Das Konzentrationslager Wöbbelin
Seite 1 von 1
Das Konzentrationslager Wöbbelin
Das Konzentrationslager Wöbbelin war das zuletzt eingerichtete Außenlager des Konzentrationslagers Neuengamme. Ab Mitte April diente es als Auffanglager für Evakuierungstransporte aus aufgelösten Konzentrationslagern, zumeist aus anderen Außenlagern des KZ Neuengamme. Dieses Konzentrationslager befand sich zwischen Ludwigslust und Wöbbelin und existierte zehn Wochen – vom 12. Februar 1945 bis zum 2. Mai 1945.
Das Lager Wöbbelin nach der Befreiung durch amerikanische Soldaten, 5. Mai 1945 (Quelle: USHMM Washington)
Das kleinere Holzbarackenlager Reiherhorst nach der Befreiung, Mai 1945 (Quelle: USHMM Washington)
Vorgeschichte und Aufbau
Bereits im Herbst 1944 errichteten Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene ein kleines Holzbarackenlager 2,5 km südlich von Wöbbelin. Unter Leitung der Organisation Todt und mit Unterstützung von Firmen aus der Umgebung begann der Bau eines neuen Steinbarackenlagers[1]. Groß Laascher Bauern wurden zu diesem Zweck enteignet, Waldgebiete gerodet und Wachtürme aufgestellt. Von der Eisenbahnstrecke Ludwigslust-Schwerin führte in Höhe des Stellwerkes Wöbbelin ein Anschlussgleis auf die Baustelle.
In 500 m Entfernung vom sogenannten Holzbarackenlager „Reiherhorst“ wurde an der Straße zwischen Wöbbelin und Ludwigslust ein neues Lager für amerikanische und britische Kriegsgefangene errichtet. Das "STALAG Luft IV" aus Groß Tychow bei Swinemünde sollte hierhin evakuiert werden. Zur Unterstützung des Bauvorhabens wurden am 12. Februar 1945 die ersten 500 Häftlinge aus dem KZ Neuengamme nach Wöbbelin deportiert. Sie trafen in der Nacht vom 14./15. Februar 1945 im Holzbarackenlager „Reiherhorst“ ein. Am 27. Februar und 23. März 1945 folgten zwei weitere Transporte mit insgesamt 205 Häftlingen, die ebenfalls beim Aufbau des neuen Lagers eingesetzt wurden[2].
Betrieb
Als die Alliierten in Deutschland immer weiter vorrückten, wurden viele Konzentrationslager vor der Front evakuiert. Da das Holzbarackenlager „Reiherhorst“ überfüllt war, fiel am 15. April die Entscheidung, das noch im Bau befindliche Steinbarackenlager als Auffanglager zu nutzen. Zwischen dem 13. und 26. April 1945 trafen fünf weitere Transporte mit mehr als 4000 Häftlingen aus verschiedenen Konzentrationslagern ein. Hauptsächlich waren es KZ-Häftlinge aus anderen Außenlagern des KZ Neuengamme[3].
Wie viele Bauten das Steinbarackenlager Wöbbelin umfasste, ist nicht mehr sicher festzustellen. Nach Interpretation von Luftbildaufnahmen sowie historischen Fotos und Filmaufnahmen besteht es aus mehreren unterteilten Lagerbereichen mit Unterkunftsbaracken, Küchen- und Sanitärtrakt. Allerdings gab es nur eine Wasserpumpe, in den Baracken war kein Wasseranschluss vorhanden.
Existenzbedingungen
In den zehn Wochen des Bestehens des Konzentrationslagers Wöbbelin starben mehr als 1000 der insgesamt 5000 Häftlinge aus über 25 Nationen an den Folgen von Misshandlungen, Erschöpfung und Hunger.
Nachdem Wöbbelin ab April 1945 als Auffanglager diente, verwandelte es sich bald zu einem Sterbelager. Die SS tötete primär nicht durch Gewalt, sondern überließ die Gefangenen dem Tod durch Verhungern, Krankheit und Entkräftung, ein Vorgehen, das Wolfgang Sofsky in Die Ordnung des Terrors als „indirekte Massenvernichtung“ bezeichnete.
Als am 15. April 1945 mehr als 2500 KZ-Häftlinge nach tagelangen Transporten, oft ohne ausreichende Verpflegung, völlig entkräftet ankamen, war die Lagerorganisation nicht darauf eingestellt.
