Kirche allgemein
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Wer sind die Legionäre Christi
Die Legionäre Christi, Ordenskürzel: LC, sind eine römisch-katholische Kongregation päpstlichen Rechts von Priestern und Brüdern, die 1941 von dem Seminaristen Marcial Maciel (1920–2008) in Mexiko gegründet wurde und die vorwiegend in der Kinder-, Jugend- und Familienseelsorge sowie im katholischen Bildungswesen arbeitet. Generaldirektor ist seit 2005 Álvaro Corcuera. Der Orden gilt als sehr konservativ.[1] Seit dem 16. Juni 2010 leitet der Kurienerzbischof Velasio De Paolis CS als päpstlicher Delegat auf unbestimmte Zeit die Kongregation im Auftrag des Papstes, bis zu einer umfassenden Neuordnung des Ordens. Der Laienzweig des Ordens heißt Regnum Christi, die derzeit im päpstlichen Auftrag visitiert wird.
Der Grundgedanke der Legion ist es, eine geistliche Miliz zu bilden (Legionär, Soldat einer römischen Legion). Mit militärischer Disziplin und Einheit sollen die Legionäre ihren Dienst an Kirche und Papst verrichten.
Der Orden nennt sechs Pfeiler seines spirituellen Profils.[2]
Christozentrische Spiritualität: Jeder Legionär soll Jesus Christus in einer persönlichen und leidenschaftlichen Weise lieben, sich nach seinem Vorbild prägen lassen und ihn predigen.
Kindliche Liebe zu Maria: Maria ist für den Legionär die Mutter der Kirche; daher kommt seine geistliche Berufung auch durch Maria zustande. Wie Maria soll auch der Legionär im Erlösungsplan Christi gehorsam mitwirken.
Liebe zur Kirche: Der Legionär liebt die Kirche so, wie sie ist, und wie Christus sie haben will. Sie ist nach katholischer Auffassung ein von Christus eingesetztes Werk, womit sein Heilsplan fortgesetzt wird, bis er wiederkommt.
Treue zum Papst und den mit ihm vereinten Bischöfen: Der Primat Petri und die Unfehlbarkeit des Lehramtes sind für die Legion prägende Charakteristika. Der Legionär will dem Papst vor allem durch Bildungsarbeit, Familienapostolat, karitative Werke und Medienarbeit dienen.
Das Reich Christi verkündigen: Die Legion strebt danach, die Menschheit in das von Christus verheißene Reich der Liebe und Gerechtigkeit zu verwandeln, nach dem Ideal des neuen Menschen in Christus.
Einander lieben, wie Christus uns geliebt hat: Legionäre streben danach, allen Menschen dienlich zu sein. Ihr apostolisches Wirken soll unabhängig von Sprache, Rasse, Geschlecht, Kulturkreis oder gesellschaftlicher Stellung ausgeführt werden.
Im Jahr 1965 erhielt die Gemeinschaft das Decretum laudis durch Papst Paul VI., 1983 die unbefristete Anerkennung als Kongregation päpstlichen Rechts. Im November 2004 wurden die Statuten der Legionäre Christi und des Regnum Christi von Papst Johannes Paul II. approbiert.
Die Ausbildungszeit, die der Priesterweihe vorangeht, beträgt bei den Legionären Christi in der Regel zwölf bis vierzehn Jahre. Die Legionäre legen die in der katholischen Kirche üblichen drei Gelübde Armut, Keuschheit, und Gehorsam ab. Bis 2007 legten sie zusätzlich zwei Privatgelübde ab: Im Gelübde der Nächstenliebe verpflichteten sie sich, jede Kritik an den Oberen zu unterlassen und ihren Oberen über Verstöße anderer gegen dieses Verbot zu informieren. Im Gelübde der Demut versprachen sie, niemals für sich oder andere Amtswürden anzustreben. Im Dezember 2007 schaffte Papst Benedikt XVI. diese Privatgelübde jedoch ab und entband die Mitglieder von ihren Versprechen.[3] Laut päpstlichem Jahrbuch 2006 gehörten der Gemeinschaft 1.917 Mitglieder an, 642 davon Priester. Die Kongregation betreibt Schulen, Universitäten, Knabenseminare und Priesterseminare. Eng verbunden mit den Legionären Christi ist die ebenfalls von Marcial Maciel gegründete Apostolatsbewegung Regnum Christi.
Die Legionäre Christi sind vertreten in Australien, Argentinien, Brasilien, Chile, Deutschland, El Salvador, Frankreich, Guatemala, Irland, Italien, Kanada, Kolumbien, Mexiko, Niederlande, Österreich, den Philippinen, Spanien, Südkorea, Ungarn, Venezuela und den Vereinigten Staaten (USA).
2007 wurde die Ordensprovinz Mitteleuropa mit Deutschland, Polen, Ungarn, Österreich, der Slowakei und den Niederlanden gegründet. Zur Ordensprovinz Westeuropa gehörten Irland, Frankreich, Belgien sowie die Schweiz. 2011 wurden die Ordensprovinzen in Mittel- und Westeuropa fusioniert. Der Sitz der gemeinsamen Ordensprovinz liegt in Düsseldorf.[4] Andreas Schöggl wird zum 15. April 2012 als Nachfolger von Sylvester Heereman neuer Ordensprovinzial (Territorialdirektor) für Mittel- und Westeuropa.[5]
In Deutschland ist der Orden seit 1988 ansässig. Die Legionäre Christi betreiben zusammen mit dem Regnum Christi und mit der Unterstützung des Erzbistums Köln Einrichtungen in Bad Münstereifel (Noviziat von 1998 bis 2011) und Düsseldorf sowie Köln-Deutz (Verwaltung seit 1998).[6] Das Noviziat der Legionäre Christi wird im Herbst 2011 aus Platzgründen von Bad Münstereifel in die ehemalige Hotelberufsfachschule Bavaria in das bayerische Alzgern im Landkreis Altötting umziehen. Entsprechende Zustimmungen wurden durch den Stadtrat von Neuötting und durch das Bistum Passau erteilt. Das Gebäude dient zudem der Ordensgemeinschaft als Einkehrtagshaus für die Ordensmitglieder der gesamten Provinz West- und Mitteleuropa (Deutschland, Österreich, Irland, Frankreich, Holland, Schweiz, Polen und Ungarn).[7]
2008 wurde in Bad Münstereifel eine von weltweit 20 Apostolischen Schulen eröffnet. Dies geschah mit Genehmigung des Erzbistums Köln, der Bezirksregierung Köln und des Kreisjugendamts Euskirchen. Die Jungen werden somit innerhalb des Ordens unterrichtet. Die Schule steht in der Tradition der Knabenseminare und hatte zur Zeit der Gründung 17 Schüler. Das jüngste Kind ist 11 Jahre alt.[8][9] Im Gegensatz zu diözesanen Priesterseminaren sind die Seminaristen hier Schüler, meist minderjährige Kinder, die nicht studieren, sondern erst auf das Abitur vorbereitet werden. Die Kinder sollen in ihrer „Berufung“, Priester zu werden, gestärkt werden.[10]
Die Legionäre betreiben intensive Netzwerkarbeit, wobei sie teilweise auch dann im Hintergrund bleiben, wenn sie Einrichtungen, Bewegungen, Netzwerke und Mediendienste finanzieren:
Mit Hilfe des Catholic Youth World Network (CYWN) wollen die Legionäre die Neu-Evangelisierung der Welt vorantreiben. Sie beschreiben auf ihren Seiten auch, wie sie sich die Neuevangelisierung in Deutschland vorstellen.[11]
Jugend-Mission betreiben die LC auch mit der Internetseite Mission Youth. Dieser medienpastorale Dienst hat eine andere Zielgruppenausrichtung als das CYWN und richtet sich eher an Jugendliche, die bereits kirchlich sozialisiert sind. Eine deutschsprachige Variante gibt es noch nicht.[12] (Stand Juli 2010)
NET ist ein Netzwerk katholischer Familien, das Angebote für Kinder im Alter von fünf bis elf Jahren anbietet. Realisiert wird die Seite von dem Verein „Catholic Media e.V.“ mit Sitz in Düsseldorf. Ziel der Arbeit ist es nach Angaben der Legionäre, „Kindern im Grundschulalter mit modernen spielerischen Methoden eine ganzheitliche Bildung im christlichen Geist zu vermitteln“.[13]
Die Social Media Plattform eCandle unter www.ecandle.net wird ebenfalls vom Orden betrieben und ermöglicht im Internet zum Beispiel virtuelle Kerzen anzuzünden, soll aber auch als Begegnungsort im Netz dienen.[14]
Vocation.com will "Katholische Berufungen" fördern. Nach eigenen Angaben ist der Dienst "einer der umfassendsten katholischen Websites im Internet zum Thema Berufung". Das deutsche Angebot wird ebenfalls von Catholic Media e.V. verantwortet. Beratung und Information wird für die Gesamtkirche geleistet.[15]
Liebe leben bietet unter www.liebeleben.com Seminare zu den Themen Ehe, Partnerschaft, Liebe und Sexualität an. Dieser Dienst der LC und Regnum Christi richtet sich in erster Linie an junge Menschen, um ihnen die katholische Ehevorstellung und Sexualmoral zu vermitteln.
Die Nachrichtenagentur Zenit wurde von den Legionären Christi gegründet, um damit Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben.[16]
Die Legionäre Christi arbeiten beim Forum Deutscher Katholiken mit. Sie treten dort mit Referenten auf[17], machen Werbung für das Forum und wirken auch inhaltlich mit.
Ebenfalls eng verbunden sind sie mit der Schönstattbewegung, deren Räume sie teilweise für Gruppenstunden nutzen. Beim Podium der Schönstatt-Frauenbewegung zum „Neuen Feminismus“ lud die Schönstattbewegung 2004 auch eine Vertreterin von Regnum Christi ein.[18] Zum Tod von Pater Maciel kondolierte Schönstatt mit den Worten: „Wir glauben, dass er sein Lebenswerk weiterführen wird“.[19]
Die Kritik am Orden der LC kommt aus unterschiedlichen Richtungen, sowohl innerhalb als auch außerhalb der katholischen Kirche und hat 2010 in den Medien, durch den Abschluss der päpstlichen Visitation, einen vorläufigen Höhepunkt erreicht. Die Skandale um den Gründer und die Probleme der Ordensstrukturen haben weltweit Aufsehen erregt und stellen keine rein innerkirchliche Problematik mehr dar. Die Kongregation nehme auch gesellschaftlich großen Einfluss, indem sie Universitäten, Schulen und Mediendienste unterhalte und durch ihre Finanzaktivitäten und politischen Kontakte auch nach weltlicher Macht strebe.
Seit den 1960er Jahren bestanden Vorwürfe gegenüber P. Maciel, drogenabhängig zu sein und Seminaristen sexuell missbraucht zu haben. Opfer waren offensichtlich auch minderjährige Jungen der Apostolischen Schulen (Knabenseminare). Die Vorwürfe bestätigten sich nach und nach. Die Kongregation für die Glaubenslehre verzichtete im Jahr 2006 aufgrund seines hohen Alters auf ein Verfahren und bat den Pater, ein zurückgezogenes Leben des Gebets und der Buße ohne jeglichen öffentlichen pastoralen Dienst zu führen.[20] P. Maciel starb am 30. Januar 2008. Nach seinem Tod wurde bekannt, dass er – obwohl er öffentlich für den Zölibat eintrat – Kinder in Spanien, Mexiko und der Schweiz gezeugt hatte.[1]
Im Rahmen der Apostolischen Visitation (siehe unten) wurde bekannt, dass er mindestens zwei weitere Kinder mit einer weiteren Frau hatte.[21] Laut einer Meldung von kath.net wurde Maciel vorgeworfen, „Seminaristen missbraucht“ und „ihnen die Absolution für gemeinsam begangene sexuelle Handlungen erteilt“ zu haben.[22] Der sexuelle Missbrauch von Jungen in den ordenseigenen Häusern wurde inzwischen auch von den Legionären bestätigt.[23] Die Legionäre Christi bedauern das Verhalten des Gründers laut Presseerklärungen 2009[24] und 2010.[21][25]
Maciels vermeintliches Buch El salterio de mis días (Psalter meiner Tage), das in der Geschichte der Gemeinschaft und der spirituellen Formation der Legionäre eine wichtige Rolle gespielt hatte, stellte sich 2009 als Plagiat heraus.[26] Papst Benedikt XVI. schreibt zu Maciel: „Das sehr schwerwiegende und objektiv unmoralische Verhalten von Pater Maciel, das durch unbestreitbare Zeugenaussagen belegt ist, äußert sich bisweilen in Gestalt von wirklichen Straftaten und offenbart ein gewissenloses Leben ohne echte religiöse Gesinnung.“[27]
Laut Meldungen von Radio Vatican[28] und der katholischen Nachrichtenagentur kna[29] sollen die Legionäre Christi jede Form der Verehrung ihres Gründers beenden: „Maciels Verehrung durch die Legionäre Christi trug bisweilen Züge eines Personenkultes. Auch Schriften von Maciel dürfen in den Niederlassungen der Kongregation nicht länger verkauft werden. Zudem sind Geburtstag, Taufe, Namenstag und Priesterweihe Maciels keine Festtage mehr. In Veröffentlichungen des Ordens darf von dem Gründer nur noch als ‚Pater Maciel‘ oder als ‚Gründer der Legionäre Christi und des Regnum Christi‘ ohne jede besondere Ehrerbietung gesprochen werden.“
Erzbischof João Bráz De Aviz, Mitglied der Römischen Kurie und Leiter der Kongregation für die Ordensleute, kritisiert die Einschränkung der Freiheit in den Priesterseminaren der Legionäre Christi noch im Juli 2011: "Er selber sei schon als Bischof skeptisch gewesen, was den Mangel an Vertrauen in die persönliche Freiheit angeht, die er in den Strukturen der Gemeinschaft wahrgenommen habe. Deswegen habe er selbst seine Seminaristen aus den Ausbildungsstellen der Legionäre herausgenommen."[30] Die Kritik von mehreren Buchautoren und von ehemaligen Mitgliedern der Kongregation beziehungsweise von Regnum Christi geht darüber hinaus: sie sprechen von sektenartigen Strukturen und manipulativen Vorgehensweisen. Den Mitgliedern werde demnach nahegelegt, die Ordensleute seien die wahren Vertreter der Wahrheit der katholischen Kirche und Kritik von Außen - auch innerkirchliche Kritik - unterstreiche dies nur. Außerdem würden die Mitglieder mit psychologischen Methoden manipuliert, wie sie in Sekten Verwendung finden. [31] [32]. Inzwischen gibt es auch immer häufiger Kritik aus Deutschland, etwa von Geistlichen aus dem Bistum Passau. So bringt die Ansiedlung des Noviziats in Neuötting die innerkirchlichen Bedenken in die Öffentlichkeit. Nach Angaben einer ehemaligen Mitarbeiterin wird die Redaktion der legionärseigenen Nachrichtenagentur Zenit "kontrolliert und zensiert", es durfte nur "auf Linie" geschrieben werden.[33]
Auch katholische Einrichtungen kritisieren, dass die Legionäre Christi (und auch Regnum Christi, die Laienorganisation der Legionäre) Kinder und Jugendliche mit Druck rekrutierten.[34] Diese Kritik wird auch von einigen Bischöfen geteilt.[35]
Berichten zufolge wird von den Legionären angestrebt dass Kinder beim Eintritt in eine Jugendgruppe der LC nicht älter als zwölf Jahre sein sollten. Dies wurde damit begründet dass sie in diesem Alter leichter zu beeinflussen seien. Außerdem sollte der religiöse Hintergrund der LC nach außen nicht erkennbar sein. Ein Kritiker an diesem Systems wurde in einem Fall als "Verräter" beschimpft.[36] Die Zuverlässigkeit der Berichterstattung dieser Zeitung ist in Frage gestellt worden.[37]
Im Oktober 2004 verbot der Erzbischof von Saint Paul und Minneapolis, Minnesota, Harry J. Flynn, sowohl den Legionären Christi als auch der mit ihnen affiliierten Laienorganisation Regnum Christi jegliche Aktivität in der Erzdiözese. Er begründet diesen Schritt damit, dass die Legionäre eine Parallel-Kirche aufbauen und somit Gläubige von ihren lokalen Gemeinden entfernen würden. Insgesamt wurde den Legionären in sieben nordamerikanischen (Erz-)Diözesen jegliche Aktivität untersagt: Erzdiözese St. Paul-Minneapolis (Minnesota), Erzdiözese Los Angeles (Kalifornien), Baton Rouge (Louisiana), Richmond (Virginia), Fort Wayne-South Bend (Indiana), Columbus (Ohio), Erzdiözese Miami (Florida).[38] In der Erzdiözese Baltimore (Maryland) stehen ihre Aktivitäten unter Beobachtung.[39]
Der Papst ordnete eine Apostolische Visitation (2009–2010) an, um Missstände der Kongregation zu untersuchen: Mit Dekret vom 10. März 2009 – unterzeichnet von Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone – ordnete der Heilige Stuhl eine außerordentliche Visitation der Legionäre Christi an. Die Visitation wurde von fünf Bischöfen ausgeführt: den Erzbischöfen Charles Chaput (Denver), Ricardo Ezzati (Concepción), Ricardo Blázquez (Valladolid) und den Bischöfen Ricardo Watty Urquidi (Tepic) und Giuseppe Versaldi (Alessandria). Sie berichteten am 30. April 2010 in Rom Kardinal Bertone.
Der Papst äußert in seiner Erklärung vom 1. Mai 2010, zum Abschluss der Apostolischen Visitation, deutliche Kritik an der Kongregation:[40]
Die Legionäre bedürfen nach seinen eigenen Worten einer „Reinigung“, und der Aufbau der Kongregation muss neu überdacht werden. Der Gründer habe nach Überzeugung des Papstes ein Machtsystem installiert, das reformiert werden muss: „Dieser (Weg) bedeutet auch eine aufrichtige Auseinandersetzung mit denen, die innerhalb und außerhalb der Legion zu Opfern von sexuellem Missbrauch und des vom Gründer in Gang gebrachten Machtsystems geworden sind.“ Er fordert die Verantwortlichen der Kongregation auf, ihre Autoritätausübung zu überprüfen und künftig das Gewissen des Einzelnen zu achten. 2006 hatte der Papst bereits das Sondergelübde des Ordens „Nächstenliebe“ verboten.[41] Danach durften die Ordensmitglieder Kritik an ihren Oberen nur mit diesen selbst besprechen und nicht nach außen tragen. Inhaltlich war es also nicht ein Gelübde der Nächstenliebe, sondern eines der Geheimhaltung.
Auch wurde die gängige Praxis aufgehoben, dass die Vorgesetzten zugleich geistliche Begleiter und Beichtväter sind. Dem Machtsystem wird damit entgegengewirkt.
Die Radikalität der Legionäre wird vom Papst ebenfalls kritisiert: Das missionarische Tun der Kirche dürfe nicht damit gleichgesetzt werden, „um jeden Preis effiziente Ergebnisse zu erreichen“.
Als Konsequenz der Visitation wurde am 16. Juni 2010 der jetzige Kardinal Velasio De Paolis CS, Professor für Kirchenrecht und renommierter Ordensrechtler, zum päpstlichen Delegaten für eine umfassende Neuordnung der Ordensgemeinschaft der Legionäre Christi ernannt.[42] Diese Maßnahme ist – außer einer Auflösung der Kongregation – die massivste Maßnahme, die der Papst nach der Visitation verhängen konnte. Damit obliegt die Leitung der Kongregation auf unbestimmte Zeit nicht mehr den Mitgliedern des Ordens, sondern dem Delegaten, der unmittelbar im Auftrag des Papstes handelt. Die Neuordnung betrifft sowohl die Leitungsstrukturen der Kongregation als auch die örtlichen Niederlassungen.
Über ein Jahr nach Einleitung der Reformmaßnahmen kritisiert Kardinal De Paolis (Juli 2011) es gäbe Dissidenten im Orden: "Unter 'Dissidenten' verstehe er Mitglieder, die nicht bereit seien, sich den Leitungsstrukturen des Ordens zu unterwerfen, sondern sich selber als die 'Herren der Spiritualität und der Lehre' aufspielen würden, führte der Kardinal dazu aus. Das führe zu Spaltungen und dazu, dass vor allem junge Mitglieder den Orden verließen, sagte der Kardinal."[43]
Die Kritik wird von anderen Seiten noch deutlicher,[44] wenn sie auch vielfach in die gleiche Richtung wie die offizielle kirchliche Kritik geht. Der Orden wird als fundamentalistisch beschrieben. Er strebe verdeckt um jeden Preis nach politischer Macht und gesellschaftlicher Einflussnahme. Die Legionäre sollen zu den reichsten katholischen Gemeinschaften weltweit gehören und ein weit verzweigtes Netz zu politischen und gesellschaftlichen Repräsentanten haben. So hat der Gründer des Ordens einen der reichsten und einflussreichtsten Männer der Welt, Carlos Slim Helu, getraut.[45][46][47] Die Legionäre hätten ein Vermögen von 25 Milliarden Euro und ihr jährlicher Haushalt betrage 650 Millionen Dollar.[48] So werden die Legionäre in Lateinamerika „Milionarios de Cristo“ – „Millionäre Christi“ genannt.[49][50] In Deutschland gibt es ebenfalls Kritik hinsichtlich der Finanzierung des Ordens.
→ Hauptartikel: Sexueller Missbrauch in der römisch-katholischen Kirche#Legionäre Christi
Im Jahre 2010 wurde aufgedeckt, dass andere Ordensmitglieder in mehreren Apostolischen Schulen ebenfalls Jungen missbraucht haben. In der Presse werden die Kinder meist als minderjährige „Seminaristen“ bezeichnet, weil die Einrichtungen auch „Kleine Seminare“ genannt werden. Öffentlich bekannt ist Missbrauch in Schulen in Chile, Italien, Spanien und den USA.[51][52] In Irland soll Missbrauch in der Jugendseelsorge des Ordens stattgefunden haben. Das Erzbistum Freiburg hat im April 2010 einen Seelsorger beurlaubt, weil die Staatsanwaltschaft ermittelt.[53][54]
Die neue Strategie des Ordens wird dahingehend kritisiert, dass der Orden nun versuche, die Problematik alleine auf den Gründer zu begrenzen. Laut spanischen Quellen gibt es Anzeichen dafür, dass es im Orden der Legionäre weitere übergriffige Angehörige gibt. In Mexiko wurde von Missbrauchsfällen an drei Schulen berichtet.[55][56]
Die Ordensgemeinschaft räumte 2012 ein, mehrere wegen Missbrauchs von Minderjährigen und anderer Vergehen verdächtige Priester dem Vatikan gemeldet zu haben. Insgesamt seien der Kongregation für die Glaubenslehre neun Fälle gemeldet worden. Nach eigenen Angaben handele es sich um sieben Fälle von mutmaßlichem sexuellem Missbrauch, die nach internen Untersuchungen „den Anschein machen, wahr zu sein“. [57]
Römische Universität Athenaeum Regina Apostolorum
Universidad Anáhuac
Università Europea di Roma
Quelle-Literatur & Einzelnachweise
Der Grundgedanke der Legion ist es, eine geistliche Miliz zu bilden (Legionär, Soldat einer römischen Legion). Mit militärischer Disziplin und Einheit sollen die Legionäre ihren Dienst an Kirche und Papst verrichten.
Der Orden nennt sechs Pfeiler seines spirituellen Profils.[2]
Christozentrische Spiritualität: Jeder Legionär soll Jesus Christus in einer persönlichen und leidenschaftlichen Weise lieben, sich nach seinem Vorbild prägen lassen und ihn predigen.
Kindliche Liebe zu Maria: Maria ist für den Legionär die Mutter der Kirche; daher kommt seine geistliche Berufung auch durch Maria zustande. Wie Maria soll auch der Legionär im Erlösungsplan Christi gehorsam mitwirken.
Liebe zur Kirche: Der Legionär liebt die Kirche so, wie sie ist, und wie Christus sie haben will. Sie ist nach katholischer Auffassung ein von Christus eingesetztes Werk, womit sein Heilsplan fortgesetzt wird, bis er wiederkommt.
Treue zum Papst und den mit ihm vereinten Bischöfen: Der Primat Petri und die Unfehlbarkeit des Lehramtes sind für die Legion prägende Charakteristika. Der Legionär will dem Papst vor allem durch Bildungsarbeit, Familienapostolat, karitative Werke und Medienarbeit dienen.
Das Reich Christi verkündigen: Die Legion strebt danach, die Menschheit in das von Christus verheißene Reich der Liebe und Gerechtigkeit zu verwandeln, nach dem Ideal des neuen Menschen in Christus.
Einander lieben, wie Christus uns geliebt hat: Legionäre streben danach, allen Menschen dienlich zu sein. Ihr apostolisches Wirken soll unabhängig von Sprache, Rasse, Geschlecht, Kulturkreis oder gesellschaftlicher Stellung ausgeführt werden.
Im Jahr 1965 erhielt die Gemeinschaft das Decretum laudis durch Papst Paul VI., 1983 die unbefristete Anerkennung als Kongregation päpstlichen Rechts. Im November 2004 wurden die Statuten der Legionäre Christi und des Regnum Christi von Papst Johannes Paul II. approbiert.
Die Ausbildungszeit, die der Priesterweihe vorangeht, beträgt bei den Legionären Christi in der Regel zwölf bis vierzehn Jahre. Die Legionäre legen die in der katholischen Kirche üblichen drei Gelübde Armut, Keuschheit, und Gehorsam ab. Bis 2007 legten sie zusätzlich zwei Privatgelübde ab: Im Gelübde der Nächstenliebe verpflichteten sie sich, jede Kritik an den Oberen zu unterlassen und ihren Oberen über Verstöße anderer gegen dieses Verbot zu informieren. Im Gelübde der Demut versprachen sie, niemals für sich oder andere Amtswürden anzustreben. Im Dezember 2007 schaffte Papst Benedikt XVI. diese Privatgelübde jedoch ab und entband die Mitglieder von ihren Versprechen.[3] Laut päpstlichem Jahrbuch 2006 gehörten der Gemeinschaft 1.917 Mitglieder an, 642 davon Priester. Die Kongregation betreibt Schulen, Universitäten, Knabenseminare und Priesterseminare. Eng verbunden mit den Legionären Christi ist die ebenfalls von Marcial Maciel gegründete Apostolatsbewegung Regnum Christi.
Die Legionäre Christi sind vertreten in Australien, Argentinien, Brasilien, Chile, Deutschland, El Salvador, Frankreich, Guatemala, Irland, Italien, Kanada, Kolumbien, Mexiko, Niederlande, Österreich, den Philippinen, Spanien, Südkorea, Ungarn, Venezuela und den Vereinigten Staaten (USA).
2007 wurde die Ordensprovinz Mitteleuropa mit Deutschland, Polen, Ungarn, Österreich, der Slowakei und den Niederlanden gegründet. Zur Ordensprovinz Westeuropa gehörten Irland, Frankreich, Belgien sowie die Schweiz. 2011 wurden die Ordensprovinzen in Mittel- und Westeuropa fusioniert. Der Sitz der gemeinsamen Ordensprovinz liegt in Düsseldorf.[4] Andreas Schöggl wird zum 15. April 2012 als Nachfolger von Sylvester Heereman neuer Ordensprovinzial (Territorialdirektor) für Mittel- und Westeuropa.[5]
In Deutschland ist der Orden seit 1988 ansässig. Die Legionäre Christi betreiben zusammen mit dem Regnum Christi und mit der Unterstützung des Erzbistums Köln Einrichtungen in Bad Münstereifel (Noviziat von 1998 bis 2011) und Düsseldorf sowie Köln-Deutz (Verwaltung seit 1998).[6] Das Noviziat der Legionäre Christi wird im Herbst 2011 aus Platzgründen von Bad Münstereifel in die ehemalige Hotelberufsfachschule Bavaria in das bayerische Alzgern im Landkreis Altötting umziehen. Entsprechende Zustimmungen wurden durch den Stadtrat von Neuötting und durch das Bistum Passau erteilt. Das Gebäude dient zudem der Ordensgemeinschaft als Einkehrtagshaus für die Ordensmitglieder der gesamten Provinz West- und Mitteleuropa (Deutschland, Österreich, Irland, Frankreich, Holland, Schweiz, Polen und Ungarn).[7]
2008 wurde in Bad Münstereifel eine von weltweit 20 Apostolischen Schulen eröffnet. Dies geschah mit Genehmigung des Erzbistums Köln, der Bezirksregierung Köln und des Kreisjugendamts Euskirchen. Die Jungen werden somit innerhalb des Ordens unterrichtet. Die Schule steht in der Tradition der Knabenseminare und hatte zur Zeit der Gründung 17 Schüler. Das jüngste Kind ist 11 Jahre alt.[8][9] Im Gegensatz zu diözesanen Priesterseminaren sind die Seminaristen hier Schüler, meist minderjährige Kinder, die nicht studieren, sondern erst auf das Abitur vorbereitet werden. Die Kinder sollen in ihrer „Berufung“, Priester zu werden, gestärkt werden.[10]
Die Legionäre betreiben intensive Netzwerkarbeit, wobei sie teilweise auch dann im Hintergrund bleiben, wenn sie Einrichtungen, Bewegungen, Netzwerke und Mediendienste finanzieren:
Mit Hilfe des Catholic Youth World Network (CYWN) wollen die Legionäre die Neu-Evangelisierung der Welt vorantreiben. Sie beschreiben auf ihren Seiten auch, wie sie sich die Neuevangelisierung in Deutschland vorstellen.[11]
Jugend-Mission betreiben die LC auch mit der Internetseite Mission Youth. Dieser medienpastorale Dienst hat eine andere Zielgruppenausrichtung als das CYWN und richtet sich eher an Jugendliche, die bereits kirchlich sozialisiert sind. Eine deutschsprachige Variante gibt es noch nicht.[12] (Stand Juli 2010)
NET ist ein Netzwerk katholischer Familien, das Angebote für Kinder im Alter von fünf bis elf Jahren anbietet. Realisiert wird die Seite von dem Verein „Catholic Media e.V.“ mit Sitz in Düsseldorf. Ziel der Arbeit ist es nach Angaben der Legionäre, „Kindern im Grundschulalter mit modernen spielerischen Methoden eine ganzheitliche Bildung im christlichen Geist zu vermitteln“.[13]
Die Social Media Plattform eCandle unter www.ecandle.net wird ebenfalls vom Orden betrieben und ermöglicht im Internet zum Beispiel virtuelle Kerzen anzuzünden, soll aber auch als Begegnungsort im Netz dienen.[14]
Vocation.com will "Katholische Berufungen" fördern. Nach eigenen Angaben ist der Dienst "einer der umfassendsten katholischen Websites im Internet zum Thema Berufung". Das deutsche Angebot wird ebenfalls von Catholic Media e.V. verantwortet. Beratung und Information wird für die Gesamtkirche geleistet.[15]
Liebe leben bietet unter www.liebeleben.com Seminare zu den Themen Ehe, Partnerschaft, Liebe und Sexualität an. Dieser Dienst der LC und Regnum Christi richtet sich in erster Linie an junge Menschen, um ihnen die katholische Ehevorstellung und Sexualmoral zu vermitteln.
Die Nachrichtenagentur Zenit wurde von den Legionären Christi gegründet, um damit Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben.[16]
Die Legionäre Christi arbeiten beim Forum Deutscher Katholiken mit. Sie treten dort mit Referenten auf[17], machen Werbung für das Forum und wirken auch inhaltlich mit.
Ebenfalls eng verbunden sind sie mit der Schönstattbewegung, deren Räume sie teilweise für Gruppenstunden nutzen. Beim Podium der Schönstatt-Frauenbewegung zum „Neuen Feminismus“ lud die Schönstattbewegung 2004 auch eine Vertreterin von Regnum Christi ein.[18] Zum Tod von Pater Maciel kondolierte Schönstatt mit den Worten: „Wir glauben, dass er sein Lebenswerk weiterführen wird“.[19]
Die Kritik am Orden der LC kommt aus unterschiedlichen Richtungen, sowohl innerhalb als auch außerhalb der katholischen Kirche und hat 2010 in den Medien, durch den Abschluss der päpstlichen Visitation, einen vorläufigen Höhepunkt erreicht. Die Skandale um den Gründer und die Probleme der Ordensstrukturen haben weltweit Aufsehen erregt und stellen keine rein innerkirchliche Problematik mehr dar. Die Kongregation nehme auch gesellschaftlich großen Einfluss, indem sie Universitäten, Schulen und Mediendienste unterhalte und durch ihre Finanzaktivitäten und politischen Kontakte auch nach weltlicher Macht strebe.
Seit den 1960er Jahren bestanden Vorwürfe gegenüber P. Maciel, drogenabhängig zu sein und Seminaristen sexuell missbraucht zu haben. Opfer waren offensichtlich auch minderjährige Jungen der Apostolischen Schulen (Knabenseminare). Die Vorwürfe bestätigten sich nach und nach. Die Kongregation für die Glaubenslehre verzichtete im Jahr 2006 aufgrund seines hohen Alters auf ein Verfahren und bat den Pater, ein zurückgezogenes Leben des Gebets und der Buße ohne jeglichen öffentlichen pastoralen Dienst zu führen.[20] P. Maciel starb am 30. Januar 2008. Nach seinem Tod wurde bekannt, dass er – obwohl er öffentlich für den Zölibat eintrat – Kinder in Spanien, Mexiko und der Schweiz gezeugt hatte.[1]
Im Rahmen der Apostolischen Visitation (siehe unten) wurde bekannt, dass er mindestens zwei weitere Kinder mit einer weiteren Frau hatte.[21] Laut einer Meldung von kath.net wurde Maciel vorgeworfen, „Seminaristen missbraucht“ und „ihnen die Absolution für gemeinsam begangene sexuelle Handlungen erteilt“ zu haben.[22] Der sexuelle Missbrauch von Jungen in den ordenseigenen Häusern wurde inzwischen auch von den Legionären bestätigt.[23] Die Legionäre Christi bedauern das Verhalten des Gründers laut Presseerklärungen 2009[24] und 2010.[21][25]
Maciels vermeintliches Buch El salterio de mis días (Psalter meiner Tage), das in der Geschichte der Gemeinschaft und der spirituellen Formation der Legionäre eine wichtige Rolle gespielt hatte, stellte sich 2009 als Plagiat heraus.[26] Papst Benedikt XVI. schreibt zu Maciel: „Das sehr schwerwiegende und objektiv unmoralische Verhalten von Pater Maciel, das durch unbestreitbare Zeugenaussagen belegt ist, äußert sich bisweilen in Gestalt von wirklichen Straftaten und offenbart ein gewissenloses Leben ohne echte religiöse Gesinnung.“[27]
Laut Meldungen von Radio Vatican[28] und der katholischen Nachrichtenagentur kna[29] sollen die Legionäre Christi jede Form der Verehrung ihres Gründers beenden: „Maciels Verehrung durch die Legionäre Christi trug bisweilen Züge eines Personenkultes. Auch Schriften von Maciel dürfen in den Niederlassungen der Kongregation nicht länger verkauft werden. Zudem sind Geburtstag, Taufe, Namenstag und Priesterweihe Maciels keine Festtage mehr. In Veröffentlichungen des Ordens darf von dem Gründer nur noch als ‚Pater Maciel‘ oder als ‚Gründer der Legionäre Christi und des Regnum Christi‘ ohne jede besondere Ehrerbietung gesprochen werden.“
Erzbischof João Bráz De Aviz, Mitglied der Römischen Kurie und Leiter der Kongregation für die Ordensleute, kritisiert die Einschränkung der Freiheit in den Priesterseminaren der Legionäre Christi noch im Juli 2011: "Er selber sei schon als Bischof skeptisch gewesen, was den Mangel an Vertrauen in die persönliche Freiheit angeht, die er in den Strukturen der Gemeinschaft wahrgenommen habe. Deswegen habe er selbst seine Seminaristen aus den Ausbildungsstellen der Legionäre herausgenommen."[30] Die Kritik von mehreren Buchautoren und von ehemaligen Mitgliedern der Kongregation beziehungsweise von Regnum Christi geht darüber hinaus: sie sprechen von sektenartigen Strukturen und manipulativen Vorgehensweisen. Den Mitgliedern werde demnach nahegelegt, die Ordensleute seien die wahren Vertreter der Wahrheit der katholischen Kirche und Kritik von Außen - auch innerkirchliche Kritik - unterstreiche dies nur. Außerdem würden die Mitglieder mit psychologischen Methoden manipuliert, wie sie in Sekten Verwendung finden. [31] [32]. Inzwischen gibt es auch immer häufiger Kritik aus Deutschland, etwa von Geistlichen aus dem Bistum Passau. So bringt die Ansiedlung des Noviziats in Neuötting die innerkirchlichen Bedenken in die Öffentlichkeit. Nach Angaben einer ehemaligen Mitarbeiterin wird die Redaktion der legionärseigenen Nachrichtenagentur Zenit "kontrolliert und zensiert", es durfte nur "auf Linie" geschrieben werden.[33]
Auch katholische Einrichtungen kritisieren, dass die Legionäre Christi (und auch Regnum Christi, die Laienorganisation der Legionäre) Kinder und Jugendliche mit Druck rekrutierten.[34] Diese Kritik wird auch von einigen Bischöfen geteilt.[35]
Berichten zufolge wird von den Legionären angestrebt dass Kinder beim Eintritt in eine Jugendgruppe der LC nicht älter als zwölf Jahre sein sollten. Dies wurde damit begründet dass sie in diesem Alter leichter zu beeinflussen seien. Außerdem sollte der religiöse Hintergrund der LC nach außen nicht erkennbar sein. Ein Kritiker an diesem Systems wurde in einem Fall als "Verräter" beschimpft.[36] Die Zuverlässigkeit der Berichterstattung dieser Zeitung ist in Frage gestellt worden.[37]
Im Oktober 2004 verbot der Erzbischof von Saint Paul und Minneapolis, Minnesota, Harry J. Flynn, sowohl den Legionären Christi als auch der mit ihnen affiliierten Laienorganisation Regnum Christi jegliche Aktivität in der Erzdiözese. Er begründet diesen Schritt damit, dass die Legionäre eine Parallel-Kirche aufbauen und somit Gläubige von ihren lokalen Gemeinden entfernen würden. Insgesamt wurde den Legionären in sieben nordamerikanischen (Erz-)Diözesen jegliche Aktivität untersagt: Erzdiözese St. Paul-Minneapolis (Minnesota), Erzdiözese Los Angeles (Kalifornien), Baton Rouge (Louisiana), Richmond (Virginia), Fort Wayne-South Bend (Indiana), Columbus (Ohio), Erzdiözese Miami (Florida).[38] In der Erzdiözese Baltimore (Maryland) stehen ihre Aktivitäten unter Beobachtung.[39]
Der Papst ordnete eine Apostolische Visitation (2009–2010) an, um Missstände der Kongregation zu untersuchen: Mit Dekret vom 10. März 2009 – unterzeichnet von Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone – ordnete der Heilige Stuhl eine außerordentliche Visitation der Legionäre Christi an. Die Visitation wurde von fünf Bischöfen ausgeführt: den Erzbischöfen Charles Chaput (Denver), Ricardo Ezzati (Concepción), Ricardo Blázquez (Valladolid) und den Bischöfen Ricardo Watty Urquidi (Tepic) und Giuseppe Versaldi (Alessandria). Sie berichteten am 30. April 2010 in Rom Kardinal Bertone.
Der Papst äußert in seiner Erklärung vom 1. Mai 2010, zum Abschluss der Apostolischen Visitation, deutliche Kritik an der Kongregation:[40]
Die Legionäre bedürfen nach seinen eigenen Worten einer „Reinigung“, und der Aufbau der Kongregation muss neu überdacht werden. Der Gründer habe nach Überzeugung des Papstes ein Machtsystem installiert, das reformiert werden muss: „Dieser (Weg) bedeutet auch eine aufrichtige Auseinandersetzung mit denen, die innerhalb und außerhalb der Legion zu Opfern von sexuellem Missbrauch und des vom Gründer in Gang gebrachten Machtsystems geworden sind.“ Er fordert die Verantwortlichen der Kongregation auf, ihre Autoritätausübung zu überprüfen und künftig das Gewissen des Einzelnen zu achten. 2006 hatte der Papst bereits das Sondergelübde des Ordens „Nächstenliebe“ verboten.[41] Danach durften die Ordensmitglieder Kritik an ihren Oberen nur mit diesen selbst besprechen und nicht nach außen tragen. Inhaltlich war es also nicht ein Gelübde der Nächstenliebe, sondern eines der Geheimhaltung.
Auch wurde die gängige Praxis aufgehoben, dass die Vorgesetzten zugleich geistliche Begleiter und Beichtväter sind. Dem Machtsystem wird damit entgegengewirkt.
Die Radikalität der Legionäre wird vom Papst ebenfalls kritisiert: Das missionarische Tun der Kirche dürfe nicht damit gleichgesetzt werden, „um jeden Preis effiziente Ergebnisse zu erreichen“.
Als Konsequenz der Visitation wurde am 16. Juni 2010 der jetzige Kardinal Velasio De Paolis CS, Professor für Kirchenrecht und renommierter Ordensrechtler, zum päpstlichen Delegaten für eine umfassende Neuordnung der Ordensgemeinschaft der Legionäre Christi ernannt.[42] Diese Maßnahme ist – außer einer Auflösung der Kongregation – die massivste Maßnahme, die der Papst nach der Visitation verhängen konnte. Damit obliegt die Leitung der Kongregation auf unbestimmte Zeit nicht mehr den Mitgliedern des Ordens, sondern dem Delegaten, der unmittelbar im Auftrag des Papstes handelt. Die Neuordnung betrifft sowohl die Leitungsstrukturen der Kongregation als auch die örtlichen Niederlassungen.
Über ein Jahr nach Einleitung der Reformmaßnahmen kritisiert Kardinal De Paolis (Juli 2011) es gäbe Dissidenten im Orden: "Unter 'Dissidenten' verstehe er Mitglieder, die nicht bereit seien, sich den Leitungsstrukturen des Ordens zu unterwerfen, sondern sich selber als die 'Herren der Spiritualität und der Lehre' aufspielen würden, führte der Kardinal dazu aus. Das führe zu Spaltungen und dazu, dass vor allem junge Mitglieder den Orden verließen, sagte der Kardinal."[43]
Die Kritik wird von anderen Seiten noch deutlicher,[44] wenn sie auch vielfach in die gleiche Richtung wie die offizielle kirchliche Kritik geht. Der Orden wird als fundamentalistisch beschrieben. Er strebe verdeckt um jeden Preis nach politischer Macht und gesellschaftlicher Einflussnahme. Die Legionäre sollen zu den reichsten katholischen Gemeinschaften weltweit gehören und ein weit verzweigtes Netz zu politischen und gesellschaftlichen Repräsentanten haben. So hat der Gründer des Ordens einen der reichsten und einflussreichtsten Männer der Welt, Carlos Slim Helu, getraut.[45][46][47] Die Legionäre hätten ein Vermögen von 25 Milliarden Euro und ihr jährlicher Haushalt betrage 650 Millionen Dollar.[48] So werden die Legionäre in Lateinamerika „Milionarios de Cristo“ – „Millionäre Christi“ genannt.[49][50] In Deutschland gibt es ebenfalls Kritik hinsichtlich der Finanzierung des Ordens.
→ Hauptartikel: Sexueller Missbrauch in der römisch-katholischen Kirche#Legionäre Christi
Im Jahre 2010 wurde aufgedeckt, dass andere Ordensmitglieder in mehreren Apostolischen Schulen ebenfalls Jungen missbraucht haben. In der Presse werden die Kinder meist als minderjährige „Seminaristen“ bezeichnet, weil die Einrichtungen auch „Kleine Seminare“ genannt werden. Öffentlich bekannt ist Missbrauch in Schulen in Chile, Italien, Spanien und den USA.[51][52] In Irland soll Missbrauch in der Jugendseelsorge des Ordens stattgefunden haben. Das Erzbistum Freiburg hat im April 2010 einen Seelsorger beurlaubt, weil die Staatsanwaltschaft ermittelt.[53][54]
Die neue Strategie des Ordens wird dahingehend kritisiert, dass der Orden nun versuche, die Problematik alleine auf den Gründer zu begrenzen. Laut spanischen Quellen gibt es Anzeichen dafür, dass es im Orden der Legionäre weitere übergriffige Angehörige gibt. In Mexiko wurde von Missbrauchsfällen an drei Schulen berichtet.[55][56]
Die Ordensgemeinschaft räumte 2012 ein, mehrere wegen Missbrauchs von Minderjährigen und anderer Vergehen verdächtige Priester dem Vatikan gemeldet zu haben. Insgesamt seien der Kongregation für die Glaubenslehre neun Fälle gemeldet worden. Nach eigenen Angaben handele es sich um sieben Fälle von mutmaßlichem sexuellem Missbrauch, die nach internen Untersuchungen „den Anschein machen, wahr zu sein“. [57]
Römische Universität Athenaeum Regina Apostolorum
Universidad Anáhuac
Università Europea di Roma
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Der unbarmherzige Samarita geht
Nun der getreue der Zukunfts GmbH zieht nach alten Brauch genau nach 12 Jahren, also nicht nach 11 und auch nicht nach 13, sondern nach 12 Jahren den Hut.
Auch im Vatikan ist ein Kurswechsel angesagt, man redet wieder von verzicht statt von Prunk.
Nun aber hier in Braunschweig sind die Weichen der NWO gestellt worden.
Nun treten die Herren ab und machen platz, aber was erwartet uns dann.
Mahnende Worte hat man überhört, lieber belüstigte man sich über Tod und Elend anderer wie einst. Krieg innerhalb der Glaubensgemeinschaft angezettelt, Wasser geprädigt und Wein gesoffen und alles unter den Teppich gekehrt wie eh und je.
Wärend unser lieber Bischof seine Wohlverdiente Pansion kassiert, leider andere immer noch und werden weiterhin an der folgen leiden, der NWO.
Nun sei gott seiner Seele gnädig!
Nach zwölf Jahren im Amt verabschiedet sich der Braunschweiger Landesbischof Friedrich Weber in den Ruhestand. Offiziell verabschiedet wird der 65-Jährige heute mit einem Festgottesdienst im Braunschweiger Dom. Zu den Feierlichkeiten werden unter anderem der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, und der katholische Hildesheimer Bischof Norbert Trelle erwartet.
Weber weiter in der Kirche engagiert
Komplett verabschiedet sich Weber noch nicht aus dem aktiven Kirchenleben. Bis 2018 will er sich als Präsident der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa engagieren. In Braunschweig arbeitet er zudem weiter als Honorarprofessor für Kirchengeschichte. Privat hat es ihnen mittlerweile an die Küste zurückgezogen. Seit Kurzem lebt er mit seiner Frau wieder in Greetsiel, wo er früher als Vikar und Pastor tätig war.
Christoph Meyns tritt Amt im Juni an
Webers Nachfolger ist der Husumer Pastor Christoph Meyns. Er wird das Amt des Braunschweiger Landesbischofs im Juni übernehmen. Die dortige Landeskirche gehört zu den kleineren der insgesamt 20 evangelischen Landeskirchen bundesweit. Sie hat rund 370.000 Mitglieder, ihr Wirkungsbereich erstreckt sich von Wolfsburg bis zum Südrand des Harzes.
Quelle
Hoffen wir mal das der Nachfolger weitsichtiger ist und statt auf Marketing lieber auf Christliche Tugenden zurück greift. Nicht das gottes Zorn wie in Italien in den Braunschweiger Dom rauscht und die gottische - romanische Christei den gläubigen auf den Kopf fällt und sie erschlägt.
Amen
Auch im Vatikan ist ein Kurswechsel angesagt, man redet wieder von verzicht statt von Prunk.
Nun aber hier in Braunschweig sind die Weichen der NWO gestellt worden.
Nun treten die Herren ab und machen platz, aber was erwartet uns dann.
Mahnende Worte hat man überhört, lieber belüstigte man sich über Tod und Elend anderer wie einst. Krieg innerhalb der Glaubensgemeinschaft angezettelt, Wasser geprädigt und Wein gesoffen und alles unter den Teppich gekehrt wie eh und je.
Wärend unser lieber Bischof seine Wohlverdiente Pansion kassiert, leider andere immer noch und werden weiterhin an der folgen leiden, der NWO.
Nun sei gott seiner Seele gnädig!
Nach zwölf Jahren im Amt verabschiedet sich der Braunschweiger Landesbischof Friedrich Weber in den Ruhestand. Offiziell verabschiedet wird der 65-Jährige heute mit einem Festgottesdienst im Braunschweiger Dom. Zu den Feierlichkeiten werden unter anderem der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, und der katholische Hildesheimer Bischof Norbert Trelle erwartet.
Weber weiter in der Kirche engagiert
Komplett verabschiedet sich Weber noch nicht aus dem aktiven Kirchenleben. Bis 2018 will er sich als Präsident der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa engagieren. In Braunschweig arbeitet er zudem weiter als Honorarprofessor für Kirchengeschichte. Privat hat es ihnen mittlerweile an die Küste zurückgezogen. Seit Kurzem lebt er mit seiner Frau wieder in Greetsiel, wo er früher als Vikar und Pastor tätig war.
Christoph Meyns tritt Amt im Juni an
Webers Nachfolger ist der Husumer Pastor Christoph Meyns. Er wird das Amt des Braunschweiger Landesbischofs im Juni übernehmen. Die dortige Landeskirche gehört zu den kleineren der insgesamt 20 evangelischen Landeskirchen bundesweit. Sie hat rund 370.000 Mitglieder, ihr Wirkungsbereich erstreckt sich von Wolfsburg bis zum Südrand des Harzes.
Quelle
Hoffen wir mal das der Nachfolger weitsichtiger ist und statt auf Marketing lieber auf Christliche Tugenden zurück greift. Nicht das gottes Zorn wie in Italien in den Braunschweiger Dom rauscht und die gottische - romanische Christei den gläubigen auf den Kopf fällt und sie erschlägt.
Amen
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Evangelisches Gemeindehaus in Abbensen: Der Abriss ist in vollem Gange
Abbensen. Das evangelische Gemeindehaus in Abbensen ist in Kürze Geschichte: Die Abrissarbeiten laufen auf Hochtouren. Das erst gut 20 Jahre alte Gebäude war wegen gravierender Baumängel einsturzgefährdet und nicht mehr zu retten.
„Wir sind eigentlich eher für die Instandsetzung als für den Abriss von Gebäuden zuständig. Aber in diesem Fall war nichts zu machen. Selbst wenn für viel Geld saniert worden wäre, hätte niemand eine Garantie für die Sicherheit übernehmen wollen“, erklärt Oliver Wolf, Bauingenieur beim Amt für Bau- und Kunstpflege der Landeskirche Hannover.
Rund 25 000 Euro werde die Maßnahme kosten. Bezahlen wird dies der Kirchenkreis, da von den seinerzeit Verantwortlichen niemand mehr herangezogen werden kann. Sie sind bereits verstorben.
„Es tut schon sehr weh, das mit ansehen zu müssen“, sagt Gemeinde-Pastor Philipp Mohnke-Winter. „Es war ein sehr individuell gestaltetes Gemeindehaus - bis ins Detail durchdacht, funktionell und von ansprechender Architektur“, sagt er. Mohnke-Winter kam 2010 nach Abbensen und konnte das Gebäude noch knapp zwei Jahre für die Arbeit in der Gemeinde nutzen. 2012 wurde es dann gesperrt.
Mit erstaunlicher Präzision entfernt ein Bagger Balken für Balken des Dachstuhls vom Haus und stapelt das Holz sorgfältig aufeinander. Den Auftrag für den kompletten Abriss hat die Firma Bähre aus Lehrte übernommen.
„Wir haben das Gebäude entkernt und die Dachziegel entfernt. Nun wird der Dachstuhl abgetragen und das Mauerwerk eingerissen“, erklärt Manuel Hermida Lorenzo, der die Bauaufsicht führt. Die einzelnen Materialien werden möglichst sortenrein sortiert und dann abtransportiert. Einige Tage werde das alles noch dauern.
Für das Gemeindeleben bedeutet der Verlust des Gebäudes einen herben Schlag. „Wir weichen in den Kunsttreff und in das Dorfgemeinschaftshaus aus, aber das ist mit Aufwand verbunden. Material muss jeweils mitgenommen werden. Und wir können zum Beispiel auch nichts aufhängen und so der Gemeinde präsentieren“, beschreibt Mohnke-Winter die Situation.
Mit einem Ersatzbau rechnet er in absehbarer Zeit nicht: Weder Kirchenkreis noch Gemeinde seien in der Lage, das Geld dafür aufzubringen.
Quelle
Nah wo ist den der Wunderspender hin und was ist mit dem Patriotischmus der Kirchengänger?
Erst geht die Dorfkneipe flötten undf dann das Gemeindezentrum und nachher trifft sich alles auf dem Friedhof,die Toten unten und die Lebenden mit einer Fl.Bier obendrüber.
„Wir sind eigentlich eher für die Instandsetzung als für den Abriss von Gebäuden zuständig. Aber in diesem Fall war nichts zu machen. Selbst wenn für viel Geld saniert worden wäre, hätte niemand eine Garantie für die Sicherheit übernehmen wollen“, erklärt Oliver Wolf, Bauingenieur beim Amt für Bau- und Kunstpflege der Landeskirche Hannover.
Rund 25 000 Euro werde die Maßnahme kosten. Bezahlen wird dies der Kirchenkreis, da von den seinerzeit Verantwortlichen niemand mehr herangezogen werden kann. Sie sind bereits verstorben.
