Menschen innerhalb der westlichen Zivilisation leben und daran erinnern, welche Verpflichtungen an dieses Privileg geknüpft sind“. Daher sei das ZPS „eine Ideen-, Gefühls- und Handlungsschmiede für Menschen, die umtreibt, wie sie etwas Schönes und Großes tun können“.[3]
Die Gruppe erzielte mit ihren Aktionen zum Teil ein breites Medienecho. So berichteten unter anderen Kulturzeit (3sat),[5] Spiegel TV,[6] Tageszeitungen,[7][8][9] Online-Angebote[10][11] und mehrere Radioprogramme. Der Gedenktag für die Opfer des Massakers von Srebrenica erzeugte ein internationales Presseecho.
Aktionen
Die erste Aktion „Die Re-Formation der Geschichte“ begann mit einem „Thesen-Anschlag auf den Deutschen Bundestag“[12] und bezog dann Menschen in der Warteschlange vor dem Reichstagsgebäude mit ein. Verkündet wurde u. a. die Absicht, „ein Bündnis der Künste schmieden, das den Politikern hilft, die höchste Form aller Künste ins Werk zu setzen: gute und schöne Politik.“[12]
Die Gruppe erreichte 2010 mit einer geplanten eBay-Versteigerung von Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit.[13][14][15]
Im Jahr 2012 warb die Gruppe auch damit, einen Sarkophag aus Beton nach dem Vorbild von Tschernobyl über der als vergleichbar bezeichneten „Todeszone“ des Rüstungsunternehmens Heckler & Koch mit Sitz in Oberndorf am Neckar zu errichten.[16]
Während des Festivals Steirischer Herbst 2012 stellte die Gruppe die Performance Chancellor gone underground vor, bei der es um das allgemeine Versagen der europäischen Flüchtlingspolitik geht.[17]
Im Jahr 2014 stellte die Gruppe ein „Soforthilfeprogramm des Bundes“ vor und bewarb die neue Kampagne „1 aus 100“. Demnach soll die Bundesregierung einem Prozent der 5,5 Millionen akut hilfsbedürftigen syrischen Kinder helfen. Laut eigener Angabe soll so der Bundesregierung ein „schlüsselfertiges Hilfsprogramm“ an die Hand gegeben werden, das diese nur noch umsetzen müsse.[18][19][20]
„Lethe-Bomben“
Im Jahr 2009 erinnerte die Gruppe mit Bomben-Attrappen (sogenannten „Lethe-Bomben“) vor dem Reichstag daran, dass die Krematorien im KZ Auschwitz von den Alliierten nicht angegriffen wurden. Die Aktion ging auch den Hintergründen des militärischen Falls der UN-Schutzzone von Srebrenica im Bosnienkrieg 1995 nach.[21] Fiktive „Vorstudien zum Zustand der Gesellschaft“ wurden in einer Zeitkapsel[22] eingeschlossen. Beim „Forum der verlorenen Hoffnungen“ trat ein fiktiver CDU/CSU-Fraktionsvorsitzender aus dem Jahre 2034 auf.[23]
„Säulen der Schande“
Das ZPS initiierte 2010 ein Mahnmalprojekt,[24] welches die – so die Sichtweise der Gruppe – westliche Mitverantwortung für das Massaker von Srebrenica in Erinnerung rufen soll: geplant ist die Errichtung einer etwa 8 Meter hohen und 16 Meter breiten Betonskulptur.[25] Diese würde aus 16.744 Schuhen (für 8.372 Opfer) in der Form eines „U“ und eines „N“ (Abkürzung für United Nations) bestehen. Philipp Ruch bezeichnete die Skulptur bzw. ihre Projektierung als „eine Medienwaffe“. „Je mehr Schmerzen sie verursacht, desto mehr Respekt dürfen wir von der UNO gegenüber den Müttern von Srebrenica erwarten.“[26]