Die Verpflegung bestand aus einer Tagesration von einem Kilogramm Brot für zehn Gefangene und einem halben Liter Suppe. Die Überlebenden berichteten, wie wichtig das Wasser der einzigen Pumpe zum Überleben war. Der Hunger führte in Wöbbelin zu Kannibalismus-Fällen.
Da die Unterkunftsbaracken zum Teil nicht über das Rohbau-Stadium hinausgekommen waren, mussten die Häftlinge auf dem Sandfußboden und provisorisch aus Baumstämmen gebauten Bettgestellen schlafen. Die als Sanitärtrakt (Waschraum und Latrine) vorgesehene Baracke diente zur Aufbewahrung der Leichen, bis diese in Massengräbern hinter der Bahnlinie verscharrt wurden. Im Krankenrevier gab es keinerlei medizinische Versorgung, z.B. wurde die Papierverpackung des Zements als Verbandsmaterial genutzt[4].
Ende April 1945 starben täglich zwischen 5 und 40 Menschen. Diese wurden nicht mehr begraben. Am 3. Mai 1945 fanden die amerikanischen Soldaten mehr als 500 Leichen in der "Waschbaracke" wie „Holz gestapelt“, zwischen den Baracken und in Gruben dahinter verscharrt[5].
Die verschiedenen Häftlingsgruppen wurden wie in allen Konzentrationslagern durch farbige Stoffdreiecke (Winkel) und Häftlingsnummern gekennzeichnet, die sich die Gefangenen auf die linke Brustseite der Jacke und das rechte Hosenbein zu nähen hatten. So stand der rote Winkel für „Schutzhaftgefangene“, Grün für „Vorbeugehäftlinge“ und „Sicherungsverwahrte“, Braun anfangs für „Zigeuner“, Schwarz für so titulierte „Asoziale“ und später ebenfalls für die Sinti und Roma, Violett für Zeugen Jehovas und Rosa für Homosexuelle. Jüdische Häftlinge erhielten zudem einen gelben Winkel, der zusammen mit dem Dreieck der Häftlingskategorie den Davidstern ergab. Mit dieser Kennzeichnung werden die rassistischen Vorurteile der nationalsozialistischen Ideologie zum Ausdruck gebracht. Durch die verschmutzte Kleidung waren die Kennzeichnungen aber nach kurzer Zeit kaum noch zu erkennen. Nur im Vernichtungslager Auschwitz wurden die Häftlingsnummern auf den Körper tätowiert.
Im KZ Wöbbelin wurden keine neuen Häftlingsnummern mehr vergeben.
Lagerführung und Wachmannschaften
Für die Errichtung des neuen Kriegsgefangenenlagers war die Bauleitung Wöbbelin, Organisation Todt im Bereich der O.T. Einsatzgruppe II zuständig. Bis Mitte April 1945 war ein Bewachungskommando mit ca. 100 Mann unter Leitung eines Leutnants der Wehrmacht vor Ort. Die Wachleute waren meist ältere, nicht mehr fronttaugliche Männer. Außerdem blieb jeweils ein Teil der SS-Mannschaften, die die Transporte in das KZ Wöbbelin begleitet hatten, als Wachpersonal im Konzentrationslager. Unter ihnen befanden sich zahlreiche Angehörige der Wehrmacht, vor allem der Luftwaffe.
Am 20. April 1945 übernahmen Angehörige der Kommandantur aus dem bereits aufgelösten KZ Stutthof die Leitung. Allerdings traten sie im KZ Wöbbelin kaum mehr in Erscheinung. Verwaltungsstrukturen wie in anderen Außenlagern bildeten sich nicht mehr heraus.
Lagerkommandant war der vormalige Lagerführer von Stutthof, SS-Sturmbannführer Paul Werner Hoppe. Adjutant war SS-Hauptsturmführer Theodor Traugott Meyer, der Hoppe bereits in Stutthof als Adjutant gedient hatte. SS-Obersturmführer Engelbert Raimund Sylvester von Bonin war der Verwaltungsführer, auch er hatte diese Funktion bereits in Stutthof innegehabt[6].
