Industriegeschichte: Voigtländer
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Industriegeschichte: Voigtländer
Voigtländer war ein bedeutendes Traditionsunternehmen der Fotoindustrie mit Sitz in Braunschweig und ist noch heute eine Handelsmarke für Fotoapparate.
Das Unternehmen Voigtländer wurde bereits im Jahre 1756 in Wien von Johann Christoph Voigtländer gegründet und stellte zunächst optische Instrumente her, darunter optische Messgeräte und Operngläser. Ab 1839, dem Jahr, als die Erfindung der Fotografie veröffentlicht wurde, kamen Objektive und ab 1840 vollständige Kameras für die Fotografie dazu. Die Objektive Voigtländers waren revolutionär, denn sie waren die ersten mathematisch berechneten Präzisionsobjektive der Photographiegeschichte, konstruiert von dem Mathematikprofessor Jozef Maximilián Petzval. Sie haben eine zuvor ungekannt hohe Lichtstärke von 1/3,5 und wurden deshalb zur Verkürzung der damals noch nötigen langen Belichtungszeiten vor allem auch für Portraitaufnahmen eingesetzt.
Ehemalige Voigtländer-Fabrik in Braunschweig in der Campe-Straße
Wegen Streitigkeiten mit Petzval, der Peter Wilhelm Friedrich von Voigtländer das Objektiv ohne Vertrag oder Patentierung für eine Einmalzahlung von nur 2000 Gulden überlassen hatte, entstand 1849 in Braunschweig das Zweigwerk Voigtländer & Sohn, Optische Anstalt, später wurde die Firmenzentrale nach Braunschweig verlegt (Campe-Straße / Ecke Adolfstraße). Das Familienunternehmen Voigtländer wurde 1898 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, an der 1925 die Schering AG die Mehrheit erwarb. 1915 machten steigende Absatzzahlen einen Neubau der Fabrik und Umzug in den Stadtteil Gliesmarode (Petzvalstraße) erforderlich. 1929 wurde die Produktionskapazität erweitert. 1956 verkaufte die Schering AG die Voigtländer AG an die Carl-Zeiss-Stiftung, in der gleichzeitig auch Zeiss-Ikon und das Braunschweiger Zett-Werk aufgingen. 1957 wurde für die optische Fertigung ein Neubau bezogen, und die Verwaltung ebenfalls nach Gliesmarode verlegt. 1965 wurde die Zeiss-Ikon/Voigtländer-Vertriebsgesellschaft gegründet. Ab Mitte der sechziger Jahre geriet Voigtländer zusammen mit der Muttergesellschaft Zeiss-Ikon in eine immer größere Absatzkrise, die schließlich am 4. August 1971 zur Schließung des Voigtländer-Werks (2037 Mitarbeiter) führte.
Anschließend ging das Unternehmen in die Auffanggesellschaft Optische Werke Voigtländer über, an der sich Carl Zeiss, das Land Niedersachsen und der Braunschweiger Kamerahersteller Rollei zu je einem Drittel beteiligten; später übernahm Rollei alle Anteile. Die Auffanggesellschaft fertigte noch ein Jahr lang Objektive für Zeiss-Ikon und Rollei. 1974 wurden die Optischen Werke Voigtländer aufgelöst und die Voigtländer Vertriebsgesellschaft mbH gegründet, die Rollei-Kameras Made in Singapore unter dem Namen Voigtländer vertrieb.
Mit dem Konkurs und der Aufsplittung von Rollei 1982 wurden die Rechte an dem Namen Voigtländer für 100.000 DM 1983 an die Plusfoto GmbH & Co verkauft, die wiederum 1997 mit der RINGFOTO-Gruppe fusionierte. Und so ist die Voigtländer GmbH mit Sitz in Fürth heute eine Tochtergesellschaft der Vertriebsgesellschaft RINGFOTO GmbH & Co. ALFO Marketing KG.
Voigtländer bietet heute diverse Produktgruppen für den Amateurfotomarkt an: Digital-Kompaktkameras, Speicherkarten, digitale Bilderrahmen etc.
1999 erwarb Cosina teilweise Lizenzrechte am Namen Voigtländer für den Vertrieb der Classic Collection (hochwertige Objektive sowohl mit M39-Schraubgewinde als auch mit Leica M-Bajonett, Kleinbild-Messsucherkameras (Bessa R, Bessa L, Bessa T) und Mittelformatkameras (Bessa III))
Produktgeschichte
Bis 1945
Beliebt auch bei Amateuren waren um 1905 Plattenkameras wie die Alpin, und ab etwa 1910 die schon in größeren Stückzahlen produzierten Platten- und Rollfilmkameras Bergheil und Avus.