„Es tut schon sehr weh, das mit ansehen zu müssen“, sagt Gemeinde-Pastor Philipp Mohnke-Winter. „Es war ein sehr individuell gestaltetes Gemeindehaus - bis ins Detail durchdacht, funktionell und von ansprechender Architektur“, sagt er. Mohnke-Winter kam 2010 nach Abbensen und konnte das Gebäude noch knapp zwei Jahre für die Arbeit in der Gemeinde nutzen. 2012 wurde es dann gesperrt.
Mit erstaunlicher Präzision entfernt ein Bagger Balken für Balken des Dachstuhls vom Haus und stapelt das Holz sorgfältig aufeinander. Den Auftrag für den kompletten Abriss hat die Firma Bähre aus Lehrte übernommen.
„Wir haben das Gebäude entkernt und die Dachziegel entfernt. Nun wird der Dachstuhl abgetragen und das Mauerwerk eingerissen“, erklärt Manuel Hermida Lorenzo, der die Bauaufsicht führt. Die einzelnen Materialien werden möglichst sortenrein sortiert und dann abtransportiert. Einige Tage werde das alles noch dauern.
Für das Gemeindeleben bedeutet der Verlust des Gebäudes einen herben Schlag. „Wir weichen in den Kunsttreff und in das Dorfgemeinschaftshaus aus, aber das ist mit Aufwand verbunden. Material muss jeweils mitgenommen werden. Und wir können zum Beispiel auch nichts aufhängen und so der Gemeinde präsentieren“, beschreibt Mohnke-Winter die Situation.
Mit einem Ersatzbau rechnet er in absehbarer Zeit nicht: Weder Kirchenkreis noch Gemeinde seien in der Lage, das Geld dafür aufzubringen.
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Nah wo ist den der Wunderspender hin und was ist mit dem Patriotischmus der Kirchengänger?
Erst geht die Dorfkneipe flötten undf dann das Gemeindezentrum und nachher trifft sich alles auf dem Friedhof,die Toten unten und die Lebenden mit einer Fl.Bier obendrüber.
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Christoph Schönborn
Kardinal Christoph Schönborn OP (* 22. Jänner 1945 in Skalken bei Leitmeritz, Böhmen; eigentlich Christoph Maria Michael Hugo Damian Peter Adalbert Schönborn) ist ein römisch-katholischer Theologe und seit 1995 Erzbischof von Wien.
Kardinalswappen (ab 1998) von Christoph Kardinal Schönborn
Der Kardinal entstammt der Adelsfamilie Schönborn, die bereits in der frühen Neuzeit Würdenträger der katholischen Kirche im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation gestellt hat. Sein Vater war der Maler Hugo-Damian Schönborn (1916-1979), geboren in Österreich-Ungarn als Graf von Schönborn-Buchheim, später Widerstandskämpfer gegen die Nationalsozialisten[1] und Freimaurer,[2] der im Oktober 1944 in Belgien zu den Engländern desertierte.[3]
Im Jahr 1945 wurde die Familie Schönborn mit den Worten "Herr Schönborn, Sie sind ausgeladen aus der Tschechischen Republik mit ihrer ganzen Familie" aus Schloss Skalka und aus ihrer Heimat vertrieben. Seine Mutter Eleonore Schönborn (* 14. April 1920 in Brünn) kam nach der Vertreibung aus dem Sudetenland aufgrund eines Heimatsscheines ihres verstorbenen Vaters Baron Rudolf Doblhoff mit ihren Söhnen Philipp und Christoph bei Verwandten in Breiteneich bei Horn, Niederösterreich, und nach dem Winter 1945/1946 bei ihrer ältesten Schwester in Graz unter. Dort traf Eleonore wieder mit ihrem von den Engländern entlassenen Mann zusammen. Aufgrund ihrer Vielsprachigkeit wurde sie Chefsekretärin bei einer Vorarlberger Textilfirma. Christoph Schönborn wuchs in der Folge in Schruns im Montafon (Vorarlberg, Österreich) auf, wo 1954 als letztes seiner drei Geschwister sein Bruder, der Schauspieler Michael Schönborn, geboren wurde. Die Eltern trennten sich.[3]
Studium, Priesterweihe, Professur
Nach der Matura trat Christoph Schönborn 1963 in den Dominikanerorden in Warburg (Westfalen) ein. Nach dem Studium der Theologie und Philosophie in Bornheim-Walberberg, Wien und Paris wurde er am 27. Dezember 1970 in Wien durch Erzbischof Franz Kardinal König zum Priester geweiht. Ab 1971 absolvierte er am Institut Catholique de Paris ein Promotionsstudium zum Dr. theol., das er 1974 mit der Vorlage einer Dissertation mit dem Titel „L’Icône du Christ. Fondements théologiques“ („Die Christus-Ikone. Theologische Grundlagen“) abschloss. Während der Promotionsphase studierte er von 1972 bis 1973 ein Jahr lang an der Universität Regensburg, unter anderem bei Joseph Ratzinger, der im April 2005 Papst Benedikt XVI. wurde. Ab 1975 lehrte Schönborn – zunächst als Gastprofessor, später als ordentlicher Professor – katholische Dogmatik an der Universität Freiburg (Schweiz). Von 1978 bis 1988 lehrte er auch Theologie des christlichen Ostens in Form eines kleinen Lehrauftrages neben seinem Ordinariat der Dogmatik. In diesem Ressort folgte ihm Iso Baumer nach.
1980 wurde Schönborn Mitglied der internationalen Theologenkommission des Heiligen Stuhls und 1987 Redaktionssekretär des Weltkatechismus.
Bischofsweihe, Kreierung zum und Wirken als Kardinal
Am 11. Juli 1991 ernannte ihn Papst Johannes Paul II. zum Titularbischof von Sutrium und zum Weihbischof in Wien. Die Bischofsweihe spendete ihm der Wiener Erzbischof, Hans Hermann Kardinal Groër, am 29. September desselben Jahres im Wiener Stephansdom; Mitkonsekratoren waren der emeritierte Wiener Erzbischof, Franz Kardinal König, und der Bischof von Brünn, Vojtěch Cikrle. Am 13. April 1995 wurde er zum Koadjutorerzbischof der Erzdiözese Wien ernannt und am 14. September desselben Jahres folgte er Hans Hermann Groër als Erzbischof nach.
Am 29. Juni 1996 erhielt er von Papst Johannes Paul II. das Pallium, das Ehrenzeichen der Metropoliten, und wurde im Konsistorium vom 21. Februar 1998 als Kardinalpriester mit der Titelkirche Gesù Divin Lavoratore in das Kardinalskollegium aufgenommen.
Im selben Jahr wurde er zum Vorsitzenden der österreichischen Bischofskonferenz gewählt, deren stellvertretender Vorsitzender er schon seit 1996 war. Am 10. November 2004 wurde er wiedergewählt. Schönborn ist Ordinarius für die Gläubigen des byzantinischen Ritus in Österreich.
Christoph Kardinal Schönborn war Teilnehmer am Konklave 2005, in dem Papst Benedikt XVI. gewählt wurde. Zudem war Schönborn Teilnehmer am Konklave 2013, in dem der argentinische Kardinal Jorge Mario Bergoglio zum Papst (Franziskus) gewählt wurde.
2005 wurde Christoph Schönborn als Großkreuz-Ritter in den Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem investiert.
Die St. Nikolaus-Kindertagesheimstiftung in der Erzdiözese Wien wurde von Kardinal Christoph Schönborn mit Wirkung vom 1. Juni 2009 ins Leben gerufen. Die Stiftung ist Träger der meisten katholischen Kindertagesheime in Wien.
Am 15. Jänner 2014 wurde bekannt, dass Kardinal Schönborn durch Papst Franziskus in die Kardinalskommission zur Aufsicht über die Vatikanbank IOR berufen wurde.[4]
Kardinalswappen und Wahlspruch
Der Wappenschild geviert, zeigt in Feld 1 und 4 auf rotem Grund ein griechisches Kreuz auf weißem Balken, das Wappen des Erzbistums Wien. In Feld 2 in rot auf drei silbernen Spitzen ein schreitender goldener Löwe mit blauer Krone, das Stammwappen der Schönborn. In Feld 3 weißer Mantelzug auf schwarzen Grund, das Mantelwappen der Dominikaner.
Hinter dem Schild stehend das Doppelkreuz (Patriarchenkreuz), darüber der rote Galero (Kardinalshut) mit den jeweils fünfzehn herunterhängenden roten Quasten (fiocchi).
Sein Wahlspruch lautet Vos autem dixi amicos („Vielmehr habe ich euch Freunde genannt“) und wurde dem Johannesevangelium (Joh 15,15 EU) entnommen.
Standpunkte
Zur Evolution und Multiversum-Hypothese
Für Verwirrung sorgte Schönborn im Juli 2005 mit seinem in der New York Times veröffentlichten Text Finding Design in Nature[5] sowie mit vielen weiteren öffentlichen Äußerungen,[6], in welchem er seine Gedanken über die Evolutionstheorie äußerte. Darin bezeichnet er die Auffassung, dass der Zufall die primäre Komponente der Evolution sei, als Dogma und Ideologie. Seiner Meinung nach ist ein der Evolution innewohnender göttlicher Plan und Zweck erkennbar (siehe theistische Evolution). Heute verbreitete materialistische und naturalistische Interpretationen der Evolutionstheorie bezeichnete er abwertend als „Evolutionismus“ und „Neodarwinismus“. Sie seien, wie jede Interpretation, die einen solchen Plan nicht anerkennt, „in keiner Weise wissenschaftlich, sondern ein Abdanken der menschlichen Intelligenz“. Aufmerksamkeit erregten Schönborns Ausführungen auch, weil er vom Designbegriff Gebrauch machte, der zu dieser Zeit gerade im Rahmen von Intelligent Design in der Öffentlichkeit stand. Teilweise sprach er sogar von dem göttlichem Plan direkt als „Intelligent Design“ und forderte, dass es erlaubt sein müsse, diesen Plan im Biologieunterricht – auch in den USA – zur Sprache kommen zu lassen.[7] Dies führte zu Verwirrungen, da es teilweise als Ablehnung der Evolutionstheorie und Befürwortung von Positionen des Discovery Institute und der Intelligent-Design-Bewegung gewertet wurde.[8] Schönborn wurde daraufhin dafür kritisiert, dass er sich nur sehr zurückhaltend von diesen Positionen distanzierte; er verwarf dies jedoch als wissenschaftspolitische Fragen, die ihn nicht interessierten.[9][10] Er wies darauf hin, dass er die Evolution an sich nicht anzweifle, dass aber nicht der Zufall, sondern ein Schöpfergott der bestimmende Faktor sei. Die Veröffentlichung seines Textes erfolgte mit Zustimmung des Papstes. In seinem Artikel in der New York Times wandte er sich auch gegen die kosmologische Multiversum-Hypothese, was jedoch keine vergleichbare öffentliche Beachtung fand.
Im März 2009 legte Schönborn bei einem Vortrag vor der Österreichischen Akademie der Wissenschaften noch einmal seine Position in der wissenschaftlichen Diskussion um Schöpfung und Evolutionstheorie dar und übte dabei erstmals schärfere Selbstkritik. Sein Artikel in der New York Times sei „etwas holzschnittartig“ gewesen und „hätte noch einiger Differenzierung bedurft“,[11] so Schönborn. Außerdem distanzierte er sich ausdrücklich vom Kreationismus. Die Idee der Erschaffung fertiger einzelner Wesen oder Arten sei für ihn absurd, so Schönborn. „Sie ist so unhaltbar wie die kreationistischen Thesen von einer Erschaffung der Welt in sechs 24-Stunden-Tagen, wie die pseudowissenschaftliche Spekulationen über eine «junge» Erde, über eine historische Deutung der Sintflut, etc.“[11] Allerdings dürfe man einen fundierten christlichen Schöpfungsglauben auch nicht in einen Topf mit einem fundamentalistisch-biblizistischen Schöpfungsverständnis werfen, so der Kardinal.
Auch die Theorie des Intelligent Design kritisierte Schönborn erstmals deutlich: Der Versuch dieser Schule, hohe Komplexität in der Natur als „Beweis für ein «intelligent design» zu bewerten, krankt an dem fundamentalen Denkfehler, dass design, Plan, Zielgerichtetheit nicht auf der Ebene der Kausalität gefunden werden kann, mit der sich die naturwissenschaftliche Methode befasst“,[11] sagte Schönborn.
Zu Missbrauchsfällen
Schönborn hat 1995 – damals Weihbischof – die in der Zeitschrift Profil veröffentlichten Missbrauchanschuldigungen gegen Kardinal Groer in scharfer Form zurückgewiesen. In einer Stellungnahme hatte er unter anderem erklärt: Seit der Zeit des Nationalsozialismus, als Priesterprozesse unter dem Vorwand homosexueller Verfehlungen geführt wurden, hat es in Österreich derlei Verleumdungspraktiken gegen die Kirche nicht mehr gegeben. Schönborn dazu 2011: Ich hatte vor meiner Ernennung zum Weihbischof im Ausland gelebt und nie einschlägige Gerüchte gehört. Ich war daher zunächst ehrlich überzeugt, dass es sich um Verleumdungen handeln müsse. So sind auch meine ebenso emotionalen wie überzogenen Worte zu erklären, die die Vorgangsweise mit jener aus der Nazizeit verglichen.[12][13]
Für Verstimmung im Vatikan sorgte Schönborn im Frühjahr 2010 mit seiner Kritik am Kardinaldekan, Kardinal Angelo Sodano. Schönborn warf ihm in einem Interview mit der Presse vor, dass der ehemalige Vatikan-Kardinalstaatssekretär vor 15 Jahren die Bildung einer Untersuchungskommission zum Fall Groer verhindert habe, schrieb Il Giornale unter Berufung auf Kathpress.[14]
Zu Homosexualität
Der Kardinal übte Kritik an der Idee einer gleichgeschlechtlichen Ehe. Im Jahr 2008 kritisierte er gleichgeschlechtliche Ehe in einer Predigt. Er nannte unter anderem die Einführung einer derartigen Ehe ein „Nein zum Leben“. Künstliche Empfängnisverhütung, Abtreibung und gleichgeschlechtliche Ehen sollen zusammengenommen zum Ende der europäischen Kultur führen: „Europa ist im Begriff zu sterben, da es Nein zum Leben gesagt hat.“[15]
2010 sagte er in einem Interview: „Beim Thema Homosexualität etwa sollten wir stärker die Qualität einer Beziehung sehen. Und über diese Qualität auch wertschätzend sprechen. Eine stabile Beziehung ist sicher besser, als wenn jemand seine Promiskuität einfach auslebt.“ Dies sei für ihn ein Wandel von einer „Pflicht-Moral“ hin zu einer „Moral des Glücks“. Dabei stehe nicht die Sünde im Zentrum der Betrachtung, sondern der Versuch, den Geboten zu entsprechen.[16]
Im März 2012 bestätigte Schönborn die Wahl des homosexuellen Pfarrgemeinderates Felix Stangl im niederösterreichischen Stützenhofen. Er sagte, nach einem persönlichen Gespräch mit Stangl sei er „von seiner gläubigen Haltung, seiner Bescheidenheit und seiner gelebten Dienstbereitschaft sehr beeindruckt gewesen“. Die Kandidaten bei Pfarrgemeinderatswahlen bezeugten „die Lebendigkeit der Kirche“.[17] Gleichzeitig bekräftigte er, dass die „Position der Kirche über diese Themen [...] sich nicht geändert“ habe und es sich um einen „besonderen Fall“ und nicht um einen „Präzedenzfall“ handele.[18]
Sonstiges
In der aus Sicht jüdischer Organisationen einen Affront darstellenden Karfreitagsfürbitte für die Juden verteidigte Schönborn 2008 in der englischsprachigen katholischen Zeitung The Tablet[19] die Haltung des Papstes. Als „wertvolle Beispiele für die besondere Art und Weise, wie Christen in Bezug auf das Evangelium gegenüber den Juden Zeugnis ablegen müssen“, zitierte er u. a. (Römer 1,16 EU): „Das Evangelium […] ist eine Kraft Gottes, die jeden rettet, der glaubt, zuerst den Juden, aber ebenso den Griechen.“ Er rechtfertigte dies weiters mit der Bibelstelle (Lk 24,47 EU), wonach Jesus den Aposteln aufgetragen hat, das Evangelium „allen Völkern, angefangen in Jerusalem, [zu] verkünden.“ Denn „Für euch zuerst hat Gott [ihn] gesandt, damit er euch segnet und jeden von seiner Bosheit abbringt.“ (Apg 3,26 EU). Die Wichtigkeit der „Fortsetzung und Intensivierung des jüdisch-christlichen Dialogs“ betonte Schönborn 2012 in einem Schreiben an die Israelitische Kultusgemeinde, in dem er seine Bestürzung anlässlich der Schändung von 43 Gräbern im jüdischen Teil des Wiener Zentralfriedhofs zum Ausdruck brachte.[20]
Mitgliedschaften
Mitgliedschaften in der Römischen Kurie
Kongregation für die Glaubenslehre
Kongregation für die orientalischen Kirchen (bestätigt 2014[21])
Kongregation für das Katholische Bildungswesen
Päpstlicher Rat für die Kultur
Päpstliche Kommission für die Kulturgüter der Kirche
Päpstlicher Rat zur Förderung der Neuevangelisierung (seit 2011)[22]
Kardinalskommission zur Aufsicht über die Vatikanbank IOR (seit 2014)
Päpstlicher Rat für die Laien (seit 2014)[23]
Mitgliedschaften und Ämter in der Österreichischen Bischofskonferenz
Glaubenskommission (Vorsitz), Katechetische Kommission (Vorsitz), Finanzkommission, Referat für Berufspastoral (Canisiuswerk), Referat für Ökumene, Referat für verfolgte Christen, Referat für Bildung und Schule (Religionsunterricht, Katholische Privatschulen), Referat für Katholische Krankenanstalten
Andere Ämter
Vorsitzender des Kuratoriums der Joseph Ratzinger Papst Benedikt XVI.-Stiftung
Ehrenämter
Aumonier des Ordens vom Goldenen Vlies
Ehrenmitgliedschaften
Ehrenritter des Deutschen Ordens (27. Februar 2007)
Ehrenmitglied der Ö.k.a.V. Rhaeto-Danubia Wien im ÖCV (seit 11. Oktober 1997)
Ehrenmitglied der K.Ö.L. Starhemberg Wien im KÖL (seit 2. Dezember 1998)
Ehrenmitglied der K.Ö.St.V. Frankonia Wien im MKV (seit 1999).
Ehren- und Devotions-Großkreuz-Bailli des Malteserordens (seit 7. Februar 2006)[24]
Ehrenmitglied der K.Ö.St.V. Rugia Retz (seit 28. Juni 2009)
Auszeichnungen
Goldenes Komturkreuz mit dem Stern des Ehrenzeichens für Verdienste um das Bundesland Niederösterreich (1998)
Großes Goldenes Ehrenzeichen am Bande für Verdienste um die Republik Österreich[25] (2006)
Großes Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien mit dem Stern (2012)
Großkreuz des Ungarischen Verdienstordens[26] (2012)
Werke
Sophrone de Jérusalem. Vie monastique et confession dogmatique. Beauchesne, Paris 1972, ISBN 2-7010-0054-8
Die charismatische Erneuerung und die Kirchen. Pustet, Regensburg 1977, ISBN 3-7917-0506-7
Die Christus-Ikone. Eine theologische Hinführung. Novalis, Schaffhausen 1984. (Neuaufl. Wiener Dom-Verlag 1998), ISBN 3-85351-157-0
Einheit im Glauben. Johannes, Einsiedeln 1984, ISBN 3-89411-215-8
Existenz im Übergang. Pilgerschaft, Reinkarnation, Vergöttlichung. Johannes, Einsiedeln u. a. 1987, ISBN 3-89411-216-6
Zur kirchlichen Erbsündenlehre. Stellungnahmen zu einer brennenden Frage. Freiburg im Brsg. u. a. 1991, ISBN 3-89411-303-0
Herzstücke unseres Glaubens. Das „Credo“ im Katechismus der Katholischen Kirche. Wiener Dom, Wien 1994, ISBN 3-85351-112-0
Quellen unseres Glaubens. Liturgie und Sakramente im Katechismus der Katholischen Kirche. Wiener Dom, Wien 1996, ISBN 3-85351-116-3
Leben für die Kirche. Die Fastenexerzitien des Papstes. Freiburg im Brsg. u.a. 1997, ISBN 3-451-26258-4
Wähle das Leben. Die christliche Moral nach dem Katechismus der katholischen Kirche. Wiener Dom, Wien 1998, ISBN 3-85351-156-2
Gott sandte seinen Sohn. Christologie. (Amateca. Lehrbücher zur katholischen Theologie, Bd. 7) Bonifatius, Paderborn 2002, ISBN 3-89710-202-1
Mein Jesus. Gedanken zum Evangelium. Molden, Wien 2002. ISBN 3-85485-087-5
Seht, Gottes Sohn! Gedanken zum Evangelium im Markusjahr. Molden, Wien 2005, ISBN 3-85485-151-0
Wovon wir leben können. Das Geheimnis der Eucharistie. Herder, Freiburg im Brsg. u. a. 2005, ISBN 3-451-28602-5
Ziel oder Zufall? Schöpfung und Evolution aus der Sicht eines vernünftigen Glaubens. Herder, Freiburg im Brsg. 2007, ISBN 978-3-451-29389-4
mit Barbara Stöckl: Wer braucht Gott?: Barbara Stöckl im Gespräch mit Kardinal Christoph Schönborn, Ecowin Verlag, Salzburg 2007, ISBN 978-3-902404-33-6
Quelle - Literatur & einzelnachweise
Kardinalswappen (ab 1998) von Christoph Kardinal Schönborn
Der Kardinal entstammt der Adelsfamilie Schönborn, die bereits in der frühen Neuzeit Würdenträger der katholischen Kirche im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation gestellt hat. Sein Vater war der Maler Hugo-Damian Schönborn (1916-1979), geboren in Österreich-Ungarn als Graf von Schönborn-Buchheim, später Widerstandskämpfer gegen die Nationalsozialisten[1] und Freimaurer,[2] der im Oktober 1944 in Belgien zu den Engländern desertierte.[3]
Im Jahr 1945 wurde die Familie Schönborn mit den Worten "Herr Schönborn, Sie sind ausgeladen aus der Tschechischen Republik mit ihrer ganzen Familie" aus Schloss Skalka und aus ihrer Heimat vertrieben. Seine Mutter Eleonore Schönborn (* 14. April 1920 in Brünn) kam nach der Vertreibung aus dem Sudetenland aufgrund eines Heimatsscheines ihres verstorbenen Vaters Baron Rudolf Doblhoff mit ihren Söhnen Philipp und Christoph bei Verwandten in Breiteneich bei Horn, Niederösterreich, und nach dem Winter 1945/1946 bei ihrer ältesten Schwester in Graz unter. Dort traf Eleonore wieder mit ihrem von den Engländern entlassenen Mann zusammen. Aufgrund ihrer Vielsprachigkeit wurde sie Chefsekretärin bei einer Vorarlberger Textilfirma. Christoph Schönborn wuchs in der Folge in Schruns im Montafon (Vorarlberg, Österreich) auf, wo 1954 als letztes seiner drei Geschwister sein Bruder, der Schauspieler Michael Schönborn, geboren wurde. Die Eltern trennten sich.[3]
Studium, Priesterweihe, Professur
Nach der Matura trat Christoph Schönborn 1963 in den Dominikanerorden in Warburg (Westfalen) ein. Nach dem Studium der Theologie und Philosophie in Bornheim-Walberberg, Wien und Paris wurde er am 27. Dezember 1970 in Wien durch Erzbischof Franz Kardinal König zum Priester geweiht. Ab 1971 absolvierte er am Institut Catholique de Paris ein Promotionsstudium zum Dr. theol., das er 1974 mit der Vorlage einer Dissertation mit dem Titel „L’Icône du Christ. Fondements théologiques“ („Die Christus-Ikone. Theologische Grundlagen“) abschloss. Während der Promotionsphase studierte er von 1972 bis 1973 ein Jahr lang an der Universität Regensburg, unter anderem bei Joseph Ratzinger, der im April 2005 Papst Benedikt XVI. wurde. Ab 1975 lehrte Schönborn – zunächst als Gastprofessor, später als ordentlicher Professor – katholische Dogmatik an der Universität Freiburg (Schweiz). Von 1978 bis 1988 lehrte er auch Theologie des christlichen Ostens in Form eines kleinen Lehrauftrages neben seinem Ordinariat der Dogmatik. In diesem Ressort folgte ihm Iso Baumer nach.
1980 wurde Schönborn Mitglied der internationalen Theologenkommission des Heiligen Stuhls und 1987 Redaktionssekretär des Weltkatechismus.
Bischofsweihe, Kreierung zum und Wirken als Kardinal
Am 11. Juli 1991 ernannte ihn Papst Johannes Paul II. zum Titularbischof von Sutrium und zum Weihbischof in Wien. Die Bischofsweihe spendete ihm der Wiener Erzbischof, Hans Hermann Kardinal Groër, am 29. September desselben Jahres im Wiener Stephansdom; Mitkonsekratoren waren der emeritierte Wiener Erzbischof, Franz Kardinal König, und der Bischof von Brünn, Vojtěch Cikrle. Am 13. April 1995 wurde er zum Koadjutorerzbischof der Erzdiözese Wien ernannt und am 14. September desselben Jahres folgte er Hans Hermann Groër als Erzbischof nach.
Am 29. Juni 1996 erhielt er von Papst Johannes Paul II. das Pallium, das Ehrenzeichen der Metropoliten, und wurde im Konsistorium vom 21. Februar 1998 als Kardinalpriester mit der Titelkirche Gesù Divin Lavoratore in das Kardinalskollegium aufgenommen.
Im selben Jahr wurde er zum Vorsitzenden der österreichischen Bischofskonferenz gewählt, deren stellvertretender Vorsitzender er schon seit 1996 war. Am 10. November 2004 wurde er wiedergewählt. Schönborn ist Ordinarius für die Gläubigen des byzantinischen Ritus in Österreich.
Christoph Kardinal Schönborn war Teilnehmer am Konklave 2005, in dem Papst Benedikt XVI. gewählt wurde. Zudem war Schönborn Teilnehmer am Konklave 2013, in dem der argentinische Kardinal Jorge Mario Bergoglio zum Papst (Franziskus) gewählt wurde.
2005 wurde Christoph Schönborn als Großkreuz-Ritter in den Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem investiert.
Die St. Nikolaus-Kindertagesheimstiftung in der Erzdiözese Wien wurde von Kardinal Christoph Schönborn mit Wirkung vom 1. Juni 2009 ins Leben gerufen. Die Stiftung ist Träger der meisten katholischen Kindertagesheime in Wien.
Am 15. Jänner 2014 wurde bekannt, dass Kardinal Schönborn durch Papst Franziskus in die Kardinalskommission zur Aufsicht über die Vatikanbank IOR berufen wurde.[4]
Kardinalswappen und Wahlspruch
Der Wappenschild geviert, zeigt in Feld 1 und 4 auf rotem Grund ein griechisches Kreuz auf weißem Balken, das Wappen des Erzbistums Wien. In Feld 2 in rot auf drei silbernen Spitzen ein schreitender goldener Löwe mit blauer Krone, das Stammwappen der Schönborn. In Feld 3 weißer Mantelzug auf schwarzen Grund, das Mantelwappen der Dominikaner.
Hinter dem Schild stehend das Doppelkreuz (Patriarchenkreuz), darüber der rote Galero (Kardinalshut) mit den jeweils fünfzehn herunterhängenden roten Quasten (fiocchi).
Sein Wahlspruch lautet Vos autem dixi amicos („Vielmehr habe ich euch Freunde genannt“) und wurde dem Johannesevangelium (Joh 15,15 EU) entnommen.
Standpunkte
Zur Evolution und Multiversum-Hypothese
Für Verwirrung sorgte Schönborn im Juli 2005 mit seinem in der New York Times veröffentlichten Text Finding Design in Nature[5] sowie mit vielen weiteren öffentlichen Äußerungen,[6], in welchem er seine Gedanken über die Evolutionstheorie äußerte. Darin bezeichnet er die Auffassung, dass der Zufall die primäre Komponente der Evolution sei, als Dogma und Ideologie. Seiner Meinung nach ist ein der Evolution innewohnender göttlicher Plan und Zweck erkennbar (siehe theistische Evolution). Heute verbreitete materialistische und naturalistische Interpretationen der Evolutionstheorie bezeichnete er abwertend als „Evolutionismus“ und „Neodarwinismus“. Sie seien, wie jede Interpretation, die einen solchen Plan nicht anerkennt, „in keiner Weise wissenschaftlich, sondern ein Abdanken der menschlichen Intelligenz“. Aufmerksamkeit erregten Schönborns Ausführungen auch, weil er vom Designbegriff Gebrauch machte, der zu dieser Zeit gerade im Rahmen von Intelligent Design in der Öffentlichkeit stand. Teilweise sprach er sogar von dem göttlichem Plan direkt als „Intelligent Design“ und forderte, dass es erlaubt sein müsse, diesen Plan im Biologieunterricht – auch in den USA – zur Sprache kommen zu lassen.[7] Dies führte zu Verwirrungen, da es teilweise als Ablehnung der Evolutionstheorie und Befürwortung von Positionen des Discovery Institute und der Intelligent-Design-Bewegung gewertet wurde.[8] Schönborn wurde daraufhin dafür kritisiert, dass er sich nur sehr zurückhaltend von diesen Positionen distanzierte; er verwarf dies jedoch als wissenschaftspolitische Fragen, die ihn nicht interessierten.[9][10] Er wies darauf hin, dass er die Evolution an sich nicht anzweifle, dass aber nicht der Zufall, sondern ein Schöpfergott der bestimmende Faktor sei. Die Veröffentlichung seines Textes erfolgte mit Zustimmung des Papstes. In seinem Artikel in der New York Times wandte er sich auch gegen die kosmologische Multiversum-Hypothese, was jedoch keine vergleichbare öffentliche Beachtung fand.
Im März 2009 legte Schönborn bei einem Vortrag vor der Österreichischen Akademie der Wissenschaften noch einmal seine Position in der wissenschaftlichen Diskussion um Schöpfung und Evolutionstheorie dar und übte dabei erstmals schärfere Selbstkritik. Sein Artikel in der New York Times sei „etwas holzschnittartig“ gewesen und „hätte noch einiger Differenzierung bedurft“,[11] so Schönborn. Außerdem distanzierte er sich ausdrücklich vom Kreationismus. Die Idee der Erschaffung fertiger einzelner Wesen oder Arten sei für ihn absurd, so Schönborn. „Sie ist so unhaltbar wie die kreationistischen Thesen von einer Erschaffung der Welt in sechs 24-Stunden-Tagen, wie die pseudowissenschaftliche Spekulationen über eine «junge» Erde, über eine historische Deutung der Sintflut, etc.“[11] Allerdings dürfe man einen fundierten christlichen Schöpfungsglauben auch nicht in einen Topf mit einem fundamentalistisch-biblizistischen Schöpfungsverständnis werfen, so der Kardinal.
Auch die Theorie des Intelligent Design kritisierte Schönborn erstmals deutlich: Der Versuch dieser Schule, hohe Komplexität in der Natur als „Beweis für ein «intelligent design» zu bewerten, krankt an dem fundamentalen Denkfehler, dass design, Plan, Zielgerichtetheit nicht auf der Ebene der Kausalität gefunden werden kann, mit der sich die naturwissenschaftliche Methode befasst“,[11] sagte Schönborn.
Zu Missbrauchsfällen
Schönborn hat 1995 – damals Weihbischof – die in der Zeitschrift Profil veröffentlichten Missbrauchanschuldigungen gegen Kardinal Groer in scharfer Form zurückgewiesen. In einer Stellungnahme hatte er unter anderem erklärt: Seit der Zeit des Nationalsozialismus, als Priesterprozesse unter dem Vorwand homosexueller Verfehlungen geführt wurden, hat es in Österreich derlei Verleumdungspraktiken gegen die Kirche nicht mehr gegeben. Schönborn dazu 2011: Ich hatte vor meiner Ernennung zum Weihbischof im Ausland gelebt und nie einschlägige Gerüchte gehört. Ich war daher zunächst ehrlich überzeugt, dass es sich um Verleumdungen handeln müsse. So sind auch meine ebenso emotionalen wie überzogenen Worte zu erklären, die die Vorgangsweise mit jener aus der Nazizeit verglichen.[12][13]
Für Verstimmung im Vatikan sorgte Schönborn im Frühjahr 2010 mit seiner Kritik am Kardinaldekan, Kardinal Angelo Sodano. Schönborn warf ihm in einem Interview mit der Presse vor, dass der ehemalige Vatikan-Kardinalstaatssekretär vor 15 Jahren die Bildung einer Untersuchungskommission zum Fall Groer verhindert habe, schrieb Il Giornale unter Berufung auf Kathpress.[14]
Zu Homosexualität
Der Kardinal übte Kritik an der Idee einer gleichgeschlechtlichen Ehe. Im Jahr 2008 kritisierte er gleichgeschlechtliche Ehe in einer Predigt. Er nannte unter anderem die Einführung einer derartigen Ehe ein „Nein zum Leben“. Künstliche Empfängnisverhütung, Abtreibung und gleichgeschlechtliche Ehen sollen zusammengenommen zum Ende der europäischen Kultur führen: „Europa ist im Begriff zu sterben, da es Nein zum Leben gesagt hat.“[15]
2010 sagte er in einem Interview: „Beim Thema Homosexualität etwa sollten wir stärker die Qualität einer Beziehung sehen. Und über diese Qualität auch wertschätzend sprechen. Eine stabile Beziehung ist sicher besser, als wenn jemand seine Promiskuität einfach auslebt.“ Dies sei für ihn ein Wandel von einer „Pflicht-Moral“ hin zu einer „Moral des Glücks“. Dabei stehe nicht die Sünde im Zentrum der Betrachtung, sondern der Versuch, den Geboten zu entsprechen.[16]
Im März 2012 bestätigte Schönborn die Wahl des homosexuellen Pfarrgemeinderates Felix Stangl im niederösterreichischen Stützenhofen. Er sagte, nach einem persönlichen Gespräch mit Stangl sei er „von seiner gläubigen Haltung, seiner Bescheidenheit und seiner gelebten Dienstbereitschaft sehr beeindruckt gewesen“. Die Kandidaten bei Pfarrgemeinderatswahlen bezeugten „die Lebendigkeit der Kirche“.[17] Gleichzeitig bekräftigte er, dass die „Position der Kirche über diese Themen [...] sich nicht geändert“ habe und es sich um einen „besonderen Fall“ und nicht um einen „Präzedenzfall“ handele.[18]
Sonstiges
In der aus Sicht jüdischer Organisationen einen Affront darstellenden Karfreitagsfürbitte für die Juden verteidigte Schönborn 2008 in der englischsprachigen katholischen Zeitung The Tablet[19] die Haltung des Papstes. Als „wertvolle Beispiele für die besondere Art und Weise, wie Christen in Bezug auf das Evangelium gegenüber den Juden Zeugnis ablegen müssen“, zitierte er u. a. (Römer 1,16 EU): „Das Evangelium […] ist eine Kraft Gottes, die jeden rettet, der glaubt, zuerst den Juden, aber ebenso den Griechen.“ Er rechtfertigte dies weiters mit der Bibelstelle (Lk 24,47 EU), wonach Jesus den Aposteln aufgetragen hat, das Evangelium „allen Völkern, angefangen in Jerusalem, [zu] verkünden.“ Denn „Für euch zuerst hat Gott [ihn] gesandt, damit er euch segnet und jeden von seiner Bosheit abbringt.“ (Apg 3,26 EU). Die Wichtigkeit der „Fortsetzung und Intensivierung des jüdisch-christlichen Dialogs“ betonte Schönborn 2012 in einem Schreiben an die Israelitische Kultusgemeinde, in dem er seine Bestürzung anlässlich der Schändung von 43 Gräbern im jüdischen Teil des Wiener Zentralfriedhofs zum Ausdruck brachte.[20]
Mitgliedschaften
Mitgliedschaften in der Römischen Kurie
Kongregation für die Glaubenslehre
Kongregation für die orientalischen Kirchen (bestätigt 2014[21])
Kongregation für das Katholische Bildungswesen
Päpstlicher Rat für die Kultur
Päpstliche Kommission für die Kulturgüter der Kirche
Päpstlicher Rat zur Förderung der Neuevangelisierung (seit 2011)[22]
Kardinalskommission zur Aufsicht über die Vatikanbank IOR (seit 2014)
Päpstlicher Rat für die Laien (seit 2014)[23]
Mitgliedschaften und Ämter in der Österreichischen Bischofskonferenz
Glaubenskommission (Vorsitz), Katechetische Kommission (Vorsitz), Finanzkommission, Referat für Berufspastoral (Canisiuswerk), Referat für Ökumene, Referat für verfolgte Christen, Referat für Bildung und Schule (Religionsunterricht, Katholische Privatschulen), Referat für Katholische Krankenanstalten
Andere Ämter
Vorsitzender des Kuratoriums der Joseph Ratzinger Papst Benedikt XVI.-Stiftung
Ehrenämter
Aumonier des Ordens vom Goldenen Vlies
Ehrenmitgliedschaften
Ehrenritter des Deutschen Ordens (27. Februar 2007)
Ehrenmitglied der Ö.k.a.V. Rhaeto-Danubia Wien im ÖCV (seit 11. Oktober 1997)
Ehrenmitglied der K.Ö.L. Starhemberg Wien im KÖL (seit 2. Dezember 1998)
Ehrenmitglied der K.Ö.St.V. Frankonia Wien im MKV (seit 1999).
Ehren- und Devotions-Großkreuz-Bailli des Malteserordens (seit 7. Februar 2006)[24]
Ehrenmitglied der K.Ö.St.V. Rugia Retz (seit 28. Juni 2009)
Auszeichnungen
Goldenes Komturkreuz mit dem Stern des Ehrenzeichens für Verdienste um das Bundesland Niederösterreich (1998)
Großes Goldenes Ehrenzeichen am Bande für Verdienste um die Republik Österreich[25] (2006)
Großes Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien mit dem Stern (2012)
Großkreuz des Ungarischen Verdienstordens[26] (2012)
Werke
Sophrone de Jérusalem. Vie monastique et confession dogmatique. Beauchesne, Paris 1972, ISBN 2-7010-0054-8
Die charismatische Erneuerung und die Kirchen. Pustet, Regensburg 1977, ISBN 3-7917-0506-7
Die Christus-Ikone. Eine theologische Hinführung. Novalis, Schaffhausen 1984. (Neuaufl. Wiener Dom-Verlag 1998), ISBN 3-85351-157-0
Einheit im Glauben. Johannes, Einsiedeln 1984, ISBN 3-89411-215-8
Existenz im Übergang. Pilgerschaft, Reinkarnation, Vergöttlichung. Johannes, Einsiedeln u. a. 1987, ISBN 3-89411-216-6
Zur kirchlichen Erbsündenlehre. Stellungnahmen zu einer brennenden Frage. Freiburg im Brsg. u. a. 1991, ISBN 3-89411-303-0
Herzstücke unseres Glaubens. Das „Credo“ im Katechismus der Katholischen Kirche. Wiener Dom, Wien 1994, ISBN 3-85351-112-0
Quellen unseres Glaubens. Liturgie und Sakramente im Katechismus der Katholischen Kirche. Wiener Dom, Wien 1996, ISBN 3-85351-116-3
Leben für die Kirche. Die Fastenexerzitien des Papstes. Freiburg im Brsg. u.a. 1997, ISBN 3-451-26258-4
Wähle das Leben. Die christliche Moral nach dem Katechismus der katholischen Kirche. Wiener Dom, Wien 1998, ISBN 3-85351-156-2
Gott sandte seinen Sohn. Christologie. (Amateca. Lehrbücher zur katholischen Theologie, Bd. 7) Bonifatius, Paderborn 2002, ISBN 3-89710-202-1
Mein Jesus. Gedanken zum Evangelium. Molden, Wien 2002. ISBN 3-85485-087-5
Seht, Gottes Sohn! Gedanken zum Evangelium im Markusjahr. Molden, Wien 2005, ISBN 3-85485-151-0
Wovon wir leben können. Das Geheimnis der Eucharistie. Herder, Freiburg im Brsg. u. a. 2005, ISBN 3-451-28602-5
Ziel oder Zufall? Schöpfung und Evolution aus der Sicht eines vernünftigen Glaubens. Herder, Freiburg im Brsg. 2007, ISBN 978-3-451-29389-4
mit Barbara Stöckl: Wer braucht Gott?: Barbara Stöckl im Gespräch mit Kardinal Christoph Schönborn, Ecowin Verlag, Salzburg 2007, ISBN 978-3-902404-33-6
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Katholischer Erwachsenen-Katechismus
Der von der Deutschen Bischofskonferenz herausgegebene Katholische Erwachsenen-Katechismus (KEK) erläutert in zwei Bänden das Glaubensbekenntnis der Kirche (Band 1, 1985) und das Leben aus dem Glauben (Band 2, 1995) aus der Sicht der römisch-katholischen Kirche.
Inhalt
Im ersten Band, der unter Leitung von Walter Kasper durch eine Katechismuskommission[1] erarbeitet wurde, wird entlang des großen Glaubensbekenntnisses in drei Teilen (Gott der Vater - Jesus Christus - Das Werk des Heiligen Geistes) die Glaubenslehre entfaltet.
Der zweite Band - die Vorbereitungsarbeiten ab 1982 leitete Kardinal Wetter - wurde 1995 veröffentlicht, nachdem Hinweise auf den Katechismus der Katholischen Kirche (1992) und die Enzyklika Veritatis Splendor (1993) in den ursprünglichen Text[2] eingearbeitet worden waren. Er stellt das christliche Ethos in zwei Teilen und einem Schlussteil dar (Ruf Gottes - Antwort des Menschen, Die Gebote Gottes, Schluss: Am Größten ist die Liebe - Bleiben in der Liebe). Er stellt explizit das christliche Leben im Sinne der 10 Gebote dar.
Mitglieder der Katechismuskommission für den zweiten Band
Alfons Deissler
Wilhelm Ernst
Bernhard Fraling
Walter Kasper
Karl Lehmann
Ludwig Mödl
Lothar Roos
Hans Rotter
Leo Scheffczyk
Rudolf Schnackenburg
Friedrich Wetter
Ausgaben
Katholischer Erwachsenen-Katechismus. Bd. 1: Das Glaubensbekenntnis der Kirche. Verlagsgruppe Engagement 1985 ISBN 3-7666-9388-3 (Butzon und Bercker) (4. Aufl. 1989)
Katholischer Erwachsenen-Katechismus. Bd. 2: Leben aus dem Glauben. Freiburg im Breisgau u.a.: Herder u.a. 1995 ISBN 3-451-23762-8
Quelle - Literatur & Einzelnachweise
Inhalt
Im ersten Band, der unter Leitung von Walter Kasper durch eine Katechismuskommission[1] erarbeitet wurde, wird entlang des großen Glaubensbekenntnisses in drei Teilen (Gott der Vater - Jesus Christus - Das Werk des Heiligen Geistes) die Glaubenslehre entfaltet.
Der zweite Band - die Vorbereitungsarbeiten ab 1982 leitete Kardinal Wetter - wurde 1995 veröffentlicht, nachdem Hinweise auf den Katechismus der Katholischen Kirche (1992) und die Enzyklika Veritatis Splendor (1993) in den ursprünglichen Text[2] eingearbeitet worden waren. Er stellt das christliche Ethos in zwei Teilen und einem Schlussteil dar (Ruf Gottes - Antwort des Menschen, Die Gebote Gottes, Schluss: Am Größten ist die Liebe - Bleiben in der Liebe). Er stellt explizit das christliche Leben im Sinne der 10 Gebote dar.
Mitglieder der Katechismuskommission für den zweiten Band
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Karl Lehmann
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Katholischer Erwachsenen-Katechismus. Bd. 1: Das Glaubensbekenntnis der Kirche. Verlagsgruppe Engagement 1985 ISBN 3-7666-9388-3 (Butzon und Bercker) (4. Aufl. 1989)
Katholischer Erwachsenen-Katechismus. Bd. 2: Leben aus dem Glauben. Freiburg im Breisgau u.a.: Herder u.a. 1995 ISBN 3-451-23762-8
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Der Superintendent
Der Superintendent (lat. superintendens, wörtlich „Aufseher“, Lehnübersetzung von griechisch ἐπίσκοπος episkopos) ist ein kirchliches Amt.
In einigen deutschen evangelischen Landeskirchen, in der Evangelischen Kirche A.B. in Österreich, in vielen methodistischen Kirchen und in der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche ist der Superintendent der leitende Geistliche eines Kirchenkreises, einer Superintendentur oder Superintendenz (in Österreich) bzw. eines Kirchenbezirks, also eines Zusammenschlusses mehrerer Kirchengemeinden. Die Bezeichnungen für vergleichbare Ämter in anderen evangelischen Landeskirchen in Deutschland lauten in der Regel Kreispfarrer, Kreisoberpfarrer, Dekan, Inspektor oder Propst. Die Superintendenten visitieren die Kirchenkreise und dabei auch die haupt- und nebenamtlichen Mitarbeiter der Kirchenkreise. Zu ihren Aufgaben gehört die Dienstaufsicht über die Pfarrerinnen und Pfarrer, Pastorinnen und Pastoren sowie die Repräsentation des Kirchenkreises in der Öffentlichkeit. Zudem sollen sie Seelsorger der Seelsorger sein.
Das übergeordnete Leitungsamt wird in Deutschland mit Bischof, Landesbischof, Präses oder Landessuperintendent bezeichnet.
In einigen evangelischen Landeskirchen und in der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche existiert dazwischen eine Regionalebene, deren leitender Geistlicher als Regionalbischof, Propst, Prälat oder Generalsuperintendent bezeichnet wird. Ihr Wirkungsbereich trägt oft die Bezeichnung Sprengel. Zu den Aufgaben der leitenden Geistlichen auf der Regionalebene gehören die klassisch bischöflichen Aufgaben Ordination und Visitation der Superintendenten (sofern sie nicht dem ihm übergeordneten Bischof vorbehalten ist); hinzu kommen die Dienstaufsicht über die Kirchenkreise.
In der römisch-katholischen Kirche hat das Amt keine direkte Entsprechung, da es Zuständigkeiten von Dechant, Regionaldekan und Bischof vereint. Faktisch wird in Deutschland der Superintendent meist als Pendant zum Dechanten oder Regionaldekan gesehen, da sie für einen Teil des Bistums, der von seiner Größe her einem Kirchenkreis entspricht, zuständig sind. In Österreich wird das Amt aufgrund der weitgehenden Übereinstimmung der Grenzen der Superintendenzen (die dort auch „Diözesen“ genannt werden) mit den Grenzen der römisch-katholischen Diözesen mit der Funktion eines Diözesanbischofs verglichen und der Superintendent etwa im gleichen Rang wie ein katholischer Bischof gesehen.
Übersicht
Deutschland
Landeskirchen mit Landessuperintendent als leitendem Amt
Lippische Landeskirche
Landeskirchen mit Superintendenten auf Sprengelebene
Sprengel der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Generalsuperintendenten
Sprengel der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannovers, Landessuperintendenten
Altkonfessionelle lutherische Kirche mit Superintendent als leitendem Amt
Evangelisch-Lutherische Kirche in Baden
Landeskirchen mit Superintendenten auf Kirchenkreisebene
Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz
Evangelische Kirche in Mitteldeutschland
Evangelische Kirche im Rheinland
Evangelische Kirche von Westfalen
Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers
Evangelisch-Lutherische Landeskirche Mecklenburgs (Landessuperintendent genannt)
Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens
Evangelisch-Lutherische Landeskirche Schaumburg-Lippe
Lippische Landeskirche
Pommersche Evangelische Kirche
Altkonfessionelle lutherische Kirche mit Superintendenten
Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche
Methodistische Freikirchen mit Superintendenten
Evangelisch-methodistische Kirche
Kirche des Nazareners
Kirchen, in denen früher ein leitendes Superintendentenamt bestand
Auf Landeskirchenebene
Evangelische Landeskirche Anhalts
Evangelisch-reformierte Kirche (Synode evangelisch-reformierter Kirchen in Bayern und Nordwestdeutschland), Landessuperintendenten (1989–2004)
Evangelisch-reformierte Kirche in Nordwestdeutschland, Landessuperintendenten (1918–1989)
Evangelisch-Lutherische Kirche in Oldenburg, Superintendenten und Generalsuperintendenten (1573–1853)
Pommersche Evangelische Kirche; Liste der Generalsuperintendenten und Bischöfe Pommerns
Lutherische Landeskirche Sachsen-Lauenburg; Superintendenten (1564–1592, wieder 1703–1877) und Generalsuperintendenten (1592–1697)
Evangelisch-Lutherische Landeskirche Schleswig-Holstein, Generalsuperintendenten je für Holstein und Schleswig; Liste der Generalsuperintendenten für Holstein (1871–1925), Liste der Generalsuperintendenten für Schleswig (1864–1925)
Auf Sprengelebene
Evangelisch-lutherische Landeskirche in Braunschweig; Generalsuperintendenten der Generalinspektionen (1922 wurden die zuletzt acht Generalsuperintendenturen, die teils auch zwei Generalinspektionen leiteten, aufgehoben. An ihre Stelle traten Pröpste der neuen 15 Propsteien.)
Evangelisch-Lutherische Landeskirche Hannovers; Generalsuperintendenten der Generaldiözesen[1]
Evangelisch-Lutherische Landeskirche Schleswig-Holstein; Superintendenten und Landessuperintendenten des Sprengels Lauenburg
Generalsuperintendenturen altpreußischer Kirchenprovinzen
Kirche der Altpreußischen Union, eine bis vier Generalsuperintendenturen je Kirchenprovinz
Landessynodalverband der Freien Stadt Danzig (1920–1940); Liste der Generalsuperintendenten in Danzig
Kirchenprovinz Mark Brandenburg (1815–1945/48):
Generalsuperintendenturen Berlin-Stadt und Berlin-Land; Generalsuperintendenten für Berlin-Stadt und Berlin-Land
Generalsuperintendentur Kurmark; Generalsuperintendenten der Kurmark
Generalsuperintendentur Neumark-Niederlausitz; Generalsuperintendenten für die Neumark und die Niederlausitz
Landessynodalverband Memelgebiet (1925–1939); Generalsuperintendenten fürs Memelgebietes
Kirchenprovinz Ostpreußen (1889–1945); Generalsuperintendenten für Ostpreußen
Kirchenprovinz Pommern (1815–1945/47); Liste der Generalsuperintendenten Pommerns
Kirchenprovinz Posen (1815–1920/23);
Kirchenprovinz Posen-Westpreußen (1923–1945);
Kirchenprovinz Preußen (1815–1889); Generalsuperintendenten der Kirchenprovinz Preußen
Kirchenprovinz Rheinland (1815–1945/47); Liste der Generalsuperintendenten des Rheinlandes
Kirchenprovinz Sachsen (1815–1945/48); Generalsuperintendenten (1829–1867, 1 Gen.Supt.; 1867–1912 zwei Gen.Supt.en; 1912–1933 drei Gen.Supt.en)
Kirchenprovinz Schlesien (1815–1945/47); Generalsuperintendenten (1829–1924, 1 Gen.Supt.; 1924–1933 zwei Gen.Supt.en für Reg.Bez.e Breslau und Oppeln einerseits und Reg.Bez. Liegnitz andererseits)
Kirchenprovinz Westfalen (1815–1945); Liste der Generalsuperintendenten Westfalens
Kirchenprovinz Westpreußen (1889–1920); Liste der Generalsuperintendenten in Danzig
Auf Kirchenkreisebene
Evangelische Kirche der schlesischen Oberlausitz
Kirche der Altpreußischen Union
Österreich
Liste der evangelischen Superintendenten in Österreich mit Verweisen auf die betreffenden Kirchen
Siehe auch
Entlastungspfarrer
Quelle - Literatur & Einzelnachweise
In einigen deutschen evangelischen Landeskirchen, in der Evangelischen Kirche A.B. in Österreich, in vielen methodistischen Kirchen und in der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche ist der Superintendent der leitende Geistliche eines Kirchenkreises, einer Superintendentur oder Superintendenz (in Österreich) bzw. eines Kirchenbezirks, also eines Zusammenschlusses mehrerer Kirchengemeinden. Die Bezeichnungen für vergleichbare Ämter in anderen evangelischen Landeskirchen in Deutschland lauten in der Regel Kreispfarrer, Kreisoberpfarrer, Dekan, Inspektor oder Propst. Die Superintendenten visitieren die Kirchenkreise und dabei auch die haupt- und nebenamtlichen Mitarbeiter der Kirchenkreise. Zu ihren Aufgaben gehört die Dienstaufsicht über die Pfarrerinnen und Pfarrer, Pastorinnen und Pastoren sowie die Repräsentation des Kirchenkreises in der Öffentlichkeit. Zudem sollen sie Seelsorger der Seelsorger sein.
Das übergeordnete Leitungsamt wird in Deutschland mit Bischof, Landesbischof, Präses oder Landessuperintendent bezeichnet.
In einigen evangelischen Landeskirchen und in der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche existiert dazwischen eine Regionalebene, deren leitender Geistlicher als Regionalbischof, Propst, Prälat oder Generalsuperintendent bezeichnet wird. Ihr Wirkungsbereich trägt oft die Bezeichnung Sprengel. Zu den Aufgaben der leitenden Geistlichen auf der Regionalebene gehören die klassisch bischöflichen Aufgaben Ordination und Visitation der Superintendenten (sofern sie nicht dem ihm übergeordneten Bischof vorbehalten ist); hinzu kommen die Dienstaufsicht über die Kirchenkreise.