In einem offenen Brief an den Generalsekretär der Vereinten Nationen erklärte das Team: „Wenn wir weiter in der moralischen Gewissheit leben wollen, etwas aus den schlimmsten Ereignissen des 20. Jahrhunderts gelernt zu haben, können wir Ihren Machenschaften nicht länger zusehen. […] Die UNO ist das einzige Instrument, das wir besitzen, um Genozide zu unterbinden. Menschen wie Raphael Lemkin sind Helden der Geschichte. Sie haben Akte von unfassbarer politischer Größe, Tragweite und Schönheit ins Werk gesetzt. Aber was die UNO in Bosnien angerichtet hat, lässt den Traum zerbrechen, dass wir heute in der Lage wären, den Bau von Auschwitz zu verhindern.“[27] Die Veröffentlichung des Briefes löste in Bosnien ein breites Echo aus. Die populäre Tageszeitung Dnevni avaz druckte ihn auf ihrer Titelseite.[28]
„Belohnung: 25.000 Euro“
Am 21. Mai 2012 startete die Aktion Belohnung: 25.000 Euro.[29][30] Das Zentrum bietet demjenigen 25.000 Euro, der dabei hilft, die Eigentümerfamilie der Firma Krauss-Maffei Wegmann („Panzerfamilie“) ohne Bewährung ins Gefängnis zu bringen. Burkhart von Braunbehrens, einer der Eigentümer, schrieb daraufhin einen offenen Brief an den Bundespräsidenten Joachim Gauck. Kurz danach wurde er, laut Medienberichten, aus dem Gesellschafterkreis des Unternehmens abgewählt.[31] Das ZPS informierte im Juni auf der Website der Aktion,[32] dass gegen das Kunstprojekt Klage eingereicht wurde.[33] Dem vorausgegangen waren eine Abmahnung und die Androhung einer Klage durch Rüdiger Braunbehrens, über ein Stuttgarter Rechtsanwaltsbüro.[34] Das Ansehen des Mandanten sei in der Bevölkerung herabgewürdigt worden, der Eingriff in das allgemeine Persönlichkeitsrecht sei durch Meinungsfreiheit und Kunstfreiheit nicht gedeckt, hieß es dort. Die Aktivisten unterschrieben daraufhin eine Unterlassungserklärung – nach Angaben Philipp Ruchs aus rein finanziellen Gründen.[35]
„Erster Europäischer Mauerfall“
Anlässlich des 25. Jahrestages des Berliner Mauerfalls und des Ende des Kalten Krieges wollte die Gruppe auf Flüchtlinge und tausende Tote an den EU-Außengrenzen aufmerksam machen. Gedenkkreuze der Berliner Maueropfer wurden entwendet, allerdings kurze Zeit später in renoviertem Zustand wieder re-installiert. Es entstanden Fotos von Reproduktionen der Kreuze gemeinsam mit Flüchtlingen an europäischen Außengrenzen.[36][37] Parallel wurde eine Crowdfunding-Aktion initiiert, bei der um Geld für Busfahrten geworben wurde. Die organisierten Busse sollten an die europäischen Außengrenzen fahren, um dort die Zäune „abzubauen“. Zwei Busse fuhren wenig später tatsächlich an die europäischen Außengrenzen in Bulgarien und Griechenland. Die dortigen Behörden verboten jedoch, in Sichtweite der Grenzanlagen zu gelangen.
Insbesondere in Deutschland löste die Gruppe eine hochemotionale Debatte aus. Auch internationale Medien berichteten über das Projekt.[38] Die strafrechtlichen Ermittlungen gegen die Gruppe wegen des Entfernens der Gedenkkreuze wurden im April 2015 eingestellt.[39][40]
„Die Toten kommen“
Beerdigung eines syrischen Flüchtlings auf dem Landschaftsfriedhof Gatow, zahlreiche Mitglieder der Bundesregierung und des Innenministeriums waren symbolisch geladen worden.