Berühmte Objektive, die auch mit Wechselanschlüssen verkauft wurden, waren im frühen 20. Jahrhundert das fünflinsige Heliar von 1900 und das Skopar (ein Tessar-Typ).
Zu den bedeutendsten traditionellen Produkten von Voigtländer zählen die Mittelformatkameras Bessa aus den 1930er Jahren und die Voigtländer Brillant aus der gleichen Zeit. Dem Kleinbildformat wandte sich Voigtländer mit der Vito 1939 verhältnismäßig spät zu.
Nach dem Krieg hatte man mit Kleinbild-Sucherkameras, Modellen wie der Vitessa von 1953, Dynamatic (1960) und Vitrona (1963) große Erfolge, auch im Export. Die Voigtländer-Werbung zielte nicht zuletzt auf die überlegene optische Qualität ab: „Voigtländer – weil das Objektiv so gut ist“.
Voigtländer stellte 1952 das erste apochromatisch korrigierte Objektiv für Mittelformatkameras normaler Lichtstärke her, das 4.5/105 mm Apo-Lanthar. Mit dem Ultron 2.0/50 mm (Gauß-Typ) hatte man eines der besten Kleinbildobjektive seiner Zeit im Programm, das als Vorlage für die Weiterentwicklung vieler anderer Hersteller diente. Das Nokton 1.5/50 mm, ebenfalls berechnet von A. W. Tronnier, gehörte 1951 zu den lichtstärksten Objektiven.
1959 stellte man mit dem Zoomar das erste Zoom-Wechselobjektiv für Kleinbildkameras der Welt vor.
In den 50er Jahren baute Voigtländer im gehobenen Marktsegment Mittelformat-Faltkameras (Bessa-II), Messsucher-Kleinbildkameras mit wechselbaren Objektiven (Prominent) und Spiegelreflexkameras mit Zentralverschluss (Bessamatic – 1957). 1959 und 1963 wurden SLR-Prototypen mit Schlitzverschluss entwickelt, die beide vom Konzernvorstand verworfen wurden. Stattdessen produzierte man die Zentralverschluss-SLRs weiter, obwohl deren sinkende Verkaufszahlen bereits das nahende Ende dieser Kameragattung signalisierten. Die letzte in Braunschweig gebaute Voigtländer-SLR war die Ultramatic-CS (1965). Sie war eine der ersten SLR-Kameras mit TTL-Belichtungsmessung und Blendenautomatik. Sie erwies sich aber als zu kompliziert, reparaturanfällig, zu teuer und zu schwer. Die Wechselobjektive für Zentralverschluss waren lichtschwächer als die Konkurrenz – z. B. konnte das Nokton nicht eingebaut werden. Während etwa Pentax den sehr erfolgreichen „offenen Standard“ des M42-Objektivgewindes unterstützte, verließ sich Voigtländer auf sein eigenes, markenrechtlich geschütztes aber inkompatibles System. Das Angebot an Wechselobjektiven blieb klein. Die Ultramatic verkaufte sich schlecht und wurde 1968 eingestellt.
Ein Prototyp von 1963 mit Schlitzverschluss (Bessaflex) wurde drei Jahre später schließlich leicht verändert unter dem Logo Zeiss-Ikon bzw. als Zeiss-Ikon-Voigtländer Icarex gebaut. Der Icarex fehlte jedoch die inzwischen marktübliche TTL-Belichtungsmessung. Die Icarex ist die einzige bekannte SLR, die parallel mit zwei verschiedenen Objektivanschlüssen gefertigt wurde: mit einem markenspezifischen Bajonettanschluß und mit dem Gewinde M42. Erfolgreich waren beide nicht, obwohl die eingesetzten Objektive hochwertige Carl-Zeiss-Konstruktionen waren. Verglichen mit der japanischen Konkurrenz war das Produktprogramm von Voigtländer ab Mitte der sechziger Jahre veraltet und zu teuer. Die technologische Führerschaft hatten Firmen wie Pentax und Nikon übernommen.
