Die Meyer Werft GmbH & Co. KG
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Die Meyer Werft GmbH & Co. KG
Die Meyer Werft GmbH & Co. KG ist ein deutsches Schiffbauunternehmen, das vor allem durch seine große Werft in Papenburg (Landkreis Emsland) bekannt ist. Die Papenburger Werft ist Ankerpunkt der Europäischen Route der Industriekultur (ERIH) und Teil der Route der Industriekultur im Nordwesten.[3]
Geschichte der Werft
Die Meyer-Werft – offiziell als „Meyer Werft GmbH & Co. KG“ firmierend – wurde am 28. Januar 1795[4] als Holzschiffswerft gegründet. Das Unternehmen befindet sich in siebter Generation im Besitz der Familie Meyer.[5]
In Papenburg gab es bis 1920 etwa zwanzig Werften. Nur die Meyer-Werft überlebte bis ins 21. Jahrhundert – unter anderem weil das Unternehmen bereits 1872 auf Initiative von Joseph L. Meyer mit dem Bau von Stahlrumpfschiffen mit Dampfmaschinen-Antrieb begann.
Zwischen den beiden Weltkriegen baute die Werft vor allem Fischdampfer, Lotsenboote, Feuerschiffe sowie Passagierschiffe für die Küstenfahrt. Während des Zweiten Weltkrieges war die Werft vor allem mit Reparaturaufträgen beschäftigt. Für die Kriegsrüstung wurden in geringer Zahl kleinere Einheiten wie U-Jagdboote neu gebaut. Nach den Kriegen wich die Werft auch auf den Bau von Maschinen aus, wodurch sie die Nachkriegsjahre überdauern konnte. In den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts hat sich die Meyer-Werft international durch den Bau von Autofähren, Passagierfähren, RoRo-Schiffen, Containerschiffen, Tiertransportern und seit Mitte der 1980er Jahre vor allem durch den Bau von Kreuzfahrtschiffen einen Namen gemacht. Seit 1961 wurden hier auch rund 55 Gastanker hergestellt. Der erste war der Gastanker Kirsten Tholstrup mit 900 m³. Der größte auf der Meyer-Werft gebaute Tanker war die Donau mit 30.000 Kubikmetern Tankvolumen. Von 2011 bis 2013 entstand der neue LNG-Tanker Coral Energy für die niederländische Reederei Anthony Veder (Rotterdam).
Seit ihrer Gründung bis in die 1980er Jahre befand sich die Meyer-Werft in der Papenburger Stadtmitte. Vor allem durch Platzmangel aufgrund stetig wachsender Neubauten war die Werft gezwungen, ihren Sitz an den heutigen Standort im Außenhafen zu verlagern. Auf dem ehemaligen Gelände befindet sich heute das Kulturzentrum Forum Alte Werft.
1985 lief das erste Kreuzfahrtschiff der Werft vom Stapel. Die Homeric war das letzte Kreuzfahrtschiff dieser Größe, das mit einem klassischen Quer-Stapellauf zu Wasser gelassen wurde. Es war auch das einzige Schiff dieser Größe, das jemals zur Meyer-Werft zurückgekehrt ist; 1990 wurde es hier um 40 Meter auf 244 Meter verlängert.
Die folgenden Kreuzfahrtschiffe wurden in dem zur damaligen Zeit weltweit größten überdachten Baudock gebaut, das 1987 in Betrieb genommen wurde. Die Halle misst – nach einer Verlängerung um 100 Meter in den Jahren 1990/91 – heute 370 Meter in der Länge, sie ist 101,5 Meter breit und 60 Meter hoch. Das Dock in dieser Halle hat eine Länge von 358 Meter und eine Breite von 39 Meter.
Im Jahr 2000 wurde mit dem Bau einer zweiten überdachten Baudockhalle (384 Meter Länge, 125 Meter Breite und 75 Meter Höhe) begonnen. Innerhalb der im Jahr 2002 fertiggestellten zweiten Halle misst das Dock 362 × 45 Meter. Ebenfalls wurden neue Vorfertigungshallen errichtet, in denen vor allem Laserschweißtechnik eingesetzt wird. Anfang Dezember 2007 begannen die Bauarbeiten für die Verlängerung der zweiten Halle um 120 Meter.[6] Mit 504 Meter Länge ist diese Halle seitdem das weltweit größte überdachte Baudock. Die symbolische Grundsteinlegung erfolgte am 18. Januar 2008 durch Werft-Chef Bernard Meyer sowie den damaligen Ministerpräsidenten Niedersachsens, Christian Wulff. In seiner Rede zur Grundsteinlegung betonte Meyer die weitere Ausrichtung des Unternehmens auf den Standort Papenburg und nahm konkret Bezug auf die aktuelle Diskussion bei Nokia in Bochum. Weiterhin kündigte er an, im Sommer 2008 hundert neue Auszubildende und im Winter 2008 nach der Fertigstellung der Verlängerung 100 neue Arbeitskräfte einzustellen. Am 31. August 2008 wurde das 2000 Tonnen schwere Dach für die Erweiterung der Bauhalle in die neue Position gehoben.[7]
1997 übernahm die Werft die im Jahr 1850 als „Maschinenbauanstalt und Schiffswerft“ gegründete Neptun-Werft in Rostock.
Die Meyer-Werft hatte 2007 etwa 3100 Beschäftigte. Das Durchschnittsalter der Beschäftigten lag bei 38 Jahren, die eine durchschnittliche Betriebszugehörigkeit von 13 Jahren hatten.[8] Zusammen mit den zahlreichen Beschäftigten in den Zulieferbetrieben ist das Unternehmen ein äußerst wichtiger Wirtschaftsfaktor im nördlichen Emsland und südlichen Ostfriesland. Die wirtschaftliche Bedeutung für Niedersachsen und Deutschland hatte das Niedersächsische Institut für Wirtschaftsforschung 2010 wissenschaftlich untersucht.