Im Juni 2015 trat die Gruppe mit einer weiteren Aktion an die Öffentlichkeit, die zum Ziel hatte, auf die Folgen der europäischen Flüchtlingspolitik hinzuweisen.[41] Für die Aktion „Die Toten kommen“ wurden an den europäischen Außengrenzen verstorbene Flüchtlinge exhumiert und mit dem Einverständnis ihrer Familien nach Berlin überführt (u. a. eine im Mittelmeer mit ihrem zweijährigen Kind ertrunkene Syrerin).[42] Die ersten Beisetzungen auf einem Berliner Friedhof fanden am 16. Juni 2015 statt.[43] Die Aktion erzeugte auch international[44] ein breites Medienecho.[45][46][47][48]
Eine Crowdfunding-Kampagne der Gruppe auf der Website Indiegogo mit dem Ziel, die Kosten für die Überführung aufzubringen, erreichte bereits am ersten Tag den angepeilten Mindestbetrag von 14.900 Euro.[49] Das Zentrum für Politische Schönheit vertritt die Ansicht, dass die europäische Flüchtlingspolitik und mithin die Bundesregierung mittelbar für die Tode an den Außengrenzen verantwortlich sei, da den Flüchtlingen kein anderer Weg zur Einreise gelassen werde.[41] Als Motivation für die Kampagne wurde angegeben, den Folgen der Flüchtlingspolitik mehr Sichtbarkeit zu verleihen und den Toten ein menschenwürdiges Begräbnis zu ermöglichen.[41]
Parallel zu den Beisetzungen kündigte das Zentrum eine Demonstration für den 21. Juni 2015 vor dem Bundeskanzleramt an, bei der angeblich auch Tote mitgeführt werden sollten. Die Polizei untersagte die Mitführung von Leichen und erließ Auflagen, den Demonstrationszug nicht wie geplant bis vor das Kanzleramt ziehen zu lassen.[43] Am 21. Juni 2015 versammelten sich weit über 5000 Menschen und zogen bis vor den Bundestag. Das zunächst eingezäunte Gelände wurde von den sich davor versammelnden Menschen gestürmt. Etwa 100 Gräber wurden symbolisch ausgehoben. Die Polizei nahm 91 Demonstranten fest.
Das Bezirksamt Berlin-Mitte gab tags darauf bekannt, dass ungefähr 10.000 Euro Schaden entstanden sei, der sich aus einer erneuten Rasenaussaat und der Reparatur der Zäune ergäbe.[50] In der Folge der Aktion legten in ganz Deutschland Unterstützer und Sympathisanten symbolische Gräber an, um auf die Situation der Flüchtlinge hinzuweisen.[51]
Im Rahmen der Aktion rief sie auch zur Tötung des Schweizer Journalisten Roger Köppel auf. Im Straßenmagazin Surprise ließ sie zu diesem Zweck ein ganzseitiges Inserat schalten.[52]
„Die Brücke“
Am 29. September 2015 wurde per Crowdfunding auf Indiegogo ein Projekt unter dem Namen Die Brücke – Retten wir Europas Humanität ins Leben gerufen, bei dem scheinbar eine Brücke errichtet werden sollte, die Europa mit Afrika verbindet. Diese Brücke sollte bis 2030 fertiggestellt werden und dann einen sicheren Fluchtweg von einem Kontinent zum anderen ermöglichen.
Das Vorhaben, eine Brücke zu bauen, erwies sich als Satire bzw. Kunstaktion. Tatsächlich wurde aber Geld für eine fest verankerte Rettungsplattform auf dem Mittelmeer gesammelt.
Der Zielbetrag der Kampagne lag bei 19.600 Euro. Bis zum Kampagnenende am 7. Oktober 2015 spendeten 632 Personen insgesamt 21.687 Euro.[53] Am 5. Oktober 2015 wurde die Rettungsplattform im Mittelmeer verankert.