Weiteres dazu im Link:
https://de.wikipedia.org/wiki/KZ_W%C3%B6bbelin
Das Lager Wöbbelin nach der Befreiung durch amerikanische Soldaten, 5. Mai 1945 (Quelle: USHMM Washington)
Das kleinere Holzbarackenlager Reiherhorst nach der Befreiung, Mai 1945 (Quelle: USHMM Washington)
Vorgeschichte und Aufbau
Bereits im Herbst 1944 errichteten Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene ein kleines Holzbarackenlager 2,5 km südlich von Wöbbelin. Unter Leitung der Organisation Todt und mit Unterstützung von Firmen aus der Umgebung begann der Bau eines neuen Steinbarackenlagers[1]. Groß Laascher Bauern wurden zu diesem Zweck enteignet, Waldgebiete gerodet und Wachtürme aufgestellt. Von der Eisenbahnstrecke Ludwigslust-Schwerin führte in Höhe des Stellwerkes Wöbbelin ein Anschlussgleis auf die Baustelle.
In 500 m Entfernung vom sogenannten Holzbarackenlager „Reiherhorst“ wurde an der Straße zwischen Wöbbelin und Ludwigslust ein neues Lager für amerikanische und britische Kriegsgefangene errichtet. Das "STALAG Luft IV" aus Groß Tychow bei Swinemünde sollte hierhin evakuiert werden. Zur Unterstützung des Bauvorhabens wurden am 12. Februar 1945 die ersten 500 Häftlinge aus dem KZ Neuengamme nach Wöbbelin deportiert. Sie trafen in der Nacht vom 14./15. Februar 1945 im Holzbarackenlager „Reiherhorst“ ein. Am 27. Februar und 23. März 1945 folgten zwei weitere Transporte mit insgesamt 205 Häftlingen, die ebenfalls beim Aufbau des neuen Lagers eingesetzt wurden[2].
Betrieb
Als die Alliierten in Deutschland immer weiter vorrückten, wurden viele Konzentrationslager vor der Front evakuiert. Da das Holzbarackenlager „Reiherhorst“ überfüllt war, fiel am 15. April die Entscheidung, das noch im Bau befindliche Steinbarackenlager als Auffanglager zu nutzen. Zwischen dem 13. und 26. April 1945 trafen fünf weitere Transporte mit mehr als 4000 Häftlingen aus verschiedenen Konzentrationslagern ein. Hauptsächlich waren es KZ-Häftlinge aus anderen Außenlagern des KZ Neuengamme[3].
Wie viele Bauten das Steinbarackenlager Wöbbelin umfasste, ist nicht mehr sicher festzustellen. Nach Interpretation von Luftbildaufnahmen sowie historischen Fotos und Filmaufnahmen besteht es aus mehreren unterteilten Lagerbereichen mit Unterkunftsbaracken, Küchen- und Sanitärtrakt. Allerdings gab es nur eine Wasserpumpe, in den Baracken war kein Wasseranschluss vorhanden.
Existenzbedingungen
In den zehn Wochen des Bestehens des Konzentrationslagers Wöbbelin starben mehr als 1000 der insgesamt 5000 Häftlinge aus über 25 Nationen an den Folgen von Misshandlungen, Erschöpfung und Hunger.
Nachdem Wöbbelin ab April 1945 als Auffanglager diente, verwandelte es sich bald zu einem Sterbelager. Die SS tötete primär nicht durch Gewalt, sondern überließ die Gefangenen dem Tod durch Verhungern, Krankheit und Entkräftung, ein Vorgehen, das Wolfgang Sofsky in Die Ordnung des Terrors als „indirekte Massenvernichtung“ bezeichnete.
Als am 15. April 1945 mehr als 2500 KZ-Häftlinge nach tagelangen Transporten, oft ohne ausreichende Verpflegung, völlig entkräftet ankamen, war die Lagerorganisation nicht darauf eingestellt.
Die Verpflegung bestand aus einer Tagesration von einem Kilogramm Brot für zehn Gefangene und einem halben Liter Suppe. Die Überlebenden berichteten, wie wichtig das Wasser der einzigen Pumpe zum Überleben war. Der Hunger führte in Wöbbelin zu Kannibalismus-Fällen.
Da die Unterkunftsbaracken zum Teil nicht über das Rohbau-Stadium hinausgekommen waren, mussten die Häftlinge auf dem Sandfußboden und provisorisch aus Baumstämmen gebauten Bettgestellen schlafen. Die als Sanitärtrakt (Waschraum und Latrine) vorgesehene Baracke diente zur Aufbewahrung der Leichen, bis diese in Massengräbern hinter der Bahnlinie verscharrt wurden. Im Krankenrevier gab es keinerlei medizinische Versorgung, z.B. wurde die Papierverpackung des Zements als Verbandsmaterial genutzt[4].