Von 2007 bis 2013 wurden sieben Clubschiffe der Sphinx-Klasse für AIDA Cruises gebaut. Im September 2008 wurde das Schiff Celebrity Solstice, das erste von fünf neuen Schiffen für Celebrity Cruises, ausgeliefert. Mit der Solstice-Baureihe (122.000 BRZ) hat die Meyer-Werft erstmals die 100.000-BRZ-Marke überschritten. Ein weiterer Auftrag vom April 2007 umfasst zwei Schiffe für die Disney Cruise Line, wobei auch das erste Schiff dieses Auftrags mit 124.000 BRZ wieder den Titel „größtes bisher in Deutschland gebautes Kreuzfahrtschiff“ trägt. Im Oktober 2010 gab die Werft den Vertragsschluss für zwei neue Schiffe der Norwegian Cruise Line bekannt. Mit ~146.000 BRZ galten die Schiffe erneut als größte je in Deutschland gebaute Passagierschiffe.[9]
Im Februar 2011 wurde ein Vertrag mit Royal Caribbean Cruises für ein weiteres Kreuzfahrtschiff mit Ablieferung im Herbst 2014 und eine Option auf ein Weiteres im Frühling 2015 unterzeichnet. Die Option wurde inzwischen in eine Festbestellung umgewandelt und um eine weitere Bestellung mit Auslieferung Sommer 2016 ergänzt.[10] Die Schiffe sind mit 167.800 BRZ vermessen und sind damit nochmals größer als die Bauten für NCL.[11]
Im Mai 2011 feierte die Werft das 25-jährige Bestehen des eigenen Kreuzfahrtschiffbaus.[12] Ende 2011 vereinbarten Werft und die Gewerkschaft IG Metall einen neuen Zukunftstarifvertrag mit einer Beschäftigungsgarantie bis Sommer 2016 und 100 neue Jobs.
Im Oktober 2012 tätigte Norwegian Cruise Line eine weitere Bestellung einer erweiterten Breakaway-Plus-Klasse mit Auslieferung im Herbst 2015. Diese Schiffe werden 163.000 BRZ groß sein. Ein weiteres Schiff wurde für eine Ablieferung 2017 bestellt.[13]
Im Oktober 2013 konnte ein Auftrag mit Star Cruises für ein neues 150.000 BRZ großes Kreuzfahrtschiff für den asiatischen Markt geschlossen werden. Anfang Februar 2014 bestellte Star Cruises einen weiteren Neubau bei der Meyer-Werft. Es wird ein baugleiches Schwesterschiff zu dem bereits bestellten Neubau und soll im Herbst 2017 abgeliefert werden.[14]
Am 10. Juni 2014 bestätigte die Meyer-Werft, dass sie 2014 in den Bau von Yachten und Zubringerschiffe für Ölplattformen und Windenergieanlagen einsteigen will. Grund ist die Verringerung der Krisenanfälligkeit.[15] Im Juli 2014 bestellte Norwegian Cruise Line zwei weitere Schiffe der Breakaway-Plus-Klasse. Diese sollen 164.600 BRZ groß sein und 2018 und 2019 abgeliefert werden.
Die Werft plant zurzeit eine Erweiterung, wofür die Kreisstraße 158 (Rheiderlandstraße) verlegt werden soll.[16]
Am 4. August 2014 bestätigte die Werft die Übernahme eines 70-%-Anteils an dem finnischen Spezialisten für Kreuzfahrtschiffe STX Finland in Turku. Dort sollen zwei weitere Schiffe für TUI Cruises (Mein Schiff 5 und Mein Schiff 6) gebaut werden.[17] Mitte September übernahm die Meyer-Werft die Werft STX Finland in Turku. Sie wurde umbenannt in Meyer Turku Oy. TUI Cruises vereinbarte eine Option über den Bau der Schiffe Mein Schiff 7 und Mein Schiff 8 in 2018 und 2019, sie wurde im Juli 2015 in eine Festbestellung umgewandelt.
Am 15. Januar 2015 unterschrieben die Niedersächsische Landesregierung, die Geschäftsführung und Betriebsrat der Meyer Werft sowie die IG Metall Küste einen Standortsicherungsvertrag, der die derzeit 3100 Arbeitsplätze in Papenburg langfristig bis Ende 2030 sichern soll.[18] Die Werft sicherte außerdem im Vertrag zu, dass Aus- und Fortbildung sowie Forschung und Entwicklung als Kernkompetenzen im bisherigen Umfang erhalten werden. Ein weiterer Punkt des Vertrages sind weitere Investitionen in den Standort Papenburg. Das Land Niedersachsen sicherte im Gegenzug die Nutzung der Ems als funktionsfähige Bundeswasserstraße inklusive des nötigen Aufstauens für die Überführung der in Papenburg gefertigten Schiffsneubauten zu. Hierzu erarbeitete die Landesregierung gemeinsam mit den Umweltverbänden WWF, BUND und NABU den „Masterplan Ems 2050“, der die Qualität der Ems trotz weiterer Nutzung erheblich verbessern soll. Am 24. März 2015 stimmte der Kreistag des Landkreises Leer als letztes „Kommunalparlament“ dem „Masterplan Ems 2050“ zu, sodass er umgesetzt werden kann.[19]
Am 27. März 2015 unterzeichnete Carnival Corporation & plc eine Absichtserklärung für den Bau von vier neuen Schiffen, die zwischen 2019 und 2022 auf den Werften in Turku und Papenburg gebaut werden sollen. [20][21]
Im April 2015 gab die Meyer Werft bekannt, dass sie ihren 70-%-Anteil an der finnische Werft Meyer Turku Oy in Turku auf 100 % aufstockt, in dem sie den 30-%-Anteil des finnischen Staats übernimmt. Die Komplettübernahme erleichtert laut Meyer Werft die Zusammenarbeit zwischen den drei Standorten Papenburg, Rostock und Turku. In Turku sind rund 1350 Menschen beschäftigt.[22]. Im Mai 2015 bestellte Royal Caribbean ein viertes Schiff der Quantum-Klasse mit Auslieferung im Frühjahr 2019.[23]
