Eckert & Ziegler - so lief die Diskussion in der Stadthalle
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Eckert & Ziegler - so lief die Diskussion in der Stadthalle
1300 Menschen in der Stadthalle, fast 20 Experten. Vier Stunden Hearing über strahlenden Müll, die es in sich hatten.
1300 Besucher, Rieseninteresse, große Emotionen, viele Widersprüche, wenig Versöhnliches, aber dafür eine Megadosis an Informationen gleich einer ganzen Heerschar von Verantwortlichen und Experten – das war gestern Abend der überwiegende Eindruck der Anhörung zum Strahlenschutz in Thune und zu den Aktivitäten der Firma Eckert & Ziegler. Das Hearing war vom Rat der Stadt als Entscheidungsgrundlage beschlossen und mit Spannung erwartet worden. Es gab vor der Halle Proteste von Bürgern. Dann jedoch verlief die Veranstaltung ohne Störungen und überwiegend sachlich. Allerdings prallten die Meinungen zum Teil unversöhnlich aufeinander. Über vier Stunden zog sich die von Udo Dettmann moderierte Veranstaltung hin.
"Es wird einfach nicht mit gesundem Menschenverstand geschaut: Ist das denn wirklich ein geeigneter Standort?", fragte Dr. Thomas Huk von der Bürgerinitiative Strahlenschutz BISS unter großem Beifall. Die Bürger und Anwohner könnten nicht hinnehmen, dass in Thune eine Anlage direkt am Wohngebiet und dicht an einer Schule stehe, von der eine ähnliche Strahlenbelastung wie von einem Atomkraftwerk ausgehe. Zwar ist diese sehr gering und bewegt sich innerhalb der Schwankungsbreite der natürlich vorkommenden Radioaktivität, doch über die Wirkungen von Niedrigststrahlung - auch auf Kinder - gibt es mittlerweile neue Erkennnisse der Wissenschaft und eine Studie des Bundesamtes für Strahlenschutz, über die auch gestern Abend berichtet wurde. Klar ist: Jede zusätzliche Strahlenbelastung sollte und muss möglichst vermieden werden.
Vor allem schürt der Bauantrag der Firma Eckert & Ziegler das Misstrauen der Anwohner. Auf einem angrenzenden Gelände soll eine Halle errichtet werden, um dort Container unterzubringen. Die Bürgerinitiative befürchtet, dass Thune damit zur "Drehscheibe für Atommüll" werden könnte. Der Antrag auf Erweiterung setzt die Stadt unter Zugzwang. Der Rat der Stadt muss die Weichen stellen - entweder schiebt er den Eckert-und-Ziegler-Aktivitäten rechtlich unanfechtbar einen Riegel vor oder er macht den Weg für die Erweiterung frei. Firmenchef Dr. Andreas Eckert versprach in der emotionsgeladenen Diskussion gestern Abend gleich mehrfach: Es gehe nicht um eine Ausweitung neuer Aktivitäten, sondern lediglich um Modernisierung der bestehenden – und damit letztlich um mehr Sicherheit. Auch die Bürger profitierten davon, wenn Container statt freizustehen in der neuen Halle gelagert werden könnten. Eckert machte deutlich, dass es in Thune nicht um "die Atomindustrie oder Kernspaltung" gehe, sondern um nicht-wärmeerzeugende radioaktive Abfälle aus der Medizin. Viele Bürger beruhigt das nicht. Das mache keinen Unterschied, wenn die Werte an einzelnen Messpunkten höher als in der Nähe eines Atomkraftwerkes oder Zwischenlagers seien. In einem Wohngebiet sei dies auf keinen Fall hinzunehmen.
Andreas Aplowski. Leiter des Staatlichen Gewerbeaufsichtsamtes, erklärte, bei der Überwachung von Eckert & Ziegler gehe alles nach Recht und Gesetz. Hier könne man nicht nach Gutdünken vorgehen, auch das Unternehmen und seine Mitarbeiter bräuchten eine verlässliche Grundlage. Dr. Elke Bruns-Philipps vom Niedersächsischen Landesgesundheitsamt teilte mit, in Thune und Umgebung habe sich in den vergangenen Jahren keine gehäufte Zahl von Todesfällen mit der Ursache Krebs gezeigt. Auch gebe es keine Anhaltspunkte für eine gehäufte Anzahl von Krebserkrankungen, wie eine Anfrage an das Kinderkrebsregister für den Postleitzahlbereich 3180 ergeben habe. Dies werde jedoch gemeinsam mit der Bürgerinitiative weiter beobachtet.
Schließlich gab es doch noch ansatzweise versöhnliche Töne: Eckert bot der BISS und Robin Wood eine Offenlegung des radioaktiven Inventars auf dem Firmengelände an, wenn diese es nicht veröffentlichen. Ansonsten könne sein Unternehmen Schaden nehmen, wenn internationale Mitbewerber Geschäftsgeheimnisse erführen. In Richtung Rat der Stadt sagte Eckert: Bevor Entscheidungen getroffen werden, sollte die Entscheidung der Justiz über die anhängigen Anzeigen auch gegen sein Unternehmen abgewartet werden. Peter Meyer von der Bürgerinitiative Strahlenschutz warf hingegen die grundlegende Frage auf, ob derart sensible Anlagen überhaupt in der Nähe zu Wohnhäusern und Schulen gebaut beziehungsweise erweitert werden sollten. Klar wurde am Ende: Die Diskussion wird weitergehen, für etwas mehr Transparenz könnte demnächst gesorgt werden. Moderator Udo Dettmann regte einen runden Tisch an. Am 28. Februar wird sich der Rat der Stadt erneut mit Eckert & Ziegler und seinen Plänen beschäftigen – sei es nun zur Erweiterung oder zur Modernisierung. Das Thema wird die Stadt mit Sicherheit noch länger beschäftigen.
