Das Schwedenspeicher-Museum
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Das Schwedenspeicher-Museum
Das Schwedenspeicher-Museum ist seit 1977 ein Regionalmuseum in der Hansestadt Stade in Niedersachsen. Es umfasst eine Chronologie der Region Stade über 10.000 Jahre.
Eingang (Westseite) des Schwedenspeicher-Museums
Das Museum befindet sich in einem barocken Backsteingebäude aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Es wurde in der insgesamt 67 Jahre dauernden Besetzung der Stadt durch Schweden als Speicher am alten Hansehafen aus dem 11. Jahrhundert erbaut. Der Speicher diente der schwedischen Garnison als Provianthaus. Es ist ein wichtiges profanes Baudenkmal des Barock in Nordeuropa.
Geschichte
Stade wurde Hauptsitz der schwedischen Verwaltung, als die Herzogtümer Bremen und Verden mit dem Ende des Dreißigjährigen Kriegs 1648 als Kriegsentschädigung an Schweden fielen. Schweden wollte Stade zur Festung ausbauen. Um die Truppen und Verwaltung zu versorgen, war ein Lagerhaus erforderlich. Um 1660 entstand ein solches Lagerhaus auf dem Gelände des St. Georgskloster, das jedoch wieder abgerissen wurde, weil es die Bedürfnisse der Verwaltung nicht erfüllte. 1690 kaufte sie aus dem Besitz der Nikolaikirche drei Grundstücke am alten Hansehafen. Dort hatten bis zum Großen Brand im Jahr 1659 niedrige Wohnhäuser gestanden.
Der Bau des Proviantspeichers wurde 1692 mit Gründungs- und Fundamentierungsarbeiten begonnen, die 1694 abgeschlossen waren. Anschließend lag der Bau still, vermutlich aus finanziellen Gründen, aber auch aus Mangel an Baumaterial und Arbeitskräften, die für andere Bauvorhaben in der Stadt benötigt wurden.
Zwar wurden 1699 und 1700 insgesamt 8.000 Reichstaler bereitgestellt, doch wurde der Bau erst 1703 unter dem Baumeister Luder Seebeck und dem schwedischen Proviantmeister Ketelson fortgesetzt. Die Ausführung leiteten der Ratszimmermeister Andreas Henne und der Staatsmaurermeister Anton Dreyer. Der Rohbau, für den Materialien aus Hamburg sowie Friesland und Lüneburg bezogen wurden, war 1704 abgeschlossen. Beim Mauerwerk wurden 176.326 Steine aus dem nach 1682 abgebrochenen Schloss in Bremervörde verbaut. Ende November 1705 war auch das Erdgeschoss mit Schreibstube eingerichtet. Die Schlussrechnung aus dem Jahr der Fertigstellung belief sich auf Gesamtbaukosten von 16.354 Reichstalern.
Die schwedische Militärverwaltung nutzte das Gebäude nur sieben Jahre als Speicher für Getreide. 1712 endete die schwedische Herrschaft. Stadt samt Gebäuden aus der Bauzeit der Schweden gingen an das Königreich Dänemark. Als Stade 1715 Teil des Kurfürstentums Hannover wurde, nutzte das hannoversche Militär den Speicher für seine Zwecke.
1909 ging der Speicher in den Besitz der Stadt Stade über. Sie verpachtete ihn an Frachtschiffer. Mit dem Niedergang der Frachtschifffahrt in den 1960er Jahren verlor er seine Funktion und drohte zu verfallen.
In den 1970er Jahren wuchs der Wunsch, das Gebäude als Museum zu nutzen. Es wurde ab 1975 umfassend restauriert. 1976 schlossen sich der Landkreis Stade, die Stadt Stade und der Geschichts- und Heimatverein zu einem Trägerverein für das Museum zusammen. Am 15. März 1977 wurde Gerd Mettjes als Leiter des Museums berufen.