In der römisch-katholischen Kirche hat das Amt keine direkte Entsprechung, da es Zuständigkeiten von Dechant, Regionaldekan und Bischof vereint. Faktisch wird in Deutschland der Superintendent meist als Pendant zum Dechanten oder Regionaldekan gesehen, da sie für einen Teil des Bistums, der von seiner Größe her einem Kirchenkreis entspricht, zuständig sind. In Österreich wird das Amt aufgrund der weitgehenden Übereinstimmung der Grenzen der Superintendenzen (die dort auch „Diözesen“ genannt werden) mit den Grenzen der römisch-katholischen Diözesen mit der Funktion eines Diözesanbischofs verglichen und der Superintendent etwa im gleichen Rang wie ein katholischer Bischof gesehen.
Übersicht
Deutschland
Landeskirchen mit Landessuperintendent als leitendem Amt
Lippische Landeskirche
Landeskirchen mit Superintendenten auf Sprengelebene
Sprengel der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Generalsuperintendenten
Sprengel der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannovers, Landessuperintendenten
Altkonfessionelle lutherische Kirche mit Superintendent als leitendem Amt
Evangelisch-Lutherische Kirche in Baden
Landeskirchen mit Superintendenten auf Kirchenkreisebene
Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz
Evangelische Kirche in Mitteldeutschland
Evangelische Kirche im Rheinland
Evangelische Kirche von Westfalen
Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers
Evangelisch-Lutherische Landeskirche Mecklenburgs (Landessuperintendent genannt)
Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens
Evangelisch-Lutherische Landeskirche Schaumburg-Lippe
Lippische Landeskirche
Pommersche Evangelische Kirche
Altkonfessionelle lutherische Kirche mit Superintendenten
Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche
Methodistische Freikirchen mit Superintendenten
Evangelisch-methodistische Kirche
Kirche des Nazareners
Kirchen, in denen früher ein leitendes Superintendentenamt bestand
Auf Landeskirchenebene
Evangelische Landeskirche Anhalts
Evangelisch-reformierte Kirche (Synode evangelisch-reformierter Kirchen in Bayern und Nordwestdeutschland), Landessuperintendenten (1989–2004)
Evangelisch-reformierte Kirche in Nordwestdeutschland, Landessuperintendenten (1918–1989)
Evangelisch-Lutherische Kirche in Oldenburg, Superintendenten und Generalsuperintendenten (1573–1853)
Pommersche Evangelische Kirche; Liste der Generalsuperintendenten und Bischöfe Pommerns
Lutherische Landeskirche Sachsen-Lauenburg; Superintendenten (1564–1592, wieder 1703–1877) und Generalsuperintendenten (1592–1697)
Evangelisch-Lutherische Landeskirche Schleswig-Holstein, Generalsuperintendenten je für Holstein und Schleswig; Liste der Generalsuperintendenten für Holstein (1871–1925), Liste der Generalsuperintendenten für Schleswig (1864–1925)
Auf Sprengelebene
Evangelisch-lutherische Landeskirche in Braunschweig; Generalsuperintendenten der Generalinspektionen (1922 wurden die zuletzt acht Generalsuperintendenturen, die teils auch zwei Generalinspektionen leiteten, aufgehoben. An ihre Stelle traten Pröpste der neuen 15 Propsteien.)
Evangelisch-Lutherische Landeskirche Hannovers; Generalsuperintendenten der Generaldiözesen[1]
Evangelisch-Lutherische Landeskirche Schleswig-Holstein; Superintendenten und Landessuperintendenten des Sprengels Lauenburg
Generalsuperintendenturen altpreußischer Kirchenprovinzen
Kirche der Altpreußischen Union, eine bis vier Generalsuperintendenturen je Kirchenprovinz
Landessynodalverband der Freien Stadt Danzig (1920–1940); Liste der Generalsuperintendenten in Danzig
Kirchenprovinz Mark Brandenburg (1815–1945/48):
Generalsuperintendenturen Berlin-Stadt und Berlin-Land; Generalsuperintendenten für Berlin-Stadt und Berlin-Land
Generalsuperintendentur Kurmark; Generalsuperintendenten der Kurmark
Generalsuperintendentur Neumark-Niederlausitz; Generalsuperintendenten für die Neumark und die Niederlausitz
Landessynodalverband Memelgebiet (1925–1939); Generalsuperintendenten fürs Memelgebietes
Kirchenprovinz Ostpreußen (1889–1945); Generalsuperintendenten für Ostpreußen
Kirchenprovinz Pommern (1815–1945/47); Liste der Generalsuperintendenten Pommerns
Kirchenprovinz Posen (1815–1920/23);
Kirchenprovinz Posen-Westpreußen (1923–1945);
Kirchenprovinz Preußen (1815–1889); Generalsuperintendenten der Kirchenprovinz Preußen
Kirchenprovinz Rheinland (1815–1945/47); Liste der Generalsuperintendenten des Rheinlandes
Kirchenprovinz Sachsen (1815–1945/48); Generalsuperintendenten (1829–1867, 1 Gen.Supt.; 1867–1912 zwei Gen.Supt.en; 1912–1933 drei Gen.Supt.en)
Kirchenprovinz Schlesien (1815–1945/47); Generalsuperintendenten (1829–1924, 1 Gen.Supt.; 1924–1933 zwei Gen.Supt.en für Reg.Bez.e Breslau und Oppeln einerseits und Reg.Bez. Liegnitz andererseits)
Kirchenprovinz Westfalen (1815–1945); Liste der Generalsuperintendenten Westfalens
Kirchenprovinz Westpreußen (1889–1920); Liste der Generalsuperintendenten in Danzig
Auf Kirchenkreisebene
Evangelische Kirche der schlesischen Oberlausitz
Kirche der Altpreußischen Union
Österreich
Liste der evangelischen Superintendenten in Österreich mit Verweisen auf die betreffenden Kirchen
Siehe auch
Entlastungspfarrer
Quelle - Literatur & Einzelnachweise
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Die Evangelisch-lutherische Landeskirche in Braunschweig
Die Evangelisch-lutherische Landeskirche in Braunschweig (bis 1970 Braunschweigische evangelisch-lutherische Landeskirche) ist eine von 20 Gliedkirchen (Landeskirchen) der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Wie alle Landeskirchen ist sie eine Körperschaft des öffentlichen Rechts. Sie hat ihren Sitz in Wolfenbüttel.
Der Kirche gehören 370.007 Gemeindeglieder (Stand: 2012) in 406 Kirchengemeinden an, die in 13 Propsteien zusammengefasst sind. Sie ist ferner Mitglied der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), des Lutherischen Weltbundes und des Ökumenischen Rates der Kirchen. Auf regionaler Ebene gehört sie zur Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen.
Hauptkirche der Evangelisch-lutherischen Landeskirche in Braunschweig ist als Hauptpredigtstätte des Landesbischofs und als selbständige Stiftung der Landeskirche der Braunschweiger Dom St. Blasii (Art. 72 Kirchenverfassung). Eine weitere bedeutende Kirche ist die Wolfenbütteler Marienkirche, die in früheren Jahrhunderten als Sitz des Obersten Generalsuperintendenten („Generalissimus Superintendens“) die wichtigste Kirche des Herzogtums war. Insgesamt unterhält die Landeskirche rund 480 Kirchen und Kapellen.
Gebiet der Landeskirche
Das Gebiet der Evangelisch-lutherischen Landeskirche in Braunschweig umfasst den Hauptteil des ehemaligen Freistaates Braunschweig, der bis 1946 bestand und danach im Land Niedersachsen aufging. Die braunschweigischen Gebietsteile um Blankenburg im Harz und Calvörde wurden seinerzeit dem Land Sachsen-Anhalt und damit später der DDR zugeordnet, deswegen später von der braunschweigischen Landeskirche getrennt, aber nach der deutschen Wiedervereinigung 1992 zurückgegliedert.
Bereits 1941 war das Gebiet des Landes Braunschweig und in der Folge auch das Gebiet der Landeskirche Braunschweig verändert worden: Durch den Gebietstausch mit der preußischen Provinz Hannover wurde die Gründung der braunschweigischen Stadt Salzgitter ermöglicht, und dem Land Braunschweig wurden die Stadt Goslar mit ihrer Umgebung im Vorharz zugeschlagen. Der Provinz Hannover hingegen wurde der zuvor braunschweigische Weserkreis um Holzminden zugeschlagen. Auch die Grenzveränderungen gegenüber der Provinz Sachsen – v. a. Abgabe von Hessen am Fallstein, Zugewinn von Hornburg – wurden von der Landeskirche mitvollzogen.
Seit 1976 gehören die ehemals braunschweigischen Gemeinden Lunsen und Thedinghausen, die eine weit entfernte Exklave gebildet hatten, nach fast 300 Jahren zur Landeskirche Hannover[3]. Die Gemeinden waren 1679 von der bremischen an die braunschweigische Kirche gekommen.
Auf die heutige Verwaltungsgliederung in den Ländern Niedersachsen und Sachsen-Anhalt bezogen, umfasst die Evangelisch-lutherische Landeskirche in Braunschweig folgende Gebiete:
vom Land Niedersachsen
den ehemaligen Regierungsbezirk Braunschweig ohne den Landkreis Göttingen sowie Teile der Stadt Wolfsburg und der Landkreise Gifhorn, Goslar, Northeim, Osterode am Harz und Peine
vom ehemaligen Regierungsbezirk Hannover Teile der Landkreise Hildesheim und Holzminden
vom Land Sachsen-Anhalt den Raum Blankenburg im Harz im Landkreis Harz und den Raum Calvörde nördlich im Landkreis Börde
Geschichte
Die Geschichte der Landeskirche ist untrennbar mit der Geschichte des Landes Braunschweig verbunden, das mehrmals in verschiedene Linien aufgeteilt, dann wieder zusammengeführt wurde und dadurch seine Grenzen mehrmals veränderte. Auch seine Bezeichnung wechselte mehrmals zwischen Braunschweig und Wolfenbüttel, wobei sich erst im 19. Jahrhundert die Bezeichnung Herzogtum Braunschweig durchsetzte.
Nach mehreren Versuchen hatte das Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel 1568 endgültig die Reformation nach lutherischem Vorbild eingeführt und 1569 erhielt das Land eine erste Kirchenordnung. Zuvor gehörte das Gebiet kirchlich meist zu den Bistümern Hildesheim und Halberstadt. Große Bedeutung für das Land Braunschweig hatte die von Herzog Julius (1528−1589), Fürst von Braunschweig-Wolfenbüttel, gegründete welfische Universität Helmstedt (Academia Julia oder Academia Julia Carolina oder academia helmstadiensis), die von 1576 bis 1810 bestand und zugleich die erste protestantische Neugründung einer Universität in Norddeutschland war.
Im 16. Jahrhundert wurde das Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel erweitert um Teile des Hochstifts Hildesheim, sowie um die Fürstentümer Göttingen und Calenberg sowie um die Grafschaft Blankenburg. Nach Aussterben der Wolfenbütteler Linie 1634 kamen die verbleibenden aus 3 getrennten Teilen bestehenden Lande an die Linie Lüneburg-Dannenberg. 1704 wurden auch andere Bekenntnisse, wie die inzwischen bestehende reformierte Gemeinde sowie wieder neu entstandene katholische Gemeinden toleriert. 1754 wurde die Residenz von Wolfenbüttel nach Braunschweig verlegt.
Nach dem Reichsdeputationshauptschluss 1803 wurde das Land nochmals vergrößert, dann kam es 1807 zum Königreich Westphalen bevor es 1813 als eigenständiges Land wiederhergestellt wurde. 1815 trat es dem Deutschen Bund bei, und 1871 wurde es ein Gliedstaat des Deutschen Reichs. Oberhaupt der Kirche im Herzogtum Braunschweig war der jeweilige Herzog als summus episcopus. Die Verwaltung der Kirche oblag dem Konsistorium in Wolfenbüttel. Geistlicher Leiter war ein Superintendent.
Nach dem Ersten Weltkrieg (Wegfall des Landesherrlichen Kirchenregiments) wurde die Braunschweigische Landeskirche selbständig und erhielt am 6. Januar 1922 eine neue Verfassung. Seither steht an der Spitze der Landeskirche nunmehr der Landesbischof. Das Konsistorium wurde zum Landeskirchenamt. Träger der Kirchengewalt ist der neu eingerichtete Landeskirchentag, der den Landesbischof, die Mitglieder der Kirchenregierung sowie die Mitglieder des Kollegiums des Landeskirchenamts wählt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg war die Evangelisch-lutherische Landeskirche in Braunschweig Gründungsmitglied der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD). 1971 schloss sie sich der neu gegründeten Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen an.
Bis heute wird gelegentlich eine Fusion der Landeskirchen auf niedersächsischem Gebiet zu einer gemeinsamen Landeskirche ins Gespräch gebracht.
Präsidenten des Landeskonsistoriums
1885–1895: Carl von Schmidt-Phiseldeck (1835–1895)
1896–1906: Gustav Spies
1906–1923: Friedrich Sievers, 1921–1923 zugleich Vorsitzender der vorläufigen Kirchenregierung
Leitender Geistlicher
An der Spitze der Evangelisch-lutherischen Landeskirche in Braunschweig steht der Landesbischof, der von der Landessynode gewählt wird. Nach Vollendung seines 65. Lebensjahres tritt der Bischof in der Regel in den Ruhestand.
Als Nachfolger für den im Mai 2014 in den Ruhestand getretenen Landesbischof Friedrich Weber wählte die Landessynode am 23. November 2013 den Theologen Christoph Meyns (* 1962).[4] Er trat das Amt am 1. Juni 2014 an.[5]
Landesbischöfe
Altbischof Friedrich Weber (2002–2014)
Amtszeit Name Bemerkung
1923–1933 Alexander Bernewitz (1863−1935)
1933–1934 Wilhelm Beye (1903−1975) (wurde abgesetzt)
1934 Oskar Evers (1889−1961) Bevollmächtigter der DEK
1934–1947 Helmuth Johnsen (1891−1947)
1947–1965 Martin Erdmann (1896−1977)
1965–1982 Gerhard Heintze (1912−2006)
1982–1994 Gerhard Müller (* 1929)
1994–2002 Christian Krause (* 1940)
2002– Mai 2014 Friedrich Weber (1949−2015)
Juni 2014–… Christoph Meyns (* 1962)
Landessynode
Als „Parlament“ hat die Landeskirche eine Landessynode. Deren Mitglieder, die Synodale, werden überwiegend von den Propsteien gewählt, einige auch von der Kirchenregierung berufen. Ihr Vorsitzender ist der Präsident der Synode, derzeit Gerhard Eckels. Die Synode tagt etwa zweimal im Jahr. Ihre Aufgaben ähneln denen politischer Parlamente.
Verwaltung der Landeskirche
Die Kirchenregierung und das Landeskirchenamt
Der Landesbischof hat seinen Amtssitz in Wolfenbüttel im Landeskirchenamt. Er ist Vorsitzender der Kirchenregierung. Ihr gehören neben dem Landesbischof ein nichtordiniertes Mitglied des Landeskirchenamts, drei nichtordinierte und zwei ordinierte Synodale an.
Die Kirchenregierung hat folgende Aufgaben:
Oberaufsicht über alle kirchlichen Stellen innerhalb der Landeskirche
Verkündigung der Kirchengesetze
Erlass von Kirchenverordnungen
Mitwirkung bei der Besetzung der Pfarrstellen
Berufung und Ernennung der Pfarrer, Pfarrverwalter und Beamten der Landeskirche
Erlass von Satzungen
Das Landeskirchenamt ist die Oberste Dienstbehörde der Evangelisch-lutherischen Landeskirche in Braunschweig, Der Landesbischof ist Vorsitzender. Das Landeskirchenamt hat folgende Aufgaben:
Führung der Verwaltung der Landeskirche nach dem geltenden Recht, nach dem Haushaltsplan und den allgemeinen Verwaltungsvorschriften
Führung der Aufsicht über die Inhaber von kirchlichen Dienststellungen und das kirchliche Vermögen
Genehmigungsbehörde für Beschlüsse der Organe der Kirchengemeinden und Propsteien
kirchliche Stiftungsaufsicht
Das Landeskirchenamt ist wie folgt gegliedert:
Landesbischof: Vorsitzender des Landeskirchenamtes (seit 2014 Christoph Meyns)
Abteilung 1: Personal
Abteilung 2: Theologische Abteilung (Oberlandeskirchenrat Thomas Hofer, Stellvertreter des Landesbischofs)
Abteilung 3: Recht
Abteilung 4: Finanzen
Verwaltungshierarchie
In der Verwaltungshierarchie ist die Landeskirche von unten nach oben wie folgt aufgebaut:
An der Basis stehen die Kirchengemeinden als Körperschaften des öffentlichen Rechts mit gewählten Kirchenvorständen, den Kirchenverordneten und den Pfarrern. Die Kirchenverordneten werden von den Gemeindegliedern gewählt.
Mehrere Kirchengemeinden bilden zusammen eine Propstei (in der allgemeinen Verwaltung einem Landkreis vergleichbar), an dessen Spitze ein Propst steht. Die Propsteien sind ebenfalls Körperschaften des öffentlichen Rechts und haben als Gremium die Propsteisynode mit einem Propsteivorstand. Die Mitglieder der Propsteisynode werden von den jeweiligen Kirchenverordneten der Kirchengemeinden gewählt.
Die 13 Propsteien bilden die Landeskirche (in der allgemeinen Verwaltung dem Bundesland vergleichbar).
Eine mittlere Ebene (in der allgemeinen Verwaltung einem Regierungsbezirk vergleichbar) gibt es in der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche in Braunschweig nicht.
Propsteien
Propstei Bad Gandersheim
Propstei Bad Harzburg
Propstei Braunschweig
Propstei Goslar
Propstei Helmstedt
Propstei Königslutter
Propstei Salzgitter-Bad
Propstei Salzgitter-Lebenstedt
Propstei Schöppenstedt
Propstei Seesen
Propstei Vechelde
Propstei Vorsfelde
Propstei Wolfenbüttel
Kirchengemeinden
Die 13 Propsteien repräsentieren 406 Kirchengemeinden.
Gesangbücher
Die Gemeinden der Evangelisch-lutherischen Landeskirche in Braunschweig singen bzw. sangen in den letzten Jahrzehnten vor allem aus folgenden Gesangbüchern:
Das singende Zion oder das alte Goslar'sche Gesangbuch in einem Auszuge neu aufgelegt, nebst einigen anderen Gesängen, Goslar, 1853
Neues Braunschweigisches Gesangbuch nebst einem kurzen Gebetbuche zum öffentlichen und häuslichen Gottesdienste. Mit Hochfürstlich Braunschw. Lüneburg. gnädigstem Special-Privilegio, Braunschweig, mit Regulativ vom 22. Januar 1780 zu Ostern in der Stadt Braunschweig eingeführt
Gesangbuch für die evangelisch-lutherische Kirche des Herzogtums Braunschweig vom Jahre 1902, Wolfenbüttel, ab 1902
Evangelisches Kirchengesangbuch – Ausgabe für die evangelisch-lutherischen Kirchen Niedersachsens - Braunschweig - Hannover/Göttingen, mit Rundschreiben vom 10. November 1949 zur Konfirmation 1950 angekündigt
Evangelisches Gesangbuch – Ausgabe für die Evangelisch-Lutherischen Kirchen in Niedersachsen und für die Bremische Evangelische Kirche, Hannover/Göttingen, eingeführt im Advent 1994
Mission
Als gemeinsame Einrichtung der ev.-luth. Landeskirchen Hannovers, Braunschweigs und Schaumburg-Lippes pflegt das 1977 gegründete Evangelisch-lutherische Missionswerk in Niedersachsen (ELM) die partnerschaftlichen Beziehungen der braunschweigischen Landeskirche zur Tamil Evangelisch-Lutherischen Kirche in Indien. Sitz des ELM ist Hermannsburg in der Südheide.
Einrichtungen der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen
Die ev.-luth. Landeskirche Braunschweig gehört zu den Trägern der Evangelischen Erwachsenenbildung Niedersachsen (EEB Niedersachsen) und des Kirchlichen Dienstes in Polizei und Zoll der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen. Beide Einrichtungen sind dem Haus kirchlicher Dienste der Landeskirche Hannovers zugeordnet.
Schließungen von Kirchen
Von Kirchenschließungen ist die Evangelisch-lutherische Landeskirche in Braunschweig, im Gegensatz zu einigen anderen Landeskirchen in Deutschland, bisher kaum betroffen.[6] Zu den wenigen, in den vergangenen Jahrzehnten aufgegebenen oder umgenutzten Gotteshäusern, gehören folgende Kirchen und Kapellen:
Goslar, Stadtteil Oker, Paulus-Kirche: 1966 eingeweiht, 2013 entwidmet und abgerissen[7]
Helmstedt, St. Georgskapelle: 1322 erbaut, seit den 1970er Jahren Nutzung als Juweliergeschäft[8]
Helmstedt, Ortsteil Runstedt, Dorfkirche: 1964 geschlossen und abgerissen weil das Dorf dem Braunkohletagebau weichen musste
Salzgitter, Stadtteil Lebenstedt, St.-Matthäus-Kirche: 1964–68 erbaut, 2007 geschlossen, Abriss in Diskussion
Salzgitter, Stadtteil Salzgitter-Bad, St.-Nikolai-Kirche: bis 1972 kirchlich genutzt, seit 1985 für kulturelle Veranstaltungen genutzt
Schöningen, Ortsteil Alversdorf, Dorfkirche: 1972 geschlossen und abgerissen weil das Dorf dem Braunkohletagebau weichen musste
Siehe auch
Liste der Kirchen in der Landeskirche Braunschweig
Quelle - literatur & Einzelnachweise
Der Kirche gehören 370.007 Gemeindeglieder (Stand: 2012) in 406 Kirchengemeinden an, die in 13 Propsteien zusammengefasst sind. Sie ist ferner Mitglied der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), des Lutherischen Weltbundes und des Ökumenischen Rates der Kirchen. Auf regionaler Ebene gehört sie zur Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen.
Hauptkirche der Evangelisch-lutherischen Landeskirche in Braunschweig ist als Hauptpredigtstätte des Landesbischofs und als selbständige Stiftung der Landeskirche der Braunschweiger Dom St. Blasii (Art. 72 Kirchenverfassung). Eine weitere bedeutende Kirche ist die Wolfenbütteler Marienkirche, die in früheren Jahrhunderten als Sitz des Obersten Generalsuperintendenten („Generalissimus Superintendens“) die wichtigste Kirche des Herzogtums war. Insgesamt unterhält die Landeskirche rund 480 Kirchen und Kapellen.
Gebiet der Landeskirche
Das Gebiet der Evangelisch-lutherischen Landeskirche in Braunschweig umfasst den Hauptteil des ehemaligen Freistaates Braunschweig, der bis 1946 bestand und danach im Land Niedersachsen aufging. Die braunschweigischen Gebietsteile um Blankenburg im Harz und Calvörde wurden seinerzeit dem Land Sachsen-Anhalt und damit später der DDR zugeordnet, deswegen später von der braunschweigischen Landeskirche getrennt, aber nach der deutschen Wiedervereinigung 1992 zurückgegliedert.
Bereits 1941 war das Gebiet des Landes Braunschweig und in der Folge auch das Gebiet der Landeskirche Braunschweig verändert worden: Durch den Gebietstausch mit der preußischen Provinz Hannover wurde die Gründung der braunschweigischen Stadt Salzgitter ermöglicht, und dem Land Braunschweig wurden die Stadt Goslar mit ihrer Umgebung im Vorharz zugeschlagen. Der Provinz Hannover hingegen wurde der zuvor braunschweigische Weserkreis um Holzminden zugeschlagen. Auch die Grenzveränderungen gegenüber der Provinz Sachsen – v. a. Abgabe von Hessen am Fallstein, Zugewinn von Hornburg – wurden von der Landeskirche mitvollzogen.
Seit 1976 gehören die ehemals braunschweigischen Gemeinden Lunsen und Thedinghausen, die eine weit entfernte Exklave gebildet hatten, nach fast 300 Jahren zur Landeskirche Hannover[3]. Die Gemeinden waren 1679 von der bremischen an die braunschweigische Kirche gekommen.
Auf die heutige Verwaltungsgliederung in den Ländern Niedersachsen und Sachsen-Anhalt bezogen, umfasst die Evangelisch-lutherische Landeskirche in Braunschweig folgende Gebiete:
vom Land Niedersachsen
den ehemaligen Regierungsbezirk Braunschweig ohne den Landkreis Göttingen sowie Teile der Stadt Wolfsburg und der Landkreise Gifhorn, Goslar, Northeim, Osterode am Harz und Peine
vom ehemaligen Regierungsbezirk Hannover Teile der Landkreise Hildesheim und Holzminden
vom Land Sachsen-Anhalt den Raum Blankenburg im Harz im Landkreis Harz und den Raum Calvörde nördlich im Landkreis Börde
Geschichte
Die Geschichte der Landeskirche ist untrennbar mit der Geschichte des Landes Braunschweig verbunden, das mehrmals in verschiedene Linien aufgeteilt, dann wieder zusammengeführt wurde und dadurch seine Grenzen mehrmals veränderte. Auch seine Bezeichnung wechselte mehrmals zwischen Braunschweig und Wolfenbüttel, wobei sich erst im 19. Jahrhundert die Bezeichnung Herzogtum Braunschweig durchsetzte.
Nach mehreren Versuchen hatte das Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel 1568 endgültig die Reformation nach lutherischem Vorbild eingeführt und 1569 erhielt das Land eine erste Kirchenordnung. Zuvor gehörte das Gebiet kirchlich meist zu den Bistümern Hildesheim und Halberstadt. Große Bedeutung für das Land Braunschweig hatte die von Herzog Julius (1528−1589), Fürst von Braunschweig-Wolfenbüttel, gegründete welfische Universität Helmstedt (Academia Julia oder Academia Julia Carolina oder academia helmstadiensis), die von 1576 bis 1810 bestand und zugleich die erste protestantische Neugründung einer Universität in Norddeutschland war.
Im 16. Jahrhundert wurde das Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel erweitert um Teile des Hochstifts Hildesheim, sowie um die Fürstentümer Göttingen und Calenberg sowie um die Grafschaft Blankenburg. Nach Aussterben der Wolfenbütteler Linie 1634 kamen die verbleibenden aus 3 getrennten Teilen bestehenden Lande an die Linie Lüneburg-Dannenberg. 1704 wurden auch andere Bekenntnisse, wie die inzwischen bestehende reformierte Gemeinde sowie wieder neu entstandene katholische Gemeinden toleriert. 1754 wurde die Residenz von Wolfenbüttel nach Braunschweig verlegt.
Nach dem Reichsdeputationshauptschluss 1803 wurde das Land nochmals vergrößert, dann kam es 1807 zum Königreich Westphalen bevor es 1813 als eigenständiges Land wiederhergestellt wurde. 1815 trat es dem Deutschen Bund bei, und 1871 wurde es ein Gliedstaat des Deutschen Reichs. Oberhaupt der Kirche im Herzogtum Braunschweig war der jeweilige Herzog als summus episcopus. Die Verwaltung der Kirche oblag dem Konsistorium in Wolfenbüttel. Geistlicher Leiter war ein Superintendent.
Nach dem Ersten Weltkrieg (Wegfall des Landesherrlichen Kirchenregiments) wurde die Braunschweigische Landeskirche selbständig und erhielt am 6. Januar 1922 eine neue Verfassung. Seither steht an der Spitze der Landeskirche nunmehr der Landesbischof. Das Konsistorium wurde zum Landeskirchenamt. Träger der Kirchengewalt ist der neu eingerichtete Landeskirchentag, der den Landesbischof, die Mitglieder der Kirchenregierung sowie die Mitglieder des Kollegiums des Landeskirchenamts wählt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg war die Evangelisch-lutherische Landeskirche in Braunschweig Gründungsmitglied der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD). 1971 schloss sie sich der neu gegründeten Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen an.
Bis heute wird gelegentlich eine Fusion der Landeskirchen auf niedersächsischem Gebiet zu einer gemeinsamen Landeskirche ins Gespräch gebracht.
Präsidenten des Landeskonsistoriums
1885–1895: Carl von Schmidt-Phiseldeck (1835–1895)
1896–1906: Gustav Spies
1906–1923: Friedrich Sievers, 1921–1923 zugleich Vorsitzender der vorläufigen Kirchenregierung
Leitender Geistlicher
An der Spitze der Evangelisch-lutherischen Landeskirche in Braunschweig steht der Landesbischof, der von der Landessynode gewählt wird. Nach Vollendung seines 65. Lebensjahres tritt der Bischof in der Regel in den Ruhestand.
Als Nachfolger für den im Mai 2014 in den Ruhestand getretenen Landesbischof Friedrich Weber wählte die Landessynode am 23. November 2013 den Theologen Christoph Meyns (* 1962).[4] Er trat das Amt am 1. Juni 2014 an.[5]
Landesbischöfe
Altbischof Friedrich Weber (2002–2014)
Amtszeit Name Bemerkung
1923–1933 Alexander Bernewitz (1863−1935)
1933–1934 Wilhelm Beye (1903−1975) (wurde abgesetzt)
1934 Oskar Evers (1889−1961) Bevollmächtigter der DEK
1934–1947 Helmuth Johnsen (1891−1947)
1947–1965 Martin Erdmann (1896−1977)
1965–1982 Gerhard Heintze (1912−2006)
1982–1994 Gerhard Müller (* 1929)
1994–2002 Christian Krause (* 1940)
2002– Mai 2014 Friedrich Weber (1949−2015)
Juni 2014–… Christoph Meyns (* 1962)
Landessynode
Als „Parlament“ hat die Landeskirche eine Landessynode. Deren Mitglieder, die Synodale, werden überwiegend von den Propsteien gewählt, einige auch von der Kirchenregierung berufen. Ihr Vorsitzender ist der Präsident der Synode, derzeit Gerhard Eckels. Die Synode tagt etwa zweimal im Jahr. Ihre Aufgaben ähneln denen politischer Parlamente.
Verwaltung der Landeskirche
Die Kirchenregierung und das Landeskirchenamt
Der Landesbischof hat seinen Amtssitz in Wolfenbüttel im Landeskirchenamt. Er ist Vorsitzender der Kirchenregierung. Ihr gehören neben dem Landesbischof ein nichtordiniertes Mitglied des Landeskirchenamts, drei nichtordinierte und zwei ordinierte Synodale an.
Die Kirchenregierung hat folgende Aufgaben:
Oberaufsicht über alle kirchlichen Stellen innerhalb der Landeskirche
Verkündigung der Kirchengesetze
Erlass von Kirchenverordnungen
Mitwirkung bei der Besetzung der Pfarrstellen
Berufung und Ernennung der Pfarrer, Pfarrverwalter und Beamten der Landeskirche
Erlass von Satzungen
Das Landeskirchenamt ist die Oberste Dienstbehörde der Evangelisch-lutherischen Landeskirche in Braunschweig, Der Landesbischof ist Vorsitzender. Das Landeskirchenamt hat folgende Aufgaben:
Führung der Verwaltung der Landeskirche nach dem geltenden Recht, nach dem Haushaltsplan und den allgemeinen Verwaltungsvorschriften
Führung der Aufsicht über die Inhaber von kirchlichen Dienststellungen und das kirchliche Vermögen
Genehmigungsbehörde für Beschlüsse der Organe der Kirchengemeinden und Propsteien
kirchliche Stiftungsaufsicht
Das Landeskirchenamt ist wie folgt gegliedert:
Landesbischof: Vorsitzender des Landeskirchenamtes (seit 2014 Christoph Meyns)
Abteilung 1: Personal
Abteilung 2: Theologische Abteilung (Oberlandeskirchenrat Thomas Hofer, Stellvertreter des Landesbischofs)
Abteilung 3: Recht
Abteilung 4: Finanzen
Verwaltungshierarchie
In der Verwaltungshierarchie ist die Landeskirche von unten nach oben wie folgt aufgebaut:
An der Basis stehen die Kirchengemeinden als Körperschaften des öffentlichen Rechts mit gewählten Kirchenvorständen, den Kirchenverordneten und den Pfarrern. Die Kirchenverordneten werden von den Gemeindegliedern gewählt.
Mehrere Kirchengemeinden bilden zusammen eine Propstei (in der allgemeinen Verwaltung einem Landkreis vergleichbar), an dessen Spitze ein Propst steht. Die Propsteien sind ebenfalls Körperschaften des öffentlichen Rechts und haben als Gremium die Propsteisynode mit einem Propsteivorstand. Die Mitglieder der Propsteisynode werden von den jeweiligen Kirchenverordneten der Kirchengemeinden gewählt.
Die 13 Propsteien bilden die Landeskirche (in der allgemeinen Verwaltung dem Bundesland vergleichbar).
Eine mittlere Ebene (in der allgemeinen Verwaltung einem Regierungsbezirk vergleichbar) gibt es in der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche in Braunschweig nicht.
Propsteien
Propstei Bad Gandersheim
Propstei Bad Harzburg
Propstei Braunschweig
Propstei Goslar
Propstei Helmstedt
Propstei Königslutter
Propstei Salzgitter-Bad
Propstei Salzgitter-Lebenstedt
Propstei Schöppenstedt
Propstei Seesen
Propstei Vechelde
Propstei Vorsfelde
Propstei Wolfenbüttel
Kirchengemeinden
Die 13 Propsteien repräsentieren 406 Kirchengemeinden.
Gesangbücher
Die Gemeinden der Evangelisch-lutherischen Landeskirche in Braunschweig singen bzw. sangen in den letzten Jahrzehnten vor allem aus folgenden Gesangbüchern:
Das singende Zion oder das alte Goslar'sche Gesangbuch in einem Auszuge neu aufgelegt, nebst einigen anderen Gesängen, Goslar, 1853
Neues Braunschweigisches Gesangbuch nebst einem kurzen Gebetbuche zum öffentlichen und häuslichen Gottesdienste. Mit Hochfürstlich Braunschw. Lüneburg. gnädigstem Special-Privilegio, Braunschweig, mit Regulativ vom 22. Januar 1780 zu Ostern in der Stadt Braunschweig eingeführt
Gesangbuch für die evangelisch-lutherische Kirche des Herzogtums Braunschweig vom Jahre 1902, Wolfenbüttel, ab 1902
Evangelisches Kirchengesangbuch – Ausgabe für die evangelisch-lutherischen Kirchen Niedersachsens - Braunschweig - Hannover/Göttingen, mit Rundschreiben vom 10. November 1949 zur Konfirmation 1950 angekündigt
Evangelisches Gesangbuch – Ausgabe für die Evangelisch-Lutherischen Kirchen in Niedersachsen und für die Bremische Evangelische Kirche, Hannover/Göttingen, eingeführt im Advent 1994
Mission
Als gemeinsame Einrichtung der ev.-luth. Landeskirchen Hannovers, Braunschweigs und Schaumburg-Lippes pflegt das 1977 gegründete Evangelisch-lutherische Missionswerk in Niedersachsen (ELM) die partnerschaftlichen Beziehungen der braunschweigischen Landeskirche zur Tamil Evangelisch-Lutherischen Kirche in Indien. Sitz des ELM ist Hermannsburg in der Südheide.
Einrichtungen der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen
Die ev.-luth. Landeskirche Braunschweig gehört zu den Trägern der Evangelischen Erwachsenenbildung Niedersachsen (EEB Niedersachsen) und des Kirchlichen Dienstes in Polizei und Zoll der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen. Beide Einrichtungen sind dem Haus kirchlicher Dienste der Landeskirche Hannovers zugeordnet.
Schließungen von Kirchen
Von Kirchenschließungen ist die Evangelisch-lutherische Landeskirche in Braunschweig, im Gegensatz zu einigen anderen Landeskirchen in Deutschland, bisher kaum betroffen.[6] Zu den wenigen, in den vergangenen Jahrzehnten aufgegebenen oder umgenutzten Gotteshäusern, gehören folgende Kirchen und Kapellen:
Goslar, Stadtteil Oker, Paulus-Kirche: 1966 eingeweiht, 2013 entwidmet und abgerissen[7]
Helmstedt, St. Georgskapelle: 1322 erbaut, seit den 1970er Jahren Nutzung als Juweliergeschäft[8]
Helmstedt, Ortsteil Runstedt, Dorfkirche: 1964 geschlossen und abgerissen weil das Dorf dem Braunkohletagebau weichen musste
Salzgitter, Stadtteil Lebenstedt, St.-Matthäus-Kirche: 1964–68 erbaut, 2007 geschlossen, Abriss in Diskussion
Salzgitter, Stadtteil Salzgitter-Bad, St.-Nikolai-Kirche: bis 1972 kirchlich genutzt, seit 1985 für kulturelle Veranstaltungen genutzt
Schöningen, Ortsteil Alversdorf, Dorfkirche: 1972 geschlossen und abgerissen weil das Dorf dem Braunkohletagebau weichen musste
Siehe auch
Liste der Kirchen in der Landeskirche Braunschweig
Quelle - literatur & Einzelnachweise
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Anmeldedatum : 03.04.11
Die Kirchengeschichte
Die Kirchengeschichte ist eine Teildisziplin der Theologie und der Geschichtswissenschaft. Sie befasst sich sowohl mit der Dogmengeschichte bzw. der Geschichte der christlichen Theologie, als auch mit der soziologischen und (kirchen-)politischen Entwicklung der Kirchen. Das schließt auch rechts-, wirtschafts-, siedlungs- und sozialgeschichtliche Aspekte ein, soweit sie mit der Entwicklung der Kirchen in Verbindung stehen.
Die Arbeitsweisen der Kirchenhistoriker entsprechen der allgemeinen Geschichtswissenschaft und sind methodisch deckungsgleich, auch die Epochen werden gleich gesetzt. Die konfessionelle Zugehörigkeit des Forschers spielt heute nur noch eine untergeordnete Rolle. Es gibt zahlreiche ökumenische kirchenhistorische Projekte. Dennoch ist die Kirchengeschichte institutionell an den Theologischen Fakultäten bzw. Instituten einer Universität angesiedelt. Kontroverstheologische Themenfelder innerhalb der Papstgeschichte, Konzilsgeschichte oder Geschichte der Reformation sind weithin in die Dogmatik ausgewandert, je nach Prägung der Fakultät bestehen auch komplementäre Forschungsbereiche in beiden Fachbereichen. Dennoch wird schon allein in der Fokussierung auf bestimmte Epochen und geographische Schwerpunkte eine konfessionelle Perspektive in der kirchenhistorischen Arbeit nicht zu vermeiden sein. Im deutschsprachigen Raum ist die Ostkirchengeschichte der orthodoxen Kirchen seit dem Großen Schisma 1054 als separater Teil ausgegliedert und nicht Bestandteil der allgemeinen theologischen Ausbildung.
Überblick
Das Christentum entstand im 1. Jahrhundert aus dem Glauben einer Minderheit im palästinischen Judentum an die Gottessohnschaft Jesu von Nazaret. Urchristen wie Paulus von Tarsus und der Evangelist Johannes entfalteten diesen Glauben auch mit Begriffen aus der griechischen Philosophie. Seitdem verbreitete sich die neue Religion trotz Verfolgungen im gesamten Römischen Reich. Nach dem Ende der staatlichen Verfolgungen 313 wurde sie 380 zu dessen Staatsreligion, später zur heute größten Weltreligion. Mit der Bildung von Kirchen mit einer Beamtenhierarchie (Klerus) gingen dogmatische Streitfragen einher, die mitunter zu Kirchenspaltungen und Neubildung von Konfessionen führten.
Nach 300 Jahren waren etwa 10 bis 15 Prozent der Bevölkerung des römischen Reiches Christen geworden. Die theologischen Zentren dieser Ausbreitung lagen in Kleinasien, Syrien und Nordafrika. Nachdem es im Römischen Reich in der Zeit Konstantins erst akzeptiert und dann unter Theodosius I. sogar zur Staatsreligion wurde, breitete es sich innerhalb der griechisch-römischen Kultur so stark aus, dass es außerhalb des Römischen Reichs mit diesem identifiziert wurde. In der ausgehenden Spätantike umfasste seine Ausdehnung die des Römischen Reichs und einiger angrenzender Gebiete wie Armenien oder Äthiopien; auch im Sassanidenreich breitete es sich, in Gestalt der nestorianischen Glaubensrichtung, langsam aus.
Die weitgehende Christianisierung des Römischen Reichs führte jedoch nicht zu einer christlichen Einheitskultur. Neben der Reichskirche mit einem lateinischen Schwerpunkt in Rom und einem griechischen in Konstantinopel gab es, insbesondere im Vorderen Orient und Ägypten, verschiedene monophysitische Kirchen und die Assyrische Kirche des Ostens, die alle in der lokalen Sprache und Kultur fest verankert waren und blieben.
Vom 6. bis 10. Jahrhundert erlebte das Christentum seine bisher schwersten Rückschläge in seiner Geschichte. Das Römische Reich zerbrach unter dem germanischen Ansturm (siehe Völkerwanderung und Spätantike). Die ursprünglichen christlichen Kernlande, der Vordere Orient und Nordafrika, wurden vom Islam überrannt (siehe auch: Islamische Expansion), ebenso Sizilien und Hispanien. Einer Expansion der Westkirche, insbesondere im Frankenreich, folgte ein absoluter Tiefpunkt des römischen Papsttums im 9. und 10. Jahrhundert. Die östlichen Ableger der Assyrischen Kirche, die bis in das Kaiserreich China gelangt waren, gingen fast alle im Mongolensturm unter.
Diesem Niedergang folgte ein erstaunlicher Aufschwung. Im Westen gingen von Wandermönchen und Klöstern Erneuerungsbewegungen aus, die nach und nach das ganze westliche Europa christianisierten und unter der römischen Kirche einigten und Spanien und Sizilien zurückgewannen. Von Konstantinopel aus wurden der Balkan und das europäische Russland christianisiert und es entwickelten sich neue Patriarchate. Die Assyrische Kirche breitete sich wieder als Minderheitsreligion entlang der Seidenstraße bis zur chinesischen Küste aus.
Im Spätmittelalter folgten weitere Rückschläge: Konstantinopel wurde von den Türken überrannt, die bis vor Wien gelangten. In Asien verschwanden die christlichen Niederlassungen bis auf wenige Reste in Indien. Im Westen war das Papsttum im Wesentlichen durch ein großes Schisma wieder auf einem organisatorischen und moralischen Tiefpunkt und wurde gerade im Kernland Italien teilweise vom Humanismus verdrängt.
Im 16. Jahrhundert kam es zu den protestantischen Reformationen und parallel dazu zu einer tiefgehenden Reform der katholischen Kirche. Gleichzeitig breitete sich das Christentum in Lateinamerika aus. Dieser katholischen Verbreitung folgte im 17. und 18. Jahrhundert eine ähnliche weltweite Verbreitung des Protestantismus durch die Holländer und Engländer in Nordamerika. Die russisch-orthodoxe Kirche expandierte nach Nordasien, insbesondere Sibirien und Japan.
Die Kirchengeschichte wird oft in vier grosse Zeitabschnitte eingeteilt:
Alte Kirche. Von den Osterreignissen bis ungefähr zum Untergang des weströmischen Reichs. Hierzu gehört auch der Bereich Patristik.
Mittelalter. Vom Zerfall des römischen Reichs bis zur Reformationszeit.
Reformation. Von der Zeit Luthers und der Gegenreformation bis zum Dreißigjährigen Krieg und ungefähr zum Beginn der Aufklärung.
Neuzeit. Von der Aufklärung bis heute. Ein eigenes Thema bildet die Zeit des Kirchenkampfes.
Die Geschichte der Ostkirchen wird auf Grund der seit der Abspaltungen unterschiedlich verlaufenen Geschichte anders gegliedert.
Alte Kirche
Urchristentum
→ Hauptartikel: Urchristentum
Die Kirchengeschichte beginnt ungefähr mitte des ersten Jahrhunderts mit der Entstehung einer Kirche oder Gemeinde von Anhängern des Jesus von Nazaret. Als Urchristentum oder apostolisches Zeitalter bezeichnet man die ersten Jahrzehnte des Christentums vom ersten Pfingsten bis zur Abfassung der letzten später in das Neue Testament aufgenommenen Schriften (um 130). Einige Kirchen wurden in dieser Zeit noch von Aposteln und ihren direkten Schülern geleitet, zum Beispiel die Gemeinde in Jerusalem von Jakobus dem Gerechten, die Gemeinde in Ephesus vom Apostel Johannes und die Gemeinde in Alexandria von Johannes Markus. Zeugnisse wie etwa die Erscheinungen des Auferstandenen in Galiläa (Mk 14,28; Mk 16,7) führen dazu, dass Theologen wie Norbert Brox über sehr frühe christliche Gemeinden spekulieren, die es möglicherweise schon vor der Kreuzigung außerhalb Jerusalems gegeben habe, das "Urchristentum" also nicht als eine urchristliche Gemeinde in Jerusalem gedacht werden dürfe, von der allein aus die spätere Entwicklung eingesetzt habe.[1] Unter dieser Annahme wäre der Begriff des Urchristentums nicht erst vom ersten Pfingstfest an berechtigt, sondern wäre bereits seit den ersten Jüngerberufungen in Galiläa berechtigt.
Das Christentum breitete sich vor allem durch die griechischsprachigen „Hellenisten“ schnell nach Samaria und Antiochia aus, wo die Anhänger der neuen Religion zuerst Christen genannt wurden (Apg 11,26), dann nach Zypern, Kleinasien, Nordafrika, Griechenland und Rom. Die einzelnen Kirchen waren durch Briefe und reisende Missionare miteinander verbunden.
Im 1. Jahrhundert fand die graduelle Abspaltung des Christentums vom Judentum statt, mit einem scharfen Schnitt nach der Eroberung Jerusalems im Jahr 70, und parallel dazu kam es zu den Auseinandersetzungen zwischen Judenchristen und Heidenchristen, bei denen es im Wesentlichen darum ging, wie weit nichtjüdische Christen ans jüdische Gesetz gebunden sind. Diese Auseinandersetzungen fanden eine erste Lösung im Apostelkonzil.
Ebenso entstanden in dieser Zeit die Briefe, Evangelien und übrigen Schriften des neuen Testaments und kamen nach und nach in den liturgischen Gebrauch parallel zu den von Anfang an verwendeten Schriften des Alten Testaments.
Apostolische Väter
→ Hauptartikel: Apostolische Väter
Apostolische Väter heißen die frühen Kirchenväter, die noch direkten Kontakt zu Aposteln hatten oder von diesen stark beeinflusst wurden.
Die Quellen bezüglich dieser Zeit sind ziemlich begrenzt. Relativ wenige Texte und Biografien sind erhalten.
In dieser Zeit entwickelt die Kirche sich zur Bischofskirche, wobei die Bischöfe damals Vorsteher einer örtlichen Gemeinde waren. Die Schriften des Neuen Testaments zirkulierten in verschiedenen Sammlungen in den Gemeinden.
Das Christentum wurde nach und nach vom römischen Staat als eigenständige nichtjüdische Gruppe wahrgenommen. Es kam zu Christenverfolgungen unter Domitian (81–96) und Trajan (98–117).
Christenverfolgungen
→ Hauptartikel: Christenverfolgungen im Römischen Reich
Zu den ersten Christenverfolgungen und Märtyrern kam es bei innerjüdischen Auseinandersetzungen mit Tempelpriestern und Pharisäern (Stephanus, Jakobus der Ältere, Jakobus der Gerechte), dann auch im römischen Reich (Simon Petrus, Paulus von Tarsus) unter Nero.
In die Zeit der apostolischen Väter fiel die Christenverfolgung unter Trajan (98–117), der zum Beispiel Ignatius von Antiochia zum Opfer fiel.
Aus der Zeit von Trajan ist dessen Korrespondenz mit Plinius dem Jüngeren erhalten, aus der hervorgeht, dass der römische Staat zwar nicht von sich aus systematisch nach Christen fahndete, jedoch Leute, die als Christen angezeigt wurden, vor die Wahl stellte, dem Kaiser Opfer zu bringen, das heißt dem Christentum abzuschwören, oder hingerichtet zu werden. Anonyme Anzeigen wurden allerdings nicht berücksichtigt. Daraus resultierte für die Christen eine permanente Rechtsunsicherheit, die sie vom Wohlwollen nichtchristlicher Nachbarn abhängig machte. Das römische Reich wusste nicht so recht, wie es mit den Christen umgehen sollte; es entwickelte keine logische Verfahrensweise: nicht das Christsein, nur das Christbleiben wurde bestraft.
Während der folgenden Jahrzehnte kam es weitverbreitet zu lokalen Christenverfolgungen, teilweise durch die Behörden, teilweise direkt durch die Bevölkerung. Bei solchen lokalen Christenverfolgungen kamen Polykarp von Smyrna 155 in Kleinasien und Justin der Märtyrer in Rom als Märtyrer ums Leben. Unter Mark Aurel kam es in der Folge einiger Naturkatastrophen 177 in Lyon und Viennes zu massiven Verfolgungen.
Nach dem Tod von Mark Aurel 180 lebten die Christen in relativem Frieden bis zu den Christenverfolgungen unter Decius (249–253) und Valerian (253–260). Diese fanden, im Gegensatz zu früher, im ganzen Reich statt und zielten darauf, das Christentum auszurotten. Verbreitet war die Anwendung von Folter, um Christen zum Abfall zu bewegen. Insbesondere Bischöfe und Priester wurden getötet, Eigentum von Christen wurde konfisziert, christliche Schriften wurden zerstört.
Die massivsten Christenverfolgungen fanden anfangs des vierten Jahrhunderts unter Diokletian statt. Besonders im Osten des Reichs, in Kleinasien, Syrien und Palästina, verliefen sie sehr blutig.
Apologeten
Als Reaktion auf die Verfolgungen und auf sarkastische Schriften heidnischer Schriftsteller (Celsus) traten im 2. Jahrhundert Apologeten auf, die in ihren Schriften den christlichen Glauben verteidigten. Zu den bedeutendsten gehörten in der Mitte des 2. Jahrhunderts Justin der Märtyrer, Tatian und Athenagoras und anfangs des 3. Jahrhunderts Origenes und Tertullian.
Theologische Auseinandersetzungen im 2. Jahrhundert
Die bedeutendste Auseinandersetzung des jungen Christentums im zweiten Jahrhundert war die mit dem Gnostizismus, einer um die Zeitenwende entstandenen und im römischen Reich weit verbreiteten synkretistischen Geistesbewegung, die in sich eine reiche Palette philosophischer und kultischer Überlieferungen vereinte und auch christliche Überlieferungen in sich aufnahm, so dass auch eine christliche Variante der Gnosis entstand, von der einige Schriften überliefert sind, zum Beispiel das Thomasevangelium. Gegenüber der von der Gnosis vertretenen Geheimlehre, die nur Eingeweihten zugänglich ist, vertraten Kirchenväter die Apostolische Nachfolge, in der die gleiche Lehre gepredigt wurde, die auch die Apostel gepredigt hatten.
Um die Mitte des zweiten Jahrhunderts gründete Marcion seine eigene Kirche, die ebenfalls teilweise gnostische Ideen beinhaltete und eine radikale Distanzierung von der jüdischen Tradition vertrat. Marcion erkannte nur wenige der neutestamentlichen Schriften an, in erster Linie die Paulusbriefe.
Ebenfalls um die Mitte des zweiten Jahrhunderts trat in Phrygien Montanus auf, der Gründer des Montanismus, einer ekstatischen Endzeit-Bewegung mit charismatischen Zügen, strenger Kirchenzucht, Askese und Eheverbot.
In der Reaktion auf Marcions Reduktion der neutestamentlichen Schriften und die neu legendenhaften oder gnostisch beeinflussten Schriften, entstanden verschiedene Listen von Schriften, die in den miteinander in Kommunion stehenden christlichen Gemeinden offizielle liturgische Verwendung fanden. Aus diesen Listen entwickelt sich im Verlauf der nächsten zweihundert Jahre nach und nach der neutestamentliche Kanon.
Eine weitere Reaktion der apostolischen Tradition gegen die verschiedenartigen Interpretationen des Neuen Testaments war die Entstehung von „Symbolen“ (Taufbekenntnissen), in denen der christliche Glaube in Kurzform zusammengefasst wurde. Eines der frühesten erhaltenen Bekenntnisse ist das Altrömisches Glaubensbekenntnis.
Kirchenväter
→ Hauptartikel: Kirchenvater
Vom letzten Viertel des zweiten Jahrhunderts an traten die ersten bedeutenden Kirchenväter auf: Irenäus von Lyon, in Gallien, Tertullian in Afrika. In Alexandria entstand unter Pantaenus und Clemens von Alexandria die erste christliche theologische Schule, die durch Origenes für ihre allegorische Bibelauslegung berühmt wurde.
Cyprian verteidigte die allgemeine, inklusive Kirche gegen Novatian, der eine rigorose Exkommunikation von Sündern und Abgefallenen vertrat.
Eusebius von Cäsarea schildert in zehn Bänden die Geschichte der christlichen Kirche von ihrem Entstehen bis gegen 324.
Theologische Fragen im 3. Jahrhundert
Nach den Verfolgungen von Decius sah sich die Kirche mit der Frage konfrontiert, wie sie mit den Christen umgehen sollte, die unter dem Druck der Verfolgung abgefallen waren – und allgemeiner mit Christen, die nach der Taufe schwer gesündigt hatten. Diese Frage der Ekklesiologie sollte insbesondere den Westen während der nächsten 150 Jahre beschäftigen. Eine Fraktion unter Novatian gehörte zu den ersten Gruppen, die um der Reinheit der Kirche willen eine rigorose Exkommunikationspraxis forderten, eine Haltung, die auch von den Donatisten vertreten wurde. Im Gegensatz dazu vertraten im 3. Jahrhundert Cyprian und im späten 4. Jahrhundert Augustinus von Hippo eine Kirche, die sich, wie ihr Gründer Jesus Christus, den Sündern zuwenden solle.