Quelle
1300 Besucher, Rieseninteresse, große Emotionen, viele Widersprüche, wenig Versöhnliches, aber dafür eine Megadosis an Informationen gleich einer ganzen Heerschar von Verantwortlichen und Experten – das war gestern Abend der überwiegende Eindruck der Anhörung zum Strahlenschutz in Thune und zu den Aktivitäten der Firma Eckert & Ziegler. Das Hearing war vom Rat der Stadt als Entscheidungsgrundlage beschlossen und mit Spannung erwartet worden. Es gab vor der Halle Proteste von Bürgern. Dann jedoch verlief die Veranstaltung ohne Störungen und überwiegend sachlich. Allerdings prallten die Meinungen zum Teil unversöhnlich aufeinander. Über vier Stunden zog sich die von Udo Dettmann moderierte Veranstaltung hin.
"Es wird einfach nicht mit gesundem Menschenverstand geschaut: Ist das denn wirklich ein geeigneter Standort?", fragte Dr. Thomas Huk von der Bürgerinitiative Strahlenschutz BISS unter großem Beifall. Die Bürger und Anwohner könnten nicht hinnehmen, dass in Thune eine Anlage direkt am Wohngebiet und dicht an einer Schule stehe, von der eine ähnliche Strahlenbelastung wie von einem Atomkraftwerk ausgehe. Zwar ist diese sehr gering und bewegt sich innerhalb der Schwankungsbreite der natürlich vorkommenden Radioaktivität, doch über die Wirkungen von Niedrigststrahlung - auch auf Kinder - gibt es mittlerweile neue Erkennnisse der Wissenschaft und eine Studie des Bundesamtes für Strahlenschutz, über die auch gestern Abend berichtet wurde. Klar ist: Jede zusätzliche Strahlenbelastung sollte und muss möglichst vermieden werden.
Vor allem schürt der Bauantrag der Firma Eckert & Ziegler das Misstrauen der Anwohner. Auf einem angrenzenden Gelände soll eine Halle errichtet werden, um dort Container unterzubringen. Die Bürgerinitiative befürchtet, dass Thune damit zur "Drehscheibe für Atommüll" werden könnte. Der Antrag auf Erweiterung setzt die Stadt unter Zugzwang. Der Rat der Stadt muss die Weichen stellen - entweder schiebt er den Eckert-und-Ziegler-Aktivitäten rechtlich unanfechtbar einen Riegel vor oder er macht den Weg für die Erweiterung frei. Firmenchef Dr. Andreas Eckert versprach in der emotionsgeladenen Diskussion gestern Abend gleich mehrfach: Es gehe nicht um eine Ausweitung neuer Aktivitäten, sondern lediglich um Modernisierung der bestehenden – und damit letztlich um mehr Sicherheit. Auch die Bürger profitierten davon, wenn Container statt freizustehen in der neuen Halle gelagert werden könnten. Eckert machte deutlich, dass es in Thune nicht um "die Atomindustrie oder Kernspaltung" gehe, sondern um nicht-wärmeerzeugende radioaktive Abfälle aus der Medizin. Viele Bürger beruhigt das nicht. Das mache keinen Unterschied, wenn die Werte an einzelnen Messpunkten höher als in der Nähe eines Atomkraftwerkes oder Zwischenlagers seien. In einem Wohngebiet sei dies auf keinen Fall hinzunehmen.
Andreas Aplowski. Leiter des Staatlichen Gewerbeaufsichtsamtes, erklärte, bei der Überwachung von Eckert & Ziegler gehe alles nach Recht und Gesetz. Hier könne man nicht nach Gutdünken vorgehen, auch das Unternehmen und seine Mitarbeiter bräuchten eine verlässliche Grundlage. Dr. Elke Bruns-Philipps vom Niedersächsischen Landesgesundheitsamt teilte mit, in Thune und Umgebung habe sich in den vergangenen Jahren keine gehäufte Zahl von Todesfällen mit der Ursache Krebs gezeigt. Auch gebe es keine Anhaltspunkte für eine gehäufte Anzahl von Krebserkrankungen, wie eine Anfrage an das Kinderkrebsregister für den Postleitzahlbereich 3180 ergeben habe. Dies werde jedoch gemeinsam mit der Bürgerinitiative weiter beobachtet.
Schließlich gab es doch noch ansatzweise versöhnliche Töne: Eckert bot der BISS und Robin Wood eine Offenlegung des radioaktiven Inventars auf dem Firmengelände an, wenn diese es nicht veröffentlichen. Ansonsten könne sein Unternehmen Schaden nehmen, wenn internationale Mitbewerber Geschäftsgeheimnisse erführen. In Richtung Rat der Stadt sagte Eckert: Bevor Entscheidungen getroffen werden, sollte die Entscheidung der Justiz über die anhängigen Anzeigen auch gegen sein Unternehmen abgewartet werden. Peter Meyer von der Bürgerinitiative Strahlenschutz warf hingegen die grundlegende Frage auf, ob derart sensible Anlagen überhaupt in der Nähe zu Wohnhäusern und Schulen gebaut beziehungsweise erweitert werden sollten. Klar wurde am Ende: Die Diskussion wird weitergehen, für etwas mehr Transparenz könnte demnächst gesorgt werden. Moderator Udo Dettmann regte einen runden Tisch an. Am 28. Februar wird sich der Rat der Stadt erneut mit Eckert & Ziegler und seinen Plänen beschäftigen – sei es nun zur Erweiterung oder zur Modernisierung. Das Thema wird die Stadt mit Sicherheit noch länger beschäftigen.
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