Mitte 2015 kündigte die Meyer Werft an, den Firmensitz der Mutterholding Meyer Neptun GmbH von Rostock nach Luxemburg zu verlegen. Ziel der Verlegung ist die Verhinderung der Einrichtung eines Aufsichtsrates für das Unternehmen, was nach deutschen Recht nach der Übernahme der Werft im finnischen Turku notwendig geworden wäre. Das Unternehmen gab an, eine zusätzliche Rückkopplung mit einem Aufsichtsrat sei extrem hinderlich bei Verhandlungen über Neuaufträge. Für die Verlegung wurde die Werft sowohl von der niedersächsischen Landesregierung sowie dem Betriebsrat und der zuständigen Gewerkschaft heftig kritisiert. Sie warfen der Werft u.a. vor, sie wolle die Mitbestimmungsrechte der Arbeitnehmer beschneiden.[24] Kurze Zeit später stellte die Werft Antrag auf Kündigung des Betriebsratsvorsitzenden Ibrahim Ergin, nachdem bekannt wurde, dass er vermutlich in den Jahren 2011, 2012 und 2013 Auszubildende genötigt habe, in die Gewerkschaft einzutreten. Da der Betriebsrat der Kündigung nicht zustimmte, hat die Werftleitung vor dem Arbeitsgericht Lingen Anzeige gegen Ergin erstattet. Dadurch kam es zu Streitigkeiten zwischen Arbeitnehmervertretung und Geschäftsführung. Zur Streitschlichtung haben Werft und Betriebsrat den Wirtschaftswissenschaftler Rudolf Hickel der Universität Bremen, sowie Hans Weischedel, Direktor des Arbeitsgerichtes Pforzheim eingeschaltet.[25]
Besonderheiten
Da auf Kreuzfahrtschiffen auch Theater von großer Bedeutung sind, ist die Meyer-Werft gleichzeitig Deutschlands größter Theaterbauer. Die Meyer-Werft hat mehr und größere Theater mit wechselnden Bühnenbildern und versenkbaren Orchestergräben gebaut als jedes andere Unternehmen.
Die Meyer-Werft hat zwei der größten überdachten Trockendocks der Welt, das Baudock II ist das größte überdachte Trockendock der Welt. Durch ihre außergewöhnliche Lage an der Ems, die für fast jedes Auslaufen durch das Emssperrwerk gestaut werden muss, ziehen die etwa 36 Kilometer langen Transfers der Schiffe zum Dollart tausende Schaulustige an. Jährlich besichtigen etwa 300.000 Menschen die Werft über ihr Besucherzentrum (Bestandteil von ERIH). Das Besucherzentrum wird von der Papenburg Tourismus GmbH mit der Werft organisiert. Es werden auch häufig große Musikfestivals vor den Schiffsüberführungen, bei denen ebenfalls tausende Menschen zuschauen, durchgeführt.
Am 9. Dezember 2011 hatten unbekannte Arbeiter auf der Werft einen Wasserschaden auf der Disney Fantasy von Disney Cruise Line herbeigeführt. Auf Deck 11 und Deck 12 wurden mehrfach Feuerlöschanlagen geöffnet, wodurch Wasser in das Schiff eingedrungen ist. Durch diese Sachbeschädigung war ein erheblicher Schaden an dem Kreuzfahrtschiff entstanden, 48 Kabinen wurden dabei beschädigt.[26] Der Terminplan und die geplante Übergabe an die Reederei konnte dennoch eingehalten werden.
Am 5. März 2013 entstand auf dem Schiffsrohbau der Norwegian Getaway im Baudock II ein Brand. Als Ursache wurde ein Feuer in einem Pool-Technikraum auf Deck 15 des Schiffes festgestellt. Bei der Brandbekämpfung waren Feuerwehren aus dem kompletten Umland beteiligt. Verletzte gab es keine. Der Gesamtschaden betrug nach vorsichtiger Schätzung der Meyer-Werft unter einer halben Million Euro.[27][28]
Baustrategie
Im Jahr 2014 hatte die Meyer-Werft ihre Baustrategie optimiert. Durch die länger gewordenen Schiffe reicht der Platz im großen Baudock nicht mehr aus um genügend Blöcke montieren zu können, so dass es zu Staus in der Blockfertigung kommen würde. Auch ist das Baudock in Halle 5 zu klein, um Schiffe dieser Größe bauen zu können. Vor einem kompletten Rohbau der aktuell gebauten Schiffe, deren Länge etwa 350 Meter beträgt, verbleibt eine Restlänge im Baudock von 120 Meter. Diese verbleibende Restlänge wird seit der Anthem of the Seas zwei mal für die Fertigung eines sogenannten Schwimmteils mit einer Länge von 120 Meter genutzt. Ist das erste Schwimmteil fertig, wird dieses ausgedockt und mit dem nächsten Teil begonnen. Das zweite Schwimmteil wird dann direkt vor dem Ausdocken des fertigen Kreuzfahrtschiffes ausgedockt. Die Schwimmteile werden im Werfthafen weiter ausgebaut. Nachdem das fast fertig gestellte Kreuzfahrtschiff die Werfthalle verlassen hat, werden die Schwimmteile wieder eingedockt, zusammengefügt und um die Bug- und Hecksektionen ergänzt.
Durch diese veränderte Strategie kann die Werft im Bereich der Blockfertigung Kapazitätsspitzen und Unterbeschäftigung vermeiden. Zudem wird das kleine Baudock auch in die Fertigung von Blöcken genutzt um diese Halle wieder besser auszulasten und eine Unterbeschäftigung zu vermeiden. Zumindest für einige Stunden lassen sich so ein komplettes Kreuzfahrtschiff und die beiden 120 Meter langen Schwimmteile des nächsten Schiffes im Papenburger Werfthafen bestaunen.