Die zweite Frage, die im 3. Jahrhundert von verschiedener Seite diskutiert wurde, betraf die Christologie, insbesondere das Verhältnis Jesu Christi zu Gott dem Vater. Sabellius war der prominenteste Vertreter des modalistischen Monarchianismus, der die Sicht vertrat, dass sich der eine Gott nacheinander als Schöpfer, Jesus Christus und Heiliger Geist offenbarte. Im Gegensatz dazu vertraten etwa Paul von Samosata und nach ihm Lukian von Antiochia, der seinerseits der Lehrer von Arius und Eusebius von Nikomedia war, den dynamischen Monarchianismus, der Jesus Christus ganz als Menschen sah, der bei seiner Taufe von Gott adoptiert worden war. Beide Lehren wurden von Bischofssynoden verurteilt. Die christologischen Streitigkeiten gingen jedoch bis ins 6. Jahrhundert weiter.
In der Bibelauslegung entwickelten sich zwei unterschiedliche Schulen, die Antiochenische Schule, die sich unter Berücksichtigung von Feinheiten des Wortschatzes und der Grammatik auf die Erforschung des tatsächlichen Schriftsinns konzentrierte, und die Alexandrinische Schule, die in der Nachfolge von Origenes den Schwerpunkt in der allegorischen Bibelauslegung hatte. Der Gegensatz zwischen Antiochia und Alexandria sollte sich später auch in der Politik und in der Dogmatik weiter auswirken.
In der Liturgie sind etwa bei Hippolytus Formulierungen überliefert, die bis heute in der orthodoxen, katholischen, anglikanischen und lutherischen Liturgie in Gebrauch sind, zum Beispiel der Anfang der Eucharistie:
„Der Herr sei mit euch
und mit deinem Geist!
Erhebet eure Herzen!
Wir erheben sie zum Herren.
Lasset uns Dank sagen dem Herren, unserm Gott.
Das ist würdig und recht.“
Ausbreitung des Christentums: 325 orange, 600 gelb
Reichskirche im römischen Reich
Die größte Christenverfolgung unter Diokletian (303–311) endete damit, dass Kaiser Galerius 311 das Toleranzedikt von Nikomedia verabschiedete, das die Christenverfolgungen im römischen Reich im Wesentlichen beendete. Zwei Jahre später erweiterten Kaiser Konstantin I. und Licinius, Kaiser des Ostens, dieses Edikt im Toleranzedikt von Mailand, das allen im römischen Reich freie Religionsausübung zusicherte.
Nach der konstantinischen Wende nahm die Zahl der Christen, die vor der diokletianischen Verfolgung etwa zehn Prozent der römischen Einwohner umfasst hatten (im Osten wohl mehr, im Westen eher weniger), stark zu – allerdings gab es in dieser Zeit auch Bekehrungen aus politischen Gründen, insbesondere in der Umgebung des Kaiserhofs, wo Christen von Konstantin und seinen Nachfolgern stark bevorzugt wurden – im vierten Jahrhundert allerdings meistens Christen der arianischen Richtungen. Der Versuch Kaiser Julians (regierte von 361 bis 363), die konstantinische Wende wieder rückgängig zu machen, erwies sich als Fehlschlag.
In den Medien (Time Magazine, Der Spiegel) wird irrtümlich immer wieder behauptet, dass Konstantin das Christentum zur Staatsreligion erhoben habe. Richtig ist, dass das Verhältnis zwischen Kaiser und Kirche sehr unterschiedlich war: Kaiser Theodosius I. erklärte durch verschiedene Gesetze in den Jahren 380 beziehungsweise 390/391 das Christentum faktisch zur Staatsreligion, wurde aber auch von Ambrosius von Mailand unter Drohung der Exkommunikation zu einer mehrmonatigen öffentlichen Buße für das Massaker von Thessaloniki gezwungen (siehe dazu die Religionspolitik Theodosius I.).
Sein Sohn Arcadius andererseits verbannte Johannes Chrysostomos, den Patriarchen von Konstantinopel, als dieser seiner Frau Eudokia Vorhaltungen machte. Der arianisch gesinnte Constantius II. bedrohte die Bischöfe auf dem Konzil von Mailand (355) mit dem Schwert, um einen Konzilsentscheid zu erreichen. Justinian I. vertrat die Einheit und eine enge Zusammenarbeit zwischen der Kirche (die sich mit göttlichen Dingen befasste) und dem Reich (das über die Moral gebot). Er wird von der orthodoxen Kirche als Heiliger verehrt. Die von ihm komponierten Hymnen werden noch heute in der orthodoxen Liturgie verwendet.
Struktur der Kirche
Während es in den Jahren der Verfolgung im Wesentlichen lokale Kirchen mit mehr oder weniger gleichberechtigten lokalen Bischöfen gab, die miteinander in Kommunion standen (oder bei starken Unterschieden in der Lehre diese Kommunion abbrachen) entwickelt sich jetzt eine Hierarchie von Bischöfen. Schon früh hatten die Bischöfe von bedeutenderen Kirchen eine gewisse Autorität gegenüber ihren Kollegen, aber im 4. Jahrhundert hatten dann die Bischöfe von Provinzhauptstädten, im ersten Konzil von Nicäa als Metropoliten bezeichnet, eine klare Führungsrolle, wobei die Bischöfe von Alexandria, Antiochia, und Rom besonders erwähnt werden. De facto war jedoch im 4. Jahrhundert die Persönlichkeit eines Metropoliten oft entscheidender als der Rang der Stadt – Bischöfe wie Ossius von Córdoba, Eusebius von Nikomedia, Basilius von Caesarea. Hilarius von Poitiers, Ambrosius von Mailand oder Augustinus von Hippo spielten in der Kirche des 4. Jahrhunderts theologisch und kirchenpolitisch eine bedeutendere Rolle als die meisten ihrer Kollegen in Antiochia, Rom und Alexandria.
Während schon im 2. und 3. Jahrhundert in lokalen Synoden über Lehrfragen entschieden worden war, gab es im 4. Jahrhundert erstmals ökumenische Konzilien – das erste Konzil von Nicäa 325 und das erste Konzil von Konstantinopel 381 – denen nach damaliger Sicht die höchste Autorität in Fragen der Lehre und Kirchenorganisation zukam, wobei eine solche Autorität von der unterlegenen Seite längst nicht immer anerkannt wurde.
Mönchtum
Als Reaktion auf die zunehmende Verweltlichung des Christentums gab es im vierten Jahrhundert einen starken Zuwachs beim Mönchtum, das sich auf die asketischen Traditionen des Frühchristentums berief. Auch beim Mönchtum ist zu sehen wie das christliche Leben im Westen und Osten sich unterscheidet. Im Osten strebten die Mönche ein eremitisches Leben in der Wüste an. Im Westen hingegen wurde durch Benedikt von Nursia ein Zusammenleben mit anderen Mönchen entwickelt, das asketische Extreme vermied. Die Grundlage eines solchen Zusammenlebens war die Gehorsamkeit des Einzelnen gegenüber dem Abt. Die Mönche verzichteten auf Eigentum und achteten auf die Ausgewogenheit zwischen Arbeit und Gebet. Wissenschaft war in Benediktklöstern als Arbeit wichtig und so konnte das antike Gedankengut durch die Schulen und Schreibstuben in den Klöstern über mehrere Jahrhunderte hinweg überliefert werden. Ein Schwerpunkt war Ägypten, wo Antonius der Große und Pachomios zu Beginn des 4. Jahrhunderts die ersten Einsiedlergemeinschaften oder Klöster gründeten; andere bildeten sich in Kleinasien, stark gefördert durch Basilius von Caesarea. Im Westen verbreitete sich das Mönchtum noch im 4. Jahrhundert durch Johannes Cassianus und Martin von Tours in Gallien, ab dem 5. Jahrhundert durch Patrick von Irland in Irland und Schottland, im 6. Jahrhundert durch Benedikt von Nursia im Gebiet des römischen Reichs.
Christologie und Trinität
Die Frage der Trinität (Dreigestalt) Gottes gewann in der Frühphase des Christentums an Bedeutung. Eine sich auf den Presbyter Arius beziehende Gruppe von Christen Arianer vertrat die Ansicht, dass Gottvater, Sohn und Heiliger Geist nicht wesensgleich (gr. ὁμοούσιος), sondern Sohn und Geist dem Vater nur wesensähnlich (gr. ὁμοιύσιος) sind. Aus Sicht der Arianer war lediglich der Vater Gott. Geist und Sohn sind zwar von Anbeginn existent, aber von Gott geschaffen und damit lediglich Abbilder Gottes.
Diese Frage nach der Gestalt Gottes berührte auch die Eigenschaft des Christentums als Monotheismus und war damit von zentraler Bedeutung für das frühe Christentum.
Nicht-chalcedonische Kirchen
Die Assyrische Kirche des Ostens hat sich beim nestorianischen Streit auf dem Konzil von Chalcedon (431) von den übrigen Kirchen getrennt, ohne jedoch tatsächlich den Nestorianismus zu vertreten.
Die Nestorianer waren die vorherrschende christliche Kirche im persischen Reich und unter den Abbassiden. Es waren nestorianische Christen, die an den Höfen der Kalifen die alten griechischen Philosophen ins Arabische übersetzten, die dann Jahrhunderte später von den Arabern ins europäische Mittelalter kamen. Die Nestorianer waren missionarisch sehr aktiv: es gab viele nestorianische Gemeinden und Bischöfe entlang der Seidenstraße und 635 kamen sie bis nach China, wo sie Klöster gründeten und einen Metropoliten einsetzten. Bis zum Jahr Tausend waren diese Gemeinden jedoch dem Islam und Buddhismus gewichen. Einzig in Südindien und Ceylon blieben nestorianische Gemeinden bestehen.
Die miaphysitischen Kirchen, u.a. die Koptische Kirche und die Armenische Apostolische Kirche, haben in 451 die Entscheidungen des ökumenischen Konzils von Chalcedon nicht anerkannt und sich zu diesem Zeitpunkt von der Kirchengemeinschaft mit den anderen Kirchen getrennt. Die Gründe dafür waren teils theologisch und teils politisch begründet.
Die Patriarchate von Alexandria (einschließlich Äthiopien) und Jerusalem waren weitgehend miaphysitisch und sagten sich von der Reichskirche los, wenn es auch überall parallel dazu Minderheiten gab, die bei der Reichskirche blieben.
Die Armenische Kirche bestand auch unter der Herrschaft der Sassaniden und Araber weiter und trug wesentlich zur armenischen Identität bei und hatte ihre eigene Literatur und Architektur, zahlreiche Klöster und Schulen und eine eigene Kunstrichtung. Sie verbreitete sich im Wesentlichen durch armenische Kolonien und
Händler.
Mittelalter
Byzantinische Reichskirche
Hesychasmus
Christianisierung Europas:
braun: bis 600; grün: bis 800; rot: bis 1100; gelb: bis 1300
Der Hesychasmus ist eine Form von Spiritualität, die von orthodoxen byzantinischen Mönchen entwickelt wurde. Seine Ausgangsbasis bilden Verhaltensregeln des spätantiken Mönchtums. Mit ihm verbinden sich die Vorstellungen von Gelassenheit und innerem Frieden. Der Verwirklichung der hesychia dient beharrliches Üben im Rahmen einer speziellen Gebetspraxis. Die betenden Hesychasten wiederholen über lange Zeiträume die Gottesanrufung des Jesusgebets. Ihr Zentrum hatte die mittelalterliche hesychastische Bewegung in den Klöstern und Skiten auf dem Berg Athos. In ihrer Blütezeit im Spätmittelalter breitete sie sich auch in den nördlichen Balkanraum und nach Russland aus. Nach der Vernichtung des Byzantinischen Reichs durch die Osmanen im 15. Jahrhundert trat die hesychastische Praxis in den ehemals byzantinischen Gebieten in den Hintergrund. Die Tradition brach aber nicht ab und fand auch im russischen Mönchtum der Frühen Neuzeit Fortsetzer.
Weiter geht es im Teil 2
Die Arbeitsweisen der Kirchenhistoriker entsprechen der allgemeinen Geschichtswissenschaft und sind methodisch deckungsgleich, auch die Epochen werden gleich gesetzt. Die konfessionelle Zugehörigkeit des Forschers spielt heute nur noch eine untergeordnete Rolle. Es gibt zahlreiche ökumenische kirchenhistorische Projekte. Dennoch ist die Kirchengeschichte institutionell an den Theologischen Fakultäten bzw. Instituten einer Universität angesiedelt. Kontroverstheologische Themenfelder innerhalb der Papstgeschichte, Konzilsgeschichte oder Geschichte der Reformation sind weithin in die Dogmatik ausgewandert, je nach Prägung der Fakultät bestehen auch komplementäre Forschungsbereiche in beiden Fachbereichen. Dennoch wird schon allein in der Fokussierung auf bestimmte Epochen und geographische Schwerpunkte eine konfessionelle Perspektive in der kirchenhistorischen Arbeit nicht zu vermeiden sein. Im deutschsprachigen Raum ist die Ostkirchengeschichte der orthodoxen Kirchen seit dem Großen Schisma 1054 als separater Teil ausgegliedert und nicht Bestandteil der allgemeinen theologischen Ausbildung.
Überblick
Das Christentum entstand im 1. Jahrhundert aus dem Glauben einer Minderheit im palästinischen Judentum an die Gottessohnschaft Jesu von Nazaret. Urchristen wie Paulus von Tarsus und der Evangelist Johannes entfalteten diesen Glauben auch mit Begriffen aus der griechischen Philosophie. Seitdem verbreitete sich die neue Religion trotz Verfolgungen im gesamten Römischen Reich. Nach dem Ende der staatlichen Verfolgungen 313 wurde sie 380 zu dessen Staatsreligion, später zur heute größten Weltreligion. Mit der Bildung von Kirchen mit einer Beamtenhierarchie (Klerus) gingen dogmatische Streitfragen einher, die mitunter zu Kirchenspaltungen und Neubildung von Konfessionen führten.
Nach 300 Jahren waren etwa 10 bis 15 Prozent der Bevölkerung des römischen Reiches Christen geworden. Die theologischen Zentren dieser Ausbreitung lagen in Kleinasien, Syrien und Nordafrika. Nachdem es im Römischen Reich in der Zeit Konstantins erst akzeptiert und dann unter Theodosius I. sogar zur Staatsreligion wurde, breitete es sich innerhalb der griechisch-römischen Kultur so stark aus, dass es außerhalb des Römischen Reichs mit diesem identifiziert wurde. In der ausgehenden Spätantike umfasste seine Ausdehnung die des Römischen Reichs und einiger angrenzender Gebiete wie Armenien oder Äthiopien; auch im Sassanidenreich breitete es sich, in Gestalt der nestorianischen Glaubensrichtung, langsam aus.
Die weitgehende Christianisierung des Römischen Reichs führte jedoch nicht zu einer christlichen Einheitskultur. Neben der Reichskirche mit einem lateinischen Schwerpunkt in Rom und einem griechischen in Konstantinopel gab es, insbesondere im Vorderen Orient und Ägypten, verschiedene monophysitische Kirchen und die Assyrische Kirche des Ostens, die alle in der lokalen Sprache und Kultur fest verankert waren und blieben.
Vom 6. bis 10. Jahrhundert erlebte das Christentum seine bisher schwersten Rückschläge in seiner Geschichte. Das Römische Reich zerbrach unter dem germanischen Ansturm (siehe Völkerwanderung und Spätantike). Die ursprünglichen christlichen Kernlande, der Vordere Orient und Nordafrika, wurden vom Islam überrannt (siehe auch: Islamische Expansion), ebenso Sizilien und Hispanien. Einer Expansion der Westkirche, insbesondere im Frankenreich, folgte ein absoluter Tiefpunkt des römischen Papsttums im 9. und 10. Jahrhundert. Die östlichen Ableger der Assyrischen Kirche, die bis in das Kaiserreich China gelangt waren, gingen fast alle im Mongolensturm unter.
Diesem Niedergang folgte ein erstaunlicher Aufschwung. Im Westen gingen von Wandermönchen und Klöstern Erneuerungsbewegungen aus, die nach und nach das ganze westliche Europa christianisierten und unter der römischen Kirche einigten und Spanien und Sizilien zurückgewannen. Von Konstantinopel aus wurden der Balkan und das europäische Russland christianisiert und es entwickelten sich neue Patriarchate. Die Assyrische Kirche breitete sich wieder als Minderheitsreligion entlang der Seidenstraße bis zur chinesischen Küste aus.
Im Spätmittelalter folgten weitere Rückschläge: Konstantinopel wurde von den Türken überrannt, die bis vor Wien gelangten. In Asien verschwanden die christlichen Niederlassungen bis auf wenige Reste in Indien. Im Westen war das Papsttum im Wesentlichen durch ein großes Schisma wieder auf einem organisatorischen und moralischen Tiefpunkt und wurde gerade im Kernland Italien teilweise vom Humanismus verdrängt.
Im 16. Jahrhundert kam es zu den protestantischen Reformationen und parallel dazu zu einer tiefgehenden Reform der katholischen Kirche. Gleichzeitig breitete sich das Christentum in Lateinamerika aus. Dieser katholischen Verbreitung folgte im 17. und 18. Jahrhundert eine ähnliche weltweite Verbreitung des Protestantismus durch die Holländer und Engländer in Nordamerika. Die russisch-orthodoxe Kirche expandierte nach Nordasien, insbesondere Sibirien und Japan.
Die Kirchengeschichte wird oft in vier grosse Zeitabschnitte eingeteilt:
Alte Kirche. Von den Osterreignissen bis ungefähr zum Untergang des weströmischen Reichs. Hierzu gehört auch der Bereich Patristik.
Mittelalter. Vom Zerfall des römischen Reichs bis zur Reformationszeit.
Reformation. Von der Zeit Luthers und der Gegenreformation bis zum Dreißigjährigen Krieg und ungefähr zum Beginn der Aufklärung.
Neuzeit. Von der Aufklärung bis heute. Ein eigenes Thema bildet die Zeit des Kirchenkampfes.
Die Geschichte der Ostkirchen wird auf Grund der seit der Abspaltungen unterschiedlich verlaufenen Geschichte anders gegliedert.
Alte Kirche
Urchristentum
→ Hauptartikel: Urchristentum
Die Kirchengeschichte beginnt ungefähr mitte des ersten Jahrhunderts mit der Entstehung einer Kirche oder Gemeinde von Anhängern des Jesus von Nazaret. Als Urchristentum oder apostolisches Zeitalter bezeichnet man die ersten Jahrzehnte des Christentums vom ersten Pfingsten bis zur Abfassung der letzten später in das Neue Testament aufgenommenen Schriften (um 130). Einige Kirchen wurden in dieser Zeit noch von Aposteln und ihren direkten Schülern geleitet, zum Beispiel die Gemeinde in Jerusalem von Jakobus dem Gerechten, die Gemeinde in Ephesus vom Apostel Johannes und die Gemeinde in Alexandria von Johannes Markus. Zeugnisse wie etwa die Erscheinungen des Auferstandenen in Galiläa (Mk 14,28; Mk 16,7) führen dazu, dass Theologen wie Norbert Brox über sehr frühe christliche Gemeinden spekulieren, die es möglicherweise schon vor der Kreuzigung außerhalb Jerusalems gegeben habe, das "Urchristentum" also nicht als eine urchristliche Gemeinde in Jerusalem gedacht werden dürfe, von der allein aus die spätere Entwicklung eingesetzt habe.[1] Unter dieser Annahme wäre der Begriff des Urchristentums nicht erst vom ersten Pfingstfest an berechtigt, sondern wäre bereits seit den ersten Jüngerberufungen in Galiläa berechtigt.
Das Christentum breitete sich vor allem durch die griechischsprachigen „Hellenisten“ schnell nach Samaria und Antiochia aus, wo die Anhänger der neuen Religion zuerst Christen genannt wurden (Apg 11,26), dann nach Zypern, Kleinasien, Nordafrika, Griechenland und Rom. Die einzelnen Kirchen waren durch Briefe und reisende Missionare miteinander verbunden.
Im 1. Jahrhundert fand die graduelle Abspaltung des Christentums vom Judentum statt, mit einem scharfen Schnitt nach der Eroberung Jerusalems im Jahr 70, und parallel dazu kam es zu den Auseinandersetzungen zwischen Judenchristen und Heidenchristen, bei denen es im Wesentlichen darum ging, wie weit nichtjüdische Christen ans jüdische Gesetz gebunden sind. Diese Auseinandersetzungen fanden eine erste Lösung im Apostelkonzil.
Ebenso entstanden in dieser Zeit die Briefe, Evangelien und übrigen Schriften des neuen Testaments und kamen nach und nach in den liturgischen Gebrauch parallel zu den von Anfang an verwendeten Schriften des Alten Testaments.
Apostolische Väter
→ Hauptartikel: Apostolische Väter
Apostolische Väter heißen die frühen Kirchenväter, die noch direkten Kontakt zu Aposteln hatten oder von diesen stark beeinflusst wurden.
Die Quellen bezüglich dieser Zeit sind ziemlich begrenzt. Relativ wenige Texte und Biografien sind erhalten.
In dieser Zeit entwickelt die Kirche sich zur Bischofskirche, wobei die Bischöfe damals Vorsteher einer örtlichen Gemeinde waren. Die Schriften des Neuen Testaments zirkulierten in verschiedenen Sammlungen in den Gemeinden.
Das Christentum wurde nach und nach vom römischen Staat als eigenständige nichtjüdische Gruppe wahrgenommen. Es kam zu Christenverfolgungen unter Domitian (81–96) und Trajan (98–117).
Christenverfolgungen
→ Hauptartikel: Christenverfolgungen im Römischen Reich
Zu den ersten Christenverfolgungen und Märtyrern kam es bei innerjüdischen Auseinandersetzungen mit Tempelpriestern und Pharisäern (Stephanus, Jakobus der Ältere, Jakobus der Gerechte), dann auch im römischen Reich (Simon Petrus, Paulus von Tarsus) unter Nero.
In die Zeit der apostolischen Väter fiel die Christenverfolgung unter Trajan (98–117), der zum Beispiel Ignatius von Antiochia zum Opfer fiel.
Aus der Zeit von Trajan ist dessen Korrespondenz mit Plinius dem Jüngeren erhalten, aus der hervorgeht, dass der römische Staat zwar nicht von sich aus systematisch nach Christen fahndete, jedoch Leute, die als Christen angezeigt wurden, vor die Wahl stellte, dem Kaiser Opfer zu bringen, das heißt dem Christentum abzuschwören, oder hingerichtet zu werden. Anonyme Anzeigen wurden allerdings nicht berücksichtigt. Daraus resultierte für die Christen eine permanente Rechtsunsicherheit, die sie vom Wohlwollen nichtchristlicher Nachbarn abhängig machte. Das römische Reich wusste nicht so recht, wie es mit den Christen umgehen sollte; es entwickelte keine logische Verfahrensweise: nicht das Christsein, nur das Christbleiben wurde bestraft.
Während der folgenden Jahrzehnte kam es weitverbreitet zu lokalen Christenverfolgungen, teilweise durch die Behörden, teilweise direkt durch die Bevölkerung. Bei solchen lokalen Christenverfolgungen kamen Polykarp von Smyrna 155 in Kleinasien und Justin der Märtyrer in Rom als Märtyrer ums Leben. Unter Mark Aurel kam es in der Folge einiger Naturkatastrophen 177 in Lyon und Viennes zu massiven Verfolgungen.
Nach dem Tod von Mark Aurel 180 lebten die Christen in relativem Frieden bis zu den Christenverfolgungen unter Decius (249–253) und Valerian (253–260). Diese fanden, im Gegensatz zu früher, im ganzen Reich statt und zielten darauf, das Christentum auszurotten. Verbreitet war die Anwendung von Folter, um Christen zum Abfall zu bewegen. Insbesondere Bischöfe und Priester wurden getötet, Eigentum von Christen wurde konfisziert, christliche Schriften wurden zerstört.
Die massivsten Christenverfolgungen fanden anfangs des vierten Jahrhunderts unter Diokletian statt. Besonders im Osten des Reichs, in Kleinasien, Syrien und Palästina, verliefen sie sehr blutig.
Apologeten
Als Reaktion auf die Verfolgungen und auf sarkastische Schriften heidnischer Schriftsteller (Celsus) traten im 2. Jahrhundert Apologeten auf, die in ihren Schriften den christlichen Glauben verteidigten. Zu den bedeutendsten gehörten in der Mitte des 2. Jahrhunderts Justin der Märtyrer, Tatian und Athenagoras und anfangs des 3. Jahrhunderts Origenes und Tertullian.
Theologische Auseinandersetzungen im 2. Jahrhundert
Die bedeutendste Auseinandersetzung des jungen Christentums im zweiten Jahrhundert war die mit dem Gnostizismus, einer um die Zeitenwende entstandenen und im römischen Reich weit verbreiteten synkretistischen Geistesbewegung, die in sich eine reiche Palette philosophischer und kultischer Überlieferungen vereinte und auch christliche Überlieferungen in sich aufnahm, so dass auch eine christliche Variante der Gnosis entstand, von der einige Schriften überliefert sind, zum Beispiel das Thomasevangelium. Gegenüber der von der Gnosis vertretenen Geheimlehre, die nur Eingeweihten zugänglich ist, vertraten Kirchenväter die Apostolische Nachfolge, in der die gleiche Lehre gepredigt wurde, die auch die Apostel gepredigt hatten.
Um die Mitte des zweiten Jahrhunderts gründete Marcion seine eigene Kirche, die ebenfalls teilweise gnostische Ideen beinhaltete und eine radikale Distanzierung von der jüdischen Tradition vertrat. Marcion erkannte nur wenige der neutestamentlichen Schriften an, in erster Linie die Paulusbriefe.
Ebenfalls um die Mitte des zweiten Jahrhunderts trat in Phrygien Montanus auf, der Gründer des Montanismus, einer ekstatischen Endzeit-Bewegung mit charismatischen Zügen, strenger Kirchenzucht, Askese und Eheverbot.
In der Reaktion auf Marcions Reduktion der neutestamentlichen Schriften und die neu legendenhaften oder gnostisch beeinflussten Schriften, entstanden verschiedene Listen von Schriften, die in den miteinander in Kommunion stehenden christlichen Gemeinden offizielle liturgische Verwendung fanden. Aus diesen Listen entwickelt sich im Verlauf der nächsten zweihundert Jahre nach und nach der neutestamentliche Kanon.
Eine weitere Reaktion der apostolischen Tradition gegen die verschiedenartigen Interpretationen des Neuen Testaments war die Entstehung von „Symbolen“ (Taufbekenntnissen), in denen der christliche Glaube in Kurzform zusammengefasst wurde. Eines der frühesten erhaltenen Bekenntnisse ist das Altrömisches Glaubensbekenntnis.
Kirchenväter
→ Hauptartikel: Kirchenvater
Vom letzten Viertel des zweiten Jahrhunderts an traten die ersten bedeutenden Kirchenväter auf: Irenäus von Lyon, in Gallien, Tertullian in Afrika. In Alexandria entstand unter Pantaenus und Clemens von Alexandria die erste christliche theologische Schule, die durch Origenes für ihre allegorische Bibelauslegung berühmt wurde.
Cyprian verteidigte die allgemeine, inklusive Kirche gegen Novatian, der eine rigorose Exkommunikation von Sündern und Abgefallenen vertrat.
Eusebius von Cäsarea schildert in zehn Bänden die Geschichte der christlichen Kirche von ihrem Entstehen bis gegen 324.
Theologische Fragen im 3. Jahrhundert
Nach den Verfolgungen von Decius sah sich die Kirche mit der Frage konfrontiert, wie sie mit den Christen umgehen sollte, die unter dem Druck der Verfolgung abgefallen waren – und allgemeiner mit Christen, die nach der Taufe schwer gesündigt hatten. Diese Frage der Ekklesiologie sollte insbesondere den Westen während der nächsten 150 Jahre beschäftigen. Eine Fraktion unter Novatian gehörte zu den ersten Gruppen, die um der Reinheit der Kirche willen eine rigorose Exkommunikationspraxis forderten, eine Haltung, die auch von den Donatisten vertreten wurde. Im Gegensatz dazu vertraten im 3. Jahrhundert Cyprian und im späten 4. Jahrhundert Augustinus von Hippo eine Kirche, die sich, wie ihr Gründer Jesus Christus, den Sündern zuwenden solle.
Die zweite Frage, die im 3. Jahrhundert von verschiedener Seite diskutiert wurde, betraf die Christologie, insbesondere das Verhältnis Jesu Christi zu Gott dem Vater. Sabellius war der prominenteste Vertreter des modalistischen Monarchianismus, der die Sicht vertrat, dass sich der eine Gott nacheinander als Schöpfer, Jesus Christus und Heiliger Geist offenbarte. Im Gegensatz dazu vertraten etwa Paul von Samosata und nach ihm Lukian von Antiochia, der seinerseits der Lehrer von Arius und Eusebius von Nikomedia war, den dynamischen Monarchianismus, der Jesus Christus ganz als Menschen sah, der bei seiner Taufe von Gott adoptiert worden war. Beide Lehren wurden von Bischofssynoden verurteilt. Die christologischen Streitigkeiten gingen jedoch bis ins 6. Jahrhundert weiter.
In der Bibelauslegung entwickelten sich zwei unterschiedliche Schulen, die Antiochenische Schule, die sich unter Berücksichtigung von Feinheiten des Wortschatzes und der Grammatik auf die Erforschung des tatsächlichen Schriftsinns konzentrierte, und die Alexandrinische Schule, die in der Nachfolge von Origenes den Schwerpunkt in der allegorischen Bibelauslegung hatte. Der Gegensatz zwischen Antiochia und Alexandria sollte sich später auch in der Politik und in der Dogmatik weiter auswirken.
In der Liturgie sind etwa bei Hippolytus Formulierungen überliefert, die bis heute in der orthodoxen, katholischen, anglikanischen und lutherischen Liturgie in Gebrauch sind, zum Beispiel der Anfang der Eucharistie:
„Der Herr sei mit euch
und mit deinem Geist!
Erhebet eure Herzen!
Wir erheben sie zum Herren.
Lasset uns Dank sagen dem Herren, unserm Gott.
Das ist würdig und recht.“
Ausbreitung des Christentums: 325 orange, 600 gelb
Reichskirche im römischen Reich
Die größte Christenverfolgung unter Diokletian (303–311) endete damit, dass Kaiser Galerius 311 das Toleranzedikt von Nikomedia verabschiedete, das die Christenverfolgungen im römischen Reich im Wesentlichen beendete. Zwei Jahre später erweiterten Kaiser Konstantin I. und Licinius, Kaiser des Ostens, dieses Edikt im Toleranzedikt von Mailand, das allen im römischen Reich freie Religionsausübung zusicherte.
Nach der konstantinischen Wende nahm die Zahl der Christen, die vor der diokletianischen Verfolgung etwa zehn Prozent der römischen Einwohner umfasst hatten (im Osten wohl mehr, im Westen eher weniger), stark zu – allerdings gab es in dieser Zeit auch Bekehrungen aus politischen Gründen, insbesondere in der Umgebung des Kaiserhofs, wo Christen von Konstantin und seinen Nachfolgern stark bevorzugt wurden – im vierten Jahrhundert allerdings meistens Christen der arianischen Richtungen. Der Versuch Kaiser Julians (regierte von 361 bis 363), die konstantinische Wende wieder rückgängig zu machen, erwies sich als Fehlschlag.
In den Medien (Time Magazine, Der Spiegel) wird irrtümlich immer wieder behauptet, dass Konstantin das Christentum zur Staatsreligion erhoben habe. Richtig ist, dass das Verhältnis zwischen Kaiser und Kirche sehr unterschiedlich war: Kaiser Theodosius I. erklärte durch verschiedene Gesetze in den Jahren 380 beziehungsweise 390/391 das Christentum faktisch zur Staatsreligion, wurde aber auch von Ambrosius von Mailand unter Drohung der Exkommunikation zu einer mehrmonatigen öffentlichen Buße für das Massaker von Thessaloniki gezwungen (siehe dazu die Religionspolitik Theodosius I.).
Sein Sohn Arcadius andererseits verbannte Johannes Chrysostomos, den Patriarchen von Konstantinopel, als dieser seiner Frau Eudokia Vorhaltungen machte. Der arianisch gesinnte Constantius II. bedrohte die Bischöfe auf dem Konzil von Mailand (355) mit dem Schwert, um einen Konzilsentscheid zu erreichen. Justinian I. vertrat die Einheit und eine enge Zusammenarbeit zwischen der Kirche (die sich mit göttlichen Dingen befasste) und dem Reich (das über die Moral gebot). Er wird von der orthodoxen Kirche als Heiliger verehrt. Die von ihm komponierten Hymnen werden noch heute in der orthodoxen Liturgie verwendet.
Struktur der Kirche
Während es in den Jahren der Verfolgung im Wesentlichen lokale Kirchen mit mehr oder weniger gleichberechtigten lokalen Bischöfen gab, die miteinander in Kommunion standen (oder bei starken Unterschieden in der Lehre diese Kommunion abbrachen) entwickelt sich jetzt eine Hierarchie von Bischöfen. Schon früh hatten die Bischöfe von bedeutenderen Kirchen eine gewisse Autorität gegenüber ihren Kollegen, aber im 4. Jahrhundert hatten dann die Bischöfe von Provinzhauptstädten, im ersten Konzil von Nicäa als Metropoliten bezeichnet, eine klare Führungsrolle, wobei die Bischöfe von Alexandria, Antiochia, und Rom besonders erwähnt werden. De facto war jedoch im 4. Jahrhundert die Persönlichkeit eines Metropoliten oft entscheidender als der Rang der Stadt – Bischöfe wie Ossius von Córdoba, Eusebius von Nikomedia, Basilius von Caesarea. Hilarius von Poitiers, Ambrosius von Mailand oder Augustinus von Hippo spielten in der Kirche des 4. Jahrhunderts theologisch und kirchenpolitisch eine bedeutendere Rolle als die meisten ihrer Kollegen in Antiochia, Rom und Alexandria.
Während schon im 2. und 3. Jahrhundert in lokalen Synoden über Lehrfragen entschieden worden war, gab es im 4. Jahrhundert erstmals ökumenische Konzilien – das erste Konzil von Nicäa 325 und das erste Konzil von Konstantinopel 381 – denen nach damaliger Sicht die höchste Autorität in Fragen der Lehre und Kirchenorganisation zukam, wobei eine solche Autorität von der unterlegenen Seite längst nicht immer anerkannt wurde.
Mönchtum
Als Reaktion auf die zunehmende Verweltlichung des Christentums gab es im vierten Jahrhundert einen starken Zuwachs beim Mönchtum, das sich auf die asketischen Traditionen des Frühchristentums berief. Auch beim Mönchtum ist zu sehen wie das christliche Leben im Westen und Osten sich unterscheidet. Im Osten strebten die Mönche ein eremitisches Leben in der Wüste an. Im Westen hingegen wurde durch Benedikt von Nursia ein Zusammenleben mit anderen Mönchen entwickelt, das asketische Extreme vermied. Die Grundlage eines solchen Zusammenlebens war die Gehorsamkeit des Einzelnen gegenüber dem Abt. Die Mönche verzichteten auf Eigentum und achteten auf die Ausgewogenheit zwischen Arbeit und Gebet. Wissenschaft war in Benediktklöstern als Arbeit wichtig und so konnte das antike Gedankengut durch die Schulen und Schreibstuben in den Klöstern über mehrere Jahrhunderte hinweg überliefert werden. Ein Schwerpunkt war Ägypten, wo Antonius der Große und Pachomios zu Beginn des 4. Jahrhunderts die ersten Einsiedlergemeinschaften oder Klöster gründeten; andere bildeten sich in Kleinasien, stark gefördert durch Basilius von Caesarea. Im Westen verbreitete sich das Mönchtum noch im 4. Jahrhundert durch Johannes Cassianus und Martin von Tours in Gallien, ab dem 5. Jahrhundert durch Patrick von Irland in Irland und Schottland, im 6. Jahrhundert durch Benedikt von Nursia im Gebiet des römischen Reichs.
Christologie und Trinität
Die Frage der Trinität (Dreigestalt) Gottes gewann in der Frühphase des Christentums an Bedeutung. Eine sich auf den Presbyter Arius beziehende Gruppe von Christen Arianer vertrat die Ansicht, dass Gottvater, Sohn und Heiliger Geist nicht wesensgleich (gr. ὁμοούσιος), sondern Sohn und Geist dem Vater nur wesensähnlich (gr. ὁμοιύσιος) sind. Aus Sicht der Arianer war lediglich der Vater Gott. Geist und Sohn sind zwar von Anbeginn existent, aber von Gott geschaffen und damit lediglich Abbilder Gottes.
Diese Frage nach der Gestalt Gottes berührte auch die Eigenschaft des Christentums als Monotheismus und war damit von zentraler Bedeutung für das frühe Christentum.
Nicht-chalcedonische Kirchen
Die Assyrische Kirche des Ostens hat sich beim nestorianischen Streit auf dem Konzil von Chalcedon (431) von den übrigen Kirchen getrennt, ohne jedoch tatsächlich den Nestorianismus zu vertreten.
Die Nestorianer waren die vorherrschende christliche Kirche im persischen Reich und unter den Abbassiden. Es waren nestorianische Christen, die an den Höfen der Kalifen die alten griechischen Philosophen ins Arabische übersetzten, die dann Jahrhunderte später von den Arabern ins europäische Mittelalter kamen. Die Nestorianer waren missionarisch sehr aktiv: es gab viele nestorianische Gemeinden und Bischöfe entlang der Seidenstraße und 635 kamen sie bis nach China, wo sie Klöster gründeten und einen Metropoliten einsetzten. Bis zum Jahr Tausend waren diese Gemeinden jedoch dem Islam und Buddhismus gewichen. Einzig in Südindien und Ceylon blieben nestorianische Gemeinden bestehen.
Die miaphysitischen Kirchen, u.a. die Koptische Kirche und die Armenische Apostolische Kirche, haben in 451 die Entscheidungen des ökumenischen Konzils von Chalcedon nicht anerkannt und sich zu diesem Zeitpunkt von der Kirchengemeinschaft mit den anderen Kirchen getrennt. Die Gründe dafür waren teils theologisch und teils politisch begründet.
Die Patriarchate von Alexandria (einschließlich Äthiopien) und Jerusalem waren weitgehend miaphysitisch und sagten sich von der Reichskirche los, wenn es auch überall parallel dazu Minderheiten gab, die bei der Reichskirche blieben.
Die Armenische Kirche bestand auch unter der Herrschaft der Sassaniden und Araber weiter und trug wesentlich zur armenischen Identität bei und hatte ihre eigene Literatur und Architektur, zahlreiche Klöster und Schulen und eine eigene Kunstrichtung. Sie verbreitete sich im Wesentlichen durch armenische Kolonien und
Händler.
Mittelalter
Byzantinische Reichskirche
Hesychasmus
Christianisierung Europas:
braun: bis 600; grün: bis 800; rot: bis 1100; gelb: bis 1300
Der Hesychasmus ist eine Form von Spiritualität, die von orthodoxen byzantinischen Mönchen entwickelt wurde. Seine Ausgangsbasis bilden Verhaltensregeln des spätantiken Mönchtums. Mit ihm verbinden sich die Vorstellungen von Gelassenheit und innerem Frieden. Der Verwirklichung der hesychia dient beharrliches Üben im Rahmen einer speziellen Gebetspraxis. Die betenden Hesychasten wiederholen über lange Zeiträume die Gottesanrufung des Jesusgebets. Ihr Zentrum hatte die mittelalterliche hesychastische Bewegung in den Klöstern und Skiten auf dem Berg Athos. In ihrer Blütezeit im Spätmittelalter breitete sie sich auch in den nördlichen Balkanraum und nach Russland aus. Nach der Vernichtung des Byzantinischen Reichs durch die Osmanen im 15. Jahrhundert trat die hesychastische Praxis in den ehemals byzantinischen Gebieten in den Hintergrund. Die Tradition brach aber nicht ab und fand auch im russischen Mönchtum der Frühen Neuzeit Fortsetzer.
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kirchengeschichte Teil 2
Christianisierung Europas
→ Hauptartikel: Christianisierung
Römisch-Katholische Mission
Die lateinischsprachigen Länder Westeuropas gehörten zum christianisierten römischen Reich. Auch nach dem Zusammenbruch des Westreichs blieb die Bevölkerung mehrheitlich beim römisch-katholisch-orthodoxen Glauben, auch dort, wo sie während der Völkerwanderung zeitweise von arianischen germanischen Stämmen beherrscht wurden.
Eine herausragende Rolle in der frühmittelalterlichen Missionierung von Mitteleuropa um das 6. Jahrhundert spielten iro-schottische Mönche, sowie die Einflüsse Roms. Sie wurde unter anderem vorangetrieben durch die Missionare Gallus, Columban, Bonifatius und Kilian, wobei diese Tätigkeit keinesfalls als ungefährlich zu gelten hatte. Karl der Große besiegte um 800 die Sachsen in Norddeutschland, und erließ die Capitulatio de partibus Saxoniae.
Wann die Christianisierung einer Region oder einer Gruppe abgeschlossen war und ab wann die vorchristlichen Kulte nur noch in Brauchtum und Aberglaube fortbestanden, lässt sich in der Regel kaum exakt bestimmen.
Orthodoxe Mission
Die Christianisierung Osteuropas geschah im Wesentlichen von Konstantinopel aus.
Photius I. sandte im neunten Jahrhundert die ersten Missionare nach Russland. In der Mitte des zehnten Jahrhunderts gab es in Kiew eine christliche Kirche und die Großfürstin Olga von Kiew ließ sich taufen. Erst unter ihrem Enkel Wladimir I. (960–1015) kam es zu einer Massenbekehrung von Kiew und der Umgebung. 991 wurde die Bevölkerung von Nowgorod getauft. Beim Tod Wladimirs 1015 gab es drei Bistümer in Russland. Im zwölften Jahrhundert breitete sich das Christentum entlang der oberen Wolga aus. Die Mission geschah in erster Linie durch Mönche und es wurden zahlreiche Klöster gegründet.
Die Völker des Baltikums, die Prußen, Wenden, Letten und andere baltischen Stämme, sowie die Esten wurden erst im 10. bis 13. Jahrhundert im Zuge der deutschen Ostsiedlung zwangschristianisiert, wobei das Großfürstentum Litauen nicht erobert werden konnte und sich erst Ende des 14. Jahrhunderts zum Christentum bekehrte.
Morgenländisches Schisma
→ Hauptartikel: Morgenländisches Schisma
Bis zur Mitte des 9. Jahrhunderts waren die östliche und die westliche Kirche trotz aller dieser Unterschiede in voller Kommunion miteinander. Zu einem ersten ernsten Konflikt kam es 862. Papst Nikolaus I. berief ein Konzil 862 in Rom ein, das Patriarch Photios von Konstantinopel absetzte und vermittelte diesen Entscheid im Ton eines absoluten Herrschers nach Konstantinopel, wo er von Patriarch und Kaiser ignoriert wurde. Photios engagierte sich sehr in der Slawenmission – er sandte Kyrill und seinen Bruder Methodius, die beiden Slawenapostel, nach Mähren. Zum Konflikt zwischen ihm und Rom kam es, als Papst Nikolaus I. in Mähren fränkische Missionare unterstützte, die das Glaubensbekenntnis mit dem in Spanien eingeführten Filioque lehrten – bisher war Rom in der Filioque-Frage neutral oder sogar dagegen gewesen. Photios, ein brillanter Theologe, konterte mit einer scharfen Enzyklika und berief ein Konzil in Konstantinopel ein, wo Nikolaus exkommuniziert wurde.
Es hatte weitere Zäsuren zwischen Ost- und Westkirche gegeben, u.A.:
angeblich bei der Begründung des ostfränkisch-deutschen Kaisertums durch Otto I. (962),
dann beim „Schisma der beiden Sergioi“, Papst Sergius IV. (1009–1012) und Patriarch Sergios II. (1001–1019), in den Jahren 1011/1012.
Zum Bruch kam es, als die Normannen über einen Zeitraum von mehreren Jahrzehnten im 11. Jahrhundert das bisher byzantinische und großteils griechischsprachige Süditalien eroberten. Papst Leo IX. versprach dem byzantinischen Gouverneur der Provinz Hilfe, unter der Bedingung, dass die bisher östlichen Kirchen dieses Gebiets den westlichen Ritus übernehmen sollten. Der Gouverneur war einverstanden, der Klerus in keiner Weise. Der herrisch auftretende Kardinal Humbert von Silva Candida, führender Theoretiker einer absoluten Papstherrschaft, wurde als Gesandter nach Konstantinopel geschickt. Er versuchte jedoch gar nicht den Konflikt beizulegen: er bestritt den Titel des ökumenischen Patriarchen, bezweifelte die Gültigkeit seiner Weihe, beschimpfte einen Mönch der die östlichen Bräuche verteidigte, usw. Am Ende legte Humbert am 16. Juli 1054 eine Bulle mit der Exkommunikation von Kerullarios und weiteren orthodoxen Klerikern auf den Altar der Hagia Sophia. In dieser Bulle wird die orthodoxe Kirche als „Quelle aller Häresien“ bezeichnet. Nach der schnellen Abreise Humberts wurden dieser und seine Begleiter seinerseits von Kerullarios und einem Konzil exkommuniziert (Humbert und Begleiter, nicht der Papst). Die übrigen östlichen Patriarchen stellten sich klar auf die Seite von Konstantinopel und wiesen die Ansprüche Roms ebenfalls zurück.
Abteireform von Cluny
→ Hauptartikel: Cluniazensische Reform
Von der Abtei Cluny ging zu Beginn des 10. Jahrhunderts eine umfassende Reformbewegung aus. Die Hauptgedanken der Reform waren strenge Beachtung der Benediktsregel und die Vertiefung der Frömmigkeit des einzelnen Mönches in Verbindung mit einer Erinnerung an die Vergänglichkeit des Irdischen. Daneben standen eine Reform der Klosterwirtschaft und Loslösung der Klöster aus dem Herrschaftsanspruch der Bischöfe; die Klöster wurden direkt dem Schutz des Papstes unterstellt.
Der Investiturstreit
→ Hauptartikel: Investiturstreit
Der Investiturstreit bezeichnet die Eskalation der Rivalität zwischen geistlicher (Papsttum) und weltlicher (Kaiser- bzw. Königreiche) Macht im Hochmittelalter. Konkret ging es um die Amtseinsetzung von Geistlichen – sog. Investitur – durch die weltliche Macht. Ab 1076 kam es mit dem (Hoftag in Worms) zur Eskalation zwischen dem als Reformpapst bezeichneten Gregor VII. und Heinrich IV. Gregor setzte seinen Machtanspruch gegenüber König Heinrich durch, indem er ihn 1076 absetzte und somit einen Abfall der meisten deutschen Bischöfe und Fürsten bewirkte. Dies provozierte 1077 den Bußgang nach Canossa von Heinrich, woraufhin er wieder eingesetzt wurde. Nach einem konfliktreichen halben Jahrhundert, in welchem es u.a. zur Ernennung eines Gegenpapstes durch Heinrich kam, brachte das Wormser Konkordat 1122 die Lösung des Konfliktes: Der deutsche Kaiser musste fortan auf die Investitur des Papstes verzichten, durfte jedoch weiterhin bei der Bischofswahl anwesend sein und Reden halten.[2]
Kreuzzüge
→ Hauptartikel: Kreuzzug
Die Kreuzzüge waren religiös motivierte Kriege zwischen 1095/99 und dem 13. Jahrhundert angefangen von Christen im Westen. Im engeren Sinne werden unter den Kreuzzügen nur die in dieser Zeit geführten Orientkreuzzüge verstanden, die sich gegen die muslimischen Staaten im Nahen Osten richteten. Nach dem Ersten Kreuzzug wurde der Begriff „Kreuzzug“ auch auf andere militärische Aktionen ausgeweitet, deren Ziel nicht das Heilige Land war.
Zeitalter der Reformation
→ Hauptartikel: Reformation und Protestantismus
Im Mittelalter rebellierten zahlreiche Neuerer gegen eine moralisch verkommene Kirche. Sie wollten die fehlgelaufene Geschichte korrigieren (lateinisch corrigere), die Kirche der Frühzeit wiederherstellen (restituere), eine verkrustete Lehre erneuern (renovare) und die kirchlichen Ämter umgestalten (reformare).[3]
Lutherische Reformation
Martin Luther (1483–1546) war der theologische Urheber der Reformation. Als zu den Augustiner-Eremiten gehörender Theologieprofessor entdeckte er Gottes Gnadenzusage im Neuen Testament wieder und orientierte sich fortan ausschließlich an Jesus Christus als dem „fleischgewordenen Wort Gottes“. Nach diesem Maßstab wollte er Fehlentwicklungen der Christentumsgeschichte und in der Kirche seiner Zeit überwinden.
Seine Betonung des gnädigen Gottes, seine Predigten und Schriften und seine Bibelübersetzung, die Lutherbibel, veränderten die von der römisch-katholischen Kirche dominierte Gesellschaft in der frühen Neuzeit nachhaltig. Entgegen Luthers Absicht kam es zu einer Kirchenspaltung, zur Bildung evangelisch-lutherischer Kirchen und weiterer Konfessionen des Protestantismus.
Siehe auch: Philipp Melanchthon und Magdeburger Centurien
Reformiert-Calvinistische Reformation
Huldrych Zwingli (1484–1531) war der erste Züricher Reformator. Während Luther nur Missstände in der Kirche, die seinem Verständnis der Bibel widersprachen (z.B. den Ablasshandel), entfernen wollte, akzeptierte Zwingli in der Kirche nur das, was ausdrücklich in der Bibel stand. In dem Marburger Religionsgespräch (1529) zwischen Luther und Zwingli wurden die biblischen Grundlagen der Abendmahlslehre diskutiert. Trotz kleinerer Annäherungen gelang es aber nicht, die schon zuvor unversöhnlichen Positionen aufeinander zu zu bewegen.
Die Theologie von Zwingli wurde in der zweiten Generation von Heinrich Bullinger (1504–1575) fortgesetzt. Mit dem Consensus Tigurinus zwischen Bullinger und Johannes Calvin (1509–1564), dem Reformator, der in Straßburg und Genf arbeitete, entstanden die reformierten Kirchen.
Das Calvinismus hat neben den reformierten Kirchen auch auf nahezu alle anderen Kirchen im angloamerikanischen Raum mehr oder weniger stark eingewirkt. Die Bekenntnisgrundlage der Anglikanischen Kirche, die 39 Artikel, ist hauptsächlich von Calvin beeinflusst. Ähnliches gilt für die Baptisten und Methodisten.
Anglikanische Reformation
→ Hauptartikel: Anglikanische Gemeinschaft
Die anglikanischen Landeskirchen sehen sich als Teile der einen, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche, die sich der Tradition und Theologie der englischen (und zum Teil schottischen) Reformation verpflichtet haben. Jedoch versteht die anglikanische Kirche ihre „Reformation“ nicht als einen Bruch mit der vorreformatorischen Kirche, sondern als notwendige Reform der katholischen Kirche der britischen Inseln. Damit ist die anglikanische Kirche sowohl katholische Kirche als auch reformatorische Kirche, die allerdings seit der Reformation eine bewusst eigenständige christlich-anglikanische Tradition und Theologie entwickelt hat.
In der anglikanischen Lehre gibt es ein weites Spektrum zwischen der High Church (Anglo-Katholizismus), die in Liturgie und Lehre den anderen katholischen Kirchen nahesteht, und der Low Church, die dem Protestantismus, insbesondere dem Calvinismus, nahesteht.
Radikale Reformation und Täufer
→ Hauptartikel: Radikale Reformation und Täufer
Thomas Müntzer verband die Reform der Kirche mit der Forderung nach einer revolutionären Umwälzung der politischen und sozialen Verhältnisse. Hier lagen auch die theologischen Wurzeln des Deutschen Bauernkriegs, die von Martin Luther abgelehnt wurden. Dabei kam es auch in Thüringen zur Gründung des Ewigen Rates, der die politischen und sozialen Forderungen der Bauern durchsetzen sollte.
Verbreitung der Täuferbewegung (1525–1550)
Eine bedeutende Strömung innerhalb der Reformation bildeten die Täufer. Ihr Ruf wurde bald durch das radikale Täuferreich von Münster, das 1535 endete, überschattet. Die von ihnen ausschließlich praktizierte Gläubigentaufe, die von ihren Gegnern irreführend als Wiedertaufe bezeichnet wurde, war Folge ihrer Ekklesiologie. „Kirche“ war für sie die Gemeinde der Gläubigen, in der die sozialen Schranken gefallen waren. Sie praktizierten das allgemeine Priestertum und wählten ihre Ältesten sowie Diakone auf „demokratische“ Weise. Sie traten für die Trennung von Kirche und Staat ein und forderten generelle Religionsfreiheit (also nicht nur für sich). Viele von ihnen verweigerten den Kriegsdienst und den Eid. Zu ihnen gehören unter anderem die heute noch bestehenden Glaubensgemeinschaften der Hutterer und der Mennoniten.
Eine weitere Gruppe der Reformation bildeten die von ihren Gegnern als „Schwärmer“ bezeichnete Bewegung. Sie waren mit der Täuferbewegung verwandt und gingen zum Teil aus ihr hervor. Sie vertraten einen stark verinnerlichten Glauben. Ihr Ziel war es nicht in erster Linie, eine sichtbare und verfasste Kirche zu bilden. Zu ihren bedeutenden Vertretern gehörten Sebastian Franck und Kaspar Schwenckfeld.
Die genannten Gruppen wurden von den katholischen, lutherischen und reformierten Obrigkeiten mit großer Härte verfolgt – ohne Ansehen ihrer unterschiedlichen Zielsetzungen und Lehren. Tausende von friedlichen Täufern wurden wegen ihrer Überzeugungen gefangen gesetzt, gefoltert und bei lebendigem Leib verbrannt oder ertränkt.