In den Jahren nach 1971 lag die Marken-Inhaberschaft bei Rollei. Die Voigtländer-Kameras waren entweder größtenteils mit Rollei-Kameras identisch oder wichtige Baugruppen wurden gemeinsam verwendet. Die Produktion fand damals im Rollei-Werk Singapur statt. Die Voigtländer-Kameras wurden gegenüber Rollei niedriger am Markt positioniert, u.a. durch eine in Details sparsamere Ausstattung. Wichtigste Kameras dieser Ära waren die mit dem QBM-Bajonett ausgestatteten Rollei- und Voigtländer-Parallelmodelle VSL 1/Rollei SL 35 M, VSL 2/Rollei SL 35 ME und VSL 3/Rollei SL 35 E sowie zuvor die Voigtländer-VSL 1 mit M42-Schraubgewinde, Drehlage-sicherndem Anschlag und einer axialen mechanischen Übertragung des Blendenwertes vom Objektiv an die Kamera für die Offenblendmessung.
Diese Kameras konnten sich ebenfalls am Markt nicht behaupten. Nach der Schließung des Singapur-Werkes und dem Konkurs von Rollei 1981 gab es auch keine Kameras unter dem Namen Voigtländer mehr.
Seit der Übernahme durch die Ringfoto-Gruppe 1997 werden unter der Marke Voigtländer zugekaufte analoge und digitale Kompaktkameras (Modelle Vito, Vitoret, Vitolux und Virtus), Speicher, Filme, digitale Bilderrahmen u.a. vertrieben.
Seit 1999 entwickelt und fertigt nun die japanische Firma Cosina recht erfolgreich qualitativ ansprechende und preisgünstige Messsucherkameras der Serie Bessa (Modelle T, L und R) und dazugehörige Objektive unter dem Namen Voigtländer, zunächst mit Objektivgewinde M39, seit dem Auslaufen des Patentschutzes 2002 auch mit Leica M-Objektivbajonett. Dem deutschen Unternehmen Leica ist damit ein ernstzunehmender Konkurrent erwachsen.
Als Basis dient dabei die Kamerachassis der Cosina CT-1, die in den vergangenen Jahren vor allem für Lohnfertigungen anderer Hersteller benutzt wurde (Canon T-60, Nikon FM10 und FE10, Olympus OM-2000). Die aktuellen Modelle R2, R3 und R4 unterscheiden sich durch ihre Suchervergrößerung. Außerdem ist jedes Modell wahlweise als A- oder M-Modell erhältlich, wobei das A-Modell mit Zeitautomatik ausgestattet und auf Batterien angewiesen ist, während das M-Modell nur Belichtungsmessung besitzt und deswegen, ohne Belichtungsmessung, auch ohne Batterien verwendet werden kann.
Alle Modelle besitzen TTL-Belichtungsmessung, einen vertikal ablaufenden Metallverschluss und eine Blitzsynchronisationszeit von 1/125 s. Der passende Sucherrahmen zum Objektiv wird im Gegensatz zu den Leica M-Modellen nicht automatisch von der Kamera erkannt, sondern muss mithilfe eines Schalters auf der Kameraoberseite gewählt werden.
Von 2002-2005 war die Bessa R2 auch mit den klassischen Anschlüssen Nikon S (gebaut bis 1964) und Contax RF (gebaut bis 1962) lieferbar, für die Cosina sogar eigene Objektive anbot. Diese Produktvariante ist mittlerweile eingestellt.
Von 2002 bis 2006 vertrieb auch Rollei eine modifizierte Version der Bessa R2 unter dem Namen "Rollei 35RF". Das Gehäuse entsprach im Wesentlichen dem der Bessa, war aber wertiger verarbeitet. Lieferbar waren drei von Zeiss berechnete und von Rollei montierte Objektive mit Brennweiten von 40, 50 und 80mm.[1]
Epson brachte 2004 eine digitale Version der Bessa R2 auf den Markt, die Epson R-D1 (und ihre Nachfolgeversionen R-D1s, R-D1x und R-D1xG, die z.T. nur auf dem japanischen Markt erhältlich waren).[2] In das Kameragehäuse wurde ein 6,1 MP APS-C Sensor und eine Rückwand mit LC-Bildschirm eingebaut.[3]
2009 brachte Voigtländer (Cosina) mit der BESSA III 667 erstmals nach über 50 Jahren wieder eine Mittelformat-Faltkamera auf den Markt, die 120/220-Rollfilm wahlweise im Format 6×6 oder 6×7 belichten kann.[4]
Quelle-Literatur & Einzelnachweise
Nun lange ist es her.