Umweltaspekte
Die Lage der Meyer Werft sorgt jedoch auch für Diskussionen um die Wasserstraße Ems. Der Bau von Kreuzfahrtschiffen veränderte die Anforderungen an die Ems, so dass sie mehrmals vertieft werden musste. In enger Absprache mit der niedersächsischen Landesregierung wurde sie im Jahr 1990 auf 7,30 Meter vertieft. Die Vertiefung ermöglicht den Bau weiterer Kreuzfahrtschiffe, was wiederum die Beschäftigung auf der Meyer Werft sichert. Bei allen Vertiefungsmaßnahmen wurden Planfeststellungsverfahren durchgeführt, um die Auswirkungen zu untersuchen und Ausgleichsmaßnahmen festzulegen. Wichtiger Baustein sind dabei Renaturierungsmaßnahmen an anderer Stelle, beispielsweise der Deichvorlandflächen.
Durch das Ems-Sperrwerk in Gandersum lässt sich das Wasser auf 2,70 Meter über Normalnull aufstauen und ermöglicht so die Überführung von Schiffen mit einem Tiefgang von bis zu 8,50 Metern. Für den Bau des Sperrwerkes wurden entsprechende Ausgleichsmaßnahmen umgesetzt. Nichtsdestotrotz hat der Bau des Sperrwerks zu erheblichen Diskussionen mit den Umweltverbänden BUND, NABU und WWF Deutschland geführt. Das Land Niedersachsen hat sich verpflichtet, insgesamt neun Millionen Euro zur Verbesserung der ökologischen Gesamtsituation an der Ems zur Verfügung zu stellen. Im Sommer 2009 einigten sich die Meyer Werft und die Umweltverbände auf eine Regelung zum Thema Vogelschutz und Stauzeiten für das Ems-Sperrwerk.[29]
Bürgerinitiativen bevorzugen jedoch die Umsiedlung der Werft an einen Standort mit ausreichend tiefem Wasser. Dies würde aber Arbeitsplatz- und Kaufkraftverluste in Papenburg und Umgebung bedeuten[30], ebenso wie eine Verlagerung des mit der Werft verbundenen Tourismus.
Die Meyer Werft treibt zudem die Entwicklung an Alternativen für die bisherigen Kraftstoffe an. Das erste Schiff, das mit dem schadstoffarmen Flüssigerdgas LNG betrieben wird, wurde bereits im Jahr 2012/2013 für die niederländische Reederei Anthony Veder gebaut: der LNG-Gastanker Coral Energy.[31]
Aktueller Auftragsbestand
→ Hauptartikel: Bauliste der Meyer Werft
In der folgenden Tabelle werden die aktuellen Bauaufträge für die Meyer-Werft in Reihenfolge des geplanten Ablieferungsdatums aufgelistet. Eine Liste aller jemals auf der Meyer-Werft entstandene Schiffe befindet sich im Hauptartikel Bauliste der Meyer Werft.
Ablieferung Name Vermessung (BRT/BRZ) Auftraggeber/Eigner/Betreiber Bauwerft Bemerkungen
2016 Ovation of the Seas[32] 167.800 Vereinigte Staaten Royal Caribbean International Papenburg, Baudock 2 Kreuzfahrtschiff, 4.100 Passagiere
2016 Mein Schiff 5 99.800 Deutschland TUI Cruises Turku Kreuzfahrtschiff, 2.506 Passagiere
2016 Genting Dream (Baunummer S.711) 150.000 Hongkong Genting Hong Kong Papenburg, Baudock 2 Kreuzfahrtschiff, 4.500 Passagiere[33]
2017 49.000 Estland Tallink Turku Fährschiff, 2.800 Passagiere, LNG-Antrieb
2017 Norwegian Bliss 163.000 Vereinigte Staaten Norwegian Cruise Line Papenburg, Baudock 2 Kreuzfahrtschiff, 4.200 Passagiere
2017 Mein Schiff 6 99.800 Deutschland TUI Cruises Turku Kreuzfahrtschiff, 2.506 Passagiere
2017 Projekt „Baunummer S. 712"[34] 151.300[35] Hongkong Genting Hong Kong Papenburg, Baudock 2 Kreuzfahrtschiff, 3.300 Passagiere
2018 Norwegian Breakaway Plus-Klasse[36] 164.600[37] Vereinigte Staaten Norwegian Cruise Line Papenburg, Baudock 2 Kreuzfahrtschiff, 4.200 Passagiere
2018 Mein Schiff 7 99.800 Deutschland TUI Cruises Turku Kreuzfahrtschiff, 2.860 Passagiere
2018[38] Helios-Klasse 183.200 Deutschland AIDA Cruises Papenburg, Baudock 2 Kreuzfahrtschiff, 2.500 Kabinen / 6.600 Passagiere, LNG-Antrieb
2019 Quantum-Klasse - Baunummer S. 700 167.800 Vereinigte Staaten Royal Caribbean International Papenburg, Baudock 2 Kreuzfahrtschiff, 4.100 Passagiere
2019 Norwegian Breakaway Plus-Klasse 164.600 Vereinigte Staaten Norwegian Cruise Line Papenburg, Baudock 2 Kreuzfahrtschiff, 4.200 Passagiere
2019 Mein Schiff 8 99.800 Deutschland TUI Cruises Turku Kreuzfahrtschiff, 2.860 Passagiere
2019 Saga Cruises Neubau 1 55.900 Vereinigtes Königreich Saga Cruises Papenburg, Baudock 1 Kreuzfahrtschiff, 540 Kabinen / 1.000 Passagiere
2019 Helios-Klasse 183.200 Italien Costa Crociere Turku Kreuzfahrtschiff, 2.500 Kabinen / 6.600 Passagiere, LNG-Antrieb
2020 Helios-Klasse 183.200 Deutschland AIDA Cruises Papenburg, Baudock 2 Kreuzfahrtschiff, 2.500 Kabinen / 6.600 Passagiere, LNG-Antrieb[39]
2020 Quantum-Klasse 167.800 Vereinigte Staaten Royal Caribbean International Papenburg, Baudock 2 Kreuzfahrtschiff, 4.100 Passagiere[40]
2020 Helios-Klasse 4 183.200 Italien Costa Crociere Turku Kreuzfahrtschiff, 2.500 Kabinen / 6.600 Passagiere, LNG-Antrieb[41]
Siehe auch
Schiffbau in Ostfriesland und Papenburg
Quelle - literatur & Einzelnachweise
Geschichte der Werft
Die Meyer-Werft – offiziell als „Meyer Werft GmbH & Co. KG“ firmierend – wurde am 28. Januar 1795[4] als Holzschiffswerft gegründet. Das Unternehmen befindet sich in siebter Generation im Besitz der Familie Meyer.[5]
In Papenburg gab es bis 1920 etwa zwanzig Werften. Nur die Meyer-Werft überlebte bis ins 21. Jahrhundert – unter anderem weil das Unternehmen bereits 1872 auf Initiative von Joseph L. Meyer mit dem Bau von Stahlrumpfschiffen mit Dampfmaschinen-Antrieb begann.