Katholische Gegenreformation
→ Hauptartikel: Gegenreformation
Als Gegenreformation bezeichnet man allgemein[4] die Reaktion der römisch-katholischen Kirche auf die protestantische Reformation, die sich im Bereich der katholischen Theologie und der Kirche abspielte.
Der Begriff Gegenreformation bezeichnet außerdem einen Prozess innerhalb der römisch-katholischen Kirche, die im Zuge des Konzils von Trient seit etwa 1545 versuchte, den sich sowohl politisch als auch institutionell etablierenden Protestantismus zurückzudrängen.
Hexenverfolgung
→ Hauptartikel: Hexenverfolgung
Im ausgehenden Mittelalter und besonders in der Frühen Neuzeit wurden immer wieder Frauen und auch Männer als Hexen bzw. Hexer angeklagt. In den Hexenprozessen hatten die Angeklagten in der Regel keine reale Chance, ihre Unschuld zu beweisen. Die Urteile beruhten meist auf Denunziation und Geständnissen, die unter Folter zustande kamen. Die Verurteilten wurden in der Regel auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Sie wurden zudem oft gezwungen, ihrerseits angebliche Mittäter zu denunzieren. Hexenverfolgungen wurden sowohl von kirchlichen Stellen als auch von staatlichen Amtsträgern betrieben. Auch wenn sie religiös begründet wurden, sind sie nicht einfach auf die Kirchen zurückzuführen. Oft wirkte auch die ortsansässige Bevölkerung mit.
In der älteren Forschungsdiskussion vermutete Opferzahlen von mehreren Millionen Menschen sind heute aufgrund der besseren Quellenlage deutlich reduziert worden; man rechnet mit einigen zehntausend hingerichteten Hexen und Hexern. Dabei gibt es eindeutige regionale Schwerpunkte. Vor allem im Alpenraum und in Mitteleuropa kam es zu Verfolgungswellen. In Süddeutschland zum Beispiel taten sich im späteren 16. Jahrhundert einige Bischöfe hervor. Dagegen gab es beispielsweise in Spanien – trotz der dort sehr mächtigen Inquisition – so gut wie keine Hinrichtungen.
Neuzeit
Hauptentwicklung
In der Neuzeit entwickeln sich alle Kirchen im Wesentlichen separat weiter.
Lutherische Orthodoxie
→ Hauptartikel: Lutherische Orthodoxie
Die Phase der Lutherischen Orthodoxie schließt an das Wirken Martin Luthers und die Reformation an und bezeichnet die Phase der Konsolidierung der lutherischen Theologie, etwa von 1580 bis 1730. Kennzeichnend ist die Ausbildung umfangreicher und kleingliedriger Lehrsysteme und Dogmatiken, etwa von Martin Chemnitz, Johann Friedrich König oder Abraham Calov. Während der Hochorthodoxie wandelte sich die dogmatische Herangehensweise von der auf Melanchthon zurückgehende Loci-Methode zur auf den theologischen Aristotelismus zurückgehenden analytischen Ordo-Methode. Die lutherische Orthodoxie wurde vielerorts durch Pietismus und Aufklärung verdrängt, erfuhr aber im Neuluthertum des 19. Jahrhunderts eine Wiederbelebung.
Pietismus
→ Hauptartikel: Pietismus
Als Pietismus wird die wichtigste Frömmigkeits- und Reformbewegung des Protestantismus nach der Reformation bezeichnet. Der Pietismus wurde vom mystischen Spiritualismus, dem englischen Puritanismus, den Werken Luthers und der lutherischen Orthodoxie beeinflusst. Der Begriff etablierte sich gegen Ende des 17. Jahrhunderts, im Zuge des Konfliktes der lutherischen Orthodoxie mit Philipp Jakob Spener und seinen Anhängern. Diese stellten im Halleschen Pietismus die Verinnerlichung religiösen Lebens mit Bekehrung und Wiedergeburt, Entwicklung persönlicher Frömmigkeit mit neuen Formen gemeinschaftlichen Lebens und Ablösung von der Obrigkeit. Als programmatische Schrift diente Speners Schrift Pia desideria von 1675. Auf dem Höhepunkt der Entwicklung um 1700 versuchte August Hermann Francke die Erneuerungsbewegung von Halle aus gegen die Orthodoxie und die Aufklärung durchzusetzen. Ab 1740 kam es zur Ausbreitung des Württemberger Pietismus. Zum Pietismus wird auch die in den 1720er Jahren von Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf gegründete Herrnhuter Brüdergemeine gerechnet.
Aufklärung
→ Hauptartikel: Zeitalter der Aufklärung
Die Aufklärung hat das Christentum im 17. und frühen 18. Jahrhundert politisch erheblich geschwächt. Der bedeutendste Wandel bestand in der teilweisen Distanzierung von Kirche und Staat. Seither ist es in vielen Staaten möglich, die Ansichten der jeweiligen Kirche offen abzulehnen oder aus der Kirche auszutreten. Die mit der Aufklärung zunehmende Religionskritik und ihre Resultate lassen sich jedoch nicht auf den Prozess der Säkularisierung beschränken. Komplementär zur Säkularisierung entstanden ab dem 17. Jahrhundert auch religiöse Bewegungen, welche die Dogmen der Amtskirchen kritisch hinterfragten und stattdessen eigene Glaubensformen ausbildeten, so beispielsweise der Pietismus. Dabei rückte die individuelle Verbindung des Gläubigen zu Gott immer mehr in den Mittelpunkt.[5] Im Zuge der Aufklärung kam es zur Ausbildung der Neologie, einer radikalen Dogmen- und Bibelkritik. Deren Hauptvertreter Johann Salomo Semler gilt als Begründer der historisch-kritischen Methode. Die römisch-katholische Kirche stand dieser Methode bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil ablehnend gegenüber. Gotthold Ephraim Lessing stellte im Zuge des Fragmentenstreits als einen „garstig breiten Graben“[6] zwischen zufälligen Geschichtswahrheiten und notwendigen Geschichtswahrheiten fest.
Römisch-Katholische Kirche der Neuzeit
→ Hauptartikel: Geschichte der römisch-katholischen Kirche#Neuzeit
Nach den Umwälzungen der Aufklärung hatte auch die römisch-katholische Kirche sich der gesellschaftlichen Realität anzupassen. Die Zeit der geistlichen Fürstentümer endete in Deutschland mit dem Reichsdeputationshauptschluss 1803. In der Phase der Restauration stand die römisch-katholische Kirche auf der konservativen Seite der Restauratoren und des Antimodernismus. Dies gipfelte im Ersten Vatikanischen Konzil, auf welchem 1870 das Unfehlbarkeitsdogma formuliert wurde. Dieses führte zur Abspaltung der Altkatholiken, welche die Unfehlbarkeit des Papstes ablehnten. Während der Industrialisierung kritisierte die römisch-katholische Kirche die menschenverachtende Ausbeutung der Arbeiterschaft und Papst Leo XIII. formulierte eine umfangreiche Soziallehre. Während die römisch-katholische Kirche während des Ersten Weltkrieges versuchte neutral zu bleiben, unterzeichnete Pius XI. 1933 das Reichskonkordat, welches das Verhältnis von römischer-katholischer Kirche und Deutschem Reich regelte. Das Zweite Vatikanische Konzil von 1962 bis 1965 markierte den Beginn zaghafter, jedoch umfangreicher Modernisierungsmaßnahmen und der Öffnung gegenüber der Moderne.
Einzelne Nebenentwicklungen
Christentum weltweit
Im 16. Jahrhundert breitete sich das Christentum durch die Mönchsorden, die den spanischen und portugiesischen Entdeckern folgten, in Lateinamerika und entlang den Küsten von Afrika und Asien weiter aus als je zuvor. Dieser katholischen Verbreitung folgte im 17. und 18. Jahrhundert eine ähnliche weltweite Verbreitung des Protestantismus durch die Holländer und Engländer und durch Auswanderer, die protestantischen Minderheitskonfessionen angehörten. Die russisch-orthodoxe Kirche expandierte nach Nordasien, insbesondere Sibirien und Japan.
Im 19. Jahrhundert verbreitete sich der Protestantismus in ganz Nordamerika, war die dominierende Religion in Australien, expandierte in Lateinamerika und hatte Missionen in fast jedem afrikanischen und asiatischen Land.
Im 20. Jahrhundert verlegte sich der Schwerpunkt des Christentums erneut. Kernlande der protestantischen Kirchen waren jetzt die Vereinigten Staaten. Um 1965 waren die Christen hälftig auf westliche und nichtwestliche Länder verteilt, und in den folgenden Jahrzehnten wurden die Christen der Dritten Welt zur Mehrheit. Besonderen Aufschwung hatten dort neue, lokale Kirchen der charismatischen Richtung – nicht die traditionellen Kirchen.
Osmanisches Reich
Die orientalischen Christen waren im Osmanischen Reich in das Millet-System eingebunden und genossen gegen Zahlung einer Sondersteuer eine gewisse Autonomie, bei der die christlichen Kirchen als Ethnie am Hofe vertreten waren. Die orthodoxen Kirchen galten als ein gemeinsames Patriarchat, das von den Griechen dominiert wurde, was zum Unabhängigkeitsstreben der slawischen Völker unter osmanischer Herrschaft beitrug. Das Millet-System hat in wenig veränderter Form in einigen Nachfolgestaaten des Osmanischen Reiches (die Türkei nicht dabei) überlebt.
Siehe auch: Völkermord an den Armeniern, Griechenverfolgungen im Osmanischen Reich 1914–1923 und Völkermord an den Aramäern
Ökumene und zwischenkirchliche Zusammenarbeit
→ Hauptartikel: Ökumenische Bewegung
Die ökumenische Bewegung strebt die im Idealfall weltweite Einigung und Zusammenarbeit der verschiedenen christlichen Kirchen an. Ihre institutionelle Gestalt liegt vor allem im Rahmen des Ökumenischen Rates der Kirchen vor. Weiterhin haben sich verschiedene weltweite und lokale Arbeitsgemeinschaften gegründet. Zu ihnen gehören die Weltweite Evangelische Allianz, die Konferenz Europäischer Kirchen, die Vereinigung evangelischer Freikirchen und die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland.
Zeit des Nationalsozialismus
Evangelische Kirche
→ Hauptartikel: Kirchenkampf
1939 wurde unter Zustimmung von drei Vierteln der deutschen Evangelischen Landeskirchen das Eisenacher „Institut zur Erforschung und Beseitigung des jüdischen Einflusses auf das deutsch kirchliche Leben“ gegründet. Dieses von den Deutschen Christen installierte Gremium hatte die Hauptaufgabe der Zusammenstellung eines neuen „Volkstestamentes“ im Sinne des im „Mythos des 20. Jahrhunderts“ von Alfred Rosenberg geforderten „Fünften Evangeliums“, das den Mythos des „arischen Jesus“, verkünden sollte. Diese neuartige „Bibel“ hatte nicht den von drei Vierteln der damaligen Evangelischen Landeskirchen (zum Teil auch von Bekenntnis-Christen) erhofften und geförderten Erfolg. In der Bearbeitung dieses Volkstestamentes wurde auch auf Bibelkritik der damaligen Zeit Rücksicht genommen. (Herausnahme einer Lohn-Straf-Moral und anderes mehr.) Diese Aspekte und diese Phase der evangelischen Kirchengeschichte und Christentumsgeschichte sind geschichtlich noch wenig aufgearbeitet.
Auch viele Angehörige der Bekennenden Kirche befürworteten ein solches Vorgehen in der Hoffnung, dass wenigstens noch hierdurch der Kirchenaustrittsbewegung der Jahre von 1937 bis 1940 Einhalt geboten werden könne und die Menschen zum Verbleiben in den Kirchen bewegt werden könnten.
Römisch-katholische Kirche
Vor der Machtergreifung distanzierte sich der deutsche Episkopat vom Nationalsozialismus, indem er den Katholiken verbot, sich in der NSDAP zu engagieren, und NS-Verbänden untersagte, bei kirchlichen Prozessionen mitzumarschieren. Sämtliche Diözesen im Deutschen Reich sahen sich 1932 veranlasst, die Zugehörigkeit zur NSDAP für „unvereinbar mit dem christlichen Glauben zu erklären“.[7] Im überwiegend katholischen Rheinland und in Bayern erreichte die NSDAP kaum mehr als 20 Prozent der abgegebenen Stimmen gegenüber teilweise über 60 Prozent in protestantischen Regionen.
Nachdem sich Hitler mehrmals kirchenfreundlich äußerte und in seiner Regierungserklärung am 23. März 1933 die beiden großen christlichen Kirchen als „wichtigste Faktoren zur Erhaltung unseres Volkstums“ bezeichnete, relativierte die katholische Kirche ihre bisherige Kritik.[8] Die Bischöfe zogen ihre Unvereinbarkeitsbeschlüsse zurück. Am 20. Juli 1933 schloss die Kurie überraschend das Reichskonkordat ab.
Siehe auch
Zeittafel Geschichte des Christentums
Kirchenhistoriker
Quelle - Literatur & Einzelnachweise
→ Hauptartikel: Christianisierung
Römisch-Katholische Mission
Die lateinischsprachigen Länder Westeuropas gehörten zum christianisierten römischen Reich. Auch nach dem Zusammenbruch des Westreichs blieb die Bevölkerung mehrheitlich beim römisch-katholisch-orthodoxen Glauben, auch dort, wo sie während der Völkerwanderung zeitweise von arianischen germanischen Stämmen beherrscht wurden.
Eine herausragende Rolle in der frühmittelalterlichen Missionierung von Mitteleuropa um das 6. Jahrhundert spielten iro-schottische Mönche, sowie die Einflüsse Roms. Sie wurde unter anderem vorangetrieben durch die Missionare Gallus, Columban, Bonifatius und Kilian, wobei diese Tätigkeit keinesfalls als ungefährlich zu gelten hatte. Karl der Große besiegte um 800 die Sachsen in Norddeutschland, und erließ die Capitulatio de partibus Saxoniae.
Wann die Christianisierung einer Region oder einer Gruppe abgeschlossen war und ab wann die vorchristlichen Kulte nur noch in Brauchtum und Aberglaube fortbestanden, lässt sich in der Regel kaum exakt bestimmen.
Orthodoxe Mission
Die Christianisierung Osteuropas geschah im Wesentlichen von Konstantinopel aus.
Photius I. sandte im neunten Jahrhundert die ersten Missionare nach Russland. In der Mitte des zehnten Jahrhunderts gab es in Kiew eine christliche Kirche und die Großfürstin Olga von Kiew ließ sich taufen. Erst unter ihrem Enkel Wladimir I. (960–1015) kam es zu einer Massenbekehrung von Kiew und der Umgebung. 991 wurde die Bevölkerung von Nowgorod getauft. Beim Tod Wladimirs 1015 gab es drei Bistümer in Russland. Im zwölften Jahrhundert breitete sich das Christentum entlang der oberen Wolga aus. Die Mission geschah in erster Linie durch Mönche und es wurden zahlreiche Klöster gegründet.
Die Völker des Baltikums, die Prußen, Wenden, Letten und andere baltischen Stämme, sowie die Esten wurden erst im 10. bis 13. Jahrhundert im Zuge der deutschen Ostsiedlung zwangschristianisiert, wobei das Großfürstentum Litauen nicht erobert werden konnte und sich erst Ende des 14. Jahrhunderts zum Christentum bekehrte.
Morgenländisches Schisma
→ Hauptartikel: Morgenländisches Schisma
Bis zur Mitte des 9. Jahrhunderts waren die östliche und die westliche Kirche trotz aller dieser Unterschiede in voller Kommunion miteinander. Zu einem ersten ernsten Konflikt kam es 862. Papst Nikolaus I. berief ein Konzil 862 in Rom ein, das Patriarch Photios von Konstantinopel absetzte und vermittelte diesen Entscheid im Ton eines absoluten Herrschers nach Konstantinopel, wo er von Patriarch und Kaiser ignoriert wurde. Photios engagierte sich sehr in der Slawenmission – er sandte Kyrill und seinen Bruder Methodius, die beiden Slawenapostel, nach Mähren. Zum Konflikt zwischen ihm und Rom kam es, als Papst Nikolaus I. in Mähren fränkische Missionare unterstützte, die das Glaubensbekenntnis mit dem in Spanien eingeführten Filioque lehrten – bisher war Rom in der Filioque-Frage neutral oder sogar dagegen gewesen. Photios, ein brillanter Theologe, konterte mit einer scharfen Enzyklika und berief ein Konzil in Konstantinopel ein, wo Nikolaus exkommuniziert wurde.
Es hatte weitere Zäsuren zwischen Ost- und Westkirche gegeben, u.A.:
angeblich bei der Begründung des ostfränkisch-deutschen Kaisertums durch Otto I. (962),
dann beim „Schisma der beiden Sergioi“, Papst Sergius IV. (1009–1012) und Patriarch Sergios II. (1001–1019), in den Jahren 1011/1012.
Zum Bruch kam es, als die Normannen über einen Zeitraum von mehreren Jahrzehnten im 11. Jahrhundert das bisher byzantinische und großteils griechischsprachige Süditalien eroberten. Papst Leo IX. versprach dem byzantinischen Gouverneur der Provinz Hilfe, unter der Bedingung, dass die bisher östlichen Kirchen dieses Gebiets den westlichen Ritus übernehmen sollten. Der Gouverneur war einverstanden, der Klerus in keiner Weise. Der herrisch auftretende Kardinal Humbert von Silva Candida, führender Theoretiker einer absoluten Papstherrschaft, wurde als Gesandter nach Konstantinopel geschickt. Er versuchte jedoch gar nicht den Konflikt beizulegen: er bestritt den Titel des ökumenischen Patriarchen, bezweifelte die Gültigkeit seiner Weihe, beschimpfte einen Mönch der die östlichen Bräuche verteidigte, usw. Am Ende legte Humbert am 16. Juli 1054 eine Bulle mit der Exkommunikation von Kerullarios und weiteren orthodoxen Klerikern auf den Altar der Hagia Sophia. In dieser Bulle wird die orthodoxe Kirche als „Quelle aller Häresien“ bezeichnet. Nach der schnellen Abreise Humberts wurden dieser und seine Begleiter seinerseits von Kerullarios und einem Konzil exkommuniziert (Humbert und Begleiter, nicht der Papst). Die übrigen östlichen Patriarchen stellten sich klar auf die Seite von Konstantinopel und wiesen die Ansprüche Roms ebenfalls zurück.
Abteireform von Cluny
→ Hauptartikel: Cluniazensische Reform
Von der Abtei Cluny ging zu Beginn des 10. Jahrhunderts eine umfassende Reformbewegung aus. Die Hauptgedanken der Reform waren strenge Beachtung der Benediktsregel und die Vertiefung der Frömmigkeit des einzelnen Mönches in Verbindung mit einer Erinnerung an die Vergänglichkeit des Irdischen. Daneben standen eine Reform der Klosterwirtschaft und Loslösung der Klöster aus dem Herrschaftsanspruch der Bischöfe; die Klöster wurden direkt dem Schutz des Papstes unterstellt.
Der Investiturstreit
→ Hauptartikel: Investiturstreit
Der Investiturstreit bezeichnet die Eskalation der Rivalität zwischen geistlicher (Papsttum) und weltlicher (Kaiser- bzw. Königreiche) Macht im Hochmittelalter. Konkret ging es um die Amtseinsetzung von Geistlichen – sog. Investitur – durch die weltliche Macht. Ab 1076 kam es mit dem (Hoftag in Worms) zur Eskalation zwischen dem als Reformpapst bezeichneten Gregor VII. und Heinrich IV. Gregor setzte seinen Machtanspruch gegenüber König Heinrich durch, indem er ihn 1076 absetzte und somit einen Abfall der meisten deutschen Bischöfe und Fürsten bewirkte. Dies provozierte 1077 den Bußgang nach Canossa von Heinrich, woraufhin er wieder eingesetzt wurde. Nach einem konfliktreichen halben Jahrhundert, in welchem es u.a. zur Ernennung eines Gegenpapstes durch Heinrich kam, brachte das Wormser Konkordat 1122 die Lösung des Konfliktes: Der deutsche Kaiser musste fortan auf die Investitur des Papstes verzichten, durfte jedoch weiterhin bei der Bischofswahl anwesend sein und Reden halten.[2]
Kreuzzüge
→ Hauptartikel: Kreuzzug
Die Kreuzzüge waren religiös motivierte Kriege zwischen 1095/99 und dem 13. Jahrhundert angefangen von Christen im Westen. Im engeren Sinne werden unter den Kreuzzügen nur die in dieser Zeit geführten Orientkreuzzüge verstanden, die sich gegen die muslimischen Staaten im Nahen Osten richteten. Nach dem Ersten Kreuzzug wurde der Begriff „Kreuzzug“ auch auf andere militärische Aktionen ausgeweitet, deren Ziel nicht das Heilige Land war.
Zeitalter der Reformation
→ Hauptartikel: Reformation und Protestantismus
Im Mittelalter rebellierten zahlreiche Neuerer gegen eine moralisch verkommene Kirche. Sie wollten die fehlgelaufene Geschichte korrigieren (lateinisch corrigere), die Kirche der Frühzeit wiederherstellen (restituere), eine verkrustete Lehre erneuern (renovare) und die kirchlichen Ämter umgestalten (reformare).[3]
Lutherische Reformation
Martin Luther (1483–1546) war der theologische Urheber der Reformation. Als zu den Augustiner-Eremiten gehörender Theologieprofessor entdeckte er Gottes Gnadenzusage im Neuen Testament wieder und orientierte sich fortan ausschließlich an Jesus Christus als dem „fleischgewordenen Wort Gottes“. Nach diesem Maßstab wollte er Fehlentwicklungen der Christentumsgeschichte und in der Kirche seiner Zeit überwinden.
Seine Betonung des gnädigen Gottes, seine Predigten und Schriften und seine Bibelübersetzung, die Lutherbibel, veränderten die von der römisch-katholischen Kirche dominierte Gesellschaft in der frühen Neuzeit nachhaltig. Entgegen Luthers Absicht kam es zu einer Kirchenspaltung, zur Bildung evangelisch-lutherischer Kirchen und weiterer Konfessionen des Protestantismus.
Siehe auch: Philipp Melanchthon und Magdeburger Centurien
Reformiert-Calvinistische Reformation
Huldrych Zwingli (1484–1531) war der erste Züricher Reformator. Während Luther nur Missstände in der Kirche, die seinem Verständnis der Bibel widersprachen (z.B. den Ablasshandel), entfernen wollte, akzeptierte Zwingli in der Kirche nur das, was ausdrücklich in der Bibel stand. In dem Marburger Religionsgespräch (1529) zwischen Luther und Zwingli wurden die biblischen Grundlagen der Abendmahlslehre diskutiert. Trotz kleinerer Annäherungen gelang es aber nicht, die schon zuvor unversöhnlichen Positionen aufeinander zu zu bewegen.
Die Theologie von Zwingli wurde in der zweiten Generation von Heinrich Bullinger (1504–1575) fortgesetzt. Mit dem Consensus Tigurinus zwischen Bullinger und Johannes Calvin (1509–1564), dem Reformator, der in Straßburg und Genf arbeitete, entstanden die reformierten Kirchen.
Das Calvinismus hat neben den reformierten Kirchen auch auf nahezu alle anderen Kirchen im angloamerikanischen Raum mehr oder weniger stark eingewirkt. Die Bekenntnisgrundlage der Anglikanischen Kirche, die 39 Artikel, ist hauptsächlich von Calvin beeinflusst. Ähnliches gilt für die Baptisten und Methodisten.
Anglikanische Reformation
→ Hauptartikel: Anglikanische Gemeinschaft
Die anglikanischen Landeskirchen sehen sich als Teile der einen, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche, die sich der Tradition und Theologie der englischen (und zum Teil schottischen) Reformation verpflichtet haben. Jedoch versteht die anglikanische Kirche ihre „Reformation“ nicht als einen Bruch mit der vorreformatorischen Kirche, sondern als notwendige Reform der katholischen Kirche der britischen Inseln. Damit ist die anglikanische Kirche sowohl katholische Kirche als auch reformatorische Kirche, die allerdings seit der Reformation eine bewusst eigenständige christlich-anglikanische Tradition und Theologie entwickelt hat.
In der anglikanischen Lehre gibt es ein weites Spektrum zwischen der High Church (Anglo-Katholizismus), die in Liturgie und Lehre den anderen katholischen Kirchen nahesteht, und der Low Church, die dem Protestantismus, insbesondere dem Calvinismus, nahesteht.
Radikale Reformation und Täufer
→ Hauptartikel: Radikale Reformation und Täufer
Thomas Müntzer verband die Reform der Kirche mit der Forderung nach einer revolutionären Umwälzung der politischen und sozialen Verhältnisse. Hier lagen auch die theologischen Wurzeln des Deutschen Bauernkriegs, die von Martin Luther abgelehnt wurden. Dabei kam es auch in Thüringen zur Gründung des Ewigen Rates, der die politischen und sozialen Forderungen der Bauern durchsetzen sollte.
Verbreitung der Täuferbewegung (1525–1550)
Eine bedeutende Strömung innerhalb der Reformation bildeten die Täufer. Ihr Ruf wurde bald durch das radikale Täuferreich von Münster, das 1535 endete, überschattet. Die von ihnen ausschließlich praktizierte Gläubigentaufe, die von ihren Gegnern irreführend als Wiedertaufe bezeichnet wurde, war Folge ihrer Ekklesiologie. „Kirche“ war für sie die Gemeinde der Gläubigen, in der die sozialen Schranken gefallen waren. Sie praktizierten das allgemeine Priestertum und wählten ihre Ältesten sowie Diakone auf „demokratische“ Weise. Sie traten für die Trennung von Kirche und Staat ein und forderten generelle Religionsfreiheit (also nicht nur für sich). Viele von ihnen verweigerten den Kriegsdienst und den Eid. Zu ihnen gehören unter anderem die heute noch bestehenden Glaubensgemeinschaften der Hutterer und der Mennoniten.
Eine weitere Gruppe der Reformation bildeten die von ihren Gegnern als „Schwärmer“ bezeichnete Bewegung. Sie waren mit der Täuferbewegung verwandt und gingen zum Teil aus ihr hervor. Sie vertraten einen stark verinnerlichten Glauben. Ihr Ziel war es nicht in erster Linie, eine sichtbare und verfasste Kirche zu bilden. Zu ihren bedeutenden Vertretern gehörten Sebastian Franck und Kaspar Schwenckfeld.
Die genannten Gruppen wurden von den katholischen, lutherischen und reformierten Obrigkeiten mit großer Härte verfolgt – ohne Ansehen ihrer unterschiedlichen Zielsetzungen und Lehren. Tausende von friedlichen Täufern wurden wegen ihrer Überzeugungen gefangen gesetzt, gefoltert und bei lebendigem Leib verbrannt oder ertränkt.
Katholische Gegenreformation
→ Hauptartikel: Gegenreformation
Als Gegenreformation bezeichnet man allgemein[4] die Reaktion der römisch-katholischen Kirche auf die protestantische Reformation, die sich im Bereich der katholischen Theologie und der Kirche abspielte.
Der Begriff Gegenreformation bezeichnet außerdem einen Prozess innerhalb der römisch-katholischen Kirche, die im Zuge des Konzils von Trient seit etwa 1545 versuchte, den sich sowohl politisch als auch institutionell etablierenden Protestantismus zurückzudrängen.
Hexenverfolgung
→ Hauptartikel: Hexenverfolgung
Im ausgehenden Mittelalter und besonders in der Frühen Neuzeit wurden immer wieder Frauen und auch Männer als Hexen bzw. Hexer angeklagt. In den Hexenprozessen hatten die Angeklagten in der Regel keine reale Chance, ihre Unschuld zu beweisen. Die Urteile beruhten meist auf Denunziation und Geständnissen, die unter Folter zustande kamen. Die Verurteilten wurden in der Regel auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Sie wurden zudem oft gezwungen, ihrerseits angebliche Mittäter zu denunzieren. Hexenverfolgungen wurden sowohl von kirchlichen Stellen als auch von staatlichen Amtsträgern betrieben. Auch wenn sie religiös begründet wurden, sind sie nicht einfach auf die Kirchen zurückzuführen. Oft wirkte auch die ortsansässige Bevölkerung mit.
In der älteren Forschungsdiskussion vermutete Opferzahlen von mehreren Millionen Menschen sind heute aufgrund der besseren Quellenlage deutlich reduziert worden; man rechnet mit einigen zehntausend hingerichteten Hexen und Hexern. Dabei gibt es eindeutige regionale Schwerpunkte. Vor allem im Alpenraum und in Mitteleuropa kam es zu Verfolgungswellen. In Süddeutschland zum Beispiel taten sich im späteren 16. Jahrhundert einige Bischöfe hervor. Dagegen gab es beispielsweise in Spanien – trotz der dort sehr mächtigen Inquisition – so gut wie keine Hinrichtungen.
Neuzeit
Hauptentwicklung
In der Neuzeit entwickeln sich alle Kirchen im Wesentlichen separat weiter.
Lutherische Orthodoxie
→ Hauptartikel: Lutherische Orthodoxie
Die Phase der Lutherischen Orthodoxie schließt an das Wirken Martin Luthers und die Reformation an und bezeichnet die Phase der Konsolidierung der lutherischen Theologie, etwa von 1580 bis 1730. Kennzeichnend ist die Ausbildung umfangreicher und kleingliedriger Lehrsysteme und Dogmatiken, etwa von Martin Chemnitz, Johann Friedrich König oder Abraham Calov. Während der Hochorthodoxie wandelte sich die dogmatische Herangehensweise von der auf Melanchthon zurückgehende Loci-Methode zur auf den theologischen Aristotelismus zurückgehenden analytischen Ordo-Methode. Die lutherische Orthodoxie wurde vielerorts durch Pietismus und Aufklärung verdrängt, erfuhr aber im Neuluthertum des 19. Jahrhunderts eine Wiederbelebung.
Pietismus
→ Hauptartikel: Pietismus
Als Pietismus wird die wichtigste Frömmigkeits- und Reformbewegung des Protestantismus nach der Reformation bezeichnet. Der Pietismus wurde vom mystischen Spiritualismus, dem englischen Puritanismus, den Werken Luthers und der lutherischen Orthodoxie beeinflusst. Der Begriff etablierte sich gegen Ende des 17. Jahrhunderts, im Zuge des Konfliktes der lutherischen Orthodoxie mit Philipp Jakob Spener und seinen Anhängern. Diese stellten im Halleschen Pietismus die Verinnerlichung religiösen Lebens mit Bekehrung und Wiedergeburt, Entwicklung persönlicher Frömmigkeit mit neuen Formen gemeinschaftlichen Lebens und Ablösung von der Obrigkeit. Als programmatische Schrift diente Speners Schrift Pia desideria von 1675. Auf dem Höhepunkt der Entwicklung um 1700 versuchte August Hermann Francke die Erneuerungsbewegung von Halle aus gegen die Orthodoxie und die Aufklärung durchzusetzen. Ab 1740 kam es zur Ausbreitung des Württemberger Pietismus. Zum Pietismus wird auch die in den 1720er Jahren von Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf gegründete Herrnhuter Brüdergemeine gerechnet.
Aufklärung
→ Hauptartikel: Zeitalter der Aufklärung
Die Aufklärung hat das Christentum im 17. und frühen 18. Jahrhundert politisch erheblich geschwächt. Der bedeutendste Wandel bestand in der teilweisen Distanzierung von Kirche und Staat. Seither ist es in vielen Staaten möglich, die Ansichten der jeweiligen Kirche offen abzulehnen oder aus der Kirche auszutreten. Die mit der Aufklärung zunehmende Religionskritik und ihre Resultate lassen sich jedoch nicht auf den Prozess der Säkularisierung beschränken. Komplementär zur Säkularisierung entstanden ab dem 17. Jahrhundert auch religiöse Bewegungen, welche die Dogmen der Amtskirchen kritisch hinterfragten und stattdessen eigene Glaubensformen ausbildeten, so beispielsweise der Pietismus. Dabei rückte die individuelle Verbindung des Gläubigen zu Gott immer mehr in den Mittelpunkt.[5] Im Zuge der Aufklärung kam es zur Ausbildung der Neologie, einer radikalen Dogmen- und Bibelkritik. Deren Hauptvertreter Johann Salomo Semler gilt als Begründer der historisch-kritischen Methode. Die römisch-katholische Kirche stand dieser Methode bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil ablehnend gegenüber. Gotthold Ephraim Lessing stellte im Zuge des Fragmentenstreits als einen „garstig breiten Graben“[6] zwischen zufälligen Geschichtswahrheiten und notwendigen Geschichtswahrheiten fest.
Römisch-Katholische Kirche der Neuzeit
→ Hauptartikel: Geschichte der römisch-katholischen Kirche#Neuzeit
Nach den Umwälzungen der Aufklärung hatte auch die römisch-katholische Kirche sich der gesellschaftlichen Realität anzupassen. Die Zeit der geistlichen Fürstentümer endete in Deutschland mit dem Reichsdeputationshauptschluss 1803. In der Phase der Restauration stand die römisch-katholische Kirche auf der konservativen Seite der Restauratoren und des Antimodernismus. Dies gipfelte im Ersten Vatikanischen Konzil, auf welchem 1870 das Unfehlbarkeitsdogma formuliert wurde. Dieses führte zur Abspaltung der Altkatholiken, welche die Unfehlbarkeit des Papstes ablehnten. Während der Industrialisierung kritisierte die römisch-katholische Kirche die menschenverachtende Ausbeutung der Arbeiterschaft und Papst Leo XIII. formulierte eine umfangreiche Soziallehre. Während die römisch-katholische Kirche während des Ersten Weltkrieges versuchte neutral zu bleiben, unterzeichnete Pius XI. 1933 das Reichskonkordat, welches das Verhältnis von römischer-katholischer Kirche und Deutschem Reich regelte. Das Zweite Vatikanische Konzil von 1962 bis 1965 markierte den Beginn zaghafter, jedoch umfangreicher Modernisierungsmaßnahmen und der Öffnung gegenüber der Moderne.
Einzelne Nebenentwicklungen
Christentum weltweit
Im 16. Jahrhundert breitete sich das Christentum durch die Mönchsorden, die den spanischen und portugiesischen Entdeckern folgten, in Lateinamerika und entlang den Küsten von Afrika und Asien weiter aus als je zuvor. Dieser katholischen Verbreitung folgte im 17. und 18. Jahrhundert eine ähnliche weltweite Verbreitung des Protestantismus durch die Holländer und Engländer und durch Auswanderer, die protestantischen Minderheitskonfessionen angehörten. Die russisch-orthodoxe Kirche expandierte nach Nordasien, insbesondere Sibirien und Japan.
Im 19. Jahrhundert verbreitete sich der Protestantismus in ganz Nordamerika, war die dominierende Religion in Australien, expandierte in Lateinamerika und hatte Missionen in fast jedem afrikanischen und asiatischen Land.
Im 20. Jahrhundert verlegte sich der Schwerpunkt des Christentums erneut. Kernlande der protestantischen Kirchen waren jetzt die Vereinigten Staaten. Um 1965 waren die Christen hälftig auf westliche und nichtwestliche Länder verteilt, und in den folgenden Jahrzehnten wurden die Christen der Dritten Welt zur Mehrheit. Besonderen Aufschwung hatten dort neue, lokale Kirchen der charismatischen Richtung – nicht die traditionellen Kirchen.
Osmanisches Reich
Die orientalischen Christen waren im Osmanischen Reich in das Millet-System eingebunden und genossen gegen Zahlung einer Sondersteuer eine gewisse Autonomie, bei der die christlichen Kirchen als Ethnie am Hofe vertreten waren. Die orthodoxen Kirchen galten als ein gemeinsames Patriarchat, das von den Griechen dominiert wurde, was zum Unabhängigkeitsstreben der slawischen Völker unter osmanischer Herrschaft beitrug. Das Millet-System hat in wenig veränderter Form in einigen Nachfolgestaaten des Osmanischen Reiches (die Türkei nicht dabei) überlebt.
Siehe auch: Völkermord an den Armeniern, Griechenverfolgungen im Osmanischen Reich 1914–1923 und Völkermord an den Aramäern
Ökumene und zwischenkirchliche Zusammenarbeit
→ Hauptartikel: Ökumenische Bewegung
Die ökumenische Bewegung strebt die im Idealfall weltweite Einigung und Zusammenarbeit der verschiedenen christlichen Kirchen an. Ihre institutionelle Gestalt liegt vor allem im Rahmen des Ökumenischen Rates der Kirchen vor. Weiterhin haben sich verschiedene weltweite und lokale Arbeitsgemeinschaften gegründet. Zu ihnen gehören die Weltweite Evangelische Allianz, die Konferenz Europäischer Kirchen, die Vereinigung evangelischer Freikirchen und die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland.
Zeit des Nationalsozialismus
Evangelische Kirche
→ Hauptartikel: Kirchenkampf
1939 wurde unter Zustimmung von drei Vierteln der deutschen Evangelischen Landeskirchen das Eisenacher „Institut zur Erforschung und Beseitigung des jüdischen Einflusses auf das deutsch kirchliche Leben“ gegründet. Dieses von den Deutschen Christen installierte Gremium hatte die Hauptaufgabe der Zusammenstellung eines neuen „Volkstestamentes“ im Sinne des im „Mythos des 20. Jahrhunderts“ von Alfred Rosenberg geforderten „Fünften Evangeliums“, das den Mythos des „arischen Jesus“, verkünden sollte. Diese neuartige „Bibel“ hatte nicht den von drei Vierteln der damaligen Evangelischen Landeskirchen (zum Teil auch von Bekenntnis-Christen) erhofften und geförderten Erfolg. In der Bearbeitung dieses Volkstestamentes wurde auch auf Bibelkritik der damaligen Zeit Rücksicht genommen. (Herausnahme einer Lohn-Straf-Moral und anderes mehr.) Diese Aspekte und diese Phase der evangelischen Kirchengeschichte und Christentumsgeschichte sind geschichtlich noch wenig aufgearbeitet.
Auch viele Angehörige der Bekennenden Kirche befürworteten ein solches Vorgehen in der Hoffnung, dass wenigstens noch hierdurch der Kirchenaustrittsbewegung der Jahre von 1937 bis 1940 Einhalt geboten werden könne und die Menschen zum Verbleiben in den Kirchen bewegt werden könnten.
Römisch-katholische Kirche
Vor der Machtergreifung distanzierte sich der deutsche Episkopat vom Nationalsozialismus, indem er den Katholiken verbot, sich in der NSDAP zu engagieren, und NS-Verbänden untersagte, bei kirchlichen Prozessionen mitzumarschieren. Sämtliche Diözesen im Deutschen Reich sahen sich 1932 veranlasst, die Zugehörigkeit zur NSDAP für „unvereinbar mit dem christlichen Glauben zu erklären“.[7] Im überwiegend katholischen Rheinland und in Bayern erreichte die NSDAP kaum mehr als 20 Prozent der abgegebenen Stimmen gegenüber teilweise über 60 Prozent in protestantischen Regionen.
Nachdem sich Hitler mehrmals kirchenfreundlich äußerte und in seiner Regierungserklärung am 23. März 1933 die beiden großen christlichen Kirchen als „wichtigste Faktoren zur Erhaltung unseres Volkstums“ bezeichnete, relativierte die katholische Kirche ihre bisherige Kritik.[8] Die Bischöfe zogen ihre Unvereinbarkeitsbeschlüsse zurück. Am 20. Juli 1933 schloss die Kurie überraschend das Reichskonkordat ab.
Siehe auch
Zeittafel Geschichte des Christentums
Kirchenhistoriker
Quelle - Literatur & Einzelnachweise
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Sexueller Missbrauch in der römisch-katholischen Kirche
Sexueller Missbrauch in der römisch-katholischen Kirche ist ein Phänomen, das seit Mitte der 1990er Jahre weltweit größere öffentliche Aufmerksamkeit erhält. Die Sensibilisierung für das frühere Tabuthema hat viele Opfer ermutigt, selbst noch 30 oder 40 Jahre nach den Vorfällen ihre traumatischen Erlebnisse öffentlich zu machen. Sie berichten sowohl über Fälle sexuellen Missbrauchs, insbesondere durch Priester, Mönche und Nonnen sowie angestellte Erzieher innerhalb der römisch-katholischen Kirche an ihren Schutzbefohlenen und Untergebenen, als auch über den damaligen Umgang kirchlicher Stellen mit den Tätern und Opfern.
Einführung
Nach Skandalen in Irland und den USA wurden seit Anfang 2010 auch in Deutschland Sexualdelikte in katholischen Einrichtungen in größerem Umfang bekannt. Zum großen Teil hatte keine Strafverfolgung der Täter durch Staatsanwaltschaft oder Polizei stattgefunden. Opfer erhielten keinen oder unzureichenden Schutz. Daher steht das Verhalten kirchlicher Institutionen in der Kritik (siehe auch: Kirchenkritik), auch wenn diese Delikte von höchster kirchlicher Stelle wiederholt öffentlich verurteilt wurden und schwere Vergehen gegen Recht und Moral der römisch-katholischen Kirche darstellen.
Juristisch werden sexueller Missbrauch von Kindern und Jugendlichen durch die jeweilige gesetzliche Festlegung des Schutzalters voneinander abgegrenzt. Zu den Formen zählen unmittelbar geschlechtliche Handlungen mit und ohne Geschlechtsverkehr und auch das Zeigen pornografischer Medien. Zu den in Frage kommenden Tatbeständen gehören ferner Vergewaltigung, sexuelle Nötigung, sexueller Missbrauch von Schutzbefohlenen oder Widerstandsunfähigen sowie Straftaten im Zusammenhang mit Exhibitionismus, Jugend- oder Kinderpornografie.
Die Missbrauchshandlung kann sich über Jahre erstrecken. Opfer sexuellen Missbrauchs können auch hierarchisch Untergebene sein, etwa Nonnen und Seminaristen oder im Rahmen des Beichtsakramentes Pönitenten. Eine weitere Gruppe von Opfern können hilfsbedürftige Menschen in Einrichtungen sein. Die Täter entstammen nicht nur der Gruppe der Kleriker, sondern auch der der Laien wie zum Beispiel Lehrern und weiteres Personal, in Heimen auch Mitzöglinge.
Bei der Diskussion des Hintergrunds werden allgemein Sexualität, sexuelle Orientierung sowie wie Verdrängung von Sexualität und der Zölibat angesprochen, im engeren Rahmen auch
Pädophilie (seltener auch als „Pädosexualität“ bezeichnet),
Präferenzstörungen und
Hebephilie (sexuelle Vorliebe für pubertierende Mädchen oder Jungen).
Ersatzobjekttäter vergreifen sich an Ersatzobjekten (beispielsweise Opfern die nicht hinreichend Widerstand leisten können), die nicht ihrer eigentlichen sexuellen Präferenz entsprechen (dissexuelles Verhalten).
Empirische Daten für Missbrauch durch katholische Geistliche oder andere Mitarbeiter der katholischen Kirche gibt es kaum; die vorhandenen Schätzungen aus verschiedenen Ländern kommen zu unterschiedlichen Ergebnissen, die besagen, dass zwischen 1 und 5 % der Kleriker durch Missbrauch aufgefallen sind. Manche gehen davon aus, dass überdurchschnittlich viele Kleriker pädophil veranlagt sind, andere hingegen, dass der Anteil unter dem Durchschnitt der Gesamtbevölkerung liegt.
Die Dunkelziffer wird bei Taten sexuellen Missbrauchs allgemein als sehr hoch eingeschätzt.[1][2][3][4]
Entwicklung im deutschen Sprachraum
Deutschland
19. Jahrhundert
Vorwürfe sexuellen Missbrauchs durch Geistliche und Ordensleute machen einen Großteil des Pfaffenspiegels aus, eines in Deutschland weit verbreiteten antikatholischen Pamphlets, das nach seinem Erscheinen 1845 bis ins 20. Jahrhundert hinein immer neue Auflagen erlebte.[5] Der Verfasser Otto von Corvin bemüht sich, die katholische Kirche als vernunftfeindlich und bigott darzustellen. Zu diesem Zweck breitet er über lange Strecken die Topik des „geilen Pfaffen“ aus, der die intime Situation der Beichte sexuell ausnutze, wie sie etwa in zahlreichen Schwänken und Mären des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit immer wieder erzählt und variiert wurde.[6][7][8] Anders als der Diskurs der frühneuzeitlichen Dichtung, in dem Pädokriminalität nicht vorkommt,[9] ergeht sich Corvin auch in der Schilderung von angeblichen „schändlichen Verführungen, die unter Leitung der Mönche stehenden Knaben ausgesetzt sind, und ein jeder Vater wird daraus erkennen können, wie höchst gefährlich es für seine Kinder ist, wenn er diese in Klosterschulen unterrichten lässt.“[10]
Die Historikerin Irmtraud Götz von Olenhusen untersuchte in einer sozialhistorischen Arbeit von 1994 den badischen Klerus im 19. Jahrhundert und kam dabei auch auf mehrere Fälle zu sprechen, in denen Priestern Vergewaltigung oder Unzucht mit Minderjährigen vorgeworfen wurde.[11]
NS-Zeit
Sittlichkeitsprozesse gegen Ordensangehörige und Priester
Siehe auch: Sittlichkeitsprozesse gegen Ordensangehörige und Priester im Nationalsozialismus
Im April 1935 kam es nach einer Strafanzeige gegen Ordensleute der Franziskanerbrüder vom Heiligen Kreuz in Waldbreitbach zu einem Ermittlungsverfahren wegen Vergehen nach § 175, Unzucht zwischen Männern. Teilweise wurde auch nach § 174, Unzucht mit Abhängigen, angeklagt, wenn es sich bei den Betroffenen um Pfleglinge oder Zöglinge aus den Einrichtungen der Beschuldigten handelte.[12] Die von der Geheimen Staatspolizei geführten Ermittlungen wurden im Herbst 1935 im Zuge der sogenannten Devisenprozesse, als Gerichte illegale Geldüberweisungen von Ordensgemeinschaften ins Ausland juristisch ahndeten, auf andere Kongregationen ausgedehnt. In der Folge gingen die Strafverfolgungsbehörden mit dem im Juni 1935 verschärften § 175 auch gegen Geistliche und Priester außerhalb von Klöstern vor. Die Prozesse wurden während der Olympischen Spiele in Berlin im August 1936 unterbrochen, danach aber wieder aufgenommen. Im Hirtenbrief der Fuldaer Bischofsversammlung vom August 1936 „hatte der deutsche Episkopat amtlich und öffentlich klargestellt, daß die Kirche gegen die Koblenzer Prozesse keinen Einspruch erhebe“, zugleich wurde aber die NS-Propaganda, die gegen die katholische Kirche generell vorgehe, zurückgewiesen.[13] Der Heilige Stuhl protestierte erneut mit der Enzyklika Mit brennender Sorge vom März 1937, was aber nicht zu einem Ende der Kampagne führte. Bis Ende des Jahres 1937 waren allein bei der eigens eingerichteten Sonderstaatsanwaltschaft in Koblenz etwa 2500 Ermittlungsverfahren anhängig oder abgeschlossen. Ein Großteil davon wurde „mangels Beweises, wegen Geringfügigkeit, Verjährung oder einer Sechsmonate-Amnestie von August 1934“ im Vorverfahren erledigt.[14] Wenige juristisch unklare Fälle wurden erst Jahre später abgeschlossen.
Insgesamt kam es zu über 250 Strafprozessen, die seinerzeit nicht etwa vor NS-Sondergerichten, sondern vor ordentlichen Landgerichten geführt und auch von der römisch-katholischen Kirche anerkannt wurden.[15] Die gerichtlichen Verfahren „scheinen“ nach Hockerts „durchwegs juristisch vertretbar“ zu sein und endeten in rund 40 Fällen mit einer Einstellung oder Freisprüchen. Geständige Angeklagte, darunter etwa 170 Ordensangehörige und 64 Geistliche, wurden zumeist mit Freiheitsstrafen zwischen einem und zwei Jahren bestraft.[16] Die verurteilten Täter wurden in der Regel auch kirchenrechtlich verfolgt und die Waldbreitenbacher Gemeinschaft auf Betreiben des Trierer Bischofs 1937 aufgelöst.[16] Im Sommer 1937 wurde die Prozessserie ohne ersichtlichen Anlass abgebrochen. Die Prozesse wurden von der NS-Propaganda ausgeschlachtet, um die römisch-katholische Kirche an sich diskreditieren zu können.
Die genaue Anzahl der Missbrauchsopfer und deren Schicksal sind nicht bekannt. Die hohe Zahl an Verurteilten kam nach Hockerts durch eine ungewöhnliche Summierung homosexueller Vergehen in wenigen Laienkongregationen zustande.[17] Die verurteilten Täter wurden in der Regel auch kirchenrechtlich verfolgt.[18] Zum Teil wurden Verurteilte nach der Strafverbüßung, Angeschuldigte nach der Entlassung aus der Untersuchungshaft und Freigesprochene von der Gestapo anschließend in Schutzhaft genommen und in die Konzentrationslager gebracht.[19]
Weiteres
Als zufällig bekannt gewordener sexueller Missbrauch von Abhängigen sind beispielsweise die Übergriffe des Internatsleiters der Regensburger Domspatzen, Friedrich Zeitler, zu nennen. So gestand der Priester Zeitler in einem Strafprozess wegen Unzucht mit Abhängigen von 1959, dass er einen Zögling bereits 1941 im Domspatzen-Internat sexuell missbraucht hatte.[20]
Bundesrepublik Deutschland
Rechtliche Lage
Sexueller Missbrauch von Jugendlichen ist im deutschen Strafrecht nach § 182 des deutschen Strafgesetzbuchs (StGB) je nach Situation ein Offizialdelikt, das von Amts wegen verfolgt wird, oder ein Antragsdelikt, das nur bei Strafantrag des Geschädigten verfolgt wird.
Der sexuelle Missbrauch von Kindern ist nach § 176 und § 176a StGB immer ein Offizialdelikt.
Zum Bereich der Pädokriminalität zählt auch Kinderpornografie.