Fluktaution eben.
Das Unternehmen Voigtländer wurde bereits im Jahre 1756 in Wien von Johann Christoph Voigtländer gegründet und stellte zunächst optische Instrumente her, darunter optische Messgeräte und Operngläser. Ab 1839, dem Jahr, als die Erfindung der Fotografie veröffentlicht wurde, kamen Objektive und ab 1840 vollständige Kameras für die Fotografie dazu. Die Objektive Voigtländers waren revolutionär, denn sie waren die ersten mathematisch berechneten Präzisionsobjektive der Photographiegeschichte, konstruiert von dem Mathematikprofessor Jozef Maximilián Petzval. Sie haben eine zuvor ungekannt hohe Lichtstärke von 1/3,5 und wurden deshalb zur Verkürzung der damals noch nötigen langen Belichtungszeiten vor allem auch für Portraitaufnahmen eingesetzt.
Ehemalige Voigtländer-Fabrik in Braunschweig in der Campe-Straße
Wegen Streitigkeiten mit Petzval, der Peter Wilhelm Friedrich von Voigtländer das Objektiv ohne Vertrag oder Patentierung für eine Einmalzahlung von nur 2000 Gulden überlassen hatte, entstand 1849 in Braunschweig das Zweigwerk Voigtländer & Sohn, Optische Anstalt, später wurde die Firmenzentrale nach Braunschweig verlegt (Campe-Straße / Ecke Adolfstraße). Das Familienunternehmen Voigtländer wurde 1898 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, an der 1925 die Schering AG die Mehrheit erwarb. 1915 machten steigende Absatzzahlen einen Neubau der Fabrik und Umzug in den Stadtteil Gliesmarode (Petzvalstraße) erforderlich. 1929 wurde die Produktionskapazität erweitert. 1956 verkaufte die Schering AG die Voigtländer AG an die Carl-Zeiss-Stiftung, in der gleichzeitig auch Zeiss-Ikon und das Braunschweiger Zett-Werk aufgingen. 1957 wurde für die optische Fertigung ein Neubau bezogen, und die Verwaltung ebenfalls nach Gliesmarode verlegt. 1965 wurde die Zeiss-Ikon/Voigtländer-Vertriebsgesellschaft gegründet. Ab Mitte der sechziger Jahre geriet Voigtländer zusammen mit der Muttergesellschaft Zeiss-Ikon in eine immer größere Absatzkrise, die schließlich am 4. August 1971 zur Schließung des Voigtländer-Werks (2037 Mitarbeiter) führte.
Anschließend ging das Unternehmen in die Auffanggesellschaft Optische Werke Voigtländer über, an der sich Carl Zeiss, das Land Niedersachsen und der Braunschweiger Kamerahersteller Rollei zu je einem Drittel beteiligten; später übernahm Rollei alle Anteile. Die Auffanggesellschaft fertigte noch ein Jahr lang Objektive für Zeiss-Ikon und Rollei. 1974 wurden die Optischen Werke Voigtländer aufgelöst und die Voigtländer Vertriebsgesellschaft mbH gegründet, die Rollei-Kameras Made in Singapore unter dem Namen Voigtländer vertrieb.
Mit dem Konkurs und der Aufsplittung von Rollei 1982 wurden die Rechte an dem Namen Voigtländer für 100.000 DM 1983 an die Plusfoto GmbH & Co verkauft, die wiederum 1997 mit der RINGFOTO-Gruppe fusionierte. Und so ist die Voigtländer GmbH mit Sitz in Fürth heute eine Tochtergesellschaft der Vertriebsgesellschaft RINGFOTO GmbH & Co. ALFO Marketing KG.
Voigtländer bietet heute diverse Produktgruppen für den Amateurfotomarkt an: Digital-Kompaktkameras, Speicherkarten, digitale Bilderrahmen etc.
1999 erwarb Cosina teilweise Lizenzrechte am Namen Voigtländer für den Vertrieb der Classic Collection (hochwertige Objektive sowohl mit M39-Schraubgewinde als auch mit Leica M-Bajonett, Kleinbild-Messsucherkameras (Bessa R, Bessa L, Bessa T) und Mittelformatkameras (Bessa III))
Produktgeschichte
Bis 1945
Beliebt auch bei Amateuren waren um 1905 Plattenkameras wie die Alpin, und ab etwa 1910 die schon in größeren Stückzahlen produzierten Platten- und Rollfilmkameras Bergheil und Avus.