Quelle
Aktion „Lethe-Bomben“ vor dem Reichstagsgebäude, 2009
Selbstverständnis und Ziele
Nina van Bergen, die „Informelle Bundeskanzlerin“ des Zentrums für Politische Schönheit
Die Mitglieder definieren ihre Verbindung als eine Denkfabrik, die Menschenrechte mit Aktionskunst verbinden soll. Ziel sei es, durch künstlerische Interventionen („Bewusstmachung“) auf humanitäre Themen und den Schutz von Menschenleben aufmerksam zu machen.[3] Genozide, Flüchtlingsbewegungen und politische Untätigkeit sind die bevorzugten Themen des ZPS. Wiedererkennungsmerkmal der Künstler sind mit Kohle geschwärzte Gesichter; die Asche soll als mahnendes Symbol an untergegangene Hochkulturen erinnern.[3]
Ruch geht davon aus, dass „die politischen Hoffnungen in Deutschland so überschaubar sind. Es hat sich ein Zynismus breit gemacht, der besagt, dass es uns besser gehe, wenn wir visionslos umherirren.“[4] Die humanitären Katastrophen in Syrien und Nordafrika fänden nicht genügend Aufmerksamkeit und die Bereitschaft zur Hilfe sei unzureichend. Deshalb „bauen [wir] beim Zentrum moralische Hochdruckkammern. Und da dürfen auch mal Köpfe platzen, ja. Denn das Sterben geht einfach weiter an unseren Außengrenzen.“[4]
Ansatz des ZPS ist es, den Wert einer Handlung nicht nach dem aktuellen Nutzen, sondern aus der Perspektive zukünftiger Generationen zu beurteilen. Den Mitgliedern des ZPS geht es nach eigenem Bekunden darum, „die menschlichen Antriebe im reichsten und mächtigsten Land der Europäischen Union: Deutschland“ zu hinterfragen und darüber nachzudenken, „was wirklich große Ziele seien und wie politische Unternehmungen aussehen, die der Nachwelt als Akte strahlender Schönheit erscheinen können“. So wolle man „ein Bewusstsein dafür schaffen, in welch privilegiertem Zustand die Menschen innerhalb der westlichen Zivilisation leben und daran erinnern, welche Verpflichtungen an dieses Privileg geknüpft sind“. Daher sei das ZPS „eine Ideen-, Gefühls- und Handlungsschmiede für Menschen, die umtreibt, wie sie etwas Schönes und Großes tun können“.[3]
Die Gruppe erzielte mit ihren Aktionen zum Teil ein breites Medienecho. So berichteten unter anderen Kulturzeit (3sat),[5] Spiegel TV,[6] Tageszeitungen,[7][8][9] Online-Angebote[10][11] und mehrere Radioprogramme. Der Gedenktag für die Opfer des Massakers von Srebrenica erzeugte ein internationales Presseecho.
Aktionen
Die erste Aktion „Die Re-Formation der Geschichte“ begann mit einem „Thesen-Anschlag auf den Deutschen Bundestag“[12] und bezog dann Menschen in der Warteschlange vor dem Reichstagsgebäude mit ein. Verkündet wurde u. a. die Absicht, „ein Bündnis der Künste schmieden, das den Politikern hilft, die höchste Form aller Künste ins Werk zu setzen: gute und schöne Politik.“[12]
Die Gruppe erreichte 2010 mit einer geplanten eBay-Versteigerung von Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit.[13][14][15]
Im Jahr 2012 warb die Gruppe auch damit, einen Sarkophag aus Beton nach dem Vorbild von Tschernobyl über der als vergleichbar bezeichneten „Todeszone“ des Rüstungsunternehmens Heckler & Koch mit Sitz in Oberndorf am Neckar zu errichten.[16]
Während des Festivals Steirischer Herbst 2012 stellte die Gruppe die Performance Chancellor gone underground vor, bei der es um das allgemeine Versagen der europäischen Flüchtlingspolitik geht.[17]
Im Jahr 2014 stellte die Gruppe ein „Soforthilfeprogramm des Bundes“ vor und bewarb die neue Kampagne „1 aus 100“. Demnach soll die Bundesregierung einem Prozent der 5,5 Millionen akut hilfsbedürftigen syrischen Kinder helfen. Laut eigener Angabe soll so der Bundesregierung ein „schlüsselfertiges Hilfsprogramm“ an die Hand gegeben werden, das diese nur noch umsetzen müsse.[18][19][20]
„Lethe-Bomben“