Verjährung
In Deutschland verjährt sexueller Missbrauch von Kindern strafrechtlich zehn Jahre nach der Vollendung des 18. Lebensjahres des Opfers. In besonders schweren Fällen beträgt die Frist 20 Jahre, gerechnet ab dem gleichen Zeitpunkt. Der Anspruch auf Schadensersatz verfällt bereits drei Jahre nach dem 21. Geburtstag.[21]
Für in der DDR begangene Taten galten teilweise kürzere Verjährungsfristen. Wenn diese vor der Wende abgelaufen waren, war auch keine strafrechtliche Verfolgung mehr innerhalb der in der Bundesrepublik geltenden Frist möglich.[22]
Eine von Norbert Denef eingereichte Petition zur Aufhebung der Verjährungsfristen im Zivilrecht für sexuellen Missbrauch von Kindern wurde vom Deutschen Bundestag noch im Dezember 2008 mit der Begründung abgelehnt, „der Rechtsverkehr benötigt klare Verhältnisse und soll deshalb vor einer Verdunkelung der Rechtslage bewahrt werden, wie sie bei späterer Geltendmachung von Rechtsansprüchen auf Grund längst vergangener Tatsachen zu befürchten wäre.“
Seit 2010 mehren sich unter dem Eindruck der zahlreichen Enthüllungen von Missbrauchsfällen in kirchlichen und nichtkirchlichen Institutionen die Forderungen, die zivil- wie auch die strafrechtliche Verjährung zu verlängern, um auch nach jahrzehntelangem Schweigen der Opfer diesen die Möglichkeit zur gerichtlichen Ahndung und zur zivilrechtlichen Durchsetzung von Entschädigungen zu geben.[21] Am 6. Dezember 2011 beschloss der Bundesparteitag der SPD, sich für eine Aufhebung der Verjährungsfristen im Bundestag einzusetzen.[23]
Keine Anzeigepflicht
Es gibt derzeit in Deutschland keine allgemeine Anzeigepflicht bei sexuellem Missbrauch, weder bei bereits begangenen noch bei geplanten Straftaten. 2003 legte die damalige Bundesjustizministerin Brigitte Zypries (SPD) einen Gesetzentwurf vor, der den sexuellen Missbrauch von Kindern, die sexuelle Nötigung und Vergewaltigung und den sexuellen Missbrauch widerstandsunfähiger Personen in die Vorschrift über die Nichtanzeige geplanter Straftaten – § 138 StGB – aufnehmen sollte (Anzeigepflicht). Jeder sollte danach mit Strafe bedroht werden, der Kenntnis von einem geplanten oder andauernden Missbrauch erlangt hat und diesen nicht anzeigt.[24] Dieser Entwurf wurde wegen Kritik aus therapeutischen Fachkreisen wieder zurückgezogen.[25] So berichtet der Psychiater Norbert Leygraf aus seiner Tätigkeit als Gutachter bei Verdacht des sexuellen Missbrauchs in der Kirche, dass ein Teil der Opfer das Einschalten der Strafverfolgungsbehörden nicht wünsche und ablehne.[25][26] Zentrales Dilemma der Geschädigten bleibt die Beweisfähigkeit für Beschuldigungen beim Fehlen von Zeugen.[27]
Entwicklung bis Ende 2009
1993 forderte der Bund der Deutschen Katholischen Jugend in einem Brief an die Deutsche Bischofskonferenz die Integration des Themas Sexuelle Gewalt in die Lehrpläne für die Aus- und Fortbildung, die Einrichtung von kirchlichen Beratungsstellen für die Opfer und die Bereitstellung von Therapieplätzen für die Täter.[28]
Anlässlich des Erscheinens der deutschen Übersetzung der US-amerikanischen Fallsammlung von Elinor Burkett und Frank Bruni unter dem Titel Das Buch der Schande. Kinder, sexueller Missbrauch und die katholische Kirche im Jahr 1995 berichtete der Spiegel von drei Gerichtsverfahren in den Jahren 1993 bis 1995 und kritisierte in Bezug auf einen Fall im Bistum Augsburg, in dem ein Diözesanpriester zu vier Jahren Haft verurteilt wurde, das Verhalten von Bischof Josef Stimpfle und Generalvikar Eugen Kleindienst.[28] Allgemein wertete der Artikel die Versetzungspraxis als „Nachsicht für die Täter, Gleichgültigkeit gegenüber den Opfern und vorsätzliches Vertuschen“.[28]
Im Jahr 1995 leitete die Staatsanwaltschaft Kassel Ermittlungsverfahren gegen Weihbischof Johannes Kapp und Erzbischof Johannes Dyba ein, um die Praxis der Versetzung ohne Amtsenthebung pädokrimineller Priester zu überprüfen.[29] Das Verfahren wegen Verletzung der Fürsorgepflicht wurde bereits im November 1996 wegen geringer Schuld (gem. § 153 Abs. 1 StPO) wieder eingestellt. Die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt/Main hob am 17. Januar 1997 die Entscheidung der Staatsanwaltschaft Kassel auf und stellte das Verfahren gegen Kapp und Dyba gem. § 170 Abs. 2 StPO ein (Az. Zs 2187/96). In strafrechtlicher Hinsicht sah diese Behörde nicht einmal mehr eine geringe Schuld der Bischöfe. Ein Klageerzwingungsverfahren, das die Mutter eines missbrauchten Messdieners angestrengt hatte, wurde am 5. März 1997 durch das Oberlandesgericht Frankfurt/Main aus formalen Gründen verworfen (Az. 2 WS 19/97 + 2 ARs 26/97).[30]
Für die Dokumentation Tatort Kirche: Sexueller Missbrauch durch Priester des Südwestrundfunks, die am 1. September 2002 gesendet wurde, hatte mehr als die Hälfte der 27 deutschen Bistümer dem Filmemacher Thomas Leif gegenüber mindestens 47 Fälle in den vergangenen 30 Jahren schriftlich eingeräumt. Während einige Diözesen konkrete Angaben verweigert hätten, seien insbesondere die Bistümer Hildesheim und Rottenburg-Stuttgart offen mit dem Thema umgegangen.[31]
In einem Bericht aus dem Jahre 2007 erwähnte Die Zeit zwei Priester des Bistums Würzburg, darunter einen Fall aus Sandberg, die sexuelle Übergriffe auf Kinder begangen hatten. Erwähnt wurden zudem ein Fall aus Krefeld, Bistum Aachen, ein verurteilter Pfarrer aus Hessen, ein zurückgetretener Pfarrer aus dem Allgäu, ein zu zwei Jahren Haft verurteilter Priester aus dem Emsland, ein schwäbischer Pfarrer, der wegen Missbrauchs in 59 Fällen zu drei Jahren Haft verurteilt wurde, ein Seelsorger aus Coburg und ein Pater aus Südbaden, die beide zu zwei Jahren verurteilt worden waren. In dem Bericht wurde auch nochmal auf Klaus Jung verwiesen, der 1995 von der Diözese Hildesheim wegen Verdachts der Pädophilie suspendiert worden war. Zum Zeitpunkt des Berichts liefen gegen Priester in der Bundesrepublik 13 Verfahren.[32]
Im September 2007 distanzierte sich die Bischofskonferenz erneut von Priestern, die des sexuellen Missbrauchs schuldig werden. Karl Kardinal Lehmann betonte, dass jeder Fall „ein Fall zu viel“ sei und die Kirche alles tun wolle, um diese „mit allen Kräften aufzudecken“. Wenn jemand „schuldig geworden ist, darf er auf gar keinen Fall in der normalen Seelsorge beschäftigt werden.“ Lehmann äußerte sich damit erstmals zu dem mutmaßlichen Missbrauchsfall in der Diözese Regensburg, wo entgegen den Richtlinien von 2002 ein bereits einschlägig vorbestrafter Geistlicher in einer Gemeinde eingesetzt wurde und dort im August unter dem Verdacht verhaftet wurde, jahrelang einen Ministranten missbraucht zu haben.[33]
Ein in Viechtach und Riekofen tätig gewesener Priester wurde in den Jahren 2000 und 2008 jeweils zu Freiheitsstrafen wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern verurteilt, im zweiten Fall ohne Bewährung.[34]
2006 erschien das Buch Schläge im Namen des Herrn; es dokumentierte Ausbeutung, Misshandlung und sexuellen Missbrauch in Kinderheimen in der Zeit zwischen 1945 und 1970, darunter auch in kirchlich geführten. Die Bedingungen waren infolge der Heimkampagne der APO Ende der 1960er Jahre verbessert worden. 2008 fand eine Anhörung vor dem Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages statt.[35]
Zur Aufarbeitung wurde deswegen Anfang 2009 der Runde Tisch Heimerziehung eingerichtet, mit Johannes Stücker-Brüning, Geschäftsführer der Caritaskommission der Deutschen Bischofskonferenz, und Mario Junglas, Direktor des Berliner Büros des Deutschen Caritasverbandes als Vertretern der katholischen Kirche. Ehemalige Heimkinder berichteten über sexuelle Übergriffe und sexuelle Gewalt unterschiedlichster Formen sowie unterschiedlicher Dauer – bis hin zu schwerer und sich jahrelang wiederholender Vergewaltigung. In den Jahren 1945 bis 1975 unterstanden etwa 60 % der rund 3000 Heime den beiden großen kirchlichen Konfessionen; als Täter wurden dort auch Ordensleute und Geistliche benannt.[36] Berichtet wurden auch sexuelle Übergriffe durch Mitzöglinge.[37]
Entwicklung seit 2010
Im Unterschied zu den Vereinigten Staaten oder Irland ging der Anstoß für eine gesamtgesellschaftliche Debatte über Missbrauchsfälle in der römisch-katholischen Kirche in Deutschland von einer kirchlichen Institution aus, dem Canisius-Kolleg in Berlin. Nachdem der Rektor, der Jesuit Klaus Mertes, wegen mehrerer ihm bekannt gewordener Missbrauchsfälle an Kindern und Jugendlichen aus den 1970er und 1980er Jahren[38][39][40] einen Brief[41] an die Absolventen der betroffenen Jahrgänge gerichtet hatte, um damit „beizutragen, dass das Schweigen gebrochen wird“, wurde dieser Brief am 28. Januar 2010 über die Medien der Öffentlichkeit bekannt.[42] Der Artikel, der die Diskussion um Missbrauch ins Rollen brachte, erschien in derselben Ausgabe der Berliner Morgenpost, in der auch die ersten Ausschnitte des Briefes veröffentlicht wurden. Die Morgenpost titelte auf Seite eins: „Canisius-Kolleg: Missbrauchsfälle an Berliner Eliteschule“.[43] Der Artikel wurde mit dem Wächterpreis ausgezeichnet und löste eine Welle der Berichterstattungen über das Thema aus. Damit regte er die Missbrauchsdebatte besonders im Hinblick auf christliche Institutionen an. Dabei wurden auch Fälle, die schon länger zurücklagen und keine angemessene Aufmerksamkeit erhalten hatten, wieder aufgegriffen. 1999 wurden beispielsweise Missbrauchsfälle an der Odenwaldschule (Privatschule, nicht kirchlich geführt) durch den Artikel „Der Lack ist ab“[44] in der Frankfurter Rundschau bekannt gemacht. Zahlreiche weitere Meldungen von Opfern führten bis Ende Juni 2010 zu einer deutschlandweiten Debatte über sexuellen Missbrauch in der römisch-katholischen Kirche im In- und Ausland.
Am Beginn der Debatte, im Februar 2010, berichtete Der Spiegel, dass 24 von 27 von der Zeitschrift befragten Bistümern angaben, dass seit 1995 insgesamt mindestens 94 Verdachtsfälle von Missbrauch durch Kleriker und Laien bekannt geworden seien; in 30 Fällen kam es zu Verurteilungen. Keine Angaben machten die Bistümer Limburg, Regensburg und Dresden-Meißen.[45]
Übersicht der bekannt gewordenen Fälle nach Bistümern geordnet
Bis Ende 2013 stellten laut dem Missbrauchsbeauftragten der Deutschen Bischofskonferenz, Triers Bischof Stephan Ackermann, rund 1300 Betroffene einen Antrag auf Entschädigung. In den allermeisten Fällen habe die zuständige Koordinierungsstelle eine Geldzahlung von rund 5000 Euro empfohlen.[46]
Bistum Aachen
In den 1950er- und 1960er-Jahren sollen im Jülicher Gymnasium Haus Overbach, das von den Oblaten des hl. Franz von Sales getragen wird, elf Schüler missbraucht worden sein.[47]
In den 1990er-Jahren hat der Pfarrer der Gemeinde St. Josef in Krefeld mehrere Jungen missbraucht. Er wurde zu vier Jahren Haft verurteilt und aus dem Klerikerstand entlassen.[48] Der Spiegel berichtete 2002, dass bei einer Durchsuchung des Pfarrhauses 58.000 Kinderporno-Bilder und 300 Videokassetten gefunden worden seien, die größtenteils von dem Pfarrer erstellt worden seien. Erste Vorwürfe gegen den Geistlichen soll es schon 1972 gegeben haben. Dem Spiegel zufolge gehörte er einem lokalen Pädophilen-Netzwerk an, zu dem neben anderen auch ein Erzieher im Kirchendienst und ein Kirchenmusiker gehört haben sollen. Einige Mitglieder sollen mehrfach verurteilt worden sein.[49]
2010 lief ein strafrechtliches Verfahren gegen einen Priester, der in Südafrika lebte und Selbstanzeige bei der Staatsanwaltschaft in Krefeld gestellt hatte. Der Mann war auch in Südafrika wegen Missbrauchs angeklagt. 15 Missbrauchsvorwürfe in Deutschland waren bereits verjährt.[50]
Im Bistum Aachen soll es insgesamt 24 Priester geben, die sich in den letzten 65 Jahren an Jugendlichen vergangen haben. Bis 2010 waren nur acht Fälle bekannt. Von den angeschuldigten Priestern leben noch acht. Die Beschuldigungen gegen drei der 24 Priester liegen in den Jahren 1990 bis 2010. Die beschuldigten Priester wurden von Bischof Heinrich Mussinghoff aller ihrer Ämter enthoben und suspendiert, ein Priester wurde aus dem Klerikerstand entlassen.[50]
Bis Ende Juli 2011 zahlte das Bistum Aachen eine Entschädigung an 15 Missbrauchsopfer. Insgesamt hatten sich seit 2010 65 Missbrauchsopfer gemeldet, 26 von diesen beantragten eine Entschädigung.[51]
Bistum Augsburg
Bezüglich des Maristen-Internats im bayerischen Mindelheim richteten sich die Hauptvorwürfe gegen die Informationspolitik der Ordensgemeinschaft. 2007 war der langjährige Internatsleiter von seiner Aufgabe entbunden worden, ohne dass man alle Eltern darüber informiert hatte, dass gegen ihn ermittelt wurde, weil er sich an mindestens 10 bis 15 Jungen vergangen haben sollte. Er wurde mittlerweile wegen sexuellen Missbrauchs verurteilt.[52]
Von Missbrauchsvorwürfen betroffen war ein ehemaliges Heim der Salesianer Don Boscos in Augsburg.[52] Der betroffene Ordensmann legte eine eidesstattliche Erklärung ab, dass er sich nichts habe zu Schulden kommen lassen. Seitens der Salesianer erklärte Josef Grünner, der deutsche Provinzial der Salesianer, im Februar 2010, vorerst dem Mitbruder Glauben zu schenken.[53]
Weiterhin bekannt wurde der Fall eines Priesters, der sich auf Druck des Bistums wegen einer Tat aus dem Jahre 1999 selbst anzeigte.[52] Der Beschuldigte ist heute 65 Jahre alt und war von 1994 bis 1995 in Aichach tätig. Ihm werden fünf Fälle von Missbrauch vorgeworfen. Trotz einer bereits bestehenden einjährigen Bewährungsstrafe setzte das Amtsgericht eine öffentliche Gerichtsverhandlung an. Erste Hinweise aus dem Jahr 1999 wurden von der Justiz nicht untersucht und von der Diözese öffentlich bestritten. Damals soll sich der Mann „auf moralisch fragwürdige Weise“ Kindern genähert haben. Betroffene Eltern hatte das Bistum gebeten, im Interesse ihre Kinder kein öffentliches Aufsehen zu erregen und von einer Anzeige abzusehen. Der Mann war 1999 versetzt worden und seitdem in einem Bereich ohne Kontakt zu Jugendlichen tätig. Nachdem 2010 weitere Hinweise bekannt wurden, setzte das Bistum dem Mann ein Ultimatum zur Selbstanzeige.[54]
Wilfried Hiller und Michael Lerchenberg werfen dem Internat St. Joseph in Augsburg Züchtigungen und sexuellen Missbrauch vor.[55]
Nach einem vorläufigen Bericht des Missbrauchsbeauftragten des Bistums Augsburg vom September 2010 wurden dort im Jahr 2010 80 Hinweise auf Missbrauch und Misshandlung bekannt. Nach Prüfung fielen weniger als die Hälfte noch in den Zuständigkeitsbereich des Bistums. Insgesamt ergaben sich 34 Missbrauchs- und Misshandlungsfälle von 1946 bis 2003. 30 Opfer waren männlich, 4 weiblich. 22 Fälle lagen in den 1950er Jahren. Das jüngste Missbrauchsopfer war acht Jahre alt. Die sexuellen Übergriffe fanden häufig auf dem Anwesen der Eltern statt. Zu Vergewaltigungen ist es nicht gekommen. Nach 2003 wurden keine Missbrauchsfälle mehr registriert. Fünf Opfern hat das Bistum therapeutische Behandlung angeboten und die Kosten von etwa 50.000 Euro übernommen. Der Missbrauchsbeauftragte bewertete die Fälle als Einzelfälle ohne System.[56]
Erzbistum Bamberg
2010 wurde ein Priester beschuldigt, in den 1970er-Jahren als geistlicher Direktor und Heimleiter des Bamberger Internats Aufseesianum sexuelle Übergriffe auf Schüler begangen zu haben. Der Geistliche war 1976 zunächst ins südliche Afrika und 1980 nach Mailand versetzt worden. Die Gründe lassen sich nicht mehr rekonstruieren, da in den Akten keine Begründung vorhanden ist und alle damals Verantwortlichen bereits verstorben sind. Ein Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft wurde eingestellt.[57]
Ebenfalls in Bamberg hat ein 1944 geborener Priester in der Zeit von 1978 bis 1984 mehrere Schüler des von ihm geleiteten Ottonianums, eines Knabenseminars des Erzbistums Bamberg, sexuell missbraucht.[58][59] Als der Fall 2008 bekannt wurde, entband die Diözese den Priester, der 1998 zum Domkapitular ernannt worden[60] und 2004 zum Personalchef der Erzbistums aufgestiegen war, von seinen Aufgaben. Die Staatsanwaltschaft Bamberg nahm Ermittlungen auf, stellte das Verfahren aber 2009 wegen Verjährung ein. Im April 2012 versetzte das Kirchengericht des Erzbistums München-Freising den Geistlichen wegen sexuellen Missbrauchs dauerhaft in den Ruhestand, untersagte ihm jede seelsorgerische Tätigkeit und beschloss, dass er den Titel „Domkapitular“ nicht mehr führen darf.[61]
2011 geriet das Bistum massiv in die Kritik, da es einen Priester 2005 mit einer Leitungsfunktion (zum Dekan) in Fürth ausgestattet hatte. Bereits 2001 erfolgte gegen diesen Priester eine schriftliche Anzeige wegen sexuellen Missbrauchs bei der Diözese Bamberg durch einen Pfadfinder, seinen Psychotherapeuten und durch einen Geistlichen aus Berlin, dem sich das Opfer ebenfalls anvertraut hatte. Das Bistum begründete nun sein Vorgehen mit einem Täter-Opfer-Ausgleich 2003, in dem der Beschuldigte „unkorrektes Verhalten“ eingestanden und eine Entschädigung von 3000 Euro gezahlt habe. Das Bistum sah keine Gefährdung Minderjähriger und ging von einem „einmaligen Ausrutscher“ aus. Schließlich ging im Jahre 2008 im Zusammenhang mit dem Missbrauchsverfahren gegen den oben genannten Bamberger Domkapitular ein Hinweis bei der Polizei ein. Die Polizei nahm Kontakt mit dem Opfer auf und ermittelte gegen den Priester aus Fürth. Das Verfahren wurde jedoch wegen Verjährung eingestellt. – Im Februar 2011 erstattete ein weiteres Opfer Anzeige bei der Diözese Bamberg. Der sexuelle Übergriff soll Mitte der 1980er-Jahre erfolgt sein. Das Erzbistum erstattete daraufhin bei der Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth Anzeige gegen diesen Priester und suspendierte ihn mit sofortiger Wirkung. – Erst als Anfang März 2011 der Therapeut, der zusammen mit dem Opfer 2001 beim Bistum die Anzeige erstattet hatte, die Zeitung informierte, erfuhr die Öffentlichkeit, dass es schon einmal Ermittlungen gegen den Priester gegeben hatte. Bis dahin hatte die Diözese angegeben, dass es nur ein Opfer gab. Zwar versicherte die Diözese Bamberg in Interviews, dass man die Opfer „nicht alleinlassen“ wolle. Bernd Fricke, psychologischer Psychotherapeut in Bamberg und Betreuer des Opfers, bleibt jedoch skeptisch: Sein Patient, Angehörige und der Geistliche aus Berlin wandten sich wiederholt ans Bistum und baten um Kostenübernahme für Therapiestunden. In einem Antwortschreiben vom Juli 2010 heißt es: „Eine Entschädigung durch die Erzdiözese Bamberg kommt nicht in Betracht.“[62][63][64]
Erzbistum Berlin
Im Erzbistum Berlin ist besonders das Canisius-Kolleg von Missbrauchsvorwürfen betroffen. Aufgrund des mit dem Brief verbundenen Aufrufs, sich zu melden, wurden kurz darauf auch Fälle an den ebenfalls von den Jesuiten geleiteten Gymnasien Kolleg St. Blasien im Schwarzwald und Aloisiuskolleg in Bonn bekannt.[45] Am 18. Februar 2010 erläuterte die Anwältin Ursula Raue, die seit 2005 Beauftragte des Jesuitenordens für sexuellen Missbrauch ist, in einem Zwischenbericht, dass ihr 115 bis 120 sexuelle Übergriffe gegen Schüler gemeldet worden seien. Sie äußerte Erstaunen, dass in den Akten des Ordens zwar „Fürsorge für Mitbrüder“ erkennbar werde, aber keine „Befassung mit der Seelenlage der anvertrauten Kinder und Jugendlichen“.[65] In ihrem Abschlussbericht im Mai 2010 erwähnte Raue jahrzehntelange systematische Vertuschung sexueller und körperlicher Gewalt gegen Kinder in den Einrichtungen, und dass die Täter mehrmals von ihren Oberen gedeckt und versetzt worden seien.[66] Insgesamt stellte Raue in ihrem Abschlussbericht seit Februar 2010 205 Meldungen über Missbrauchsfälle an Einrichtungen des Jesuitenordens fest. Diese betrafen vor allem das Canisius-Kolleg, aber auch das Kolleg St. Blasien, das Aloisiuskolleg in Bonn, die St.-Ansgar-Schule in Hamburg, Jugendeinrichtungen in Göttingen und Hannover sowie ein heute nicht mehr von den Jesuiten geleitetes Kolleg in Büren. Zusätzlich zu den 205 Meldungen erhielt Raue 50 Meldungen von Opfern an anderen Einrichtungen. Dabei wurden zwölf Patres, von denen sechs bereits verstorben waren, und zwei weltliche Mitarbeiter von mehr als einem Opfer benannt. 32 weitere Patres, weltliche Lehrer oder Erzieher wurden von nur einem Opfer genannt.[67]
Vorwürfe wurden auch gegen die Berliner Hedwigschwestern erhoben. Eine ehemalige Bewohnerin des Kinderheims der Hedwigschwestern berichtete, sie sei in den 1950er und 1960er Jahren von einer Nonne über Jahre hinweg missbraucht worden.[68]
Besonders schwierig gestaltet sich die Aufklärung von Vorwürfen aus dem 2005 von den Salesianern geschlossenen Lehrlings- und Schülerheim Berlin-Wannsee. Zu den zwischen 1960 und 1975 liegenden Vorfällen wurden 12 Salesianer befragt. Ein 2008 verstorbener Ordensangehöriger saß demnach in Untersuchungshaft. Unklar ist jedoch die Ursache. Ein ehemaliger Schüler meinte, der Pater wäre einem „Racheakt“ von Schülern zum Opfer gefallen. Klarheit sollte die Einsichtnahme in die Akten des Berliner Senats und des Erzbistums Berlin bringen.[53]
Seitens der Salesianer wird außerdem ein Missbrauchsvorwurf gegen einen Pater Ende der 1960er Jahre für glaubwürdig gehalten. Der Pater lebt heute dement in einem Pflegeheim.[53]
Nicht um sexuellen Missbrauch handelte es sich in einem Fall in Berlin-Steglitz, der im März 2011 von der Berliner Presse aufgegriffen wurde, nachdem ein beschuldigter Priester durch den damaligen Diözesanadministrator, Weihbischof Matthias Heinrich, zunächst suspendiert worden war.[69] Als Ergebnis eines Untersuchungsverfahrens stellte das Erzbistum im Juni 2012 jedoch fest, dass „weder nach weltlichem noch nach kirchlichem Recht eine Straftat vorgelegen hat.“[70]
Bistum Dresden-Meißen
Im Bistum Dresden-Meißen waren im Februar 2011 sechs Missbrauchsopfer bekannt. Ein Seelsorger in Heidenau hatte sich 1970 an zwei Kindern vergangen. Ein Mädchen wurde vor 25 Jahren in Riesa von einem Kaplan missbraucht. In diesem Fall lief noch das kirchenrechtliche Verfahren bei der Kurie in Rom. Ein weiterer Fall in Panschwitz-Kuckau wurde aus Beweismangel eingestellt.[71]
Bistum Eichstätt
In Ansbach wurde ein Priester bekannt, der 1971 als studentische Hilfskraft im Internat der Regensburger Domspatzen einen Minderjährigen sexuell missbraucht haben soll.[52]
In Plankstetten soll es in den 1960er Jahren nach Angaben eines Zeugen im Internat des Benediktinerklosters zu Übergriffen gekommen sein.[72]
Ein ehemaliger Schüler soll in den 1970er Jahren im Kolpinghaus Ingolstadt von einem Mitarbeiter missbraucht worden sein. Ebenso soll es im Ingolstädter Canisiuskonvikt und im Eichstätter Studienseminar zu Übergriffen gekommen sein.[72]
Bistum Erfurt
2010 zeigte das Bistum Erfurt einen Priester an, der von 2004 bis 2006 im Jugendgefängnis Ichtershausen eingesetzt worden war und dem sexuelle Nötigung vorgeworfen wurde. Er räumte Übergriffe auf Minderjährige für den Zeitraum von 1980 bis 1996 ein. Zuletzt arbeitete der Priester in einem Seniorenheim im Bistum Würzburg.[73]
Bekannt wurde auch der Fall eines Priesters aus dem Bistum Fulda, der von 1997 bis 2004 nach Weimar strafversetzt wurde und dort im Jahre 2000 ein Mädchen in der Sakristei sexuell belästigt haben soll.[74]
Insgesamt wurden dem Bistum Erfurt im Jahr 2010 acht Verdachtsfälle gegen kirchliche Mitarbeiter angezeigt. Fünf glaubhafte Fälle betrafen verstorbene Geistliche. Drei Fälle ereigneten sich im Zweiten Weltkrieg und in der Nachkriegszeit, zwei in den 1960er und 1970er Jahren. Drei Anzeigen richteten sich gegen noch lebende Geistliche und wurden an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet. Zwei Verfahren sind bereits eingestellt.[75]
Im Bistum Erfurt geriet Bischof Joachim Wanke in die Kritik, da sich herausstellte, dass das Bistum in der Vergangenheit versucht hatte, den Fall des Priesters Ernst W. intern zu regeln. Bischof Wanke räumte dazu in einem Hirtenbrief ein, dass Fehler gemacht und falsche Entscheidungen getroffen worden waren. Im Jahre 2011 ermittelte die Staatsanwaltschaft noch in drei Fällen.[76]
Bistum Essen
2010 meldeten sich im Bistum Essen über ein Dutzend möglicher Opfer.[52] Weiterhin wurde ein tatverdächtiger 79 Jahre alter Priester beurlaubt.[74][77]
Vorwürfe richteten sich auch gegen das Essener Franz Sales Haus, in dem man 1.500 Menschen mit Behinderung betreut. Dort sollen in den 1960er Jahren Schutzbefohlene sexuell missbraucht worden sein.[78] Zugleich wurden auch sadistische Taten berichtet.[79]
Ein Missbrauchsfall wurde durch den Anruf eines Opfers beim Online-Portal Der Westen bekannt. Dabei wurde ein Priester belastet, der bereits 1963 zu zwei Jahren Haft ohne Bewährung verurteilt wurde. Dieser hatte an den Bochumer Realschulen Jacob-Mayer und Annette-von-Droste-Hülshoff gearbeitet.[80]
Ein früherer Domkapitular des Bistums Essen wurde 2010 wegen sexuellen Missbrauchs verurteilt. Er hatte einem 16-Jährigen Geld für Sex gezahlt. Der Vorfall soll 2009 geschehen sein. Der Domkapitular erhielt 14.000 Euro Geldstrafe.[81]
Erzbistum Freiburg
Im Juli 2010 sprach das Erzbistum Freiburg von Hinweisen und Missbrauchsvorwürfe gegen 44 Priester, Ordensleute und kirchliche Mitarbeiter aus den Jahren 1950 bis 2000: 36 Diözesanpriester, vier Ordenspriester, zwei Ordensbrüder, zwei Erzieher im Dienst der Erzdiözese. Von den beschuldigten 36 Diözesanpriestern seien 16 gestorben, 12 im Ruhestand, 4 beurlaubt. In 10 Fällen sei die Staatsanwaltschaft eingeschaltet worden.[82]
Lehrer des Berliner Canisius-Kollegs haben auch im Kolleg St. Blasien im Schwarzwald Übergriffe begangen.[45]
Ein Pfarrer in Oberharmersbach hat vermutlich mindestens 17 Minderjährige missbraucht. Er wurde 1991 lediglich in den Ruhestand versetzt, die Staatsanwaltschaft wurde nicht eingeschaltet. Der Täter nahm sich 1995 das Leben.[52][82]
Das Erzbistum Freiburg beurlaubte im April 2010 einen Seelsorger, dem sexueller Missbrauch vorgeworfen wird.[83] Nach Angabe der Erzdiözese ermittelt die Staatsanwaltschaft in Irland gegen den Pfarrvikar. Auch die Staatsanwaltschaft Waldshut-Tiengen hat daraufhin Ermittlungen aufgenommen. Als Mitglied des Ordens der Legionäre Christi[84] war der in Manila (Philippinen) geborene Ordensmann in Irland, Schottland und England in der Betreuung von Jugendlichen tätig, bevor er in Mexiko, Brasilien, Venezuela und Peru missionierte. 1995 wurde er von Erzbischof Oskar Saier in den Dienst des Erzbistums aufgenommen und war als Diakon und Priester in Achern, Freiburg, Karlsruhe, Offenburg und Tiengen-Lauchringen tätig.[85] Das Verfahren der Staatsanwaltschaft Waldshut-Tiengen wurde im Sommer 2011 eingestellt.[86]
Der bis Oktober 2010 zuständige Missbrauchsbeauftragte der Erzdiözese Freiburg, Domkapitular Eugen Maier, zog im Oktober 2010 eine Bilanz seiner bisherigen Arbeit. Maier betreute seit 2002 den Aufbau entsprechender Strukturen in der Erzdiözese. Als Konsequenz aus den 2010 bekannt gewordenen Fällen hatte das Erzbistum beschlossen, den Missbrauchsbeauftragten in Zukunft organisatorisch anders auszugestalten. So soll er in Zukunft nicht mehr zur Leitungsebene des Bistums gehören und idealerweise eine externe Person sein, um größere Unabhängigkeit herzustellen. Hinsichtlich der Missbrauchsfälle führte Maier aus, dass für den Zeitraum von 1950 bis 2010 bisher 110 Anzeigen vorlägen. Bis 2010 waren ausschließlich Priester die Beschuldigten, seitdem habe sich das Verhältnis in Richtung beschuldigter pastoraler Mitarbeiter etwas ausgeglichen. Bis auf eine Ausnahme waren alle Täter männlich. Zwar gab es viele Meldungen von Opfern außerhalb der Zuständigkeit der Erzdiözese, die aber dennoch erstmal aufgenommen wurden. Zudem lagen 30 Anzeigen über Heime vor. Hier ging es vor allem um entwürdigende pädagogische Praktiken. Die Grenzen zwischen Misshandlung und sexuellem Missbrauch waren dabei sehr fließend und es wurde eine größere Anzahl von Frauen als Täter benannt. Die meisten Opfer waren zwischen 12 und 17 Jahren alt. Die Täter wurden vor allem als „regressiver Typ“ beschrieben, der zur Sicherung des eigenen Machtbewusstseins agierte. Um seine Arbeit bewältigen zu können, arbeitete das Ordinariat mit den Opferhilfevereinen Wildwasser und Wendepunkt zusammen. Maier unterstrich, das Allerwichtigste sei wahrzunehmen, was die Opfer erlebt haben und wie es ihnen heute gehe. Es gehe dabei nicht um Dinge aus der Vergangenheit, sondern um aktuelle Not.[87] Domkapitular Eugen Maier nahm die Aufgabe des Missbrauchsbeauftragten von 2002 bis Dezember 2010 wahr; seine Nachfolgerin ist die Rechtsanwältin Angelika Musella.[88]
2011 wurde das Erzbistum Freiburg von der Therapeutin eines Missbrauchsopfers beschuldigt, dessen Daten an den Täter weitergegeben zu haben. Das in Rede stehende Opfer wurde von Karl W. missbraucht, einem Priester, der seit 1965 in Vimbuch, später in Weitenung und schließlich ab 1990 in Löffingen tätig war. Er wurde wegen Missbrauchs von acht Minderjährigen zu einer Haftstrafe verurteilt und vom Erzbistum in den einstweiligen Ruhestand versetzt. Als W. im Dezember 2010 im Altersheim den Missbrauch von Jugendlichen in seiner Zeit als Pfarrer gestand, wurde der Fall vom Bistum öffentlich gemacht und weitere Opfer gebeten, sich zu melden. W. soll im Rahmen der Haftbarmachung durch das Erzbistum für die Entschädigung und Therapie eines Opfers dessen Adresse erhalten und es daraufhin kontaktiert haben.[89] Das Bistum räumte den Vorgang ein und sprach von einem Einzelfall.[90]
Im Juli 2014 veröffentlichte das Erzbistum Freiburg die Ergebnisse einer externen Studie, der zufolge es dort seit 1942 mehr als 180 Missbrauchsopfer gab. Verbale, sexuell gefärbte Übergriffe bis hin zu Vergewaltigungen ereigneten sich überwiegend zwischen 1960 bis 1990. Rund 130 Opfer seien von der Kirche finanziell entschädigt worden. In 38 Fällen seien die Täter strafrechtlich verurteilt worden; die meisten blieben ungestraft.[91]
Bistum Fulda
Sechs Fälle soll es im Bistum Fulda geben. Details waren 2010 noch nicht bekannt, aber das Bistum entschuldigte sich für einen 1995 verurteilten Täter aus Großenlüder, dessen Fall bereits 1990 bekannt wurde, der aber lediglich versetzt worden war.[52]
Das frühere Franziskaner-Internat in Großkrotzenburg bei Hanau war in Zusammenhang mit den Missbrauchsfällen genannt worden, wurde jedoch in der weiteren Berichterstattung nicht mehr erwähnt.[92]
Ein Schulpfarrer in Fritzlar wurde angeklagt, sechs Jugendliche in bis zu 164 Fällen sexuell missbraucht zu haben. Am 25. November 2010 wurde er vom Kasseler Landgericht wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern in 155 Fällen zu sieben Jahren Haft verurteilt. Die Kirche entließ ihn aus dem Priesterstand; auch dem Prämonstratenserorden gehört er nicht mehr an.[93]. Die Fritzlarer Niederlassung des Ordens war bereits zum 1. Juli 2010 aufgehoben worden.[94][95][96]
Die Missbrauchsbeauftragte Anne Schmitz sprach im März 2010 von zwei Opfern an der Stiftsschule St. Johann in Amöneburg (Landkreis Marburg-Biedenkopf). Die Vorfälle sollen in den 1970er Jahren stattgefunden haben. Insgesamt verdächtigte das Bistum Fulda drei kirchliche Mitarbeiter.[72] Bis April 2011 wurde das Verfahren bei der Staatsanwaltschaft wegen Verjährung eingestellt.[97][98]
Im März 2011 zeigte sich ein Pfarrer selbst an. Der Missbrauch soll bereits in den 1990er Jahren stattgefunden haben. Betroffen von den Vorwürfen ist der Deutsche Orden.[99] Der Betroffene wurde von seinen Aufgaben als Seelsorger im hessischen Marburg-Schröck entbunden. Von 1997 bis 2009 war der Pater im Bistum Würzburg tätig.[100]
Im Bistum Fulda wurden seit 2010 nach eigenen Angaben insgesamt Vorwürfe gegen acht noch lebende Priester erhoben. In vier Fällen wurden die Beschuldigten strafrechtlich belangt, in drei Fällen war die Straftaten bereits verjährt, ein Fall wurde an die Staatsanwaltschaft Würzburg überwiesen. Sieben weitere Priester wurden beschuldigt, waren aber bereits verstorben. Die Staatsanwaltschaft Hanau hatte elf Fälle festgestellt. In keinem kam es zu einer Verurteilung. Die Staatsanwaltschaft Marburg eröffnete fünf Verfahren, von denen vier wieder eingestellt wurden. Bei der Staatsanwaltschaft Kassel waren fünf Fälle bekannt geworden. Zwei bezogen sich auf die Vorgänge in Fritzlar, ein anderer endete mit einem Strafbefehl wegen Besitzes von Kinderpornographie.[97]
Bistum Görlitz
Das Bistum Görlitz gab 2010 an, keine Fälle von Missbrauch zu kennen.
Erzbistum Hamburg
Im Erzbistum Hamburg bestanden Vorwürfe gegen zwei Tatverdächtige, gegen die die Staatsanwaltschaft ermittelte. Insgesamt haben sich vier Opfer an der Sankt-Ansgar-Schule gemeldet.[52]
Im Kinderhaus St. Josef in Bad Oldesloe soll ein Kaplan in den 1960er Jahren zwei Jungen missbraucht haben.[101]
Im Schullandheim Neu-Börnsen (Kreis Herzogtum Lauenburg) soll ein Priester Anfang der 1950er Jahre eine Frau belästigt haben.[101]
Bistum Hildesheim
2010 bestanden im Bistum Hildesheim Vorwürfe gegen vier Geistliche. Zwei von ihnen entstammten dem Berliner Canisius-Kolleg; darüber hinaus waren ein Pfarrer im Ruhestand und ein Priester aus Wolfsburg betroffen. Zudem wurden bereits verstorbene Geistliche belastet. Insgesamt geht man von über einem Dutzend Opfern aus.[52] Einer der beschuldigten Patres des Berliner Canisius-Kollegs war von 1982 bis 2003 als Seelsorger im Bistum Hildesheim tätig.[102]
Im Juni 2011 wurde der Pfarrer der Gemeinde St. Joseph in Salzgitter festgenommen.[103] Er gestand, in den Jahren 2004 bis 2007 in Braunschweig und Salzgitter drei damals 9 bis 15 Jahre alte Jungen missbraucht zu haben. Bereits 2006 hatte es erste Beschwerden über den Pfarrer gegeben. Ein Ermittlungsverfahren wurde nach kurzer Zeit eingestellt; das Bistum untersagte dem Priester aber den direkten Kontakt zu und die Beschenkung von Kindern. Neuerliche Beschwerden im Jahre 2010 führten dazu, dass das Bistum seine Anweisung erneuerte und mit Beurlaubung drohte.[104] Im Juli 2011 gab es einen tätlichen Übergriff gegen den Pfarrer im Gefängnis.[105] Im Januar 2012 verurteilte das Landgericht Braunschweig den Pfarrer wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern in 36 und schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern in 214 Fällen zu einer sechsjährigen Freiheitsstrafe.[106] Im März 2013 wurde der Mann auf eigenen Wunsch aus dem Klerikerstand entlassen.[107]
Erzbistum Köln
Infolge der Berichte über das Berliner Canisius-Kolleg wurden auch Missbrauchsfälle am ebenfalls von den Jesuiten geleiteten Aloisiuskolleg in Bonn bekannt.[45] Bis März 2010 waren hier ca. 30 Opfer bekannt.[72] Um eine lückenlose Aufklärung zu ermöglichen, trat am 8. Februar 2010 der Rektor Pater Theo Schneider zurück.[102] In Reaktion auf die Missbrauchsfälle wurde eine eigene Webseite eingerichtet.[108] Am 10. Dezember 2010 stellte die Schule ein umfassendes Präventionskonzept[109] zur Verhinderung zukünftiger Missbrauchsfälle vor.[110][111] Das Aloisiuskolleg veröffentlichte Ende Oktober 2010 einen ersten Zwischenbericht, worin die Grenzverletzungen gegenüber Schülern durch dortige Mitarbeiter von 1950 bis 2008 dokumentiert werden.[109]
Am 15. Februar 2011 wurde schließlich der Abschlussbericht über die am Aloisiuskolleg geschehenen Missbrauchsfälle veröffentlicht. Insgesamt lagen für den Bericht, der den Zeitraum von 1950 bis 2010 umfasste, Angaben von 175 Personen über Grenzverletzungen vor. 58 Personen berichteten, selbst Grenzverletzungen erlebt zu haben. Belastet wurden insgesamt 23 Personen (18 Ordensmitglieder und 5 weltliche Mitarbeiter). Die Mehrzahl (14 Ordensmitglieder und 3 weltliche Mitarbeiter) war in den 1950er und 1960er Jahren am Aloisiuskolleg tätig. 31 von 58 Berichten betreffen einen Pater, der von 1968 bis 2008 am Aloisiuskolleg lebte und arbeitete. Hinweise auf vorsätzliche Vertuschung fanden sich nur in einem Fall Anfang der 1960er Jahre. Der Bericht konnte daher den Vorwurf einer systematischen Vertuschung der Fälle nicht bestätigen. Stattdessen wurde vor allem kritisiert, dass in der Regel gar nicht erst hingesehen wurde. So wurde Hinweisen nicht nachgegangen, sahen sich Verantwortliche als nicht zuständig an oder betrachteten die Vorkommnisse durchweg als Einzelfälle. Der Abschlussbericht identifizierte dazu mehrere strukturelle Risikofaktoren, die das beschriebene Verhalten begünstigt hätten. Benannt wurden zum einen Mängel in den Organisationsabläufen wie das Fehlen eines Kommunikations- und Dokumentationssystems, aber auch das frühere Werte- und Normensystem des Jesuitenordens, das durch mangelnde Transparenz und Kontrolle sowie Abschottungstendenzen Machtmissbrauch mit ermöglicht habe.[112] Der Bericht wurde von einzelnen Missbrauchsopfern dahingehend kritisiert, dass nicht alle berichteten Vorfälle in diesen aufgenommen worden wären.[113]
Die Bonner Staatsanwaltschaft ermittelte 2010 außerdem gegen den Hausmeister einer Pfarrgemeinde. Der Mann wurde vom Dienst suspendiert und hat Hausverbot. Zur selben Zeit ermittelte auch die Staatsanwaltschaft Aachen gegen einen verdächtigen Priester, der zu der Zeit in einem Pflegeheim lebte.[52]
Am 18. Februar 2010 machten die Pallottiner Fälle sexuellen Missbrauchs in dem früheren, 1967 geschlossenen Konvikt Sankt Albert in Rheinbach bei Bonn bekannt, wonach 2008 ein ehemaliger Schüler angegeben hatte, er und zwei weitere Jungen seien Anfang der 1960er Jahre von einem Pater missbraucht worden. Der beschuldigte Pater sei in den 1960er Jahren aus dem Orden ausgeschieden.[114] Zu den Betroffenen in Rheinbach zählt Wolfgang Niedecken.[115]
Im Februar 2011 suspendierte das Erzbistum Köln einen Gemeindepfarrer im oberbergischen Morsbach. Der Pfarrer hatte dem Erzbistum gegenüber verheimlicht, dass er 2010 eine Bewährungsstrafe wegen sexuellen Missbrauchs eines Kindes vor 20 Jahren erhalten hatte. Das Erzbistum erfuhr von dem Fall erst durch die Anwältin des Opfers. Die Angelegenheit wurde an die Kurie zur Prüfung weiterer kirchenrechtlicher Konsequenzen überstellt.[116][117]
Im Erzbistum Köln soll es nach Aussagen des Bistums nach Abarbeitung aller Hinweise vier Fälle geben, in denen die Opfer noch leben; einer der Täter, ein Priester, hat seine Täterschaft zugegeben.[50]
Vom Missbrauchsbeauftragten des Ordens der Redemptoristen, Herrn Merzbach, vorsitzender Richter am Amtsgericht Leverkusen, werden in seinen Zwischenberichten mehrere Missbrauchsfälle am Collegium Josephinum in Bonn in den 50er und 60er Jahren berichtet. Das Collegium Josephinum war ein Internat der Redemptoristen in Bonn, das bis 1984 bestand und heute als reine Privatschule in der Trägerschaft der Redemptoristen geführt wird. Die Zwischenberichte sind abrufbar auf der Homepage des Vereins „Missbrauchsopfer Collegium Josephinum Bonn und Redemptoristen“ e.V.: [5]
Der Spiegel kritisierte im Mai 2012, dass am Collegium Josephinum in Bonn ein Pater ein Präventionskonzept gegen sexuellen Missbrauch erarbeiten sollte, der in der Vergangenheit mit fragwürdigen Zäpfchenpraktiken gegenüber Jugendlichen aufgefallen war.[118] Im November 2013 berichtet die Osnabrücker Zeitung über einen Pädagogen im Ruhestand, der nach 55 Jahren eine Klage gegen 4 ehemalige Patres der Redemptoristen anstrebt.[119]
Bistum Limburg
2010 waren im Bistum Limburg mindestens zehn erhärtete Verdachtsfälle bekannt. Die Fälle lagen größtenteils in den 1950er bis 1970er Jahren; mutmaßliche Täter waren kirchliche Mitarbeiter und Priester. In den 1990er Jahren soll ein Priester im Westerwald einen Jungen missbraucht haben; wegen Verjährung stellte die Staatsanwaltschaft ein Verfahren gegen ihn ein. Die Staatsanwaltschaft Frankfurt ermittelte gegen einen ehemaligen (entlassenen) Kirchenmitarbeiter.[52][72]
In den 1950er und 1960er Jahren verübten laut Presseberichten im Kinderheim Vincenzhaus Hofheim (in Hofheim) der Frankfurter Caritas ehemalige Erzieher Misshandlungen und sexuelle Übergriffe an Kindern. Drei Opfer sind bekannt.[72]
Bis April 2011 wollte sich das Bistum nicht detailliert zu Missbrauchsfällen äußern. Die Staatsanwaltschaft Frankfurt/Main hat von zehn Anzeigen drei abgegeben und die übrigen sieben wieder eingestellt. Bei der Staatsanwaltschaft Wiesbaden wurde wegen Verjährung ein Verfahren gegen einen Priester eingestellt.[97]
Bis Mitte 2011 wurden beim Bistum Limburg fünf Entschädigungsanträge wegen sexuellen Missbrauchs durch Angehörige des Bistums gestellt.[120]
Der Heimleiter des Sankt Vincenzstifts Aulhausen beging im September 1970 Suizid; ein interner Ermittlungsbericht (2010) spricht von übereinstimmenden Aussagen über vollzogene oder versuchte Vergewaltigung sogar während der Beichtsituation; es gebe „keine Zweifel an den Missbrauchshandlungen“ des Heimleiters.[121]
Nachfolger dieses Heimleiters wurde Franz Kaspar (später von 2008 bis 2013/14 Generalvikar des Bistums).
Im April 2014 wurde bekannt, dass die Offenlegung eines Missbrauchsfalls aus den 1960er und 1970er Jahren verhinderte, der während seiner Zeit als Heimleiter des Sankt Vincenzstifts Aulhausen geschehen war.[122] Kaspar verbreitete am 8. April 2014 eine Erklärung; der Missbrauch tue ihm „unendlich leid“; dafür bitte er um Entschuldigung. Es sei Unrecht geschehen. Kaspar ging nicht auf Vorwürfe ein, er habe von Missbrauch gewusst und dazu geschwiegen.[123]
Zuvor hatte Kaspar ein Strafverfahren wegen übler Nachrede gegen ein Opfer betrieben, das 1981 ein Buch veröffentlicht hatte; gegen die Verbreitung des Buches hatte Kaspar eine einstweilige Verfügung erwirkt. Das Strafverfahren endete in einem Vergleich.[122] Das Buch erschien im September 2012.[124][125] Am 3. April 2014 stellte das Stift Ergebnisse einer Telefonhotline vor.[126]
Bistum Magdeburg
Im April 2012 wurde ein Pfarrer des Bistums aufgrund des Besitzes kinderpornografischer Schriften angeklagt. Vorher war der Geistliche in der Pfarrei Edith Stein in Wolfen-Zörbig tätig. Er wurde bereits November 2011 beurlaubt.[127] Er wurde wegen des Besitzes von mehr als 4000 kinderpornografischen Fotos zu einer Bewährungsstrafe verurteilt.[128]
Bistum Mainz
1981 schrieb ein Bewohner des Knabenkonvikts in Bensheim einen Brief an den damaligen Bischof Hermann Volk. Er berichtete dabei von Missbrauch an ihm und weiteren Mitschülern, worauf der Domdekan die Opfer zu einem Gespräch einlud, das jedoch nicht zustande kam. Der Konvent war 1981 schon geschlossen worden. Der Brief wurde 2010 wiederentdeckt. Für Berichte über Vorwürfe, die schon in den 1970ern erhoben worden waren, ließen sich keine schriftlichen Belege finden. Das Bistum rief Opfer auf, sich beim Missbrauchsbeauftragten zu melden.[129] Daraufhin erhoben 15 ehemalige Schüler Vorwürfe von Misshandlung und Missbrauch.[102] Sie betrafen insbesonderes einen Sozialarbeiter, der von 1973 bis 1979 das Internat leitete.[52]
Anfang 2010 wurden Vorwürfe gegen einen Pfarrer im Altkreis Lauterbach, Dekanat Alsfeld, erhoben. Die Vorwürfe bezogen sich auf die Jahre 1991 und 1992.[130] Die Staatsanwaltschaft stellte die Ermittlungen Ende 2010 wegen Verjährung ein. Ein Opfer berichtete anonym in einem Zeitungsartikel.[131] Im Februar 2011 teilte der Justiziar des Bistums Mainz, Michael Ling, bei einer Gemeindeversammlung in Grebenhain mit, dass gegen den Vogelsberger Priester, der in den 80er-Jahren eine nicht genau bekannte Zahl von Jungen missbraucht haben soll, ein kirchliches Strafverfahren eingeleitet worden sei.[132] Im März 2011 verstarb der beschuldigte Priester nach jahrelanger Pflege im Bruder-Konrad-Stift, dem katholischen Alten- und Pflegeheim der Marienschwestern in Mainz. Im Nachruf von Weihbischof Werner Guballa hieß es: „In den letzten Jahren wurden schwere Missbrauchsvorwürfe gegen Pfarrer […] erhoben. Die Fakten, die dann im Laufe der Ermittlungen zutage traten, haben uns zutiefst erschüttert und beschämt.“[133] Einem Artikel des Kreis-Anzeigers vom 19. März 2011 zufolge soll der Pfarrer die Taten systematisch geplant und den Missbrauch auch in Räumen der Gemeinde durchgeführt haben.[134]
Die Bearbeitung des Vorganges durch das Bistum löste in der Pfarrgemeinde Grebenhain vielfachen Unmut aus. Zum einen fühlte man sich vom Generalvikariat alleine gelassen, zum andern empfand man die Darstellung der Sachverhalte durch den Justiziar des Bistums als unangemessen.[135]
2010 wurden auch Vorwürfe gegen einen Priester des Bistums bekannt, der auch Mitglied des Schönstatt-Instituts in Simmern bei Koblenz ist. Der Priester war zu dem Zeitpunkt in Washington, D.C. und wurde verdächtigt, in den 80er- und 90er-Jahren sexuelle Beziehungen zu weiblichen Jugendlichen und jungen Frauen unterhalten zu haben. Unter den mutmaßlichen Opfern befand sich jedoch kein Missbrauchsfall mit einer Unter-14-Jährigen. Die Vorfälle waren bereits 2004 durch ein Opfer bekannt geworden, allerdings wurde damals nicht das Bistum verständigt. Das Schönstatt-Institut bat stattdessen lediglich um Versetzung des Mannes.[136]
Bei der Staatsanwaltschaft Gießen war im April 2011 noch ein Verfahren gegen einen 84-jährigen Priester anhängig, der in den 1990er Jahren ein Opfer sexuell missbraucht haben soll.[97]
Bis Juni 2011 wurden beim Bistum Mainz 13 Anträge auf Entschädigung wegen sexuellen Missbrauchs durch Angehörige des Bistums gestellt.[12
weiteres dazu im Link,weil der Beitrag einfach zu groß ist:
https://de.wikipedia.org/wiki/Sexueller_Missbrauch_in_der_r%C3%B6misch-katholischen_Kirche
Einführung
Nach Skandalen in Irland und den USA wurden seit Anfang 2010 auch in Deutschland Sexualdelikte in katholischen Einrichtungen in größerem Umfang bekannt. Zum großen Teil hatte keine Strafverfolgung der Täter durch Staatsanwaltschaft oder Polizei stattgefunden. Opfer erhielten keinen oder unzureichenden Schutz. Daher steht das Verhalten kirchlicher Institutionen in der Kritik (siehe auch: Kirchenkritik), auch wenn diese Delikte von höchster kirchlicher Stelle wiederholt öffentlich verurteilt wurden und schwere Vergehen gegen Recht und Moral der römisch-katholischen Kirche darstellen.
Juristisch werden sexueller Missbrauch von Kindern und Jugendlichen durch die jeweilige gesetzliche Festlegung des Schutzalters voneinander abgegrenzt. Zu den Formen zählen unmittelbar geschlechtliche Handlungen mit und ohne Geschlechtsverkehr und auch das Zeigen pornografischer Medien. Zu den in Frage kommenden Tatbeständen gehören ferner Vergewaltigung, sexuelle Nötigung, sexueller Missbrauch von Schutzbefohlenen oder Widerstandsunfähigen sowie Straftaten im Zusammenhang mit Exhibitionismus, Jugend- oder Kinderpornografie.
Die Missbrauchshandlung kann sich über Jahre erstrecken. Opfer sexuellen Missbrauchs können auch hierarchisch Untergebene sein, etwa Nonnen und Seminaristen oder im Rahmen des Beichtsakramentes Pönitenten. Eine weitere Gruppe von Opfern können hilfsbedürftige Menschen in Einrichtungen sein. Die Täter entstammen nicht nur der Gruppe der Kleriker, sondern auch der der Laien wie zum Beispiel Lehrern und weiteres Personal, in Heimen auch Mitzöglinge.
Bei der Diskussion des Hintergrunds werden allgemein Sexualität, sexuelle Orientierung sowie wie Verdrängung von Sexualität und der Zölibat angesprochen, im engeren Rahmen auch
Pädophilie (seltener auch als „Pädosexualität“ bezeichnet),
Präferenzstörungen und
Hebephilie (sexuelle Vorliebe für pubertierende Mädchen oder Jungen).
Ersatzobjekttäter vergreifen sich an Ersatzobjekten (beispielsweise Opfern die nicht hinreichend Widerstand leisten können), die nicht ihrer eigentlichen sexuellen Präferenz entsprechen (dissexuelles Verhalten).
Empirische Daten für Missbrauch durch katholische Geistliche oder andere Mitarbeiter der katholischen Kirche gibt es kaum; die vorhandenen Schätzungen aus verschiedenen Ländern kommen zu unterschiedlichen Ergebnissen, die besagen, dass zwischen 1 und 5 % der Kleriker durch Missbrauch aufgefallen sind. Manche gehen davon aus, dass überdurchschnittlich viele Kleriker pädophil veranlagt sind, andere hingegen, dass der Anteil unter dem Durchschnitt der Gesamtbevölkerung liegt.