Als Museum wurde das Gebäude am 30. November 1977 mit einer Sonderausstellung über die Wikinger eröffnet. Die Konzeption der Ausstellungen wurde mehrfach überarbeitet, zuletzt wurde die sie 2012 im Rahmen eines Innenausbaus grundlegend überarbeitet.
Speicher
Sandsteingefasstes Hauptportal in der Westseite des Schwedenspeichers
Der Speicher ist ein zweigeschossiger Backsteinbau von 41,23 Meter Länge und 16,17 Meter Breite. Das hohe Krüppelwalmdach, das mit Ziegeln gedeckt ist, weist ebenfalls zwei Geschosse sowie den Dachboden auf.
An der westlichen Schauseite des Gebäudes, der Schmalseite zum Fischmarkt, liegt das Hauptportal aus Sandstein mit Segmentbogen. Darüber befindet sich ein Relief mit Kartusche, das mit C XII, dem Monogramm des schwedischen Königs Karl XII., versehen ist. Über der Kartusche ist eine Königskrone dargestellt. Ein weiteres Sandsteinportal liegt an der Nordseite, es wird aber seit den Umbauarbeiten im Jahr 2012 teilweise durch einen Außenaufzug verdeckt. In der Mitte von Nord- und Ostseite des Dachs liegen große Aufzugserker.
Das Innere des Speichers ist einschließlich des ersten Dachgeschosses dreischiffig, gebildet durch zwei Ständerreihen, die die Last der Deckenbalken aufnehmen.
Museum
Eines der Bronzeräder von Stade mit Holzresten in der Felge
Das langobardische Fürstengrab von Apensen
Das Erdgeschoss des Museums wird für Veranstaltungen und Sonderausstellungen genutzt. Im ersten Geschoss befindet sich die historische Abteilung, die mit der Wikingerzeit beginnt und durch die Stader Stadtgeschichte der Hansezeit, die Zeit der schwedischen und dänischen sowie hannoverschen und preußischen Herrschaft führt und einen Einblick in die beginnende Industrialisierung gibt. Zu den Exponaten aus der Wikingerzeit gehört ein Modell des Wikingerschiffs von Gokstad; aus der Hansezeit stammen Tonwaren und der bislang fundierteste[1] Nachbau der Adler von Lübeck im Maßstab von 1:50. Der Abschnitt als hannoversche Provinzialstadt von 1715 bis 1866 wird etwa repräsentiert durch einen silbernen Tafelaufsatz von 1862, den der britische König Georg V. bei seinem Aufenthalt in der Stadt als Geschenk überreicht wurde. Er kam 1979 durch Ankauf nach Stade zurück.
Die Kleidung des Mannes von Obenaltendorf
Das zweite Geschoss widmet sich unter dem Titel „Wege, Waren, Wanderungen“ der archäologischen Dauerausstellung. Zu den Prunkstücken des Museums gehören neben der Kleidung der eisenzeitlichen Moorleiche Mann von Obenaltendorf die Bronzeräder aus Stade aus der Zeit um 700 v. Chr. Sie waren wahrscheinlich Teil eines Kultwagens aus einem Fürstengrab. Die Räder mit einem Gewicht von je zwölf Kilogramm wurden 1919 in der Stader Göbenstraße in nur 40 Zentimeter Tiefe entdeckt. Bis in die späten 1970er Jahre waren in Europa nur insgesamt 13 Funde solcher Räder aus der jüngeren Bronzezeit bekannt. Drei der Räder zerbrachen bei der Bergung. Sie wurden 1978 in Mainz zusammengesetzt und restauriert.
Im dritten Stockwerk werden 3.500 Zinnfiguren gezeigt, die aus der 9.300 Stücke umfassenden Sammlung von Elisabeth Danner († 1989) und Fritz Danner († 1998) stammen. Das Ehepaar vermachte seine Sammlung der Stadt Stade. Die Figuren zur Kostüm-, Uniform- und Trachtengeschichte der Stadt sind in Dioramen und Gruppierungen geordnet.