Berühmte Objektive, die auch mit Wechselanschlüssen verkauft wurden, waren im frühen 20. Jahrhundert das fünflinsige Heliar von 1900 und das Skopar (ein Tessar-Typ).
Zu den bedeutendsten traditionellen Produkten von Voigtländer zählen die Mittelformatkameras Bessa aus den 1930er Jahren und die Voigtländer Brillant aus der gleichen Zeit. Dem Kleinbildformat wandte sich Voigtländer mit der Vito 1939 verhältnismäßig spät zu.
Nach dem Krieg hatte man mit Kleinbild-Sucherkameras, Modellen wie der Vitessa von 1953, Dynamatic (1960) und Vitrona (1963) große Erfolge, auch im Export. Die Voigtländer-Werbung zielte nicht zuletzt auf die überlegene optische Qualität ab: „Voigtländer – weil das Objektiv so gut ist“.
Voigtländer stellte 1952 das erste apochromatisch korrigierte Objektiv für Mittelformatkameras normaler Lichtstärke her, das 4.5/105 mm Apo-Lanthar. Mit dem Ultron 2.0/50 mm (Gauß-Typ) hatte man eines der besten Kleinbildobjektive seiner Zeit im Programm, das als Vorlage für die Weiterentwicklung vieler anderer Hersteller diente. Das Nokton 1.5/50 mm, ebenfalls berechnet von A. W. Tronnier, gehörte 1951 zu den lichtstärksten Objektiven.
1959 stellte man mit dem Zoomar das erste Zoom-Wechselobjektiv für Kleinbildkameras der Welt vor.
In den 50er Jahren baute Voigtländer im gehobenen Marktsegment Mittelformat-Faltkameras (Bessa-II), Messsucher-Kleinbildkameras mit wechselbaren Objektiven (Prominent) und Spiegelreflexkameras mit Zentralverschluss (Bessamatic – 1957). 1959 und 1963 wurden SLR-Prototypen mit Schlitzverschluss entwickelt, die beide vom Konzernvorstand verworfen wurden. Stattdessen produzierte man die Zentralverschluss-SLRs weiter, obwohl deren sinkende Verkaufszahlen bereits das nahende Ende dieser Kameragattung signalisierten. Die letzte in Braunschweig gebaute Voigtländer-SLR war die Ultramatic-CS (1965). Sie war eine der ersten SLR-Kameras mit TTL-Belichtungsmessung und Blendenautomatik. Sie erwies sich aber als zu kompliziert, reparaturanfällig, zu teuer und zu schwer. Die Wechselobjektive für Zentralverschluss waren lichtschwächer als die Konkurrenz – z. B. konnte das Nokton nicht eingebaut werden. Während etwa Pentax den sehr erfolgreichen „offenen Standard“ des M42-Objektivgewindes unterstützte, verließ sich Voigtländer auf sein eigenes, markenrechtlich geschütztes aber inkompatibles System. Das Angebot an Wechselobjektiven blieb klein. Die Ultramatic verkaufte sich schlecht und wurde 1968 eingestellt.
Ein Prototyp von 1963 mit Schlitzverschluss (Bessaflex) wurde drei Jahre später schließlich leicht verändert unter dem Logo Zeiss-Ikon bzw. als Zeiss-Ikon-Voigtländer Icarex gebaut. Der Icarex fehlte jedoch die inzwischen marktübliche TTL-Belichtungsmessung. Die Icarex ist die einzige bekannte SLR, die parallel mit zwei verschiedenen Objektivanschlüssen gefertigt wurde: mit einem markenspezifischen Bajonettanschluß und mit dem Gewinde M42. Erfolgreich waren beide nicht, obwohl die eingesetzten Objektive hochwertige Carl-Zeiss-Konstruktionen waren. Verglichen mit der japanischen Konkurrenz war das Produktprogramm von Voigtländer ab Mitte der sechziger Jahre veraltet und zu teuer. Die technologische Führerschaft hatten Firmen wie Pentax und Nikon übernommen.