Die Dunkelziffer wird bei Taten sexuellen Missbrauchs allgemein als sehr hoch eingeschätzt.[1][2][3][4]
Entwicklung im deutschen Sprachraum
Deutschland
19. Jahrhundert
Vorwürfe sexuellen Missbrauchs durch Geistliche und Ordensleute machen einen Großteil des Pfaffenspiegels aus, eines in Deutschland weit verbreiteten antikatholischen Pamphlets, das nach seinem Erscheinen 1845 bis ins 20. Jahrhundert hinein immer neue Auflagen erlebte.[5] Der Verfasser Otto von Corvin bemüht sich, die katholische Kirche als vernunftfeindlich und bigott darzustellen. Zu diesem Zweck breitet er über lange Strecken die Topik des „geilen Pfaffen“ aus, der die intime Situation der Beichte sexuell ausnutze, wie sie etwa in zahlreichen Schwänken und Mären des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit immer wieder erzählt und variiert wurde.[6][7][8] Anders als der Diskurs der frühneuzeitlichen Dichtung, in dem Pädokriminalität nicht vorkommt,[9] ergeht sich Corvin auch in der Schilderung von angeblichen „schändlichen Verführungen, die unter Leitung der Mönche stehenden Knaben ausgesetzt sind, und ein jeder Vater wird daraus erkennen können, wie höchst gefährlich es für seine Kinder ist, wenn er diese in Klosterschulen unterrichten lässt.“[10]
Die Historikerin Irmtraud Götz von Olenhusen untersuchte in einer sozialhistorischen Arbeit von 1994 den badischen Klerus im 19. Jahrhundert und kam dabei auch auf mehrere Fälle zu sprechen, in denen Priestern Vergewaltigung oder Unzucht mit Minderjährigen vorgeworfen wurde.[11]
NS-Zeit
Sittlichkeitsprozesse gegen Ordensangehörige und Priester
Siehe auch: Sittlichkeitsprozesse gegen Ordensangehörige und Priester im Nationalsozialismus
Im April 1935 kam es nach einer Strafanzeige gegen Ordensleute der Franziskanerbrüder vom Heiligen Kreuz in Waldbreitbach zu einem Ermittlungsverfahren wegen Vergehen nach § 175, Unzucht zwischen Männern. Teilweise wurde auch nach § 174, Unzucht mit Abhängigen, angeklagt, wenn es sich bei den Betroffenen um Pfleglinge oder Zöglinge aus den Einrichtungen der Beschuldigten handelte.[12] Die von der Geheimen Staatspolizei geführten Ermittlungen wurden im Herbst 1935 im Zuge der sogenannten Devisenprozesse, als Gerichte illegale Geldüberweisungen von Ordensgemeinschaften ins Ausland juristisch ahndeten, auf andere Kongregationen ausgedehnt. In der Folge gingen die Strafverfolgungsbehörden mit dem im Juni 1935 verschärften § 175 auch gegen Geistliche und Priester außerhalb von Klöstern vor. Die Prozesse wurden während der Olympischen Spiele in Berlin im August 1936 unterbrochen, danach aber wieder aufgenommen. Im Hirtenbrief der Fuldaer Bischofsversammlung vom August 1936 „hatte der deutsche Episkopat amtlich und öffentlich klargestellt, daß die Kirche gegen die Koblenzer Prozesse keinen Einspruch erhebe“, zugleich wurde aber die NS-Propaganda, die gegen die katholische Kirche generell vorgehe, zurückgewiesen.[13] Der Heilige Stuhl protestierte erneut mit der Enzyklika Mit brennender Sorge vom März 1937, was aber nicht zu einem Ende der Kampagne führte. Bis Ende des Jahres 1937 waren allein bei der eigens eingerichteten Sonderstaatsanwaltschaft in Koblenz etwa 2500 Ermittlungsverfahren anhängig oder abgeschlossen. Ein Großteil davon wurde „mangels Beweises, wegen Geringfügigkeit, Verjährung oder einer Sechsmonate-Amnestie von August 1934“ im Vorverfahren erledigt.[14] Wenige juristisch unklare Fälle wurden erst Jahre später abgeschlossen.
Insgesamt kam es zu über 250 Strafprozessen, die seinerzeit nicht etwa vor NS-Sondergerichten, sondern vor ordentlichen Landgerichten geführt und auch von der römisch-katholischen Kirche anerkannt wurden.[15] Die gerichtlichen Verfahren „scheinen“ nach Hockerts „durchwegs juristisch vertretbar“ zu sein und endeten in rund 40 Fällen mit einer Einstellung oder Freisprüchen. Geständige Angeklagte, darunter etwa 170 Ordensangehörige und 64 Geistliche, wurden zumeist mit Freiheitsstrafen zwischen einem und zwei Jahren bestraft.[16] Die verurteilten Täter wurden in der Regel auch kirchenrechtlich verfolgt und die Waldbreitenbacher Gemeinschaft auf Betreiben des Trierer Bischofs 1937 aufgelöst.[16] Im Sommer 1937 wurde die Prozessserie ohne ersichtlichen Anlass abgebrochen. Die Prozesse wurden von der NS-Propaganda ausgeschlachtet, um die römisch-katholische Kirche an sich diskreditieren zu können.
Die genaue Anzahl der Missbrauchsopfer und deren Schicksal sind nicht bekannt. Die hohe Zahl an Verurteilten kam nach Hockerts durch eine ungewöhnliche Summierung homosexueller Vergehen in wenigen Laienkongregationen zustande.[17] Die verurteilten Täter wurden in der Regel auch kirchenrechtlich verfolgt.[18] Zum Teil wurden Verurteilte nach der Strafverbüßung, Angeschuldigte nach der Entlassung aus der Untersuchungshaft und Freigesprochene von der Gestapo anschließend in Schutzhaft genommen und in die Konzentrationslager gebracht.[19]
Weiteres
Als zufällig bekannt gewordener sexueller Missbrauch von Abhängigen sind beispielsweise die Übergriffe des Internatsleiters der Regensburger Domspatzen, Friedrich Zeitler, zu nennen. So gestand der Priester Zeitler in einem Strafprozess wegen Unzucht mit Abhängigen von 1959, dass er einen Zögling bereits 1941 im Domspatzen-Internat sexuell missbraucht hatte.[20]
Bundesrepublik Deutschland
Rechtliche Lage
Sexueller Missbrauch von Jugendlichen ist im deutschen Strafrecht nach § 182 des deutschen Strafgesetzbuchs (StGB) je nach Situation ein Offizialdelikt, das von Amts wegen verfolgt wird, oder ein Antragsdelikt, das nur bei Strafantrag des Geschädigten verfolgt wird.
Der sexuelle Missbrauch von Kindern ist nach § 176 und § 176a StGB immer ein Offizialdelikt.
Zum Bereich der Pädokriminalität zählt auch Kinderpornografie.
Verjährung
In Deutschland verjährt sexueller Missbrauch von Kindern strafrechtlich zehn Jahre nach der Vollendung des 18. Lebensjahres des Opfers. In besonders schweren Fällen beträgt die Frist 20 Jahre, gerechnet ab dem gleichen Zeitpunkt. Der Anspruch auf Schadensersatz verfällt bereits drei Jahre nach dem 21. Geburtstag.[21]
Für in der DDR begangene Taten galten teilweise kürzere Verjährungsfristen. Wenn diese vor der Wende abgelaufen waren, war auch keine strafrechtliche Verfolgung mehr innerhalb der in der Bundesrepublik geltenden Frist möglich.[22]
Eine von Norbert Denef eingereichte Petition zur Aufhebung der Verjährungsfristen im Zivilrecht für sexuellen Missbrauch von Kindern wurde vom Deutschen Bundestag noch im Dezember 2008 mit der Begründung abgelehnt, „der Rechtsverkehr benötigt klare Verhältnisse und soll deshalb vor einer Verdunkelung der Rechtslage bewahrt werden, wie sie bei späterer Geltendmachung von Rechtsansprüchen auf Grund längst vergangener Tatsachen zu befürchten wäre.“
Seit 2010 mehren sich unter dem Eindruck der zahlreichen Enthüllungen von Missbrauchsfällen in kirchlichen und nichtkirchlichen Institutionen die Forderungen, die zivil- wie auch die strafrechtliche Verjährung zu verlängern, um auch nach jahrzehntelangem Schweigen der Opfer diesen die Möglichkeit zur gerichtlichen Ahndung und zur zivilrechtlichen Durchsetzung von Entschädigungen zu geben.[21] Am 6. Dezember 2011 beschloss der Bundesparteitag der SPD, sich für eine Aufhebung der Verjährungsfristen im Bundestag einzusetzen.[23]
Keine Anzeigepflicht
Es gibt derzeit in Deutschland keine allgemeine Anzeigepflicht bei sexuellem Missbrauch, weder bei bereits begangenen noch bei geplanten Straftaten. 2003 legte die damalige Bundesjustizministerin Brigitte Zypries (SPD) einen Gesetzentwurf vor, der den sexuellen Missbrauch von Kindern, die sexuelle Nötigung und Vergewaltigung und den sexuellen Missbrauch widerstandsunfähiger Personen in die Vorschrift über die Nichtanzeige geplanter Straftaten – § 138 StGB – aufnehmen sollte (Anzeigepflicht). Jeder sollte danach mit Strafe bedroht werden, der Kenntnis von einem geplanten oder andauernden Missbrauch erlangt hat und diesen nicht anzeigt.[24] Dieser Entwurf wurde wegen Kritik aus therapeutischen Fachkreisen wieder zurückgezogen.[25] So berichtet der Psychiater Norbert Leygraf aus seiner Tätigkeit als Gutachter bei Verdacht des sexuellen Missbrauchs in der Kirche, dass ein Teil der Opfer das Einschalten der Strafverfolgungsbehörden nicht wünsche und ablehne.[25][26] Zentrales Dilemma der Geschädigten bleibt die Beweisfähigkeit für Beschuldigungen beim Fehlen von Zeugen.[27]
Entwicklung bis Ende 2009
1993 forderte der Bund der Deutschen Katholischen Jugend in einem Brief an die Deutsche Bischofskonferenz die Integration des Themas Sexuelle Gewalt in die Lehrpläne für die Aus- und Fortbildung, die Einrichtung von kirchlichen Beratungsstellen für die Opfer und die Bereitstellung von Therapieplätzen für die Täter.[28]
Anlässlich des Erscheinens der deutschen Übersetzung der US-amerikanischen Fallsammlung von Elinor Burkett und Frank Bruni unter dem Titel Das Buch der Schande. Kinder, sexueller Missbrauch und die katholische Kirche im Jahr 1995 berichtete der Spiegel von drei Gerichtsverfahren in den Jahren 1993 bis 1995 und kritisierte in Bezug auf einen Fall im Bistum Augsburg, in dem ein Diözesanpriester zu vier Jahren Haft verurteilt wurde, das Verhalten von Bischof Josef Stimpfle und Generalvikar Eugen Kleindienst.[28] Allgemein wertete der Artikel die Versetzungspraxis als „Nachsicht für die Täter, Gleichgültigkeit gegenüber den Opfern und vorsätzliches Vertuschen“.[28]
Im Jahr 1995 leitete die Staatsanwaltschaft Kassel Ermittlungsverfahren gegen Weihbischof Johannes Kapp und Erzbischof Johannes Dyba ein, um die Praxis der Versetzung ohne Amtsenthebung pädokrimineller Priester zu überprüfen.[29] Das Verfahren wegen Verletzung der Fürsorgepflicht wurde bereits im November 1996 wegen geringer Schuld (gem. § 153 Abs. 1 StPO) wieder eingestellt. Die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt/Main hob am 17. Januar 1997 die Entscheidung der Staatsanwaltschaft Kassel auf und stellte das Verfahren gegen Kapp und Dyba gem. § 170 Abs. 2 StPO ein (Az. Zs 2187/96). In strafrechtlicher Hinsicht sah diese Behörde nicht einmal mehr eine geringe Schuld der Bischöfe. Ein Klageerzwingungsverfahren, das die Mutter eines missbrauchten Messdieners angestrengt hatte, wurde am 5. März 1997 durch das Oberlandesgericht Frankfurt/Main aus formalen Gründen verworfen (Az. 2 WS 19/97 + 2 ARs 26/97).[30]
Für die Dokumentation Tatort Kirche: Sexueller Missbrauch durch Priester des Südwestrundfunks, die am 1. September 2002 gesendet wurde, hatte mehr als die Hälfte der 27 deutschen Bistümer dem Filmemacher Thomas Leif gegenüber mindestens 47 Fälle in den vergangenen 30 Jahren schriftlich eingeräumt. Während einige Diözesen konkrete Angaben verweigert hätten, seien insbesondere die Bistümer Hildesheim und Rottenburg-Stuttgart offen mit dem Thema umgegangen.[31]
In einem Bericht aus dem Jahre 2007 erwähnte Die Zeit zwei Priester des Bistums Würzburg, darunter einen Fall aus Sandberg, die sexuelle Übergriffe auf Kinder begangen hatten. Erwähnt wurden zudem ein Fall aus Krefeld, Bistum Aachen, ein verurteilter Pfarrer aus Hessen, ein zurückgetretener Pfarrer aus dem Allgäu, ein zu zwei Jahren Haft verurteilter Priester aus dem Emsland, ein schwäbischer Pfarrer, der wegen Missbrauchs in 59 Fällen zu drei Jahren Haft verurteilt wurde, ein Seelsorger aus Coburg und ein Pater aus Südbaden, die beide zu zwei Jahren verurteilt worden waren. In dem Bericht wurde auch nochmal auf Klaus Jung verwiesen, der 1995 von der Diözese Hildesheim wegen Verdachts der Pädophilie suspendiert worden war. Zum Zeitpunkt des Berichts liefen gegen Priester in der Bundesrepublik 13 Verfahren.[32]
Im September 2007 distanzierte sich die Bischofskonferenz erneut von Priestern, die des sexuellen Missbrauchs schuldig werden. Karl Kardinal Lehmann betonte, dass jeder Fall „ein Fall zu viel“ sei und die Kirche alles tun wolle, um diese „mit allen Kräften aufzudecken“. Wenn jemand „schuldig geworden ist, darf er auf gar keinen Fall in der normalen Seelsorge beschäftigt werden.“ Lehmann äußerte sich damit erstmals zu dem mutmaßlichen Missbrauchsfall in der Diözese Regensburg, wo entgegen den Richtlinien von 2002 ein bereits einschlägig vorbestrafter Geistlicher in einer Gemeinde eingesetzt wurde und dort im August unter dem Verdacht verhaftet wurde, jahrelang einen Ministranten missbraucht zu haben.[33]
Ein in Viechtach und Riekofen tätig gewesener Priester wurde in den Jahren 2000 und 2008 jeweils zu Freiheitsstrafen wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern verurteilt, im zweiten Fall ohne Bewährung.[34]
2006 erschien das Buch Schläge im Namen des Herrn; es dokumentierte Ausbeutung, Misshandlung und sexuellen Missbrauch in Kinderheimen in der Zeit zwischen 1945 und 1970, darunter auch in kirchlich geführten. Die Bedingungen waren infolge der Heimkampagne der APO Ende der 1960er Jahre verbessert worden. 2008 fand eine Anhörung vor dem Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages statt.[35]
Zur Aufarbeitung wurde deswegen Anfang 2009 der Runde Tisch Heimerziehung eingerichtet, mit Johannes Stücker-Brüning, Geschäftsführer der Caritaskommission der Deutschen Bischofskonferenz, und Mario Junglas, Direktor des Berliner Büros des Deutschen Caritasverbandes als Vertretern der katholischen Kirche. Ehemalige Heimkinder berichteten über sexuelle Übergriffe und sexuelle Gewalt unterschiedlichster Formen sowie unterschiedlicher Dauer – bis hin zu schwerer und sich jahrelang wiederholender Vergewaltigung. In den Jahren 1945 bis 1975 unterstanden etwa 60 % der rund 3000 Heime den beiden großen kirchlichen Konfessionen; als Täter wurden dort auch Ordensleute und Geistliche benannt.[36] Berichtet wurden auch sexuelle Übergriffe durch Mitzöglinge.[37]
Entwicklung seit 2010
Im Unterschied zu den Vereinigten Staaten oder Irland ging der Anstoß für eine gesamtgesellschaftliche Debatte über Missbrauchsfälle in der römisch-katholischen Kirche in Deutschland von einer kirchlichen Institution aus, dem Canisius-Kolleg in Berlin. Nachdem der Rektor, der Jesuit Klaus Mertes, wegen mehrerer ihm bekannt gewordener Missbrauchsfälle an Kindern und Jugendlichen aus den 1970er und 1980er Jahren[38][39][40] einen Brief[41] an die Absolventen der betroffenen Jahrgänge gerichtet hatte, um damit „beizutragen, dass das Schweigen gebrochen wird“, wurde dieser Brief am 28. Januar 2010 über die Medien der Öffentlichkeit bekannt.[42] Der Artikel, der die Diskussion um Missbrauch ins Rollen brachte, erschien in derselben Ausgabe der Berliner Morgenpost, in der auch die ersten Ausschnitte des Briefes veröffentlicht wurden. Die Morgenpost titelte auf Seite eins: „Canisius-Kolleg: Missbrauchsfälle an Berliner Eliteschule“.[43] Der Artikel wurde mit dem Wächterpreis ausgezeichnet und löste eine Welle der Berichterstattungen über das Thema aus. Damit regte er die Missbrauchsdebatte besonders im Hinblick auf christliche Institutionen an. Dabei wurden auch Fälle, die schon länger zurücklagen und keine angemessene Aufmerksamkeit erhalten hatten, wieder aufgegriffen. 1999 wurden beispielsweise Missbrauchsfälle an der Odenwaldschule (Privatschule, nicht kirchlich geführt) durch den Artikel „Der Lack ist ab“[44] in der Frankfurter Rundschau bekannt gemacht. Zahlreiche weitere Meldungen von Opfern führten bis Ende Juni 2010 zu einer deutschlandweiten Debatte über sexuellen Missbrauch in der römisch-katholischen Kirche im In- und Ausland.
Am Beginn der Debatte, im Februar 2010, berichtete Der Spiegel, dass 24 von 27 von der Zeitschrift befragten Bistümern angaben, dass seit 1995 insgesamt mindestens 94 Verdachtsfälle von Missbrauch durch Kleriker und Laien bekannt geworden seien; in 30 Fällen kam es zu Verurteilungen. Keine Angaben machten die Bistümer Limburg, Regensburg und Dresden-Meißen.[45]
Übersicht der bekannt gewordenen Fälle nach Bistümern geordnet
Bis Ende 2013 stellten laut dem Missbrauchsbeauftragten der Deutschen Bischofskonferenz, Triers Bischof Stephan Ackermann, rund 1300 Betroffene einen Antrag auf Entschädigung. In den allermeisten Fällen habe die zuständige Koordinierungsstelle eine Geldzahlung von rund 5000 Euro empfohlen.[46]
Bistum Aachen
In den 1950er- und 1960er-Jahren sollen im Jülicher Gymnasium Haus Overbach, das von den Oblaten des hl. Franz von Sales getragen wird, elf Schüler missbraucht worden sein.[47]
In den 1990er-Jahren hat der Pfarrer der Gemeinde St. Josef in Krefeld mehrere Jungen missbraucht. Er wurde zu vier Jahren Haft verurteilt und aus dem Klerikerstand entlassen.[48] Der Spiegel berichtete 2002, dass bei einer Durchsuchung des Pfarrhauses 58.000 Kinderporno-Bilder und 300 Videokassetten gefunden worden seien, die größtenteils von dem Pfarrer erstellt worden seien. Erste Vorwürfe gegen den Geistlichen soll es schon 1972 gegeben haben. Dem Spiegel zufolge gehörte er einem lokalen Pädophilen-Netzwerk an, zu dem neben anderen auch ein Erzieher im Kirchendienst und ein Kirchenmusiker gehört haben sollen. Einige Mitglieder sollen mehrfach verurteilt worden sein.[49]
2010 lief ein strafrechtliches Verfahren gegen einen Priester, der in Südafrika lebte und Selbstanzeige bei der Staatsanwaltschaft in Krefeld gestellt hatte. Der Mann war auch in Südafrika wegen Missbrauchs angeklagt. 15 Missbrauchsvorwürfe in Deutschland waren bereits verjährt.[50]
Im Bistum Aachen soll es insgesamt 24 Priester geben, die sich in den letzten 65 Jahren an Jugendlichen vergangen haben. Bis 2010 waren nur acht Fälle bekannt. Von den angeschuldigten Priestern leben noch acht. Die Beschuldigungen gegen drei der 24 Priester liegen in den Jahren 1990 bis 2010. Die beschuldigten Priester wurden von Bischof Heinrich Mussinghoff aller ihrer Ämter enthoben und suspendiert, ein Priester wurde aus dem Klerikerstand entlassen.[50]
Bis Ende Juli 2011 zahlte das Bistum Aachen eine Entschädigung an 15 Missbrauchsopfer. Insgesamt hatten sich seit 2010 65 Missbrauchsopfer gemeldet, 26 von diesen beantragten eine Entschädigung.[51]
Bistum Augsburg
Bezüglich des Maristen-Internats im bayerischen Mindelheim richteten sich die Hauptvorwürfe gegen die Informationspolitik der Ordensgemeinschaft. 2007 war der langjährige Internatsleiter von seiner Aufgabe entbunden worden, ohne dass man alle Eltern darüber informiert hatte, dass gegen ihn ermittelt wurde, weil er sich an mindestens 10 bis 15 Jungen vergangen haben sollte. Er wurde mittlerweile wegen sexuellen Missbrauchs verurteilt.[52]
Von Missbrauchsvorwürfen betroffen war ein ehemaliges Heim der Salesianer Don Boscos in Augsburg.[52] Der betroffene Ordensmann legte eine eidesstattliche Erklärung ab, dass er sich nichts habe zu Schulden kommen lassen. Seitens der Salesianer erklärte Josef Grünner, der deutsche Provinzial der Salesianer, im Februar 2010, vorerst dem Mitbruder Glauben zu schenken.[53]
Weiterhin bekannt wurde der Fall eines Priesters, der sich auf Druck des Bistums wegen einer Tat aus dem Jahre 1999 selbst anzeigte.[52] Der Beschuldigte ist heute 65 Jahre alt und war von 1994 bis 1995 in Aichach tätig. Ihm werden fünf Fälle von Missbrauch vorgeworfen. Trotz einer bereits bestehenden einjährigen Bewährungsstrafe setzte das Amtsgericht eine öffentliche Gerichtsverhandlung an. Erste Hinweise aus dem Jahr 1999 wurden von der Justiz nicht untersucht und von der Diözese öffentlich bestritten. Damals soll sich der Mann „auf moralisch fragwürdige Weise“ Kindern genähert haben. Betroffene Eltern hatte das Bistum gebeten, im Interesse ihre Kinder kein öffentliches Aufsehen zu erregen und von einer Anzeige abzusehen. Der Mann war 1999 versetzt worden und seitdem in einem Bereich ohne Kontakt zu Jugendlichen tätig. Nachdem 2010 weitere Hinweise bekannt wurden, setzte das Bistum dem Mann ein Ultimatum zur Selbstanzeige.[54]
Wilfried Hiller und Michael Lerchenberg werfen dem Internat St. Joseph in Augsburg Züchtigungen und sexuellen Missbrauch vor.[55]
Nach einem vorläufigen Bericht des Missbrauchsbeauftragten des Bistums Augsburg vom September 2010 wurden dort im Jahr 2010 80 Hinweise auf Missbrauch und Misshandlung bekannt. Nach Prüfung fielen weniger als die Hälfte noch in den Zuständigkeitsbereich des Bistums. Insgesamt ergaben sich 34 Missbrauchs- und Misshandlungsfälle von 1946 bis 2003. 30 Opfer waren männlich, 4 weiblich. 22 Fälle lagen in den 1950er Jahren. Das jüngste Missbrauchsopfer war acht Jahre alt. Die sexuellen Übergriffe fanden häufig auf dem Anwesen der Eltern statt. Zu Vergewaltigungen ist es nicht gekommen. Nach 2003 wurden keine Missbrauchsfälle mehr registriert. Fünf Opfern hat das Bistum therapeutische Behandlung angeboten und die Kosten von etwa 50.000 Euro übernommen. Der Missbrauchsbeauftragte bewertete die Fälle als Einzelfälle ohne System.[56]
Erzbistum Bamberg
2010 wurde ein Priester beschuldigt, in den 1970er-Jahren als geistlicher Direktor und Heimleiter des Bamberger Internats Aufseesianum sexuelle Übergriffe auf Schüler begangen zu haben. Der Geistliche war 1976 zunächst ins südliche Afrika und 1980 nach Mailand versetzt worden. Die Gründe lassen sich nicht mehr rekonstruieren, da in den Akten keine Begründung vorhanden ist und alle damals Verantwortlichen bereits verstorben sind. Ein Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft wurde eingestellt.[57]
Ebenfalls in Bamberg hat ein 1944 geborener Priester in der Zeit von 1978 bis 1984 mehrere Schüler des von ihm geleiteten Ottonianums, eines Knabenseminars des Erzbistums Bamberg, sexuell missbraucht.[58][59] Als der Fall 2008 bekannt wurde, entband die Diözese den Priester, der 1998 zum Domkapitular ernannt worden[60] und 2004 zum Personalchef der Erzbistums aufgestiegen war, von seinen Aufgaben. Die Staatsanwaltschaft Bamberg nahm Ermittlungen auf, stellte das Verfahren aber 2009 wegen Verjährung ein. Im April 2012 versetzte das Kirchengericht des Erzbistums München-Freising den Geistlichen wegen sexuellen Missbrauchs dauerhaft in den Ruhestand, untersagte ihm jede seelsorgerische Tätigkeit und beschloss, dass er den Titel „Domkapitular“ nicht mehr führen darf.[61]
2011 geriet das Bistum massiv in die Kritik, da es einen Priester 2005 mit einer Leitungsfunktion (zum Dekan) in Fürth ausgestattet hatte. Bereits 2001 erfolgte gegen diesen Priester eine schriftliche Anzeige wegen sexuellen Missbrauchs bei der Diözese Bamberg durch einen Pfadfinder, seinen Psychotherapeuten und durch einen Geistlichen aus Berlin, dem sich das Opfer ebenfalls anvertraut hatte. Das Bistum begründete nun sein Vorgehen mit einem Täter-Opfer-Ausgleich 2003, in dem der Beschuldigte „unkorrektes Verhalten“ eingestanden und eine Entschädigung von 3000 Euro gezahlt habe. Das Bistum sah keine Gefährdung Minderjähriger und ging von einem „einmaligen Ausrutscher“ aus. Schließlich ging im Jahre 2008 im Zusammenhang mit dem Missbrauchsverfahren gegen den oben genannten Bamberger Domkapitular ein Hinweis bei der Polizei ein. Die Polizei nahm Kontakt mit dem Opfer auf und ermittelte gegen den Priester aus Fürth. Das Verfahren wurde jedoch wegen Verjährung eingestellt. – Im Februar 2011 erstattete ein weiteres Opfer Anzeige bei der Diözese Bamberg. Der sexuelle Übergriff soll Mitte der 1980er-Jahre erfolgt sein. Das Erzbistum erstattete daraufhin bei der Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth Anzeige gegen diesen Priester und suspendierte ihn mit sofortiger Wirkung. – Erst als Anfang März 2011 der Therapeut, der zusammen mit dem Opfer 2001 beim Bistum die Anzeige erstattet hatte, die Zeitung informierte, erfuhr die Öffentlichkeit, dass es schon einmal Ermittlungen gegen den Priester gegeben hatte. Bis dahin hatte die Diözese angegeben, dass es nur ein Opfer gab. Zwar versicherte die Diözese Bamberg in Interviews, dass man die Opfer „nicht alleinlassen“ wolle. Bernd Fricke, psychologischer Psychotherapeut in Bamberg und Betreuer des Opfers, bleibt jedoch skeptisch: Sein Patient, Angehörige und der Geistliche aus Berlin wandten sich wiederholt ans Bistum und baten um Kostenübernahme für Therapiestunden. In einem Antwortschreiben vom Juli 2010 heißt es: „Eine Entschädigung durch die Erzdiözese Bamberg kommt nicht in Betracht.“[62][63][64]
Erzbistum Berlin
Im Erzbistum Berlin ist besonders das Canisius-Kolleg von Missbrauchsvorwürfen betroffen. Aufgrund des mit dem Brief verbundenen Aufrufs, sich zu melden, wurden kurz darauf auch Fälle an den ebenfalls von den Jesuiten geleiteten Gymnasien Kolleg St. Blasien im Schwarzwald und Aloisiuskolleg in Bonn bekannt.[45] Am 18. Februar 2010 erläuterte die Anwältin Ursula Raue, die seit 2005 Beauftragte des Jesuitenordens für sexuellen Missbrauch ist, in einem Zwischenbericht, dass ihr 115 bis 120 sexuelle Übergriffe gegen Schüler gemeldet worden seien. Sie äußerte Erstaunen, dass in den Akten des Ordens zwar „Fürsorge für Mitbrüder“ erkennbar werde, aber keine „Befassung mit der Seelenlage der anvertrauten Kinder und Jugendlichen“.[65] In ihrem Abschlussbericht im Mai 2010 erwähnte Raue jahrzehntelange systematische Vertuschung sexueller und körperlicher Gewalt gegen Kinder in den Einrichtungen, und dass die Täter mehrmals von ihren Oberen gedeckt und versetzt worden seien.[66] Insgesamt stellte Raue in ihrem Abschlussbericht seit Februar 2010 205 Meldungen über Missbrauchsfälle an Einrichtungen des Jesuitenordens fest. Diese betrafen vor allem das Canisius-Kolleg, aber auch das Kolleg St. Blasien, das Aloisiuskolleg in Bonn, die St.-Ansgar-Schule in Hamburg, Jugendeinrichtungen in Göttingen und Hannover sowie ein heute nicht mehr von den Jesuiten geleitetes Kolleg in Büren. Zusätzlich zu den 205 Meldungen erhielt Raue 50 Meldungen von Opfern an anderen Einrichtungen. Dabei wurden zwölf Patres, von denen sechs bereits verstorben waren, und zwei weltliche Mitarbeiter von mehr als einem Opfer benannt. 32 weitere Patres, weltliche Lehrer oder Erzieher wurden von nur einem Opfer genannt.[67]
Vorwürfe wurden auch gegen die Berliner Hedwigschwestern erhoben. Eine ehemalige Bewohnerin des Kinderheims der Hedwigschwestern berichtete, sie sei in den 1950er und 1960er Jahren von einer Nonne über Jahre hinweg missbraucht worden.[68]
Besonders schwierig gestaltet sich die Aufklärung von Vorwürfen aus dem 2005 von den Salesianern geschlossenen Lehrlings- und Schülerheim Berlin-Wannsee. Zu den zwischen 1960 und 1975 liegenden Vorfällen wurden 12 Salesianer befragt. Ein 2008 verstorbener Ordensangehöriger saß demnach in Untersuchungshaft. Unklar ist jedoch die Ursache. Ein ehemaliger Schüler meinte, der Pater wäre einem „Racheakt“ von Schülern zum Opfer gefallen. Klarheit sollte die Einsichtnahme in die Akten des Berliner Senats und des Erzbistums Berlin bringen.[53]
Seitens der Salesianer wird außerdem ein Missbrauchsvorwurf gegen einen Pater Ende der 1960er Jahre für glaubwürdig gehalten. Der Pater lebt heute dement in einem Pflegeheim.[53]
Nicht um sexuellen Missbrauch handelte es sich in einem Fall in Berlin-Steglitz, der im März 2011 von der Berliner Presse aufgegriffen wurde, nachdem ein beschuldigter Priester durch den damaligen Diözesanadministrator, Weihbischof Matthias Heinrich, zunächst suspendiert worden war.[69] Als Ergebnis eines Untersuchungsverfahrens stellte das Erzbistum im Juni 2012 jedoch fest, dass „weder nach weltlichem noch nach kirchlichem Recht eine Straftat vorgelegen hat.“[70]
Bistum Dresden-Meißen
Im Bistum Dresden-Meißen waren im Februar 2011 sechs Missbrauchsopfer bekannt. Ein Seelsorger in Heidenau hatte sich 1970 an zwei Kindern vergangen. Ein Mädchen wurde vor 25 Jahren in Riesa von einem Kaplan missbraucht. In diesem Fall lief noch das kirchenrechtliche Verfahren bei der Kurie in Rom. Ein weiterer Fall in Panschwitz-Kuckau wurde aus Beweismangel eingestellt.[71]
Bistum Eichstätt
In Ansbach wurde ein Priester bekannt, der 1971 als studentische Hilfskraft im Internat der Regensburger Domspatzen einen Minderjährigen sexuell missbraucht haben soll.[52]
In Plankstetten soll es in den 1960er Jahren nach Angaben eines Zeugen im Internat des Benediktinerklosters zu Übergriffen gekommen sein.[72]
Ein ehemaliger Schüler soll in den 1970er Jahren im Kolpinghaus Ingolstadt von einem Mitarbeiter missbraucht worden sein. Ebenso soll es im Ingolstädter Canisiuskonvikt und im Eichstätter Studienseminar zu Übergriffen gekommen sein.[72]
Bistum Erfurt
2010 zeigte das Bistum Erfurt einen Priester an, der von 2004 bis 2006 im Jugendgefängnis Ichtershausen eingesetzt worden war und dem sexuelle Nötigung vorgeworfen wurde. Er räumte Übergriffe auf Minderjährige für den Zeitraum von 1980 bis 1996 ein. Zuletzt arbeitete der Priester in einem Seniorenheim im Bistum Würzburg.[73]
Bekannt wurde auch der Fall eines Priesters aus dem Bistum Fulda, der von 1997 bis 2004 nach Weimar strafversetzt wurde und dort im Jahre 2000 ein Mädchen in der Sakristei sexuell belästigt haben soll.[74]
Insgesamt wurden dem Bistum Erfurt im Jahr 2010 acht Verdachtsfälle gegen kirchliche Mitarbeiter angezeigt. Fünf glaubhafte Fälle betrafen verstorbene Geistliche. Drei Fälle ereigneten sich im Zweiten Weltkrieg und in der Nachkriegszeit, zwei in den 1960er und 1970er Jahren. Drei Anzeigen richteten sich gegen noch lebende Geistliche und wurden an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet. Zwei Verfahren sind bereits eingestellt.[75]
Im Bistum Erfurt geriet Bischof Joachim Wanke in die Kritik, da sich herausstellte, dass das Bistum in der Vergangenheit versucht hatte, den Fall des Priesters Ernst W. intern zu regeln. Bischof Wanke räumte dazu in einem Hirtenbrief ein, dass Fehler gemacht und falsche Entscheidungen getroffen worden waren. Im Jahre 2011 ermittelte die Staatsanwaltschaft noch in drei Fällen.[76]
Bistum Essen
2010 meldeten sich im Bistum Essen über ein Dutzend möglicher Opfer.[52] Weiterhin wurde ein tatverdächtiger 79 Jahre alter Priester beurlaubt.[74][77]
Vorwürfe richteten sich auch gegen das Essener Franz Sales Haus, in dem man 1.500 Menschen mit Behinderung betreut. Dort sollen in den 1960er Jahren Schutzbefohlene sexuell missbraucht worden sein.[78] Zugleich wurden auch sadistische Taten berichtet.[79]
Ein Missbrauchsfall wurde durch den Anruf eines Opfers beim Online-Portal Der Westen bekannt. Dabei wurde ein Priester belastet, der bereits 1963 zu zwei Jahren Haft ohne Bewährung verurteilt wurde. Dieser hatte an den Bochumer Realschulen Jacob-Mayer und Annette-von-Droste-Hülshoff gearbeitet.[80]
Ein früherer Domkapitular des Bistums Essen wurde 2010 wegen sexuellen Missbrauchs verurteilt. Er hatte einem 16-Jährigen Geld für Sex gezahlt. Der Vorfall soll 2009 geschehen sein. Der Domkapitular erhielt 14.000 Euro Geldstrafe.[81]
Erzbistum Freiburg
Im Juli 2010 sprach das Erzbistum Freiburg von Hinweisen und Missbrauchsvorwürfe gegen 44 Priester, Ordensleute und kirchliche Mitarbeiter aus den Jahren 1950 bis 2000: 36 Diözesanpriester, vier Ordenspriester, zwei Ordensbrüder, zwei Erzieher im Dienst der Erzdiözese. Von den beschuldigten 36 Diözesanpriestern seien 16 gestorben, 12 im Ruhestand, 4 beurlaubt. In 10 Fällen sei die Staatsanwaltschaft eingeschaltet worden.[82]
Lehrer des Berliner Canisius-Kollegs haben auch im Kolleg St. Blasien im Schwarzwald Übergriffe begangen.[45]
Ein Pfarrer in Oberharmersbach hat vermutlich mindestens 17 Minderjährige missbraucht. Er wurde 1991 lediglich in den Ruhestand versetzt, die Staatsanwaltschaft wurde nicht eingeschaltet. Der Täter nahm sich 1995 das Leben.[52][82]
Das Erzbistum Freiburg beurlaubte im April 2010 einen Seelsorger, dem sexueller Missbrauch vorgeworfen wird.[83] Nach Angabe der Erzdiözese ermittelt die Staatsanwaltschaft in Irland gegen den Pfarrvikar. Auch die Staatsanwaltschaft Waldshut-Tiengen hat daraufhin Ermittlungen aufgenommen. Als Mitglied des Ordens der Legionäre Christi[84] war der in Manila (Philippinen) geborene Ordensmann in Irland, Schottland und England in der Betreuung von Jugendlichen tätig, bevor er in Mexiko, Brasilien, Venezuela und Peru missionierte. 1995 wurde er von Erzbischof Oskar Saier in den Dienst des Erzbistums aufgenommen und war als Diakon und Priester in Achern, Freiburg, Karlsruhe, Offenburg und Tiengen-Lauchringen tätig.[85] Das Verfahren der Staatsanwaltschaft Waldshut-Tiengen wurde im Sommer 2011 eingestellt.[86]
Der bis Oktober 2010 zuständige Missbrauchsbeauftragte der Erzdiözese Freiburg, Domkapitular Eugen Maier, zog im Oktober 2010 eine Bilanz seiner bisherigen Arbeit. Maier betreute seit 2002 den Aufbau entsprechender Strukturen in der Erzdiözese. Als Konsequenz aus den 2010 bekannt gewordenen Fällen hatte das Erzbistum beschlossen, den Missbrauchsbeauftragten in Zukunft organisatorisch anders auszugestalten. So soll er in Zukunft nicht mehr zur Leitungsebene des Bistums gehören und idealerweise eine externe Person sein, um größere Unabhängigkeit herzustellen. Hinsichtlich der Missbrauchsfälle führte Maier aus, dass für den Zeitraum von 1950 bis 2010 bisher 110 Anzeigen vorlägen. Bis 2010 waren ausschließlich Priester die Beschuldigten, seitdem habe sich das Verhältnis in Richtung beschuldigter pastoraler Mitarbeiter etwas ausgeglichen. Bis auf eine Ausnahme waren alle Täter männlich. Zwar gab es viele Meldungen von Opfern außerhalb der Zuständigkeit der Erzdiözese, die aber dennoch erstmal aufgenommen wurden. Zudem lagen 30 Anzeigen über Heime vor. Hier ging es vor allem um entwürdigende pädagogische Praktiken. Die Grenzen zwischen Misshandlung und sexuellem Missbrauch waren dabei sehr fließend und es wurde eine größere Anzahl von Frauen als Täter benannt. Die meisten Opfer waren zwischen 12 und 17 Jahren alt. Die Täter wurden vor allem als „regressiver Typ“ beschrieben, der zur Sicherung des eigenen Machtbewusstseins agierte. Um seine Arbeit bewältigen zu können, arbeitete das Ordinariat mit den Opferhilfevereinen Wildwasser und Wendepunkt zusammen. Maier unterstrich, das Allerwichtigste sei wahrzunehmen, was die Opfer erlebt haben und wie es ihnen heute gehe. Es gehe dabei nicht um Dinge aus der Vergangenheit, sondern um aktuelle Not.[87] Domkapitular Eugen Maier nahm die Aufgabe des Missbrauchsbeauftragten von 2002 bis Dezember 2010 wahr; seine Nachfolgerin ist die Rechtsanwältin Angelika Musella.[88]
2011 wurde das Erzbistum Freiburg von der Therapeutin eines Missbrauchsopfers beschuldigt, dessen Daten an den Täter weitergegeben zu haben. Das in Rede stehende Opfer wurde von Karl W. missbraucht, einem Priester, der seit 1965 in Vimbuch, später in Weitenung und schließlich ab 1990 in Löffingen tätig war. Er wurde wegen Missbrauchs von acht Minderjährigen zu einer Haftstrafe verurteilt und vom Erzbistum in den einstweiligen Ruhestand versetzt. Als W. im Dezember 2010 im Altersheim den Missbrauch von Jugendlichen in seiner Zeit als Pfarrer gestand, wurde der Fall vom Bistum öffentlich gemacht und weitere Opfer gebeten, sich zu melden. W. soll im Rahmen der Haftbarmachung durch das Erzbistum für die Entschädigung und Therapie eines Opfers dessen Adresse erhalten und es daraufhin kontaktiert haben.[89] Das Bistum räumte den Vorgang ein und sprach von einem Einzelfall.[90]
Im Juli 2014 veröffentlichte das Erzbistum Freiburg die Ergebnisse einer externen Studie, der zufolge es dort seit 1942 mehr als 180 Missbrauchsopfer gab. Verbale, sexuell gefärbte Übergriffe bis hin zu Vergewaltigungen ereigneten sich überwiegend zwischen 1960 bis 1990. Rund 130 Opfer seien von der Kirche finanziell entschädigt worden. In 38 Fällen seien die Täter strafrechtlich verurteilt worden; die meisten blieben ungestraft.[91]
Bistum Fulda
Sechs Fälle soll es im Bistum Fulda geben. Details waren 2010 noch nicht bekannt, aber das Bistum entschuldigte sich für einen 1995 verurteilten Täter aus Großenlüder, dessen Fall bereits 1990 bekannt wurde, der aber lediglich versetzt worden war.[52]
Das frühere Franziskaner-Internat in Großkrotzenburg bei Hanau war in Zusammenhang mit den Missbrauchsfällen genannt worden, wurde jedoch in der weiteren Berichterstattung nicht mehr erwähnt.[92]
Ein Schulpfarrer in Fritzlar wurde angeklagt, sechs Jugendliche in bis zu 164 Fällen sexuell missbraucht zu haben. Am 25. November 2010 wurde er vom Kasseler Landgericht wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern in 155 Fällen zu sieben Jahren Haft verurteilt. Die Kirche entließ ihn aus dem Priesterstand; auch dem Prämonstratenserorden gehört er nicht mehr an.[93]. Die Fritzlarer Niederlassung des Ordens war bereits zum 1. Juli 2010 aufgehoben worden.[94][95][96]
Die Missbrauchsbeauftragte Anne Schmitz sprach im März 2010 von zwei Opfern an der Stiftsschule St. Johann in Amöneburg (Landkreis Marburg-Biedenkopf). Die Vorfälle sollen in den 1970er Jahren stattgefunden haben. Insgesamt verdächtigte das Bistum Fulda drei kirchliche Mitarbeiter.[72] Bis April 2011 wurde das Verfahren bei der Staatsanwaltschaft wegen Verjährung eingestellt.[97][98]
Im März 2011 zeigte sich ein Pfarrer selbst an. Der Missbrauch soll bereits in den 1990er Jahren stattgefunden haben. Betroffen von den Vorwürfen ist der Deutsche Orden.[99] Der Betroffene wurde von seinen Aufgaben als Seelsorger im hessischen Marburg-Schröck entbunden. Von 1997 bis 2009 war der Pater im Bistum Würzburg tätig.[100]
Im Bistum Fulda wurden seit 2010 nach eigenen Angaben insgesamt Vorwürfe gegen acht noch lebende Priester erhoben. In vier Fällen wurden die Beschuldigten strafrechtlich belangt, in drei Fällen war die Straftaten bereits verjährt, ein Fall wurde an die Staatsanwaltschaft Würzburg überwiesen. Sieben weitere Priester wurden beschuldigt, waren aber bereits verstorben. Die Staatsanwaltschaft Hanau hatte elf Fälle festgestellt. In keinem kam es zu einer Verurteilung. Die Staatsanwaltschaft Marburg eröffnete fünf Verfahren, von denen vier wieder eingestellt wurden. Bei der Staatsanwaltschaft Kassel waren fünf Fälle bekannt geworden. Zwei bezogen sich auf die Vorgänge in Fritzlar, ein anderer endete mit einem Strafbefehl wegen Besitzes von Kinderpornographie.[97]
Bistum Görlitz
Das Bistum Görlitz gab 2010 an, keine Fälle von Missbrauch zu kennen.
Erzbistum Hamburg
Im Erzbistum Hamburg bestanden Vorwürfe gegen zwei Tatverdächtige, gegen die die Staatsanwaltschaft ermittelte. Insgesamt haben sich vier Opfer an der Sankt-Ansgar-Schule gemeldet.[52]
Im Kinderhaus St. Josef in Bad Oldesloe soll ein Kaplan in den 1960er Jahren zwei Jungen missbraucht haben.[101]
Im Schullandheim Neu-Börnsen (Kreis Herzogtum Lauenburg) soll ein Priester Anfang der 1950er Jahre eine Frau belästigt haben.[101]
Bistum Hildesheim
2010 bestanden im Bistum Hildesheim Vorwürfe gegen vier Geistliche. Zwei von ihnen entstammten dem Berliner Canisius-Kolleg; darüber hinaus waren ein Pfarrer im Ruhestand und ein Priester aus Wolfsburg betroffen. Zudem wurden bereits verstorbene Geistliche belastet. Insgesamt geht man von über einem Dutzend Opfern aus.[52] Einer der beschuldigten Patres des Berliner Canisius-Kollegs war von 1982 bis 2003 als Seelsorger im Bistum Hildesheim tätig.[102]
Im Juni 2011 wurde der Pfarrer der Gemeinde St. Joseph in Salzgitter festgenommen.[103] Er gestand, in den Jahren 2004 bis 2007 in Braunschweig und Salzgitter drei damals 9 bis 15 Jahre alte Jungen missbraucht zu haben. Bereits 2006 hatte es erste Beschwerden über den Pfarrer gegeben. Ein Ermittlungsverfahren wurde nach kurzer Zeit eingestellt; das Bistum untersagte dem Priester aber den direkten Kontakt zu und die Beschenkung von Kindern. Neuerliche Beschwerden im Jahre 2010 führten dazu, dass das Bistum seine Anweisung erneuerte und mit Beurlaubung drohte.[104] Im Juli 2011 gab es einen tätlichen Übergriff gegen den Pfarrer im Gefängnis.[105] Im Januar 2012 verurteilte das Landgericht Braunschweig den Pfarrer wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern in 36 und schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern in 214 Fällen zu einer sechsjährigen Freiheitsstrafe.[106] Im März 2013 wurde der Mann auf eigenen Wunsch aus dem Klerikerstand entlassen.[107]
Erzbistum Köln
Infolge der Berichte über das Berliner Canisius-Kolleg wurden auch Missbrauchsfälle am ebenfalls von den Jesuiten geleiteten Aloisiuskolleg in Bonn bekannt.[45] Bis März 2010 waren hier ca. 30 Opfer bekannt.[72] Um eine lückenlose Aufklärung zu ermöglichen, trat am 8. Februar 2010 der Rektor Pater Theo Schneider zurück.[102] In Reaktion auf die Missbrauchsfälle wurde eine eigene Webseite eingerichtet.[108] Am 10. Dezember 2010 stellte die Schule ein umfassendes Präventionskonzept[109] zur Verhinderung zukünftiger Missbrauchsfälle vor.[110][111] Das Aloisiuskolleg veröffentlichte Ende Oktober 2010 einen ersten Zwischenbericht, worin die Grenzverletzungen gegenüber Schülern durch dortige Mitarbeiter von 1950 bis 2008 dokumentiert werden.[109]
Am 15. Februar 2011 wurde schließlich der Abschlussbericht über die am Aloisiuskolleg geschehenen Missbrauchsfälle veröffentlicht. Insgesamt lagen für den Bericht, der den Zeitraum von 1950 bis 2010 umfasste, Angaben von 175 Personen über Grenzverletzungen vor. 58 Personen berichteten, selbst Grenzverletzungen erlebt zu haben. Belastet wurden insgesamt 23 Personen (18 Ordensmitglieder und 5 weltliche Mitarbeiter). Die Mehrzahl (14 Ordensmitglieder und 3 weltliche Mitarbeiter) war in den 1950er und 1960er Jahren am Aloisiuskolleg tätig. 31 von 58 Berichten betreffen einen Pater, der von 1968 bis 2008 am Aloisiuskolleg lebte und arbeitete. Hinweise auf vorsätzliche Vertuschung fanden sich nur in einem Fall Anfang der 1960er Jahre. Der Bericht konnte daher den Vorwurf einer systematischen Vertuschung der Fälle nicht bestätigen. Stattdessen wurde vor allem kritisiert, dass in der Regel gar nicht erst hingesehen wurde. So wurde Hinweisen nicht nachgegangen, sahen sich Verantwortliche als nicht zuständig an oder betrachteten die Vorkommnisse durchweg als Einzelfälle. Der Abschlussbericht identifizierte dazu mehrere strukturelle Risikofaktoren, die das beschriebene Verhalten begünstigt hätten. Benannt wurden zum einen Mängel in den Organisationsabläufen wie das Fehlen eines Kommunikations- und Dokumentationssystems, aber auch das frühere Werte- und Normensystem des Jesuitenordens, das durch mangelnde Transparenz und Kontrolle sowie Abschottungstendenzen Machtmissbrauch mit ermöglicht habe.[112] Der Bericht wurde von einzelnen Missbrauchsopfern dahingehend kritisiert, dass nicht alle berichteten Vorfälle in diesen aufgenommen worden wären.[113]
Die Bonner Staatsanwaltschaft ermittelte 2010 außerdem gegen den Hausmeister einer Pfarrgemeinde. Der Mann wurde vom Dienst suspendiert und hat Hausverbot. Zur selben Zeit ermittelte auch die Staatsanwaltschaft Aachen gegen einen verdächtigen Priester, der zu der Zeit in einem Pflegeheim lebte.[52]
Am 18. Februar 2010 machten die Pallottiner Fälle sexuellen Missbrauchs in dem früheren, 1967 geschlossenen Konvikt Sankt Albert in Rheinbach bei Bonn bekannt, wonach 2008 ein ehemaliger Schüler angegeben hatte, er und zwei weitere Jungen seien Anfang der 1960er Jahre von einem Pater missbraucht worden. Der beschuldigte Pater sei in den 1960er Jahren aus dem Orden ausgeschieden.[114] Zu den Betroffenen in Rheinbach zählt Wolfgang Niedecken.[115]
Im Februar 2011 suspendierte das Erzbistum Köln einen Gemeindepfarrer im oberbergischen Morsbach. Der Pfarrer hatte dem Erzbistum gegenüber verheimlicht, dass er 2010 eine Bewährungsstrafe wegen sexuellen Missbrauchs eines Kindes vor 20 Jahren erhalten hatte. Das Erzbistum erfuhr von dem Fall erst durch die Anwältin des Opfers. Die Angelegenheit wurde an die Kurie zur Prüfung weiterer kirchenrechtlicher Konsequenzen überstellt.[116][117]
Im Erzbistum Köln soll es nach Aussagen des Bistums nach Abarbeitung aller Hinweise vier Fälle geben, in denen die Opfer noch leben; einer der Täter, ein Priester, hat seine Täterschaft zugegeben.[50]
Vom Missbrauchsbeauftragten des Ordens der Redemptoristen, Herrn Merzbach, vorsitzender Richter am Amtsgericht Leverkusen, werden in seinen Zwischenberichten mehrere Missbrauchsfälle am Collegium Josephinum in Bonn in den 50er und 60er Jahren berichtet. Das Collegium Josephinum war ein Internat der Redemptoristen in Bonn, das bis 1984 bestand und heute als reine Privatschule in der Trägerschaft der Redemptoristen geführt wird. Die Zwischenberichte sind abrufbar auf der Homepage des Vereins „Missbrauchsopfer Collegium Josephinum Bonn und Redemptoristen“ e.V.: [5]
Der Spiegel kritisierte im Mai 2012, dass am Collegium Josephinum in Bonn ein Pater ein Präventionskonzept gegen sexuellen Missbrauch erarbeiten sollte, der in der Vergangenheit mit fragwürdigen Zäpfchenpraktiken gegenüber Jugendlichen aufgefallen war.[118] Im November 2013 berichtet die Osnabrücker Zeitung über einen Pädagogen im Ruhestand, der nach 55 Jahren eine Klage gegen 4 ehemalige Patres der Redemptoristen anstrebt.[119]
Bistum Limburg
2010 waren im Bistum Limburg mindestens zehn erhärtete Verdachtsfälle bekannt. Die Fälle lagen größtenteils in den 1950er bis 1970er Jahren; mutmaßliche Täter waren kirchliche Mitarbeiter und Priester. In den 1990er Jahren soll ein Priester im Westerwald einen Jungen missbraucht haben; wegen Verjährung stellte die Staatsanwaltschaft ein Verfahren gegen ihn ein. Die Staatsanwaltschaft Frankfurt ermittelte gegen einen ehemaligen (entlassenen) Kirchenmitarbeiter.[52][72]
In den 1950er und 1960er Jahren verübten laut Presseberichten im Kinderheim Vincenzhaus Hofheim (in Hofheim) der Frankfurter Caritas ehemalige Erzieher Misshandlungen und sexuelle Übergriffe an Kindern. Drei Opfer sind bekannt.[72]
Bis April 2011 wollte sich das Bistum nicht detailliert zu Missbrauchsfällen äußern. Die Staatsanwaltschaft Frankfurt/Main hat von zehn Anzeigen drei abgegeben und die übrigen sieben wieder eingestellt. Bei der Staatsanwaltschaft Wiesbaden wurde wegen Verjährung ein Verfahren gegen einen Priester eingestellt.[97]
Bis Mitte 2011 wurden beim Bistum Limburg fünf Entschädigungsanträge wegen sexuellen Missbrauchs durch Angehörige des Bistums gestellt.[120]
Der Heimleiter des Sankt Vincenzstifts Aulhausen beging im September 1970 Suizid; ein interner Ermittlungsbericht (2010) spricht von übereinstimmenden Aussagen über vollzogene oder versuchte Vergewaltigung sogar während der Beichtsituation; es gebe „keine Zweifel an den Missbrauchshandlungen“ des Heimleiters.[121]
Nachfolger dieses Heimleiters wurde Franz Kaspar (später von 2008 bis 2013/14 Generalvikar des Bistums).