Auszeichnungen
2013 erhielt das Museum den mit 30.000 Euro dotierten Museumspreis der Niedersächsischen Sparkassenstiftung.[2]
Quelle - Literatur & einzelnachweise
Eingang (Westseite) des Schwedenspeicher-Museums
Das Museum befindet sich in einem barocken Backsteingebäude aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Es wurde in der insgesamt 67 Jahre dauernden Besetzung der Stadt durch Schweden als Speicher am alten Hansehafen aus dem 11. Jahrhundert erbaut. Der Speicher diente der schwedischen Garnison als Provianthaus. Es ist ein wichtiges profanes Baudenkmal des Barock in Nordeuropa.
Geschichte
Stade wurde Hauptsitz der schwedischen Verwaltung, als die Herzogtümer Bremen und Verden mit dem Ende des Dreißigjährigen Kriegs 1648 als Kriegsentschädigung an Schweden fielen. Schweden wollte Stade zur Festung ausbauen. Um die Truppen und Verwaltung zu versorgen, war ein Lagerhaus erforderlich. Um 1660 entstand ein solches Lagerhaus auf dem Gelände des St. Georgskloster, das jedoch wieder abgerissen wurde, weil es die Bedürfnisse der Verwaltung nicht erfüllte. 1690 kaufte sie aus dem Besitz der Nikolaikirche drei Grundstücke am alten Hansehafen. Dort hatten bis zum Großen Brand im Jahr 1659 niedrige Wohnhäuser gestanden.
Der Bau des Proviantspeichers wurde 1692 mit Gründungs- und Fundamentierungsarbeiten begonnen, die 1694 abgeschlossen waren. Anschließend lag der Bau still, vermutlich aus finanziellen Gründen, aber auch aus Mangel an Baumaterial und Arbeitskräften, die für andere Bauvorhaben in der Stadt benötigt wurden.
Zwar wurden 1699 und 1700 insgesamt 8.000 Reichstaler bereitgestellt, doch wurde der Bau erst 1703 unter dem Baumeister Luder Seebeck und dem schwedischen Proviantmeister Ketelson fortgesetzt. Die Ausführung leiteten der Ratszimmermeister Andreas Henne und der Staatsmaurermeister Anton Dreyer. Der Rohbau, für den Materialien aus Hamburg sowie Friesland und Lüneburg bezogen wurden, war 1704 abgeschlossen. Beim Mauerwerk wurden 176.326 Steine aus dem nach 1682 abgebrochenen Schloss in Bremervörde verbaut. Ende November 1705 war auch das Erdgeschoss mit Schreibstube eingerichtet. Die Schlussrechnung aus dem Jahr der Fertigstellung belief sich auf Gesamtbaukosten von 16.354 Reichstalern.
Die schwedische Militärverwaltung nutzte das Gebäude nur sieben Jahre als Speicher für Getreide. 1712 endete die schwedische Herrschaft. Stadt samt Gebäuden aus der Bauzeit der Schweden gingen an das Königreich Dänemark. Als Stade 1715 Teil des Kurfürstentums Hannover wurde, nutzte das hannoversche Militär den Speicher für seine Zwecke.
1909 ging der Speicher in den Besitz der Stadt Stade über. Sie verpachtete ihn an Frachtschiffer. Mit dem Niedergang der Frachtschifffahrt in den 1960er Jahren verlor er seine Funktion und drohte zu verfallen.
In den 1970er Jahren wuchs der Wunsch, das Gebäude als Museum zu nutzen. Es wurde ab 1975 umfassend restauriert. 1976 schlossen sich der Landkreis Stade, die Stadt Stade und der Geschichts- und Heimatverein zu einem Trägerverein für das Museum zusammen. Am 15. März 1977 wurde Gerd Mettjes als Leiter des Museums berufen.
Als Museum wurde das Gebäude am 30. November 1977 mit einer Sonderausstellung über die Wikinger eröffnet. Die Konzeption der Ausstellungen wurde mehrfach überarbeitet, zuletzt wurde die sie 2012 im Rahmen eines Innenausbaus grundlegend überarbeitet.