Ende April 1945 starben täglich zwischen 5 und 40 Menschen. Diese wurden nicht mehr begraben. Am 3. Mai 1945 fanden die amerikanischen Soldaten mehr als 500 Leichen in der "Waschbaracke" wie „Holz gestapelt“, zwischen den Baracken und in Gruben dahinter verscharrt[5].
Die verschiedenen Häftlingsgruppen wurden wie in allen Konzentrationslagern durch farbige Stoffdreiecke (Winkel) und Häftlingsnummern gekennzeichnet, die sich die Gefangenen auf die linke Brustseite der Jacke und das rechte Hosenbein zu nähen hatten. So stand der rote Winkel für „Schutzhaftgefangene“, Grün für „Vorbeugehäftlinge“ und „Sicherungsverwahrte“, Braun anfangs für „Zigeuner“, Schwarz für so titulierte „Asoziale“ und später ebenfalls für die Sinti und Roma, Violett für Zeugen Jehovas und Rosa für Homosexuelle. Jüdische Häftlinge erhielten zudem einen gelben Winkel, der zusammen mit dem Dreieck der Häftlingskategorie den Davidstern ergab. Mit dieser Kennzeichnung werden die rassistischen Vorurteile der nationalsozialistischen Ideologie zum Ausdruck gebracht. Durch die verschmutzte Kleidung waren die Kennzeichnungen aber nach kurzer Zeit kaum noch zu erkennen. Nur im Vernichtungslager Auschwitz wurden die Häftlingsnummern auf den Körper tätowiert.
Im KZ Wöbbelin wurden keine neuen Häftlingsnummern mehr vergeben.
Lagerführung und Wachmannschaften
Für die Errichtung des neuen Kriegsgefangenenlagers war die Bauleitung Wöbbelin, Organisation Todt im Bereich der O.T. Einsatzgruppe II zuständig. Bis Mitte April 1945 war ein Bewachungskommando mit ca. 100 Mann unter Leitung eines Leutnants der Wehrmacht vor Ort. Die Wachleute waren meist ältere, nicht mehr fronttaugliche Männer. Außerdem blieb jeweils ein Teil der SS-Mannschaften, die die Transporte in das KZ Wöbbelin begleitet hatten, als Wachpersonal im Konzentrationslager. Unter ihnen befanden sich zahlreiche Angehörige der Wehrmacht, vor allem der Luftwaffe.
Am 20. April 1945 übernahmen Angehörige der Kommandantur aus dem bereits aufgelösten KZ Stutthof die Leitung. Allerdings traten sie im KZ Wöbbelin kaum mehr in Erscheinung. Verwaltungsstrukturen wie in anderen Außenlagern bildeten sich nicht mehr heraus.
Lagerkommandant war der vormalige Lagerführer von Stutthof, SS-Sturmbannführer Paul Werner Hoppe. Adjutant war SS-Hauptsturmführer Theodor Traugott Meyer, der Hoppe bereits in Stutthof als Adjutant gedient hatte. SS-Obersturmführer Engelbert Raimund Sylvester von Bonin war der Verwaltungsführer, auch er hatte diese Funktion bereits in Stutthof innegehabt[6].
Weiteres dazu im Link:
https://de.wikipedia.org/wiki/KZ_W%C3%B6bbelin
checker- Moderator
- Anzahl der Beiträge : 49603
Anmeldedatum : 03.04.11
Ort : Braunschweig
Ähnliche Themen
» Das Konzentrationslager Auschwitz III oder Konzentrationslager Monowitz
» Das Konzentrationslager Eutin
» Das Konzentrationslager Mauthausen
» Das Konzentrationslager Eutin
» Das Konzentrationslager Mauthausen
Seite 1 von 1
Befugnisse in diesem Forum
Sie können in diesem Forum nicht antworten
Gestern um 3:20 am von Heiliger Hotze
» Halflives
Gestern um 3:18 am von Heiliger Hotze
» Kupfergold
Gestern um 3:15 am von Heiliger Hotze
» Whitesnake
Gestern um 3:13 am von Heiliger Hotze
» ( ENGELSEIN ) ENGELHAI
Gestern um 3:11 am von Heiliger Hotze
» MALIGNANT TUMOUR
Gestern um 3:04 am von Heiliger Hotze
» - LEEAAV -
Gestern um 3:02 am von Heiliger Hotze
» (( ifa ))
Gestern um 3:00 am von Heiliger Hotze
» AOP Records
Gestern um 2:57 am von Heiliger Hotze