Zwischen den beiden Weltkriegen baute die Werft vor allem Fischdampfer, Lotsenboote, Feuerschiffe sowie Passagierschiffe für die Küstenfahrt. Während des Zweiten Weltkrieges war die Werft vor allem mit Reparaturaufträgen beschäftigt. Für die Kriegsrüstung wurden in geringer Zahl kleinere Einheiten wie U-Jagdboote neu gebaut. Nach den Kriegen wich die Werft auch auf den Bau von Maschinen aus, wodurch sie die Nachkriegsjahre überdauern konnte. In den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts hat sich die Meyer-Werft international durch den Bau von Autofähren, Passagierfähren, RoRo-Schiffen, Containerschiffen, Tiertransportern und seit Mitte der 1980er Jahre vor allem durch den Bau von Kreuzfahrtschiffen einen Namen gemacht. Seit 1961 wurden hier auch rund 55 Gastanker hergestellt. Der erste war der Gastanker Kirsten Tholstrup mit 900 m³. Der größte auf der Meyer-Werft gebaute Tanker war die Donau mit 30.000 Kubikmetern Tankvolumen. Von 2011 bis 2013 entstand der neue LNG-Tanker Coral Energy für die niederländische Reederei Anthony Veder (Rotterdam).
Seit ihrer Gründung bis in die 1980er Jahre befand sich die Meyer-Werft in der Papenburger Stadtmitte. Vor allem durch Platzmangel aufgrund stetig wachsender Neubauten war die Werft gezwungen, ihren Sitz an den heutigen Standort im Außenhafen zu verlagern. Auf dem ehemaligen Gelände befindet sich heute das Kulturzentrum Forum Alte Werft.
1985 lief das erste Kreuzfahrtschiff der Werft vom Stapel. Die Homeric war das letzte Kreuzfahrtschiff dieser Größe, das mit einem klassischen Quer-Stapellauf zu Wasser gelassen wurde. Es war auch das einzige Schiff dieser Größe, das jemals zur Meyer-Werft zurückgekehrt ist; 1990 wurde es hier um 40 Meter auf 244 Meter verlängert.
Die folgenden Kreuzfahrtschiffe wurden in dem zur damaligen Zeit weltweit größten überdachten Baudock gebaut, das 1987 in Betrieb genommen wurde. Die Halle misst – nach einer Verlängerung um 100 Meter in den Jahren 1990/91 – heute 370 Meter in der Länge, sie ist 101,5 Meter breit und 60 Meter hoch. Das Dock in dieser Halle hat eine Länge von 358 Meter und eine Breite von 39 Meter.
Im Jahr 2000 wurde mit dem Bau einer zweiten überdachten Baudockhalle (384 Meter Länge, 125 Meter Breite und 75 Meter Höhe) begonnen. Innerhalb der im Jahr 2002 fertiggestellten zweiten Halle misst das Dock 362 × 45 Meter. Ebenfalls wurden neue Vorfertigungshallen errichtet, in denen vor allem Laserschweißtechnik eingesetzt wird. Anfang Dezember 2007 begannen die Bauarbeiten für die Verlängerung der zweiten Halle um 120 Meter.[6] Mit 504 Meter Länge ist diese Halle seitdem das weltweit größte überdachte Baudock. Die symbolische Grundsteinlegung erfolgte am 18. Januar 2008 durch Werft-Chef Bernard Meyer sowie den damaligen Ministerpräsidenten Niedersachsens, Christian Wulff. In seiner Rede zur Grundsteinlegung betonte Meyer die weitere Ausrichtung des Unternehmens auf den Standort Papenburg und nahm konkret Bezug auf die aktuelle Diskussion bei Nokia in Bochum. Weiterhin kündigte er an, im Sommer 2008 hundert neue Auszubildende und im Winter 2008 nach der Fertigstellung der Verlängerung 100 neue Arbeitskräfte einzustellen. Am 31. August 2008 wurde das 2000 Tonnen schwere Dach für die Erweiterung der Bauhalle in die neue Position gehoben.[7]
1997 übernahm die Werft die im Jahr 1850 als „Maschinenbauanstalt und Schiffswerft“ gegründete Neptun-Werft in Rostock.
Die Meyer-Werft hatte 2007 etwa 3100 Beschäftigte. Das Durchschnittsalter der Beschäftigten lag bei 38 Jahren, die eine durchschnittliche Betriebszugehörigkeit von 13 Jahren hatten.[8] Zusammen mit den zahlreichen Beschäftigten in den Zulieferbetrieben ist das Unternehmen ein äußerst wichtiger Wirtschaftsfaktor im nördlichen Emsland und südlichen Ostfriesland. Die wirtschaftliche Bedeutung für Niedersachsen und Deutschland hatte das Niedersächsische Institut für Wirtschaftsforschung 2010 wissenschaftlich untersucht.