In den Jahren nach 1971 lag die Marken-Inhaberschaft bei Rollei. Die Voigtländer-Kameras waren entweder größtenteils mit Rollei-Kameras identisch oder wichtige Baugruppen wurden gemeinsam verwendet. Die Produktion fand damals im Rollei-Werk Singapur statt. Die Voigtländer-Kameras wurden gegenüber Rollei niedriger am Markt positioniert, u.a. durch eine in Details sparsamere Ausstattung. Wichtigste Kameras dieser Ära waren die mit dem QBM-Bajonett ausgestatteten Rollei- und Voigtländer-Parallelmodelle VSL 1/Rollei SL 35 M, VSL 2/Rollei SL 35 ME und VSL 3/Rollei SL 35 E sowie zuvor die Voigtländer-VSL 1 mit M42-Schraubgewinde, Drehlage-sicherndem Anschlag und einer axialen mechanischen Übertragung des Blendenwertes vom Objektiv an die Kamera für die Offenblendmessung.
Diese Kameras konnten sich ebenfalls am Markt nicht behaupten. Nach der Schließung des Singapur-Werkes und dem Konkurs von Rollei 1981 gab es auch keine Kameras unter dem Namen Voigtländer mehr.
Seit der Übernahme durch die Ringfoto-Gruppe 1997 werden unter der Marke Voigtländer zugekaufte analoge und digitale Kompaktkameras (Modelle Vito, Vitoret, Vitolux und Virtus), Speicher, Filme, digitale Bilderrahmen u.a. vertrieben.
Seit 1999 entwickelt und fertigt nun die japanische Firma Cosina recht erfolgreich qualitativ ansprechende und preisgünstige Messsucherkameras der Serie Bessa (Modelle T, L und R) und dazugehörige Objektive unter dem Namen Voigtländer, zunächst mit Objektivgewinde M39, seit dem Auslaufen des Patentschutzes 2002 auch mit Leica M-Objektivbajonett. Dem deutschen Unternehmen Leica ist damit ein ernstzunehmender Konkurrent erwachsen.
Als Basis dient dabei die Kamerachassis der Cosina CT-1, die in den vergangenen Jahren vor allem für Lohnfertigungen anderer Hersteller benutzt wurde (Canon T-60, Nikon FM10 und FE10, Olympus OM-2000). Die aktuellen Modelle R2, R3 und R4 unterscheiden sich durch ihre Suchervergrößerung. Außerdem ist jedes Modell wahlweise als A- oder M-Modell erhältlich, wobei das A-Modell mit Zeitautomatik ausgestattet und auf Batterien angewiesen ist, während das M-Modell nur Belichtungsmessung besitzt und deswegen, ohne Belichtungsmessung, auch ohne Batterien verwendet werden kann.
Alle Modelle besitzen TTL-Belichtungsmessung, einen vertikal ablaufenden Metallverschluss und eine Blitzsynchronisationszeit von 1/125 s. Der passende Sucherrahmen zum Objektiv wird im Gegensatz zu den Leica M-Modellen nicht automatisch von der Kamera erkannt, sondern muss mithilfe eines Schalters auf der Kameraoberseite gewählt werden.
Von 2002-2005 war die Bessa R2 auch mit den klassischen Anschlüssen Nikon S (gebaut bis 1964) und Contax RF (gebaut bis 1962) lieferbar, für die Cosina sogar eigene Objektive anbot. Diese Produktvariante ist mittlerweile eingestellt.
Von 2002 bis 2006 vertrieb auch Rollei eine modifizierte Version der Bessa R2 unter dem Namen "Rollei 35RF". Das Gehäuse entsprach im Wesentlichen dem der Bessa, war aber wertiger verarbeitet. Lieferbar waren drei von Zeiss berechnete und von Rollei montierte Objektive mit Brennweiten von 40, 50 und 80mm.[1]
Epson brachte 2004 eine digitale Version der Bessa R2 auf den Markt, die Epson R-D1 (und ihre Nachfolgeversionen R-D1s, R-D1x und R-D1xG, die z.T. nur auf dem japanischen Markt erhältlich waren).[2] In das Kameragehäuse wurde ein 6,1 MP APS-C Sensor und eine Rückwand mit LC-Bildschirm eingebaut.[3]
2009 brachte Voigtländer (Cosina) mit der BESSA III 667 erstmals nach über 50 Jahren wieder eine Mittelformat-Faltkamera auf den Markt, die 120/220-Rollfilm wahlweise im Format 6×6 oder 6×7 belichten kann.[4]
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