Im Jahr 2009 erinnerte die Gruppe mit Bomben-Attrappen (sogenannten „Lethe-Bomben“) vor dem Reichstag daran, dass die Krematorien im KZ Auschwitz von den Alliierten nicht angegriffen wurden. Die Aktion ging auch den Hintergründen des militärischen Falls der UN-Schutzzone von Srebrenica im Bosnienkrieg 1995 nach.[21] Fiktive „Vorstudien zum Zustand der Gesellschaft“ wurden in einer Zeitkapsel[22] eingeschlossen. Beim „Forum der verlorenen Hoffnungen“ trat ein fiktiver CDU/CSU-Fraktionsvorsitzender aus dem Jahre 2034 auf.[23]
„Säulen der Schande“
Das ZPS initiierte 2010 ein Mahnmalprojekt,[24] welches die – so die Sichtweise der Gruppe – westliche Mitverantwortung für das Massaker von Srebrenica in Erinnerung rufen soll: geplant ist die Errichtung einer etwa 8 Meter hohen und 16 Meter breiten Betonskulptur.[25] Diese würde aus 16.744 Schuhen (für 8.372 Opfer) in der Form eines „U“ und eines „N“ (Abkürzung für United Nations) bestehen. Philipp Ruch bezeichnete die Skulptur bzw. ihre Projektierung als „eine Medienwaffe“. „Je mehr Schmerzen sie verursacht, desto mehr Respekt dürfen wir von der UNO gegenüber den Müttern von Srebrenica erwarten.“[26]
In einem offenen Brief an den Generalsekretär der Vereinten Nationen erklärte das Team: „Wenn wir weiter in der moralischen Gewissheit leben wollen, etwas aus den schlimmsten Ereignissen des 20. Jahrhunderts gelernt zu haben, können wir Ihren Machenschaften nicht länger zusehen. […] Die UNO ist das einzige Instrument, das wir besitzen, um Genozide zu unterbinden. Menschen wie Raphael Lemkin sind Helden der Geschichte. Sie haben Akte von unfassbarer politischer Größe, Tragweite und Schönheit ins Werk gesetzt. Aber was die UNO in Bosnien angerichtet hat, lässt den Traum zerbrechen, dass wir heute in der Lage wären, den Bau von Auschwitz zu verhindern.“[27] Die Veröffentlichung des Briefes löste in Bosnien ein breites Echo aus. Die populäre Tageszeitung Dnevni avaz druckte ihn auf ihrer Titelseite.[28]
„Belohnung: 25.000 Euro“
Am 21. Mai 2012 startete die Aktion Belohnung: 25.000 Euro.[29][30] Das Zentrum bietet demjenigen 25.000 Euro, der dabei hilft, die Eigentümerfamilie der Firma Krauss-Maffei Wegmann („Panzerfamilie“) ohne Bewährung ins Gefängnis zu bringen. Burkhart von Braunbehrens, einer der Eigentümer, schrieb daraufhin einen offenen Brief an den Bundespräsidenten Joachim Gauck. Kurz danach wurde er, laut Medienberichten, aus dem Gesellschafterkreis des Unternehmens abgewählt.[31] Das ZPS informierte im Juni auf der Website der Aktion,[32] dass gegen das Kunstprojekt Klage eingereicht wurde.[33] Dem vorausgegangen waren eine Abmahnung und die Androhung einer Klage durch Rüdiger Braunbehrens, über ein Stuttgarter Rechtsanwaltsbüro.[34] Das Ansehen des Mandanten sei in der Bevölkerung herabgewürdigt worden, der Eingriff in das allgemeine Persönlichkeitsrecht sei durch Meinungsfreiheit und Kunstfreiheit nicht gedeckt, hieß es dort. Die Aktivisten unterschrieben daraufhin eine Unterlassungserklärung – nach Angaben Philipp Ruchs aus rein finanziellen Gründen.[35]
„Erster Europäischer Mauerfall“
Anlässlich des 25. Jahrestages des Berliner Mauerfalls und des Ende des Kalten Krieges wollte die Gruppe auf Flüchtlinge und tausende Tote an den EU-Außengrenzen aufmerksam machen. Gedenkkreuze der Berliner Maueropfer wurden entwendet, allerdings kurze Zeit später in renoviertem Zustand wieder re-installiert. Es entstanden Fotos von Reproduktionen der Kreuze gemeinsam mit Flüchtlingen an europäischen Außengrenzen.[36][37] Parallel wurde eine Crowdfunding-Aktion initiiert, bei der um Geld für Busfahrten geworben wurde. Die organisierten Busse sollten an die europäischen Außengrenzen fahren, um dort die Zäune „abzubauen“. Zwei Busse fuhren wenig später tatsächlich an die europäischen Außengrenzen in Bulgarien und Griechenland. Die dortigen Behörden verboten jedoch, in Sichtweite der Grenzanlagen zu gelangen.