Von 2007 bis 2013 wurden sieben Clubschiffe der Sphinx-Klasse für AIDA Cruises gebaut. Im September 2008 wurde das Schiff Celebrity Solstice, das erste von fünf neuen Schiffen für Celebrity Cruises, ausgeliefert. Mit der Solstice-Baureihe (122.000 BRZ) hat die Meyer-Werft erstmals die 100.000-BRZ-Marke überschritten. Ein weiterer Auftrag vom April 2007 umfasst zwei Schiffe für die Disney Cruise Line, wobei auch das erste Schiff dieses Auftrags mit 124.000 BRZ wieder den Titel „größtes bisher in Deutschland gebautes Kreuzfahrtschiff“ trägt. Im Oktober 2010 gab die Werft den Vertragsschluss für zwei neue Schiffe der Norwegian Cruise Line bekannt. Mit ~146.000 BRZ galten die Schiffe erneut als größte je in Deutschland gebaute Passagierschiffe.[9]
Im Februar 2011 wurde ein Vertrag mit Royal Caribbean Cruises für ein weiteres Kreuzfahrtschiff mit Ablieferung im Herbst 2014 und eine Option auf ein Weiteres im Frühling 2015 unterzeichnet. Die Option wurde inzwischen in eine Festbestellung umgewandelt und um eine weitere Bestellung mit Auslieferung Sommer 2016 ergänzt.[10] Die Schiffe sind mit 167.800 BRZ vermessen und sind damit nochmals größer als die Bauten für NCL.[11]
Im Mai 2011 feierte die Werft das 25-jährige Bestehen des eigenen Kreuzfahrtschiffbaus.[12] Ende 2011 vereinbarten Werft und die Gewerkschaft IG Metall einen neuen Zukunftstarifvertrag mit einer Beschäftigungsgarantie bis Sommer 2016 und 100 neue Jobs.
Im Oktober 2012 tätigte Norwegian Cruise Line eine weitere Bestellung einer erweiterten Breakaway-Plus-Klasse mit Auslieferung im Herbst 2015. Diese Schiffe werden 163.000 BRZ groß sein. Ein weiteres Schiff wurde für eine Ablieferung 2017 bestellt.[13]
Im Oktober 2013 konnte ein Auftrag mit Star Cruises für ein neues 150.000 BRZ großes Kreuzfahrtschiff für den asiatischen Markt geschlossen werden. Anfang Februar 2014 bestellte Star Cruises einen weiteren Neubau bei der Meyer-Werft. Es wird ein baugleiches Schwesterschiff zu dem bereits bestellten Neubau und soll im Herbst 2017 abgeliefert werden.[14]
Am 10. Juni 2014 bestätigte die Meyer-Werft, dass sie 2014 in den Bau von Yachten und Zubringerschiffe für Ölplattformen und Windenergieanlagen einsteigen will. Grund ist die Verringerung der Krisenanfälligkeit.[15] Im Juli 2014 bestellte Norwegian Cruise Line zwei weitere Schiffe der Breakaway-Plus-Klasse. Diese sollen 164.600 BRZ groß sein und 2018 und 2019 abgeliefert werden.
Die Werft plant zurzeit eine Erweiterung, wofür die Kreisstraße 158 (Rheiderlandstraße) verlegt werden soll.[16]
Am 4. August 2014 bestätigte die Werft die Übernahme eines 70-%-Anteils an dem finnischen Spezialisten für Kreuzfahrtschiffe STX Finland in Turku. Dort sollen zwei weitere Schiffe für TUI Cruises (Mein Schiff 5 und Mein Schiff 6) gebaut werden.[17] Mitte September übernahm die Meyer-Werft die Werft STX Finland in Turku. Sie wurde umbenannt in Meyer Turku Oy. TUI Cruises vereinbarte eine Option über den Bau der Schiffe Mein Schiff 7 und Mein Schiff 8 in 2018 und 2019, sie wurde im Juli 2015 in eine Festbestellung umgewandelt.
Am 15. Januar 2015 unterschrieben die Niedersächsische Landesregierung, die Geschäftsführung und Betriebsrat der Meyer Werft sowie die IG Metall Küste einen Standortsicherungsvertrag, der die derzeit 3100 Arbeitsplätze in Papenburg langfristig bis Ende 2030 sichern soll.[18] Die Werft sicherte außerdem im Vertrag zu, dass Aus- und Fortbildung sowie Forschung und Entwicklung als Kernkompetenzen im bisherigen Umfang erhalten werden. Ein weiterer Punkt des Vertrages sind weitere Investitionen in den Standort Papenburg. Das Land Niedersachsen sicherte im Gegenzug die Nutzung der Ems als funktionsfähige Bundeswasserstraße inklusive des nötigen Aufstauens für die Überführung der in Papenburg gefertigten Schiffsneubauten zu. Hierzu erarbeitete die Landesregierung gemeinsam mit den Umweltverbänden WWF, BUND und NABU den „Masterplan Ems 2050“, der die Qualität der Ems trotz weiterer Nutzung erheblich verbessern soll. Am 24. März 2015 stimmte der Kreistag des Landkreises Leer als letztes „Kommunalparlament“ dem „Masterplan Ems 2050“ zu, sodass er umgesetzt werden kann.[19]
Am 27. März 2015 unterzeichnete Carnival Corporation & plc eine Absichtserklärung für den Bau von vier neuen Schiffen, die zwischen 2019 und 2022 auf den Werften in Turku und Papenburg gebaut werden sollen. [20][21]
Im April 2015 gab die Meyer Werft bekannt, dass sie ihren 70-%-Anteil an der finnische Werft Meyer Turku Oy in Turku auf 100 % aufstockt, in dem sie den 30-%-Anteil des finnischen Staats übernimmt. Die Komplettübernahme erleichtert laut Meyer Werft die Zusammenarbeit zwischen den drei Standorten Papenburg, Rostock und Turku. In Turku sind rund 1350 Menschen beschäftigt.[22]. Im Mai 2015 bestellte Royal Caribbean ein viertes Schiff der Quantum-Klasse mit Auslieferung im Frühjahr 2019.[23]