Speicher
Sandsteingefasstes Hauptportal in der Westseite des Schwedenspeichers
Der Speicher ist ein zweigeschossiger Backsteinbau von 41,23 Meter Länge und 16,17 Meter Breite. Das hohe Krüppelwalmdach, das mit Ziegeln gedeckt ist, weist ebenfalls zwei Geschosse sowie den Dachboden auf.
An der westlichen Schauseite des Gebäudes, der Schmalseite zum Fischmarkt, liegt das Hauptportal aus Sandstein mit Segmentbogen. Darüber befindet sich ein Relief mit Kartusche, das mit C XII, dem Monogramm des schwedischen Königs Karl XII., versehen ist. Über der Kartusche ist eine Königskrone dargestellt. Ein weiteres Sandsteinportal liegt an der Nordseite, es wird aber seit den Umbauarbeiten im Jahr 2012 teilweise durch einen Außenaufzug verdeckt. In der Mitte von Nord- und Ostseite des Dachs liegen große Aufzugserker.
Das Innere des Speichers ist einschließlich des ersten Dachgeschosses dreischiffig, gebildet durch zwei Ständerreihen, die die Last der Deckenbalken aufnehmen.
Museum
Eines der Bronzeräder von Stade mit Holzresten in der Felge
Das langobardische Fürstengrab von Apensen
Das Erdgeschoss des Museums wird für Veranstaltungen und Sonderausstellungen genutzt. Im ersten Geschoss befindet sich die historische Abteilung, die mit der Wikingerzeit beginnt und durch die Stader Stadtgeschichte der Hansezeit, die Zeit der schwedischen und dänischen sowie hannoverschen und preußischen Herrschaft führt und einen Einblick in die beginnende Industrialisierung gibt. Zu den Exponaten aus der Wikingerzeit gehört ein Modell des Wikingerschiffs von Gokstad; aus der Hansezeit stammen Tonwaren und der bislang fundierteste[1] Nachbau der Adler von Lübeck im Maßstab von 1:50. Der Abschnitt als hannoversche Provinzialstadt von 1715 bis 1866 wird etwa repräsentiert durch einen silbernen Tafelaufsatz von 1862, den der britische König Georg V. bei seinem Aufenthalt in der Stadt als Geschenk überreicht wurde. Er kam 1979 durch Ankauf nach Stade zurück.
Die Kleidung des Mannes von Obenaltendorf
Das zweite Geschoss widmet sich unter dem Titel „Wege, Waren, Wanderungen“ der archäologischen Dauerausstellung. Zu den Prunkstücken des Museums gehören neben der Kleidung der eisenzeitlichen Moorleiche Mann von Obenaltendorf die Bronzeräder aus Stade aus der Zeit um 700 v. Chr. Sie waren wahrscheinlich Teil eines Kultwagens aus einem Fürstengrab. Die Räder mit einem Gewicht von je zwölf Kilogramm wurden 1919 in der Stader Göbenstraße in nur 40 Zentimeter Tiefe entdeckt. Bis in die späten 1970er Jahre waren in Europa nur insgesamt 13 Funde solcher Räder aus der jüngeren Bronzezeit bekannt. Drei der Räder zerbrachen bei der Bergung. Sie wurden 1978 in Mainz zusammengesetzt und restauriert.
Im dritten Stockwerk werden 3.500 Zinnfiguren gezeigt, die aus der 9.300 Stücke umfassenden Sammlung von Elisabeth Danner († 1989) und Fritz Danner († 1998) stammen. Das Ehepaar vermachte seine Sammlung der Stadt Stade. Die Figuren zur Kostüm-, Uniform- und Trachtengeschichte der Stadt sind in Dioramen und Gruppierungen geordnet.
Auszeichnungen
2013 erhielt das Museum den mit 30.000 Euro dotierten Museumspreis der Niedersächsischen Sparkassenstiftung.[2]
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