Insbesondere in Deutschland löste die Gruppe eine hochemotionale Debatte aus. Auch internationale Medien berichteten über das Projekt.[38] Die strafrechtlichen Ermittlungen gegen die Gruppe wegen des Entfernens der Gedenkkreuze wurden im April 2015 eingestellt.[39][40]
„Die Toten kommen“
Beerdigung eines syrischen Flüchtlings auf dem Landschaftsfriedhof Gatow, zahlreiche Mitglieder der Bundesregierung und des Innenministeriums waren symbolisch geladen worden.
Im Juni 2015 trat die Gruppe mit einer weiteren Aktion an die Öffentlichkeit, die zum Ziel hatte, auf die Folgen der europäischen Flüchtlingspolitik hinzuweisen.[41] Für die Aktion „Die Toten kommen“ wurden an den europäischen Außengrenzen verstorbene Flüchtlinge exhumiert und mit dem Einverständnis ihrer Familien nach Berlin überführt (u. a. eine im Mittelmeer mit ihrem zweijährigen Kind ertrunkene Syrerin).[42] Die ersten Beisetzungen auf einem Berliner Friedhof fanden am 16. Juni 2015 statt.[43] Die Aktion erzeugte auch international[44] ein breites Medienecho.[45][46][47][48]
Eine Crowdfunding-Kampagne der Gruppe auf der Website Indiegogo mit dem Ziel, die Kosten für die Überführung aufzubringen, erreichte bereits am ersten Tag den angepeilten Mindestbetrag von 14.900 Euro.[49] Das Zentrum für Politische Schönheit vertritt die Ansicht, dass die europäische Flüchtlingspolitik und mithin die Bundesregierung mittelbar für die Tode an den Außengrenzen verantwortlich sei, da den Flüchtlingen kein anderer Weg zur Einreise gelassen werde.[41] Als Motivation für die Kampagne wurde angegeben, den Folgen der Flüchtlingspolitik mehr Sichtbarkeit zu verleihen und den Toten ein menschenwürdiges Begräbnis zu ermöglichen.[41]
Parallel zu den Beisetzungen kündigte das Zentrum eine Demonstration für den 21. Juni 2015 vor dem Bundeskanzleramt an, bei der angeblich auch Tote mitgeführt werden sollten. Die Polizei untersagte die Mitführung von Leichen und erließ Auflagen, den Demonstrationszug nicht wie geplant bis vor das Kanzleramt ziehen zu lassen.[43] Am 21. Juni 2015 versammelten sich weit über 5000 Menschen und zogen bis vor den Bundestag. Das zunächst eingezäunte Gelände wurde von den sich davor versammelnden Menschen gestürmt. Etwa 100 Gräber wurden symbolisch ausgehoben. Die Polizei nahm 91 Demonstranten fest.
Das Bezirksamt Berlin-Mitte gab tags darauf bekannt, dass ungefähr 10.000 Euro Schaden entstanden sei, der sich aus einer erneuten Rasenaussaat und der Reparatur der Zäune ergäbe.[50] In der Folge der Aktion legten in ganz Deutschland Unterstützer und Sympathisanten symbolische Gräber an, um auf die Situation der Flüchtlinge hinzuweisen.[51]
Im Rahmen der Aktion rief sie auch zur Tötung des Schweizer Journalisten Roger Köppel auf. Im Straßenmagazin Surprise ließ sie zu diesem Zweck ein ganzseitiges Inserat schalten.[52]
„Die Brücke“
Am 29. September 2015 wurde per Crowdfunding auf Indiegogo ein Projekt unter dem Namen Die Brücke – Retten wir Europas Humanität ins Leben gerufen, bei dem scheinbar eine Brücke errichtet werden sollte, die Europa mit Afrika verbindet. Diese Brücke sollte bis 2030 fertiggestellt werden und dann einen sicheren Fluchtweg von einem Kontinent zum anderen ermöglichen.
Das Vorhaben, eine Brücke zu bauen, erwies sich als Satire bzw. Kunstaktion. Tatsächlich wurde aber Geld für eine fest verankerte Rettungsplattform auf dem Mittelmeer gesammelt.
Der Zielbetrag der Kampagne lag bei 19.600 Euro. Bis zum Kampagnenende am 7. Oktober 2015 spendeten 632 Personen insgesamt 21.687 Euro.[53] Am 5. Oktober 2015 wurde die Rettungsplattform im Mittelmeer verankert.
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