Mitte 2015 kündigte die Meyer Werft an, den Firmensitz der Mutterholding Meyer Neptun GmbH von Rostock nach Luxemburg zu verlegen. Ziel der Verlegung ist die Verhinderung der Einrichtung eines Aufsichtsrates für das Unternehmen, was nach deutschen Recht nach der Übernahme der Werft im finnischen Turku notwendig geworden wäre. Das Unternehmen gab an, eine zusätzliche Rückkopplung mit einem Aufsichtsrat sei extrem hinderlich bei Verhandlungen über Neuaufträge. Für die Verlegung wurde die Werft sowohl von der niedersächsischen Landesregierung sowie dem Betriebsrat und der zuständigen Gewerkschaft heftig kritisiert. Sie warfen der Werft u.a. vor, sie wolle die Mitbestimmungsrechte der Arbeitnehmer beschneiden.[24] Kurze Zeit später stellte die Werft Antrag auf Kündigung des Betriebsratsvorsitzenden Ibrahim Ergin, nachdem bekannt wurde, dass er vermutlich in den Jahren 2011, 2012 und 2013 Auszubildende genötigt habe, in die Gewerkschaft einzutreten. Da der Betriebsrat der Kündigung nicht zustimmte, hat die Werftleitung vor dem Arbeitsgericht Lingen Anzeige gegen Ergin erstattet. Dadurch kam es zu Streitigkeiten zwischen Arbeitnehmervertretung und Geschäftsführung. Zur Streitschlichtung haben Werft und Betriebsrat den Wirtschaftswissenschaftler Rudolf Hickel der Universität Bremen, sowie Hans Weischedel, Direktor des Arbeitsgerichtes Pforzheim eingeschaltet.[25]
Besonderheiten
Da auf Kreuzfahrtschiffen auch Theater von großer Bedeutung sind, ist die Meyer-Werft gleichzeitig Deutschlands größter Theaterbauer. Die Meyer-Werft hat mehr und größere Theater mit wechselnden Bühnenbildern und versenkbaren Orchestergräben gebaut als jedes andere Unternehmen.
Die Meyer-Werft hat zwei der größten überdachten Trockendocks der Welt, das Baudock II ist das größte überdachte Trockendock der Welt. Durch ihre außergewöhnliche Lage an der Ems, die für fast jedes Auslaufen durch das Emssperrwerk gestaut werden muss, ziehen die etwa 36 Kilometer langen Transfers der Schiffe zum Dollart tausende Schaulustige an. Jährlich besichtigen etwa 300.000 Menschen die Werft über ihr Besucherzentrum (Bestandteil von ERIH). Das Besucherzentrum wird von der Papenburg Tourismus GmbH mit der Werft organisiert. Es werden auch häufig große Musikfestivals vor den Schiffsüberführungen, bei denen ebenfalls tausende Menschen zuschauen, durchgeführt.
Am 9. Dezember 2011 hatten unbekannte Arbeiter auf der Werft einen Wasserschaden auf der Disney Fantasy von Disney Cruise Line herbeigeführt. Auf Deck 11 und Deck 12 wurden mehrfach Feuerlöschanlagen geöffnet, wodurch Wasser in das Schiff eingedrungen ist. Durch diese Sachbeschädigung war ein erheblicher Schaden an dem Kreuzfahrtschiff entstanden, 48 Kabinen wurden dabei beschädigt.[26] Der Terminplan und die geplante Übergabe an die Reederei konnte dennoch eingehalten werden.
Am 5. März 2013 entstand auf dem Schiffsrohbau der Norwegian Getaway im Baudock II ein Brand. Als Ursache wurde ein Feuer in einem Pool-Technikraum auf Deck 15 des Schiffes festgestellt. Bei der Brandbekämpfung waren Feuerwehren aus dem kompletten Umland beteiligt. Verletzte gab es keine. Der Gesamtschaden betrug nach vorsichtiger Schätzung der Meyer-Werft unter einer halben Million Euro.[27][28]
Baustrategie
Im Jahr 2014 hatte die Meyer-Werft ihre Baustrategie optimiert. Durch die länger gewordenen Schiffe reicht der Platz im großen Baudock nicht mehr aus um genügend Blöcke montieren zu können, so dass es zu Staus in der Blockfertigung kommen würde. Auch ist das Baudock in Halle 5 zu klein, um Schiffe dieser Größe bauen zu können. Vor einem kompletten Rohbau der aktuell gebauten Schiffe, deren Länge etwa 350 Meter beträgt, verbleibt eine Restlänge im Baudock von 120 Meter. Diese verbleibende Restlänge wird seit der Anthem of the Seas zwei mal für die Fertigung eines sogenannten Schwimmteils mit einer Länge von 120 Meter genutzt. Ist das erste Schwimmteil fertig, wird dieses ausgedockt und mit dem nächsten Teil begonnen. Das zweite Schwimmteil wird dann direkt vor dem Ausdocken des fertigen Kreuzfahrtschiffes ausgedockt. Die Schwimmteile werden im Werfthafen weiter ausgebaut. Nachdem das fast fertig gestellte Kreuzfahrtschiff die Werfthalle verlassen hat, werden die Schwimmteile wieder eingedockt, zusammengefügt und um die Bug- und Hecksektionen ergänzt.
Durch diese veränderte Strategie kann die Werft im Bereich der Blockfertigung Kapazitätsspitzen und Unterbeschäftigung vermeiden. Zudem wird das kleine Baudock auch in die Fertigung von Blöcken genutzt um diese Halle wieder besser auszulasten und eine Unterbeschäftigung zu vermeiden. Zumindest für einige Stunden lassen sich so ein komplettes Kreuzfahrtschiff und die beiden 120 Meter langen Schwimmteile des nächsten Schiffes im Papenburger Werfthafen bestaunen.
Umweltaspekte
Die Lage der Meyer Werft sorgt jedoch auch für Diskussionen um die Wasserstraße Ems. Der Bau von Kreuzfahrtschiffen veränderte die Anforderungen an die Ems, so dass sie mehrmals vertieft werden musste. In enger Absprache mit der niedersächsischen Landesregierung wurde sie im Jahr 1990 auf 7,30 Meter vertieft. Die Vertiefung ermöglicht den Bau weiterer Kreuzfahrtschiffe, was wiederum die Beschäftigung auf der Meyer Werft sichert. Bei allen Vertiefungsmaßnahmen wurden Planfeststellungsverfahren durchgeführt, um die Auswirkungen zu untersuchen und Ausgleichsmaßnahmen festzulegen. Wichtiger Baustein sind dabei Renaturierungsmaßnahmen an anderer Stelle, beispielsweise der Deichvorlandflächen.