Im April 2014 wurde bekannt, dass die Offenlegung eines Missbrauchsfalls aus den 1960er und 1970er Jahren verhinderte, der während seiner Zeit als Heimleiter des Sankt Vincenzstifts Aulhausen geschehen war.[122] Kaspar verbreitete am 8. April 2014 eine Erklärung; der Missbrauch tue ihm „unendlich leid“; dafür bitte er um Entschuldigung. Es sei Unrecht geschehen. Kaspar ging nicht auf Vorwürfe ein, er habe von Missbrauch gewusst und dazu geschwiegen.[123]
Zuvor hatte Kaspar ein Strafverfahren wegen übler Nachrede gegen ein Opfer betrieben, das 1981 ein Buch veröffentlicht hatte; gegen die Verbreitung des Buches hatte Kaspar eine einstweilige Verfügung erwirkt. Das Strafverfahren endete in einem Vergleich.[122] Das Buch erschien im September 2012.[124][125] Am 3. April 2014 stellte das Stift Ergebnisse einer Telefonhotline vor.[126]
Bistum Magdeburg
Im April 2012 wurde ein Pfarrer des Bistums aufgrund des Besitzes kinderpornografischer Schriften angeklagt. Vorher war der Geistliche in der Pfarrei Edith Stein in Wolfen-Zörbig tätig. Er wurde bereits November 2011 beurlaubt.[127] Er wurde wegen des Besitzes von mehr als 4000 kinderpornografischen Fotos zu einer Bewährungsstrafe verurteilt.[128]
Bistum Mainz
1981 schrieb ein Bewohner des Knabenkonvikts in Bensheim einen Brief an den damaligen Bischof Hermann Volk. Er berichtete dabei von Missbrauch an ihm und weiteren Mitschülern, worauf der Domdekan die Opfer zu einem Gespräch einlud, das jedoch nicht zustande kam. Der Konvent war 1981 schon geschlossen worden. Der Brief wurde 2010 wiederentdeckt. Für Berichte über Vorwürfe, die schon in den 1970ern erhoben worden waren, ließen sich keine schriftlichen Belege finden. Das Bistum rief Opfer auf, sich beim Missbrauchsbeauftragten zu melden.[129] Daraufhin erhoben 15 ehemalige Schüler Vorwürfe von Misshandlung und Missbrauch.[102] Sie betrafen insbesonderes einen Sozialarbeiter, der von 1973 bis 1979 das Internat leitete.[52]
Anfang 2010 wurden Vorwürfe gegen einen Pfarrer im Altkreis Lauterbach, Dekanat Alsfeld, erhoben. Die Vorwürfe bezogen sich auf die Jahre 1991 und 1992.[130] Die Staatsanwaltschaft stellte die Ermittlungen Ende 2010 wegen Verjährung ein. Ein Opfer berichtete anonym in einem Zeitungsartikel.[131] Im Februar 2011 teilte der Justiziar des Bistums Mainz, Michael Ling, bei einer Gemeindeversammlung in Grebenhain mit, dass gegen den Vogelsberger Priester, der in den 80er-Jahren eine nicht genau bekannte Zahl von Jungen missbraucht haben soll, ein kirchliches Strafverfahren eingeleitet worden sei.[132] Im März 2011 verstarb der beschuldigte Priester nach jahrelanger Pflege im Bruder-Konrad-Stift, dem katholischen Alten- und Pflegeheim der Marienschwestern in Mainz. Im Nachruf von Weihbischof Werner Guballa hieß es: „In den letzten Jahren wurden schwere Missbrauchsvorwürfe gegen Pfarrer […] erhoben. Die Fakten, die dann im Laufe der Ermittlungen zutage traten, haben uns zutiefst erschüttert und beschämt.“[133] Einem Artikel des Kreis-Anzeigers vom 19. März 2011 zufolge soll der Pfarrer die Taten systematisch geplant und den Missbrauch auch in Räumen der Gemeinde durchgeführt haben.[134]
Die Bearbeitung des Vorganges durch das Bistum löste in der Pfarrgemeinde Grebenhain vielfachen Unmut aus. Zum einen fühlte man sich vom Generalvikariat alleine gelassen, zum andern empfand man die Darstellung der Sachverhalte durch den Justiziar des Bistums als unangemessen.[135]
2010 wurden auch Vorwürfe gegen einen Priester des Bistums bekannt, der auch Mitglied des Schönstatt-Instituts in Simmern bei Koblenz ist. Der Priester war zu dem Zeitpunkt in Washington, D.C. und wurde verdächtigt, in den 80er- und 90er-Jahren sexuelle Beziehungen zu weiblichen Jugendlichen und jungen Frauen unterhalten zu haben. Unter den mutmaßlichen Opfern befand sich jedoch kein Missbrauchsfall mit einer Unter-14-Jährigen. Die Vorfälle waren bereits 2004 durch ein Opfer bekannt geworden, allerdings wurde damals nicht das Bistum verständigt. Das Schönstatt-Institut bat stattdessen lediglich um Versetzung des Mannes.[136]
Bei der Staatsanwaltschaft Gießen war im April 2011 noch ein Verfahren gegen einen 84-jährigen Priester anhängig, der in den 1990er Jahren ein Opfer sexuell missbraucht haben soll.[97]
Bis Juni 2011 wurden beim Bistum Mainz 13 Anträge auf Entschädigung wegen sexuellen Missbrauchs durch Angehörige des Bistums gestellt.[12
weiteres dazu im Link,weil der Beitrag einfach zu groß ist:
https://de.wikipedia.org/wiki/Sexueller_Missbrauch_in_der_r%C3%B6misch-katholischen_Kirche
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Die Liste der Deutschen Evangelischen Allianz nahestehender Organisationen
Neben den rund 1.100 örtlichen Gruppen der Deutschen Evangelischen Allianz gibt es etwa 350 Organisationen, die ihr nahestehen:
Kategorie I:[1] 16 selbständige Werke, die eng mit dem Hauptvorstand der Deutschen Evangelischen Allianz zusammenarbeiten, da sie entweder direkt von der DEA oder mit Unterstützung der DEA gegründet worden sind oder später bewusst als solche der DEA angeschlossen wurden.
Kategorie II:[2] 197 selbständige diakonische, evangelistische, missionarische und seelsorgerliche Werke, die überregional arbeiten und sich in ihren Satzungen mit der Zusammenarbeit der Evangelischen Allianz verbunden fühlen und regelmäßigen Kontakt zur Geschäftsstelle der DEA halten.
Kategorie III:[3] 126 Werke und Einrichtungen, die der Evangelischen Allianz nahestehen, die Glaubensbasis der DEA in ihren Satzungen oder Grundsätzen jedoch nicht offiziell erwähnen. Die Zielsetzungen dieser Werke sind jedoch der Evangelischen Allianz ähnlich.
(Stand 5/2008)
Selbständige Werke der Kategorie I
Arbeitsgemeinschaft Biblische Frauenarbeit (ABF)
Arbeitsgemeinschaft Evangelikaler Missionen
Arbeitskreis für evangelikale Missiologie (AfeM)
Arbeitskreis für evangelikale Theologie (AfeT)
Christival
Christliche Fachkräfte International
Christlicher Medienverbund KEP
Evangelisches Allianzhaus Bad Blankenburg gGmbH
ERF Medien (Deutschland)
Hilfe für Brüder
Idea (Evangelische Nachrichtenagentur)
Institut für Islamfragen (IfI)
Koalition für Evangelisation in Deutschland – Lausanner Bewegung Deutschland
ProChrist
netzwerk-m
Willow Creek Deutschland
Verbundene Werke der Kategorie II
ABC-Medien-Mission e. V.
Agape Gemeindewerk, Mennonitische Heimatmission e. V.
Akademie für Weltmission Korntal e. V.
Aktion: In jedes Haus e. V.
Albrecht-Bengel-Haus
Allianz-Mission e. V. im Bund Freier evangelischer Gemeinden
Alpha Deutschland
Apostolische Kirche Urchristliche Mission
Arbeitsgemeinschaft Deutscher Plakatmissionen
Arbeitsgemeinschaft Jesus-Dienste
Arbeitsgemeinschaft Jugendevangelisation
Arbeitsgemeinschaft Missionarische Arbeit mit Kindern
Arbeitsgemeinschaft Radio HCJB e. V.
Arbeitskreis Junger Christen e. V.
ASEBA e. V. Deutschland
Aussaat Schriftenmission und Verlag GmbH
Beit Sar Shalom Evangeliumsdienst e. V.
Bibel- und Erholungsheim Haus Felsengrund
Bibel-Center Freie Theologische Fachschule
Bibelinstitut Bethel Deutschland e. V.
Bibel-Memory e. V.
Bibel-Mission
BFU Theologische Fernschule e. V.
Bibellesebund e. V.
Bibelschule Brake e. V.
Bibelschule Kirchberg
BibelSeminar Königsfeld
Blaues Kreuz in Deutschland e. V.
Bodenseehof e. V., Christliches Jugendzentrum
Brendow Verlag
Bruderdienst Missionsverlag e. V.
Brunnen Verlag GmbH
CAH Christlicher AIDS-Hilfsdienst e. V.
Campus für Christus e. V.
CFA – Medienverleih & Vertrieb
China Partner e. V.
Chinesische Leihbücherei (FMCD e. V.)
Chinesische Missionsgemeinschaft (CMG) Deutscher Zweig e. V.
Christ + Friseur
Christ Camp e. V.
Christen im Öffentlichen Dienst in Baden-Württemberg
Christen in der Wirtschaft e. V.
Christliche Bäcker- und Konditoren-Vereinigung Verband Stuttgart
Christliche Polizeivereinigung e. V.
Christliche Post- und Telekomvereinigung in Deutschland
Christlicher AIDS-Hilfedienst (CAH) e. V.
Christlicher Allianz-Verband (CAV) e. V.
Christlicher Hilfsbund im Orient e. V.
Christliche Initiative für Indien e. V.
Christliches Erholungsheim Westerwald
Christoffel-Blindenmission e. V.
Christus-Treff e. V.
Cornelius-Vereinigung e. V. – Christen in der Bundeswehr
Deutsche Bibel Liga e. V.
Deutsche Evangelisten-Konferenz
Deutsche Fernschule e. V.
Deutsche Indianer Pionier Mission
Deutsche Inland-Mission
Deutsche Zeltmission e. V.
Deutscher Christlicher Techniker-Bund
Deutscher Frauen-Missions-Gebetsbund
Deutsches Mennonitisches Missions-Komitee
Deutsches Missionsärzte-Team e. V.
Diakonissen-Mutterhaus Aidlingen e. V.
Die Arche – Christliches Kinder- und Jugendwerk
Die Birke e. V. Frauen und Familienberatung
Die Bruderhand e. V.
Die Heilsarmee Missionsteam Hamburg
DIGUNA e. V.
DMG interpersonal, ehemals „Deutsche Missionsgemeinschaft
domino Stiftung
Dünenhof
ELIA e. V.
Euro Ruf Mission-GmbH
Europäische Baptistische Mission
Europäische Christliche Mission Deutschland e. V.
Evangelische Diakonissenanstalt Karlsruhe-Rüppurr
Evangelische Buchhilfe e. V.
Evangelisches Jugend- und Missionswerk (MBK) e. V.
Evangelische Karmelmission e. V.
Evangelische Mission im Tschad e. V.
Evangelischer Ausländerdienst e. V.
Evangelischer Gemeinschaftsverband Nord-Süd e. V.
Evangeliums-Team für Brasilien e. V.
Evangeliumsdienst für Israel
Evangeliumsgemeinschaft Mittlerer Osten
Family Life Mission
Freie Theologische Hochschule Gießen
Freikirchlicher Bund der Gemeinde Gottes e. V.
Freiversammlungsmission e. V.
Freunde mexikanischer Indianer-Bibelzentren e. V.
Frontiers Deutschland e. V.
Förderkreis Terra Nova Mondai e. V.
Förderverein Christl. Dt. Schule Chiang Mia
Gefährdetenhilfe Wegscheide
Geistliches Rüstzentrum Krelingen
Gemeinde- und Missionsverein e. V. Allendorf
Gemeinsam Glauben leben e. V.
Gerhard-Tersteegen-Konferenz e. V., Weigle-Haus
Geschenke der Hoffnung e. V.
Geschäftsführender Verein der Christlichen Gemeinschaft St. Michael zu Berlin e. V.
Gesprächsforum Leben + Glauben
Glaubenshof Cyriaxweimar e. V.
GMHA Mennonitengemeinde
Gnadauer Brasilien-Mission
Gästehäuser Hohe Rhön e. V.
Helimission e. V.
help center e. V.
Herold Schriftenmission
Horizonte Weltweit e. V.
humedica e. V.
indicamino
Indien-Allianz-Mission e. V.
Initiative für bibeltreue Hochschulen e. V.
Institut für Gemeinde und Weltmission
Institut für Gemeindebau und Weltmission
Inter-Mission e. V.
Internationale Bibelgesellschaft Deutschland
Internationale Sprachenmission e. V.
Internationaler Gideonbund in Deutschland e. V.
Internationales Hilfswerk für Zigeuner e. V.
Janz Team e. V.
Jesus-Bruderschaft e. V.
Jugend für Christus Deutschland e. V.
Jugend mit einer Mission e. V.
Jugend-, Missions- und Sozialwerk
Jugendwerk des Blauen Kreuzes e. V.
Karl-Heim-Gesellschaft
Kinder-Evangelisations-Bewegung e. V.
Kinderheim Nethanja Narsapur - Christliche Mission Indien e. V.
Kinderhilfswerk Stiftung Global- Care
Kinderwerk Lima e. V.
Kirchberghof
Kompass e. V.
Kommunität „Steh auf!“ e. V.
Konferenz Bibeltreuer Ausbildungsstätten e. V.
Kontaktkreis SAISAMPAN e. V.
Kontaktmission e. V.
Königsberger Diakonie
Lebenswende e. V.
Lebenszentrum Adelshofen e. V.
Licht im Osten – Missionsbund
Licht in Lateinamerika e. V.
Licht und Hoffnung
Liebenzeller Mission gGmbH
Lobetalarbeit e. V. Celle
MännerGebetsBund e. V.
Medienkreis Siegen
Mission Aviation Fellowship Germany e. V.
Mission für Süd-Ost-Europa e. V.
Missionsgemeinschaft der Fackelträger e. V.
Forum Wiedenest
Missionshilfe Lemgo e. V.
ReachAcross e. V.
Missionswerk Frohe Botschaft e. V.
Missionswerk Neues Leben e. V.
MännerGebets-Bund
Navigatoren e. V.
Neue Hoffnung e. V.
Neues Leben Stiftung
Neues Leben Medien
Neues Leben Indonesien
Neues Leben Südamerika
Neukirchener Mission
New Tribes Mission
Nordlicht e. V.
OAC-Missionsteams e. V.
Offensive Junger Christen – OJC e. V.
Operation Mobilisation e. V.
Orientdienst e. V.
Pacific Missionary Aviation Deutschland e. V. (PMA)
People International e. V.
Pfarrerinnen- und Pfarrer-Gebetsbund
Pilgermission St. Chrischona
Pro Vita – Freikirchliche Initiative für das Leben
Saat der Hoffnung e. V.
Schwarzes Kreuz Christliche Straffälligenhilfe e. V.
SMD – Studentenmission in Deutschland
Soforthilfe La Paz Heinz Hinsche
SRS e. V. (Sportmission in Deutschland)
Stiftung Come Together
Stiftung Marburger Medien
Südslawische Christliche Mission e. V.
TEAM.F Neues Leben für Familien e. V.
Teens und Twens für Christus
To All Nations e. V.
Treffen Christlicher Lebensrecht-Gruppen e. V.
Vereinigte Deutsche Missionshilfe
Vereinigte Kamerun- und Tschad-Mission
Vereinigte Missionsfreunde e. V.
WEC International
West-Europa-Mission e. V.
Wir singen für Jesus
Wort & Tat, Allgemeine Missionsgesellschaft e. V.
Wort des Lebens e. V.
Wycliff-Bibelübersetzer
Überseeische Missions-Gemeinschaft e. V.
Nahestehende Werke der Kategorie III
Amt für Jugendarbeit der Ev.-Luth. Kirchen in Bayern
Altpietistischer Gemeinschaftsverband e. V.
Anskar-Kirche
Apostolische Jugendgruppen e. V.
Arbeitsgemeinschaft Christen für Israel e. V.
Arbeitsgemeinschaft christlicher Lebenshilfen
Arbeitsgemeinschaft Missionarische Dienste
Berliner Stadtmission
Bildungszentrum Elstal Theologisches Seminar
Brockhaus Verlag / Oncken Verlag
Bund evangelischer Täufergemeinden
Bund Deutscher Gemeinschafts-Diakonissen-Mutterhäuser
Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland K.d.ö.R.
Bund Freier evangelischer Gemeinden in Deutschland
Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden KdöR
Christliche Ehe- u. Familienarbeit CEF e. V.
Christliche Lebensberatung e. V.
Christliche Literatur-Mission
Christliche Vereinigung Deutscher Eisenbahner Eisenbahnermission
Christlicher Hilfsdienst Bad Hersfeld e. V.
Christlicher Hilfsverein Wismar e. V.
Christlicher Missionsdienst
Christlicher Missionsverein
Christusträger Bruderschaft
Christusträger Schwesternschaft e. V.
CVJM-Landesverband Baden e. V.
CVJM-Gesamtverband in Deutschland e. V.
CVJM-Landesverband Bayern e. V.
CVJM-Landesverband Sachsen e. V.
CVJM-Westbund
CVJM-Missio-Center Berlin
Deutscher Gemeinschafts-Diakonieverband e. V.
Deutscher Jugendverband Entschieden für Christus (EC) e. V.
Diakoniegemeinschaft Puschendorf e. V.
Diakoniewerk Kirchröder Turm e. V.
Diakonissen-Mutterhaus „Altvandsburg“
Diakonissen-Mutterhaus Bleibergquelle
Diakonissen-Mutterhaus Hebron
Diakonissen-Mutterhaus Kinderheil
Diakonissen-Mutterhaus Lachen
Diakonissen-Mutterhaus Lobetal e. V.
Diakonissen-Mutterhaus Lörrach
Diakonissen-Mutterhaus Neuvandsburg
Diakonissen-Mutterhaus Salem-Lichtenrade
Diakonissen-Mutterhaus St. Chrischona
Diakonissen-Mutterhaus St. Chrischona (D) e. V.
Diakonissenanstalt Salem-Köslin - Minden
Dienstgemeinschaften für Verkündigung
Diospi Suyana e. V.
Dorothea Mission Südafrika e. V.
Evangelisch-Freikirchliches Erholungswerk e. V. Familienferienstätte Dorfweil
Evangelisch-Freikirchliches Sozialwerk Norddeutschland
Evangelisch-lutherisches Missionswerk in Niedersachsen
Evangelische Ausländerseelsorge
Europäisch-Festländische Provinz der Brüderunität
Evangelische Brüdergemeinde Korntal
Evangelische Gesellschaft für Deutschland
Evangelische Missionsschule Unterweissach
Evangelische Volks- und Schriftenmission
Evangelischer Gemeinschaftsverband Hessen-Nassau e. V.
Evangelischer Gemeinschaftsverband Pfalz e. V.
Evangelische Gemeinschaften im Frankenland
Ev. Gemeinschaftsverband Siegerland-Wittgenstein
Evangelischer Gnadauer Gemeinschaftsverband
Evangelisches Diakonissenhaus Bethlehem
Evangelistenschule Johanneum
Evangelischer Studienzentrum Radevormwald
Filia e. V.
Gemeindehilfsbund
Gemeinsam für Berlin e. V.
Gemeinschafts-Diakonie-Verband Berlin e. V.
Gemeinschafts-Diakonissen-Mutterhaus Hensoltshöhe
Gemeinschaftsverband Linker Niederrhein e. V.
Gemeinschaftsverband Sachsen-Anhalt
Gemeinschaftswerk Berlin-Brandenburg
Gesellschaft für evangelische Theologie
Gnadauer Posaunenbund
Gnadauer Theologisches Seminar Falkenberg
Großheppacher Schwesternschaft
Hannoverscher Verband Landeskirchlicher Gemeinschaften e. V.
Heilsarmee
Hensoltshöher Gemeinschaftsverband
Hessischer Gemeinschaftsverband e. V.
Hoffnung für Dich e. V.
Holzlandgemeinschaft Bruderhof
Inland-Mission des BFeG
Internationale Vereinigung Christlicher Geschäftsleute
Johannes-Heim
KALEB e. V. – Geschäftsstelle
Kindernothilfe e. V.
Kirche des Nazareners
Kirchlicher Gemeinschaftsverband
Kirchliche Sammlung um Bibel und Bekenntnis in Bayern
Landeskirchlicher Gemeinschaftsverband in Bayern
Landeskirchlicher Gemeinschaftsverband Vorpommern e. V.
Landesverband Landeskirchlicher Gemeinschaften Sachsen e. V.
Langensteinbacherhöhe
Liebenzeller Gemeinschaftsverband e. V.
Liebenzeller Mission
Ludwig-Hofacker-Vereinigung
Marburger Bibelseminar
Marburger Kreis e. V.
Mecklenburgischer Gemeinschaftsverband
Mercy Ships Deutschland e. V.
Missionarisch-diakonische Ausbildungsstätte Malche
Mülheimer Verband Freikirchlich-Evangelischer Gemeinden
Mütter in Kontakt e. V.
Niederländischer Christlicher Gemeinschaftsbund
Ohofer Gemeinschaftsverband
On The Move Deutschland e. V.
Open Doors
Opportunity International Deutschland
Ostfriesischer Verband e. V.
Philippus-Dienst e. V.
Scharnsteiner Bibelkreis
Starkenburger Gemeinschaftsverband
Stiftung Diakonissenhaus Friedenshort
Stiftung Studien- und Lebensgemeinschaft TABOR
Sächsisches Gemeinschafts-Diakonissenhaus „Zion“
Süddeutscher Gemeinschaftsverband
Theologisches Seminar Ewersbach des Bundes Freier evangelischer Gemeinden (KdöR)
Tor zum Leben – LIFEGATE Rehabilitations e. V.
Verband der Gemeinschaften in der Landeskirche in Schleswig-Holstein e. V.
Verein zur Hilfe in außerordentlichen Notfällen e. V.
Wahre Liebe Wartet
Weißes Kreuz e. V.
Wendepunkt e. V.
Westfälischer Gemeinschaftsverband e. V.
Wörnersberger Anker e. V.
Württembergischer Brüderbund e. V.
Zentralafrika-Mission
Siehe auch
Evangelikalismus
Liste wichtiger Institutionen und Werke der evangelikalen Bewegung in Deutschland
Quelle - Literatur & Einzelnachweise
Kategorie I:[1] 16 selbständige Werke, die eng mit dem Hauptvorstand der Deutschen Evangelischen Allianz zusammenarbeiten, da sie entweder direkt von der DEA oder mit Unterstützung der DEA gegründet worden sind oder später bewusst als solche der DEA angeschlossen wurden.
Kategorie II:[2] 197 selbständige diakonische, evangelistische, missionarische und seelsorgerliche Werke, die überregional arbeiten und sich in ihren Satzungen mit der Zusammenarbeit der Evangelischen Allianz verbunden fühlen und regelmäßigen Kontakt zur Geschäftsstelle der DEA halten.
Kategorie III:[3] 126 Werke und Einrichtungen, die der Evangelischen Allianz nahestehen, die Glaubensbasis der DEA in ihren Satzungen oder Grundsätzen jedoch nicht offiziell erwähnen. Die Zielsetzungen dieser Werke sind jedoch der Evangelischen Allianz ähnlich.
(Stand 5/2008)
Selbständige Werke der Kategorie I
Arbeitsgemeinschaft Biblische Frauenarbeit (ABF)
Arbeitsgemeinschaft Evangelikaler Missionen
Arbeitskreis für evangelikale Missiologie (AfeM)
Arbeitskreis für evangelikale Theologie (AfeT)
Christival
Christliche Fachkräfte International
Christlicher Medienverbund KEP
Evangelisches Allianzhaus Bad Blankenburg gGmbH
ERF Medien (Deutschland)
Hilfe für Brüder
Idea (Evangelische Nachrichtenagentur)
Institut für Islamfragen (IfI)
Koalition für Evangelisation in Deutschland – Lausanner Bewegung Deutschland
ProChrist
netzwerk-m
Willow Creek Deutschland
Verbundene Werke der Kategorie II
ABC-Medien-Mission e. V.
Agape Gemeindewerk, Mennonitische Heimatmission e. V.
Akademie für Weltmission Korntal e. V.
Aktion: In jedes Haus e. V.
Albrecht-Bengel-Haus
Allianz-Mission e. V. im Bund Freier evangelischer Gemeinden
Alpha Deutschland
Apostolische Kirche Urchristliche Mission
Arbeitsgemeinschaft Deutscher Plakatmissionen
Arbeitsgemeinschaft Jesus-Dienste
Arbeitsgemeinschaft Jugendevangelisation
Arbeitsgemeinschaft Missionarische Arbeit mit Kindern
Arbeitsgemeinschaft Radio HCJB e. V.
Arbeitskreis Junger Christen e. V.
ASEBA e. V. Deutschland
Aussaat Schriftenmission und Verlag GmbH
Beit Sar Shalom Evangeliumsdienst e. V.
Bibel- und Erholungsheim Haus Felsengrund
Bibel-Center Freie Theologische Fachschule
Bibelinstitut Bethel Deutschland e. V.
Bibel-Memory e. V.
Bibel-Mission
BFU Theologische Fernschule e. V.
Bibellesebund e. V.
Bibelschule Brake e. V.
Bibelschule Kirchberg
BibelSeminar Königsfeld
Blaues Kreuz in Deutschland e. V.
Bodenseehof e. V., Christliches Jugendzentrum
Brendow Verlag
Bruderdienst Missionsverlag e. V.
Brunnen Verlag GmbH
CAH Christlicher AIDS-Hilfsdienst e. V.
Campus für Christus e. V.
CFA – Medienverleih & Vertrieb
China Partner e. V.
Chinesische Leihbücherei (FMCD e. V.)
Chinesische Missionsgemeinschaft (CMG) Deutscher Zweig e. V.
Christ + Friseur
Christ Camp e. V.
Christen im Öffentlichen Dienst in Baden-Württemberg
Christen in der Wirtschaft e. V.
Christliche Bäcker- und Konditoren-Vereinigung Verband Stuttgart
Christliche Polizeivereinigung e. V.
Christliche Post- und Telekomvereinigung in Deutschland
Christlicher AIDS-Hilfedienst (CAH) e. V.
Christlicher Allianz-Verband (CAV) e. V.
Christlicher Hilfsbund im Orient e. V.
Christliche Initiative für Indien e. V.
Christliches Erholungsheim Westerwald
Christoffel-Blindenmission e. V.
Christus-Treff e. V.
Cornelius-Vereinigung e. V. – Christen in der Bundeswehr
Deutsche Bibel Liga e. V.
Deutsche Evangelisten-Konferenz
Deutsche Fernschule e. V.
Deutsche Indianer Pionier Mission
Deutsche Inland-Mission
Deutsche Zeltmission e. V.
Deutscher Christlicher Techniker-Bund
Deutscher Frauen-Missions-Gebetsbund
Deutsches Mennonitisches Missions-Komitee
Deutsches Missionsärzte-Team e. V.
Diakonissen-Mutterhaus Aidlingen e. V.
Die Arche – Christliches Kinder- und Jugendwerk
Die Birke e. V. Frauen und Familienberatung
Die Bruderhand e. V.
Die Heilsarmee Missionsteam Hamburg
DIGUNA e. V.
DMG interpersonal, ehemals „Deutsche Missionsgemeinschaft
domino Stiftung
Dünenhof
ELIA e. V.
Euro Ruf Mission-GmbH
Europäische Baptistische Mission
Europäische Christliche Mission Deutschland e. V.
Evangelische Diakonissenanstalt Karlsruhe-Rüppurr
Evangelische Buchhilfe e. V.
Evangelisches Jugend- und Missionswerk (MBK) e. V.
Evangelische Karmelmission e. V.
Evangelische Mission im Tschad e. V.
Evangelischer Ausländerdienst e. V.
Evangelischer Gemeinschaftsverband Nord-Süd e. V.
Evangeliums-Team für Brasilien e. V.
Evangeliumsdienst für Israel
Evangeliumsgemeinschaft Mittlerer Osten
Family Life Mission
Freie Theologische Hochschule Gießen
Freikirchlicher Bund der Gemeinde Gottes e. V.
Freiversammlungsmission e. V.
Freunde mexikanischer Indianer-Bibelzentren e. V.
Frontiers Deutschland e. V.
Förderkreis Terra Nova Mondai e. V.
Förderverein Christl. Dt. Schule Chiang Mia
Gefährdetenhilfe Wegscheide
Geistliches Rüstzentrum Krelingen
Gemeinde- und Missionsverein e. V. Allendorf
Gemeinsam Glauben leben e. V.
Gerhard-Tersteegen-Konferenz e. V., Weigle-Haus
Geschenke der Hoffnung e. V.
Geschäftsführender Verein der Christlichen Gemeinschaft St. Michael zu Berlin e. V.
Gesprächsforum Leben + Glauben
Glaubenshof Cyriaxweimar e. V.
GMHA Mennonitengemeinde
Gnadauer Brasilien-Mission
Gästehäuser Hohe Rhön e. V.
Helimission e. V.
help center e. V.
Herold Schriftenmission
Horizonte Weltweit e. V.
humedica e. V.
indicamino
Indien-Allianz-Mission e. V.
Initiative für bibeltreue Hochschulen e. V.
Institut für Gemeinde und Weltmission
Institut für Gemeindebau und Weltmission
Inter-Mission e. V.
Internationale Bibelgesellschaft Deutschland
Internationale Sprachenmission e. V.
Internationaler Gideonbund in Deutschland e. V.
Internationales Hilfswerk für Zigeuner e. V.
Janz Team e. V.
Jesus-Bruderschaft e. V.
Jugend für Christus Deutschland e. V.
Jugend mit einer Mission e. V.
Jugend-, Missions- und Sozialwerk
Jugendwerk des Blauen Kreuzes e. V.
Karl-Heim-Gesellschaft
Kinder-Evangelisations-Bewegung e. V.
Kinderheim Nethanja Narsapur - Christliche Mission Indien e. V.
Kinderhilfswerk Stiftung Global- Care
Kinderwerk Lima e. V.
Kirchberghof
Kompass e. V.
Kommunität „Steh auf!“ e. V.
Konferenz Bibeltreuer Ausbildungsstätten e. V.
Kontaktkreis SAISAMPAN e. V.
Kontaktmission e. V.
Königsberger Diakonie
Lebenswende e. V.
Lebenszentrum Adelshofen e. V.
Licht im Osten – Missionsbund
Licht in Lateinamerika e. V.
Licht und Hoffnung
Liebenzeller Mission gGmbH
Lobetalarbeit e. V. Celle
MännerGebetsBund e. V.
Medienkreis Siegen
Mission Aviation Fellowship Germany e. V.
Mission für Süd-Ost-Europa e. V.
Missionsgemeinschaft der Fackelträger e. V.
Forum Wiedenest
Missionshilfe Lemgo e. V.
ReachAcross e. V.
Missionswerk Frohe Botschaft e. V.
Missionswerk Neues Leben e. V.
MännerGebets-Bund
Navigatoren e. V.
Neue Hoffnung e. V.
Neues Leben Stiftung
Neues Leben Medien
Neues Leben Indonesien
Neues Leben Südamerika
Neukirchener Mission
New Tribes Mission
Nordlicht e. V.
OAC-Missionsteams e. V.
Offensive Junger Christen – OJC e. V.
Operation Mobilisation e. V.
Orientdienst e. V.
Pacific Missionary Aviation Deutschland e. V. (PMA)
People International e. V.
Pfarrerinnen- und Pfarrer-Gebetsbund
Pilgermission St. Chrischona
Pro Vita – Freikirchliche Initiative für das Leben
Saat der Hoffnung e. V.
Schwarzes Kreuz Christliche Straffälligenhilfe e. V.
SMD – Studentenmission in Deutschland
Soforthilfe La Paz Heinz Hinsche
SRS e. V. (Sportmission in Deutschland)
Stiftung Come Together
Stiftung Marburger Medien
Südslawische Christliche Mission e. V.
TEAM.F Neues Leben für Familien e. V.
Teens und Twens für Christus
To All Nations e. V.
Treffen Christlicher Lebensrecht-Gruppen e. V.
Vereinigte Deutsche Missionshilfe
Vereinigte Kamerun- und Tschad-Mission
Vereinigte Missionsfreunde e. V.
WEC International
West-Europa-Mission e. V.
Wir singen für Jesus
Wort & Tat, Allgemeine Missionsgesellschaft e. V.
Wort des Lebens e. V.
Wycliff-Bibelübersetzer
Überseeische Missions-Gemeinschaft e. V.
Nahestehende Werke der Kategorie III
Amt für Jugendarbeit der Ev.-Luth. Kirchen in Bayern
Altpietistischer Gemeinschaftsverband e. V.
Anskar-Kirche
Apostolische Jugendgruppen e. V.
Arbeitsgemeinschaft Christen für Israel e. V.
Arbeitsgemeinschaft christlicher Lebenshilfen
Arbeitsgemeinschaft Missionarische Dienste
Berliner Stadtmission
Bildungszentrum Elstal Theologisches Seminar
Brockhaus Verlag / Oncken Verlag
Bund evangelischer Täufergemeinden
Bund Deutscher Gemeinschafts-Diakonissen-Mutterhäuser
Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland K.d.ö.R.
Bund Freier evangelischer Gemeinden in Deutschland
Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden KdöR
Christliche Ehe- u. Familienarbeit CEF e. V.
Christliche Lebensberatung e. V.
Christliche Literatur-Mission
Christliche Vereinigung Deutscher Eisenbahner Eisenbahnermission
Christlicher Hilfsdienst Bad Hersfeld e. V.
Christlicher Hilfsverein Wismar e. V.
Christlicher Missionsdienst
Christlicher Missionsverein
Christusträger Bruderschaft
Christusträger Schwesternschaft e. V.
CVJM-Landesverband Baden e. V.
CVJM-Gesamtverband in Deutschland e. V.
CVJM-Landesverband Bayern e. V.
CVJM-Landesverband Sachsen e. V.
CVJM-Westbund
CVJM-Missio-Center Berlin
Deutscher Gemeinschafts-Diakonieverband e. V.
Deutscher Jugendverband Entschieden für Christus (EC) e. V.
Diakoniegemeinschaft Puschendorf e. V.
Diakoniewerk Kirchröder Turm e. V.
Diakonissen-Mutterhaus „Altvandsburg“
Diakonissen-Mutterhaus Bleibergquelle
Diakonissen-Mutterhaus Hebron
Diakonissen-Mutterhaus Kinderheil
Diakonissen-Mutterhaus Lachen
Diakonissen-Mutterhaus Lobetal e. V.
Diakonissen-Mutterhaus Lörrach
Diakonissen-Mutterhaus Neuvandsburg
Diakonissen-Mutterhaus Salem-Lichtenrade
Diakonissen-Mutterhaus St. Chrischona
Diakonissen-Mutterhaus St. Chrischona (D) e. V.
Diakonissenanstalt Salem-Köslin - Minden
Dienstgemeinschaften für Verkündigung
Diospi Suyana e. V.
Dorothea Mission Südafrika e. V.
Evangelisch-Freikirchliches Erholungswerk e. V. Familienferienstätte Dorfweil
Evangelisch-Freikirchliches Sozialwerk Norddeutschland
Evangelisch-lutherisches Missionswerk in Niedersachsen
Evangelische Ausländerseelsorge
Europäisch-Festländische Provinz der Brüderunität
Evangelische Brüdergemeinde Korntal
Evangelische Gesellschaft für Deutschland
Evangelische Missionsschule Unterweissach
Evangelische Volks- und Schriftenmission
Evangelischer Gemeinschaftsverband Hessen-Nassau e. V.
Evangelischer Gemeinschaftsverband Pfalz e. V.
Evangelische Gemeinschaften im Frankenland
Ev. Gemeinschaftsverband Siegerland-Wittgenstein
Evangelischer Gnadauer Gemeinschaftsverband
Evangelisches Diakonissenhaus Bethlehem
Evangelistenschule Johanneum
Evangelischer Studienzentrum Radevormwald
Filia e. V.
Gemeindehilfsbund
Gemeinsam für Berlin e. V.
Gemeinschafts-Diakonie-Verband Berlin e. V.
Gemeinschafts-Diakonissen-Mutterhaus Hensoltshöhe
Gemeinschaftsverband Linker Niederrhein e. V.
Gemeinschaftsverband Sachsen-Anhalt
Gemeinschaftswerk Berlin-Brandenburg
Gesellschaft für evangelische Theologie
Gnadauer Posaunenbund
Gnadauer Theologisches Seminar Falkenberg
Großheppacher Schwesternschaft
Hannoverscher Verband Landeskirchlicher Gemeinschaften e. V.
Heilsarmee
Hensoltshöher Gemeinschaftsverband
Hessischer Gemeinschaftsverband e. V.
Hoffnung für Dich e. V.
Holzlandgemeinschaft Bruderhof
Inland-Mission des BFeG
Internationale Vereinigung Christlicher Geschäftsleute
Johannes-Heim
KALEB e. V. – Geschäftsstelle
Kindernothilfe e. V.
Kirche des Nazareners
Kirchlicher Gemeinschaftsverband
Kirchliche Sammlung um Bibel und Bekenntnis in Bayern
Landeskirchlicher Gemeinschaftsverband in Bayern
Landeskirchlicher Gemeinschaftsverband Vorpommern e. V.
Landesverband Landeskirchlicher Gemeinschaften Sachsen e. V.
Langensteinbacherhöhe
Liebenzeller Gemeinschaftsverband e. V.
Liebenzeller Mission
Ludwig-Hofacker-Vereinigung
Marburger Bibelseminar
Marburger Kreis e. V.
Mecklenburgischer Gemeinschaftsverband
Mercy Ships Deutschland e. V.
Missionarisch-diakonische Ausbildungsstätte Malche
Mülheimer Verband Freikirchlich-Evangelischer Gemeinden
Mütter in Kontakt e. V.
Niederländischer Christlicher Gemeinschaftsbund
Ohofer Gemeinschaftsverband
On The Move Deutschland e. V.
Open Doors
Opportunity International Deutschland
Ostfriesischer Verband e. V.
Philippus-Dienst e. V.
Scharnsteiner Bibelkreis
Starkenburger Gemeinschaftsverband
Stiftung Diakonissenhaus Friedenshort
Stiftung Studien- und Lebensgemeinschaft TABOR
Sächsisches Gemeinschafts-Diakonissenhaus „Zion“
Süddeutscher Gemeinschaftsverband
Theologisches Seminar Ewersbach des Bundes Freier evangelischer Gemeinden (KdöR)
Tor zum Leben – LIFEGATE Rehabilitations e. V.
Verband der Gemeinschaften in der Landeskirche in Schleswig-Holstein e. V.
Verein zur Hilfe in außerordentlichen Notfällen e. V.
Wahre Liebe Wartet
Weißes Kreuz e. V.
Wendepunkt e. V.
Westfälischer Gemeinschaftsverband e. V.
Wörnersberger Anker e. V.
Württembergischer Brüderbund e. V.
Zentralafrika-Mission
Siehe auch
Evangelikalismus
Liste wichtiger Institutionen und Werke der evangelikalen Bewegung in Deutschland
Quelle - Literatur & Einzelnachweise
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Heinrich von Soden-Fraunhofen
Heinrich Sigmund Maria Rudolf Graf von Soden-Fraunhofen (* 6. November 1920 in Friedrichshafen; † 23. Juli 2000 in Engelsberg) war römisch-katholischer Weihbischof in München und Freising.
Familie
Heinrich von Soden-Fraunhofen stammte aus dem Adelsgeschlecht der Familie Soden. Er war eines von neun Kindern aus der Ehe von Carl Alfred Graf von Soden-Fraunhofen (1875–1944), dem ersten Geschäftsführer und ab 1921 Vorstand der ZF Friedrichshafen AG, und Mechtild Gräfin Adelmann von Adelmannsfelden (1878–1954). Sein Schwager war der bayrische Senatspräsident, Hippolyt Freiherr Poschinger von Frauenau.
Leben
Nach Kriegsende trat Heinrich von Soden-Fraunhofen in das Erzbischöfliche Priesterseminar in Freising ein. Am 29. Juni 1951 empfing er zusammen mit weiteren 42 Seminaristen, darunter Joseph Ratzinger, dem späteren Papst Benedikt XVI., und Franz Schwarzenböck, durch Michael Kardinal Faulhaber die Priesterweihe. Er war Pfarrer in Oberwöhr bei Rosenheim und Landshut[1]
Am 3. Januar 1972 ernannte Papst Paul VI. Heinrich von Soden-Fraunhofen zum Titularbischof von Belali und bestellte ihn zum Weihbischof im Erzbistum München und Freising. Am 18. März 1972 spendete ihm Julius Kardinal Döpfner im Dom St. Maria u. St. Korbinian in Freising die Bischofsweihe; Mitkonsekratoren waren Josef Stangl, Bischof von Würzburg, und Josef Stimpfle, Bischof von Augsburg. 1993 wurde seinem Rücktrittsgesuch aus gesundheitlichen Gründen durch Papst Johannes Paul II. stattgegeben.
Heinrich von Soden-Fraunhofen galt als einer der „schärfsten Engelwerk-Kritiker im deutschen Episkopat“.[2]
Von Soden starb in Engelsberg, Landkreis Traunstein, nach langer schwerer Krankheit und wurde im Kreuzganghof des Freisinger Doms begraben.
Grab im Kreuzganghof des Freisinger Domes
Ehrungen
1991: Verdienstkreuz 1. Klasse der Bundesrepublik Deutschland
Quelle
Familie
Heinrich von Soden-Fraunhofen stammte aus dem Adelsgeschlecht der Familie Soden. Er war eines von neun Kindern aus der Ehe von Carl Alfred Graf von Soden-Fraunhofen (1875–1944), dem ersten Geschäftsführer und ab 1921 Vorstand der ZF Friedrichshafen AG, und Mechtild Gräfin Adelmann von Adelmannsfelden (1878–1954). Sein Schwager war der bayrische Senatspräsident, Hippolyt Freiherr Poschinger von Frauenau.
Leben
Nach Kriegsende trat Heinrich von Soden-Fraunhofen in das Erzbischöfliche Priesterseminar in Freising ein. Am 29. Juni 1951 empfing er zusammen mit weiteren 42 Seminaristen, darunter Joseph Ratzinger, dem späteren Papst Benedikt XVI., und Franz Schwarzenböck, durch Michael Kardinal Faulhaber die Priesterweihe. Er war Pfarrer in Oberwöhr bei Rosenheim und Landshut[1]
Am 3. Januar 1972 ernannte Papst Paul VI. Heinrich von Soden-Fraunhofen zum Titularbischof von Belali und bestellte ihn zum Weihbischof im Erzbistum München und Freising. Am 18. März 1972 spendete ihm Julius Kardinal Döpfner im Dom St. Maria u. St. Korbinian in Freising die Bischofsweihe; Mitkonsekratoren waren Josef Stangl, Bischof von Würzburg, und Josef Stimpfle, Bischof von Augsburg. 1993 wurde seinem Rücktrittsgesuch aus gesundheitlichen Gründen durch Papst Johannes Paul II. stattgegeben.
Heinrich von Soden-Fraunhofen galt als einer der „schärfsten Engelwerk-Kritiker im deutschen Episkopat“.[2]
Von Soden starb in Engelsberg, Landkreis Traunstein, nach langer schwerer Krankheit und wurde im Kreuzganghof des Freisinger Doms begraben.
Grab im Kreuzganghof des Freisinger Domes
Ehrungen
1991: Verdienstkreuz 1. Klasse der Bundesrepublik Deutschland
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Karl Kardinal Lehmann
Karl Kardinal Lehmann (* 16. Mai 1936 in Sigmaringen) ist emeritierter Bischof von Mainz. Von 1987 bis 2008 war er Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz. Lehmann wurde 2001 von Papst Johannes Paul II. zum Kardinal erhoben.
Weiteres zu seiner Person im Link:
https://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Lehmann
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Päpstliche Ehrentitel
Päpstliche Ehrentitel sind Auszeichnungen, die der Papst, meist auf Antrag eines Bischofs hin, verleiht.
Alfred Vanneste, Päpstlicher Ehrenprälat in Brügge
Päpstlicher Ehrenkaplan
Die rangniedrigste Stufe ist der Kaplan Seiner Heiligkeit (italienisch Cappellano di Sua Santità), auch Päpstlicher Ehrenkaplan genannt. Ein Päpstlicher Ehrenkaplan wird mit „Monsignore“ angesprochen und im deutschen Sprachraum häufig so bezeichnet. Er darf inner- und außerhalb des Gottesdienstes eine schwarze Soutane mit violetter Paspelierung, violetten Knöpfen und einem Zingulum (fascia) aus violetter Seide mit gleichfarbigen Fransen tragen. Außerhalb der Liturgie trägt er als Kopfbedeckung wie gewöhnliche Kleriker ein schwarzes Birett mit einer schwarzen Quaste, obgleich in Deutschland, in deutlichem Widerspruch zur vatikanischen Instructio Ut sive sollicite (31. März 1969), dieses vielfach noch in violett gefertigt und benutzt wird.
Der Titel wird seit Januar 2014 nur noch an verdiente Geistliche ab dem 65. Lebensjahr verliehen.[1]
Päpstlicher Ehrenprälat
In der nächsten Stufe folgt der Ehrenprälat Seiner Heiligkeit (italienisch Prelato d'onore di Sua Santità), der auch Päpstlicher Ehrenprälat (früher: Päpstlicher Hausprälat) oder Prälat Seiner Heiligkeit genannt wird. Im ursprünglichen Wortsinn bezeichnet Prälat einen geistlichen Würdenträger der katholischen Kirche, dem eine bestimmte oberhirtliche Leitungsgewalt übertragen ist. Der Päpstliche Ehrenprälat darf im Gottesdienst die violette Chorkleidung und außerhalb einen schwarzen Talar mit violetten Knöpfen und violettem Zingulum tragen. Er benutzt ein schwarzes Birett mit einer schwarzen oder violetten Quaste. Die gebräuchliche Anrede ist „Hochwürdigster Herr Prälat“, seltener wird auch „Monsignore“ verwendet. Weltweit tragen fast 6000 Personen diesen Titel.[2]
Im Januar 2014 beendete Papst Franziskus die Vergabe des Titels, welche er schon kurz nach seiner Wahl vorläufig ausgesetzt hatte. Bereits vergebene Titel blieben erhalten.[1]
Apostolischer Protonotar
Die höchste Stufe der Ehrentitel ist Apostolischer Protonotar supra numerum. Den Titel Apostolischer Protonotar führen an sich die in Rom tätigen Protonotare de numero; er wird jedoch auch als höchste päpstliche Auszeichnung an verdiente Diözesanpriester verliehen. Der Apostolische Protonotar trägt die Kleidung des Päpstlichen Ehrenprälaten mit roten Knöpfen und darf zusätzlich einen violetten seidenen Umhang tragen. Ehrenprälaten, d. h. die „Überzähligen Protonotare“, benutzen ein schwarzes Birett mit schwarzer Quaste, nur die wirklichen Protonotare mit violetter. Apostolische Protonotare zählen zu den Mitgliedern der Päpstlichen Familie. Im Januar 2014 wurde die kurz nach der Papstwahl 2013 ausgesetzte Neuvergabe des Titels von Papst Franziskus gänzlich gestoppt.[1]
Veröffentlichung
Die Verleihung eines päpstlichen Ehrentitels geschieht mittels einer im Vatikanischen Staatssekretariat ausgefertigten Urkunde. In der Regel wird sie dem geehrten Priester in einer feierlichen Zeremonie durch den Diözesanbischof seines Bistums überreicht, nachdem sie diesem über die Apostolische Nuntiatur zugestellt wurde.
Alle Träger dieser drei Ehrentitel werden im Annuario Pontificio aufgeführt, die Ehrenkapläne nur im Register.
Im September 2013 war die Meldung, dass Papst Franziskus bis auf weiteres keine päpstlichen Ehrentitel an Kleriker mehr vergebe, in italienischen Medien verbreitet worden.[3] Anfang 2014 ging die inoffizielle Meldung durch die Medien, wonach Papst Franziskus künftig den Ehrentitel des Prälaten nicht mehr und den Ehrentitel des Monsignore nur noch an verdiente Kleriker ab einem Alter von 65 verleihen möchte. Bereits verliehene Titel blieben jedoch bestehen.[4]
Siehe auch
Bischöfliche Ehrentitel
Päpstlicher Thronassistent
Quelle
Alfred Vanneste, Päpstlicher Ehrenprälat in Brügge
Päpstlicher Ehrenkaplan
Die rangniedrigste Stufe ist der Kaplan Seiner Heiligkeit (italienisch Cappellano di Sua Santità), auch Päpstlicher Ehrenkaplan genannt. Ein Päpstlicher Ehrenkaplan wird mit „Monsignore“ angesprochen und im deutschen Sprachraum häufig so bezeichnet. Er darf inner- und außerhalb des Gottesdienstes eine schwarze Soutane mit violetter Paspelierung, violetten Knöpfen und einem Zingulum (fascia) aus violetter Seide mit gleichfarbigen Fransen tragen. Außerhalb der Liturgie trägt er als Kopfbedeckung wie gewöhnliche Kleriker ein schwarzes Birett mit einer schwarzen Quaste, obgleich in Deutschland, in deutlichem Widerspruch zur vatikanischen Instructio Ut sive sollicite (31. März 1969), dieses vielfach noch in violett gefertigt und benutzt wird.
Der Titel wird seit Januar 2014 nur noch an verdiente Geistliche ab dem 65. Lebensjahr verliehen.[1]
Päpstlicher Ehrenprälat
In der nächsten Stufe folgt der Ehrenprälat Seiner Heiligkeit (italienisch Prelato d'onore di Sua Santità), der auch Päpstlicher Ehrenprälat (früher: Päpstlicher Hausprälat) oder Prälat Seiner Heiligkeit genannt wird. Im ursprünglichen Wortsinn bezeichnet Prälat einen geistlichen Würdenträger der katholischen Kirche, dem eine bestimmte oberhirtliche Leitungsgewalt übertragen ist. Der Päpstliche Ehrenprälat darf im Gottesdienst die violette Chorkleidung und außerhalb einen schwarzen Talar mit violetten Knöpfen und violettem Zingulum tragen. Er benutzt ein schwarzes Birett mit einer schwarzen oder violetten Quaste. Die gebräuchliche Anrede ist „Hochwürdigster Herr Prälat“, seltener wird auch „Monsignore“ verwendet. Weltweit tragen fast 6000 Personen diesen Titel.[2]
Im Januar 2014 beendete Papst Franziskus die Vergabe des Titels, welche er schon kurz nach seiner Wahl vorläufig ausgesetzt hatte. Bereits vergebene Titel blieben erhalten.[1]
Apostolischer Protonotar
Die höchste Stufe der Ehrentitel ist Apostolischer Protonotar supra numerum. Den Titel Apostolischer Protonotar führen an sich die in Rom tätigen Protonotare de numero; er wird jedoch auch als höchste päpstliche Auszeichnung an verdiente Diözesanpriester verliehen. Der Apostolische Protonotar trägt die Kleidung des Päpstlichen Ehrenprälaten mit roten Knöpfen und darf zusätzlich einen violetten seidenen Umhang tragen. Ehrenprälaten, d. h. die „Überzähligen Protonotare“, benutzen ein schwarzes Birett mit schwarzer Quaste, nur die wirklichen Protonotare mit violetter. Apostolische Protonotare zählen zu den Mitgliedern der Päpstlichen Familie. Im Januar 2014 wurde die kurz nach der Papstwahl 2013 ausgesetzte Neuvergabe des Titels von Papst Franziskus gänzlich gestoppt.[1]
Veröffentlichung
Die Verleihung eines päpstlichen Ehrentitels geschieht mittels einer im Vatikanischen Staatssekretariat ausgefertigten Urkunde. In der Regel wird sie dem geehrten Priester in einer feierlichen Zeremonie durch den Diözesanbischof seines Bistums überreicht, nachdem sie diesem über die Apostolische Nuntiatur zugestellt wurde.
Alle Träger dieser drei Ehrentitel werden im Annuario Pontificio aufgeführt, die Ehrenkapläne nur im Register.
Im September 2013 war die Meldung, dass Papst Franziskus bis auf weiteres keine päpstlichen Ehrentitel an Kleriker mehr vergebe, in italienischen Medien verbreitet worden.[3] Anfang 2014 ging die inoffizielle Meldung durch die Medien, wonach Papst Franziskus künftig den Ehrentitel des Prälaten nicht mehr und den Ehrentitel des Monsignore nur noch an verdiente Kleriker ab einem Alter von 65 verleihen möchte. Bereits verliehene Titel blieben jedoch bestehen.[4]
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Fußball in der Vatikanstadt
Die Vatikanstadt verfügt über eine eigene Auswahlmannschaft. Da der Staat jedoch keinen Fußballplatz vorweisen kann, der den FIFA-Normen entspricht, ist die Vatikanstadt weder Mitglied der FIFA noch der UEFA.
Der Vatikan ermittelt den Meister in einer eigenen, aus 16 Mannschaften bestehenden Liga und trägt unterschiedliche Pokalwettbewerbe aus.
Weiteres dazu im Link:
https://de.wikipedia.org/wiki/Fu%C3%9Fball_in_der_Vatikanstadt
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