Durch das Ems-Sperrwerk in Gandersum lässt sich das Wasser auf 2,70 Meter über Normalnull aufstauen und ermöglicht so die Überführung von Schiffen mit einem Tiefgang von bis zu 8,50 Metern. Für den Bau des Sperrwerkes wurden entsprechende Ausgleichsmaßnahmen umgesetzt. Nichtsdestotrotz hat der Bau des Sperrwerks zu erheblichen Diskussionen mit den Umweltverbänden BUND, NABU und WWF Deutschland geführt. Das Land Niedersachsen hat sich verpflichtet, insgesamt neun Millionen Euro zur Verbesserung der ökologischen Gesamtsituation an der Ems zur Verfügung zu stellen. Im Sommer 2009 einigten sich die Meyer Werft und die Umweltverbände auf eine Regelung zum Thema Vogelschutz und Stauzeiten für das Ems-Sperrwerk.[29]
Bürgerinitiativen bevorzugen jedoch die Umsiedlung der Werft an einen Standort mit ausreichend tiefem Wasser. Dies würde aber Arbeitsplatz- und Kaufkraftverluste in Papenburg und Umgebung bedeuten[30], ebenso wie eine Verlagerung des mit der Werft verbundenen Tourismus.
Die Meyer Werft treibt zudem die Entwicklung an Alternativen für die bisherigen Kraftstoffe an. Das erste Schiff, das mit dem schadstoffarmen Flüssigerdgas LNG betrieben wird, wurde bereits im Jahr 2012/2013 für die niederländische Reederei Anthony Veder gebaut: der LNG-Gastanker Coral Energy.[31]
Aktueller Auftragsbestand
→ Hauptartikel: Bauliste der Meyer Werft
In der folgenden Tabelle werden die aktuellen Bauaufträge für die Meyer-Werft in Reihenfolge des geplanten Ablieferungsdatums aufgelistet. Eine Liste aller jemals auf der Meyer-Werft entstandene Schiffe befindet sich im Hauptartikel Bauliste der Meyer Werft.
Ablieferung Name Vermessung (BRT/BRZ) Auftraggeber/Eigner/Betreiber Bauwerft Bemerkungen
2016 Ovation of the Seas[32] 167.800 Vereinigte Staaten Royal Caribbean International Papenburg, Baudock 2 Kreuzfahrtschiff, 4.100 Passagiere
2016 Mein Schiff 5 99.800 Deutschland TUI Cruises Turku Kreuzfahrtschiff, 2.506 Passagiere
2016 Genting Dream (Baunummer S.711) 150.000 Hongkong Genting Hong Kong Papenburg, Baudock 2 Kreuzfahrtschiff, 4.500 Passagiere[33]
2017 49.000 Estland Tallink Turku Fährschiff, 2.800 Passagiere, LNG-Antrieb
2017 Norwegian Bliss 163.000 Vereinigte Staaten Norwegian Cruise Line Papenburg, Baudock 2 Kreuzfahrtschiff, 4.200 Passagiere
2017 Mein Schiff 6 99.800 Deutschland TUI Cruises Turku Kreuzfahrtschiff, 2.506 Passagiere
2017 Projekt „Baunummer S. 712"[34] 151.300[35] Hongkong Genting Hong Kong Papenburg, Baudock 2 Kreuzfahrtschiff, 3.300 Passagiere
2018 Norwegian Breakaway Plus-Klasse[36] 164.600[37] Vereinigte Staaten Norwegian Cruise Line Papenburg, Baudock 2 Kreuzfahrtschiff, 4.200 Passagiere
2018 Mein Schiff 7 99.800 Deutschland TUI Cruises Turku Kreuzfahrtschiff, 2.860 Passagiere
2018[38] Helios-Klasse 183.200 Deutschland AIDA Cruises Papenburg, Baudock 2 Kreuzfahrtschiff, 2.500 Kabinen / 6.600 Passagiere, LNG-Antrieb
2019 Quantum-Klasse - Baunummer S. 700 167.800 Vereinigte Staaten Royal Caribbean International Papenburg, Baudock 2 Kreuzfahrtschiff, 4.100 Passagiere
2019 Norwegian Breakaway Plus-Klasse 164.600 Vereinigte Staaten Norwegian Cruise Line Papenburg, Baudock 2 Kreuzfahrtschiff, 4.200 Passagiere
2019 Mein Schiff 8 99.800 Deutschland TUI Cruises Turku Kreuzfahrtschiff, 2.860 Passagiere
2019 Saga Cruises Neubau 1 55.900 Vereinigtes Königreich Saga Cruises Papenburg, Baudock 1 Kreuzfahrtschiff, 540 Kabinen / 1.000 Passagiere
2019 Helios-Klasse 183.200 Italien Costa Crociere Turku Kreuzfahrtschiff, 2.500 Kabinen / 6.600 Passagiere, LNG-Antrieb
2020 Helios-Klasse 183.200 Deutschland AIDA Cruises Papenburg, Baudock 2 Kreuzfahrtschiff, 2.500 Kabinen / 6.600 Passagiere, LNG-Antrieb[39]
2020 Quantum-Klasse 167.800 Vereinigte Staaten Royal Caribbean International Papenburg, Baudock 2 Kreuzfahrtschiff, 4.100 Passagiere[40]
2020 Helios-Klasse 4 183.200 Italien Costa Crociere Turku Kreuzfahrtschiff, 2.500 Kabinen / 6.600 Passagiere, LNG-Antrieb[41]
Siehe auch
Schiffbau in Ostfriesland und Papenburg
Quelle - literatur & Einzelnachweise
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